Report Summerschool Leipziger Westen 6 – 9. September 2016

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Report
Summerschool Leipziger Westen
6 – 9. September 2016
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Einführung
Vom 6. bis 9. September 2016 haben 29 Teilnehmer der "Summer School"
den Leipziger Westen besucht. Der Besuch wurde durch Hans Hoogvorst
(Schule für Quartiermanagement, www.svgw.nl ) und Edwin Broekman
(Büro EN de Buurt, www.endebuurt.nl /www.facebook.com/Endebuurt)
initiert.
Die Besuchergruppe bestand aus Fachleuten des Quartiermanagements, der
Stadtplanung, zwei Bürgern die sich in einem “Social Enterprise”
(vergleichbar mit dem Bürgerbahnhof Plagwitz) engagieren. Die Gruppe
bestand aus niederländischen und flämischen Teilnehmern.
Die "Summer School" wurde vorbereitet durch Thorsten Mehnert (Stiftung
Ecken Wecken und Mitglied Quartiersrat), Heiko Mӵller
(Stadtumbaumanagement), Hans Hoogvorst und Edwin Broekman.
Hans und Edwin bedanken sich bei Thorsten und Heiko für ihre
Begeisterung und ihr Engagement.
Die "Summer School" hatte sich zum Ziel gesetzt, eine sehr interessante
Stadt zu besuchen um aus professioneller Perspektive die Stadt zu erleben.
Dabei stand im Blickfeld wie organisiert sich der Leipziger Westen, wenn
es um Quartier- und Stadtumbaumanagement und Bürgerbeteiligung geht.
Insbesondere wenn als Gegenleistung auch ein Auftrag auszuführen ist.
Dieser Auftrag ist von Heiko Müller und Thorsten Mehnert konzipiert und
hatte zum Thema: “Das ist für mich der Leipziger Westen."
Graffitikünstler
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Die Teilnehmer wurden in drei Gruppen aufgeteilt:
-Gruppe Lindenau
-Gruppe Plagwitz und
-Gruppe Kleinzschocher.
In den Stadtteilen haben die Gruppen sich umgesehen, was sieht man und
was fällt auf?
Sie haben mit Menschen gesprochen (schwer erreichbare Gruppen, zum
Beispiel ältere Menschen, Arbeitslose, Sucht- Drogenabhängige, Jugendliche
mit Problemen) und sie gefragt “was ist für dich der Leipziger Westen”. Mit
ihren Erfahrungen und den Ergebnissen der Straßeninterviews hat die
Besuchergruppe dem Quartiersrat und dem Stadtumbaumanagement Tipps
und Ratschläge gegeben.
Während der "Summer School," besuchten die Teilnehmer auch den
Gemeinschaftsgarten Lindenau, Hostel Eden, WestWerk und den
Bürgerbahnhof Plagwitz. Diese Projekte gehören ebenfalls zu der DNA des
Leipziger Westens.
Zitat eines Teilnehmers der Summer School: "Ich habe noch nie eine Stadt erlebt wo
die Gentrifizierung so sichtbar und spürbar ist wie im Leipziger Westen. Es hat mich
sehr beeindruckt."
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Forschungsfragen
Zur Vorbereitung der Gespräche und Straßeninterviews hatten wir uns
Forschungsfragen überlegt .
Diese Fragen wurden nicht wörtlich gestellt, sie dienten als Einstieg in die
Gespräche und um von den Leuten zu erfahren: “Was ist für mich der
Leipziger Westen”.
Fragen
 Was ist für Sie der Leipziger Westen?
 Warum leben Sie in Leipziger Westen?
 Was sind Ihre Ängste?
 Machen Sie sich Sorgen?
 Was wurden Sie gerne ändern in Ihren Privatleben?
 Was wurden Sie gerne ändern in Leipziger Westen?
 Was wurden Sie gerne ändern in Ihren Nachbarschaft/Umgebung?
Westwerk, Plagwitz
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Ergebnisse der Gruppe Lindenau
Plan und Methodik
Die Gruppe hat sich in 3 Untergruppen aufgeteilt.
Jede Untergruppe ist in den Stadtteil gegangen und hat sich auf folgendes
konzentriert:
1) Beobachten
2) Gespräche/Straßeninterviews
3) Erfahrungsaustausch
Beobachten
Rundgang/Ausschau durch Lindenau (Namensschilder, Leute/Passanten,
Häuser, Straßen, öffentlichen Raum uns so weiter). Was fällt die Gruppe auf,
was ist anders oder ähnlich wie in den Niederlanden oder Belgien.
Während der Besichtigung hat die Gruppe Lindenau Gespräche mit
Spekulanten? und mit Mitarbeitern des Hostel-Eden (Demmeringstraße)
geführt. Das Hostel Eden ist ein schönes Beispiel dafür, wie junge Frauen,
aus dem Nichts ein erfolgreiches Hotel gegründet haben. Chancen sehen wo
eigentlich keine sind, das kennzeichnet vielleicht die Menschen des
Leipziger Westens.
Gespräche/Straßeninterviews
Die Gruppe Lindenau hat insgesamt 20 Interviews mit etwa 25 Menschen
geführt.
Erfahrungsaustausch
Nach der Besichtigung und den ersten Gesprächen haben die 3
Untergruppen sich untereinander ausgetauscht, die Fragen geschärft und
erneut Straßeninterviews durchgeführt.
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Lindenauer Straßeninterview
Ergebnisse der Beobachtungen
 Ruhe
 Entspannte Atmosphäre
 Viele Radfahrer und wenig Autoverkehr in den Straßen
 Kinder die auf dem Gehweg Rad fahren
 Viel Graffiti
 Viele besondere und alternative Plätze, Kneipen, Galerien usw.
 Öffentlichen Raum (hier gab es unterschiedliche Auffassungen, nicht
jeder hat den öffentlichen Raum als sauber empfunden )
 Es hat den Anschein das wenig reguliert ist (zum Beispiel: keine
Zebrastreifen oder andere Übergänge für Fußgänger)
 Grünflächen gibt es vornehmlich in Leer- oder Brachflächen, keine
oder sehr wenige in öffentlichen Raum
 Wenig Abfallkörbe und trotzdem kaum Abfall auf der Straße
 Wenig kleine Läden oder Geschäfte (außer den "Tante Emma-Läden")
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Ergebnisse Straßeninterviews
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Der Leipziger Westen lebt!
Lindenau ist gemütlich und vielseitig
Wir vermissen kleine Läden/Geschäfte (mehrmals genannt)
Eine Dame von 78 Jahren und ein Herr von 88 Jahren erzählten über
die Renovierung ihrer Wohnung. Sie mussten nach den Renovierung
umziehen weil die Miete drastisch erhöht wurde.
Eine Inhaberin von einem Laden: viele Kreative Leute fangen ein
Geschäft oder eine Galerie an, aber sobald solche Initiative erfolgreich
werden, sind die Spekulanten da (“grabbers”)
Kinder haben geweint, als der Pflückgarten einen Neubau weichen
musste
Hippies und kreative Leute die Ihren Ort verlieren und damit
verschwinden auch schöne, besondere Projekte und Initiativen
(“Gentrifizierung”)
Der Quartiersrat ist unbekannt (ebenso der Verfügungsfonds)
Zusammenfassung
 in Lindenau kann man gut leben
 Es gibt “Gentrifizierung” und “Expulsion” (Verdrängung und
Ausschließung)
 Gentrifizierung ist positiv und negativ (Zitat: “... lass es mit
langsamerem Tempo angehen”” )
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Tipps und Empfehlungen
1)
Gehen Sie auf die Straße, mit den Mitgliedern des Quartiersrats (teilen Sie
sich in kleine Gruppen auf)
- beobachten sie die Umgebung
- führen sie Gespräche mit den Einwohnern (jede Gruppe mit gleichen
Fragen)
- alle Untergruppen tauschen Ihre Ergebnisse aus und diskutieren
darüber (verbessern von Ergebnissen) und welche Hauptthemen ergeben
sich daraus für:
- "Good practice” aus Vlaardingen (Stadt in den Niederlanden):
In Vlaardingen gehen die Quartiermanager und Sozialarbeiter auf die
Straße um die Einwohnern zu befragen und mit ihnen zu sprechen. Ein
Wohnwagen dient als Treff- und Austauschpunkt mit den Bewohnern.
In Maastricht führen sie “Tischgespräche” (Stehtisch) an den Straßenecken.
2)
Verbinden Sie sich mit anderen aktiven Netzwerke in der Nachbarschaft.
Zum Beispiel Lindenau Lebt, Stadteilverein Lindenau oder eine Gruppe die
eine App für Handy über “Grün” veröffentlicht hat.
Gemeinsam sind Sie stärker.
“Good practice”: Die Stadt Maastricht hat ein sehr partizipierte Methodik
entwickelt, die auf Netzwerke basiert.
3)
Nehmen Sie Gentrifizierung / Expulsion ernst. Diesen Themen haben
mehrere Lindenauer in den Straßeninterviews genannt.
Diskutieren sie darüber miteinander und denken darüber nach wo Sie
Einfluss nehmen können, vor allem auf das Tempo der Gentrifizierung oder
Expulsion.
Machen sie das alles auch für unsere zukünftige Generation.
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Neue Generation
Ergebnisse Gruppe Plagwitz
Plan und Methodik
Die Gruppe hat sich in 4 Zweiergruppen und 4 Bereiche aufgeteilt:
Nord/Ost/Süd/West.
Die Gruppe hat mit 30 Personen Straßeninterviews durchgeführt, mit
jungen Leuten, alten Leuten und Unternehmern. Etwa 20% waren
ursprüngliche Einwohnern des Leipziger Westens.
Beobachten (was fällt auf)
 "Young generation", viel Junge Leute
 Leute sind offen, freundlich
 Graffiti
 Bezauberndes/charmantes Viertel
 Mentalität ist bottom-up
 Möglichkeiten für Unternehmen
 Freies Parken
 Wiederverwendung Industrielles Erbgut ist Spitze!
 Giebelwände sind sauber
 Viertel ist charakteristisch und historisch
 Viel Potenz/Energie
 Karl-Heine Kanal sauber halten
 Quartiersrat ist unbekannt
 Stadtteilzeitung ist unbekannt
Zitat von einen Plagwitzer: “Ich liebe den Leipziger Westen weil er
nicht fertig ist. Lass ihn niemals fertig werden.”
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Ergebnisse Straßeninterviews
Ein Plagwitzer mit Kind in Park Plagwitz
Das ist für mich der Leipziger Westen
Positiv:
 Viel Grün
 Viel Raum
 Viel Wasser
 Viele Möglichkeiten für Kreativität
Gesprächspartners mit “open mind” (offenen Blick)
 Plagwitz ist nicht zu groß, übersichtlich
Negativ/Schwerpunkte
 Wohnen: die Mieten werden steigen (gibt es nicht überall)
 Unternehmen: die Miete werden teurerer (nicht überall)
 Steigende Miete: Verdrängung, Sozial Abbruch (“Expulsion”)
 Wirtschaftlich: wenig Arbeit für hochqualifizierte Menschen
 Sozialfürsorge: Kinderbetreuung – wenig Qualität und Quantität
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 Mobilität: Öffentlicher Nahverkehr ist zu teuer, es sollte mehr und
bessere ÖV geben zu den Seen südlich vom Leipziger Westen, mehr
und bessere Radwege (zum Beispiel auch nach den Seen)
 Ärgernis Hundehaufen
Tipps und Empfehlungen für Quartiersrat
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Fokus wählen von Themen oder
Werbung – vergrößern der Bekanntheit des QR
Investiere in Sichtbarkeit
QR-Mitglieder oder Einsatz QR verteilen über geringere Teile von
Plagwitz, Lindenau oder Kleinzschocher (von groß nach klein), damit
mehrere Verbindungen und Verhältnisse aufbauen
 Jeder Mitglied kann einen bestimmter Teil von Stadtteil “adoptieren”
und damit
 Fokus oder Nachdruck auf kleine Zusammenkünfte/Begegnungen
legen
 Denke nach über Quick Wins: kleine, markante Initiativen, zum
Beispiel: Blumenzwiebeln pflanzen bei den Bäumen oder zeitliche
Lebstraßen (Straße absperren)
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Ergebnisse der Gruppe Kleinzschocher
Plan und Methodik
1) Beobachtungen/ Exploration Kleinzschocher
2) Gespräche/Straßeninterviews
Beobachtungen/Exploration
Die Gruppe hat sich in 2 Untergruppen aufgeteilt und beide Gruppen haben
mit offenem Blick Kleinzschocher exploriert.
Gespräche/Straßeninterviews
Die 2 Untergruppen haben 20 Straßeninterviews durchgeführt mit
unterschiedlichen Personen (jung, alt, Neu- und Altsiedler, Besucher)
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Ergebnisse der Straßeninterviews
 Die Zufriedenheit ist sehr groß. Viele mögen die ruhige und
angenehme Umgebung. Für einige ist Kleinzschocher zu ruhig. Es
gibt einen Unterschied zwischen Neu- und Altsiedlern. Die Neusiedler
vermissen Treffpunkte, zum Beispiel kulturelle oder soziale
Einrichtungen.
 Die Parkanlage wird sehr hoch geschätzt, auch von Besuchern von
außerhalb.
 Es herrscht Unzufriedenheit über den sozioökonomischen Status.
 Der Unterschied zwischen "Arm und Reich" wächst.
 Bei manchen Einwohnern wird die Anwesenheit der Flüchtlinge
negativ beurteilt.
 Die Wohnqualität wird sehr geschätzt, aber die Mieten sind
(manchmal) zu hoch.
 Die QR ist unbekannt (auch der Verfügungsfonds), die (belohnte)
Bürgerinitiative ist bekannter. Die Einwohner kennen die Verbindung
zwischen Bürgerinitiatieve und QR und Verfügungsfonds nicht.
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Tips und Empfelungen für den Quartiersrat
 Riesen Kompliment und Glückwunsch für Ihren Einsatz und
Engagement.
 Haben Sie Zeit und Energie? Beteiligen Sie sich dann an bestehenden
lokalen Initiativen oder Netzwerken, wie zum Beispiel dem “Bürger
Forum”. Es gibt viel Bürgerkraft in Kleinzschocher.
 Es gibt viele neue Bewohner/Neusiedler. Eine gute Gelegenheit um
auf die Menschen zu zu gehen.
 Es gibt ein Bedürfnis bei den Neusiedlern an Treffpunkten und an
kulturellen oder sozialen Einrichtungen. Zusammen mit der hohen
Bewertung des Parkes bietet sich hier eine perfekte Gelegenheit zum
Beispiel für eine Gaststätte oder einen Pavillion im Park.
 Stellen Sie sich die Frage: Was ist genau die Aufgabe für den QR, die
Stadtverwaltung und das Stadtumbaumanagement beim
Quartiersmanagement Leipziger Westen (wer tut genau was, wer ist
oder möchte wofür verantwortlich sein?)
 Organisieren Sie Ihre Versammlungen nicht nur im Stadtteilladen,
sondern auch in den Nachbarschaften (“Kleinzschocher in den
Herzen, Mindset/Denkweise QR”)
 Erledigen Sie bei den Versammlungen nicht nur die Tagesordnung,
sondern nehmen/geben Sie auch die Zeit für “freies Denken” über
wichtige Themen im Leipziger Westen.
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Einige Beispiele aus den Niederlanden und Belgien
(Verbindung und Kontakt)
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 Zusammen essen und trinken verbindet unterschiedliche Kulturen
 Initieren von “kleinen” Begegnungen
 Die Stadtverwaltung und den Gemeinderat in die Nachbarschaften
bringen
 Austausch zwischen den unterschiedlichen QR oder
Bürgerinitiatieven in Leipzig oder auch darüber hinaus anstreben.
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