LIEWO, 12.06.15 - Interview Folgeschwangerschaft

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«Nicht von der Angst, sondern von der Hoffnung leiten lassen.»
Ein Wechselbad der Gefühle
Wenn Frauen eine Fehl- oder Totgeburt erleben und wieder schwanger werden, ähnelt ihr
Gemütszustand einer emotionalen Achterbahnfahrt.
schen Angst und Hoffnung. Das ist
normal und darf sein.
Wie verändert sich das Erleben
einer Schwangeren nach einem
oder mehreren Verlusten?
Ulrike Schatzmann
ist Psychotherapeutin in
Ausbildung unter Supervision
bei schwanger.li. Sie begleitet
unter anderem Frauen in
Folgeschwangerschaften.
Was bedeutet die Folgeschwangerschaft nach einer Fehl- oder
Totgeburt?
Viele Frauen und Paare hoffen nach
dem Verlust eines Kindes, bald wieder schwanger zu werden. Tritt die
Schwangerschaft tatsächlich ein,
wird die Freude darüber meist von der
Angst eines erneuten Verlustes überschattet. Die Gefühle pendeln zwi-
Häufig verlieren Frauen nach einer
Fehl- oder Totgeburt das Vertrauen
in den eigenen Körper und in ihre Fähigkeit, ein gesundes Kind zu bekommen. Sie nehmen dadurch erst
später Kontakt mit ihrem ungeborenen Kind auf. Meist halten sie die
Nachricht über die erneute Schwangerschaft auch gegenüber ihrem
Umfeld zurück. Dadurch isolieren
sie sich und die wichtige, emotionale
Unterstützung vertrauter Menschen
fehlt.
Was hilft den Betroffenen?
Das meist grössere Bedürfnis nach
medizinischer Überwachung führt
oft nur kurz zur Beruhigung. Es
braucht Zeit, um sich erneut auf eine
Schwangerschaft einlassen zu können und anzuerkennen, dass dies eine
eigene Schwangerschaft mit einem
weiteren Kind ist. Oft tritt die erwünschte Beruhigung umgehend ein,
sobald sich Eltern entschliessen, sich
ihrem Kind aktiv zuzuwenden und
sich dem sozialen Umfeld zu öffnen.
Wie kann der Partner die
Schwangere unterstützen?
Betroffene Frauen benötigen vor allem Verständnis für das Ausmass ihrer
Sorge. Es ist für das Paar wichtig, ihre
Wünsche und Bedürfnisse zu äussern,
um so die Zeit der Schwangerschaft
bewusst zu gestalten.
Wie kann man Hoffnung schöpfen, dass es dieses Mal gut geht?
Es ist hilfreich, die erlebte Verunsicherung im Gespräch mit dem Partner
oder mit einer Fachperson zu formulieren und einordnen zu können. Es
entlastet zu hören, dass das Wiederholungsrisiko einer Fehl- / Totgeburt
gering ist. Dann kann das Paar leichter sagen: «Obwohl wir wissen, dass
es keine Garantie gibt, lassen wir uns
erneut ein. Wir sind guter Hoffnung.»
Wann ist psychologische
Beratung sinnvoll?
Wenn sich nach der ersten Zeit der
starken Gefühle gar keine Freude einstellen möchte, die Trauer um das verstorbene Kind noch gross ist oder
wenn ähnliche Probleme wie in der
vorherigen Schwangerschaft auftre-
ten. Auch die Ohnmachtsgefühle des
Umfeldes können verunsichern.
Dann ist professionelle Unterstützung hilfreich.
Wie unterstützt schwanger.li?
Ergänzend zur medizinischen Betreuung stärken wir das Vertrauen der
Frau in sich selbst und in ihren Körper. Zudem unterstützen wir den Aufbau der vorgeburtlichen Eltern-KindBindung, damit die Frau wieder Zuversicht für einen positiven Verlauf
der Schwangerschaft und der Geburt
entwickeln kann.
In Schaan, Buchs und in Feldkirch.
Wir informieren, beraten und
unterstützen Sie rund um
Schwangerschaft und Geburt.
Beratungsstelle Schaan:
Bahnhofstrasse 16
Tel.: 0848 00 33 44
[email protected]
www.schwanger.li
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