August 08/14: Überarbeitete Kriterien für die Diagnose und Klassifikation von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen Kernaussagen: Neue endoskopische und bildgebende Verfahren sowie die zunehmende Verfügbarkeit serologischer und fäkaler Biomarker haben zu einem besseren Verständnis des natürlichen Verlaufs und des Phänotyps von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) geführt. Dies sollte auch zu Verbesserungen in der klinischen Praxis führen. Levine A, Koletzko S, Turner D, et al. ESPGHAN Revised Porto Criteria for the Diagnosis of Inflammatory Bowel Disease in Children and Adolescents (Überarbeitete ESPGHAN-Kriterien von Porto für die Diagnose von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen) J Pediatr Gastroenterol Nutr 2014; 58(6):795-806 Hintergrund: In jüngerer Zeit gab es zahlreiche Fortschritte bei der Diagnose und Klassifikation chronischentzündlicher Darmerkrankungen die erstmalig im Kindesalter auftreten (pediatric-onset inflammatory bowel disease, PIBD). Diese Fortschritte basieren auf der zunehmenden Verfügbarkeit serologischer und fäkaler Biomarker sowie dem Aufkommen neuer endoskopischer und bildgebender Verfahren. Angesichts dieser neuen Entwicklungen ist eine Aktualisierung des ursprünglichen Klassifikationssystems von Paris und der neueren Kriterien von Porto erforderlich. Eine internationale Gruppe europäischer PIBD-Experten setzte die verfügbaren Erkenntnisse in Empfehlungen und so genannte "Praxispunkte" um, in denen die übliche Praxis wiedergegeben wird. Zusammenfassung: Teil 1: Diagnose von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) – sollte auf einer Kombination aus Verlauf, physischer Untersuchung und Laboruntersuchung, Ösophagogastroduodenoskopie (ÖGD) und Ileokoloskopie basieren. Sehr wichtig ist der Ausschluss von Darminfektionen. Diagnose und Klassifikation von Colitis ulcerosa (Cu) – stützt sich auf die Identifikation eines typischen Phänotyps durch Koloskopie und den Ausschluss von Morbus Crohn (MC) und infektiöser Kolitis. Diagnose von MC – vollständig beschrieben in der Paris-Klassifikation und relativ unverändert. Diagnose von CED-unklassifiziert (CED-U) – bezieht sich auf Patienten mit definitiver CED, jedoch mit Merkmalen, die zwischen Cu und MC fallen. Serologie und Subtyp von CED – mit keinem serologischen Muster kann die Diagnose von Cu ausgeschlossen werden, da die Aussagekraft allen verfügbaren Antikörpertests bis heute unzureichend ist. Teil 2: Diagnostische Aufarbeitung von Kindern mit Verdacht auf CED – neue Empfehlungen sollen als Unterstützung beim diagnostischen Nachweis sowie bei der Beurteilung des Sitzes der Erkrankung, des Ausmaßes und Schweregrads und für das Erkennen von Komplikationen dienen. Erste Bluttests sollten ein großes Blutbild, Entzündungsmarker, Albumin, Transaminasen und GT umfassen. Fäkales Calprotectin ist für den Nachweis von Darmentzündungen jedem Blutmarker überlegen. Neue Bildgebungsverfahren sind hilfreich. Kommentar: Diese Kriterien für die Diagnose von PIBD (Dokument empfohlen von ESPGHAN) spiegeln die Entwicklungen bei PIBD, die Fortschritte bei diagnostischen Bildgebungsmodalitäten und der Endoskopie sowie bei serologischen und fäkalen Biomarkern in einer evidenzbasierten Interpretation durch erfahrene Experten auf diesem Gebiet wider. Die Kriterien sollen Klinikern und letztlich den Patienten in der täglichen Raxis und im Umgang mit der Erkrankung unterstützen.