Fibromyalgie

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Krankheitsinformation
Fibromyalgie
Definition
Nicht-entzündliche, weichteilrheumatische Erkrankung welche mit generalisierten Schmerzen des
Bewegungssystems und Allgemeinsymptomen (Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Depressionen, Schlafstörungen
u.v.m.) einhergeht und durch schmerzhafte Druckpunkte an den Sehnenansätzen charakterisiert ist.
Häufigkeit
An der Fibromyalgie leiden ca. 1% der Bevölkerung und überwiegend Frauen. Die Erkrankung beginnt meist um
das 35. Lebensjahr und hat ein Höhepunkt im und nach dem Klimakterium. In manchen Familien kommt sie
gehäuft vor.
Entstehung
Patienten mit Fibromyalgie haben meist bereits in der Vorgeschichte chronische Schmerzen des
Bewegungssystems z.B. durch einen Bandscheibenvorfall oder ein Schleudertrauma. Zur Fibromyalgie kommt
es dann, wenn sich der Schmerz gewissermaßen verselbstständigt und nicht mehr nur lokal an den ursprünglich
schmerzhaften Stellen, z.B. der Halswirbelsäule, sondern am ganzen Körper verspürt wird. Dabei scheint das
sogenannte Schmerzgedächtnis eine wichtige Rolle zu spielen. Zum Zeitpunkt der Ausbreitung des Schmerzes
über den ganzen Körper hilft auch die Beseitigung der ursprünglichen Ursache des Schmerzes nicht mehr um
eine Besserung zu erreichen. Dies kann auch bei Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen wie
z.B. der rheumatoiden Arthritis passieren, man nennt dies dann sekundäre Fibromyalgie. Gleichzeitig bestehen
oft psychische Symptome wie z.B. Depressionen und der Patient fühlt sich ausgesprochen krank.
Es ist bekannt, dass es bei Patienten mit Fibromyalgie zu Änderungen der Regelsysteme der
Schmerzempfindung im Gehirn kommt. Manche Botenstoffe des Gehirns wie z.B. Serotonin und Tryptophan
werden runterreguliert während andere wie Substanz P vermehrt gefunden werden. Trotz dieser ””organischen ””
d.h. körperlichen Veränderungen des Gehirns ist aber immer noch nicht klar ob die Fibromyalgie letztendlich
eine psychosomatische Erkrankung ist, bei der die Veränderungen der Botenstoffe des Gehirns erst sekundär
entstehen oder ob es sich wirklich gewissermaßen um eine Stoffwechselerkrankung des Gehirns mit der Folge
von Schmerzen und psychosomatischen Störungen handelt.
Sicher ist aber, dass die schmerzhaften Stellen des Bewegungsystems selber nicht verändert oder gar entzündet
sind, sondern erst die veränderte Schmerzempfindung im Gehirn dazu führt, dass der Schmerz des
Bewegungssystems empfunden wird. Trotzdem handelt es sich aber um echte und nicht etwa eingebildete
Schmerzen.
Eine immer wieder zu beobachtende Beziehung besteht zwischen dem Nachtschlaf und der Fibromyalgie.
Patienten mit Fibromyalgie schlafen meist schlecht oder aber sie wachen morgens auf und fühlen sich wie
””gerädert””. Darüber hinaus kann man umgekehrt eine Fibromyalgie bei Probanden durch Schlafentzug geradezu
hervorrufen. Eine noch weitgehend unerforschte Funktion des Schlafes bei der Entspannung der Muskulatur und
dem psychischen Schmerzerleben scheint daher vor einer Fibromyalgie zu schützen.
Symptome
Im Vordergrund stehen starke Schmerzen vor allem der Muskulatur und der Sehnenansätze. Dabei sind
nicht nur die Extremitäten sondern auch der Rumpf betroffen. Häufig wird der Schmerz großflächig und fließend
beschrieben. Die Patienten haben oft das Gefühl die schmerzhaften Weichteile seien diffus geschwollen und
kleine Verdichtungen des Unterhautfettgewebes werden als schmerzhafte Knötchen empfunden.
Die Schmerzen halten über lange Zeit, meist über Jahre an und können bei manchen Patienten durch kalte
Witterung, seelische Belastung oder Stress verstärkt werden.
Darüber hinaus leiden die Patienten unter Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit,
Schlafstörungen und Depressionen.
Diagnose
Die Diagnose wird durch die typische Krankengeschichte und die körperliche Untersuchung gestellt. Hierbei
finden sich die charakteristischen, sehr schmerzhaften Fibromyalgie-Druckpunkte (tender points) welche vor
allem an den Sehnenansätzen also in der Nähe der Gelenke und am Rumpf lokalisiert sind (Abbildung). Die
Muskeln selber, wie z.B. die Waden oder Oberschenkel sind oft relativ wenig druckschmerzhaft.
Fibromyalgiedruckpunkte (tender points). Die Kriterien für eine Fibromyalgie sind erfüllt, wenn mind. 11 der
18 Druckpunkte schmerzhaft sind und länger als 3 Monate typische Symptome bestehen.
Bei der Fibromyalgie finden sich keine typischen Labor- oder Röntgenveränderungen.
Selten können Hormonstörungen wie z.B. eine Schilddrüsenunterfunktion eine Fibromyalgie verstärken. Diese
kann durch eine Untersuchung der Schilddrüsenhormone festgestellt werden. Um eine sekundäre Fibromyalgie,
also eine Fibromyalgie, die begleitend zu anderen rheumatischen Erkrankungen auftritt, festzustellen, sollten
außerdem Laboruntersuchungen wie z.B. Entzündungswerte im Blut veranlasst werden.
Therapie
Häufig sind Schmerzmittel und Antirheumatika komplett unwirksam. Auch Krankengymnastik und Massage
können zwar bei manchen Patienten helfen, bei anderen Patienten aber das Krankheitsbild sogar noch verstärken.
Am erfolgreichsten sind wohl kombinierte Therapieansätze mit psychologischer Betreuung und Therapie,
physikalischen Anwendungen und Krankengymnastik. Bewegung und Wärmeanwendungen sind dabei wohl
am wirkungsvollsten. Darüber hinaus haben Entspannungsübungen und Methoden der psychologischen
Schmerztherapie ihren festen Stellenwert. Dafür haben sich stationäre Heilmaßnahmen in spezialisierten
Kliniken bewährt.
Medikamentös können Antidepressiva wie z.B. Amitriptylin (Saroten ) 10-50 mg/Tag eine Besserung
bringen. Aber aauch Medikamente gegen neurogene Schmerzen wie z.B. Praegabalin (Lyrica ) Dabei ist vor
allem eine Einnahme als einmalige Einzeldosis vor dem Schlafengehen, möglicherweise durch die Verbesserung
des Nachtschlafs, wirkungsvoll und nebenwirkungsarm. Darüber hinaus haben Analgetika wie z.B. Tramadol
oder sogar Medikamente aus der Opiatgruppe eine Wirkung.
Prognose
Obwohl die Fibromyalgie niemals, wie andere rheumatische Erkrankungen, zur Zerstörung oder
Funktionseinschränkungen von Gelenken oder anderen Strukturen des Bewegungssystems führt, sind die
Schmerzen doch chronisch und es handelt sich um eine die Patienten sehr belastende Erkrankung. Dabei scheint
die Dauer der Beschwerden auch eine wichtige Rolle zu spielen. Die Verhinderung der Chronifizierung von
Schmerzsyndromen hat dabei eine entscheidende prophylaktische Bedeutung.
Schwerpunkte an unserer Klinik
Patienten mit Fibromyalgie werden in einem fachübergreifenden Therapiekonzept welches Ärzte, Psychologen
und Physiotherapeuten mit einschließt, behandelt. Physiotherapie und Physikalische Therapie wie auch
psychologische Schmerztherapie und Pharmakotherapie mit Schmerzmedikamenten sind dabei Bausteine der
Therapie welche dem Patienten zumindest Linderung ihrer Schmerzen bringen soll.
Auf unserer Sektion interdisziplinäre Schmerztherapie des Acura-Rheumazentrums Baden-Baden und der
Acura-Psychosomatischen Klinik wird in einem wissenschaftlich basierten Therapieprogramm in enger
Kooperation mit der Universitätsklinik Heidelberg ein spezielles Therapieprogramm für Patienten mit
Fibromyalgie und somatoformen Schmerstörungen durchgeführt.
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