Medienmitteilung «Wir sind auf einem guten Weg, aber es reicht nicht»

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Luzern, 17. November 2015
Medienmitteilung
Europa Forum Luzern erfolgreich beendet
«Wir sind auf einem guten Weg,
aber es reicht nicht»
„Energiepolitik ist heute Klimapolitik und Wirtschaftspolitik. Jedes
Land agiert verschieden, aber die Auswirkungen sind international“,
fasste Bundesrätin Doris Leuthard die aktuelle Energie-Situation am
öffentlichen Abend des Europa Forum Luzern vor über 1‘000
Interessierten zusammen.
„Weltweit hat sich die Bevölkerung im letzten Jahrhundert vervierfacht.
Der Energiehunger hat sich vervierzigfacht. Mehr Menschen, mehr
Wirtschaftswachstum, mehr Mobilität – dieses Wachstum führt zu einem
globalen Temperaturanstieg und einer dramatischen Erhöhung der CO2Emissionen. Damit die weltweite Energienachfrage gedeckt werden kann,
ist eine stärkere Koordination gefragt. Dieses internationale Umfeld
können wir Schweizer nur marginal beeinflussen. Aber wir können
unseren eigenen Verbrauch steuern, mittels Forschung neue
Technologien ermöglichen und damit einen Nutzen für alle stiften. Mit der
Energiestrategie steht die Energieeffizienz im Fokus. Im Moment sind die
Preise zwar tief, daher sind die Anreize nicht gar so gross. Aber mit
steigenden Preisen werden sich die Investitionen wieder auszahlen“,
zeigte sich Bundesrätin Doris Leuthard überzeugt. Denn was wir mit der
Energiestrategie in dieser Generation nicht lösen könnten, führe zu
schmelzenden Gletschern, einer Veränderung des Weltklimas und damit
auch zu einer Erhöhung des Meeresspiegels. Es brauche ein weltweites,
gemeinsames Vorgehen, damit wir unseren Kindern eine Welt
hinterlassen, in der das Leben immer noch lebenswert sei.
Lenkungsabgabe versus Subventionen
In der anschliessenden Podiumsdiskussion wurde über die Stärken und
Schwächen der schweizerischen Energiepolitik debattiert. Remo Lütolf,
CEO von ABB Schweiz, meinte, dass man mit der derzeitigen Diskussion
im Parlament zur Energiestrategie auf dem richtigen Weg sei. Die
eingesparte Energie sei natürlich die günstigste, der Ausbau von
erneuerbaren Energien sei möglich, aber dennoch bestehe ein CO2Problem. Einstimmig begrüsste die Runde denn auch eine CO2-
Lenkungsabgabe. Lino Guzzella, ETH-Präsident, ortete bei den
Speichermöglichkeiten grössere Herausforderungen. Robert Lombardini,
Verwaltungsratspräsident Axpo-Holding, monierte die internationale
Subventionierung von Strom aus Sonne und Wind, die der
Energieindustrie in der Schweiz derzeit sehr zu schaffen mache. Der SPNationalrat Eric Nussbaumer merkte an, dass es eine gewisse
technologische Anschubfinanzierung brauche, denn die Energiewende
sei nicht kostenlos zu haben. Dafür brauche es aber verlässliche
Rahmenbedingungen für Investitionen. Einig war sich die Runde auch,
dass die Eigenverantwortung gefordert sei: Jeder einzelne könne sehr
viel in Sachen Energieeffizienz in der Nutzung von erneuerbaren
Energien und bei der Mobilität beisteuern.
Energieversorgung: die globale Herausforderung
Anlässlich des Symposiums vor 300 Fachleuten vermittelte Christoph
Frei vom World Energy Council einen Überblick zur weltweiten
Energiesituation: „Die Welt steht energiepolitisch vor riesigen
Herausforderungen. Aufgrund des wirtschaftlichen Wohlstands und des
Bevölkerungswachstums in aufstrebenden Schwellenländern wie Indien
und China muss das globale Energiesystem weiter ausgebaut und
transformiert werden. Das erklärte Klimaziels einer maximalen
Erwärmung von 2 Grad kann in Europa wohl eingehalten werden, nicht
aber in Asien. Für den Aufbau der Energiewende braucht es riesige
Investitionen sowie eine weltweite CO2-Lenkungsabgabe.“ Zur Situation
in Europa meinte Oliver Geden von der Stiftung Wissenschaft und Politik
(SWP): „Das Grundprinzip der EU-Energiepolitik ist auf Nachhaltigkeit,
Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit ausgerichtet. Dabei
setzt jedes Land seine eigenen Prioritäten. Die Energie-Union ist eine
Konsensformel zur Überdeckung verstärkter interner Konflikte und
wachsender konzeptioneller Widersprüche. Demnächst wird in Brüssel
eine neue Energievorlage für ein Energy-Government präsentiert, die den
Rahmen bis 2030 in der Energie- und Klimapolitik absteckt“.
„Es ist drei nach zwölf“
Die Folgen des Klimawandels wie Temperaturanstieg oder Trockenheit
seien bereits heute in der Schweiz spürbar. Deshalb brauche es eine
radikale Transformation der Wirtschaft, ansonsten könnten die
gesteckten Klimaziele bis 2050 nicht erreicht werden, forderte Professor
Andreas Fischlin von der ETH Zürich. Die grossen Herausforderungen für
die Schweizer Energieversorgung skizzierte Walter Steinmann, Direktor
des Bundesamts für Energie: „Die Schweizer Strombilanz ist
ernüchternd. Im Sommer exportieren wir Strom, im Winter importieren wir
und sind damit immer noch abhängig vom Ausland. Diese Abhängigkeit
muss Schritt für Schritt reduziert werden. Dazu braucht es mehr
Energieeffizienz bei Gebäuden, in den Unternehmen sowie in der
Mobilität. Ebenfalls gefordert sind wir beim Energienetz und den
Speichermöglichkeiten.“ Einige Referenten wiesen auf die hohen
Investitionen hin – die Schätzungen gehen von 5 Mia. bis 18 Mia.
Franken für den Schweizer Netzausbau. Hier sei die Finanzwirtschaft
gefordert, meinte Dominik Bollier von Credit Suisse Energy Infrastructure
Partners. Sie solle Anlageprodukte schaffen, damit beispielsweise
Pensionskassen längerfristig Geld in die Energiewirtschaft investieren
könnten. Dazu brauche es aber bessere Rahmenbedingungen: Die
Politik müsse Rechtssicherheit schaffen, damit die Finanzanlagen
planbar und zeitnah realisiert werden könnten.
Das 29. internationalen Europa Forum war wiederum ein voller Erfolg.
Am Fachsymposium trafen sich weit mehr als 300 Entscheidungsträger
der Energiebranche zum Dialog mit Vertretern aus Wirtschaft,
Wissenschaft und Politik. Die öffentlichen Abendveranstaltung war mit
mehr als 1'000 interessierten Besucherinnen und Besucher bereits seit
Wochen ausgebucht.
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Für weitere Informationen sowie die Vermittlung von Interviews wenden Sie sich bitte an:
Beatrice Suter, Tel. +41 (0)79 211 10 44 / oder Ruth Koch Tel. +41 (0)77 447 45 72,
[email protected]
Einige Referat sind als Audio-Beiträge ab Dienstag, 17. November 16 Uhr auf der Webseite
www.europa-forum-luzern.ch abrufbar.
Bilder der Tagung sind hier abrufbar - Quellenangabe „Europa Forum Luzern“ erbeten
Christof Frei,
Secretary General, World Energy Council
Oliver Geden (links),
Forschungsgruppenleiter Stiftung Wissenschaft und Politik
SWP, Berlin
im Gespräch mit Marc Schmidli, Partner PwC Schweiz
Am Symposium des Europa Forum Luzern zum Thema
Jahrhundertherausforderung Energie nahmen über 300
Experten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft teil.
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