HApps und WEG! Durch Körper, Klo und alle Kanäle von Gudrun Schury mit Bildern von Nina Takata Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 1 10.07.09 18:09 Die Reise beginnt Es gibt Vanillequark und Kirschkompott. Der Vanillequark ist schön kremig, und das Kirschkompott ist schön rot. Ein Traumpaar! Das findet der Kirschkern gar nicht. 2 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 2 10.07.09 18:09 Ihm ist ungemütlich zwischen den Nachbarkirschen. Alle haben ein Loch. Er selbst ist eingeschlossen in seiner Kirsche, die in einem Kirschsaftsee schwimmt. Wie wird es wohl weitergehen? Der Kirschkern will nur eins: raus aus der Frucht. Endlich mal ganz frei sein! So eine Schüssel Vanillequark mit Kirschkompott steht nicht zufällig herum, sondern will leer gegessen werden. 3 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 3 10.07.09 18:09 Und wenn man Hunger hat, kommt einem Vanillequark mit Kirschkompott gerade recht. Happs und weg: Löffel für Löffel wandert der Mischmasch aus Vanillequark und Kirschen in den Mund. Dort ist schon vorgesorgt für das, was jetzt kommt: Wasser ist im Mund zusammengelaufen. Das sagt man auch, wenn man an etwas Leckeres denkt oder sich darauf freut, etwas Gutes zu essen. Das Wasser ist die Spucke. Würde man den ganzen Tag lang die Spucke nicht runterschlucken, sondern aufbewahren, wäre am Abend eine Eineinhalb-Liter-Flasche voll. 4 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 4 10.07.09 18:09 Die Spucke braucht man, damit das Essen schön feucht wird. Bei Kompott ist das nicht so wichtig, doch wer einen trockenen Zwieback ohne Spucke essen wollte, wäre nur noch am Krümel-Husten. Aber nicht nur Nassmachen ist die Aufgabe der Spucke. Sie fängt auch schon mit dem Verdauungsgeschäft an. Damit die Menschen die wertvollen Inhaltsstoffe für ihren Körper nutzen können, wird die Nahrung in immer kleinere Teile zerlegt. Und das beginnt schon in der Mundhöhle. In dieser Höhle, dem Mund, ist einiges los. Die Zähne machen Hackfleisch aus jedem Würstchen und Pudding aus jedem Schokokeks. 5 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 5 10.07.09 18:09 Die Zunge hilft dabei. Sie hat beim Essen noch mehr zu tun als beim Eis-Schlecken oder beim Sprechen. Sie macht sich mal lang, mal kurz, mal dick, mal dünn und schaufelt ständig den Essensbrei von vorne nach hinten und von links nach rechts. Dafür, dass nichts in den falschen Hals gerät, sorgt das Gaumensegel. Es hält beim Schlucken nur den Zugang zur Speiseröhre offen und nicht den zur Luftröhre. Wer will schon Kirschkompott in der Lunge haben? Meistens fällt einem gar nicht auf, wie viel Arbeit die Lippen, die Zähne, die Spucke, die Zunge und das Gaumensegel haben, bis der erste Bissen Vanillequark mit Kirschkompott verschluckt ist. Und wenn zufällig ein Kirschkern dabei ist? In jedem Glas Kirschkompott steckt nämlich mindestens eine Kirsche, die ganz geblieben ist. Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: spucken oder schlucken. Wahrscheinlich werden die meisten Kirschkerne einfach mitgegessen. Das weiche Kompott kaut man nicht so gründlich, wie man zum Beispiel eine Möhre oder ein Salamibrot kaut. 6 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 6 10.07.09 18:09 Eigentlich glitscht der Vanillequark-Kompott-Spucke-Brei wie von selbst in den Hals. War da was Hartes, Rundes? Die Zunge sagt „vielleicht“, die Speiseröhre sagt „ich habe nichts bemerkt“. Und was sagt der Kirschkern? (Der Kirschkern heißt übrigens Karl-Otto, genauer: Karl-Otto, Prinz von Kirsche. Darauf ist er ziemlich stolz.) 7 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 7 10.07.09 18:09 Karl-Otto sagt „Hoppla!“. Endlich ist er frei und kann ohne Fruchtfleisch die Welt entdecken. Die Welt, das ist der Mund, die Zunge, die Speiseröhre und … der große unbekannte Rest. 8 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 8 10.07.09 18:09 Hier ist es aber dunkel! In einem dicken Brei aus Quark und zerdrückten Kirschen rutscht Kirschkern Karl-Otto zur Speiseröhre. Jetzt geht es senkrecht nach unten! Während Karl-Otto in die Dunkelheit gleitet, fragt er sich: Warum eigentlich nach unten? Ach, stimmt ja: Beim Essen sitzen die Menschen. Und wenn sie zufällig im Bett liegen? Muss ich dann durch den Hals kriechen, statt zu rutschen? Karl-Otto denkt noch ein bisschen weiter. Es gibt Kinder, die können Kopfstand machen … Es gibt Kinder, die essen Kirschkompott… Könnten Kinder im Kopfstand Kirschkompott essen? … In jedem Glas Kirschkompott steckt eine Kirsche, die ganz geblieben ist … Könnten Kinder im Kopfstand eine Kirsche mit Kern essen? … Wie kommt ein Kirschkern dann voran? 9 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 9 10.07.09 18:09 Eines weiß Karl-Otto nämlich ganz bestimmt: Man kann nicht nach oben fallen. Karl-Otto kann sich seine Frage sofort selbst beantworten. Die Speiseröhre sieht so ähnlich aus wie das Innere einer Schlange. Hat die Schlange gefressen, muss zum Beispiel eine ganze Maus weitergeschoben werden. Die Speiseröhre ist ein Schlauch aus kräftigen Muskeln, der zu arbeiten anfängt, sobald eine Speise auftaucht. Alles muss weitergeschoben werden, was die Menschen so schlucken: von der Rosine bis zum Schnitzel. Oder eben Quark mit Kirsch und Kern. Karl-Otto spürt, dass er nicht nach unten fällt, sondern durch die Wellenbewegungen der Muskeln weiterrutscht. Das funktioniert auch im Liegen und sogar im Kopfstand. Kirschkern Karl-Otto liegt bequem in seinem Speisebrei und rutscht und rutscht. Ungefähr fünfzehn Zentimeter lang geht das so. Karl-Otto merkt in der dunklen Röhre: Das geht ruck, zuck. Nach höchstens drei Sekunden ist es vorbei. Dann wird es eng. Sehr eng. Durch eine Art Gummitür schlüpft Karl-Otto aus der Speiseröhre in die nächste Abteilung. Hier ist zwar viel Platz, aber auch viel Schlamm. 10 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 10 10.07.09 18:09 Der Magen 11 Klett_Happs_HERSTELLUNG_090709.indd 11 10.07.09 18:09