MARKT & POLITIK • MARCHÉ & POLITIQUE Palmfett: Es gäbe Alternativen Geht es um Fette in der Lebensmittelindustrie, kommt man am Palmfett nicht vorbei. Eine Palmfett-Alternative ist durchgehärtetes Rapsöl. Aber der Begriff «ganz gehärtet» erschreckt die Konsumenten - zu Unrecht. ROLAND WYSS-AERNI. Fett gehört zu einer gesunden Ernährung. Fett ist Energiespeicher, Lösungsmittel für fettlösliche Vitamine und Schutzpolster für innere Organe. Fette und Öle hatten lange einen schlechten Ruf als Dickmacher, der in den letzten Jahren wieder etwas revidiert wurde. Die Diskussionen um Transfette, gesättigte und ungesättigte Fettsäuren, um tierische und pflanzliche Fette und Cholesterin sind für die Konsumenten teilweise unübersichtlich und verwirrend (siehe Kasten «Gesunde und weniger gesunde Öle und Fette»). Für die Lebensmittelindustrie haben Fette neben den ernährungsphysiologischen Eigenschaften auch wichtige Funktionen als Geschmacksträger und als Strukturgeber für feste oder cremige Texturen in Lebensmitteln. Traditionellerweise wurden dafür tierische Fette wie Butter, Schweineschmalz oder Rinderfett verwendet. In Italien sind tierische Fette in Backwaren immer noch verbreitet, in Mitteleuropa führt der Vegi-Trend seit längerem dazu, dass immer mehr pflanzliche Fette verwendet werden. Unschlagbare Eigenschaften Und hier kommt die Industrie bisher um das Palmfett oder Palmöl nicht herum. Palmfett ist wie andere tropische Öle flüssig, wenn es gewonnen wird, und fest, wenn es zur Verarbeitung in Ländern der gemässigten Zonen ankommt. Und Palmöl ist lange haltbar. Das ist ideal für die Verwendung in Backwaren, Cremen, Schokolade und in vielen anderen Produkten, die bei Zimmertemperatur fest bleiben sollen. Und es ist mit seinen Schmelzeigenschaften auch geeignet für Schokoladen- und andere Produkte, die im Mund schmelzen sollen, aber nicht in der Hand. Die Ölpalmen sind auch sehr ertragreich, der Ertrag pro Fläche ist hoch und die Produktion günstig. Das alles macht das Palmöl zu einem Universaltalent für die Industrie. Dies 8 alimenta 14 | 2016 «Durchgehärtetes Rapsöl hat praktisch keine Transfette und ist unproblematisch.» Frank Möllering, Leiter Forschung und Entwicklung bei Nutriswiss. «L’huile de colza hydrogénée ne contient pratiquement pas de graisses trans et n’est pas problématique.» Frank Möllering, directeur recherche et développement chez Nutriswiss. MARKT & POLITIK • MARCHÉ & POLITIQUE deststandards durchzusetzen. Im Round Table on Sustainable Palm Oil (RSPO) wurden diese Anforderungen festgelegt (s. Kasten «Zertifiziertes Palmöl»). Neben den NGO, welche die Im Fokus der Kritik Palmöl-Produktion schon lange kritisch beurPalmöl sorgt schon seit langem für Kontrover- teilen, ist auch die Politik auf das Thema sensisen, weil für Palmölplantagen teilweise tropi- bilisert. Im französischen Parlament wurde sche Wälder gerodet wurden und wegen der Ende Juni bereits zum dritten Mal die EinfühArbeitsbedingungen. Mit Zertifizierungen rung einer sogenannten «Nutella»-Steuer disbemüht sich die Branche, diesbezüglich Min- kutiert, mit der Palmöl besteuert werden sollte. Letztlich entschieden sich die Parlamentarier dagegen. In der Schweiz plant der Bundesrat, im Rahmen von Freihandelsabkommen, welche die EFTA-Staaten mit Malaysia aushandeln, die Importe von Palmöl zu erleichtern. Dagegen wehren sich die Schweizer Ölsaatenproduzenten, die den Rapsanbau gefährdet sehen, aber auch links-grüne Kreise, die Ende Mai eine Petition «Kein Freihandelsabkommen mit Palmöl aus Malaysia» mit 20 000 Unterschriften eingereicht haben. Auch der Kanton Thurgau verlangt mit einer Standesinitiative, dass Palmöl vom Freihandelsabkommen ausgeschlossen wird. Roland Wyss-Aerni umso mehr, wenn tierische und gehärtete Fette für die Konsumenten – und damit auch für die Lebensmittelindustrie – tabu sind. Alternativen gesucht Die Frage ist deshalb naheliegend: Gibt es Alternative zu Palmfett? Kokosfett hat ähnlichen Eigenschaften. Allerdings ist es teurer und könnte Palmöl auch deshalb nie ersetzen, weil der Anbau von Kokospalmen nur in einem begrenzten Gebiet rund um den Äquator möglich ist. Eine weitere Alternative zu Palmfett ist die Härtung von Ölen, die in den gemässigten Zonen angebaut werden, etwa Rapsöl oder Sonnenöl. Beim Härten wird das Öl mit Wasserstoff versetzt (Hydrierung), an den Doppelbindungen der ungesättigten Fettsäuren docken dann Wasserstoffatome an, das Öl wird hart. Damit können die technischen Eigenschaften von preiswerten Pflanzenölen verbessert werden, und es lassen sich daraus Butteroder Schmalz-ähnliche Fette wie Margarine herstellen. Das Problem dabei: Mit der Härtung steigt auch der Anteil von schädlichen Transfetten. Durchgehärtet = transfettfrei Eine an sich überzeugende Alternative gibt es, darauf weist Frank Möllering, Forschungs- und Entwicklungsleiter beim Lysser Fett- und Ölhersteller Nutriswiss hin: die vollständige Hydrierung. Sie führt dazu, dass der Anteil von Zertifiziertes Palmöl RSPO (Round Table on Sustainable Palm Oil) ist ein Standard, der von Akteuren der Branchen etabliert wurde. Er verlangt, dass für Plantagen kein Tropenwald gerodet wird, dass Gesetze eingehalten werden und dass gerechte und sichere Arbeitsbedingungen herrschen. Ferner gibt es Anforderungen bezüglich Artenvielfalt und minimalem Einsatz von Chemikalien. Bei RSPO gibt es verchiedene Logistikvarianten: Book&Claim: Online-Handel mit Zertifikaten zur Unterstützung des Anbaus von RSPOzertifiziertem Palmöl. Kein physisch nachhaltiges Palmöl im Endprodukt enthalten. Mass Balance: Kontrolliertes Vermischen von zertifi ziertem und konventionellem Palmöl. Segregation: Getrennter Warenfl uss von zertifiziertem und kontrolliertem Öl. Enthält physisch nachhaltiges Palmöl einer mehrere RSPO-zertifizierter Plantagen. Diese Variante wird von Migros und Coop verwendet. Identity Preserved: Strikte Trennung von zertifiziertem Palmöl verschiedener Plantagen, die Ware wird in der Mühle nicht gemischt. Gesunde und weniger gesunde Öle und Fette Über folgendes sind sich Ernährungswissenschaftler einig: Hoch ungesättigte Fettsäuren, wie sie etwa in Fisch vorkommen, sind gesund. Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren gehören zu den essentiellen Fettsäuren, weil sie vom menschlichen Organismus nicht selbst produziert werden können. Dabei werden oft zu viel Omega-6-Fettsäuren konsumiert und zu wenig Omega-3-Fettsäuren. Entscheidend ist deshalb das Verhältnis zwischen den Omega-6- und den Omega-3-Fettsäuren, das zwischen 1 zu 1 und 5 zu 1 betragen sollte. Omega-3-Fettsäuren sind besonders Fisch, Leinöl, Chiaöl oder Rapsöl enthalten. Gesättigte Fettsäuren sind zwar nicht besonders gesund, aber auch nicht schädlich, wenn Fett in angemessener Menge konsumiert wird. Erwiesenermassen schädlich sind Transfette. Sie gelten als Mitverursacher von Herz-Kreislauferkrankungen und kamen in allen Produkten vor, zu deren Herstellung teilgehärtete Fette verwendet wurden. Enge Grenzwerte haben dieses Risiko weitestgehend beseitigt. wy alimenta 14 | 2016 9 MARKT & POLITIK • MARCHÉ & POLITIQUE Bildung und Abbau des TransFettsäuregehalts bei der Fetthärtung 100 80 60 40 20 0 20% 40% 60% 80% 100%* *der Sättigungsgrad von ungesättigten Fettsäuren Quelle: zvg 0% Ganz gehörtete Fette haben praktisch keine schädlichen Transfette. Les graisses totalement hydrogénées ne contiennent pratiquement pas de graisses trans nuisibles. Transfetten im Verarbeitungsprozess wieder zurückgeht. «Durchgehärtetes Rapsöl hat praktisch keine Transfette und ist daher unproblematisch.» Es ist allerdings hart wie Wachs und muss mit Rapsöl gemischt werden, damit wieder eine Streichfähigkeit entsteht. Nutriswiss bietet dies schon seit längerem ihren Kunden an, allerdings mit mässigem Erfolg: «Nur schon beim Begriff ‹gehärtet› zucken viele Konsumentinnen und Konsu- menten zusammen», sagt Möllering. Für die Industrie sei es deshalb schwierig, als Deklaration den Begriff «durchgehärtet» zu verwenden. Im Prinzip könnte auch die neue Swissness-Gesetzgebung eine Chance sein, sagt Möllering. Streichfähiges Fett aus 100 Prozent Schweizer Raps statt aus tropischen Rohstoffen würde die Swissness-Anforderungen erfüllen, eine Margarine mit Suisse Garantie-Zeichen wäre im Prinzip auch möglich. Trotzdem ist für Möllering klar: «Palmöl als Ölfrucht zu verdammen, ist falsch. Es sollten ausschliesslich fragwürdige Anbaumethoden in der Kritik stehen, aber nicht die Pflanze als solche.» Es sei nicht möglich, die riesigen Mengen Palmöl, das welweit Teil der Ernährungsbasis sind, zu ersetzen. Mit der RSPO-Zertifizierung könnten die ökologischen und sozialen Auswirkungen in den Produzentenländern einigermassen unter Kontrolle gehalten werden. In der Schweiz werden, aufgrund der Beschaffungsstrategien der beiden Grossverteiler, fast durchgehend die strengsten RSPO-Standards, nämlich RSPO-Segregation oder sogar Identity Preserved-Standard verlangt. Der wahre Skandal, findet Möllering, sei sowieso, dass das Palmöl auch zur Treibstoff- Des alternatives à l'huile de palme Difficile de ne pas parler d’huile de palme lorsqu’on s’intéresse aux matières grasses dans l’industrie alimentaire. L’huile de colza hydrogénée constitue pourtant une alternative. ROLAND WYSS-AERNI. Les corps gras font partie d’une alimentation saine. Stockant l’énergie, facilitant la métabolisation des vitamines liposolubles et protégeant les organes internes, les graisses et les huiles se sont depuis longtemps débarrassées de leur mauvaise réputation qui voulait qu’elles soient la cause de l’obésité. Malgré tout, les discussions en partie contradictoires sur les graisses trans, les acides gras saturés et insaturés, les graisses d’origine animale et végétale ainsi que le cholestérol ont le don de créer la confusion. Les spécialistes de la nutri- 10 alimenta 14 | 2016 tion sont pourtant d’accord sur un point: les graisses trans nuisent à la santé. Considérées comme facteur favorisant les maladies du système cardiovasculaire, on les trouve dans tous les produits pour lesquels des graisses hydrogénées ont été utilisées. Pour l’industrie alimentaire, les graisses ne se limitent toutefois pas à leur aspect nutritionnel et jouent encore d’autres rôles importants comme celui d’exhausteur de goût ou d’agent de structure dans les denrées fermes ou crémeuses. Traditionnellement, les graisses utilisées sont Nutriswiss Die Nutriswiss AG in Lyss BE ist mit 90 Mitarbeitern national wie international in der Ölund Fettverarbeitung tätig und produziert 55 000 t pro Jahr. In den Bereichen Speisefette, Spezial- und Bioprodukte nimmt sie in der Schweiz eine führende Stellung ein. Seit der Gründung ist die Philosophie, zusammen mit den Kunden ernährungsphysiologische Trends aufzuspüren und die Produkte tailormade dementsprechend zu entwickeln. Die gezielte Kundenorientierung ist auf konstant hoher Qualität, fundierter Beratung, leistungsfähiger Logistik und Weitblick aufgebaut. Dies hat dazu geführt, dass die Nutriswiss AG die Wünsche der Kunden erfüllen kann und ihnen dadurch einen Mehrwert verschafft. pd produktion verwendet werde. In Zeiten hoher Rohölpreise ist der Palmölpreis eher an den Ölpreis gekoppelt als an die Preise anderer Speiseöle und führt bei diesen zu exzessiven Preissteigerungen. Zudem sei es unvernünftig, so wertvolle Nahrungsmittel einfach zu verbrennen. Aber dieses Problem sei nur politisch zu lösen. [email protected] d’origine animale (beurre, saindoux ou graisse de bœuf). Mais depuis que l’alimentation végétarienne est à la mode, l’utilisation des graisses végétales se démocratise en Europe centrale. Propriétés imbattables Jusqu’à présent, l’industrie n’avait d’autre alternative que de recourir à la graisse ou à l’huile de palme. Liquide lors de sa production, cette dernière est figée lorsqu’elle arrive sous nos latitudes, plus tempérées. En prime, elle se conserve longtemps, ce qui la rend idéale pour les articles de boulangerie, les crèmes, le chocolat ett bien d’autres produitss qui doivent resterr solides à température re ambiante, mais fondre re dans la bouche. Les palmiers à huile offrent également un très bon rendement, sur une surface relativement restreinte, à des coûts avantageux. Il n’en fallait pas plus pour que l’huile de palme devienne omniprésente dans l’industrie. Surtout depuis que les graisses animales et hydrogénées sont boudées par les consommateurs. Pourtant, tout n’est pas aussi simple qu’il n’y paraît: la forêt tropicale est défrichée pour laisser la place aux plantations de palmiers à huile et les conditions de travail dans ces dernières ont également donné matière à des critiques. Le secteur s’efforce donc d’imposer au moins des standards minimaux, par le biais de certifications. Ces exigences ont été définies par la Round Table on Sustainable Palm Oil (RSPO). Outre les ONG, qui critiquent depuis longtemps déjà la production d’huile de palme, le monde politique est également sensibilisé à cette problématique. En Suisse, le Conseil fédéral prévoit, dans le cadre du traité de libre-échange que l'AELE négocie avec la Malaisie, de faciliter les importations d’huile de palme. Les producteurs d’oléagineux, mais aussi la gauche et les verts, s’y opposent et ont remis à ce sujet une pétition munie de 20 000 signatures pour s’opposer au traité. En France, le parlement discutait en juin pour la troisième fois de l’introduction d’une «taxe Nutella» prélevée sur l’huile de palme. Les parlementaires ont fini par voter contre, l’Indonésie, principal fournisseur, ayant brandi la menace de représailles lors de l’achat d’avions et de satellites. A la recherche d’alternatives Existe-t-il des alternatives à l’huile de palme? La graisse de noix de coco a des propriétés similaires, mais elle est plus chère. De plus, la culture de cocotiers à huile n’est possible que dans une zone limitée, autour de l’équateur. Une autre solution consiste à hydrogéner des huiles cultivées dans les zones tempérées, comme celles de colza ou de tournesol. Le fait de durcir des huiles végétales permet d’en améliorer les propriétés techniques à bas prix, et de produire ainsi des graisses dont la consistance rappelle celle du beurre ou de la margarine. Seul problème: le procédé d’hydrogénation a pour effet d’accroître la part de graisses trans dans ces produits. Cependant, comme l’indique Frank Möllering, du producteur de graisses et d’huiles Nutriswiss, il existe encore une autre alternative valable: l’hydrogénation totale, dont l’effet est de zvg / Nutrisuisse MARKT & POLITIK • MARCHÉ & POLITIQUE Nutriswiss produit aussi des graisses pour la gastronomie et le commerce de détail. Nutriswiss stellt auch Fette für Gastronomie und Detailhandel her. réduire la part de graisses trans dans le processus de transformation. «L’huile de colza totalement hydrogénée ne contient pratiquement pas de graisses trans». Dure comme de la cire, elle doit toutefois être mélangée à de l’huile de colza pour être à nouveau malléable. Nutriswiss en propose depuis longtemps à ses clients, avec un succès modéré: «le seul terme d’hydrogénation inquiète les consommateurs». Pour l’industrie, il est donc difficile d’utiliser la notion «totalement hydrogénée» dans les déclarations. Le Swissness pourrait être une chance, la graisse 100% à base de colza suisse répondant aux exigences de la nouvelle loi. Des standards en guise de solution Pour Frank Möllering, il est illusoire de vouloir remplacer les immenses quantités d’huile de palme utilisées dans l’industrie alimentaire mondiale. Il s’agit davantage de remettre en question les méthodes de culture discutables. La certification RSPO devrait permettre de contrôler, dans une certaine mesure, les effets écologiques et sociaux dans les pays producteurs. En Suisse, en raison des stratégies d’achat des deux grands distributeurs, ce sont essentiellement les standards RSPO les plus sévères qui sont demandés (Segregation, qui est la variante utilisée par Migros et Coop, et Identity Preserved). [email protected] Nutriswiss L’entreprise Nutriswiss SA est domiciliée à Lyss, dans le canton de Berne, où elle occupe 90 collaborateurs. Active dans la transformation des huiles et des graisses en Suisse et au niveau international, sa production atteint 55 000 tonnes par année. Dans les domaines des graisses alimentaires ainsi que des produits spéciaux et bio, elle occupe dans notre pays une position dominante. Depuis sa fondation, elle s’efforce d’identifier les tendances en matière d’alimentation et de développer des produits sur mesure. Qualité élevée, conseils fondés, logistique efficace et vision à long terme sont les piliers sur lesquels repose l’entreprise. cp alimenta 14 | 2016 11