Arthrose bei Hund und Katze – kann dem Patienten geholfen werden?

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Arthrose bei Hund und Katze – kann dem Patienten geholfen werden?
Bei der Arthrose, einer degenerativen Gelenkserkrankung, besser mit dem Begriff
Osteoarthritis charakterisiert, handelt es sich um die häufigste Ursache chronischer
Schmerzen bei Hunden und Katzen. Sie führt zu einer Lahmheit und im fortgeschrittenen
Stadium zu einer weitgehenden Einschränkung der körperlichen Aktivität. Betroffen sind
insbesondere Schulter- und Ellbogengelenk sowie Hüft- und Kniegelenk. Aber auch andere,
kleinere wie Sprung- und Zehengelenke oder die Wirbelsäule können erkranken. Ziel der
modernen, multimodalen Therapie ist eine Schmerzreduktion, eine Bekämpfung der
Entzündung im Gelenk und eine Erhaltung der betroffenen Knochen-, Knorpel- und
Weichteilstrukturen.
Definition
Es handelt sich um eine Erkrankung des ganzen Gelenks, die durch eine Zerstörung des
Gelenkknorpels, eine Knochenzubildung, eine Verdickung der Gelenkkapsel und einen
Gelenkerguss charakterisiert ist. Die das Gelenk umgebenden Strukturen wie Bänder und
Muskeln können ebenfalls betroffen sein. Ursächlich mitbeteiligt ist in den meisten Fällen
eine Gelenksinstabilität oder eine Gelenksinkongruenz: die Gelenkflächen stimmen nicht
überein. Die Osteoarthritis ist ein entzündliches Geschehen, das mit zunehmendem
Schweregrad erhebliche Schmerzen verursacht. Rund ein Fünftel der Hundepopulation ist
davon betroffen, wobei der Anteil mit zunehmendem Alter markant steigt. Bei alten Katzen
ab zwölf bis vierzehn Jahren leidet jedes zweite Tier in unterschiedlichem Ausmass an der
Krankheit.
Ellbogengelenk
mit schwerer Arthrose
gesundes
Ellbogengelenk
Symptome
Tierbesitzer erkennen eine Lahmheit oft erst dann, wenn eine deutliche Gangasymmetrie
vorliegt. Sie stellen zudem fest, dass das Tier nach dem Ruhen auffällig steif ist, insbesondere
wenn zuvor eine anstrengende, körperliche Tätigkeit ausgeübt wurde. Mit der Bewegung
und dem Aufwärmen verschwindet die Steifheit allmählich. Je weiter die Erkrankung jedoch
fortschreitet, desto länger dauert diese Phase. Schliesslich verweigert der Patient die
körperliche Bewegung, was zu Muskelatrophie und Schwierigkeiten beim Einnehmen der
geeigneten Körperhaltung für den Harn- und Kotabsatz führt. Der typische
Osteoarthritispatient ist ein älterer Hund, gehört einer grossen Rasse an und ist
übergewichtig. Grundsätzlich kann das Leiden aber bei erwachsenen Hunden jeder Grösse
und jeden Alters auftreten. Bei Katzen ist das Feststellen einer durch Osteoarthritis
verursachten Lahmheit nicht immer ganz einfach. Zuhause beobachten die Besitzer von
Katzen mit chronischen Schmerzen meist eher unspezifische Symptome und indirekte
Hinweise wie ein mürrisches Verhalten, eine reduzierte Körper- und Fellpflege und
gelegentlichen Kot- und Urinabsatz ausserhalb der Katzentoilette. Auch gelingt es der Katze
nicht mehr, auf Möbel und Tische zu springen.
Diagnose
Ein vollständiger Vorbericht sowie ein umfassender klinischer und orthopädischer
Untersuch, eventuell ergänzt durch eine neurologische Beurteilung bilden die Grundlage der
Diagnose. Der nächste logische Schritt sind bildgebende Verfahren zur Dokumentation von
genauer Lokalisation und Ausmass einer Veränderung. Sie werden auch benötigt bei der
Planung einer chirurgischen Intervention. An erster Stelle steht dabei immer noch die
konventionelle Röntgenaufnahme. Sie wird auch in der Kleintiermedizin zunehmend ergänzt
durch Computer- und Magnetresonanztomographie.
Multimodale Therapie
Das Konzept der multimodalen Schmerztherapie der Osteoarthritis besteht aus
medikamentösen und nicht-medikamentösen Massnahmen. Bei Gelenksveränderungen wie
einem Riss des vorderen Kreuzbandes oder einer Knorpelablösung, die zuerst einer
chirurgischen Intervention bedürfen, wird die Schmerztherapie als Nachsorge eingesetzt.
Grundprinzip der multimodalen Therapie ist die Ermittlung der minimal wirksamen
Arzneimitteldosen. Das Ziel ist eine optimale Wirksamkeit der pharmakologischen
Behandlung bei hoher Sicherheit in Bezug auf Nebenwirkungen.
Pfeiler der medikamentösen Therapie sind die nicht-steroidalen Entzündungshemmer, die
sogenannten NSAID (non-steroidal anti-inflammatory drugs)). Aufgrund ihrer
entzündungshemmenden und schmerzstillenden Wirkung spielen sie eine zentrale Rolle bei
der Behandlung der Osteoarthritis. Sie führen zu einer wirksamen Linderung klinischer
Schmerzsymptome. Insbesondere bei älteren Patienten oder hoher Dosierung können sie
aber zu Schäden im Magendarmtrakt (Blutungen), zu Niereninsuffizienz und zu
Leberproblemen führen. Es ist deshalb empfehlenswert, bei Langzeitbehandlungen
periodisch Nieren- und Leberwerte zu bestimmen.
Katzen sind keine kleinen Hunde. Dies zeigt sich auch im Bereich der Schmerztherapie. Sie
reagieren viel empfindlicher auf NSAID und das Risiko von unerwünschten Nebenwirkungen
ist deutlich höher. Der Tierarzt muss in jedem Fall Vor- und Nachteile einer Behandlung mit
NSAID sorgfältig abwägen oder in Grenzfällen nur den Einsatz der nachfolgend
beschriebenen Arznei- und Futtermittel vorsehen.
Nutraceuticals gelten nach allgemeiner Definition nicht als Arzneimittel. Es handelt sich
vielmehr um gereinigte Stoffe, die eingenommen werden, um den Organismus mit
Substanzen zu versorgen, die für eine gesunde Körperfunktion essentiell sind. Aber auch Sie
können einen defekten Gelenkknorpel nicht mehr gesund machen. Ziel ihrer Anwendung ist
vielmehr, die noch bestehende Knorpelschicht optimal zu ernähren und zu schützen und so
möglichst lange vor dem Zerfall zu retten. Die Liste der Nutraceuticals ist lang, was die
Auswahl eines geeigneten Präparates nicht leicht macht. Grundsätzlich sind
Markenpräparate zu bevorzugen, für die auch entsprechendes Informationsmaterial über
die klinische Erfahrung und die Zusammensetzung vorliegt. Sie garantieren konstante
Inhaltstoffe und durchgeführte Wirksamkeitsprüfungen. Ansprechpartner sollte in jedem Fall
eine Kleintierpraxis sein. Gänzlich abzuraten ist von Bestellungen über das Internet, weil dort
viele unseriöse Anbieter anzutreffen sind. Empfehlenswert sind Produkte mit den folgenden
Inhaltstoffen: Avocado/Sojabohnen unverseift, Boswellia serrata (Weihrauch),
Chondroitinsulfat, Glycosamin, Grünlippenmuschel, Teufelskralle, Weidenrinde.
Die Ernährung ist auch bei unseren Haustieren einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf
Gesundheit und Krankheit. Diese alte Erkenntnis eröffnet auch in der Veterinärmedizin ganz
neue Wege in der Krankheitsprävention und Therapie. Im Falle der Osteoarthritis sind zwei
Ernährungsfaktoren von zentraler Bedeutung: die Gewichtskontrolle und die Versorgung mit
Omega-3-Fettsäuren. Wie eingangs erwähnt, sind viele Arthrosepatienten übergewichtig.
Dies führt zu einer zusätzlichen Belastung der Gelenke. Daneben führt Uebergewicht zu
einer leichten chronischen Entzündung im Organismus, die auch die Osteoarthritis
begünstigt. Damit kann die Beobachtung erklärt werden, dass bereits eine relativ geringe
Gewichtsabnahme zu einer Verbesserung der klinischen Symptome führt. Neben der
Gewichtskontrolle fördert eine mit Omega-3-Fettsäuren angereicherte Diätnahrung die
Milderung des Krankheitsgeschehens. Ihr Wirkungsmechanismus im Entzündungsgeschehen
ist sehr komplex. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Omega-3-Fettsäuren die an
der Knorpelzerstörung beteiligten Enzyme unterdrücken und Entzündungsmediatoren
stoppen. Ihre Wirkung ist zweifelsfrei erwiesen sowohl bei Hunden wie auch Katzen. Nach
einer drei bis vier Wochen dauernden Anwendung sind die ersten Resultate sichtbar. Die
entsprechende Tiernahrung ist ausschliesslich beim Tierarzt erhältlich, wo auch das
notwendige Fachwissen über die komplexen Zusammenhänge der osteoarthrotischen
Erkrankungen vorhanden ist. Wegweisend auf diesem Gebiet ist die Firma Hills, die sowohl
für Hunde wie Katzen als erste ein „Gelenkfutter“ entwickelt und in der Zwischenzeit
zahlreiche Nachahmer gefunden hat.
Physikalische Rehabilitation hat sich in den letzten Jahren zunehmend zu einer weiteren,
wichtigen Komponente der multimodalen Therapie entwickelt. Ein breites Spektrum
unterschiedlicher Methoden von Akupunktur bis Shiatsu wird dem interessierten
Tierbesitzer angeboten. Muskelverspannungen werden gelöst, Muskelmasse wird wieder
aufgebaut und die eingeschränkte Beweglichkeit verbessert. Ziel all dieser Verfahren ist die
Wiederherstellung einer optimalen Funktion des Bewegungsapparates, einer verbesserten
Fitness sowie des Wohlbefindens und der Lebensqualität.
Schlussbetrachtung
Die Osteoarthritis bringt viel Leid in manches Hundeleben. Ihre Früherkennung ist von
grosser Bedeutung, weil der einmal untergegangene Gelenkknorpel nicht mehr
wiederhergestellt werden kann. Ein bewusster, schonungsvoller Umgang mit dem
heranwachsenden Hund, eine alters- und rassengerechte Fütterung sowie die Auswahl von
Hüftgelenks- und Ellbogendysplasie freien Elterntieren schaffen die besten Voraussetzungen
für ein arthrosefreies Dasein. Die moderne Kleintiermedizin verhilft aber auch erkrankten
Hunden und Katzen mit dem kombinierten Einsatz aller oben erwähnten Massnahmen zu
einem glücklichen, langen Leben.
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