Tiefe Währungsspuren in den Geschäftszahlen und ungewisser

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Financial Risk Management
Tiefe Währungsspuren in
den Geschäftszahlen und
ungewisser Ausblick
Performance Management
Management mit der
Budgetierung unzufrieden
Corporate Finance & Financial Advisory
Akquisitionsdisziplin als
Erfolgsfaktor
Industrie Schweiz
Outlook 2016
114 Unternehmen zu
Performance, Bewertung,
Liquidität, Dividenden sowie
Finanzierung analysiert
Erwartungen von
Analysten und Unternehmen
IFBC Dialog / Juni 2016 / 2
Editorial
Im Dialog
W
ir freuen uns, Ihnen
die erste Ausgabe
unserer neuen Publi­
kation «IFBC Dialog» vorstellen zu
können. Diese ersetzt die bisherige,
einmal jährlich erschienene Studie
zur «Wertschaffung von Schwei­
zer
Industrieunternehmen». Die bis­
he­
ri­
gen, geschätzten Auswertungen
sind aber auch im neuen «IFBC Dialog» enthalten. Mit der neuen Form
wollen wir inhaltliche Akzente
setzen und unsere Unternehmens­
philosophie nach aussen tragen.
Basis eines wirkungsvollen Dialogs
ist die Fähigkeit, zuzuhören. Das
Respektieren der Ansichten der Dia­
log­partner, das Einbringen eigener
Gedanken, ohne in eine Fixierung
zu geraten, sowie die Schaffung
eines vertrauensvollen Umfelds
fördern einen guten Dialog zusätz­
lich. Unsere Beratungstätigkeit
erachten wir deshalb als Wechsel­
spiel von Zuhören und Erkennt­
nisgewinn zwischen emanzipierten
Partnern.
Die verschiedenen Themen werden
neu in eigenständigen Artikeln be­
handelt, eine zusammenhängende
Lektüre ist somit nicht nötig. Un­
verändert bleibt die umfassende
Datengrundlage für die einzelnen
Artikel. Wiederum haben wir sämt­
liche kotierten Schweizer Nicht­
finanz-Unternehmen erfasst, die bis
Ende März ihre Jahresabschlüsse
publiziert haben (insgesamt 114 Ge­
sellschaften).
Wir wünschen Ihnen spannende
Einsichten und freuen uns, Ihnen
als Dialogpartner zur Verfügung zu
stehen.
Dr. Thomas Vettiger
Managing Partner IFBC AG
Unsere neue Publikation soll als
Einladung zum Dialog mit Ihnen
verstanden werden. Wir freuen uns
über Feedbacks und Denk­
anstösse
zu den hier behandelten Aspekten.
/3
Editorial
3
6
10
12
14
16
IFBC Dialog / Juni 2016 / 4
Operative Performance
Stärkster Rückgang der
ökonomischen Wertschaffung
seit 2009
Aktienperformance
Steigende Aktienrenditen
trotz negativer operativer
Performance
Financial Risk Management
Tiefe Währungsspuren in
den Geschäftszahlen und
ungewisser Ausblick
Corporate Finance & Financial Advisory
Nebenleistungen als komplexe
Eigenheit des Schweizer
Übernahmerechts
Corporate Finance & Financial Advisory
Akquisitionsdiziplin gewinnt im
aktuellen Umfeld an Bedeutung
IFBC Dialog Juni 2016
Inhaltsverzeichnis
Bewertungsniveau
Hohes Bewertungsniveau bei
steigenden Erwartungen an
Performanceverbesserungen
Dividenden
Dividendenvolumen
dank Erhöhung der
Ausschüttungsquote gesteigert
Liquidität
Stabile und hohe finanzielle
Flexibilität bei Schweizer
Industrieunternehmen
Performance Management
Planung und Budgetierung
im Wandel
Outlook
Analysten und Unternehmen
erwarten 2016 deutliche
Performance­verbesserungen
20
22
24
26
30
32
Über IFBC
/5
Operative Performance
Stärkster Rückgang
der ökonomischen
Wertschaffung seit 2009
D
as Geschäftsjahr 2015
begann für die Schwei­
zer Wirtschaft mit der
Aufhebung der Wechselkursunter­
grenze denkbar schlecht. Neben der
starken Aufwertung des Schweizer
Frankens verschlechterten sich die
Rahmenbedingungen in der Folge
weiter: Tiefe Rohstoff- und Ener­
giepreise wie auch geopolitische
und wirtschaftliche Unsicherheiten
stellten die Schweizer Unternehmen
vor weitere grosse Herausforderun­
gen. Nicht alle Firmen konnten sich
gleich gut an die neuen Gegeben­
heiten adaptieren.
Anteil Unternehmen mit positivem Economic Profit
0%
RÜCKLÄUFIGE ZAHL DER
WERTGENERIERENDEN
FIRMEN
Im Jahr 2015 gelang es 63% der 114
untersuchten Schweizer Industrie­
firmen, einen positiven EP zu er­
IFBC Dialog / Juni 2016 / 6
50%
75%
100%
Chemie, Rohstoffe und Bauwesen
Industrie und Dienstleistung
Verbrauchsgüter
Gesundheitswesen
Verbraucherservice
Versorger und Telekom
Technologie
Alle Unternehmen
2014
Zur Beurteilung der operativen Per­
formance des letzten Jahres wird
als Kennzahl der Economic Profit
(EP) herangezogen. Anders als die
Gewinngrössen EBITDA oder EBIT
berücksichtigt der Economic Profit
auch die Kosten für das operativ in­
vestierte Kapital. Damit beeinflusst
neben Umsatz- und Margenver­
besserungen auch eine effizientere
Bewirtschaftung des investierten
Kapitals den Economic Profit po­
sitiv.
25%
2015
zielen und damit ihre Kapitalkosten
zu verdienen. Im Vergleich zum
Vorjahr entspricht dies lediglich
einem Rückgang von rund sechs
Prozentpunkten. Der Mehrheit der
Unternehmen gelang es, sich an die
schwierigen Rahmenbedingungen
anzupassen, und sie konnten weiter­
hin eine über den Kapitalkosten lie­
gende Rendite erzielen.
Aus dem Branchenvergleich in der
Abbildung oben ist ersichtlich, dass
der Anteil der Firmen mit einer po­
sitiven Wertgenerierung in fast allen
Sektoren rückläufig ist. Ein deut­
licher Rückgang ist insbesondere
im Verbraucherservicesektor sowie
im Versorger- und Telekomsektor
auszumachen, die zusätzlich unter
dem fortschreitenden Strukturwan­
del leiden. Beide Sektoren wiesen
bereits im Vorjahr einen überdurch­
schnittlich hohen Anteil an Firmen
mit negativem EP auf.
Zwischen den Branchen bestehen im
Jahr 2015 deutliche Unterschiede:
Während im Verbrauchsgüter- und
63%
der Unternehmen generierten
2015 ökonomischen
Wert
Technologiesektor weiterhin mehr
als drei Viertel aller Unternehmen
einen positiven EP erzielten, wa­
r
es im Verbraucherservice- sowie
im Versorger- und Telekomsektor
weniger als die Hälfte.
MEHRZAHL DER
UNTERNEHMEN MIT
PERFORMANCEVERSCHLECHTERUNGEN
In absoluten Zahlen entspricht dies
einem Rückgang der Wertgene­
rierung von über 7.2 Mrd. Franken.
Die Summe der Economic Profits
aller betrachteten Schweizer Un­
ternehmen beträgt noch 19.0 Mrd.
Franken. Die Höhe des Rückgangs
ist stark beeinflusst durch die
beiden Schwergewichte Lafarge­
[Aktionärsbrief
Zehnder Group AG]
-7,2
Milliarden Franken
Ecomomic-ProfitRückgang
Holcim und Novartis, die zusammen
das Ergebnis mit 5.2 Mrd. Franken
negativ belastet.
Zur Beurteilung der finanziellen
Jahresperformance wird die Verän­
derung des Economic Profit auf Un­
ternehmensebene herangezogen. Im
Jahr 2015 konnten lediglich 39%
der untersuchten Firmen ihren EP
erhöhen und damit eine Verbesse­
rung im Vergleich zum Vorjahr er­
zielen. Seit der Finanzkrise im Jahr
2009 wiesen nie mehr derart wenige
Unternehmen eine Performancever­
besserung auf.
«Pauken­schlag»
«Miserable
Währungssituation»
VIELSCHICHTIGE URSACHEN
Die negative Entwicklung ist eng
mit der massiven Verschlechte­
rung der Rahmenbedingungen für
die Schweizer Wirtschaft verbun­
den. Ein wesentlicher Treiber war
die Aufhebung des Mindestkurses
im Januar 2015. Rund drei Vier­
tel aller Firmen erwähnten die
Wechselkursentwicklung des Euros
zum Franken in ihren Medienmittei­
lungen bzw. Aktionärsbriefen zum
Geschäftsjahr 2015.
Im Gegenzug profitierten Firmen
mit Absatzmärkten im Dollar-Raum
oder mit Dollar-Konzernwährungen
vom erstarkten Dollar und der Kon­
junkturerholung in den USA. Viele
Unternehmen erwähnen denn auch
das verhaltene Wachstum in Europa
und den Wachstumsrückgang der
Schwellenländer, wobei hauptsäch­
lich China und Brasilien im Fokus
stehen. Eine weitere Belastung wa­
ren die Wirtschaftssanktionen für
Russland aufgrund des Ukraine­
Konflikts.
61%
der Unternehmen mit EPVerschlechterung
[Medienmitteilung
Swatch Group AG]
Neben der Konjunktur und den
Währungen waren die Rohstoff­
preise ein dominierendes Thema in
der Unternehmensberichterstattung.
Während sich der tiefe Ölpreis positiv
auf den privaten Konsum auswirk­
te, belasteten auf Unternehmens­
ebene rückläufige Investitionen
in ölexportierenden Ländern die
Schwei­
zer Exportwirtschaft. Die
Geschäftsmodelle
der
hiesigen
Versor­gungsunternehmen wurden
durch die tiefen Energiepreise be­
lastet.
Auf der Kostenseite profitierten Fir­
men verschiedener Branchen von
tieferen Beschaffungskosten für im­
portierte Güter sowie von tieferen
Rohmaterialpreisen. Diese wurden
teilweise
durch
Verkaufspreis­
nachlässe an die Kunden weiterge­
geben, was sich negativ auf die
Umsätze auswirkte.
Auf internationaler Ebene beschäf­
tigten die Unternehmen insbesonde­
re die geopolitischen Unsicherheiten
in der Ukraine und im Nahen Osten
wie auch die europäische Schulden­
krise sowie die Flüchtlingssituation.
Viele Firmen versuchten den nach­
frageseitigen
Herausforderungen
durch innovative Produktlösungen
zu begegnen. Es wird davon aus­
gegangen, dass der technologische
Wandel zu einer Vielzahl neuer Op­
portunitäten auf der Produkt- und
Kostenebene führen wird. «Digita­
lisierung», «Automatisierung», «In­
ternet of Things» und «die vierte
industrielle Revolution» sind denn
auch oft angesprochene Themen in
den Berichterstattungen.
>
/7
Unternehmen in Branchen mit
tiefem technologischem Entwick­
lungspotenzial versuchten, sich
vermehrt durch internationale Ex­
pansion und die Erweiterung der
Produktpa­lette breiter abzustützen.
Der wahr­genommene Wettbewerbs-,
Konkurrenz-, Import- und Preis­
druck hat sich in der Schweiz aus
Sicht vieler Unternehmen akzentu­
iert.
ENTSCHLOSSENE
MASSNAHMEN DER
UNTERNEHMEN
63%
der Firmen mit
Verschlechterung der
Kosteneffizienz
KOSTENEFFIZIENZ
ALS BEDEUTENDSTER
WERTTREIBER
Der EP resultiert aus den Wert­
treibern Umsatzwachstum, Kosten­
effizienz und Kapitaleffizienz. Die
für das Jahr 2015 gemessene rela­
tive Bedeutung der einzelnen Wert­
treiber ist in nebenstehender Abbil­
dung dargestellt.
des investierten Kapi­
tals von der
Hälfte der Unternehmen verbessert
werden.
Dass sich die Jahresendbilanz trotz
schlechter Vorzeichen verhältnis­
mässig respektabel präsentiert, ist
auf das aktive Handeln der Schwei­
zer Unternehmen zurückzuführen.
Sie haben in verschiedenen Bere­i­
chen Massnahmen zur Bewältigung
der neuen Situation ergriffen. Mit
48% am häufigsten wird die Ebene
der Kosteneffizienz in den Medien­
mitteilungen und Aktionärsbriefen
angesprochen. Kosten sollen be­
sonders durch Produktivitäts- und
Effizienzverbesserungen
gesenkt
wer­den.
Bedeutung der Werttreiber
Kosteneffizienz
Wachstum
Kapitaleffizienz
Die (teils negative) Entwicklung des
EP wurde 2015 wie bereits in den
vier Jahren zuvor durch die negative
Entwicklung der Kosteneffizienz
getrieben, während das Wachs­
tum
und die Kapitaleffizienz von unter­
geordneter Bedeutung waren.
Viele Unternehmen konnten trotz
negativer Währungseinflüsse ihr
Um­satz­niveau
halten,
mussten
aber deutliche Margeneinbussen
hinnehmen, was insbesondere auf
die nicht währungskongruenten
Fixkosten zu­rückzuführen ist.
Die Kosteneffizienz war im Jahr
2015 nicht nur der quantitativ be­
deutendste Werttreiber, er konnte
auch von den wenigsten Unterneh­
men verbessert werden. Nur 37%
der Gesellschaften gelang dies im
vergangenen Jahr. Rund 46% der
Firmen verzeichneten dagegen pos­
itives Umsatzwachstum. Die Kap­
italeffizienz konnte aufgrund ein­
er effizienteren Bewirtschaftung
37%
50%
46%
• Massstabgetreue Kreise zeigen die Bedeutung der Werttreiber.
• Prozentzahlen zeigen den Anteil der Unternehmen mit Verbesserung der einzelnen Werttreiber.
IFBC Dialog / Juni 2016 / 8
Zudem sprechen 45% der Firmen
von Verlagerungen, Restrukturie­
rungen oder Veräusserungen.
ist, verbesserten sich Actelion und
Galenica im angestammten Ge­
schäft.
Auch beim Umsatzwachstum konn­­­­
ten im vergangenen Jahr Fortschritte
erzielt werden. Neue Produkte, die
Entwicklung des Sortiments sowie
Investitionen und Kapazitätsausbau
waren bei je 43% der Unternehmen
ein Thema. Externes Wachstum
mittels Akquisitionen wurde gar
von 45% der Firmen angesprochen.
Wird bei der Finanzierung von
Akquisitionen überschüssige Li­
quidität abgebaut, kann zusätzlich
eine Verbesserung der Kapitaleffi­
zienz erzielt werden.
Das Jahr 2015 war für viele Unter­
nehmen herausfordernd. So konnten
sich lediglich 8 Gesellschaften, 13
weniger als im Vorjahr, auf allen
Werttreiberebenen verbessern. So­
mit besteht auch bei Unternehmen
mit einer insgesamt v
­erbesserten
operativen Performance nach wie
vor Verbesserungs­potenzial. //
TOP VALUE CREATORS
Basierend auf der Performance im
vergangenen Jahr, bestimmte die
IFBC in ihrer Analyse diejenigen
Schweizer Unternehmen, die gemes­
sen am Economic Profit die grösste
operative Wertsteigerung erzielen
konnten.
An der Spitze liegen mit Nestlé
und Emmi zwei Firmen aus dem
Nahrungsmittelbereich, die beide
ihren EBIT trotz Wachstumsrück­
gang steigern konnten, sowie die
Pharmaunternehmen Cosmo Phar­
maceuticals, Actelion und Galenica.
Während im Falle von Cosmo Phar­
maceuticals der Erfolg eng mit dem
IPO einer Spin-off-Firma verknüpft
Galenica
Actelion
Nestlé
Cosmo Pharmaceuticals
Emmi
Top 5 Value Creators 2015
/9
Aktienperformance
Steigende Aktienrenditen
trotz negativer operativer
Performance
T
rotz schwieriger Markt­
bedingungen
konnten
Investoren im Jahr 2015
mit Schweizer Aktien eine posi­
tive Rendite auf dem investier­
ten Kapital erzielen. Dies zeigt
sich am durchschnittlichen Total
Shareholder Return (TSR) für die
untersuchten Unternehmen von
7.6%. Der TSR als Renditegrösse
berücksichtigt dabei sowohl die
Aktienkursperformance im engeren
Sinn (Börsenkursveränderung) als
auch die Dividenden und Kapital­
rückzahlungen während des Be­
trachtungszeitraums.
«Gestiegene Investorenerwartungen an zu­
künftige Performance­
verbesserungen stützen
den durchschnittlichen
TSR 2015 mit nahezu
23 Prozentpunkten.»
Den risikogerechten Renditefor­
derungen der Eigenkapitalgeber
wurde der TSR in diesem Jahr mit
durchschnittlich 7.6% jedoch nicht
gerecht. Denn auf dem investierten
Eigenkapital wird eine vergleichs­
weise höhere nachhaltige Rendite
erwartet, was sich in einem durch­
schnittlichen Eigenkapitalkosten­
satz (CoE) von rund 8.8% und
damit im Resultat für 2015 in einer
ne­gativen durchschnittlichen Über­
rendite (TSR < CoE) widerspiegelt.
1
_ Der TSR kann über eine Enterprise-Value-Betrachtung auf die Elemente Delta Future Growth
Value, Delta Current Operations Value, Delta Net
Der durchschnittliche positive TSR1
als Indikator für die Entwicklung
des Gesamtmarkts wurde im abge­
laufenen Jahr insbesondere durch
die gestiegenen Investorenerwar­
tungen an zukünftige Performance­
verbesserungen positiv beeinflusst.2
Diese stützten den durchschnitt­
lichen TSR 2015 mit nahezu 23 Pro­
zentpunkten.
und diejenige der Investorenerwar­
tungen an zukünftige Performance­
verbesserungen.
Wird das Sample der untersuchten
Unternehmen vertieft analysiert,
zeigt sich analog der Durchschnitts­
betrachtung in knapp 60% der Fälle
eine Verschlechterung der opera­
tiven Performance bei gleichzeitig
gestiegenen Investorenerwartungen
Der Current Operations Value an die zukünftigen Performance­
repräsentiert den Wert des Un­ verbesserungen. Diese Konstella­
ternehmens unter der Vorausset­
­ tion der Werttreiber traf somit 2015
zung, dass (ausschliesslich) die ak­ vieler­orts zu.
tuelle operative Performance auch
in Zukunft erreicht werden kann. Ganz allgemein sind bei knapp 80%
Die im Vorjahresvergleich tiefere der Unternehmen gestiegene Erwar­
ope­rative Performance hat entspre­ tungen an zukünftige Performance­
chend über eine Verringerung des verbesserungen zu beobachten.
Current Operations Value3 einen
negativen Beitrag zum TSR in der Diese Entwicklungen akzentuieren
Höhe von über 13 Prozentpunkten den Druck auf das Management be­
treffend zukünftiger operativer Per­
zur Folge.
formanceverbesserungen in einem
Der im Jahr 2015 durchschnittlich bereits herausfordernden Umfeld
lediglich minimen Erhöhung der weiter. //
Nettoverschuldung kommt für die
Erklärung der Entwicklung des TSR
kaum Bedeutung zu. Kapitaler­
«Bei knapp 80% der
höhungen und Veränderungen der
Minderheitsanteile begründen der­
Unternehmen sind die
weil eine Reduktion des TSR um 2.6
Investorenerwartungen
Prozentpunkte. Die Ausschüttungen
an die zukünftigen
in Form von Dividenden und Ka­
pitalrückzahlungen4 beeinflussten
Performanceverbesseden TSR schliesslich positiv um
rungen gestiegen.»
knapp 1.1 Prozentpunkte.
Wesentliche Treiber des TSR sind
für alle Unternehmen die Entwick­
lung der operativen Performance
Debt, Delta Eigenkapital sowie Dividenden und Kapitalrückzahlungen aufgeschlüsselt werden.
2
_ Delta Future Growth Value (FGV)
3
_ Delta Current Operations Value (COV)
_ Inklusive deren rechnerische Reinvestition in die
Aktien der jeweiligen Unternehmen.
4
TSR-Split nach Werttreibern
−20%
Delta COV
−10%
0%
10%
20%
−13.5
+22.7
Delta FGV
Delta Net Debt
−0.1
Delta Eigenkapital
−2.6
Dividenden / Kapitalrückzahlung
+1.1
Total TSR
+7.6
Anzahl Unternehmen, kategorisiert nach Entwicklung der Hauptwerttreiber
Operative
Performance
Erwartete zukünftige
Performanceverbesserungen
+
57%
-
7%
Total
64
8
72
64%
+
24
21%
16
14%
40
36%
Total
88
79%
24
21%
112
100%
/ 11
Financial Risk Management
Tiefe Währungsspuren in den
Geschäftszahlen und ungewisser
Ausblick
F
ür die Schweizer Unter­
nehmen war das Jahr 2015
währungstechnisch
ein
äusserst schwieriges Jahr. Die Auf­
gabe des Euro-Mindestkurses hat in
den Jahresrechnungen tiefe Spuren
hinterlassen, wie die Analy­
se der
Medienmitteilungen und der Ak­
tionärsbriefe zeigt. Auswirkungen
zeigen sich sowohl in der Erfolgs­
rechnung als auch in der Bilanz.
Bezogen auf die Erfolgsrechnung,
wäre ohne Währungseffekt ein
durchschnittliches Umsatzwachs­
tum von 5.2% zu beobachten gewe­
sen. Gleichzeitig betrug der negative
Währungseffekt im Durchschnitt
aber -4.9%, was zu einem effektiven
Umsatzwachstum von noch 0.3%
führte. Somit wurde praktisch das
gesamte operative Umsatzwachs­
tum durch den erstarkten Schweizer
Franken wieder kompensiert.
In der Bilanz zeigen sich die
Währungseffekte vor allem durch
Umrechnungsdifferenzen aus in
Fremdwährungen gehaltenem Netto­vermögen. Unter IFRS werden diese
als Cumulative Translation Adjust­
ments (CTA) direkt im Eigenkapital
erfasst, also nicht in der Erfolgs­
rechnung gezeigt. Erst bei einer
Veräusserung der Vermögenswerte
werden die CTA aus dem Eigenka­
pital wieder ausgebucht und in der
Erfolgsrechnung gezeigt (und somit
zeitgleich mit der Ausbuchung wie­
der dem Eigenkapital zugeführt).
IFBC Dialog / Juni 2016 / 12
Bei den 72 Unternehmen, die CTA
auch ausweisen, stiegen die CTA im
Jahr 2015 kumuliert um CHF 9.5
Mrd. auf CHF 44.4 Mrd. und betra­
gen bereits 26% des Common Equi­
ty (Vorjahr 19%).
Zweifelsohne war das Jahr 2015
bezüglich Währungsrisiken ein be­
sonders einschneidendes Jahr. Der
Aufwertungsdruck auf den Schwei­
zer Franken (CHF) besteht allerdings
schon seit längerer Zeit, wie die
beiden Grafiken zur Entwicklung
des US-Dollar (USD) und des Euro
(EUR) zeigen.
Beide Währungen haben sich seit
dem Jahr 2000 von einem Kurs von
jeweils ca. CHF 1.60 pro EUR oder
USD auf fast die Parität oder un­
ter die Parität zum CHF entwickelt.
Gleichzeitig haben sich aber auch
die jeweiligen Kaufkraftparitäten in
dieselbe Richtung bewegt. Dies be­
deutet, dass die nominelle Aufwer­
tung des CHF durch unterschiedliche
Inflationsrsaten und Produktivitäts­
fortschritte auf dem realen Güter­
markt teilweise wieder kompensiert
werden konnte. Beim EUR ist jedoch
eine nach wie vor grössere Abwei­
chung vom effektiven Wechselkurs
zur Kaufkraftparität vorhanden
(Überbewertung des CHF). Dies ist
im Wesentlichen der Grund, wes­
halb die Schweizer Unternehmen
aktuell besonders stark unter dem
«Frankenschock» leiden.
Aufgrund der Marktsituation wird
der Aufwertungsdruck wohl auch
längerfristig auf dem CHF lasten.
Zusätzlich beschäftigt die Unterneh­
men auch die ungewisse mittel­
fristige Entwicklung der Währun­
gen. Darüber herrscht auch bei
Finanzakteuren keine einheit­
liche
Meinung. Die von Banken publi­
zierten Währungsprognosen für
Ende 2016 bezüglich EUR und USD
variieren entsprechend stark. Die
Mittelwerte der Schätzungen liegen
zwar jeweils nahe bei den aktuellen
Kursen, allerdings mit einer gros­
sen Spannweite und Werten sowohl
über als auch unter den aktuellen
Wechselkursen.
Währungsprognosen der Banken per
Ende 2016 (Stand 21. Juni 2016)
EUR/CHF
USD/CHF
Höchster Wert
1.20
1.11
Mittel­w ert
1.11
1.00
Tiefster Wert
1.02
0.85
Das Währungsrisiko wird entspre­
chend im Fokus der Unternehmens­
führung bleiben. Eine professionell
gestaltete Währungs-, das heisst
Risiko- und Absicherungspolitik
nimmt in diesem Umfeld einen zen­
tralen Stellenwert ein. //
Einfluss des Währungseffekts auf den Umsatz 2015
Kumulierte Währungsumrechnungsdifferenzen (CTA)
in den untersuchten Bilanzen
2015
+5.2%
+27%
Durchschnittliches
Umsatzwachstum 2015
bei konstanten
Währungen
CHF
44.4
Milliarden
+0.3%
Durchschnittliches effektives
Umsatzwachstum 2015
2014
-4.9%
CHF
34.9
Milliarden
Durchschnittlicher
Währungseffekt
2015
Wechselkurs EUR/CHF im Vergleich zur Kaufkraftparität
1.8
EUR/CHF
1.6
1.4
Durchschnittliche Kaufkraftparität
1.2
1
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
Wechselkurs USD/CHF im Vergleich zur Kaufkraftparität
2
USD/CHF
1.5
Durchschnittliche Kaufkraftparität
1
0.5
0
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
/ 13
Corporate Finance & Financial Advisory
Nebenleistungen als komplexe
Eigenheit des Schweizer
Übernahmerechts
I
m Rahmen von öffentlichen
Übernahmeangeboten, deren
Vollzug den Schwellenwert
von 33.3% überschreiten würde,
kommen in der Schweiz grundsätz­
lich die übernahmerechtlichen Be­
stimmungen zu Pflichtangeboten
zur Anwendung.
Diese Bestimmungen dienen un­
ter anderem der Transparenz sowie
der Gleichbehandlung der Anleger.
Letzteres ist ein fundamentales
Prinzip des schweizerischen Über­
nahmerechts mit weitreichenden
Konsequenzen für die Anbieter, die
den übernahmerechtlichen Bestim­
mungen von Pflichtangeboten un­
terliegen.
Im Fokus stehen nachfolgend die
damit einhergehenden Anforderun­
gen an den Anbieter bei der An­
gebotspreisfestsetzung, die durch
die übernahmerechtlichen Bestim­
mungen entscheidend beeinflusst
werden können. Wird gegen Be­
M&A Facts
stimmungen verstossen, führt dies
grundsätzlich zur Pflicht, eine An­
passung beim Angebotspreis vorzu­
nehmen.
Gemäss den übernahmerechtlichen
Bestimmungen muss der Ange­
botspreis pro Aktie im Fall eines
Pflichtangebots mindestens dem
höheren Wert von Börsenkurs und
dem höchsten vom Anbieter in
den letzten zwölf Monaten vor
Veröffent­lichung des Angebots be­
zahlten Preis pro Aktie der Ziel­
gesellschaft entsprechen («Mindest­
preisregel»). Falls der Anbieter
bis sechs Monate nach Ablauf der
Nachfrist Beteiligungspapiere der
Zielgesellschaft zu einem über dem
Angebotspreis liegenden Preis kauft,
muss er zudem diesen höheren Preis
allen Angebotsempfängern anbie­
ten («Best Price Rule»).
Wie die Verfahrensverläufe ver­
schiedener Transaktionen in den
vergangenen Jahren gezeigt ha­
ben, geben offerierte bzw. bezahlte
Preise oft zu Diskussionen rund um
die Einhaltung der übernahmerecht­
lichen Anforderungen an die Preis­
festsetzung durch den Anbieter An­
lass.
«Die Einhaltung der
übernahmerechtlichen
Preisbestimmungen
geben oftmals Anlass
zu Diskussionen.»
Zentraler Angriffspunkt ist dabei,
dass mit Blick auf den vorausgegan­
genen Erwerb und auch im Fall des
Erwerbs innerhalb von sechs Mona­
ten nach der Nachfrist neben dem
bezahlten Preis in bar auch allfäl­
lige gegenseitige Nebenleistungen
zwischen den involvierten Parteien
zu berücksichtigen sind. Die Ana­
lyse von Nebenleistungen bezieht
96% aller weltweiten
Übernahmeangebote an Aktionäre kotierter
Gesellschaften wurden in den letzten
fünf Jahren im Einvernehmen mit der
Zielgesellschaft abgegeben. 91% dieser
freundlichen Angebote waren erfolgreich.
Bei unfreundlichen Angeboten lag die
Erfolgsquote hingegen bei unter
IFBC Dialog / Juni 2016 / 14
50%
sich dabei auf alle relevanten Ver­
träge – also keineswegs nur auf die
Aktienkaufverträge. Die Nebenleis­
tungen sind einzeln zu identifizie­
ren und einzeln zu bewerten. Da
es sich bei Nebenleistungen meist
um Nebenrechte und -pflichten
handelt, ist die Quantifizierung
des zusätzlich zugunsten einer der
Parteien resultierenden Nettowerts
keineswegs eine eindeutige Punkt­
landung. Intuitiv nachvollziehbare
Beispiele solcher Nebenleistungen
sind für eine Partei vorteilhafte
Kreditverträge oder Pflichten zur
Kostenübernahme einer Partei zu­
gunsten der anderen. In der Praxis
ist diese Analyse jedoch oft mit ei­
ner grossen Komplexität verbunden,
können Neben- und Gegenleistun­
gen doch durchaus auch abstrakte­
rer Natur sein (z. B. Vorkaufsrechte).
Entsteht bei einem Erwerb von
Beteiligungspapieren an der Zielge­
sellschaft durch den Anbieter ein
entsprechender Wertüberschuss aus
Nebenleistungen zugunsten des
Verkäufers, kann sich dies grund­
sätzlich mindestpreiserhöhend aus­
wirken. Dies kann weitreichende
Konsequenzen für den Anbieter ha­
ben.
78%
«Nebenleistungen haben
das Potenzial
zum Deal Breaker.»
Im Rahmen der Analyse zum be­
zahlten Preis unter Berücksichti­
gung der Nebenleistungen stützt
sich die Übernahmekommission
(UEK) auf die unabhängige Prüf­
stelle, die ihrerseits die vom An­bieter
erstellte Bewertung zu allfälligen
Neben- und Gegenleistungen zu
überprüfen und zu plausibilisieren
hat. Der ers­te Zug liegt aber beim
Anbieter. Dies ist deshalb wichtig,
weil Be­wertungsfragen teilweise ein
gewisses Ermessen vom Bewerter
verlangen.
Für den Erfolg einer Transaktion
ist es entscheidend, diesem Aspekt
der Nebenleistungen frühzeitig im
Verhandlungsprozess Rechnung zu
tragen. Dies umfasst insbesondere
eine zielführende Vertragsgestal­
tung zwischen den involvierten
Parteien entweder unter Vermeidung
allfälliger
bewertungsrelevanter
Ne­ben­leistungen oder – wenn dies
nicht gelingt – durch frühzeitige
Bewertung und Klärung der rele­
vanten Fragen in einem Vorprü­
fungsverfahren vor der UEK.
aller seit 2010 freiwillig abgegebenen öffentlichen
Übernahmeangebote in der Schweiz waren
Barangebote.
Weitere 15% der Angebote waren
Tauschangebote. Bei den restlichen Angeboten
erfolgte die Abgeltung des Angebotspreises
teilweise in bar, teilweise in Tauschtiteln.
[takeover.ch, IFBC]
Der Bewertungsspielraum bei Ne­
benleistungen birgt für den Anbie­ter
zusätzliche Risiken bezüglich der
Einhaltung der übernahmerechtli­
chen Preisbestimmungen. Dies ist
vor allem dann der Fall, wenn das
Angebot feindlicher Natur ist und
wenn nicht ausgeschlossen werden
kann, dass ein bedeutender Ak­
tionär sich als Partei am Verfahren
beteiligt und die Bewertungsthemen
anficht.
Daraus folgt, dass der Bewertungs­
bericht zu den Nebenleistungen zu­
handen der Prüfstelle aus Sicht des
Anbieters auch mit Blick auf mögli­
che Einsprachen sehr sorgfältig ab­
zufassen ist.
Insgesamt muss ein entsprechend
«bewusster» Umgang mit Neben­
leistungen als einer der kritischen
Erfolgsfaktoren einer Transaktion
gewertet werden. Wenn die notwen­
dige Zeit zur Auseinandersetzung
mit Nebenleistungen nicht zur Ver­
fügung steht und auf Nebenleistun­
gen bei der Strukturierung nicht
verzichtet werden kann, haben die
Nebenleistungen das Potenzial, zum
Deal Breaker zu werden. //
92%
aller M&A-Transaktionen mit Schweizer
Beteiligung wurden zwischen 2010
und 2015 mit Cash beglichen. Dies
entspricht jedoch nur 62% des
gesamten Deal-Volumens.
/ 15
Corporate Finance & Financial Advisory
Akquisitionsdisziplin gewinnt
im aktuellen Umfeld an
Bedeutung
D
er Erfolg strategischer
Übernahmen – gemessen
an der Wertschaffung für
die Aktionäre des Käufers – ist von
vielen Faktoren abhängig. Ein we­
sentliches Erfolgselement ist der be­
zahlte Kaufpreis, der im Sinne einer
absoluten Preisobergrenze aus Sicht
des Käufers maximal dem Barwert
des zukünftigen Cash-Flow-Po­
tenzials
des
Zielunternehmens
sowie den effektiv realisierbaren
Netto­sy­­nergien entsprechen darf.
Übersteigt der Kaufpreis die zuvor
definierte Preisobergrenze, wird
Aktionärs­
wert beim Käufer ver­
nichtet.
Auf der anderen Seite versucht der
Verkäufer, den Kaufpreis unter Ein­
schätzung der potenziellen Syner­
gien aufseiten des Akquisiteurs zu
maximieren. Entsprechend stehen
Unternehmenstransaktionen
mit
Blick auf die finanzielle Wertge­
nerierung stets auf dem Prüfstand
durch die Eigentümer der Unterneh­
men.
zu wünschen übrig lässt. Eine –
wenn auch lediglich unbewusst –
mangelnde Akquisitionsdisziplin ist
insbesondere auf zwei Elemente zu­
rückzuführen:
Sowohl spezifische Einzelfälle als
auch Resultate der empirischen For­
schung zeigen, dass der Markt eine
Transaktion aus Käufersicht nicht
selten als wertvernichtend einstuft,
was sich in einem geringeren Markt­
wert des Käufers widerspiegelt. Dies
ganz im Gegensatz zum Marktwert
der Aktien der Zielgesellschaft, der
zumeist positiv auf Ankündigungen
eines Übernahmeangebots reagiert.
Zu optimistische Initial1
bewertung, resultierend aus der
Stand-alone-Bewertung des Ziel­
unternehmens sowie der Bewertung
der erhofften Nettosynergien.
Mangelnde Disziplin bei
2
der Anwendung des Konzepts des
Walk-Away Price im Rahmen der
Preisverhandlungen.
Diese Resultate deuten darauf hin,
dass die käuferseitige Akquisi­
tionsdisziplin zumindest fallweise
Median Prämie pro Branche, in %
M&A Facts
0
Chemie, Rohstoffe und Bauwesen
31
Industrie und Dienstleistung
29
Verbrauchsgüter
28
Gesundheitswesen
40
Verbraucherservice
Versorger und Telekom
30
25
Technologie
Finanzdienstleistungen
Total
IFBC Dialog / Juni 2016 / 16
29
23
29
Spannweite 1.–3. Quartil
Um die Akquisitionsdisziplin und
damit die Wertschaffung zugunsten
der Aktionäre bewusst zu stärken,
gilt es bezüglich der Initialbewer­
tung und der Anwendung des WalkAway Price gewisse Aspekte bei der
Kaufpreisbestimmung bzw. beim
Transaktionsprozess zu beachten.
Das Beispiel des zurückgezogenen
Angebots von Monsanto für
Syngenta zeigt eindrücklich, wie
eine Transaktion am Kapitalmarkt
für den Käufer als wertvernichtend
eingeschätzt werden kann. Als
Monsanto am 26. August 2015 das
Angebot sistierte, stieg der Kurs der
Monsanto-Aktie über 8%, während
der Kurs der Syngenta-Aktie über
18% verlor. Offensichtlich gingen
die Aktionäre von Monsanto davon
aus, dass diese Transaktion im
Fall einer Realisierung Wert in
wesentlichem Umfang zu ihren
Lasten vernichten würde.
INITIALBEWERTUNG
1
Im Rahmen der Initialbewertung
ist konsequent ein Stand-aloneSzenario (Businessplan Zielunter­
nehmen) sowie ein Transaktionssze­
nario (Businessplan des integrierten
Zielunternehmens inklusive Netto­
synergien auf Stufe Käufer und
Zielunternehmen) zu modellieren.
Daraus resultieren zwei sepa­rate Be­
wertungen. Die Differenz zwischen
den beiden resultierenden Werten
entspricht dem Nettobar­wert der ge­
samten Nettosynergien, resultierend
aus der Transaktion.
Die Stand-alone-Bewertung mittels
einer Fundamentalbewertung des
Zielunternehmens bildet im Nor­
malfall eine Art Preis- bzw. Wert­
untergrenze.1
Das aktuelle Bewertungsniveau des
kotierten Zielunternehmens bzw.
von vergleichbaren kotierten Un­
ternehmen sollte dabei nicht den
Ausgangspunkt der Bewer­
tungs­
überlegungen darstellen.2 Dieses
widerspiegelt nicht unbedingt den
Fundamentalwert des Unterneh­
mens. Gerade in einem Umfeld
mit historisch hohen Börsenbewer­
tungen scheint die Versuchung
indessen gross zu sein, sich durch
dieses zu sehr beeinflussen zu
lassen. Aus Sicht eines strategischen
und somit langfristig orientierten
Käufers ist die Anwendung einer
nachhaltigen und auf Fundamental­
werten basierten Perspektive jedoch
zentral, um mit einer Transaktion
Wertschaffung herbeizuführen.
Eine Fundamentalbewertung, basie­
rend auf dem Transaktionsszenario,
das zusätzlich zu den beim Zielun­
ternehmen anfallenden Nettosyner­
gien auch diejenigen auf Stufe des
Käufers berücksichtigen muss, bil­
det schliesslich eine Art Wertober­
grenze ab.
Synergien sind dabei abhängig
von ihrer Art möglichst spezifisch
abzuschätzen und soweit möglich
detailliert im Businessplan auszu­
weisen. Damit einhergehend sollten
die geplanten Synergien betreffend
ihren Werteinfluss standardisiert
analysiert werden.
>
Median Prämie pro Kontinent, in %
Die realisierte weltweite
Angebotsprämie
33
18
16
26
21
37
für kotierte Zielgesellschaften in
den Jahren 2010 bis 2015 beträgt
durchschnittlich knapp
30%
Vgl. Abbildungen links und rechts
Median Prämie zum 90-Tages-Durchschnittskurs
vor Transaktion
/ 17
Was auf den ersten Blick trivial
erscheint, kann in der konkreten
Umsetzung mit grossen Heraus­
forderungen verbunden sein. So
ist zum einen bereits die operative
Umsetzung der Planung der Sy­
nergien mit Stolpersteinen verbun­
den. Als Beispiel steht in diesem
Zusammenhang die Definition von
Planungsverantwortlichkeiten. Zum
anderen sind auch Probleme bei
der Identifizierung, Quantifizierung
und Bewertung der Synergien an
sich zu lösen. Allgemein stellt sich
beispielsweise die Frage nach den
risikogerechten Kapitalkosten und
den Wechselwirkungen der ge­
planten Synergien mit anderen Pla­
nungsgrössen. Im Einzelfall kann
auch die horizontale Abgrenzung
von Synergien Schwierigkeiten be­
reiten.
Aber selbst eine ausführliche Syner­
gieplanung kann die zumeist erheb­
lichen Wertunsicherheiten nur mehr
oder weniger stark reduzieren, da
die potenzielle Höhe und auch die
effektive Realisierung von Syner­
gien von vielen unternehmens- und
marktspezifischen Faktoren ab­
hängen. Einer kritischen Ausein­
M&A Facts
andersetzung mit den Synergiepo­
tenzialen und ihrer Realisierbarkeit
sollte daher höchste Aufmerksam­
keit geschenkt werden.
«Die Bewertung
von Synergien ist
in der konkreten
Umsetzung mit grossen
Herausforderungen
verbunden.»
Sowohl aus verhandlungstaktischer
Sicht als auch mit Blick auf die fi­
nanzielle Wertschaffung ist es für
die beteiligten Parteien zentral, zu
verstehen, welcher Teil des Kauf­
preises auf das Zielunternehmen im
Sinne des Stand-alone-Szenarios
zurückzuführen und welcher Anteil
mit erwarteten Synergien zu begrün­
den ist. Mit dem Synergieargument
werden gerade bei Barangeboten
oftmals überhöhte Prämien zuguns­
ten der Aktionäre des Verkäufers
gerechtfertigt. Im Fall eines ge­
nerell hohen Bewertungsniveaus
ist der Anreiz, hohe Synergien zur
Durchsetzung einer Transaktion zu
identifizieren, wohl oft nicht uner­
heblich. Werden das Synergiepoten­
zial und dessen Realisierbarkeit vom
Akquisiteur überschätzt, besteht für
dessen Aktionäre die Gefahr einer
übernahmebedingten Wertvernich­
tung. Dabei steigt aus Sicht des
Aktionärs des Käufers grundsätz­
lich das Realisierungsrisiko mit
dem Wertanteil des abgegoltenen
Sy­nergiepotenzials am Gesamtwert
der Transaktion.
Unterschiedliche
Vorstellungen
betreffend das Synergiepotenzial
und dessen Realisierbarkeit kön­
nen ins­besondere bei Barangeboten
zu intensiven Preisverhandlungen
führen. Ein Ausweg kann in sol­
chen Fällen die Unterbreitung eines
Tausch­angebots sein, bei dem Ak­
tien des Käufers als Akquisitions­
währung eingesetzt werden. Auf
diese Weise profitieren sowohl die
Aktionäre des Käufers als auch
diejenigen des Verkäufers von ef­
fektiven, realisierten Synergien.
Zudem wird in diesem Fall das Re­
alisierungsrisiko aufgeteilt.
An der SIX Swiss Exchange kotierte Unternehmen haben
im Jahr 2015 rund
CHF 30 Mrd.
in Akquisitionen investiert.
Davon entfallen CHF 22 Mrd. auf Novartis und LafargeHolcim.
Durch den Verkauf von Unternehmensteilen haben die entsprechenden
Unternehmen hingegen lediglich CHF 8 Mrd. eingenommen.
CHF 6.5 Mrd. entfallen dabei auf LafargeHolcim.
IFBC Dialog / Juni 2016 / 18
WALK-AWAY PRICE
2
Die oben diskutierten Wertun­
sicherheiten erfordern von den
Entscheidungsträgern des kaufen­
den Unternehmens die Definition
einer Preisobergrenze, die auch vom
Risikoappetit und der Risikotrag­
fähigkeit auf Käuferseite abhängt.
Diese muss gerade bei Barangebo­
ten sowohl der Fundamentalbewer­
tung des Zielunternehmens als auch
den realisierbaren Nettosynergien
Rechnung tragen. Dazu kommt die
Anforderung, den Aktionären des
Zielunternehmens eine attraktive
Prämie zu ermöglichen, da deren
Zustimmung zur Transaktion we­
sentlich davon abhängig ist.
Daraus resultiert ein Trade-off
zwischen den Risiken betreffend
die Wertschaffung zugunsten der
Käuferaktionäre einerseits und mit
Blick auf die Aktionäre des Zielun­
ternehmens hinsichtlich der zu ge­
winnenden Zustimmung zur Trans­
aktion anderseits.
Die durch die Entscheidungsträger
definierte Preisobergrenze wird
auch als Walk-Away Price bezeich­
net, der den maximal zu rechtfer­
tigenden Angebotspreis definiert.
Dieser muss vor der Lancierung des
ersten Angebots bestimmt werden.
Zu gross ist nicht selten die Versu­
chung, zur Begründung einer Trans­
aktion zusätzliche Synergien zu
identifizieren, um eine Kaufpreis­
höhe zu rechtfertigen.
«Eine ausgeprägte
Akquisitionsdisziplin
ist im Sinne einer
konsequenten
Fokussierung auf
die Wertschaffung
zugunsten der
Aktionäre zentral.»
zicht auf Risiken, sondern für den
bewussten Umgang mit Risiken in
der Kaufpreisbestimmung. Wich­
tige Ansatzpunkte sind in diesem
Zusammenhang eine fundierte Ini­
tialbewertung inklusive vertieften
Verständnisses für die Synergien
und die konsequente Berücksichti­
gung eines Walk-Away Price.
Die Forderung nach Akquisitions­
disziplin ist im Fall einer Ver­
kaufsabsicht aber auch verkäufer­
seitig wichtig. Das Zielunternehmen
muss die Prämie zugunsten der ei­
genen Aktionäre optimieren, ohne
dabei den Transaktionsabschluss zu
gefährden. Hierfür braucht es ein
Verständnis für die Wertzumessung
des Käufers, womit die Synergien
im Rahmen strategischer Übernah­
men zwangsläufig eine zentrale
Rolle spielen. //
Eine ausgeprägte Akquisitions­
disziplin ist käuferseitig im Sinne
einer konsequenten Fokussierung
auf die Wertschaffung zugunsten
der Aktionäre zentral. Disziplin
steht dabei nicht für den Ver­
1
Familieninterne Nachfolger erwarten
im Rahmen der Nachfolgeregelung
durchschnittlich einen Preisabschlag
im Umfang von
60%
_ Im Fall von kotierten Zielunternehmen ist die
Preisuntergrenze auch durch den aktuellen Markt­
wert beeinflusst.
2
_ Bei kotierten Unternehmen als Target ist die
aktuelle Marktbewertung bei der Definition des
Angebots­
preises insofern relevant, als die Aktionäre des Zielunternehmens ihre Zustimmung zur
Transaktion zu geben haben, dies jedoch zu einem
der Initialbewertung nachgelagerten Zeitpunkt.
auf den Marktwert des Unternehmens.
[Zellweger et al. 2016, CFB-HSG]
/ 19
Entwicklung EBITDA-Multiples kotierter Schweizer Industrieunternehmen
20x
3. Quartil
Median
10x
1. Quartil
0
2007
2008
2009
2010
2011
2012
2013
2014
2015
EBITDA-Multiples, Median 2015
0
5x
10x
15x
Chemie, Rohstoffe und Bauwesen
20x
13.5x
Industrie und Dienstleistung
10.4x
Verbrauchsgüter
9.1x
Gesundheitswesen
14.8x
Verbraucherservice
10.6x
Versorger und Telekom
7.6x
Technologie
9.8x
10.9x
Total Median
Entwicklung der Wertkomponenten des Enterprise Value
112
100%
7
18
82
34
2007
23
77
38
66
0
93
31
33
69
67
62
−12
2008
2009
42
58
2010
2011
2012
2013
2014
2015
FGV
COV
IFBC Dialog / Juni 2016 / 20
Bewertungsniveau
Hohes Bewertungsniveau bei
steigenden Erwartungen an
Performanceverbesserungen
G
emessen am EBITDA­
Multiple, ist das mitt­
lere Bewertungsni­
veau der untersuchten Unternehmen
per Ende 2015 im Vergleich zum
Vorjahr deutlich gestiegen und
liegt nun bei über zehnmal EBITDA.
Damit ist das mittlere Bewer­
tungsniveau so hoch wie nie seit
2007.
«Per Ende 2015 sind
die Unternehmen
gemessen am EBITDA
so teuer wie nie seit
2007.»
Bei einer Einzelbetrachtung der In­
dustrien ergeben sich unter ander­
em auf­
grund der divergierenden
Zukunfts­
aussichten und Risiko­
profile we­
sentliche Unterschiede
bezüglich des Bewertungsniveaus.
Mit Ausnahme des Gesundheitswe­
sens und der Technologieindustrie,
wo gegen­
über dem Vorjahr eine
leichte Reduktion desselben zu beo­
bachten ist, sind auch die einzelnen
Indu­strien gemessen am EBITDA im
Vorjahresvergleich durchschnittlich
höher bewertet.
Vor dem Hintergrund des generell
gestiegenen Bewertungsniveaus per
Ende 2015 lässt sich der Brutto­
unternehmenswert für weiterge­
hende Analysen in zwei Teile zer­
legen: Current Operations Value
(COV) und Future Growth Value
(FGV).
so nahm die entsprechende Erwar­
tungshaltung der Investoren auch
im Jahr 2015 abermals zu.
Der Current Operations Value wider­
spiegelt den Barwert der aktuellen
operativen Performance und damit
den Wert der (addierten) diskontier­
ten zukünftigen Free Cash Flows,
wenn das aktuelle Ertragsniveau
auch in Zukunft gehalten werden
kann.
Mit Blick auf die Vergangenheit
scheint dieses FGV-Niveau hoch, was
auch das hohe Bewertungs­
niveau
gemessen am EBITDA-Multiple
belegt. Ein Target Setting unter Ein­
bezug der Investorenerwartungen
und eine laufende Überprüfung des
Zielerreichungsgrads sind somit im
aktuellen Bewertungsumfeld zen­
tral für die Unternehmen bzw. deren
Management. Damit einhergehend
wird eine gezielte Kommunikation
mit den Investoren zur aktiven
Steuerung der Erwartungen eine
wichtige Rolle spielen müssen. //
Der Future Growth Value beschreibt
den Mehrwert, den die Investoren in
Erwartung künftiger Verbesserungen
der operativen Performance für den
Aktientitel zu bezahlen bereit sind.
Je grösser der FGV bei einem Un­
ternehmen ausfällt, desto höher
schätzen die Investoren das Ent­
wicklungspotenzial ein und umso
grösser ist der Druck auf das Ma­
na­gement, die performanceseitigen
Investorenerwartungen künftig zu
erfüllen.
Die aktuelle Entwicklung der beiden
Komponenten zeigt, dass die von
den Investoren erwarteten Perfor­
manceverbesserungen relativ zum
Current Operations Value stetig
gestiegen sind und mittlerweile
bei den untersuchten Unterneh­
men durchschnittlich rund 40%
des Brutto­­unternehmenswerts aus­
machen. Trotz der schwierigen
ökonomischen Rahmenbedingungen
hat sich diese Tendenz fortgesetzt,
«Der Druck auf
das Management
betreffend Performance­
verbesserungen hat sich
aus Kapitalmarktsicht
in den vergangenen
Jahren stetig erhöht.»
/ 21
facts
Dividenden
Dividendenvolumen
dank Erhöhung der
Ausschüttungsquote gesteigert
I
m Jahr 2016 werden die ana­
lysierten, kotierten Unter­
nehmen in der Schweiz über
CHF 31.8 Mrd. an Dividenden aus­
schütten. Dies ent­spricht einer Stei­
gerung gegenüber dem Vorjahr von
3.76%.
Dividenden sind ein zentraler
Bestand­
teil des Total Shareholder
Return. Rund ein Viertel der im Vor­
jahr erzielten Aktienrendite konnte
durch die Dividendenrendite erklärt
werden. Zudem hat die Dividende
Signalwirkung.
Durch die Ausschüttung eines
Teils des Free Cash Flow signalis­
iert ein Unternehmen, dass diese
Cash Flows nachhaltig sind und
auch in Zukunft erwartet werden
dürfen. Diese Signalwirkung kann
durch eine stetige Erhöhung der
Dividende und durch eine gezielte
Di­videndenpolitik (z. B. fixe Auss­
chüttungsquote) noch verstärkt
werden. Das Dividendensignal kann
in der kurzen Frist den Aktienkurs
beeinflussen.
Werden mittelfristig nicht benötigte
Free Cash Flows im Unternehmen
zurückbehalten, besteht die Gefahr
einer unrentablen Reinvestition
durch das Management. Dagegen
kann mit der Ausschüttung der
nicht benötigten Mittel die Proble­
matik der asymmetrischen Informa­
tionen zwischen Management und
Aktionären entschärft werden.
Die Dividendenpolitik wird neben
den oben erwähnten, firmenseitigen
IFBC Dialog / Juni 2016 / 22
Aspekten durch die individuellen
Präferenzen der Aktionäre (z. B. die
Besteuerung) beeinflusst.
DIVIDENDEN IM
TIEFZINSUMFELD
durch­
schnittlichen Payout Ratio,
also des Anteils des Gewinns, der
ausgeschüttet wird. Dieser Anteil
stieg von 34.9% im Vorjahr auf
43.1% im aktuellen Jahr.
ANSTIEG DER PAYOUT RATIO
Die durchschnittliche Dividend
Yield der analysierten Schweizer
Unter­
nehmen war in den letzten
neun Jahren erstaunlich konstant
und schwankte um 2.0%. Dem­
gegenüber war das Zinsniveau stark
rückläufig. Die Rendite auf Schwei­
zer Bundesobligationen mit einer
Laufzeit von zehn Jahren sank von
1.92% Ende 2010 auf –0.04% Ende
2015. Mit der Reduktion des Zins­
niveaus nahmen auch die Renditen
auf Unter­nehmensanleihen ab. Für
Investoren mit einer Präferenz für
effektive Renditezahlungen (Cou­
pon einer Anleihe bzw. Divi­dende)
nahm die Attraktivität von Divi­
dendenaktien relativ zu Anleihen
entsprechend zu.
GLEICHBLEIBENDE
DIVIDENDENRENDITE BEI
SINKENDEN GEWINNEN
Der Entscheid der Nationalbank
zu Beginn des Jahres 2015 wirkte
sich im Durchschnitt negativ auf
die Unter­
nehmensergebnisse aus.
Dennoch hat sich das Dividenden­
volumen insgesamt erhöht, und
die durchschnittliche Dividenden­
rendite ver­än­derte sich kaum.
Diese Konstanz in der Dividenden­
rendite erzielten die Unternehmen
durch eine deutliche Erhöhung der
Der Anstieg der Payout Ratio ist ein
Indiz für die Signalwirkung der Di­
vidende. Die Unternehmen nehmen
eine Erhöhung der Ausschüttungs­
quote in Kauf, um eine Senkung
der Dividende und somit ein nega­
tives Signal zu verhindern. Trotz
des schwierigen Umfelds erhöhten
62.3% der Unternehmen ihre Divi­
dende bzw. hielten diese konstant.
Weiter zahlten 5 Unternehmen eine
Dividende aus, obwohl sie einen
Verlust erlitten hatten.
Nichtsdestotrotz macht sich die
wirtschaftliche Lage bemerkbar: Die
Anzahl der Unternehmen, die die
Dividende steigern konnten, nahm
gegenüber dem Vorjahr deutlich
ab (minus 19 Unternehmen). Auch
die Anzahl Unternehmen, die eine
Di­
vidende zahlten, war rückläufig
(minus 5 Unternehmen).
Insgesamt haben Bedeutung und
Relevanz von Dividenden (und Kapi­
talrückzahlungen) spätestens seit
der Jahrtausendwende signifikant
zugenommen. Neben den Anliegen
einer wirksamen Corporate Gover­
nance hat dazu die andauernde
Tief(st)zinsphase beigetragen. //
Roche kann seit
Dank Roche und
Novartis kommt
rund ein Drittel der
Dividenden aus Basel.
über 26 Jahren ihre
Dividende jährlich
erhöhen, was weltweit
ein Spitzenwert ist.
Die grössten
Dividendenzahler der
Schweiz 2015:
in CHF Mio.
−6’940.1
−6’901.4
−6’409.5
−1’621.8
−1’139.6
−1’009.6
NESTLÉ
ROCHE
NOVARTIS
ABB
SWISSCOM
SYNGENTA
Zinsniveau im Vergleich zum Dividendenniveau
Dividend Payout Ratio
3%
50%
2%
40%
30%
1%
20%
0%
10%
-1%
0%
-2%
2011
2012
Dividend Yield
2013
2014
10-J-CH-Bundesobligation
2015
2011
2012
2013
2014
2015
3-M-LIBOR CHF
Anzahl Firmen mit einer gewissen Dividendenentwicklung
114
19
28
1
35
46
22
19
9
10
5
20
12
8
13
4
11
2
3
Aufnahme
Konstant
Kürzung
23
27
17
36
29
3
22
3
Erhöhung
2
7
3
36
59
15
9
30
53
4
18
32
40
48
17
4
7
24
20
19
19
19
2011
2012
2013
2014
2015
Ausfall
Erneut keine
0
2008
2009
2010
/ 23
Cash Burn Rate, Median 2015 in Tagen
0
100
50
150
Chemie, Rohstoffe und Bauwesen
Industrie und Dienstleistung
Verbrauchsgüter
Gesundheitswesen
Verbraucherservice
Versorger und Telekom
Technologie
Alle Unternehmen
Spannweite 1.–3. Quartil
Verschuldungskapazität
27%
Net Cash Position
Auslastung der Verschuldungskapazität
40%
0 − 100%
25%
IFBC Dialog / Juni 2016 / 24
100 − 150%
8%
> 150%
Liquidität und Finanzierung
Stabile und hohe finanzielle
Flexibilität bei Schweizer
Industrieunternehmen
D
ie aktuelle Liquiditäts­
haltung bei Schweizer
Industrie­u nternehmen
ist geprägt von Stabilität und ange­
messenen Sicher­
heitspuffern. Dies
zeigt sowohl die Auswertung der
diesbezüglichen Bilanzkennzahlen
als auch die Analyse der sogenannten
Cash Burn Rate. Diese Kennzahl
entspricht der (theoretischen) Zeit­
dauer, bis die vorhandenen flüs­
sigen Mittel zur Deckung der li­
quiditätswirksamen Aufwen­dungen
aufgebraucht wären, falls sämtliche
operativen Einnahmen ausfallen
würden. Der aktuelle Durchschnitts­
wert beträgt rund 60 Tage und
entspricht den in den letzten fünf
Jahren beobachteten Grössen. Die
firmenspezifische Auswertung der
Cash Burn Rate zeigt aber sowohl
zwischen den Sektoren als auch in­
nerhalb der Sektoren erhebliche Di­
vergenzen auf (vgl. Abbildung zur
Cash Burn Rate). Dies macht deut­
lich, dass die Liquiditätspolitik eng
vom spezifischen Geschäftsmodell
und von den daraus resultierenden
Liquiditätsbedürfnissen abhängig
ist.
Wesentliche Charakteristika eines
adäquaten Liquiditätsmanagements
als Kernelement der finanziellen
Unternehmensführung sind insbe­
sondere:
•
Quantifizierung der betriebs­
notwendigen Liquiditätsbedürfnisse. Dabei gilt es den Fokus
neben der Absicherung des
Illiquiditätsrisikos auf die
Erhaltung der strategischen
Flexibilität zu legen.
•
Etablierung einer weitsichtigen
und auf Szenarien basierenden
Liquidi­tätsplanung.
•
Effiziente Steuerung der Liqui­
ditätshaltung innerhalb des
Unternehmens bzw. Konzerns.
•
Zeitgerechtes Liquiditäts­­repor­ting.
Eng verbunden mit dem Liquiditäts­
management sind der zentrale As­
pekt der Kapitalstrukturgestaltung
und entsprechend die Finanzierung
des betrieblichen Mittelbedarfs. Die
Analyse der aktuellen Verschul­
dungskapazität (Debt Capacity)
von Schweizer Industrieunterneh­
men zeigt, dass sich ein Grossteil
der Firmen in einer komfortablen
Situation befindet und eine seit
Jahren stabile und hohe finanzielle
Flexibilität aufweist (vgl. Abbil­
dung zur Verschuldungskapazität).
Wesentliche Bestimmungsgrössen
für die Beurteilung der Verschul­
dungskapazität sind das nachhal­
tige Cash-Flow-Potenzial sowie die
aktuelle Verschuldung (Net Debt)
eines Unternehmens. Basierend auf
den Jahresabschlüssen 2015, sind
27% der untersuchten Unternehmen
unverschuldet und weisen eine Net
Cash Position auf. Bei 40% der Fir­
men ist die Verschuldungskapazität
noch nicht vollständig ausgelastet.
Rund ein Viertel der untersuchten
Unternehmen ist aufgrund einer
Auslastung der Verschuldungs­
kapa­zität von über 150% mit einer
eingeschränkten finanziellen Flexi­
bilität konfrontiert. Mangelnde Er­
trags- und Cash-Flow-Kraft und/
oder eine zu hohe Verschuldung
gefährden bei diesen Firmen die
Nach­
haltigkeit der Finanzierung.
Vor dem Hintergrund unsicherer
Marktentwicklungen sind gerade
diese Unternehmen mit der Frage
konfrontiert, ob ihr Geschäftsmo­
dell genügend konjunkturresistent
und nachhaltig finanzierbar ist.
Die Verschuldungskapazität sollte
als zentrales Element des Finanz­
managements
im
finanziellen
Steuerungsprozess eines Unterneh­
mens integriert sein, und deren
Über­wachung und Beurteilung soll­­
te regelmässig adressiert werden.
Durch ein etabliertes Monitoring
der Verschuldungskapazität und
weiterer für die Finanzierung rele­
vanter Kenn­
zahlen (z. B. Ra­
tingKennzahlen) können notwendige
Massnahmen zur Erhaltung der fi­
nanziellen Flexibilität frühzeitig
eingeleitet werden. //
/ 25
«Unsere Analysen zeigen, dass eine Mehrheit
der Unternehmen unzufrieden ist mit der
aktuellen Ausgestaltung der Planungs- und
Budgetierungsprozesse.»
IFBC Dialog / Juni 2016 / 26
Performance Management
Planung und Budgetierung
im Wandel
V
iele Unternehmen be­schäf­
tigen sich mit der Frage,
ob die Aus­
gestaltung der
finanziellen Führung noch adäquat
ist und den steigenden Anforderun­
gen genügt. Basierend auf unseren
Analysen zu den aktuellen Heraus­
forderungen im Bereich Perfor­
mance Management bei Schweizer
Grossunternehmen, zeigen sich ins­
besondere folgende Erkenntnisse:
AKTUELLE
HERAUSFORDERUNGEN
IM BEREICH PERFORMANCE
MANAGEMENT
Optimierungspotenzial bei der
systematischen Messung der
Strategieumsetzung
Bei vielen Unternehmen be­
steht Verbesserungspotenzial bei
der syste­
matischen Messung der
Strategieumsetzung.
In
diesem
Zusammenhang kommt den Busi­
ness Reviews mit den operativen
Führungseinheiten zentrale Bedeu­
tung zu. Diese sind aber oftmals
nicht optimal auf die Planungs- und
Reportingprozesse abgestimmt.
Grosser Handlungs­bedarf
bei der Ausgestaltung der
Planungs­prozesse
der inhaltlichen Ausgestaltung der
Reportings besteht indessen vieler­
orts noch Verbesserungspotenzial.
Grosser Handlungsbedarf besteht bei
der effizienteren und zielgerichteten
Ausgestaltung
der
Planungs-,
Budge­
tierungs- und Forecasting­
Prozesse. Die durchschnittliche Pro­
zessdauer für Mittelfristplanung
und Budget von insgesamt vier bis
fünf Monaten wird als zu lange und
damit auch als ineffizient beurteilt.
Generell grosser Handlungs­
bedarf bei den Systemen
Positive Erfahrungen hinsichtlich der Entkoppelung der
Incentivierung vom Budget
Unternehmen, die die Incentivierung
des Managements vom Budget ent­
koppelt haben, konnten unter an­
derem aufgrund dieser Massnahme
eine signifikante Qualitäts- und Ef­
fizienzsteigerung im Budgetprozess
realisieren.
Effiziente Reportingprozesse –
Ausgestaltung der Reportings
mit Potenzial
Generell besteht beim Performance
Management ein grosser Hand­
lungsbedarf bezüglich der ange­
wendeten Systeme. Der allgemeine
Trend geht in Richtung höherer
Auto­matisierung und treiberbasier­
ter Planungssoftware.
Effiziente Investitionsbeurteilungen – Investitionscontrolling
noch wenig etabliert
Investitionsprojekte werden zumeist
anhand eines standardisierten Pro­
zesses und mittels standardisierter
Instrumente effizient beurteilt.
Was die Etablierung eines systema­
tischen Investitionscontrollings be­
trifft, besteht allerdings noch vie­
lerorts Verbesserungspotenzial.
>
Viele Unternehmen zeichnen sich
durch sehr effiziente und automa­
tisierte Reportingprozesse aus. Bei
/ 27
GROSSER
HANDLUNGSBEDARF BEI
DER AUSGESTALTUNG DER
PLANUNGSPROZESSE
Der Ausgestaltung der Planungs­
prozesse kommt im Rahmen des
Performance Managements zen­
trale Bedeutung zu. Was die aktu­
elle Umsetzung betrifft, haben wir
bei Industrie- und auch Dienstleis­
tungsfirmen namentlich folgende
Schwachstellen identifiziert:
• Der Nutzen eines Budgets
für die finanzielle Steuerung
eines Unternehmens recht­
fertigt oftmals den immensen
Ressourcen­
einsatz für dessen
Erarbeitung nicht. Der zumeist
als klassischer Top-down-/
Bottom-up-­­Prozess konzipierte
Budgetprozess ist vielerorts
zu ­lange, zu detailliert und zu
starr. Das resultierende Budget
bildet oftmals schon zum Zeit­
punkt der Genehmigung durch
den Verwaltungsrat die aktuel­
len Entwicklungen nicht mehr
adäquat ab und ist entsprechend
als Orientierungsgrösse für
die finanzielle Steuerung nur
noch bedingt geeignet.
«Bonusrelevante Ziele
sollten nicht ans Budget
gekoppelt sein.»
• Die gängige Koppelung der bo­
nusrelevanten Ziele an ein Bud­
get ist einer der wesent­
lichen
Gründe für nicht zielgerichtete
Aushandlungspro­zesse im Rah­
men der Bud­getierung.
• Forecasts sind noch zu wenig
ausgeprägt als ein Führungs­
instrument etabliert, damit
basierend auf einer möglichst
realitätsgetreuen Abschätzung
der zukünftigen Entwicklungen
notwendige Massnahmen recht­
zeitig erkannt und operationali­
siert werden können.
UNSERE 4 PRINCIPLES
Die Art, wie in einem Unterneh­
men Ziele definiert und Planungen
umgesetzt werden, muss in erster
Linie einer erfolgreichen Strate­
gieumsetzung dienen und klar auf
das spezifische Geschäftsmodell
IFBC Dialog / Juni 2016 / 28
und das Marktumfeld des Unterneh­
mens ausgerichtet sein. Des Wei­
teren gilt es sicherzustellen, dass die
Ressourcen für Planungsaktivitäten
möglichst zweckmässig eingesetzt
werden.
• Die dank der Informationstech­
nologie neuen Möglichkeiten
im Bereich der Planungssysteme
werden von Unternehmen noch
zu wenig genutzt. Viele Sys­
temlandschaften sind geprägt
von heterogenen Lösungen mit
zu vielen Schnittstellen, die die
Umsetzung einer konsistent­
en und effizient gehandhabten
Planung erschweren.
• Schliesslich besteht bei vielen
Unternehmen Handlungsbedarf
bei der Abstimmung zwischen
der strategischen Führung und
den operativen Planungspro­
zessen.
Im Rahmen der Ausgestaltung
der Planungspro­z esse sind für
uns die folgenden 4 Principles
zentral:
Die verfolgte Strategie sowie
die langfristigen finanziellen
Ziel­setzungen werden mittels
strategischer Initiativen konkretisiert. Durch eine adäquate
Zielkaskadierung auf finanzielle
und operative Werttreiber wird eine
konsequente Operationalisierung
sichergestellt. Die Umsetzung
strategischer Initiativen sowie die
Zielerreichung werden im Rahmen
des Performance Managements
systematisch überprüft. Die opera­
tiven Führungsstufen sind mit den
definierten Führungskennzahlen
vertraut und kennen die wesentlichen Einflussfaktoren.
Das Ziel der Planung ist eine
möglichst realistische Einschätzung
von Zukunftsentwicklungen. Es
sollten nach Möglichkeit keine
Anreize bestehen, zukünftige
Entwicklungen zu über- oder zu
unterschätzen. Das Management
wird weder an einem Budget noch
an einem Forecast gemessen – der
Fokus liegt bei der Beurteilung
der finanziellen Performance auf
möglichst objektiven Benchmarks
und auf der Verbesserung zur
Vorperiode.
01
«Put strategy first and
set cascaded targets»
02
«Implement a dynamic
and efficient planning»
Budget- und Forecastingprozesse
werden harmonisiert und als
rollierende oder teilrollierende
Forecasts passend zum Geschäftsmodell zusammengefasst. In den
Planungen wird der Fokus auf die
wesentlichen Werttreiber gelegt. Im
Sinne einer optimalen Effizienz und
Flexibilität werden möglichst viele
Elemente der Planung standardisiert
und automatisiert. Mittels
Szena­­rien können zukünftige
Entwicklungen simuliert und
als Grundlage für die finanzielle
Steuerung des Unternehmens
verwendet werden.
03
«Check your
planning incentives»
04
«Use technology as
an enabler»
Immer mehr Unternehmen sind sich
bewusst, dass eingespielte, aber
ineffiziente Planungsprozesse zu
überdenken sind. Dabei müssen ge­
wohnte Denkmuster bezüglich der
klassischen Budgetierung oder auch
bezüglich Budgetwerten als Ziel­
grössen für die Incentivierung auf­
Bei der Umsetzung der Planung
kommen moderne Planungssysteme
zur Anwendung. Eine vollständig
integrierte, treiberbasierte und
flexible Systemlösung ermöglicht
einen optimalen Grad an Effizienz
und Datenkonsistenz.
gebrochen werden. Eine innovative,
bedürfnisgerechte Lösung leistet
einen wesentlichen Beitrag zu einer
nach­haltig erfolgreichen Unterneh­
mensentwicklung. //
/ 29
Outlook
Analysten und Unternehmen
erwarten 2016 deutliche
Performanceverbesserungen
D
as Jahr 2015 wurde auf­
grund der schwierigen
Währungsentwicklung für
viele Schweizer Unternehmen zum
Härtetest. In der Zwischenzeit hat
sich die Wechselkurssituation etwas
stabilisiert und leicht entschärft.
Eine wichtige Voraussetzung für
eine Erholung im laufenden Jahr ist
daher gegeben. Weiterhin drü­
cken
aber verhaltene Konjunkturaus­
sichten, politische Krisenherde sow­
ie volatile Rohstoffmärkte auf die
Performance der Unternehmen und
die generelle Stimmung auf der
Anlegerseite. Dennoch rechnet die
Mehrheit der Analysten, aber auch
jene der Firmen, mit einem «Turn­
around» im laufenden Jahr.
Starke Verbesserungen werden ins­
besondere bei Unternehmen mit
schwachem bzw. negativem Um­
satzwachstum im Vorjahr prognos­
tiziert. Trotzdem wird von einer
Verbesserung auf breiter Basis aus­
gegangen: Bei rund 70% der Firmen
wird eine höhere Umsatzwachs­
tumsrate als im Vorjahr erwartet.
Besonders starkes Wachstum wird
insbesondere im Gesundheitswesen
und im Technologiesektor erwartet.
Und im Gegensatz zur letztjährigen
Entwicklung wird für alle Branchen
eine positive Umsatzentwicklung
vorausgesagt.
IFBC Dialog / Juni 2016 / 30
Lediglich für das Gesundheitswe­sen
wird – trotz einer Umsatzwachs­
tumsrate von über 10% – ein
über­proportionaler Kostenanstieg
erwartet. Ähnlich wie beim Umsatz­
wachstum wird vorausgesagt, dass
Erwartetes Umsatzwachstum 2016
im Vergleich zum Vorjahr
OPTIMISTISCHE
ANALYSTENPROGNOSEN
Die Analysten erwarten, dass 84%
der von uns betrachteten Unterneh­
men 2016 einen Umsatzzuwachs er­
reichen werden. Im Median sollten
die Umsätze gemäss den Erwartun­
gen um 4.4% steigen (gegenüber ei­
nem 2015 erlittenen Rückgang von
0.7% und einer durchschnittlichen
Wachstumsrate von 2.25% in den
Jahren 2013 und 2014). Der erwar­
tete Umsatzanstieg entspricht etwa
dem entgangenen Umsatzwach­
stum aufgrund des letztjährigen
Währungseffekts (vgl. Financial
Risk Management Artikel auf Seite
12).
Gemäss Analystenprognosen wird
es der Mehrheit der Unterneh­
men gelingen, das Umsatzwachs­
tum mit einem unterproportio­
nalen Kostenanstieg zu erreichen.
Dementsprechend sollte im Jahr
2016 eine deutliche Verbesse­
rung auf Margenebene resultieren:
Die Median-EBITDA-Marge sollte
demgemäss um 1.2 Prozentpunkte
auf 12.9% steigen.
−10%
Chemie, Rohstoffe und Bauwesen
Industrie und Dienstleistung
Verbrauchsgüter
Gesundheitswesen
Verbraucherservice
Versorger und Telekom
Technologie
Alle Unternehmen
2015
2016
−5%
0%
5%
10%
Für mehr als die Hälfte der Un­
ternehmen wird sowohl für das
Umsatzwachstum als auch für die
EBITDA-Marge eine positive Ent­
wicklung erwartet. Bei jeweils rund
einem Fünftel der Firmen dürfte sich
eine der beiden Grössen verbessern,
während sich die andere tendenziell
verschlechtert. Dabei ist der Anteil
der Firmen mit steigender EBITDA­
Marge und gleichzeitig sinkendem
Umsatzwachstum leicht höher als
im umgekehrten Fall. Weniger als
10% der Firmen werden gemäss
Ana­lysten weder ihren Umsatz noch
ihre Marge verbessern können.
POSITIVE ERWARTUNGEN
DER UNTERNEHMEN
Die Analystenprognosen decken
sich weitgehend mit den Infor­
mationen der Unternehmen in der
externen Berichterstattung (Me­
dien­­mitteilungen sowie Aktionärs­
briefe): 79% der Unternehmen mit
Angaben zur zukünftigen Entwick­
Erwartete EBITDA-Marge 2016
im Vergleich zum Vorjahr
0%
5%
10%
15%
20%
Erwartete Entwicklung der
Performance­-Indikatoren 2016
in % aller untersuchten Unternehmen
Umsatzwachstum
rund sieben von zehn Unternehmen
ihre Margen verbessern dürften.
+
-
17%
9%
52%
22%
- +
EBITDA-Marge
wähnt. Kostenreduktionen, Pro­
duk­tivitäts- und Effizienzverbesse­
rungen werden von rund 22% der
Unternehmen genannt. Externes
Wachstum durch Akquisitionen
steht­mit 21% an dritter Stelle der am
häufigsten geplanten Massnahmen.
Unternehmen und Analysten er­
warten für 2016 eine deutliche Stei­
gerung der operativen Performance
im Vergleich zum Vorjahr, voraus­
gesetzt, die Rahmenbedingungen
und die Währungssituation blei­
ben stabil. Die Firmen haben dazu
eine Vielzahl erfolgversprechender
Massnahmen in die Wege geleitet. //
lung erwarten eine Umsatzzunahme,
65% eine Margenverbesserung und
73% eine Verbesserung des Gesamt­
ergebnisses.
In der Finanzberichterstattung der
untersuchten Unternehmen domi­
nieren firmenspezifische Themen
wie Produkte und strategische Über­
legungen. Sie werden bei über 80%
der Firmen thematisiert. Daneben ist
die allgemeine Marktentwicklung
ein weiteres zentrales Thema (61%).
Geopolitische, makroökonomische,
rohstoffbezogene und Währungs­
themen sind demgegenüber von
untergeordneter Bedeutung. Deren
Entwicklung wird oft als unsicher
und nicht beeinflussbar wahrge­
nommen.
Die Schweizer Unternehmen haben
im Jahr 2015 viel unternommen, um
der veränderten Währungssituation
zu begegnen. Für das Jahr 2016 sind
verschiedene Verbesserungen ge­
plant, wobei in der externen Kom­
munikation drei Bereiche im Fokus
stehen.
An vorderster Stelle stehen Inno­
vationen und neue Produkte. Sie
werden von 26% der Firmen er­
TOP 3 am häufigsten geplanten
Massnahmen für 2016
1
Neue Produkte und
Innovationen
2
Kostenreduktionen,
Produkti­vitäts- und
Effizienzverbesserungen
3
Akquisi­tionen
/ 31
Über IFBC
IFBC ist ein Beratungsunterneh­
men, spezialisiert auf die Bereiche
Corporate Finance & Financial Ad­
visory, Performance Management,
Financial Risk Management und
IFRS Advisory. Seit 1997 unterstüt­
zen wir insbesondere börsenkotierte
und börsenfähige Unternehmen aus
Industrie und Dienstleistung sowie
Banken in Fragen der finanziellen
Führung.
Mit dem Blick für die bedeutenden
finanziellen Zusammenhänge unter­
stützen wir Sie bei Unternehmens­
transaktionen und Finanzierungen,
bei der Ausgestaltung der finanziel­
len Führung und bei ausgewählten
Themen der Rechnungslegung. Als
Experten für massgeschneiderte
Lösungen berücksichtigen wir dabei
sowohl die unternehmensspezifi­
schen Besonderheiten als auch den
Aktualitätsbezug. Schliesslich stellt
unsere Unabhängigkeit sicher, dass
der objektive Blick bewahrt wird
und Lösungen im Sinne der Best
Practice resultieren.
IFBC Dialog / Juni 2016 / 32
Über die Autoren
Folgende IFBC-Mitarbeiter haben
als Autoren zum vorliegenden
«IFBC Dialog» beigetragen:
Dr. Thomas Vettiger
Prof. em. Dr. Rudolf Volkart
Christian Hirzel
Christian Gätzi, CFA
Fabian Forrer
Dr. Beat Affolter
Mirko Reichlin
Timo Bloch
Managing Partner
Partner
Senior Advisor
Advisor
Senior Partner
Senior Advisor
Senior Advisor
Advisor
/ 33
IFBC Dialog / Juni 2016 / 34
Datengrundlage
Für die vorliegende Studie wurden
sämtliche an der SIX und an der
Berner Börse kotierten Unterneh­
men berücksichtigt, die nicht dem
Finanz- oder dem Immobiliensektor
(Banken, Versicherungen und an­
dere Finanzdienstleister sowie Im­
mobiliengesellschaften) zugehörig
sind. Zudem wurden Unternehmen
erfasst, die an den erwähnten Han­
delsplätzen eine Anleihe ausstehend
haben. Unternehmen, für die keine
ausreichende Datengrundlage vor­
lag, und Firmen, die ihren Geschäfts­
bericht nach dem Analysestichtag
(30. März 2016) veröffentlichten,
wurden nicht berücksichtigt. Die
vorliegende Untersuchung erstreckt
sich auf insgesamt 114 Unterneh­
men.
Die Datengrundlage für diese Stu­die
bilden die publizierten Jahresab­
schlüsse der untersuchten Unterneh­
men. Sowohl die Firmendaten als
auch alle Kapitalmarktdaten wurden
dem Informationssystem Bloomberg
(www.bloomberg.com) entnommen.
Die Sektorbildung erfolgte auf
Basis der Klassifikation gemäss den
inter­national anerkannten Industry
Classification Benchmarks (www.
­icbenchmark.com).
Disclaimer
Diese Studie ist rein informativer
Natur und soll nicht als Basis für
Investitionsentscheidungen irgend­
welcher Art dienen. IFBC über­
nimmt keine Verantwortung für die
ermittelten Resultate und die daraus
gezogenen Folgerungen. Obwohl die
in diesem Dokument enthaltenen
Informationen aus sorgfältig aus­
gewählten Quellen stammen, über­
nehmen wir keine Verantwor­
tung hinsichtlich der Genauigkeit,
Richtigkeit oder Vollständigkeit
dieser Quellen. Diese Studie und
ihre Bestandteile dürfen, ungeachtet
des Verwendungszwecks, ohne die
vorgängige schriftliche Einwilli­
gung von IFBC weder reproduziert
noch verteilt oder veröffentlicht
werden.
/ 35
IFBC AG . Riedtlistrasse 19 . CH 8006 Zürich . Tel. +41.43.255 14 55 . [email protected] . www.ifbc.ch ©IFBC . Zürich 2016
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