1. Vorspiel im Heiligen Land

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Polska Warmia
Polnisches Ermland
Historischer Hintergrund und Vorgeschichte
1. Vorspiel im Heiligen Land
Die Eroberung Jerusalems im Jahre 1187 durch Sultan Saladin löste im Abendland
einen dritten Kreuzzug aus. Zwei Kreuzfahrerheere machten sich im Jahre 1189 auf
den Weg nach Palästina, das eine unter der Führung von Kaiser Friedrich
Barbarossa zu Lande, und das andere unter der Führung des englischen Königs
Richard I. (Löwenherz) auf dem Seeweg. Im Oktober 1190 vereinigten sie sich vor
der Stadt Akkon, welche bereits seit einem Jahr von christlichen Heeren belagert
wurde. Außer dem Heer des Königreiches Jerusalem nahmen an der Belagerung
auch deutsche Streitkräfte unter Führung des Grafen Adolf von Holstein teil, welcher
schon im Herbst 1189 nach Palästina gesegelt war. Die Kämpfe hatten erhebliche
Verluste unter den deutschen Rittern mit sich gebracht, bei einer gleichzeitig
unzureichenden medizinischen Versorgung. Der Legende nach sollen im Sommer
1190 vor Akkon eintreffende Kaufleute aus Lübeck und Bremen unter dem Eindruck
dieser Notlage die Segel ihrer Schiffe abmontiert und zur Errichtung eines
provisorischen Feldlazaretts zur Verfügung gestellt haben. Als wenig später Herzog
Friedrich von Schwaben, Sohn und als Heeresführer Nachfolger des unterwegs
tödlich verunglückten Kaisers Barbarossa, mit seinem Kreuzfahrerheer eintraf und
dieses Feldlazarett vorfand, nahm er dieses zum Anlass, einen vermutlich schon
lange gehegten Plan seines Vaters in die Tat umzusetzen: Die Gründung eines
eigenen – deutschen - Ritterordens.
Die geistlichen Ritterorden des heiligen Landes waren ursprünglich rein karitative
Organisationen, die sich der Pflege erkrankter Pilger widmeten. Bereits im Jahre 603
wurde von Benediktinern nahe der Grabeskirche in Jerusalem eine Herberge mit
Hospital gegründet, welche auch nach der Eroberung Jerusalems durch die Araber
im Jahre 637 bestehen blieb und von diesen sogar mit Ehrerbietung behandelt
wurde. Unter dem Eindruck des ständig wachsenden Pilgerstromes erfolgte hier
1071 die Gründung eines eigenen, der Krankenpflege gewidmeten Ordens unter
dem Patronat Johannes des Täufers mit dem Namen Brüder des Hospitales Sankt
Johanni (Fratres hospitales Sancti Johanni), abgekürzt Johanniter.
Als im Jahre 1099 das Königreich Jerusalem als Ergebnis des ersten Kreuzzuges
gegründet wurde, stellte sich für dieses das Problem, ein Heereswesen und eine
Verwaltung aufzubauen. Auf die einheimische islamische Bevölkerung konnte dabei
nicht zurückgegriffen werden, da sie den Eroberern feindlich gesinnt war. Auch die
Kreuzfahrer selbst kamen nicht in Frage, da diese schon bald in ihre Heimatländer
zurückkehrten. In dieser kritischen Situation kam es zu einer Umgestaltung des
Johanniterordens, welcher zu einer Stütze und Machtbasis des neuen Staates
wurde. Er nannte sich jetzt Ritterlicher Orden St. Johanni vom Hospital zu Jerusalem,
und neben die Krankenpflege trat der bewaffnete Schutz der Pilger als gleichwertiges
Ziel. Gerade bei den Johannitern als ältestem Ritterorden hat die Krankenpflege
dabei aber immer einen besonderen Stellenwert beibehalten, was ihnen wiederum
auch konkrete militärische Vorteile einbrachte. So gelang es den Johannitern bei der
Verteidigung Maltas gegen die Türken im Jahre 1595 nicht zuletzt dank ihrer weit
besseren medizinischen Versorgung, das übermächtige Belagerungsheer
abzuwehren und schließlich zum Abzug zu zwingen. Im Jahre 1119 spaltete sich
eine militante Gruppe französischer Ritter von den Johannitern ab und gründete
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einen eigenen Orden, bei dem die militärische Zielsetzung ganz im Vordergrund
stand. Sie fungierten zunächst als Palastwache und bekamen einen Flügel im
Jerusalemer Königspalast zugewiesen, im Gebäude der früheren El-Aksa-Moschee
an der Stelle des 70 n. Chr. von den Römern zerstörten Tempels König Salomos.
Daraus leitete die neue Ordensgemeinschaft ihren Namen ab: Soldaten Christi und
des Tempels Salomons, später meist kurz Tempelherren oder Templer genannt.
Diesen beiden Ritterorden sollte sich nun ein dritter hinzugesellen, als Friedrich von
Schwaben im Oktober 1190 das Feldlazarett vor Akkon übernahm und sich
gleichzeitig von König Guido von Jerusalem ein Grundstück in der zu erobernden
Stadt für den Bau eines dauerhaften Spitals zusichern ließ. Als Akkon dann im
folgenden Jahr endgültig fiel, ließ er über seinen Bruder Kaiser Heinrich VI. den
neuen Orden sogleich provisorisch vom Papst bestätigen. Er bekam den Namen
„Orden der Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem“. Der Bezug zu
Jerusalem hatte dabei vor allem reklametechnische Gründe - das Führen des
Namens der Heiligen Stadt war prestigeträchtig und sollte den Orden von vornherein
aufwerten. Begründet wurde er mit einem deutschen Hospital, welches im 12.
Jahrhundert in Jerusalem bestanden hat, dessen Ursprünge im Gegensatz zu dem
Hospital der Johanniter historisch aber nicht belegt sind. Der Legende nach soll zur
Zeit des ersten Kreuzzuges ein wohlhabendes deutsches Kaufmannspaar in
kinderloser Ehe gelebt und eines Tages einen verwundeten Ritter auf der Straße
gefunden und gesund gepflegt haben. Die alten Leute fanden soviel Gefallen an
dieser Tätigkeit, dass sie ihr Vermögen für die Gründung eines formell den
Johannitern unterstellten Hospitals mit angeschlossener, der Jungfrau Maria
geweihten Kapelle verwendeten. Das Hospital ging bereits 1187 bei der Eroberung
Jerusalems durch Saladin wieder zugrunde und hatte mit dem vier Jahre später
innerhalb der Stadtmauern Akkons neu errichteten Spital keinerlei zeitliche oder
organisatorische Verbindung. Geblieben ist nur der Bezug zur Gottesmutter Maria,
welche dann konsequenterweise auch zur Schutzpatronin des neuen Ordens
gewählt wurde. Dessen umständlicher langer Name wurde in der deutschsprachigen
Geschichtsschreibung später abgekürzt zu „Deutscher Orden", bzw. zu einfach
„Kreuzritter (KrzyŜacy)" im polnischen Sprachraum.
Der nach dem Vorbild der Johanniter ursprüngliche Status einer rein karitativen
Organisation war nur von kurzer Dauer. Bereits im Jahre 1198 erfolgte die
Umwandlung in einen Ritterorden, welcher in gleicher Weise wie Johanniter und
Templer mit der ideologischen Rechtfertigung eines Kreuzzuges gegen die Heiden
handfeste Macht- und Kriegspolitik betrieb. Die materiellen Möglichkeiten dazu
verschaffte ihm die Tatsache, dass die Kreuzzugidee einem Zeitgeist des Mittelalters
entsprach, was sich in umfangreichen Schenkungen an Geld und Liegenschaften
niederschlug. Auch brachten die in den Orden eintretenden Ritter und sonstigen
Brüder meist einen erheblichen Teil ihres Vermögens mit. An der Spitze stand der
Hochmeister, dessen Stellung praktisch der eines absoluten Herrschers entsprach,
wenn ihm auch formell eine Überwachungs- und Beratungsinstanz zur Seite stand,
das Ordenskapitel, welchem auch die Wahl eines Nachfolgers oblag. Alle
vollwertigen Mitglieder des Deutschen Ordens stammten ausschließlich aus
wohlhabenden und meist adeligen Familien des Deutschen Reiches, so wie die
Templer ausschließlich aus französischen Rittern bestanden. Demgegenüber waren
die Johanniter eine Nationalitäten übergreifende Organisation, die sich aus dem
gesamten Abendland rekrutierte.
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Im Jahre 1210 wurde der aus Thüringen stammende Hermann von Salza zum vierten
Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt. Da es bereits damals abzusehen war,
dass das Heilige Land nicht gehalten werden konnte, versuchte er frühzeitig dem
Orden neue Wirkungsfelder mit einer materiellen wie ideologischen
Existenzgrundlage zu erschließen. Die erste Gelegenheit dazu ergab sich bereits im
Folgejahr, als der ungarische König Andreas II. den Orden zu Hilfe rief gegen die
Urbevölkerung des damals zum Königreich Ungarn gehörenden Transsilvaniens
(Siebenbürgen). Der Versuch, dabei die an den Hilferuf gekoppelten
Landschenkungen wörtlich zu nehmen und ein Herrschaftsgebiet zu begründen,
stieß jedoch auf heftige Gegenwehr seitens des ungarischen Adels, so dass der
Orden schließlich 1225 das Land wieder verlassen musste. Das kurze Zwischenspiel
des Deutschen Ordens in Transsilvanien hat nur wenige Spuren hinterlassen; eine
davon ist der deutsche Name von Sibiu - Hermannstadt, benannt nach Hermann von
Salza.
Noch im gleichen Jahr der Vertreibung aus Transsilvanien, kurz nach Weihnachten
1225, erreichte den Hochmeister ein anderes Hilfegesuch. Weit entfernt vom
Hauptsitz des Ordens in Akkon, 2000 km nördlich am Ende der christlichen Welt,
hatte sich ein Slawenfürst mit seinen militärischen Unternehmungen übernommen
und sah sich nun heftigen Gegenangriffen seines Nachbarvolkes ausgesetzt. Da
dieses Nachbarvolk noch nicht christianisiert war, waren alle Eroberungszüge dorthin
durch die Kreuzzugsideologie gedeckt. Der Name des Slawenfürstes war Konrad von
Masowien ( Der frühe polnische Staat) und das Nachbarvolk waren die
Preußen.
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