FOR EXPERTS Schottische Studie zeigt: Viel hilft viel qualitativ hochwertigem Protein nach dem Krafttraining ausreicht, um die MPS-Stimulation während der Erholungsphase zu maximieren. Jedoch nehmen die Wissenschaftler an, dass Sportler mit größerer Muskelmasse potenziell größere Mengen von Protein zu sich nehmen müssen, um eine maximale MPSStimulation zu erzielen. Darüber hinaus soll die beim Training involvierte Muskelmasse die MPSReaktion beeinflussen. Ganzkörpertraining soll die Durchblutung in hohem Maße erhöhen. Dementsprechend steigt der Verbrauch von Aminosäuren in dem aktivierten Gewebe. Daher benötigt der Körper wahrscheinlich mehr Protein, um die adäquate Versorgung mit Aminosäuren sicherzustellen. Mehr Weizenprotein verbessert die Muskelsynthese Das Forschungsteam der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Sport der Universität Stirling in Schottland hat eine Studie in der Zeitschrift „Physiological Reports“ veröffentlicht, in der es zeigen konnte, dass die Muskelproteinsynthesereaktion nach einem Ganzkörperkrafttraining nach der Einnahme von 40 g Weizenprotein stärker ist als nach der Einnahme von 20 g. Reaktion der myofibrillären Proteinsynthese Wissenschaftler von der Universität Stirling in Schottland haben kürzlich Ergebnisse zu diesem Thema in der Zeitschrift „Physiological Reports“ (Macnaughton et al., 2016) veröffentlicht. Ihr Hauptziel war es, die Reaktion der myofibrillären Proteinsynthese auf verschiedene Mengen der von zwei Gruppen nach einem Ganzkörperkrafttraining aufgenommenen Proteine zu bestimmen, wobei sich die beiden Gruppen hinsichtlich der fettfreien Körpermasse unterschieden. 30 junge gesunde Männer mit Erfahrung im Krafttraining wurden entsprechend ihrer fettfreien Körpermasse (LBM) in zwei Gruppen eingeteilt. 15 Teilnehmer mit einer LBM < 65 kg wurden als LLBM-Gruppe und 15 Teilnehmer mit einer LBM > 70 kg wurden als HLBM-Gruppe kategorisiert. Zu Beginn der Studie wurde die LBM der Teilnehmer durch Dual-Röntgen-Absorptiometrie bestimmt. Für jeden Teilnehmer wurde das One Repetition Maximum an Krafttrainingsmaschinen gemessen: Brustpresse, Latzug, Beinbeuger, Beinpresse und Beinstrecker. Nach einer Woche wurde das One Repitition Maximum erneut bestimmt. Die Teilnehmer führten drei Tage lang ein Ernährungstagebuch, das individuell analysiert wurde. Anschließend wurde Was passiert bei der Muskelproteinsynthese? Bei der Muskelproteinsynthese geht es um die spezielle Neubildung von Proteinen in den Muskelzellen. Was ist eine Blindstudie? Eine Blindstudie ist eine Form eines Experiments, bei der die Versuchspersonen nicht wissen, ob sie der Experimental- oder der Kontrollgruppe angehören. Dadurch wird der Einfluss von Erwartungen und Verhaltensweisen, die durch diese Information ausgelöst würden, eliminiert. Blindstudien sind besonders in der medizinischen und psychologischen Forschung weit verbreitet. Quelle: https://de.wikipedia.org/ wiki/Blindstudie Was sind Aminosäuren? Die Bezeichnung Aminosäuren wird oft verkürzend synonym zu proteinogene Aminosäuren benutzt für jene Aminosäuren, die Bausteine der Proteine sind. Quelle: https://de.wikipedia.org/ wiki/Aminos%C3%A4uren Was passiert bei der Proteinsynthese? Die Proteinsynthese bezeichnet die Erzeugung von Proteinen. Quelle: https://de.wikipedia.org/ wiki/Proteinsynthese 100 l body LIFE 12 I 2016 D as Studiendesign entsprach einer randomisierten Doppelblindstudie mit 30 Teilnehmern in zwei Gruppen, die sich hinsichtlich ihrer fettfreien Körpermasse unterschieden. Beide Gruppen führten ein Krafttraining durch, dem die Einnahme von 40 g bzw. 20 g qualitativ hochwertigen Proteins folgte. Anschließend wurden Blutproben und Muskelbiopsien analysiert. Die Autoren fanden heraus, dass nicht die Gesamtmuskelmasse eines Sportlers die Muskelproteinsynthese beeinflusst, sondern dass die Muskelmasse, die trainiert wird, entscheidend zu sein scheint. Je mehr Muskelmasse, desto mehr Protein ist nötig Die Ernährung spielt für Sportler eine außerordentlich wichtige Rolle. Sie ist entscheidend für die Er- holung und die Hypertrophie des Muskelgewebes besonders nach dem Krafttraining. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse sprechen dafür, dass die Bereitstellung und die Menge der eingenommenen Aminosäuren eine spezielle Rolle für die Stimulation der myofibrillären Proteinsynthese (MPS) spielt. Die Kombination von Krafttraining und Aminosäuresupplementierung führt zu einer höheren MPS-Stimulation als die Proteinsupplementierung allein. Weitere Studien könnten zeigen, ob auch die Art des Proteins und der Zeitpunkt der Aminosäureeinnahme die Synthese von Muskelproteinen beeinflussen kann. Dennoch scheint die eingenommene Proteinmenge der wichtigste Faktor für die Muskelerholung nach dem Krafttraining zu sein. Für das Beinkrafttraining konnten die Wissenschaftler zeigen, dass eine 20- bis 25-g-Dosis von www.facebook.com/bodylife Anzeige Link-Tipp Besuchen Sie uns unter: www.bodylife.com/egym Foto: www.shutterstock.de/Alex Malikov Was ist eine Muskelbiopsie? Die Muskelbiopsie ist ein Verfahren zur Entnahme von Muskelgewebe, das der Diagnostik von Muskelerkrankungen dient; zumeist wird sie in örtlicher Betäubung durchgeführt. Quelle: https://de.wikipedia.org/ wiki/Muskelbiopsie www.bodylife.com jeder Versuchsperson die Kost für die zweitägige Phase vor dem Versuch in Form eines Lebensmittelpakets ausgehändigt. Außerdem führten die Teilnehmer ein siebentägiges Aktivitätstagebuch und wurden angewiesen, während der Versuchsphase ihr Aktivitätsniveau konstant zu halten. Randomisierte Zwei-GruppenDoppelblindstudie Die Experimente begannen mit der Bestimmung von Körpergewicht und -größe. Eine Kanüle wurde in die Unterarmvene eingeführt, um eine Blutprobe zu entnehmen. Danach erhielten die Teilnehmer ein standardisiertes Frühstück und blieben zwei Stunden lang in halber Rückenlage, um anschließend eine Infusion mit einem stabilen Isotop (L-13C6Phenylalanin) als Tracersubstanz zu erhalten – einer Aminosäure mit nicht radioaktiven Kohlenstoffisotopen. Eine zweite Kanüle wurde in die Vene des anderen Arms eingeführt, um wiederholte Blutproben zu entnehmen. Eine Stunde nach dem Beginn der Infusion starteten die Teilnehmer mit dem Krafttraining an folgenden Maschinen: Brustpresse, Latzug, Beinbeuger, Beinpresse und Beinstrecker. Das Training wurde mit 75% des individuellen One Repetition Maximums mit einem Rhythmus von 1 s konzentrischer, gefolgt von 2 s exzentrischer Kontraktion durchgeführt. Jeder Teilnehmer führte drei komplette Sätze mit zehn Wiederholungen und einen vierten Satz bis zum Muskelversagen durch. Direkt nach dem Training wurde eine erste Muskelbiopsie aus dem Musculus vastus lateralis entnommen. Danach nahmen die Teilnehmer ein Getränk mit 20 g bzw. 40 g Weizenproteinisolat (mit 6% Phenylalanin-Tracer) ein. Drei und fünf Stunden nach dem Training wurden eine zweite und eine dritte Muskelbiopsie vom selben Bein entnommen. Zu verschiedenen Zeitpunkten wurden außerdem arterielle Blutproben entnommen. Die Infusion wurde fünf Stunden nach dem Ende des Krafttrainings beendet. Die zweite Trainingssitzung wurde zwei Wochen später durchgeführt, wobei die Teilnehmer die zweite Proteindosis zu sich nahmen und die Biopsien am anderen Bein entnommen wurden. Die Blutplasmaproben wurden hinsichtlich ihrer Leucin-, Phenylalanin- und Threoninkonzentrationen analysiert. Diese waren 45, 60 und 90 Minuten nach dem Training bei beiden Gruppen (LLBM & HLBM) signifikant höher als vor dem Training. Bei den Teilnehmern, die 40 g Weizenprotein zu sich genommen hatten, waren die Konzentrationen signifikant höher als bei denen, die 20 g Weizenprotein zu sich genommen hatten. Bei der 40-g-Gruppe war außerdem die intrazelluläre Leukinkonzentration nach 180 und 300 Minuten höher als bei der 20-g-Gruppe. Die intrazelluläre Phenylalaninkonzentration zeigte keine Unterschiede zwischen den Gruppen, den Dosierungen oder im Zeitverlauf. TRAINING Wofür steht die Abkürzung LBM? LBM steht für “Lean Body Mass”. Wofür steht die Abkürzung LLBM? LLBM steht für “Lower Lean Body Mass”. Wofür steht die Abkürzung HLBM? HLBM steht für “Higher Lean Body Mass”. Was sind Tracersubstanzen? Tracersubstanzen sind chemische Substanzen, die mit einem radiologisch aktivem Stoff markiert wurden. Sie reichern sich im Gewebe an und dadurch kann die Funktion des jeweiligen Organs überprüft werden. Defi nition Dual-Röntgen -Absorptiometrie Die Dual-Röntgen-Absorptiometrie (deutsch Doppelröntgenabsorptiometrie) ist ein röntgendiagnostisches Verfahren zur Bestimmung der Körperzusammensetzung. Quelle: https://de.wikipedia.org/ wiki/Dual-R%C3%B6ntgenAbsorptiometrie Der Musculus vastus lateralis Der Musculus vastus lateralis ist einer der vorderen Muskeln des Oberschenkels. Quelle: https://de.wikipedia.org/ wiki/Musculus_vastus_lateralis Defi nition von Leucin-, Phenylalanin und Threonin Phenylalanin ist eine chirale, aromatische Aminosäure die in der Natur als Proteinbestandteil vorkommt und für den Menschen eine essentielle proteinogene Aminosäure ist Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Phenylalanin Threonin ist in seiner natürlichen L-Form eine essentielle proteinogene Aminosäure. Quelle: https:// de.wikipedia.org/wiki/Threonin Leucin ist eine proteinogene Aminosäure. Für höhere Lebewesen ist L-Leucin eine essentielle Aminosäure, die vermutlich für den Energiehaushalt im Muskelgewebe eine zentrale Rolle spielt. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/ Leucin l body LIFE 12 I 2016 101 Ergebnis Wofür steht die Abkürzung MPS? Die Abkürzung MPS steht für Muskelproteinsynthese. Was versteht man unter Proteinkinase? Proteinkinasen sind Enzyme, die den Transfer einer Phosphatgruppe von einem Donor (meist ATP) auf die Seitenketten-Hydroxy-(OH-)Gruppe einer Aminosäure katalysieren. Quelle: https://de.wikipedia.org/ wiki/Proteinkinase 102 l body LIFE 12 I 2016 Die Muskelgewebeproben wurden hinsichtlich der fraktionalen myofibrillären Proteinsyntheserate (FSR) analysiert. Die FSR errechnet sich aus dem Verhältnis der Prä- und Posttrainingswerte der Muskelbiopsieparameter, z.B. der Anreicherung gebundenen Phenylalanins und der Tracereinbindung in das Muskelprotein. Es gab keinen signifikanten Unterschied zwischen den Proteindosen bzw. den LBMGruppen. Auch bei der FSR gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen der HLBM- und der LLBM-Gruppe. Wenn aber alle Teilnehmer der Gruppen (HLBM 20 g + LLBM 20 g & HLBM 40 g + LLBM 40 g) kombiniert wurden, ergab sich ein signifikanter Effekt der Proteindosis auf die FSR. Die myofibrilläre FSR der 40-g-Gruppe war signifikant höher (~20%) als die der 20-g-Gruppe zu allen Zeitpunkten nach der Aminosäureeinnahme. Dabei wies die Aktivität einer Proteinkinase (p70S6K1), welche die myofibrilläre Proteinsynthese stimuliert, keine Unterschiede zwischen der 20-g- und der 40-g-Bedingung auf. Insgesamt zeigen die Ergebnisse zum ersten Mal, dass die Einnahme von 40 g Weizenprotein nach dem Ganzkörperkrafttraining bei jungen gesunden Männern zu einer erhöhten Stimulation der MPS führt. Demgegenüber sind 20 g Protein nicht ausreichend, um eine maximale MPS-Reaktion zu stimulieren. Die Gesamtmuskelmasse eines Sportlers scheint die MPS nicht zu erhöhen, da die MPS-Erhöhung nach der Einnahme von 40 g Protein sowohl in der HLBM- als auch in der LLBM-Gruppe größer war als nach der Einnahme von 20 g Protein. Dennoch ist die Masse der Muskeln, die trainiert werden, von Bedeutung. Im Vergleich zu ein- oder beidseitigem Krafttraining wird beim Ganzkörperkrafttraining mehr Protein benötigt, um eine adäquate MPS zu stimulieren. Weitere Infos Die ausführliche Studie finden Sie auf unserer Homepage unter http://www.bodylife.com/ aktuell/studien.html www.facebook.com/bodylife