Sichern Schutzzölle auf chinesische Solarzellen Jobs in Europa?

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PRO & CONTR A
Fotos: Solarworld AG (l.), Wacker Chemie AG
Sichern Schutzzölle auf chinesische
Solarzellen Jobs in Europa?
Milan Nitzschke, Präsident der Initiative EU Pro Sun
und ­Konzernsprecher des kriselnden Solarmodulherstellers Solarworld
Anton Eisenacker, Betriebsratsvorsitzender und Vize-Aufsichtsratsvorsitzender der weltweit operierenden Wacker Chemie AG
„Ja, denn damit bekommt die Industrie in
„Nein, diese Anti-Dumping-Zölle
Europa wieder eine Chance. Dies zeigt das Beispiel USA, die seit
einem Jahr ähnliche Zölle haben: Seitdem herrscht dort Wettbewerb,
der Markt boomt, und es gibt dort jetzt mehr Solarjobs als vor den
Zöllen. In der europäischen Solarbranche aber mussten immer mehr
Firmen wegen Dumpings aufgeben. Drei Jahre schon verkaufen
chinesische Hersteller ihre Module unter den eigenen Herstellungskosten: Heute liegt Chinas Marktanteil bei 80 Prozent, die Produktvielfalt ist zurückgegangen, Tausende Jobs gehen verloren. Die
200 Milliarden Euro, die die Volksrepublik in Überkapazitäten und
Dumping investiert hat, wird sie sich am Ende wieder holen. Wer
Preise so weit nach unten diktiert, der wird sie auch wieder nach
oben diktieren, wenn er erst einmal ein Monopol hat. Die Maßnahmen der EU richten sich übrigens streng nach dem Recht der
Welthandelsorganisation WTO, das Dumping verbietet. Wenn jetzt
chinesisch finanzierte Organisationen wie die ‚Allianz für bezahlbare
Solarenergie‘ (AFASE) behaupten, mit Zöllen gingen die Preise hoch
und der Markt breche ein, dann ist das schlicht falsch: Es ist das
Dumping, das Wettbewerb, Handel, Märkte und Arbeitsplätze zerstört. Zölle stellen den fairen Wettbewerb wieder her.“
gefährden sogar Arbeitsplätze in Deutschland. Die Wacker Chemie
ist weltweit der zweitgrößte Hersteller des wichtigsten Rohstoffs
für die Solarzellen-Produktion, von Polysilizium. Knapp zwei
Drittel davon liefern wir nach China. Die Chinesen haben nun angedroht, als Vergeltung ebenfalls Strafzölle auf unser europäisches
Polysilizium zu verhängen, sollte die EU weiter auf Zölle für Solarzellen aus dem Reich der Mitte pochen. Dies würde die Exporte
von Wacker verteuern und uns als Zulieferer gegenüber chinesischen
Konkurrenten sehr schaden. Gegenseitige Zollschranken bringen
aber nicht nur Wacker, sondern die Branche der Erneuerbaren in
Deutschland insgesamt in Bedrängnis: Wenn dadurch FotovoltaikModule und ihre Komponenten deutlich teurer werden, werden
weniger Solaranlagen montiert und gewartet. Jobs im Handwerk
und bei den Projektentwicklern stehen damit auf dem Spiel. Für die
Solarbranche ist es aber wichtig, dass Materialien billig zur Verfügung stehen. Nur so kann Solarenergie mit Atomstrom konkurrieren, der günstig ist, weil die Kraftwerke längst abgeschrieben sind.
Kommt es zu einem Handelskrieg, so gefährdet dies Jobs wie auch
das Gelingen der Energiewende gleichermaßen.“
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Mitbestimmung 7+8/2013
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