marketsinsight - HSBC Global Asset Management

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marketsinsight
OKTOBER 2015
AUSGABE DEUTSCHLAND
DER NEWSLETTER FÜR PROFESSIONELLE INVESTOREN
AKTIEN I RENTEN I ASSET ALLOKATION
THEMA DES MONATS:
Ausgewählte Bonds aus Brasilien, Südafrika und der Türkei attraktiv | Seite 4
DIE EUROZONE LOCKT
Gute Wachstumsperspektiven – auch dank niedriger Zinsen I Seite 3
Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre
02 | EDITORIAL
marketsinsight | Oktober 2015
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
da dürften nicht nur die US-Notenbanker gestaunt haben: Der Verzicht der amerikanischen
Notenbank Fed auf einen Zinsschritt im September führte erstmals nicht zu steigenden, sondern
zu teils stark fallenden Aktienkursen. Das Stimmungsbild an den Kapitalmärkten beginnt sich
zu drehen. Stand bislang die reichhaltige Liquiditätsversorgung durch die Notenbanken im
Mittelpunkt, machen sich viele Marktteilnehmer
zunehmend Sorgen über den Zustand der Weltkonjunktur.
Die deutliche wirtschaftliche Abkühlung in vielen Emerging Markets, vor allem in China, hat zu
einer neuen Abwärtsrevision der Wachstumserwartungen geführt. Mittlerweile scheint sogar
ein Rutsch der Dynamik unter die für die Unternehmensgewinne wichtige 2,5-Prozent-Marke
nicht mehr unmöglich. Alle Blicke richten sich
daher auf die Wachstumslokomotive USA: Seit
der überwundenen Rezession 2009 wächst die
Wirtschaft stetig, im Schnitt um knapp 2,5 Prozent. Der Bankensektor ist stabil, die Kreditvergabe steigt, und die Arbeitslosenquote hat sich auf
5,1 Prozent zurückgebildet. Gleichzeitig liegt die
Inflation unter der von der Fed gesetzten Marke
von gut zwei Prozent, und auch die Löhne ziehen
nur geringfügig an. Braucht eine Volkswirtschaft,
die nominal mit rund vier Prozent wächst, tatsächlich einen Geldmarktzins von null? Schließlich sollte die 2009 eingeführte Nullzinspolitik
eine einmalige Maßnahme sein und nicht zur
Dauereinrichtung mutieren. Die amerikanische
Christian Heger ist
INHALT
Geschäftsführungsmitglied und Chief
Investment Officer bei
HSBC Global Asset
ASSET ALLOKATION
Zu früh für Trendwende an den
Märkten | Seite 3
Management (Deutschland) GmbH.
Wirtschaft wirkt in der Tat stark genug für die
ersten Schritte hin zu einer Normalisierung der
Zinsstruktur. Ein Ende der weltweiten Niedrigzinsphase ist ohnehin weder in den USA noch in
anderen Industrieländern in Sicht. Zudem bleibt
abzuwarten, ob in den USA das lange Zinsende
auf leicht höhere Geldmarktsätze mit dem prognostizierten Anstieg reagiert. Gelingt es nicht
einmal der größten und derzeit wachstumsstabilsten Volkswirtschaft, aus der Nullzinspolitik
auszusteigen, sollten sich Anleger tatsächlich
größere Sorgen um die Weltwirtschaft machen.
Daher ist eine von stabilen Konjunkturdaten
begleitete, behutsame Anhebung der Geldmarktsätze bis auf weiteres eher ein positives Zeichen
für die internationalen Aktienmärkte.
Ihr
Christian Heger
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THEMA DES MONATS
Bonds aus Brasilien rücken in
den Fokus | Seite 4
AKTIEN
Bei aktien weiterhin neutral
aufgestellt | Seite 5
RENTEN
Neugewichtung bei einzelnen
Anleihen | Seite 6
Kontakt | Seite 7
IMPRESSUM
Herausgeber
HSBC Global Asset Management
(Deutschland) GmbH
Anschrift Herausgeber und Redaktion
HSBC Global Asset Management
(Deutschland) GmbH
Königsallee 21/23, 40212 Düsseldorf
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© Copyright: HSBC Global Asset
Management (Deutschland) GmbH 2015
Verantwortliche Redakteure
Kathrin Quandt, Corinna Voglis
Gestaltung und Produktion
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Fotos
Titel: Alxey Pnferov/Thinkstock
S. 3, S. 4, S.6: Thinkstock
S. 5: Sashkin/Fotolia
Druck
SD Service-Druck
GmbH & Co. KG, Neuss
Stand: 07. Oktober 2015
ASSET ALLOKATION | 03
marketsinsight | Oktober 2015
ZU FRÜH FÜR TRENDWENDE AN DEN MÄRKTEN
ASSET ALLOKATION: Während das Wachstum der Emerging
Markets 2015 erstmals seit der Finanzkrise auf unter vier Prozent
abrutscht, sind die Vorzeichen für die Industrieländer weiter positiv.
von knapp 2,5 Prozent. Ähnlich günstig zeigt sich
die Wirtschaftslage in der Eurozone. Schwache
Ölpreise, niedrige Zinsen und ein gedrückter Euro
könnten sogar für eine positive Wachstumsüberraschung von mehr als 1,5 Prozent sorgen. Auch
in China gibt es Lichtblicke. Zum einen hat die chinesische Notenbank ihren Spielraum für geldpolitische Lockerungen noch nicht ausgeschöpft. Zum
anderen geben rückhaltige Devisenüberschüsse
Raum für fiskalpolitische Maßnahmen. Allein die
beschlossenen Infrastrukturinvestitionen sollten
das Wachstum um ein Prozent steigern.
Weiter neutral positioniert
Entgegen vielen Prognosen fällt das Anlageergebnis 2015 bislang ernüchternd aus: Aktien, aber
auch riskantere Anleihen, notieren im Minus.
Staatsanleihen liefern allenfalls einen kleinen positiven Beitrag. Kündigt sich das Ende der Aufschwungphase für risikotragende Assets an? Das
konjunkturelle Bild hat sich in den letzten Monaten eingetrübt. Dies gilt speziell für die strategische Wachstumshoffnung „Emerging Markets“.
Vor allem die Wachstumslokomotive China ist
spürbar ins Stottern geraten. Die schwächere
Dynamik des chinesischen Produktionssektors
drückt zudem die Stimmung an den Rohstoffmärkten, die mit einem zu hohen Angebot kämpfen. Auf dem Ölmarkt sorgt die mögliche Rückkehr des Billigproduzenten Iran für Unsicherheit.
Emerging Markets mit Problemen
Die schwachen Rohstoffpreise haben die Rezessionen in Ländern wie Brasilien und Russland
verschärft. Möglicherweise können beide Länder
auch 2016 nicht aus der Abwärtsspirale entkommen. Der nahezu perfekte Sturm für die Emerging
Markets wird durch die politischen Probleme
verstärkt, mit denen unter anderem ehemalige
Wachstumsüberflieger wie Malaysia und die Türkei kämpfen. Die wenigen positiv auffallenden
Länder wie Indien und Mexiko können nicht verhindern, dass das Wachstum der Emerging Mar-
Die ausgeprägte Wachstumsschwäche in den
Emerging Markets dürfte nicht ausreichen, um
die Weltwirtschaft in eine Rezession zu zwingen.
Gleichzeitig hält das positive Liquiditätsumfeld an.
Zwar droht in den USA ein Zinserhöhungsschritt,
die Europäische Zentralbank und die Bank of Japan werden ihre Bilanzsummen bei einer Nullzinspolitik jedoch weiter ausdehnen. Zudem dürfte
der Zinssenkungszyklus in zahlreichen asiatischen
Ländern noch nicht beendet sein. Für eine generelle Trendwende an den Kapitalmärkten scheint
es daher zu früh zu sein. Wir behalten unsere
Übergewichtung bei europäischen Aktien sowie
bei Unternehmens- und Emerging-Markets-Anleihen bei. Trotz der günstigeren Bewertung verzichten wir zunächst auf eine Aufstockung unserer
neutralen Aktienpositionierung. Erst wenn die Gewinnschätzungen für 2015 und 2016 das schwächere Wachstumsumfeld reflektieren, sollten Anleger über einen solchen Schritt nachdenken. 
kets 2015 erstmals seit der Finanzkrise unter
die Marke von vier Prozent abrutscht. Für die Industrieländer sind die Vorzeichen jedoch weiterhin
positiv. Die niedrigen Rohölpreise stärken die
Kaufkraft von Konsumenten. In den USA dürfte
der private Verbrauch auch dank der positiven Arbeitsmarktlage 2015 um gut drei Prozent zulegen.
Trotz einer schwächeren industriellen Dynamik
bleiben die USA daher auf ihrem Wachstumspfad
ASSET ALLOKATION: DAS PORTFOLIO UNTER DER LUPE
Benchmark
Empfohlene Gewichtung
10 %
25 %
25 %
27 %
Fixed Income:
Staatsanleihen Euroland
Corporate Bonds Euro Inv. Grade
Staatsanleihen Emerging
Markets Welt
22 %
Aktien:
15 %
12,5 %
10 %
7,5 %
14 %
18 %
5%
5%
4%
Aktien Europa
Aktien Asien (inkl. Japan)
Aktien USA
Aktien Emerging Markets Welt
ex Asien
Quelle: HSBC Global Asset Management (Deutschland) GmbH
Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre
Stand: 07.10.2015
04 | THEMA DES MONATS
marketsinsight | Oktober 2015
BONDS AUS BRASILIEN RÜCKEN IN DEN FOKUS
MÄRKTE: Nachdem sich die ersten Wogen infolge der Abwertung
des Renminbis gelegt haben, ist es an der Zeit, Emerging-MarketsAnleihen hinsichtlich ihres Potenzials zu analysieren.
Zunächst ist es wichtig, den Kursrückgang des
Renminbis einzuordnen, dessen jüngste Abwertung das vorläufige Ende einer zehnjährigen Aufwertungsphase markiert. Der Grund dafür war,
dass angesichts der nachlassenden Wachstumsdynamik Zweifel am chinesischen Wirtschaftsmodell aufgekommen sind. Chinas Führung hatte
schon zuvor den Umbau der Wirtschaft von Export- und Investitionslastigkeit zu einem auf Binnenkonsum basierenden Modell beschlossen.
Dabei war nicht zu erwarten, dass dieser Umbau
ohne Schleifspuren bei der Dynamik vonstattengehen würde. Die gesamtwirtschaftliche Zuwachsrate fiel daher zuletzt auf rund sieben Pro-
Markus Ackermann ist
Spezialist für Schwellenländer bei HSBC
Global Asset Management (Deutschland)
GmbH.
zent, wobei die pessimistischsten Analysten
zukünftig mit nur fünf Prozent rechnen. In der
Angst, die solch niedrige Zuwachsraten auslösen,
wird vergessen, dass China selbst dann noch
mehr zum Wachstum des globalen Outputs beitragen würde als im Jahr 2007, als die Wirtschaft
mit 14 Prozent wuchs.
China-Profiteure müssen umdenken
Aber nicht nur China muss sich neu erfinden, sondern auch die Länder, die vorrangig vom ChinaBoom profitiert haben, denn ein stärkeres
binnenwirtschaftliches Wachstum Chinas wird
weniger rohstoffintensiv als das bislang investitionsgetriebene Wachstum sein. Daraus erwachsen Risiken für Länder, die es in guten Zeiten
versäumt haben, durch Reformen ihre Produktivität zu steigern und sich unabhängiger von China
zu machen. Brasilien, Südafrika und eine Reihe
anderer afrikanischer Staaten, wie zum Beispiel
Sambia, sind die Problemfälle, da sie zwischen
zehn und über 30 Prozent ihrer Waren und Rohstoffe nach China exportierten. Es waren daher
vor allem die Währungen dieser Staaten, die seit
Mitte August unter Druck gerieten, da die Wech-
Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre
selkurse eine weitere Verschlechterung der Lage
antizipierten. Auch bei den Renditeabständen der
in US-Dollar denominierten Schwellenländeranleihen hat sich die Verschlechterung der Lage bemerkbar gemacht. Der Zinsvorteil von Staatsanleihen in US-Dollar, die ein Investment-Grade-Rating
tragen, zog im Durchschnitt auf fast 300 Basispunkte an.
Verbesserungen werden ignoriert
Wo liegen die Chancen? Wir denken, dass selektiv Anlagen in den lokalen Währungen von Hochzinsländern attraktiv sind, etwa in Brasilien, Südafrika und der Türkei. In diesen Ländern haben sich
die Exporte und die Wachstumsdynamik verlangsamt. Jedoch ignorieren die Märkte die Verbesserung der Leistungsbilanzen und der Terms of
Trade. Anleger können dort zweistellige Renditen
erzielen, während das Restrisiko der jeweiligen
Währung nach der erfolgten Abwertungswelle begrenzt erscheint. Auch Anleihen in Hartwährungen können interessant sein, da sie attraktive
Renditeaufschläge gegenüber US-amerikanischen
Staatsanleihen aufweisen. Nach dem Downgrade
des Ratings Brasiliens werden dessen US-DollarAnleihen mit einem Renditeaufschlag gehandelt,
wie man ihn sonst nur bei mit „BB“ und mit „B“
gerateten Emittenten vorfindet. Wir glauben daher, dass ein erneuter Kursrückgang bei den Anleihen mit einem Rating von BBB und besser für
Zukäufe genutzt werden könnte.

AKTIEN | 05
marketsinsight | Oktober
Juli 20152015
BEI AKTIEN WEITERHIN NEUTRAL AUFGESTELLT
AKTIEN: Auch wenn Anleger derzeit noch nicht das Ende der Hausse und den Anfang eines Bärenmarktes sehen: Die Märkte müssen
eine neue Basis finden. Volatilität ist daher nicht ausgeschlossen.
Das Ratespiel zum ersten Zinserhöhungsschritt
darf weitergehen: Die US-Notenbank Fed hat die
Zinsen nicht erhöht. Ob sie den Kapitalmärkten
damit einen Gefallen getan hat, darf bezweifelt
werden. Ob dies ihre Aufgabe ist, allerdings auch.
Im vergangenen Monat schlossen wir mit der
Aussage: Wir sehen keine Veranlassung, erhöhte
Aktienrisiken einzugehen. Auf die wiederholt genannten, fundamentalen Argumente werden wir
allerdings mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit
entsprechenden Abschlägen bestraft werden.
Wenn auch die Gewinnerwartungen über die vergangenen Monate sukzessive reduziert wurden,
sehen wir Enttäuschungspotenzial in der anstehenden Berichtssaison. Auch deshalb, weil die
Bewertungen – trotz reduzierter Erwartungen –
mindestens im Bereich der Durchschnittswerte
der vergangenen zehn bis fünfzehn Jahre liegen.
Unsere Devise bleibt: taktisches Agieren,
in Stärkephasen verkaufen, in Schwächeperioden kaufen.
Babak Kiani ist Co-Head Portfoliomanagement bei HSBC Global
Asset Management (Deutschland) GmbH.
an dieser Stelle nicht eingehen. Nur so viel sei
gesagt: Auch wenn die Weltkonjunktur wächst,
lässt die Dynamik nach. Bis vor kurzem konnten
zumindest die entwickelten Märkte insgesamt
an Wachstumstempo zulegen. Inzwischen sind
jedoch auch hier Bremsspuren zu sehen. Eine
zusätzliche Beschleunigung ist vorerst nicht zu
erwarten. Gegenwärtig tun sich die aufstrebenden Volkswirtschaften schwer. Allen voran China,
mit nicht zu vernachlässigenden Auswirkungen –
Stichwort „Rohstoffe“ – über die Landesgrenzen
hinaus.
Höhere Bewertungen bedürfen unseres Erachtens neuer Gewinnimpulse. Diese müssen die
Unternehmen erst liefern. Bis dahin sehen wir in
der Bewertungsfrage allenfalls keine Belastung.
Diese Einschränkungen fallen gegenwärtig mit
der deutlich verschlechterten Markttechnik zusammen. In einer ganzen Reihe von Industrieländern sind im August wichtige Unterstützungsniveaus kräftig verletzt worden. Das heißt: Viele
Aufwärtstrends sind gebrochen. Zwar ist nie auszuschließen, dass Märkte v-förmig zur alten Ta-
Start der Berichtssaison
Die nachlassende globale Konjunkturdynamik fällt
seit den Marktturbulenzen im August mmit einer
daraus resultierenden, spürbar verschlechterten
Markttechnik und Zinsdiskussionen zusammen.
In diesem Umfeld ist zumindest mit anhaltend hoher Volatilität zu rechnen, wie die Marktbewegungen immer wieder verdeutlichen.
Die beginnende Berichtssaison sollte weitere
Indikationen hinsichtlich der globalen Konjunkturentwicklung liefern. Speziell die stark exportabhängigen Unternehmen dürften im Fokus stehen.
Schaffen es diese Firmen, die Ergebniserwartungen zu erfüllen, so dürfte dies vom Markt positiv
aufgenommen werden. Enttäuschungen dürften
Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre
gesordnung zurückkehren, dafür dürfte es allerdings schon zu spät sein. Schließlich handeln
dieselben Indizes seit Wochen auf Niveaus, die
spürbar unter denen von Anfang August liegen.
Ist dies das Ende der Hausse und der Anfang
eines Bärenmarktes?
Orientierungsphasen oft volatil
Nein. Diese Aussage wollen wir hier ausdrücklich
nicht machen. Noch stehen die Chancen nicht
schlecht, in alte Höhen zurückkehren zu können,
bevor die jahrelange Hausse zu einem Ende
kommt. Dafür spricht trotz nachlassender Dynamik die insgesamt noch befriedigende Weltkonjunktur. Wir sollten aber realistischerweise
einräumen, dass nun vermutlich eine Orientierungsphase bevorsteht. Die Märkte müssen eine
neue Basis finden. Dieser Prozess fällt zusammen
mit dem anstehenden Übergang der Fed zu einem Umfeld – wenn auch geringfügig – höherer
Zinsen. Orientierungsphasen können jedoch
durchaus volatil verlaufen, wie die Erfahrung lehrt.
Vor diesem Hintergrund behalten wir unsere
neutrale Position bei Aktien in Benchmark-Mandaten bei, beziehungsweise ein überschaubares
Aktienmarktrisiko in Absolute-Return-Produkten.
Solange wir keine neuen positiven Konjunkturimpulse erhalten, sehen wir keine Rückkehr zu den
alten Höhen. Es gilt aber auch: Solange es keine
neuen Hiobsbotschaften gibt, dürften die Aktienmärkte auf den gegenwärtigen Levels vernünftige
Bewertungen erreicht haben. Unsere Devise
bleibt also: taktisches Agieren, in Stärkephasen
verkaufen, in Schwächeperioden kaufen. Für eine
neue und nachhaltig strategische Ausrichtung in
die eine (Hausse) oder andere (Baisse) Richtung
ist die Zeit noch nicht reif.

06 | RENTEN
marketsinsight | Oktober 2015
NEUGEWICHTUNG BEI EINZELNEN ANLEIHEN
RENTEN: Anleger konnten die Verwerfungen an den Märkten nutzen, um bei bestimmten Unternehmen ihre Positionen auszubauen.
Gerade die aktuelle Marktlage hält Chancen bereit.
Der Markt für Unternehmensanleihen ist in den
vergangenen Monaten deutlich unter Druck geraten. Nachdem sich Ende August beziehungsweise Anfang September eine Erholung abgezeichnet hatte, kam es kurze Zeit später in den
Industriesektoren zu massiven Spreadausweitungen. Im Frühjahr und im Sommer des laufenden
Jahres belasteten technische und (geo-)politische
Themen die Märkte. Hierzu zählten beispielswei-
se das Überangebot an Neuemissionen aus Übersee am europäischen Corporate-Bonds-Markt,
Grexit-Sorgen – also ein möglicher Austritt Griechenlands aus dem Euroraum – oder geopolitische Unsicherheiten in Syrien und der Ukraine.
Dagegen standen in den letzten Wochen vermehrt einzelne Unternehmen aus diversen Gründen im Kreuzfeuer. Allerdings wird im Zweitrundeneffekt meist der ganze Industriezweig in
ROHSTOFFMÄRKTE BLEIBEN UNTER DRUCK
VON FRANK JOACHIM
Rohstoffpreise kennen aktuell nur eine Richtung: nach unten. Dem Boom der letzten Jahre folgt die
Ernüchterung. Ein Ende der Entwicklung ist im Moment noch nicht abzusehen. Gegenwind kommt
sowohl von der Nachfrage- als auch von der Angebotsseite. Vor allem China, der weltweit mit Abstand größte Importeur von Rohstoffen, sendet immer noch vorsichtige Signale. Aufgrund einer
niedrigeren Binnennachfrage und der sinkenden Exportchancen stagniert die Stahlproduktion, was
sich weiter negativ auf die Nachfrage nach Eisenerz auswirkt. Unter anderem bedingt durch die
Projektverzögerungen im Energieerzeugungsbereich ist auch der Bedarf an Kupfer schwächer als
erwartet. Zwar ist, anders als 2008 und 2009, insgesamt kein Einbruch auf der Nachfrageseite zu
verzeichnen, doch selbst eine Wachstumsabschwächung ist im Moment bereits ausreichend, um
die meisten Rohstoffpreise unter Druck zu setzen. Zu schwer wiegen die in den letzten Jahren
begonnenen Kapazitätserweiterungen bei Eisenerz, Kohle und den vielen Industriemetallen, die
jetzt schrittweise an den Markt kommen. Beispielsweise wird die weltweit verschiffte Eisenerzproduktion in diesem Jahr voraussichtlich knapp 1,4 Millionen Tonnen betragen. Noch 2012 wurden
lediglich gut 1,1 Millionen Tonnen verfrachtet, davon mehr als 50 Prozent nach China. China wird
auch in den kommenden Jahren der wichtigste Absatzmarkt für Rohstoffe bleiben. Nur bei einer
nachhaltigen Belebung der chinesischen Wirtschaft in Verbindung mit der Schließung unrentabler
Minen werden sich unserer Meinung nach die Rohstoffpreise wieder nachhaltig stabilisieren.
Sippenhaft genommen. Neben Papieren der Automobilindustrie haben auch Unternehmensanleihen aus den Emerging Markets – hier insbesondere aus Brasilien – starke Spreadausweitungen
und Herabstufungen durch Ratingagenturen erfahren. Neben der bevorstehenden Zinswende in
den USA belastet auch der Verfall von Rohstoffpreisen diese Märkte in besonderem Maße. Aber
auch rohstofflastige Unternehmen aus den Industrieländern bekommen derzeit die gedämpften Wachstumsaussichten in China deutlich zu
spüren.
Chancen nutzen
Wir haben unsere Positionierung auch in der
turbulenten Zeit nicht signifikant geändert und
sind unserer Grundausrichtung treu geblieben.
Allerdings haben wir unsere Bestände mit Blick
auf einzelne Anleihen deutlich reduziert, und
bei anderen Unternehmen haben wir die Verwerfungen dazu genutzt, unsere Positionen auszubauen. Unter dem Strich bewerten wir die ausgeweiteten Spreads als attraktiv und sehen die
jüngste Entwicklung als übertrieben an – und
daher als eine Chance. Gerade in der aktuellen
Phase ist es von besonderer Bedeutung, von einem fundamentalorientierten globalen Research
zu profitieren, um über Selektionseffekte Outperformance in einem diversifizierten Portfolio zu
erwirtschaften.

Thorsten Welschmid ist
Portfolio Manager bei
HSBC Global Asset
Management
Frank Joachim, Credit Research/Rohstoffanalyst, HSBC Global Asset Management (Deutschland)
Dieses Dokument richtet sich ausschließlich an Institutionelle und Firmenkunden sowie Finanzintermediäre
(Deutschland) GmbH.
marketsinsight | Oktober 2015
KONTAKT | 07
INSTITUTIONAL & CORPORATE-BUSINESS-TEAM
IHR ANSPRECHPARTNER
Leonhard Fröhling
Head of Institutional & Corporate
Business bei HSBC Global Asset
Management
(Deutschland) GmbH,
Telefon: 0211 / 910 3971
E-Mail: [email protected]
Von links nach rechts:
Markus Pottmeier, Direktor, Institutionelles Kundengeschäft, Olaf Riemer, Direktor
Institutional & Wholesale Business, Leiter Versicherungen & IFAs, Wiebke Merbeth,
Prokuristin, Corporate Business, Markus Ackermann, Direktor, Institutional Business,
Spezialist Emerging Markets, Leonhard Fröhling, Direktor, Head of Institutional &
Corporate Business, Andreas Folgner, Direktor, Head of Corporate Business,
Clemens Mayer-Schoene, Prokurist, Corporate Business
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