Hofele · Burkard Richtig einkaufen bei Diabetes Karin Hofele ist Diplom-Ökotrophologin und Autorin zahlreicher Bücher zu den Themen Ernährung und Gesundheit. Für die TRIAS-Reihe »Richtig einkaufen« wirft sie regelmäßig einen kritischen Blick auf das Lebensmittelangebot. Sie arbeitet als selbstständige Ernährungsberaterin und -therapeutin in Stuttgart. Dr. Marion Burkard war 30 Jahre im Bereich Diabetes tätig, führte Schulungen für Betroffene und Fachkräfte durch und betreute wissenschaftliche Studien. Inzwischen lehrt die Diplom-Ökotrophologin an der Universität Gießen in den Bereichen Pathophysiologie und ­Ernährungsberatung. Karin Hofele · Dr. Marion Burkard Richtig einkaufen bei Diabetes Für Sie bewertet: über 900 Lebensmittel und Fertigprodukte 4 7 Liebe Leserin, lieber Leser 9 Diabetes: 10 11 13 16 17 19 22 das süße Leiden Diagnose: Diabetes mellitus Der Blutzuckerspiegel Unterschiedliche Diabetestypen Diabetes erkennen Heute schon an morgen denken Optimale Werte Was können Sie tun? 24Ernährungs-Tipps 24 Das Körpergewicht – der zentrale ­Faktor 26 Fett ist unverzichtbar – aber in Maßen 29 Kohlenhydrate gut auswählen 36 Eiweiß ist lebensnotwendig 37 Und gegen den Durst? 40 Richtig einkaufen 42 Ein Blick aufs Etikett 47Einkaufs-Tabellen 48 49 51 52 57 62 64 So lesen Sie die Tabellen Die Bewertung Nur in der Gruppe vergleichen Milch & Co. Fleisch, Wurst & Co. Aus Meer und Fluss Fette, Öle, Eier 5 67 Getreide und was daraus gemacht wird 72 Frisch und knackig 78 Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Nüsse und Samen 80 Kartoffeln und Kartoffelprodukte 81 Allerlei Süßes 89 Zum Kochen und Verfeinern 91 Für die schnelle Küche 97Durstlöscher 100 Fürs Frühstück 102 Unterwegs und zwischendurch 104 Restaurant und Kantine 109 Kochen und ­unterwegs essen 110 Außer Haus essen 110 Restaurantbesuch – bleiben Sie g­ elassen 113Einladungen 114 Unterwegs und zwischendurch 114 Bei der Arbeit 118 Selbst kochen 118 Küchentipps für Einsteiger 121 Gut für den Blutzuckerspiegel 123 Gutes Fett verwenden – Kalorien s­ paren 124Backen 125 Schnell gekocht 128Service 128 Nützliche Adressen und Internetseiten 129Stichwortverzeichnis 6 7 Liebe Leserin, lieber Leser, mit der Diagnose Diabetes mellitus ist nichts mehr wie es war – anfangs glauben das zumindest viele Betroffene. Gerade beim Thema Essen und Trinken herrscht große Unsicherheit. Zum Glück sind die Zeiten strenger Diäten und Verbote vorbei. Ihre Ernährung wird sich auch in Zukunft nicht von der Ihrer Mitmenschen unterscheiden. Vorausgesetzt, Sie ernähren sich ausgewogen und gesund. Dieser Ratgeber zeigt Ihnen, welche Lebensmittel und Produkte für Sie empfehlenswert sind und welche weniger. Sie erhalten außerdem Tipps für Einkauf, Kochen und Essen außer Haus. Wir haben Hunderte von Lebensmitteln und Fertigprodukten für Sie getestet. Das übersichtliche Bewertungssystem zeigt Ihnen auf einen Blick, was Sie genießen können und bei welchen Speisen Zurückhaltung angesagt ist. Wer häufig außer Haus isst, findet außerdem Tipps für die Auswahl in Restaurant, Kantine oder Imbiss. Viel Spaß beim gesunden und leckeren E ­ ssen! Ihre Karin Hofele und Marion Burkard Diabetes: das süße Leiden Diabetes mellitus ist eine Stoffwechsel­ störung, bei der die Regulation des Blut­ zuckerspiegels nicht mehr funktioniert. 10 Diagnose: Diabetes mellitus Ein erhöhter Blutzuckerspiegel verursacht zunächst keine Schmerzen oder Beschwerden. Die Diagnose kommt deshalb oft überraschend. D ie Krankheit ist jedoch weit verbreitet. Weltweit litten 2011 ca. 250 Millionen Menschen an Diabetes, bis zum Jahr 2030 wird nach Schätzungen des Weltdiabetesverbandes mit ca. 366 Millionen Betroffenen gerechnet. Schätzungsweise 8 Millionen Deutsche sind davon betroffen. Etwa 90 % davon sind Typ-2-­ Diabetiker. Sehr wahrscheinlich leiden jedoch viel mehr Menschen an Diabetes, da die Dunkelziffer sehr hoch ist und die Diagnose häufig erst Jahre nach dem Auftreten der Erkrankung gestellt wird. Wohlstand ist der Wegbereiter dieser Erkrankung. Mit »honigsüßes Hindurchfließen« könnte man Diabetes mellitus übersetzen. Was hindurchfließt beziehungsweise ausgeschieden wird, ist allerdings nicht Honig, sondern Zucker. Deshalb wird Diabetes umgangssprachlich auch »Zuckerkrankheit« genannt. Die Zuckerausscheidung im Urin kommt zustande, weil 11 der Zucker im Körper nicht richtig verwertet wird. Die Ursache dafür ist eine Stoffwechselstörung. Diabetes mellitus ist der Oberbegriff für verschiedene Stoffwechselstörungen, die jedoch eines gemeinsam haben: Der Blutzuckerspiegel ist dauerhaft erhöht. Der Blutzuckerspiegel Zucker ist ein lebenswichtiger Energielieferant. Vor allem Nerven und Gehirn sind auf Zucker angewiesen. Der Blutzuckerspiegel gibt Auskunft darüber, wie hoch die Konzentration von Zucker im Blut ist. Eine bestimmte Menge muss immer vorhanden sein, damit schnell Energie zur Verfügung steht. Viele Nahrungsmittel und Getränke liefern Zucker, auch wenn sie nicht süß schmecken. Je nach Zuckerart steigt der Blutzuckerspiegel schnell oder langsam an. Trauben- 12 Diabetes: das süße Leiden zucker (Glukose) lässt ihn schnell ansteigen, Stärke, die im Körper auch zu Zucker umgewandelt wird, dagegen langsamer. Bei Krankheit oder Stress kann der Blutzuckerspiegel schnell in die Höhe gehen, bei Sport oder körperlicher Arbeit fällt er, weil Energie verbraucht wird. Schwankungen sind deshalb ganz normal. Bestimmte Werte sollten jedoch nicht unteroder überschritten werden. Der Wert wird angegeben in mg Blutzucker (BZ) pro dl Blut, abgekürzt mg/dl, oder in Millimol pro Liter, abgekürzt mmol/l. So hoch darf der Blutzucker (BZ) sein* Normale Werte Verdacht/ Prädiabetes Diabetes BZ nüchtern in mg/dl < 100 100–126 ≥ 126 BZ nüchtern in mmol/l < 5,6 5,6–7,0 ≥ 7,0 140–200 > 200 BZ 2 Stunden nach dem Es- < 140 sen oder Glukose-Toleranztest in mg/dl BZ nach Essen in mmol/l 3,9–7,6 4,5–8,1 ≥ 10,0 HbA1C < 6,5 % 6,5–7,5 % > 7,5 % * nach den Leitlinien der Deutschen Diabetes-Gesellschaft vom Dezember 2012 Insulin – das Zuckerhormon Insulin ist ein Hormon, das in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Es sorgt hauptsächlich dafür, dass die Körperzellen für die Aufnahme des Zuckers »geöffnet« werden. Dadurch bleibt der Blutzuckerspiegel immer ungefähr gleich hoch. Erst wenn der Zucker in den Zellen ist, kann daraus Energie gewonnen werden. Die Insulinproduktion ist Diagnose: Diabetes mellitus normalerweise optimal geregelt. Gibt es viel Zucker im Blut, wird viel Insulin produziert, fällt der Blut­ zuckerspiegel, dann sinkt die Produktion. Unterschiedliche Diabetestypen Bei einer Diabeteserkrankung ist entweder die Insulinproduktion oder das Zusammenspiel zwischen Insulin und Körperzellen gestört. Abhängig davon, wann eine Diabeteserkrankung auftritt, welches die Ursachen sind und wie die Stoffwechselstörung genau aussieht, wird zwischen verschiedenen Diabetestypen unterschieden. Typ-1-Diabetes Dieser Typ wurde früher auch als »jugendlicher Diabetes« bezeichnet, weil er meist in der Kindheit oder Jugend auftritt. Es können aber Menschen jeden Alters daran erkranken. Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunerkrankung. Der Körper greift eigene Zellen an, in diesem Fall die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, und zerstört sie durch Antikörper. Die Zellen können dann kein oder fast kein Insulin mehr herstellen. Betroffene müssen schnell mit Insulin behandelt werden. Wie es zu dieser Reaktion des Körpers kommt, ist unklar. Bekannt ist jedoch, dass die Erbanlagen eine Rolle spielen können. Meist ist jedoch ein besonderer Auslöser notwendig, damit die Krankheit ausbricht. Das kann beispielsweise eine Virusinfektion sein. 13