- Climate Change Centre Austria

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Bundesministerium für Land– und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft
Abteilung VII/3-Wasserhaushalt (Hydrographisches Zentralbüro)
Langzeitentwicklung der Wassertemperatur
in österreichischen Fließgewässern
Stefan Standhar nger und Reinhold Godina
Was verändert die Wassertemperatur?
Salzach
Die Erwärmung wird stärker
Der Anstieg der Luft- und Wassertemperatur verläuft nicht
regelmäßig, sondern weist deutliche Trendänderungen auf.
An der Donau lassen sich zwei Abschnitte mit
unterschiedlichem Trend ausmachen:
Die Änderungen im Temperaturregime eines Fließgewässers
können sowohl natürlich als auch anthropogen sein.
Menschliche Eingriffe wirken direkt, z.B. über
Kühlwassereinleitung, oder indirekt, durch Regulierung,
Stauhaltung, Wasserentnahme oder die Flächennutzung
im Einzugsgebiet, auf die Wassertemperatur (z.B. Brown &
Krygier, 1967; Dymond, 1984). Neben diesen Faktoren gibt
es in den vergangenen Jahrzehnten Belege dafür, dass
durch den globalen Klimawandel die Temperatur der
Flüsse ansteigt (z.B. Sinokrot, 1995; Van Vliet et al., 2011).
• 1901 - 1970 Anstieg = 0,1 °C pro Dekade
• 1970 - 2010 Anstieg = 0,3 °C pro Dekade
Betrachtet man die absolute Temperatur, sind etwa zwei
Drittel des Gesamtanstiegs in den vergangenen 40
Jahren passiert.
Messstelle Mittersill
• Einzugsgebiet: 583 km²
• Höhe: 783 m ü. Adria
• Mittlerer Abfluss: 24,6 m³/s
Foto: BMLFUW/Gabriele Müller
Foto: BMLFUW/Rita Newman—Donauinsel
Signifikanter Anstieg in 110 Jahren
Ganz anders als an der Donau hat sich die Temperatur der
Salzach in den vergangenen 110 Jahren entwickelt. Die
Wassertemperatur nahm nur um ca. 0,3°C zu. Von den
untersuchten Gewässern war dies der niedrigste Wert des
Temperaturanstiegs. Die Lufttemperatur hingegen stieg —
wie im niederösterreichischen Donauraum — um etwa 1,6°C.
Donau
Messstelle Kienstock
• In alpinen Fließgewässern kommt es zu massiven
• Einzugsgebiet: 95 970 km²
Lebensraumverlusten für kälteliebende Fischbestände
(Matulla et al., 2007). Dies könnte in weiterer Folge zum
Aussterben mancher Arten führen.
• Höhe: 194 m ü. Adria
• Mittlerer Abfluss: 1877 m³/s
Mittlere jährliche Wasser– und Lufttemperatur, Messstelle: Salzach/Mittersill
(Wasser) – Zell am See (Luft), in [°C] für den Zeitraum 1901-2010.
Gewässercharakteristik ist maßgebend
• Je kleiner das Einzugsgebiet (EZG), desto geringer wird
der Einfluss der Lufttemperatur auf die
Wassertemperatur, da hydrologische Faktoren in den
Vordergrund treten.
Die Grafik unten zeigt, dass die Entwicklung der Wasser- und
Lufttemperatur an der Donau sehr ähnlich verläuft. Aus der
Gleichung der Trendgeraden ergibt sich ein Anstieg der
Temperatur in den letzten 110 Jahren um ca. 1,4°C
(Wasser) bzw. 1,6°C (Luft).
Auswirkungen
Die Wassertemperatur ist einer der wichtigsten
physikalischen Parameter in Fließgewässern. Sie hat Einfluss
auf die physikalischen, chemischen und biologischen
Prozesse, die in einem Flusssystem stattfinden und hat somit
direkte Auswirkungen auf die Ökologie eines Gewässers und
die verschiedensten Nutzungen durch den Menschen. Die
Wassertemperatur ist somit nicht nur ökologisch, sondern
auch ökonomisch von Bedeutung, wie folgende Beispiele
veranschaulichen sollen:
Die mittlere jährliche Wassertemperatur ist in allen
untersuchten Gewässern signifikant gestiegen (p<0,05).
Das Ausmaß des Anstiegs ist aber bei den einzelnen
Gewässern sehr verschieden. Beispielhaft werden hier die
Resultate von Donau und Salzach dargestellt, da diese
Gewässer sehr unterschiedliche Ergebnisse lieferten.
Foto: BMLFUW/Paul Plappart—Donau Eingang Wachau
Änderung im Trend und Gleichungen der Trendgeraden der mittleren jährlichen
Luftemperatur (links) und Wassertemperatur (rechts) in Kienstock/Donau .
• Die Einzugsgebietsgröße steht dabei für die
Gewässereigenschaften wie Seehöhe, Abflussregime
oder Schneeverhältnisse und ist somit ein guter
Indikator für die Charakteristik eines Gewässers.
Großes EZG (Donau):
Kleines EZG (Salzach):
Je größer EZG desto länger
ist das Wasser der globalen
Strahlung ausgesetzt.
Grundwasserhaushalt,
Gletscher-, Schneeschmelze,
etc.
Wasser ≈ Lufttemperatur
beeinflussen Wassertemperatur
• Als Folge des Temperaturanstieges könnten mehr
Makrophyten aus südlicheren Gebieten migrieren, die
unter Umständen heimische Arten verdrängen
(Janauer, 2007).
• Eine Erwärmung der Wassertemperatur beeinflusst
direkt die Industrie, da weniger Kühlleistung aus den
Flüssen bezogen werden kann (Schädler, 2010).
• Schwebstoffkonzentration und die Menge an gelösten
Gasen sind von der Temperatur abhängig und
entscheidend für die Wasserqualität (Ducharn, 2008).
Foto: BMLFUW/Rita Newman—Junge Huchen
klimabeeinflusst
Mittlere jährliche Wasser– und Lufttemperatur, Messstelle: Kienstock/Donau
(Wasser) – St. Pölten (Luft), in [°C] für den Zeitraum 1901-2010.
BROWN, G.W., J.T. KRYGIER (1967): Changing water temperatures in small mountain streams. Journal of Soil
and Water Conserva&on. Vol. 22; 242–244
DUCHARNE, A. (2008): Importance of stream temperature to climate change impact on water quality.
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DYMOND, J.R. (1984): Water temperature change caused by abstrac on. Journal of Hydraulic En gineering.
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MATULLA, C., S. SCHMUTZ, A. MELCHER, T. GERERSDORFER, P. HAAS (2007): Assessing the impact of a
downscaled climate change simula on on the fish fauna in an Inner-Alpine River. Interna&onal Journal of
Biometeorology. Vol. 52 (2), 127-137.
hydrologisch beeinflusst
Jahresgang der mittleren monatlichen Temperatur von Wasser [blau] und Luft
[rot] im Zeitraum 2000-2010.
SCHÄDLER, B. (2010): Die Schweiz im Jahr 2050 – Auswirkungen des Klimawandels auf Wasserkreislauf und
die Wasserwirtscha,. Auswirkungen des Klimawandels auf die österreichische Wasserwirtscha=.
BMFUW, ÖWAV (Hrsg.). Austria. Vienna, 153-165.
SINOKROT, B.A., H.G. STEFAN, J.H. MCCORMICK, J.G. EATON (1995): Modeling of climate change effects on
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Vol. 30 (2), 181-200
VAN VLIET, M.T.H., F. LUDWIG, J.J.G. ZWOLSMAN, G.P. WEEDON, P. KABAT (2011): Global river temperatures
and sensi vity to atmospheric warming and changes in river flow. Water Resources Research. Vol. 47 (2)
Vor diesen Hintergründen sei die Wichtigkeit der
Datenerfassung durch das hydrographische Messwesen
erwähnt. Nur dadurch können negative Entwicklungen
erkannt und wenn nötig Gegenmaßnahmen gesetzt werden.
In diesem Zusammenhang ist man besonders auf langjährige
Daten angewiesen. Entscheidend dafür ist die lückenlose
Messung und Qualitätssicherung durch den
Hydrographischen Dienst.
Dipl. Ing. Stefan Standhartinger,
Dipl. Ing. Reinhold Godina
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,
Umwelt und Wasserwirtschaft
Abteilung VII/3-Wasserhaushalt
Marxergasse 3
1030Wien
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