2010_18 - Bauchspeicheldrüse - schlehen

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04.12.2012
Adam Wille, Schlehen-Apotheke Leipzig
Das Pankreas und
seine Sekrete
...mehr als nur Insulin...
Physiologie des Pankreas
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04.12.2012
Physiologie des Pankreas
• Synthese von Pankreashormonen:
Bauchspeicheldrüse
Dünndarm
Pankreaskörper
Pankreasschwanz
Pankreasgangsystem
Pankreaskopf
Physiologie des Pankreas
• produzierte Pankreashormone:
 A-Zellen: Glucagon
 B-Zellen: Insulin
 C-Zellen: inaktive Vorstufe von B-Zellen
 D-Zellen: Somatostatin
 E-Zellen: Ghrelin
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04.12.2012
Physiologie von Pankreashormonen
• Regelkreis des Glucose-Insulin-Stoffwechsels:
Insulin
Muskel- und
Fettgewebe
Bauchspeicheldrüse mit
Langerhans`schen Inseln
Blutglucosekonzentration
Nahrungsaufnahme
Glucose
Physiologie von Pankreashormonen
• Regelkreis des Glucose-Insulin-Stoffwechsels:
Insulin oder Bewegung
Blutzucker steigt
Blutzucker sinkt
bei Freisetzung verantwortlich
für typisch klinisches Erscheinungsbild der Hypoglykämie!
Zittern
Blässe
Tachykardie
Unruhe
Schweißausbruch
Nahrungszucker,
Hormone (Glucagon,
Cortisol, Adrenalin)
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Diabetes
• Diabetes:
 Stoffwechselstörung einhergehend mit erhöhten
Blutglucosespiegeln außerhalb der Norm
 venös gemessene Grenzwerte:

Nüchtern-Glucosebestimmung >7 mmol

postprandiale Glucosebestimmung nach 2h >11 mmol
 Differenzierung in Typ I- und Typ II-Diabetes:

Typ I:

Typ II: „Alters-Diabetes“
„juveniler Diabetes“
?
NEIN!!
Physiologie von Pankreashormonen
• Glucagon:
 Gegenspieler (Antagonist) von Insulin
 bewirkt Anhebung des Blut-Glucose-Spiegels
über Mobilisierung von Glykogen aus Leber
(Glykogen = Speicherform von Glucose)
 wirksam nur bei ausreichender Glykogen-Reserve
 Gleichgewicht Insulin-Glucagon-Wirkung je nach
Lage des Blutzucker-Spiegels
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Pankreashormone in der Therapie
• Glucagon (Glucagen®):
 synthetisches Glucagon für Injektionszwecke
 nur parenterale Zufuhr, meist i.m.-Gabe
 Indikationen:
 Notfallmedizin:
hypoglykämischer Schock
 Endoskopie:
Relaxierung der Muskulatur des Verdauungstraktes
(ähnlich Butylscopolamin/Buscopan®) bei
Verkrampfungen während endoskopischen Eingriffen
Physiologie von Pankreashormonen
• Somatostatin:
 wachstumshemmendes Hormon mit zusätzlich
sekretionsblockierender Wirkung auf Pankreas
 bewirkt Stopp der Freisetzung von
verdauenden Pankreasenzymen, Insulin, Glucagon
 kurze Halbwertszeit von 1-3 Minuten,
zur Therapie daher nur als Dauerinfusion geeignet
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Pankreashormone in der Therapie
• Octreotid (Sandostatin®):
 künstliches Somatostatin mit längerer Wirkdauer
 Indikationen:
 Pankreaschirurgie:
„Trockenlegung“ stark sezernierender postoperativer
Lokalbefunde (Ruhigstellung des Restpankreas)
 Onkologie:
Therapie von Wachstumshormon-produzierenden
Tumoren (Aufhebung der sonst massiv gesteigerten
Wirkung von Wachstumshormon); Bsp. Akromegalie
Pankreashormone in der Therapie
• Octreotid (Sandostatin®):
 Akromegalie
Roger Moore und Richard Kiel in “Der Spion der mich liebte”
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Pankreashormone in der Therapie
• Octreotid (Sandostatin®):
 synthetisches Somatostatin für Injektionszwecke
mit längerer Wirkdauer
 Indikationen:
 Endoskopie:
Senkung des Pfortaderdruckes bei dekompensierter
Leberzirrhose mit
Ösophagusvarizen
UND/ODER
blutenden Schleimhautulcera
http://www.endoskopiebilder.de
Pankreashormone in der Therapie
• Octreotid (Sandostatin®):
 Indikationen:
„Octreotid benutzen wir routinemäßig im Rahmen
der Pancreaschirurgie zur Prävention einer
Pancreatitis, […]
Besteht die Notwendigkeit die Sekretionsleistung
des gesamten Oberbauches (Dünndarm, Leber,
Pancreas) signifikant zu reduzieren, z.B. im
Rahmen einer cutanen Dünndarmfistel bei
multipel voroperierten Bäuchen mit
prolongiertem Verlauf ist der zeitlich begrenzte
Einsatz (3 Tage) von Octreotid in einer Dosierung
von 3,5 µg/kg/h (~3 – 6 mg/d) eine legitime
Behandlungsoption.“
-- Zitat OA ITS Diako
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Weitere Pankreas-Funktionen
• Produktion von Verdauungsenzymen:
 Verdauungsenzyme im Gegensatz zu Insulin, Glucagon
und Somatostatin keine Hormone, da sie keine
Informationsübertragung übernehmen, sondern
biochemisch Reaktionen steuern (!!)
 ENDOKRINE („innere“) PANKREASFUNKTION:
Sezernierung von Hormonen für den Stoffwechsel
 EXOKRINE („äußere“) PANKREASFUNKTION:
Sezernierung von Enzymen zur Verdauung
 endokrine und exokrine Tätigkeiten können unabhängig
voneinander beeinträchtigt oder infunktionabel sein
Verdauungsenzyme
• Folgen einer pankreatischen Maldigestion:
 zu wenig Bildung oder Freisetzung verdauender Enzyme
 unzureichende Nahrungsaufspaltung im gesamten
Verdauungstrakt
 u.U. je nach Nahrungszusammensetzung keine Aufnahme
und Metabolisierung von Nährstoffen möglich
 intern: Nährstoffmangel mit allen Folgen
 extern: Komplikationen unverdauter Nahrungsreste
(unspezifische Verdauungsbeschwerden: Übelkeit,
Blähungen, Abdominalschmerzen, …)
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Enzym-Ersatz
• Pankreas-Enzyme:
 sog. Pankreatin:
standardisierte und hochaktive Enzymkombination die
natürlichem physiologischen Enzymmuster des
menschlichen Pankreassekretes sehr ähnlich ist
Bildmaterial Solvay Pharma
Enzym-Ersatz
• Pankreas-Enzymkombination:
 Lipase:
Verdauung von Fetten
 Amylase:
Verdauung von Kohlenhydraten
 Protease:
Verdauung von Eiweißen
 Amylase- und Protease-Aktivität bei Pankreas-Schwäche
meist nicht stark beeinträchtigt, Lipase-Aktivität spielt für
Enzym-Ersatz die größte Rolle
(Namenszusatz Pangrol 20.000, Kreon 25.000, etc. gibt
daher immer nur Lipase-Aktivität an!)
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Enzym-Ersatz
• Pankreas-Enzyme:
 ursprünglich (<100 Jahre alt):
„ Pankreatin, der wirksame Bestandteil des Pankreas, wird
durch Ausziehen der Bauchspeicheldrüse des Rindes mit
Wasser und Fällung der Lösung mit Alkohol als ein
trockenes Pulver, oder auch nach Auflösung in Glycerin in
flüssiger Form (Pankreatinum liquidum) in den Handel
gebracht.“
Mercks Warenlexikon 1919, 6.A., S. 314
 noch heute Gewinnung aus schweinischem Pankreas
(tierärztliche Kontrolle während Schlachtung)
Aufbau eines Enzymersatz-Präparates (Kreon®)
Gelatinekapsel
Pankreasenzyme
Säureschutz
Bildmaterial Solvay Pharma
• warum magensaftresistent?
 Inaktivierung zu über 95% wenn nicht säure-geschützt!
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Weg eines Enzymersatz-Präparates (Kreon®)
Kapsel mit Verdauungsenzymen
Freisetzung der
Kügelchen im Magen
Gleichmäßige Verteilung
im Nahrungsbrei
Passage mit dem
Nahrungsbrei in den Darm
Freisetzung der
Verdauungsenzyme
Bildmaterial Solvay Pharma
Pylorus-Passage
Minimikropellets
Dragee/Filmtablette
 Passierbarkeit des Pylorus bedeutend abhängig von
Teilchengröße der Enzym-Transporter
Lippold, B.C. What is the ideal size for entric-coated pancreatin preparations?
Drugs made in Germany 41:52-56 (1998)
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Enzym-Ersatz
• Pankreas-Enzyme:
 Einnahme:

etwa 20.000-50.000 Einheiten zu Hauptmahlzeit,
etwa 10.000-25.000 Einheiten zu Zwischenmahlzeit

individuelle Dosierung zu jeder Mahlzeit
(außer sie ist sowieso unverdaulich…)

Einnahme zur Mahlzeit (einzige magensaftresistente
Arzneimittel die nicht nüchtern genommen werden!!)

kein Auflösen in Wasser bis zum Schlucken, sondern
direkt mit wenig Flüssigkeit hinterspülen
Enzym-Ersatz
• Pankreas-Enzyme:
 Berechnung der nötigen Dosis je nach Mahlzeit:

Faustregel:
Berechnung nach Lipase-Einheiten, dabei gilt:
Fett (in g) x 2000 = benötigte Lipase-Einheiten
o
Joghurt: 7,5g Fett 
15.000 Lipase-Einheiten
(1 Kapsel à 10.000 Einheiten)
o
Milchreis: 12g Fett  24.000 Lipase-Einheiten
(1 Kapsel à 25.000 Einheiten)
o
Eisbein: 47g Fett 
94.000 Lipase-Einheiten
( … !?!? Kapseln … )
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Enzym-Ersatz
• evtl. Notwendigkeit zur Einnahme von
pharmazeutischen Pankreas-Enzymen:
 chronische Pankreatitis (selten auch akute Pankreatitis)
 Patienten mit Z.n. totaler Pankreas(teil)resektion,
Magen(teil)resektion oder partieller Dünndarmresektion
 oftmals Diabetiker
 Patienten mit Gallensteinen (Abflussbehinderung)
 physiologische Pankreasinsuffizienz im Alter
Enzym-Ersatz
• evtl. Notwendigkeit zur Einnahme von
pharmazeutischen Pankreas-Enzymen:
 Patienten unter Therapie mit Somatostatin oder Octreotid
und enteraler Ernährung
„Die Behandlung mit Octreotid sollte allerdings bei
enteraler Ernährung mit der Gabe von
Pankreasenzymen kombiniert werden, da Octreotid die
exokrine Pankreasfunktion stark einschränkt.
Als Ultima Ratio ist häufig eine totale parenterale
Ernährung erforderlich.“
-- Zitat „Die innere Medizin – Referenzwerk“
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Enzym-Ersatz
• OP-Beispiel:
 Whipple-Operation (Pankreaskopf-Entfernung)
Vor der Operation
Nach der Operation
Enzym-Ersatz
• OP-Beispiel:
 Billroth-Operation (Magenteilresektion)
Vor der Operation
Nach der Operation
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Trivia
• Gegenteiliger Effekt:
 Einsatz eines Lipase-Hemmstoffes zum Abnehmen
Trivia
• Gegenteiliger Effekt:
 Einsatz eines Lipase-Hemmstoffes zum Abnehmen
 50% mehr abnehmen!?
3x1 tgl. (42 Kps. ~40€)
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Adam Wille, Schlehen-Apotheke Leipzig
Diabetes (mellitus)
Statistik
• 2004:
 27.041 Tote in Deutschland aufgrund von
Endokrinopathien (Hormondrüsenerkrankungen)

87,5% dieser Verstorbenen aufgrund von
erworbenen Folgeschäden durch Diabetes
(=23.661 Tote/Jahr)
 verantwortlich für 3% aller Todesfälle in
Deutschland
 98% der Verstorbenen >50 Jahre alt
(durchschnittliches Sterbealter: 79,1 Jahre)
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Insulin-Physiologie
• zugrunde liegend:
Insulin
Muskel- und
Fettgewebe
Bauchspeicheldrüse mit
Langerhans`schen Inseln
Blutglucosekonzentration
Nahrungsaufnahme
Insulin-Physiologie
Hat Insulin immer etwas mit Nahrung zu tun?
Nein! – Insulin kann pathologisch auch eigenständig und damit unabhängig von Mahlzeiten
freigesetzt werden, sog. INSULINOM
gutartige tumoröse Veränderung der B-Zellen
des Pankreas und daraus folgend
ungebremste Insulin-Freisetzung ohne
Notwendigkeit – häufige Unterzuckerungen
Therapievorschläge?
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Insulin – missbrauchsfähig?
„Angel of Death“
Diabetes-Formen
• Unterscheidung:
 Diabetes Typ I

absoluter Insulin-Mangel:
Bauchspeicheldrüse produziert kaum bis kein Insulin
 Diabetes Typ II

relativer Insulinmangel:
Bauchspeicheldrüse produziert zu wenig Insulin
UND/ODER
Insulin ist zwar genügend da, entfaltet jedoch nicht
seine volle Wirkung (Insulinresistenz)
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Diabetes-Formen
• Diabetes Typ I (~7% der Patienten):
 Manifestation meist im Kindesalter, kann jedoch
auch später erfolgen
 Insulin-Therapie obligat, da keine andere
Normalisierung der Stoffwechsellage möglich
 benötigte Menge/Tag meist entsprechend etwa
der eines gesunden Erwachsenen ~40 I.E.
(Pankreas speichert ca. 80 I.E.)
 lebenslange Therapie notwendig
Diabetes-Formen
• Diabetes Typ II (~90% der Patienten):
 Manifestation meist im Erwachsenenalter, kann
jedoch auch früher erfolgen
 Insulin-Therapie nicht obligat,
Normalisierung der Stoffwechsellage meist auch
noch mit anderen Wirkstoffen möglich
 benötigte Menge/Tag gelegentlich weit über der
eines gesunden Erwachsenen: bis zu >100 I.E.
(Pankreas speichert etwa 80 I.E.)
 lebenslange Therapie nicht immer notwendig,
wird in der Regel aber so erlebt
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Symptomatik
• klinisches Erscheinungsbild:
 Hyperglykämie führt zu:
 Polyurie
 Durst
 Abbau körperlicher Energiereserven (Muskel)
 Leistungsschwäche
 Gewichtsverlust
 Infektabwehr sinkt
Symptomatik
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Therapieziele
• Ziel der Therapie:
 Normalisierung der Stoffwechsellage
(hoher Blutglucosewert selbst ist keine
Krankheit und nicht primär schädlich, führt jedoch
zu Folgeschäden im Langzeitverlauf)
 Verhinderung von Spätschäden
 Gefäßschädigungen
 Nervenschädigungen
 Diabetisches Fußsyndrom
Spätschäden
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Spätschäden
• Gefäßschädigungen:
 Makro-Angiopathien

= Atherosklerose

verursacht Herzinfarkt, Schlaganfall, AVK, …
 Mikro-Angiopathien

„diabetische Retinopathie“:
Netzhautschädigung mit Gefahr der Erblindung

„diabetische Nephropathie“:
fortschreitende Nierenerkrankung mit Gefahr des
schlussendlich dialysepflichtigen Nierenversagens
Spätschäden
• Nervenschädigungen:
 periphere Polyneuropathie

sensorische Störungen der Wahrnehmungen
(Wärme/Kälte, Schmerz, Druck, chemische Reize)

Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen, Reflexausfälle
 Neuropathien des autonomen Nervensystems

diabetische Gastroparese
(Entleerungsstörung des Magens)

Obstipation

Urogenitaltraktstörungen

Herzrhythmusstörungen
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Spätschäden
diabetesstiftung.org
Co-Therapeutika bei Diabetikern
• Arzneimittel bei der Behandlung eines
Diabetikers, die jedoch nicht den Blutzuckerspiegel beeinflussen:
 Vitamin B Duo
 Vitamin B1 und B6 zu je 100mg enthalten
 erhoffte Verbesserung der Nervenfunktion
 Vitamine als Cofaktoren des Aminosäurestoffwechsels sicher mit von der Partie,
günstige Beeinflussung von peripheren
Nervenstörungen jedoch eher fraglich
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Co-Therapeutika bei Diabetikern
• Arzneimittel bei der Behandlung eines
Diabetikers, die jedoch nicht den Blutzuckerspiegel beeinflussen:
 α-Liponsäure (Tromlipon®, Thioctacid®, …)
 Ampullen und Filmtabletten zu je 600mg
 i.d.R. in parästhetischen Krisen und zu
Behandlungsbeginn 3 Wochen
i.v.-Stoßkur mit 600mg täglich
 nachgewiesene verbesserte Ansprechrate von
Neuronen auf Reize
Co-Therapeutika bei Diabetikern
• Arzneimittel bei der Behandlung eines
Diabetikers, die jedoch nicht den Blutzuckerspiegel beeinflussen:
 Erythromycin
 eigentlich antibiotisch wirksamer
Stoff für Therapie von bakteriellen Infekten
 „Neben“wirkung im Dosisbereich, der kaum
antibiotisch wirksam ist - gelegentlich genutzt
auf ITS und Innerer Medizin:
Motilitätsförderung i.S. einer gesteigerten
Magenentleerungs-Rate
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Insulin
Insulin
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Insulin
Insulin-Arten
• Diabetes-Behandlung mit Insulin:
 Unterschiedliche Insuline für Typ I- und Typ IIDiabetiker?
 „Altinsulin“?
 „Normalinsulin“?
 „Kurzwirksames Insulin“?
 „Intermediärinsulin“?
 „Kombinationsinsulin“/„Mischinsulin“?
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Insulin-Arten und Handelspräparate
Insulin-Typ
Handelsname(n)
kurz wirksames Insulin
Humalog, NovoRapid, Apidra,
Liprolog
normal wirksames Insulin
Huminsulin Normal, Actrapid,
Insuman Rapid,
Berlinsulin H Normal
lang wirksames Insulin
Huminsulin Basal, Actraphane,
Insuman Basal,
Berlinsulin H Basal
sehr lang wirksames Insulin Levemir
ultralang wirksames Insulin
Lantus
Mischinsulin mit kurz
wirksamem Insulin
Humalog Mix 25//50,
Novomix 30, Liprolog Mix 25//50
Mischinsulin mit normal
wirksamem Insulin
Huminsulin Profil III (30:70),
Actraphane 30//50,
InsumanComb 15//25//50,
Berlinsulin H 30/70
Insulin-Arten
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Insulin-Arten
• Spritz-Ess-Abstand
- abhängig von Wirkeintritt des jeweiligen Insulins
o kurzwirksame Insuline:
10min vor bis zeitgleich zur Mahlzeit
o Normalinsulin/Altinsulin:
20-30min vor Mahlzeit
o Mischinsuline:
je nach enthaltenem kurzwirksamem oder normalwirksamem Insulin – siehe oben
o langwirksame Insuline:
mahlzeit-ungebundenen!
Insulin-Dosierung
• wieviel Insulin braucht Patient X?
- 1 BE (Broteinheit) = 12g Kohlenhydrate
- 1 KE (Kohlenhydrateinheit) = 10g Kohlenhydrate
- 1 IE Insulin gleicht ~ 5g Glucose aus
 Angaben reichen dennoch nicht zur Dosisabschätzung einer Insulintherapie, da
„Persönlicher Korrekturfaktor“
jedes Diabetikers!
(im Schnitt [!!] pro BE 1-4 IE Insulin)
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Insulin-Dosierung
• warum üblicherweise mehr Insulin morgens
als zu anderen Tageszeiten?
- Zusammenhang zum Cortisol-Stoffwechsel!
- tageszeit-abhängige Ausschüttung von Insulin
zusammenhängend mit Cortisol-Konzentration
(hoch in den Morgenstunden, geringer gegen Abend)
 morgendlich höhere Serum-Glucosewerte
 mehr Insulin notwendig
Insulin-Dosierung
• warum häufig Insulingabe auf Intensivstation als Zusatz zu sonstigen Infusionen?
- postoperative Stoffwechsellage bei vielen ITSPatienten erfordert zumeist definierte
Nährstoffzufuhr (u.a. Glucose)
- Glucose wird hierbei in Reinform intravenös gegeben,
bei Diabetikern ist Insulingabe daher Pflicht!
- je 4-5g Glucose bei diabetischen Patienten
unbedingt 1 IE Insulin i.v. parallel zur Ernährung
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Insulin-Dosierung
Ein visceralchirurgisch behandelter Patient erhält
am dritten Tag post operationem auf der ITS zu
Ernährungzwecken 500ml einer Eiweißlösung
(Aminoplasmal 15%) und 500ml einer 20%igen
Glucose-Lösung (G20).
Bei anamnestischer Betrachtung fällt auf, dass
der Patient seit 8 Jahren Typ II-Diabetiker ist,
eine begleitende Insulintherapie scheint dem
behandelnden Arzt daher notwendig.
Wieviel Insulin wird er schätzungsweise
als Co-Medikation benötigen?
Welches Insulin würde man empfehlen?
Insulin-Dosierung
Der gleiche Patient bekommt ab dem Zeitpunkt des 12.
postoperativen Tages nun inzwischen eine vollständige
parenterale Ernährung, die nun allerdings als DauerInfusion über einen Dreikammerbeutel realisiert wird.
(OliClinomel 4% 2l/24h)
Braucht der Patient nun immer noch eine supportive
Insulin-Gabe?
Falls ja: Wo wird hier nun die etwaige Insulindosis liegen?
Und darf man diese dem Beutel zugeben?
Falls nein: Warum benötigt er diese nicht mehr?
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Insulin-Arten (Stand 11/2009)
• InsulinKonzentrationen:
 40 IE/ml und
100 IE/ml möglich
 40 IE/ml fast nur
noch bei Kindern
und bei Vials von
Insulin für Infusion
(v.a. ITS)
 Graduierung der
Spritzen beachten!
Therapie-Utensilien
• Penkanülen, dein Freund und Helfer…?
Penkanüle nativ
Penkanüle
3x verwendet
Wechsel der Kanüle
nach JEDER Injektion,
Penkanüle
6x verwendet
egal was andere sagen!
(ist ein Einmalartikel!)
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Therapie-Utensilien
• Penkanülen
 Wahl der richtigen Kanülenlänge wichtig für
korrekte Lage und folgende Injektion
• zu kurz: versehentliche i.d.-Injektion
• zu lang: versehentliche i.m.-Injektion
 Insulin-Resorption dann völlig unsicher
 üblicherweise 5-12mm Länge verfügbar
Therapie-Utensilien
• Penkanülen
- unterschiedlich schnelle Resorption an
unterschiedlichen Körperstellen
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04.12.2012
Therapie-Utensilien
Therapie-Utensilien
• Injektions-Schablone
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04.12.2012
Therapie-Utensilien
• Injektions-Schablone
 ermöglicht und erinnert an
Wechsel der Injektionsstelle(n)
 am ehesten zu erwarten: Lipohypertrophie bei zu
häufiger Injektion an gleicher Gewebsstelle:
Therapie-Utensilien
• Lipodystrophien
 Atrophien (Gewebsschwund) und
Hypertrophien (Gewebswucherung) möglich
- Lipoatrophie:
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04.12.2012
Therapie-Utensilien
• Lipodystrophien
 Lipohypertrophien:
Therapie-Utensilien
• Lipodystrophien
 Stellen mit Lipohypertrophie sind schmerzunempfindlicher und werden von Betroffenen meist
sogar noch favorisiert beim Spritzen!
 jedoch schlechtere Aufnahme von Insulin aus
diesen Gewebestellen
 Eindruck, dass „Nachspritzen notwendig ist“
 Injektion ggf. noch an anderer Stelle ohne
Verhärtung mit der Folge:
Unterzuckerungsgefahr!
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Therapie-Utensilien
• Lanzetten und Lanzettierhilfe
Lanzettierhilfe
ohne Trommel
Lanzettierhilfe
mit Trommel
Wechsel auch der Lanzette
nach JEDER Injektion,
Lanzettierhilfe
„ohne Hilfe…“
egal was andere sagen!
(ist ebenso Einmalartikel!)
Therapie-Utensilien
• Entsorgung von Penkanülen
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Therapie-Utensilien
• Sonstige allgemeine Injektionshinweise:
 Prüfen ob Durchmischen notwendig
(bei Mischinsulinen mind. 15-20maliges Schwenken!)
 Kanüle nach Injektion entfernen, wenn überhaupt
mehrfach in Verwendung
 Abspritzen von 1 IE Insulin vor jeder Injektion zur
Überprüfung der Durchgängigkeit der Kanüle
(fehlerhaftes Aufschrauben, Herstellungsdefekt)
 Lagerung ungeöffneter Ampullen oder Pens
im Kühlschrank (jedoch nie Einfrieren lassen!),
nach Öffnung/Anbruch dann bei Raumtemperatur
Therapie-Utensilien
• Sonstige allgemeine Injektionshinweise:
 Desinfektion vor Insulin-Injektion bei ambulant
therapierten Patienten mit normal-gründlicher
Hygiene nicht notwendig
 Desinfektion vor Insulin-Injektion bei stationär
therapierten Patienten laut deutscher HygieneBehörde notwendig und definitiv ratsam, jedoch
nicht gesetzlich vorgeschrieben
 hausinterne Regelung beachten!
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Therapie-Utensilien
• Unterschied
Injektion OS zu
Injektion Bauch zu
Injektion Gesäß?
• warum Hautfalte?
• schräg oder nicht
schräg einstechen?
• wie lange
injizieren und
warum?
Insulin-Arten
• Insulin-Pens:
 OptiSet? OptiPen?
 TactiPen?
 SoloStar?
 NovoLet? InnoLet? FlexPen?
 HumaPen? NovoPen? AutoPen? BerliPen?
 Einmalpen? Fertigpen? Wegwerfpen?
Und wohin wird überhaupt geworfen…?
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Insulin-Arten
• grobe Gemeinsamkeiten:
Insulin-Arten
• neuer Pen mit Memory-Effekt:
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Neue Antidiabetika
Hilfe aus dem Tierreich: die Gila-Krustenechse
…den einen beißt Sie, den anderen heilt Sie…
Neue Antidiabetika
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Neue Antidiabetika
Neue Antidiabetika
• Ziel:
Wirkungsverstärkung von Inkretin, körpereigenes
Hormon das bei Diabetikern wirkvermindert ist
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Neue Antidiabetika
• Innovative Medikamente
– kein Ersatz für Insulin, benötigen immer Fähigkeit zur
körpereigenen Insulin-Produktion und -Freisetzung
– bisher nur Alternative nach Versagen anderer
erprobter Therapiestrategien
– häufig gastrointestinale Probleme (~1/3 Patienten!)
– injizierbares Byetta® (s.c.):
2x tägliche Gabe
– injizierbares Victoza® (s.c.):
1x tägliche Gabe
– injizierbares Bydureon® (s.c.): 1x wöchentliche Gabe
Neue orale Antidiabetika
• bei allen neuen Arzneimitteln erwünscht:
– Langzeitdaten zur Arzneimittelsicherheit!
– Nachweis des Vorteils für Patient muss konkret
nachgewiesen werden!
„Was nützt ein gesenkter Blutzuckerspiegel, wenn der Patient
auch daran genauso zügig verstirbt und ähnliche Probleme hat
wie ein anderer Patient ohne Medikation?“
 Innovationen bergen Risiken und Chancen
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