Aktuelle Presse: - Epiduroskopie - Granatapfel, Juni 2005 Medizin Die Epiduroskopie: eine neue erfolgreiche Behandlungsmethode bei Rückenschmerzen Text und Fotos: Prim. Univ.-Doz. Dr. Günther Weber, Krankenhaus der Barmherzigern Brüder, Graz-Marschallgasse Abb. 1 84 % der Bevölkerung leiden mindestens einmal im Leben an Rückenschmerzen. Bei ihnen kann mit den herkömmlichen diagnostischen Methoden nur in etwa 16 % der Fälle eine definitive Diagnose gestellt werden. Mit der weitgehend noch unbekannten Methode der Epiduroskopie kann man jedoch in vielen Fällen sowohl die Diagnose unterstützen als auch die Therapie durchführen. Die krankhaften und schmerzhaften Veränderungen im Bereich der Wirbelsäule werden sehr oft durch chronische Entzündungen der Nerven hervorgerufen. Die Ursachen sind oft Verklebungen oder Vernarbungen von Nervensträngen, die zwischen den Wirbellöchern aus dem Rückenmark austreten. Es können jedoch auch Bandscheibenvorwölbungen oder Bandscheibenvorfälle zu einer chronischen Reizung der Nervenstrukturen führen. Ebenso kann die gallertartige Masse der Bandscheiben bei Einrissen der Kapsel nervenschädigend wirken. Direkter Blick in den Rückenmarkskanal Die Behandlung dieser Beschwerden gestaltet sich oft schwierig, denn die Defekte (z. B. Vernarbungen, Verklebungen oder entzündliche Prozesse) lassen sich häufig auch mit Unterstützung von Computertomographie oder Magnetresonanzuntersuchungen nicht darstellen. Die Epiduroskopie ermöglicht jedoch mit einer flexiblen Sonde (mit Kamera) und direkt vor Ort als bildgebendes Verfahren die Spiegelung des Wirbelsäulenkanals und damit räumliche und farbige Abbildungen rückenmarksnaher anatomischer Strukturen wie z. B. des Bindegewebes, der Blutgefäße, Nerven und des Fettgewebes. Auf diese Weise können die unterschiedlichen Ursachen der Rückenschmerzen sehr wohl erkannt bzw. unterschieden und zum Teil auch über das Epiduroskop therapiert werden. Wann ist die Epiduroskopie angeraten Die Erfahrungen mit bisher behandelten Patienten haben gezeigt, dass bei folgenden Schmerzzuständen durch die Epiduroskopie eine Schmerzlinderung von 50-70 % möglich ist: • Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, • Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, die in ein oder beide Beine ausstrahlen, • ausstrahlende Schmerzen nach Bandscheibenoperationen, • Schmerzen in der Lendenwirbelsäule bei Bandscheibenvorwölbungen bzw. Bandscheibenvorfällen. Geringe Belastung für den Körper Abb.2,. 3 Zur Untersuchung verwenden wir vorwiegend 75 bzw. 50 cm lange und flexible Epiduroskope mit einem Außendurchmesser von 2,4 mm. Das Epiduroskop enthält einen Arbeitskanal von 1 mm im Durchmesser, wo Kamera, kleine Zangen zum Lösen von Verklebungen oder zur Entnahme von Gewebsproben und Vorrichtungen zum Injizieren von Medikamenten eingeführt werden können. Die Untersuchung wird grundsätzlich in Lokalanästhesie durchgeführt. In den Epiduralraum eingegangen wird am unteren Ende des Kreuzbeines. Mittels Röntgenbildkontrolle wird exakt bestimmt, wo sich das Epiduroskop befindet. Auf diese Weise kann der Bereich, der die Schmerzen verursacht, genau inspiziert und die Ursache des Schmerzes festgestellt werden. Daran kann eine gezielte epiduroskopische Behandlung angeschlossen werden. Der Vorteil der Epiduroskopie ist die geringe Belastung des Körpers im Gegensatz zu operativen Eingriffen. Die Patienten müssen danach 2 Stunden liegen, zur Kontrolle ist ein 24-stündiger Krankenhausaufenthalt erforderlich. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Epiduroskopie die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten erweitert. Speziell in der Behandlung chronischer rückenmarksnaher Schmerzsyndrome ermöglicht diese Behandlung erfolgreiche therapeutische Wege. Kontraindikationen Nicht durchführbar ist eine Epiduroskopie bei Entzündungen im Bereich der Einstichstelle des Endoskops. Wenn der Patient blutgerinnungshemmende Medikamente nimmt (z. B. Marcoumar, Aspirin, ThromboAss), müssen diese einen entsprechenden Zeitraum vorher abgesetzt werden. Patienten, die nicht lange Zeit am Bauch liegen können (z. B. fettleibige Menschen, Menschen mit Atemnot) sind ebenfalls von dieser Diagnostik und Therapie ausgeschlossen. Informationen Da das Interesse an dieser Untersuchung zunimmt, veranstaltet das Brüder-Krankenhaus in GrazMarschallgasse im Herbst dieses Jahres unter der Leitung von Doz. Weber den ersten österreichischen Work-Shop über die Epiduroskopie mit praktischen Übungen. Doz. Weber übt diese Methode seit über 5 Jahren aus und verfügt bereits über nennenswerte Erfahrung auf diesem Gebiet. Informationen für den Work-Shop und für Patienten in der Schmerzambulanz Krankenhaus der Barmherzigen Brüder 8020 Graz, Marschallgasse 12 Ansprechperson: Prim. Univ.-Doz. Dr. Günther Weber Tel.: 0316/7067–2231, Fax: DW 2031 E-Mail: [email protected] Abb. 1: Prim. Univ.-Doz. Dr. Günther Weber ist der Leiter der Abteilung für Anästhesiologie und Intensivmedizin und der Schmerzambulanz am Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in GrazMarschallgasse. Abb. 2: Flexibles Epiduroskop Abb. 3: Blick in den Epiduralraum auf Nervenfasern mit Verklebungssträngen