Kernphysik Prof. Jürgen Schnack TEXed by Johnny Bei Fragen oder Fehler: jbrinkro@techfak. 10. Februar 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Einführung 1.1 Aufbau der Atomkerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Eigenschaften von Proton und Neutron . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Größe und Form der Atomkerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1 Einschub: Vielteilchenquantenmechanik . . . . . . . . . . 1.3.2 Einschub: Streuung und Rutherfordscher Streuquerschicht 1.4 Masse und Bindungsenergie der Atomkerne . . . . . . . . . . . . 1.5 Quantenzahlen des Kerns . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.5.1 Einschub: Gekoppelte Drehimpulse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 3 3 4 4 6 7 9 9 2 Radioaktivität 2.1 Zerfallsarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Messgrößen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Zerfallsgesetz, Zerfallsreihen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 13 14 14 3 Kernspaltung und Kernfusion 3.1 Kernspaltung . . . . . . . . 3.2 Transmutation . . . . . . . . 3.3 Kernfusion . . . . . . . . . 3.4 Nukleare Astrophysik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 16 19 19 20 4 Symmetrien und Erhaltungssätze 4.1 Symmetrien in der klassischen Mechanik . 4.2 Symmetrien in der Quantenmechanik . . . 4.2.1 Einschub: Symmetrien und Gruppen 4.3 Symmetrien in der Kernphysik? . . . . . . 4.4 PCT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.1 Parität . . . . . . . . . . . . . . . . 4.4.2 Ladungskonjugation C . . . . . . . 4.4.3 Die Zeitumkehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 22 23 24 24 25 26 28 28 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Kernmodelle 5.1 Vielteilchensysteme: Fermionen und Bosonen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Kanonisches Ensemble nichtwechselwirkender Fermionen oder Bosonen in eindim. harmonischen Oszillator 5.3 Besetzungszahldarstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.4 Großkanonisches Ensemble idealerQuantengase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.5 Das ideale Fermigas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.6 Der Kern als Fermigas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.7 Das Schalenmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.8 Schalenmodell mit Spin-Bahn-Kopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.9 Deformierte Einteilchenpotentiale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.10 Die volle Lösung – erster Versuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.11 Exotische Kerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.12 Das Deuteron (2 H =d) ˆ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 29 31 32 33 34 35 36 37 38 38 38 38 6 Neutronensterne 6.1 Eine kühne Extrapolation von Nicolas Borghini . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.2 Entstehung und Eigenschaften von Neutronensternen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 39 40 2 1 Einführung 1.1 Aufbau der Atomkerne • Z Protonen • N Neutronen • A Nukleonen (A = Z + N) Protonenzahl = el. Ladung; bestimmt den Elementnamen • Z = 1 Wasserstoff (H) • Z = 1 Helium (He) • Z = 3 Lithium (Li) • Z = 102 Nobelium (No) • Z = 110 Darmstadtium (Ds) • Z = 116 Livermorium (Lv) 113, 115, 117, 118 noch nicht benannt neutrale Atome: Elektronenzahl = Protonenzahl, damit chem. Eigenschaften indirekt mitbestimmt 136 b 136 Xe Neutronenzahl N gibt an, um welches Isotop eines Elementes es sich handelt. Bezeichnung: A Z XN , z.B. 54 Xe82 = Die wichtigsten Eigenschaften werden in der (karlsruher) Nuklidkarte aufgeführt. Isotope: Nuklide mit gleichem Z Isotone: Nuklide mit gleichem N Isobare: Nuklide mit gleichem A Spiegelkerne: (Z1 , N1 ) ↔ (Z2 =N1 , N2 =Z1 ) Isomere: Kerne in langlebigen angeregten Zuständen 1.2 Eigenschaften von Proton und Neutron Masse el. Ladung Spin gyromag. Faktor g Stabilität freier Nukl. Radius Ladungsvert. Radius magn. Moment Proton 1, 6726 · 10−27 kg = 938, 272 MeV c2 +e0 Neutron 1, 6749 · 10−27 kg = 939, 566 MeV c2 0 1 2 1 2 5,5856 T 12 > 1030 a 0, 81 ± 0, 1 fm 0, 8 ± 0, 03 fm -3,8261 T 12 = 10, 3 ± 0, 1min n → p + e− + νe 0 ± 0, 1 fm 0, 79 ± 0, 15 fm Warum gibt es stabile Kerne? Erklärung: 1. n → p + e− + ν e 2. Energie von p < Energie von n 3. Endzustand schon besitzt (Pauliprinzip) Nukleonen, d.h. p & n, sind ausgedehnte Objekte und haben eine innere Struktur. Proton: |Protoni =“ |uudi ; sym. im Ort, sym im Spin ” sym. im flavour -Freiheitsgrad und antisym. im “ color“-Freiheitsgrad ” ” Neutorn: |Neutroni = |Proton, aber u & d vertauschti =“ |ddui ” Generation Leptonen Quarks I e νe u d up/ down II µ νµ c s charm/ strange Kurzübersicht Elementarteilchen: III τ ντ t b top/bottom 2 1 −e0 0 e − e 3 0 3 0 3 mn − mp = 1, 3 MeV c2 Fermionen µ = µN gs Bem.: Quarks tragen Farbladung (color): rot, grün, blau → Hardronen % Baryonen: farbneutral (r,g,b) & Mesonen: (r,r), (g,g), (b,b) Alle Elementarteilchen (Leptonen & Quarks) haben s = 12 und sind Fermionen. Wechselwirkungen Austauschteilchen Reichweite el-mag. Photon γ ∞ 1r schwach W± , Z 0 kurz Gluonen kurz stark Gravitation Graviton? ∞ 1r Die Austauschteilchen sind Bosonen. Protonen & Neutronen sind zusammengesetzte Teilchen; es existieren angeregte Zustände. Nukleonen liegen als p & n vor, Anregungen sind energetisch zu hoch! 1.3 Größe und Form der Atomkerne Woher weiß man eigentlich, wie groß Atomkerne sind? → Streuexperimente Überlegung: 1. Coulombabstoßung 2. sei b fest: Ekin ↑, dann ϑ ↓ 3. sei Ekin fest: b ↓, dann ϑ ↑ Wenn jetzt ϑ fest → betrachte alle Kombinationen aus b & Ekin , die zum selben ϑ führen. 1 ⇒ R ≈ 1, 2 fm A 3 Bem.: • ϑ fest: ex. Zusammenhang zwischen Ekin und Stoßparameter b • aus Abweichung von Rutherfordscher Streuformel kann auf Kerngröße geschlossen werden • Exp. von Geiger Marxden, Rutherford und Chadwick → Atom hat kleinen kompakten Kern, der fast die gesammte Masse des Atoms trägt. Elektronen befinden sich in der Hülle 1 Kernradius R ≈ 1, 2 fm A 3 , Volumen ist proportional zu A → Nukleon ist harte Kugel, Kern ist Packung (Kugel) Die Dichteverteilung der Kerne ist aus (n- oder e− -) Streuexperimenten bekannt. Die Dichteprofile können in guter Näherung durch folgende Funktionen wiedergegeben werden: ) r2 klein: A . 40 ρ(r) ∝ exp{− 2a Gauß-Verteilung 2} basiert auf keiner Theorie, sondern auf exp. Daten groß: A & 40 ρ(r) ∝ 1+exp{1 r−R } Fermi-Verteilung a 1.3.1 Einschub: Vielteilchenquantenmechanik Wiederholung: • Hilbertraum H, ONB {|ψn i} P • Zustände |ψi = n |ϕn i hϕn | ψi • Observable O = O+ e e Bsp.: mittlerer Ort ~x = ψ ~x ψ mit hψ | ψi = 1 e e Wahrscheinlichkeitsdichte ρ(~x) = h~x | ψi hψ | ~xi = ψ ∗ (x)ψ(x) = |ψ(x)| 4 2 Rx Bsp.: 1-Dim P ([x1 , x2 ]) = x12 dxρ(x) mittlerer Ort II: ~x = T r(~xρ) mit ρ = |ψi hψ| e ee ρ Dichteoperator/ Dichtematrix: ρ(~xe, ~x0 ) = h~x | ψi hψ | ~x0 i D E D 2 2 E 2 2 2 2 e Ausdehnung: ~x − ~x = ~x2 − 2~x ~x + ~x = ~x − 2 ~x + ~x = ~x2 − ~x e e e e e e e e e e e q 2 Def.: r = ~x2 − ~x e e Vielteilchen-QM Bsp.: zwei Teilchen: Basis {|ϕk i ⊗ |ϕl i} z.B. Einteilchenbasis ist ONB des harm. OSZ. |ni P → Produktbasis{|ni ⊗ |ni}; allg. Zweiteilchenzustand: |ψi = m,n cnm |ni ⊗ |mi → Zustände leben in einem Produktraum H = H(1) ⊗ H(2) Operatoren: - es gibt Einteilchen-Op., die auf dem Einteilchenhilbertraum definiert sind - es gibt Mehrteilchenop. (hauptsächlich Zweiteilchen), die auf Produkträumen definiert sind p ~22 p ~21 p ~2 Bsp.: kin. Energie T = 2m e 2 → Einteilchenop. t = 2m e = t ⊗ 1 + 1 ⊗ t(+ . . . ) e 1 + 2m e e e e e e Bsp.: Sei |ψi = |ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i D E ψ T ψ = (hψ1 | ⊗ hψ2 |) t ⊗ 1 + 1 ⊗ t (|ψ1 i ⊗ |ψ2 i) e e e e e = (hψ1 | ⊗ hψ2 |) t ⊗ 1 (|ψ1 i ⊗ |ψ2 i) + (hψ1 | ⊗ hψ2 |) 1 ⊗ t (|ψ1 i ⊗ |ψ2 i) D E D e e E D E D E e eD E D E = ψ1 t ψ1 ψ2 1 ψ2 + ψ1 1 ψ1 ψ2 t ψ2 = ψ1 t ψ1 + ψ2 t ψ2 {z } | e e e e e e =1 Schwerpunkt: ~xcm = e ~ cm = ψ ~xcm ψ R e 1 N PN xi i=1 ~ e = 1 x N {~ e ⊗ 1 ⊗ 1 . . . 1 + 1 ⊗ ~x ⊗ 1 . . . 1 + . . . } e e e e e e e D P E 2 ~ cm ψ = ψ N1 i ~xi − R Ausdehnung: rrms e Bem.: . rrms misst Ausdehnung der Wahrscheinlichkeitsdichte . wahre Dichte = Faltung aus WK-Dichte und Dichteprofil des Nukleons 2 2 ⇒ rKern = rrms + r2p n Dichten: i Einteilchendichte h~x1 , ~x2 , . . . , ~xN | ψi = ψ(~x1 , ~x2 , . . . , ~xN ) ρ(1) (~x, ~x0 ) = 1 N Z d3 ~x2 . . . d3 ~xN h~x, ~x2 , . . . , ~xN | ψi hψ | ~x0 , ~x2 , . . . , ~xN i Z d3 ~x1 d3 ~x3 . . . d3 ~xN h~x1 , ~x, ~x3 , . . . , ~xN | ψi hψ | ~x1 , ~x0 , ~x3 , . . . , ~xN i Z 3 3 0 + · · · + d ~x1 . . . d ~xN −1 h~x1 , ~x2 , . . . , ~xN −1 , ~x | ψi hψ | ~x1 , ~x2 , . . . , ~xN −1 , ~x i + Wenn |ψi Produktzustand, d.h. |ψi = |ψ1 i ⊗ |ψ2 i ⊗ · · · ⊗ |ψN i ⇒ ρ(1) (~x, ~x0 ) = 1 X h~x | ψi i hψi | ~x0 i N i 5 N 1 X ρ(1) = |ψi i hψi | N i=1 e Z d3 ~xρ(1) (~x, ~x) = 1 Wahrscheinlichkeitsdichte (ein Teilchen anzutreffen): ρ(1) (~x) = ρ(1) (~x, ~x) ii Zweiteilchendichte ρ (2) 2 (~x, ~y , ~x , ~y ) = N (N − 1) 0 0 Z d3 ~x3 . . . d3 ~xN h~x, ~y , ~x3 , . . . , ~xN | ψi hψ | ~x0 , ~y 0 , ~x3 , . . . , ~xN i + . . . ~x, ~y bzw. ~x0 , ~y 0 an den Positionen aller möglichen geordneter Paare} Wenn |ψi = |ψ1 i ⊗ |ψ2 i ⊗ · · · ⊗ |ψN i ρ(2) (~x, ~y , ~x0 , ~y 0 ) = X 2 h~x, ~y | ψi ψj i hψi ψj | ~x0 , ~y 0 i N (N − 1) i<j |ψi ψj i = |ψi i ⊗ |ψj i h~x, ~y | ψi , ψj i = h~x, ψi | ~y , ψj i ρ(2) (~x, ~y , ~x0 , ~y 0 )=ρ b (2) (~x, ~y ) bedingte Wahrscheinlichkeitsdichte, ein Teilchen bei ~y anzutreffen, wenn schon eins bei ~x ist. Bem.: ρ(2) (~x, ~y ) → ρ(2) (~ χ, ~xrel ) 1.3.2 Einschub: Streuung und Rutherfordscher Streuquerschicht Grundidee: Die einlaufenden Teilchen stellen eine homogene Stromdichte ~jin dar, d.h. homogen auf Längenskala der Streuzentren. Detektor: Der Detektor detektiert die Produkte unter einem Winkel ϑ im Abstand R. Produkte: 1. elastische Streuung: • Produkt: ursprüngliches, aber abgelenktes Teilchen 2. inelastische Streuung: • Produkte= alle möglichen Reaktionsprokukte, z.B. auch neue Teilchen, Kernbruchstücke, oder ursprüngliches Teilchen, aber mit Anregung des Kerns Ziel: Man möchte quantitativ darstellen, wie viele Ereignisse unter einem Winkel ϑ eintreffen. Das ist eine relative Größe, die auf die einfallende Stromdichte bezogen ist. Def: Differentielles Streuquerschnitt (Wirkungsquerschnitt) Zahl der in das Raumwikelelement dΩ(ϑ, ϕ) gestreuten Teilchen pro Zeit (=Strom) dδ (ϑ) = dΩ einfallende Stromdichte Bem: Einheit Im Prinzip ist dδ dΩ 1 x 1 m2 s = m2 , in der Kernphysik nutzt man Barn 1b = 10−28 m2 = 100f m eine Fkt. von ϑ und ϕ, aber viele Streuprodukte sind Kugelsym., deshalb keine Abhängigkeit von ϕ Relation einfallend: dNin = jin dA dt Relation ausfallend: dNout = jout r2 dΩ dt ⇒ dδ jout r2 (ϑ) = dΩ jin 6 Def: Totaler Wirkungsquerschnitt: δtot = Rutherfordscher Streuquerschnitt H dδ dΩ dΩ • dA = b db dϕ • dNin = jin b dϕ db dt • dA0 = −r2 sin ϑ dϑ dϕ • dNout = −jout r2 sin ϑ dϑ dϕ dt -“ von dϑ db < 0, zu db > 0 gehört dϑ < 0 ” Streuung elastisch, d.h. u.a. Energie und Teilchenzahl erhalten dNin = dNout ⇔ jin b db = −jout r2 sin ϑ dϑ ⇒ dδ jout r2 b db = =− dΩ jin sin ϑ dϑ gilt für beliebige Wechselwirkungen! dσ b db =− dΩ sin ϑ dϑ jetzt: Streuung am Coulomb-Potential; (o.B.d.A.) Annahme, dass das Steuzentrum eine sehr viel größere Masse hat, sich nicht bewegt und im Ursprung sitzt. ⇒ ZeZ 0 e ~r F~ = 4π0 r2 r • Anfangszustand: t → −∞ : ϕ = π, vy = 0 • Endzustand: t → +∞ : ϕ = ϑ, vout sin ϑ Erhaltungssätze: 2 2 • Energie: 21 mvin = 21 mvout ⇒ vin = vout = v • Drehimpuls: ~ = m~r × ~v k ~ez – L – Lzin = mbv · (−1) Anfangszustand – L = mR2 ω = mr(t) · r(t) · – ⇒ – dvy dϕ dϕ dt = − rbv2 = dvy dt dt dϕ • mit Newton 2: • Fy = m dvy dt = d ~ dt p = dvy dt dϕ dt dϕ dt während der Streuung 0 2 ZZ e = − 4π sin ϕ 0 mbv = F~ ZZ 0 e2 4π0 r 2 sin ϕ Integrieren von ϕ = π bis ϕ = ϑ ϑ ZZ 0 e2 cos ϕ vy (ϕ = ϑ) − vy (ϕ = π) = v sin ϑ − 0 = + 4π = 0 mbv π ZZ 0 e2 4π0 mbv (1 + cosϑ) ZZ 0 e2 ϑ cot gesuchte Relation zwischen b und ϑ 2 4π0 mbv 2 2 dσ 1 ZZ 0 e2 1 ⇒ = 4 Rotherford’sche Streuformel dΩ 16 4π0 12 mv 2 sin ϑ b= 2 1.4 Masse und Bindungsenergie der Atomkerne Idee: gebundenes System hat geringere Energie als isolierte Konstituenten Def.: E B2 = Zmp + N mn − m(A, Z) c 7 Bem.: evtl. vorhandene Elektronen korrigieren • A=Z +N • mp = Masse des Protons • mn = Masse des Neutrons • m(A, Z) Masse des Kerns Massenbestimmung: i Ablenkung in homogenen Magnetfeldern ~ F~ ⊥ ~v → |~v | =const (für ~v · ~ez = 0) Lorenzkraft: F~ = q~v × B, • → Kreisbahn 2 • → qvB = m vr ⇒ r = mv qB ii Massen können relativ zu bekannten Massen bestimmt werden, wenn man z.B. in einer Reaktion die beteiligten Energien kennt. iii aktuell: Massenbestimmung in einer Penningfalle - homogenes Magnetfeld - el. Quadropolfeld q B → Massenbestimmung - Teilchen führen oszillierende Bewegung aus wc m Übersicht über die gemessenen Bindungsenergien Bem.: 1. EB A ≈ 8 MeV für sehr viele Kerne 2. leichtes Maximum bei A ≈ 60 3. A . 60 Fusion exotherm A & 60 Spaltung exotherm Struktur der Kerne: EAB größer als für Nachbarn mit N, Z = 20, 28, 50, 82, . . . ⇒ magische Zahlen Tröpfchenmodell: gibt den generellen Trend wieder Volumenenergie: cv · A mit cv > 0 - bedeutet, dass jedes Nukleon nur mit einer endlichen Zahl an Nachbarn wechselwirkt (inkompressible Flüssigkeit) 2 Oberflächenenergie: −cs A 3 - Korrektur, denn Nukleonen an der Oberfläche haben weniger Nachbarn Volumenenergie: cv · A mit cv > 0 Coulombenergie: −cc Z(Z−1) 1 A3 - Korrektur, da Protonen sich elektrostatisch abstoßen • Paarungsenergie: cp δ 1 1 A2 • Nukleonen paaren sich gern zu Spin 0 • Asymmetrieenergie: cv = av 1 − κ cs = as 1 − κ N −Z 2 A N −Z 2 A Idee: Nukleon-Nukleon-WW favorisiert Symmetrie zu Z und N (= ˆ Isospin = 0) 8 Bem.: • qualitative Beschreibung duch Bethe-Weizsäcker-Formel: 2 EB = cv A − cs A 3 − cc • cv = av 1 − κ N −Z 2 A Z(Z − 1) A 1 3 + cp δ 1 A2 av = 15, 68 MeV −Z 2 • cs = as 1 − κ NA as = 18, 56 MeV κ = 1, 79 cc = 0, 741 MeV cp = 10, 28 MeV -1 (u,u) 0 für (u,g) Kerne δ= +1 (g,g) Gebirge (Tal) der Stabilität ∂ ! EB (A, Z) = 0 ∂z A ⇒ ZGeb. ≈ 2 1, 98 + 0, 15A 3 Bem.: • Flüßigkeits- (Tröpfchen-) Modell darf nicht zu wörtlich genommen werden • Kerne sind quantenmechanische Objekte • Teilchen haben Abstand r0 • mittlere freie Weglänge ∼ O(r0 ) • Nukleonen haben Abstand ∼ 2 fm > r0 • mittlere freie Weglänge > Kern, da Fermionen (Pauliprinzip) 1.5 Quantenzahlen des Kerns 1.5.1 Einschub: Gekoppelte Drehimpulse Bem.: • Protonen und Neutronen tragen Spin (= 21 ) • Kern trägt Gesamtspin, der sich aus Einzelspins ergibt. Wiederholung: • Spin ~s und Bahndrehimpuls ~l sind Drehimpulsoperatoren e e [sx , sy ] = i~sz und zyklisch e e e [sk , sl ] = i~klm sm e e e → [sj , ~s2 ] = 0 e e Für Kernkommutierende Op. ex. gemeinsame Eigenbasis wähle ~s2 und sz e e 9 ~s2 |smi = ~s(s + 1) |smi ; s = 0, 12 , 1, 32 , . . . e sz |smi = ~m |smi ,m = −s, −s + 1, . . . , s − 1, s e • Dimension des Hilbertraumes für einen Spin s: dim H = 2s + 1 • weiter p p – s+ |smi = (s − m)(s + m + 1) |s (m + 1)i = s(s + 1) − m(m + 1) |s (m + 1)i e p p – s− |smi = (s + m)(s − m + 1) |s (m − 1)i = s(s + 1) − m(m − 1) |s (m − 1)i e Behandlung mehrerer Spins: i. 2 Spins s = 1 2 : ONB: {|s1 m1 i ⊗ |s2 m2 i} = {|++i , |+−i , |−+i , |−−i} Gesamtspin: ~s = ~s1 ⊗ ~s2 = ~s ⊗ 1 + 1 ⊗ ~s e e e e e Def.: ~s2 |SM i = ~2 S(S + 1) |SM i Satz: ohne Beweis: ~s ist ein Drehimpulsoperator ⇒ ez s |SM i = ~M |SM i e e X |SM i = |s1 m1 ; s2 m2 i hs1 m1 ; s2 m2 | SM i m1 m2 gilt sz = sz1 + sz2 e e e X sz |SM i =~M |SM i = (sz1 + sz2 ) |s1 m1 ; s2 m2 i hs1 m1 ; s2 m2 | SM i e e e m1 m2 X X = ~(m1 + m2 ) |s1 m1 ; s2 m2 i hs1 m1 ; s2 m2 | SM i = Vorfaktor · . . . , da EZ m1 m2 ⇒M = m1 + m2 , bzw. hs1 m1 ; s2 m2 | SM i = 0 für M 6= m1 + m2 Damit |S M i |1 1i = |++i |1 -1i = |−−i 1 s− |1 1i → |1 0i = √ (|+−i + |−+i) 2 e 1 |0 0i = √ (|+−i − |−+i) ⊥ zu allen anderen 2 ii. allgemein: kopple zwei Spins s1 & s2 zu S |s1 − s2 | ≤ S ≤ s1 + s2 bedeutet, dass die möglichen S-Werte S = |s1 − s2 |, |s1 − s2 | + 1, . . . , (s1 + s2 ) − 1, (S1 + s2 ); jeder S-Wert kommt nur einmal vor Bem.: 1. s1 = s2 = 21 ; S = 0, 1 2. s1 = 52 , s2 = 1; S = 32 , 52 , Satz |SM ; s1 s2 i = P m1 m2 7 2 |s1 m1 ; s2 m2 i hs1 m1 ; s2 m2 | SM ; s1 s2 i | {z } Glebsch-Gordan-Koeff Satz hs1 m1 ; s2 m2 | SM ; s1 s2 i = 0 für M 6= m1 + m2 iii. Kopplung mehrerer Spins: sukzessiv! 10 ~ Bsp.: 4 Spins: ~s1 + ~s2 → ~s12 , ~s12 + ~s3 → ~s123 , ~s123 + ~s4 → S e e e e e e e ~ e e alternativ: ~s1 + ~s2 → ~s12 , ~s3 + ~s4 → ~s34 , ~s12 + ~s34 → S e1 e e e e e e e e 3 Spins s = +1 0→ 1+1→ 1→ 1* 0 1* 2 *= ˆ Multiplizität=3 1* 2 2→ 3 Effektive Wechselwirkung zwischen Spins a) i −2J −J h ~ 2 ~ = ~s1 + ~s2 − ~s1 − ~s2 S H = 2 ~s1 · ~s2 = 2 S ~ e e ~ e e e e e e e E = −J [S(S + 1) − s1 (s1 + 1) − s2 (s2 + 1)] Bem.: wenn J < 0, dann minimales S Grundzst. b) 2J H = − 2 ~s1 · ~s2 + ~s2 · ~s3 + ~s3 · ~s4 + ~s4 · ~s1 + ~s2 · ~s4 + ~s1 · ~s3 ~ e e e e e e e e e e e e e c) X Jij H = −2 ~si · ~sj ~2 e e e i<j Wie lautet jetzt die Einteilchenwellenfunktion eines Nukleons? |ψi = X cαm |ϕα i ⊗ |smi s = α,m 1 2 |ϕα i : ONB im HR in dem ~x und p~ def. und |smi : ONB im Spin-Hilbertraum e e Proton und Neutron werden im Isospin-Formalismus beschrieben Def.: Isospin Drehimpulsoperator ~τ e 1 ~τ 2 |τ mτ i = ~2 τ (τ + 1) |τ mτ i für Nukleonen (p, n) τ = 2 e Damit 1 1 1 ~τ z |τ mτ i = ~mτ |τ mτ i für Nukleonen (p, n) τ = mτ = Proton; mτ = − Neutron 2 2 2 e X |ψi = cα,ms ,mτ |ϕα i ⊗ |sms i ⊗ |τ mτ i α,ms ,mτ Im Allg. beschreiben diese Zst. Superpositionen von Protonen und Neutronen, vgl: 1 1 1 1 1 1 1 1 1 |τ = 0, mτ = 0i = √ τ = , mτ = ⊗ τ = , mτ = − − τ = , mτ = − ⊗ τ = , mτ = 2 2 2 2 2 2 2 2 2 1. Drehimpuls des Kerns Wiederholung: gute Quantenzahl: zugehöriger Operator vertauscht mit H e 11 Bsp.: • Wasserstoff: – [lj , H ] = 0 → l und ml gute QZ e e – [sj , H ] = 0 → s und ms gute QZ e e • wenn H Spin-Bahn-Kopplung enthält: ~l · ~s, dann sind ml & ms keine Guten QZ e e e Möglichkeit: ~j = ~l + ~s → j, mj , l, s gute QZ e e e im Kern analog: Bahndrehimpuls und Spin ergeben Gesamtdrehimpuls; dieser ist gute QZ ~ ~ L S ~ µ ~ s = gs µN e~ Mit Gesamtdrehimpuls ist magnetisches Moment verbunden: H = −~ µ · B; ~ L = gL µN e~ ; µ e e e e e~ = 3, 15 · 10−14 MeV µN = 2m T Kernmagneten pc Bem.: Bsp: Zweiniveausystem mit mj = ± 21 ∆E ∝ B → resonante Übergänge bei w = wr Resonanzexp.: NMR (nuclear magnetic resonance) → Bestimmung von Kerneigenschaften (Spektrum, Dipolmoment, . . . ) → Bestimmung lokaler Magnetfelder, d.h. z.B. der chem. Zusammensetzung; Kernspinresonanztomographie aber: WW favorisiert S = 0 bzw. J = 0; muss NMR-aktive Kerne finden 2. Parität: P : ~x → −~x; P 2 = 1, Eigenwerte ±1 e e +1= ˆ gerade Fkt.: f (−~x) = f (~x) −1= ˆ ungerade Fkt.: f (−~x) = −f (~x) Parität ist gute QZ für Kerne (wenn man von schwacher WW absieht) Bsp.: 11 B: Jπ = 3− 2 ,T = 3 2 3. Elektirsche und magnetische Momente Idee: Kerne enthalten Ladungsverteilung und Verteilung magn. Momente resultierende el.stat + mag. Felder lassen sich nach Multipolen charakterisieren (s. Theorie I) Satz: Kugelsym. Kerne haben keine höheren elektr. Multipole Bei deformierten Kerne gibt es höhere Momente (insbesondere Quadropol) → daraus kann man auf Kerndeformation und Kernmodelle schließen → Diskus“ = oblate; Zigarre“= prolat ” ” 2 Radioaktivität Def.: Radioaktivität: lat., Strahlungsaktivität. Eigenschaft instabiler Atomkerne, sich spontan, d.h. exotherm, umzuwandeln. Energie wird in Form von Teilchen oder el.-mag. Strahlung (γ) abgegeben. Da E hoch → ionisierende Strahlung. Begriffe: • radioaktive Substanz: Stoff, der die instabilen Atomkerne enthält • radioaktive Strahlung: populär, aber falsch, da Strahlung nicht radioaktiv, sondern ionisierend • radioaktiver Zerfall: bezieht sich auf Ausgangsstoff, der abnimmt Zerfallsgesetz: bzw. -rate d dt N = −λN , N (t)= ˆ Zahl der vorliegenden, d.h. noch nicht zerfallenen Kerne λ= ˆ Zerfallskonstante, ⇒ N (t) = N0 e−λt , N0 = N (t = 0) Bem.: • stochastischer Prozess • im wesentlichen von äußeren Einflüssen unbeeinflusst (T, B, P, . . . ) → Energieskalen 12 2.1 Zerfallsarten a) β-Zerfall β− : A Z XN + A Z XN → A Z+1 YN −1 − + e− + νe A Z−1 YN +1 + + e+ + νe (n → p + e + νe ) β : → (p → n + e + νe ) → β-Zerfälle erfolgen entlang von Isobaren. wegen Paarungsenergie gibt es 2 Fälle • A ungerade (δ = 0) → nur 1 stabiles Isobar • A gerade → (n, n) instabil, 4 Ausnahmen → mehrere stabile (g, g)-Isobare b) Elektroneneinfang Bem.: im Konkurrenz zu β + ; auch mgl. für 0 ≤ ∆E ≤ 2me c2 , da Einfang eines schon vorhandenen e− aus Hülle A Z XN + e− → A Z−1 YN +1 + νe → tritt häufiger bei schweren Kernen auf. c) α-Zerfall A Z XN → A−4 Z−2 YN −2 + 4 He Frage: Warum passiert das überhaupt? Warum kommen die Nukleonen nicht einzeln? Antwort: BILD Potentialtopf 1. v = ˆ eff. Einnukleonenpotential -Nukleonen haben nicht genügend Energie, um den Kern zu verlassen 4 2. Wenn 3. EB A < EBHe A , dann lohnt Bildung eines 4 He=α ˆ im Kern - V eff. Potential für 1α - α kann durch den Coulomb-Wall tunneln d) weitere (nicht so häufige Zerfälle) • doppelter Betazerfall: A Z XN → A Z+2 YN −2 + 2e− + 2νe – tritt manchmal auf, wenn einfacher β-Zerfall energetisch nicht möglich – interessant: Vermutung, dass es neutrinolose doppelte β-Zerfälle geben könnte. Möglich, wenn Neutrino sein eigenes Antiteilchen wäre. Solche Teilchen heißen Magorana-Teilchen. Noch nicht gefunden! • doppelter Elektroneneinfang • γ-Zerfall: A ∗ Z XN → A Z XN +γ | {z } angeregter Kern angeregter Kern ist oft selbst Produkt eines Zerfalls ∗ • innere Konversion: A Z XN → A + Z XN + e− durch Anregungsenergie e− aus Hülle • spontane Nukleonenemission A Z XN A Z XN → → A−1 1 Z−1 YN +1 p A−1 YN −1 +10 Z n • spontane Spaltung: A1 A2 0 A 1 Z XN → Z1 YN1 + Z2 YN2 + x · 0 n Man unterscheidet qualitativ symmetrische und asymmetrische Spaltung. Sym ⇒ etwa gleich groß 13 2.2 Messgrößen 1. Aktivität Def.: A: Anzahl der Zerfälle pro Zeiteinheit Einheit. Bq=Bacquerel=s−1 −λt = A0 e−λt A = dN dt = λN = λN0 e extensiv, d.h. proportional zur Menge 2. Energiedosis dE Def.: D = dm = 1 dE δ dV • am Masse des Absorbers abgegebene Energie • abhängig vom Absorbermaterial, d.h. Angabe von D ohne Angabe des Materials sinnlos J Einheit = Gy = Gray = kg J Bsp.: Luft D ∝ 35 kg ; diese Energie wird absorbiert, in dem Luftmoleküle ionisiert werden; sie ist deshalb proportional zur Ionendosis 3. Ionendosis dQ dQ = 1δ dV , durch Ionisation erzeugte Ladungen eines Vorzeichens pro Masse Def.: J = dm Bem.: Meßgeräte Ionisationskammer, Zählrohr, Stabdosismeter As Einheit: Bq D =f ·J Bsp.: Luft: f = 35 Gy c kg durchschnittliche Energie für Bildung eines Ionenpaares = 35eV → Energie für 1C → 35J C J = 1 kg =D ˆ = f · J = 35Gy biologisches Weichgewebe bzw. wässrige Lösung f = 37 Gy c kg 4. Äquivalentdosis Def.: H = Q · D; durch ionisierende Strahlung aufgenommene Energie pro Masse. Q= ˆ Qualitätsfaktor; modelliert die relative biologische Wirksamkeit J Einheit: Sv = Sievert = kg Bem.: • von D, J und H gibt es auch die Zeitableitungen: Dosisleistung Strahlenbelastung = ˆ natürliche Strahlenbelastung • 222 Rn : 1, 1 mSv a • terrestrische Str.: 0, 4 mSv a (γ : T h, U, 40 K) • kosmische Str.: 0, 3 mSv a (Sonnenwind: p & α, galaktische: Ionen, extragal. p, α) • rad. Stoffe in der Nahrung 0, 3 mSv a 2.3 Zerfallsgesetz, Zerfallsreihen . • Zerfallsgesetz: N = −λN → N (t) = N (0)eλt (wird nicht gemessen) . • gemessen: A = −N = λN → A(t) = A(0)e−λt Bem.: . – A = −N stimmt nur bei einem Zerfall . – bei Zerfallskette: A → B → C : N B = −λB NB | {z } nur das ist Aktivität Def.: Halbwertszeit: T 21 = t für T 12 = lnλ2 N (0) 2 = N (0)e−λt 14 +λA NA Def.: mittlere Lebensdauer: Zeit, die die Kerne im Mittel leben“ τ = λ1 ” Herleitung: Zur Zeit t zerfallen dN = λN dt Kerne, die haben bis t überlebt. Gewichte Lebensdauer mit Zahl der Kerne, die bis dahin überlebt haben. t(0) = 0, t(N0 ) = ∞ R N0 τ = R0N0 tdN 0 dN = 1 N0 Z t(N0 ) t · λN dt = t(0) 1 N0 λ N0 Z ∞ te−λt dt = 0 1 λ Bem.: • Zerfallsgesetz ist exp. Befund • auf Seiten der Theorie müssen folgende Annahmen gemacht werden: a) Wahrscheinlichkeit, dass Kern in einem Zeitintervall zerfällt ist unabhängig davon, wie lange er vorher schon nicht zerfalls ist. Er ist stehts, wie neu“, vgl. Lotto, Würfeln ” b) Zerfälle mehrerer Kerne statischtisch unabhängig ⇒ N (t) ist mittlere Zahl an Kernen zur Zeit t Zerfallskanäle: Kern zerfällt alternativ in Töchter T1 , T2 , · · · → dN = P i λi N dt T1 Bsp.: K T1 P Bem.: Beobachtet man zur einem Kanal, so bestimmt man trotzdem λ = i λi , da Aktivität proportional zu N und N über alle Kanäle zerfällt Ai (t1 ) λi N (t1 ) = = e−λ(t1 −t2 ) Ai (t2 ) λi N (t2 ) λ λ Zerfallsreihen Sei: N1 →1 N2 →2 N3 → . . . Nk . Ratengleichung: N i = λi−1 Ni−1 + λi Ni , λ0 = c Lsg.: N1 = c11 e−λ1 t N2 = c21 e−λ1 t + c22 e−λ2 t .. . Nk = ck1 e−λ1 t + ck2 e−λ2 t + · · · + ckk e−λk t , λk = 0 . Bsp.: N2 = −c21 λ1 e−λ1 t − c22 λ2 e−λ2 t = λ1 N1 − λ2 N2 = λ1 c11 e−λ1 t + λ2 c21 e−λ2 t − λ2 c22 e−λ2 t 1 → −c21 λ1 = c11 λ1 − c22 λ2 → c21 = c11 λ2λ−λ 1 c11 & c22 durch Anfangsbed. bei t = 0 allg. Rekursionsformel: cij = ci−1,j λi−1 für i > j λi − λj cii aus Anfangsbed. bei t = 0 . Produktion künstlicher radioaktiver Substanzen sei N = −λN + P |{z} Produktionsrate Bsp.: M o aus U für T c-Molken t = 0 : N (0) = 0, p = const ⇒ N (t) = Pλ 1 − e−λt Bei der Prokuktion lohnt es nicht, mehr als ein paar λ1 zu warten, da nur noch kleiner Zuwachs Natürliche Zerfallsreihen 15 Bem.: • schwere Elemente (jenseits des F e) sind in Supernovaexplosionen entstanden • nur wenige radioaktive Isotope haben ausreichend lange Halbwertszeiten, um heute noch vorzuliegen • schwere Kerne: α-Zerfall: A → A − 4, β-Zerfall: A → A ⇒ Zerfallsreihen: A = 4n + s, s = 0, 1, 2, 3 A Reihe Mutterkern T 12 232 4n Thorium Th 1, 4 · 1010 a 237 4n + 1 Neptunium Np 2, 14 · 106 a 238 Uranium U 4, 47 · 109 a 4n + 2 235 4n + 3 Aktinium 7, 04 · 108 a U ← ausgestorben“ ” Altersbestimmung mit radioaktiven Isotopen Idee: Zusammensetzung aus Mutter- und Tochteranteilen zum Entstehungszeitpunkt wird als bekannt vorrausgesetzt. Minerale: • bei Entstehung chemische Trennung von Mutter- und Tochterkernen • Entstehung der Mineralien schnell im Vergleich zur Bildung der Tochterkerne N2 (t) = N1 (0) − N1 (0)e−λt = N1 (0) 1 − e−λt = N1 (t) eλt − 1 N2 (t) λt N1 (t) = e − 1 → t Bem.: • Genauigkeit am höchsten für λt ∼ 1 • wähle günstiges Isotop Radiocarbonmethode 1. In der Atomsqhäre wird durch kosmische Strahlung ständig 14 C gebildet: 14 N (n, p)14 C = ˆ 14 N + n → 14 C + p 2. 14 C zerfällt mit T 12 = 5730a : 14 C→ 14 N + β − + µe 3. Es stellt sich Gleichgewicht ein: • bis 1950: N (14 C) N (12 C) ≈ 1, 5 · 10−12 • danach: ∼ 3 · 10−12 durch Kernwaffenexplosionen • inzwischen fast auf normal abgeklungen (durch industriellen CO2 -Ausstoß?) 4. Der lebende Organismus nimmt C im Gleichgewichtskonzentration auf. Nach Absterben wird kein C mehr zugeführt, und 14 C zerfällt nur noch. Aus dem aktuellen Verhältnis kann auf das Alter geschlossen werden. 5. Funktioniert bis etwa 30000a. 3 Kernspaltung und Kernfusion 3.1 Kernspaltung Satz: Bei der Kernspaltung wird die neutroninduzierte Spaltung genutzt. 235 92 U +n→ 236 ∗ 92 U → → → 16 96 36 Kr + 95 37 Rb + 92 38 Rb + 136 56 Ba + 4n 139 55 Cs + 2n 141 54 Xe + 3n a 96 36 Kr −→ 188ms 96 96 37 Rb −→ 38 Sr 1s −→ 96 39 Y 6s −→ 96 40 Zr 24,4s 95 10,3m 95 34,9d 95 377ms 95 64d 95 95 37 Rb −→ 38 Sr −→ 38 Y −→ 40 Zr −→ 41 N b −→ 42 M o 2,7h 92 3,5h 92 92 38 Sr −→ 38 Y −→ 40 Zr 3,9m 139 83m 139 139 55 Cs −→ 56 Ba −→ 57 La 1,7s 141 24,9s 141 18,3m 141 3,9h 141 32,5d 141 141 54 Xe −→ 55 Cs −→ 56 Ba −→ 57 La −→ 58 Ce −→ 59 P r Bem.: • nutzbare Energie = ˆ kinetische Energie der Spaltprodukte & γ-Quanten, die in Wärme umgewandelt werden • nicht nutzbare Energie: Neutrinos, da sie praktisch nicht wechselwirken und den Reaktor einfach verlassen b 235 Energiebilanz der Spaltung von 235 U + n → f1∗ + f2∗ + ν · n + x · ν + Q 92 U : 1. kin. Energie der Spaltfragmente 167 ± 5 MeV 2. kin. Energie der Spaltungsneutronen 5 ± 0, 2 MeV 3. Prompte γ-Strahlung 8 ± 1, 5 MeV 4. Verzögerte γ-Strahlung aus Spaltfragmenten 6 ± 1 MeV 5. β-Strahlung der Spaltfragmente 6 ± 1 MeV 6. kin. Energie der ν e 12 ± 2, 5 MeV P : Q = 204 ± 6 MeV ⇒ nutzbar: Qn = Q − Qν e ≈ 192 MeV = 3, 08 · 10−11 Ws ⇒ 1 Watt =3, ˆ 25 · 1010 Spaltungen/s ⇒ 1g Uran =2, ˆ 55 · 1021 Atomkerne =22 ˆ MWh Zum Vergleich: 22MWh bei Verbrennung von 2851kg Steinkohle oder 79198kg Braunkohle Bem.: • logisch, da Energieskala der Atomhülle ∼ eV; Energieskala der Kerne ∼ MeV → Faktor 1 Mio. c Kettenreaktion: 235 U + n → f1∗ + f2∗ + νn Bem.: • für Kettenreaktion muss ν > 1 (notwendig) • aber: n gehen in anderen Reaktionen verloren; n treten aus dem Matreial aus • Wirkungsquerschnitt für Spaltungs, ist abhängig von Energie der n; für 235 U thermische Neutronen günstig Def.: thermische Neutronen: Ekin ∼ 32 kB TRaum ∼ 0, 04 eV (Raumtemp.) E(kalte n) < E(thermische n) < E(schnelle n) • Energieverteilung der Spaltneutronen 3 √ E dN √2 (kT ) 2 Ee− kT , kT ≈ 1, 29 MeV bei Spaltung dE = π → Neutronen aus Spaltung sind schnell! → Neutronen müssen im Reaktor abgebremst (moderiert) werden Moderator soll möglichst wenig Neutronen absorbieren, aber gut abbremsen. Moderator σabs (b) Bremslänge (schnell → thermisch) H2 O 0,664 5,3cm D2 O 0,001 11,2cm Graphit 0,0045 19,1cm 17 • Spaltungsdynamik 1. Durch Neutronenaufnahme gewinnt Kern Anregungsenergie (bezogen auf den neuen Grundzustand) → Anregung von Schwingungen 2. A = Z + N ; wenn N ungerade, dann kann der Kern besonders gut thermische n aufnehmen und gewinnt durch Paarungsenergie viel Anregungsenergie 3. für gerade N , z.B. in 238 U , bringen thermische n keinen Vorteil; hier könnten auch schnelle n genutzt werden Def.: gut spaltbar“ = ˆ Wirkungsquerschnitt ≥ 100b ” Bsp.: Spaltung durch th. n: σ( 241 Am) ∼ 3, 16b; σ( 241 94 P n) ∼ 1010b Abschätzung für Anzahl der Spaltneutronen ν(E) = ν0 + aE , E = ˆ Energie des einlaufenden n ν0 a(MeV−1 ) α = σγ σf 233 92 U 235 92 U 239 94 P u 241 94 P u 2,49 0,131 0,093 2,41 0,136 0,17 2,9 0,127 0,37 2,94 ? 0,4 σ f 1 Neutronenvermehrung µ = ##Spaltneutronen absorbierte n = ν · σf +σγ = ν 1+α σf = ˆ Wirkungsquer. für Spaltung σf = ˆ Wirkungsquer. für andere Reakt., haupts. Anregung mit γ-Emmission Bem.: • bei Reaktorkonstruktion spielt das Verhalten der Neutronen eine große Rolle → Vier-Faktor-Formel Brutreaktoren a schneller Brüter; Idee: 235 U selten; wollen 238 U nutzen n 239 Pu n f1∗ n + f2∗ n 239 238 U (n, γ) 239 U 239 β − Np Pu β− Bem.: • ohne Moderator, Kühlung mit flüssigem Natrium • erzeugen Überschuss an Spalmaterial • technisch sehr komplex b Thorium-Brüter n 233 U n f1∗ n + f2∗ n 233 232 T h (n, γ) 233 T h • Graphitmoderator • Hochtemperaturreaktor (Heliumkühlung) • geringe Brutraten Bem.: Wirkungsgrad der Brutraten gut, da hohe Temp. 18 233 β − Pa β− U 3.2 Transmutation Problem: • radioaktiver Abfall aus Kernkraftwerken + Waffenkernbrennstoff langlebig • Entsorgung/ Sicherheit problematisch Idee: • Reaktionen können beschleunigt werden durch Umwandlung in andere Isotope • exotherm • Carlo Rubbia, 1995 Bsp.: X →Y + e− + ν e langsam X + n →Z ∗ → Y 0 + e− + ν e schnell Bem.: Brüten ist eine Art von Transmutation, z.B. 232 T h + n → 233 K Konzept: • exotherm • ∼ 15% der Energie für Betrieb • Testanlage, 2023, Mol, Belgien + Projekt in USA → realist. Ziel pro Anlage: Vernichtung“ von etwa 250kg Ne, Ac, Pu,. . . pro Jahr ” 3.3 Kernfusion Technisch Verwendbare Reaktionen: d + d → 3 He + n + 3, 25MeV d= ˆ 21 H1 =Deuterium ˆ d + t → 4 He + n + 17, 6MeV t= ˆ 31 H2 =Tritium ˆ Bem.: • zur Zündung müssen die Gase eine hohe Temp. erreichen, T ∼ (100 · · · 1000) · 106 K, da 109 K ∼ 100keV; eine ausreichend hohe Dichte aufweisen, und diesen Zustand über eine ausreichend lange Zeit aufrecht erhalten → Lowson-Kriterium i. Fusionsratendichte Ndt = ρt · ρd · v · σdt mit ρt Dichte von t, ρd Dichte von d, v Ralativgeschw., σdt Wirkungsquerschnitt ii. da v & σdt von T abhängig → benutze thermisches Mittel hvσdt i sei ρd = ρt = 1 2 Qdt ∼ 14MeV (E des Neutrons) 4 ρ hvσdt i · Qdt ρ 2 ⇒ Leistungsdichte Pdt = iii. Verluste hauptsächlich über Röntgen- und Bremsstrahlung; hauptsächlich durch die e− im Plasma: 1 Pv = gk Ne2 Te2 |{z} |{z} |{z} Konst. Dichte Temp. der e− iv. Verwurstung“ der Bilanzen ergibt ” Satz: Lawson-Kriterium: N · |{z} τb |{z} Dichte Einschlusszeit ≥ 3kB T 1 4 1 η hvσdt i Qdt 1−η − gb T 2 oft vereinfacht: N · τb ≥ 12kB T hvσdt i Qdt 19 η =Wirkungsgrad ˆ Bsp.: T = 10keV∼ 108 K, η = 1 3 → N τb ≥ 1020 ms3 Bem.: • realistische Berücksichtigung erweiterer Verluste steigert N τb um mehrere Größenordnungen Energiebilanz 1g d-t-Gemisch liefert ∼ 100MWh =12, ˆ 3t SKE (1SKE =29, ˆ 3MJ) Technische Umsetzung 1. Tokamak (rus. Toroidale Kammer mit magn. Spulen) Bem: • Plasma sehr heiß, darf nicht mit Wand in Kontakt kommen → magnetischer Einschluss • Magnetfelddesign wichtig, sonst instabil (Teilchen fliegen in den Wänden) • Zufuhr von D & T als neutrale Atome, Ionisation im Plasma • Aufheizen durch Hochfrequenz bzw. Kompression (innere Reibung des Plasmas wichtig!) • Energieentnahme (Wärme) durch die Wand Probleme: • hohe Temperaturunterschiede: TPlasma ∼ 109 K, Tsupral. Spule ∼ 4 − 100K • Neutronenkorrosion der Reaktorwände 2. Stellarator Bem.: • ähnlich Tokamak; kommt ohne Strom im Plasma aus → damit verbundene Instabilität treten nicht auf • sehr kompliziertes Magnetfelddesign → WENDELSTEIN 3. Trägheitsfusion Bem.: • Oberfläche des Pellets verdampft explosionsartig • kompression des d + t-Kerns • T > 108 K wird erreicht • t < 1ns, aber Dichte ausreichend hoch → Lauson-Kriterium erfüllt • Pulsenergie: 5 · · · 10MJ, Aufheizzeit ∼ 20ns → PPuls ∼ 500TW = 5 · 1014 W → Höchstleisungslaser wie für SDI (Strategic Defense Initative): LLNL Vorteil: Prozess stoppt sofort ohne Laser oder Pelletzufuhr techn. Problem: Pellet muss gleichmäßig getroffen werden 3.4 Nukleare Astrophysik a) Massearme, d.h. sonnenähnliche Sterne p + p → 2 H + e+ + νe p + e− + p → 2 H + νe 2 H + p + γ → 3 He + γ 3 3 4 3 He + He → He + 2p + γ He + p → 4 He + e+ + νe 3 4 7 He + He → Be + γ 7 7 Be + e− → 7 Li + νe Be + p → 8 B + γ 7 8 Li + p → 2 4 He + νe B → 8 Be + e+ + νe 8 Be → 2 4 He pp-Reaktionskette netto: 4p → 4 He + 2e+ + 2νe + γ Bem.: T ≤ 2 · 107 K Q = 26, 4MeV pro 4 He 20 b) Massenreiche Sterne, M > 1, 5 Sonnenmassen CNO-Zyklus (Hans Behe & Carl Friedrich von Weizsäcker) 12 C 13 (p, γ) N 13 β+ (p, α) 15 C (p, γ) N 15 β+ O 14 (p, γ) N (p, γ) 16 (p, α) O 17 (p, γ) F 17 β+ O (p, γ) (p, α + γ) 13 O 18 β+ F T = (1, 5 . . . 3)107 K C, N, O, F wirken als Katalysatoren α= ˆ 4 He entsteht an drei Stellen des Zyklus weitere Sternenentwicklung • wenn H verbraucht → Gravitationskollaps → T steigt auf (1 . . . 2) · 108 K • dann 4 He + 4 He → 8 Be∗ • 8 Be∗ würde (für T <<MeV) in 10−16 s zerfallen, bei T ∼ 108 K liegt eine ausreichend hohe Gleichgewichtskonzentration vor → 4 He + 8 Be → 12 C ∗ : Bildung eines Compound-Kerns, der einer sogenannten Resonanz“ entspricht (Wirkungs” querschnitt hoch) → (a) 12 C ∗ zerfällt in den Ausgangszst. (b) 12 C ∗ → 12 C + 2γ + 7, 37keV → netto: 4 He-Verbrennung C & O werden gebildet • Elemente in der Umgebung“ von C & O werden durch p- oder α-Einfang gebildet: N, F, N e ” • nach He-Brennen erneuter Kollaps: T steigt auf (6 · · · 7) · 108 K 12 C + 12 C → 20 N e + α 23 Na + p 23 Mg + n 24 Mg + γ 16 O + 2α • ab T ∼ 109 K: 16 O + 16 O → { 24 M g, 28 Si, 31 P, 31 S, 32 S} • oberhalb T ∼ 1, 3 · 109 K Kernphotoprozesse, z.B. 20 N e (γ, α) 16 O + Absorption der Bruckstücke → alle Elemente bis F e können gebildet werden • oberhalb F e: Neutroneneinfangprozesse + β − Zerfälle s-Prozesse: slow, Neutroneneinfang langsamer als der β-Zerfall r-Prozess: rapid, Neutroneneinfang schneller als β-Zerfall → Bildung der neutronenreiche Kerne Nachtrag 1. Lebensdauer der Sterne hängt stark von Masse ab M ↑→ T ↓, Sonne:T ∼ 1010 a, M M0 : T &∼ 106 a 2. Elementsynthese ex. auch p-Prozess, Produktion von protonenreichen Kernen durch γ-induzierten Aufbruch schwererer Kerne, hauptsächlich in Supernovae II 21 4 Symmetrien und Erhaltungssätze 4.1 Symmetrien in der klassischen Mechanik Satz: Erhaltungssätze 1. Homogenität der Zeit: Lagrangefkt. hängt nicht explizit von der Zeit ab → Gesamtenergie konstant Bsp.: a) alle fundamentalen WW auf menschlichen Zeitskalen b) H = gµB ~sB(t); d.h. zeitabh. Feld → keine Energieerhaltung des Systems, an das das Feld angreift e e 2. Homogenität des Raumes: Lagrangefkt. invariant unter Parallelverschiebung im Raum → Gesamtimpuls = ˆ Schwerpunktsimpuls erhalten Bsp.: a) fundamentale WW (i.d.R.)P Zweiteilchenwechselwirkung, die vom Relativabstand abhängen → invariant unter Parallelverschiebung V ∼ k<l f (~rk − ~rl ) b) äußere Einteilchenpotentiale V (r) brechen die Translationsinvarianz, z.B. V = 12 mω 2~r2 3. Isotropie des Raumes: Lagrangefkt. invariant unter globalen Drehungen (alle zusammen) → Gesamtdrehimpuls konstant Bsp.: ~ erhalten; a) wennP Zweiteilchen-WW nur vom Betrag des Relativabstandes abhängt → L V ∼ k<l g(|~rk − r~l |) b) äußere nicht isotrope Potentiale Streuprozesse: A+B → B +D; typische Annahme, dass WW kurzreichweitig (vorsicht bei Coulomb) → Energie besteht nur aus kinetischer und Ruheenergie Relativistisch: E 2 = (pc)2 + (mc2 )2 , mit p = |~ p| Impuls und m Ruhemasse p ~2 Nichtrelativistisch: E = mc2 + 2m → in Kernphysik oft ausreichend → mA c2 + TA + mB c2 + TB = mc cr + Tc + mD c2 + TD ; T = p ~2 2m Def: Q-Wert Q = (mA + mB − mC − mD ) = TC + TD − TA − TB Q > 0 exotherm Q < 0 endotherm Q = 0 elastische Streuung Satz: Energie und Impulserhaltung gelten in jedem Inertialsystem 1. Laborsystem • im Laborsystem ruht das Target • Bsp.: Linearbeschleuniger schießt auf Folie 2. Schwerpunktssystem Schwerpunkt ruht im Ursprung Bsp.: 1. e+ -e− -Collider • bei gleichen Geschwindigkeiten erfolgt Zusammenstoß im ruhenden Schwerpunkt 2. Zerfall A → C + D mit A ruhend, dann ruht Schwerpunkt auch ~ M ), (~r, µ) Transformation: (~rA , mA ), (~rB , mB ) → (R, ~ = mA~rA + mB ~rB , M = mA + mB R mA + mB mA · mB ~r = ~rA − ~rB , µ = mA + mB 22 Schwerpunktsimpuls . . . ~ = mA~rA + mB ~rB P~ = M · R Relationsimpuls . . . µ~r = µ(~rA − ~rB ) = µ →T = p~B p~A − mA mB = mB p~A − mA p~B mA + mB .2 .2 1 1 1 ~. 2 1 . 2 mA~rA + mB ~rB = M R + µ~r 2 2 2 2 Bem.: • kin. E. des Schwerpunktes für Reaktion nicht nutzbar → Linearbeschleuniger verschwendet“ Schwerpunktsenergie ” → Collider! Hamilton-Formalismus qν (t), pν (t) sei B = B(q, p) X X ∂B ∂B ∂H ∂B ∂H ∂B ∂H Ḃ = q̇ + = − = {H, B} ∂qν ∂pν ∂qν ∂qν ∂pν ∂pν ∂qν j j 4.2 Symmetrien in der Quantenmechanik |ψ(t)i sei B Operator, nicht explizit zeitabhängig: e E D Eo E 1 n D d D ψ(t) B ψ(t) = − ψ H B ψ + ψ B H ψ dt i~ e ee E ee i E 1 D 1 D h = ψ B H − H B ψ = ψ B, H ψ i~ i~ e e i e eE e e i D h ψ H, B ψ = ~ e e Satz: für nicht explizit zeitabhängiges B H , B = 0 → e e e d dt ψ(t) B ψ(t) = 0 ∀ |ψi e Bsp.: 1. H = e p ~2j PN e j=1 2m alle 3N Impulskomponenten sind Erhaltungsgrößen → freie Bewegung x x pj , pj =0, e e pxj , pxk =0, e e 2. H = e → p ~2j PN e j+1 2m P~ SP |{z} e + 1 2 xk k<l 2 mω (~ P ~ , L e e x y pj , pj = 0 e e pxj , pyk = 0 e e − ~xl )2 e Gesamtimpuls Schwerpunkt ~ = P ~sk erhalten (alle drei Komponenten) Jkl~sk · ~sl ⇒ S k e e e e X P ~ = B~ez → S ~2 & S ~z ~ 4. H = −2 k<l Jkl~sk · ~sl + gµB B · ~sk o.B.d.A. B e e e e e e k | {z } 3. H = −2 e P k<l B~ sz e 23 4.2.1 Einschub: Symmetrien und Gruppen Bem.: • Gruppentheorie-mathematischer Apperat zur Betrachtung von Symmetrien • Gruppen haben Elemente und eine Verknüpfung dazwischen, z.B. Drehungen und Hintereinanderausführung (Multiplikation) • kontinuierliche Gruppen werden durch kontinuierlichen (∈ R) Parameter parametrisiert Bsp.: n − i ~a·~p o GT = e ~ e • Gruppe der Translationen im 3-dim. Raum (Verschiebung um ~a im Ort), abelsch, d.h. g1 g2 = g2 g1 n i ~o L GL = e− ~ ϕ~ ·e • Gruppe der Drehungen im 3-dim Raum (um ϕ ~ ) nicht abelsch • Lie-Gruppen kontinuierlich und diffbar nach Parameter • Casimir-Operator: invariant unter Anwendung der Gruppenelemente ~ 2 für Drehgruppe z.B. L e • Multiplett: Eigenraum eines Casimir-Operators zu einem Eigenwert, z.B. a) {|l = a, m = 0i}, b) {|l = 1, m = 1i , |l = 1, m = 0i , |l = 1, m = −1i} i i ~ L = 0 → dann H entartet auf Multiplett H , e ~ ϕ~ ·e e e • diskrete Symmetrien/ Gruppen: Spiegelung, Parität, Punktgruppen, . . . Satz: h • Bem.: Drehoperationen nicht nur für räumliche Drehungen, sondern auch für Spin & Isospin i = ˆ Generator der Symmetrieop. • Generatoren: e− ~ αB eB e 4.3 Symmetrien in der Kernphysik? a) Energie, Impuls, Drehimpuls b) Isosin Satz: Starke WW invariant unter Isospin-Rotation, d.h. [H s , ~t] = 0 Casimir-Op.: t2 , QZ=0, 12 , 1, 32 , . . . e e e Bsp.: p = • t = mt = Isospin-Doublett n 1 π1 0 π2 • t = 1, mt = = Isosin-Triplett, Pionen; π± = −1 π3 1 2, ± 12 √1 (−π1 2 ± iπ2 ); π 0 = π3 Bem.: Isospin und Ladung stehen in Zusammenhang → q = e(mt + 21 ) siehe p & n c) elektrische Ladung Satz: el.-mag. WW bricht Isospin-Symmetrie, erhält aber el. Ladung [H s + H em , ~t] 6= 0, aber [H s + H em , Q] = 0 mit e e e e e e Q = e(t3 + 12 ) → [H s + H em , t3 ] = 0 e e e e e Bsp.: 24 Satz: Gell-Mann-Nishijima-Relation: y q = e(mt + 12 y) = e(mt + 12 A + 21 S) A S =Hyperladung = Baryonenzahl =Strangeness d) weitere diskrete Quantenzahlen Satz: Baryonenzahl: Baryon 1, Antibaryon −1 Bsp.: n→p+e− +ν e 1 1 0 0 nicht möglich: n→π + +e− +ν e 1 Satz 0 0 0 Leptonenzahl: in jeder Generation separat Leptonen 1, Antilep. −1 Bsp.: n→p+e− +ν e 0 1 −1 0 nicht möglich: n→p+e− 0 0 1 n→p+e− +νe 0 0 1 1 n→p+e− +ν µ 0 1e −1µ 0 Bem.: Was ist mit Neutrinooszillationen zwischen ν-Generationen? weitere Beispiele π − →µ− +ν µ 0 1 −1 µ− →e− +ν e +νµ 1e −1e 1µ 1µ γ→e− +e+ 0 1 −1 Satz: Strangeness: s-quarks −1, Anti 1 Bsp.: p + p → Λ0 + K0 + p + π + 4.4 PCT Bem.: Parität P , Ladungsumkehr(-konjugation) C, Zeitumkehr T fundamental 25 4.4.1 Parität Def: Paritätsoperator P spiegelt Koordinatensystem am Ursprung e P : ~x → −~x, p~ → −~ p Vektoren ~e → L, ~ da L ~ = ~x × p~ L axialer Vektor ~x2 → ~x2 Skalar ~ ~ ~x · L → −~x · L Pseudoskalar D E QM: ~x p ϕ = h−~x | ϕi , p2 = 1 → Eigenwerte ± 1 e e Kugelflächenfkt: P |lmi = (−1)l |lmi e Streuung P zweier Teilchen: |ψi = |ai ⊗ |bi ⊗ |ψRelativbewegung i {|ai , |bi} charakterisiert innere Freiheitsgrade (Spin, Isospin) P |ai = πa |ai , πa =Eigenparität ˆ e Def.: π(Proton) = +1 Bezugspunkt Bem.: • weitere Eigenparitäten durch Reaktionen • nicht eindeutig, deshalb: Def.: π(Neutron) = π(Proton) Bsp.: πj = −1, π(w± ) = −1, π(z 0 ) = −1 Angabe J π , z.B. Grundzst. 4 He ist J π = o+ 4.4.1.1 Paritätserhalung und -verletzung wenn [H , P ] 6= 0, dann ist ein Paritätseigenzst. nicht stationär i e e ·t |ϕi wenn H |ϕi = E |ϕi stationär) (U |ϕi = e− ~ H e e t = 0 |u(0)i = |geradeie z.B. i t e− ~ H e |ψ(0)i = c(t) |geradei + d(t) |ungeradei Idee: Bestimme dc durch Zerfall Idee: • 4 He haben Drehimpuls L • muss zwei Gleichungen erfüllen Drehimpulskopplung und Parität Bsp.: Annahme: L = 0 1 + 0 → 1 L = 1 1 + 1 → (0, 1, 2), P (−1)2 = −1 L = 2 1 + 2 → (1, 2, 3) wenn man den Übergang trotzdem beobachtet, dann ist 1+“ gar kein 1+ sondern c · 1+ + d · 1−“, d.h. Parität nicht ” ” erhalten L=0 1+0→1 L = 1 1 + 1 → (0, 1, 2) L = 2 1 + 2 → (1, 2, 3); (−1)L = 1 E L = 3 1 + 3 → (2, 3, 4); (−1)L = −1! 2 ⇒ |F |2 = dc ≤ 10−13 für die starke WW ≤ 10−9 für el-mag. WW Bsp.: Bem.: • starke und el.-mag. WW respektieren Parität 26 Satz: In der schwachen Wechselwirkung ist die Parität nicht erhalten (Wu et. al., 1957) → Nobelpreis an Yang und Lee Reaktion: 60 Co → 60 N i + e− + ν e P e −J~ · p~1 Idee: J~ · p~1 −→ Kann also äquivalent nur J~ (durch Magnetfeld) umklappen. → Für entgegengesetzte B-Feldrichtungen unterschiedliche zählraten → Verletzung der Paritätserhalung technische Details: M = −1 M =0 M =1 JCo = 1 H = −gµN BJ z , EZ |J = 1, M = {−1, 0, 1}i ! e e X −βH βgµN BM Z = Tr e e = e M 1 −βE1 2 Wdh: R = e−βH + eβE2 e −E2 Z = e e 1 −βE1 −E1 U = T r(H R) = Z E1 e + E2 e−βE2 = E1 p1 + E2 p2 −βE1/2 ee p 12 = e Z Wahrscheinlichkeit für Besetzung eines Niveaus pM = e pM −1 = e Ziel: T B gµN BM kB T gµN BM kB T +1+e −gµN BM kB T e gµN BM kB T Z 1 = 1+e −gµN BM kB T +e −2 gµN BM kB T sehr klein Weg: adiabatische Magnetisierungskühlung (MCE) B Paramagnet (unabhängige Spins): Z = f ( B T ) → S(T, B) = g( T ) S = konst → B T = konst 4.4.1.2. Helizität der Leptonen • man lernt: i. Neutrinos sind vollständig polarisiert Satz: Es gibt keine rechtshändige Neutrinos → Das ist die eigentliche Paritätsverletztung Bem: – Neutrinos müssen sich mit c bewegen, sonst ex. Inertialsystem, in dem p~ in entgegengesetzte Richtung zeigt! – aber Neutrinooszillationen (νe ↔ νµ ) fordern mµ > 0 → Lichtgeschw. unmöglich E ii. für weiterführende Studien Def.: schwache Isospin I mit |I, IJ i = 21 12 = ν, 12 , − 21 = eL , L =links e Satz: linkshändige Leptonen (allg. Fermionen) bilden Doublets des schwachen Isospins und nehmen an der schwachen WW teil. Die rechtshändigen z.B. eR , bilden Singlets und nehmen nicht an der schwachen WW teil. Alle nehmen an der el.-mag. WW teil • Da man mittels Lorenztransformation linkshändige Elektonen in rechtshändige transformieren kann, müssen el.mag. und schache WW zusammenhängen → elektroschwache WW µSR: µuon spin votation, Vermessung interner Magnetfisierung π+ → µ+ |{z} vollst. r.h. pol. + + + + νµ |{z} linksh. e entlang µ -Spin für max. Energie bei Dreiteilchenzerfall µ → e+ + νe + ν µ 27 4.4.2 Ladungskonjugation C Def.: C |qi = |−qi, q = additive Quantenzahlen (el. Ladung, Baryonenzahl, Strangeness, . . . ) d.h. C Teilchen → e e Antiteilchen Bem.: P e νR , aber νR ex. nicht • schwache WW verletzt Paritätserhalung: νL −→ C e νL , aber νL ex. auch nicht, d.h. schwache WW erhält Ladungssym. ebenfalls nicht • νL −→ CP • Hoffung: νL −→ νR würde gehen Satz: Eigenschaften von C e 1. C 2 = 1 e 2. [C , Q] = 2C Q 6= 0 keine gemeinsamen Eigenzst. von Ladung und entgegengesetzte Ladung, außer für q = 0, dann e e e Eigenwert ηCe= ±1 ⇒ ηC (γ) = −1, ηC (π 0 ) = 1 ⇒ 2γ, ηC (η 0 ) = 1, η 0 → 2γ 4.4.3 Die Zeitumkehr Def.: T: e t → −t, dt → −dt ~x → ~x p~ → −~ p ~ J → −J~ Bem.: man spricht besser von Bewegungsumkehr d QM: Sei [H , T ] = 0, dann i~ dt |ψ(t)i = H T |ψi e e e e= hψ(−t)| T |ψ(t)i = |ψ(−t)i ? NEIN, sondern T |ψi e e in einer Darstellung sieht das so aus: T ψ (~x, t) = ψ ∗ (~x, −t) e d T macht aus Schrödingergleichung: −i~ dt |ψ(t)i = |ψ(t)i H e e Bem.: • T ist antiunität: T (c1 ϕ1 + c2 ϕ2 ) = c∗1 T ϕ1 + c∗2 T ϕ2 e e e e • T hat keine Eigenwerte e • T ist genaugenommen kein Operator, der im Hilbertraum wirkt! e Satz: Zeitumkehrinvarianz kann experimentell überprüft werden • Übergangswahrscheinlichkeiten für Hin- und Rückreaktion (detailed balance) • Spin- 21 -Teilchen dürfen kein el. Dipolmoment haben – Messung am Neutron ergibt, dass Verletzung ≤ 10−12 • Zeitumkehrinvarianz ist verletzt durch schwache WW (B-Mesonen) Auswirkungen: 1. Das T CP -Theorem, d.h. [T C P , H ] = 0 ∀H , war uninteressant, solange man T , C , P einzeln für erhalten hielt eee e e e e e 2. Wenn [T C P , H ] = 0, dann Massen und Lebensdauer zerfallender Teilchen und Antiteilchen gleich. Bester Test: e e e e 0 m K 0 und m K unterscheiden sich in 14. Stelle 3. heutige Meinung: T C P -Invarianz gilt eee 4. schwache WW verletzt Alles“, d.h. T , C , P . Warum? Nicht bekannt! ” e e e 28 4.4.3.4. Grobe Erklärung zum el. Dipolmoment • sihe S.Weinberg oder J. Sakuran • ohne Beweis: T 2 |ψi = (−1)ij |ψi, j-Gesamtspin e wenn j halbzahlig: T 2 |ψi = − |ψi (*) e • Widerspruchsbeweis: sei [H , T ] = 0, |ψE i sei Eigenzst. von H , dann ist T ψE auch EZ von H ; Annahme: T ψE = e−iα ψE e e−iα ψ =eψ 6= −ψ , siehee(*) e −iα → Te2 ψe ψE = eiα T ψE = eiα E = Te E E E e e e → wenn [H , T ] = 0, dann muss jeder Eigenwert entartet sein (für j halbzahlig) → Kramersche Entartung e e → j = 21 hat zwei m-Zustände, d.h. m = ± 12 a) eine elektrostatisches Feld ist Zeitumkehrinvariant, d.h. Entartung zwischen j = 21 , m = 12 und j = 21 , m = − 12 kann nicht durch elstat. Feld aufgehoben werden → Teilchen hat kein el. Dipolmoment, da sonst Aufspaltung der Energieniveaus b) Magnetfeld kann diese Zst aufspalten, H = jµB Bj z , ist also auch nicht zeitumkehrinvariant! e e I I ~ → ~ Stromstärke → −Stromstärke, d.h. B −B Beispiel für Ableitung von Theorien aus Symmetrien H = H von vielen Elektronen und Kernen e ~e ~ ~s → −~s T :B → −B, e e~ e ~ ~s1 + gµB B ~ ~s2 = J~s1~s2 + J(~s1~s2 )2 + gµB B H = H (~s1 , ~s2 , B) ee ee ee ee e e e e Anmerkungen zur Zeitumkehr • T |ψ(t)i = hψ(t)| für Drehimpuls = 0 e • i.A. T ψ(~x, t) = eiα(j,... ) ψ ∗ (~x, t) e ~ → −B, ~ E ~ → E) ~ • T : ~x → ~x, p~ → −~ p, ~s → −~s, (B e e e e e e e ! ~ [H , T ] ∝ [~x, T ] = • Dipolmoment: H ∝ ~xE, 0 e e e e e e magn. Seeman-Aufspaltung ~ H ∝ ~s · B e e [H , T ] ∝ [~s, T ] = sT − T s = 2sT 6= 0, da ~s → −~s e e e e ee ee ee e e 5 Kernmodelle 5.1 Vielteilchensysteme: Fermionen und Bosonen a) Einteilchenzustände Bem.: • Beschreiben ein Teilchen • Basis im Hilbertraum: |ψi = XXX n Z = ms mt 3 d x |n, ms , mt i hn, ms , mt | ψi | {z } ONB XX |~x, ms , mt i h~x, ms , mt | ψi ms mt b) Vielteilchenzustände ∈ H(N ) = H ⊗ H ⊗ · · · ⊗ H, N =Teilchenzahl | {z } N mal Produktbasis {|n1 , ns1 , mt1 i ⊗ |n2 , ns2 , mt2 i ⊗ · · · ⊗ |nN , nsN , mtN i} c) identische = ununterscheidbare Teilchen Def.: Teilchenvertauschung P ij vertauscht Teilchen i mit j Bsp.: h~x1 , ~x2 , . . . , ~xi , . . . , ~xje, . . . , ~xN | ψi = h~x1 , ~x2 , . . . , ~xj , . . . , ~xi , . . . , ~xN | ψi doppelte Vertauschung P 2ij = 1 → 2 Eigenwerte ±1 e e Teilchensorten Satz: Es gibt zwei grundlegende 29 a) Fermionen, die durch komplett antisymmetrische Zustände beschrieben werden: ∀i + j : P ij |ψi = − |ψi e b) Bosonen, die durch komplett symmetrische Zustände beschrieben werden: ∀i, j mit i + j : P ij |ψi = + |ψi e Satz: Spin-Statistik-Theorem: Teilchen mit halbzahligen Spin sind Fermionen, Teilchen mit ganzzahligen Spin sind Bosonen 1 |ϕi = {|ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i − |ϕ2 i ⊗ |ϕ1 i − |ϕ3 i ⊗ |ϕ4 i + |ϕ4 i ⊗ |ϕ3 i} 2 1 |φi = √ {|ϕa i ⊗ |ϕb i + |ϕb i ⊗ |ϕa i} 2 1 |ψi = {|ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i ⊗ |ϕ3 i ⊗ |ϕ4 i − |ϕ2 i ⊗ |ϕ1 i ⊗ |ϕ3 i ⊗ |ϕ4 i + |ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i ⊗ |ϕ4 i ⊗ |ϕ3 i 2 − |ϕ2 i ⊗ |ϕ1 i ⊗ |ϕ4 i ⊗ |ϕ3 i} (1) (2) (3) (1) 2 Fermionen, antisym. → Fermionenzustand (2) 2 Fermionen, sym. → Bosonenzustand (3) 1,2 sind Fermionen; 3,4 Bosonen → gemischter Zustand Satz: Ideale Vielteilchensysteme können durch Produktzst. beschrieben werden Bem.: p ~2 PN PN , vi = ˆ Container, äußeres Feld etc. • ideal“-wechselwirkungsfrei, d.h. H = i=1 ti + i=1 v i , ti = 2m e ” e e e e e 1 2 2 z.B. 2 mω ~xi e → Eigenzustände von H sind Produktzst. von Einteilcheneigenzuständen e (1) (2) Bsp.: H = hHO + hHO , d.h. 2 Teilchen in einer Dim. hHO |ni = ~ω n + 21 e Eigenzst.e 0. unterscheidbare Teilchen: |n1 i ⊗ |n2 i En1 n2 = ~ω n1 + 12 + n2 + 21 1. Fermionen: √1 2 (|n1 i ⊗ |n2 i − |n2 i ⊗ |n1 i) = |n1 n2 ia a = antisym. 2. Bosonen: √12 (|n1 i ⊗ |n2 i + |n2 i ⊗ |n1 i) = |n1 n2 is s =sym. 1 1 a n1 n2 H n1 n2 a = ~ω n1 + 2 + n2 + 2 e 1 1 s n1 n2 H n1 n2 s = ~ω n1 + 2 + n2 + 2 e Def: Antisymmetrisierungsoperatof A : P A[|ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i ⊗ · · · ⊗ |ϕN i] = N1 ! πe sign(π) ϕπ(1) ⊗ ϕπ(2) ⊗ · · · ⊗ ϕπ(N ) (*) πe= ˆ Permutation Def: sign(π) : Einer Konfiguration wird ein Vorzeichen, z.B. +“ zugeordnet; jedes Vertauschen zweier Elemente ” bringt ein relatives Minuszeichen π π(1) π(2) π(3) sign(π) 1 1 2 3 + 2 1 3 2 Bsp.: N = 3 3 3 1 2 + 4 3 2 1 5 2 1 3 + 6 2 3 1 A |ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i ⊗ |ϕ3 i = 61 {|ϕ1 ϕ2 ϕ3 i − |ϕ1 ϕ3 ϕ2 i + |ϕ3 ϕ1 ϕ2 i − |ϕ3 ϕ2 ϕ1 i − |ϕ2 ϕ1 ϕ3 i + |ϕ2 ϕ3 ϕ1 i} e 30 Bem.: • A ist ein Projektor e • die Zst. (*) sind nicht normiert • (*) ist Def. einer Determinaten, Slater-Determinante Satz: Pauliprinzip: Zwei identische Fermionen können nicht im gleichen Einteilchenzustand sein. A[|ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i ⊗ · · · ⊗ |ϕN i] = 0 e Bew: Def.: Symmetrisierungsoperator S P S [|ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i ⊗ · · · ⊗ |ϕN i] = N1 ! e π ϕπ(1) ⊗ ϕπ(2) ⊗ · · · ⊗ ϕπ(N ) (**) e Bsp.: S [|ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i ⊗ |ϕ3 i] = 61 {|ϕ1 ϕ2 ϕ3 i + |ϕ1 ϕ3 ϕ2 i + |ϕ3 ϕ1 ϕ2 i + |ϕ3 ϕ2 ϕ1 i + |ϕ2 ϕ1 ϕ3 i + |ϕ2 ϕ3 ϕ1 i} e Bem.: • S ist ein Projektor e • Zustände (**) nicht normiert • vollst. symmetr. Zst. haben keinen Namen 5.2 Kanonisches Ensemble nichtwechselwirkender Fermionen oder Bosonen in eindim. harmonischen Oszillator a) ein Teilchen: H = ~ω(a+ a + 12 ) → En = ~ω(n + 21 ), n = 0, 1, 2, . . . e P∞e e−β~ω(n+ 1 ) 2 Z = T r(e−βH ) = = 2 sinh1 β~ω n=0 e e [ 2 ] ∂ U = Z1 T r H e−βH = − ∂β ln Z eh ei β~ω kB ~ω 2 1 → C = ∂U U = ~ω 2 coth 2 ∂T = (kB T )2 2 sinh2 [ β~ω 2 ] b) N unterscheidbare Teilcehn (= ˆ N unterscheidbare Oszillatoren) + + 1 1 1 1 H = ~ω(a+ n = ~ω(n1 + 2 + n2 + 1 a1 + 2 + a2 a2 + 2 + · · · + aN aN + 2 ) → E~ e e e e e e e ZN = Z N → UN = N · U , CN = N C P P P P −β~ωn2 −β~ωn1 2 −β~ω(n1 n2 ) −β~ωn1 = = n2 e n1 e n1 n2 e n1 e Bem.: • einfaches Festkörpermodell, Schwingungen der Atome um Ruhelagen → Einsteinmodell: qm, gleiches ω • klass. Grenzfall C DP = 3N kB Dulang-Petit c) N Fermionen im HO H = ~ω[a+ 1 a1 + e e e Eigenzst. sind Slaterdeterminanten 1 2 + a+ 2 a2 + e e 1 2 1 + · · · + a+ N aN + 2 ] e e Bsp.: N = 2; Produktzst. |n1 n2 i = |n1 i ⊗ |n2 i ⇒ Slaterdet.: A |n1 n2 i = 21 {|n1 n2 i − |n2 n1 i} e a) n1 6= n2 Pauli b) A |n2 n1 i = −A |n1 n2 i e e ⇒ Eigenzustände: A |n1 n2 n3 . . . nN i mit n1 < n2 < n3 < · · · < nN e 31 1 2 + · · · + nN + 21 ) Bsp.: N = 2 ZZF = Tr e −βH D = P ee e hn1 n2 |A+ A|n1 n2 i e e n1 <n2 e 1 X F ZN = E −βH n1 n2 A+ e An1 n2 1 = ··· = P n1 <n2 1 1 e−β~ω(n1 + 2 +n2 + 2 ) 1 e−β~ω(n1 + 2 +n2 + 2 +···+nN + 2 ) n1 <n2 <···<nN N X = e−β~ω( 2 +N n1 +(N −1)n12 +(N −2)n23 +···+n(N −1)N + N (N −1) ) 2 n1 ,n12 n23 ,n34 ,... 2 =e −β~ω N2 N Y 1 −nβ~ω 1 − e n=1 Nebenrechnung: n2 =n1 + 1 + n12 , n12 = 0, 1, 2 n3 =n2 + 1 + n23 =n1 + 2 + n12 + n23 n4 =n3 + 1 + n34 =n1 + 3 + n12 + n23 + n34 PN hω F → UN = E0 (N ) + n=1 n ~ω −1 2 coth nβ 2 PN 2 1 F = (kBkBT )2 n=1 n ~ω CN E0 (N ) = ~ω N2 2 sinh2 [n β~ω 2 ] 5.3 Besetzungszahldarstellung • bisher: Basis im N-Teilchenraum: A |φ1 , φ1 , . . . , φN i Fermionen, S |φ1 , φ2 , . . . , φN i Bosonen e e Satz: Besetzungszahldarstellung: im ersten ETZ, n2 im P zweiten usw. ⇒ Teilchenzahl N = i ni |n1 n2 n3 n4 . . .iF/B ist der antisym./sym. Vielteilchenzustand mit n1 Teilchen Bsp.: 5 Bosonen, ET-Basis = HO-Basis → |3, 0, 1, 1, 0, . . .iB Satz: Fermionen: ni = 0, 1; Bosonen: ni = 0, 1, 2, . . . Bsp.: Fermionen, Spin 21 , HO-Basis Auf gibt es 2 Zustände: |n, ↑i und |n, ↓i jedem Energieniveau + 1 , 0, 1 , 1 |{z} |{z} |{z} in |0,↑i in |1,↑i in |1,↓i F Bem.: • zweite Quantisierung • Raum = ˆ FOCK-Raum HFock = {H0 , H1 , H2 , . . . } a) Bosonen Satz: b+ k , bk sind Erzeuger bzw. Vernichter eines Teilchens im ETZ k. e e √ bk |. . . , nk , . . .i = nk |. . . , (nk − 1), . . .i e+ √ bk |. . . , nk , . . .i = nk + 1 |. . . , (nk + 1), . . .i e+ bk bk |. . . , nk , . . .i = nk |. . . , nk , . . .i Teilchenzahlop. i eh e bk , b+ = δkl l he e i h i + bk , bl = b+ , b =0 l k e e e e 32 b) Fermionen Satz: a+ k , ak sind Erzeuger bzw. Vernichter eines Fermions im ETZ k. e e ak |. . . , nk = 1, . . .i = |. . . , nk = 0, . . .i , ak |. . . , nk = 0, . . .i = 0 e e+ ak |. . . , nk = 0, . . .i = |. . . , nk = 1, . . .i , a+ k |. . . , nk = 1, . . .i = 0 e+ e ak ak |. . . , nk = 0, . . .i = nk |. . . , nk , . . .i Teilchenzahl im ETZ k i n o eh e + + ak , a+ = a , a = ak a+ k l l l + al ak = δkl Antikommutator he e i h e e i e e e e + =0 ak , al = a+ k , al e e e e ⇒ Vielteilchenzustände Bosonen: |n1 n2 . . .iB = √ Fermionen: |n1 n2 . . .iF = n Q 1 b+ k k n1 !n2 !... k Q + n e k ak k |0i |0i e Satz: |0i = ˆ Vakuum Bem.: Operatoren werden jetzt mit Hilfe der Erzeuger und Vernichter dargestellt. Bsp.: p~2 X X X p~2i + + 0 p~ t p~ ap~,ms ap~,ms mit t = e k t k ak ak0 = T = e = 2m | {z e }e e e e e e 2m e i k,k0 p ~,ms p ~2 2m 5.4 Großkanonisches Ensemble idealer Quantengase −µN ) Def.: Großkanonische Zustandssumme: Z = T r e−β(H e e ,β = 1 kB Bem.: • H ist ET-Op. e X D E X D E 0 = 0 k h k 0 a+ a i h i a+ k k k ak 0 e e e e e e i k,k X N= a+ k ak =−→ e k e e H= e H |n1 , n2 , . . .iF/B = e X X = X X εi a+ i ai e e i X = a+ i ai i e e εi ni |n1 , n2 , . . .iF/B i N |n1 , n2 , . . .iF/B = e −β(H −µN ) Z = Tr e e e = = X ni |n1 , n2 , . . .iF/B i e−β(E(n1 ,n2 ,... )−µN (n1 ,n2 ,... )) n1 ,n2 ,n3 ,... −β(n1 (ε1 −µ)+n2 (ε2 −µ)+n3 (ε3 −µ)+... ) e unabhängige Summen n1 ,n2 ,n3 ,... = X n1 e−βn1 (ε1 −µ) · X e−βn2 (ε2 −µ) · · · · = n2 ∞ Y zi mit zi = i=1 Fermionen: ni = 0, 1 → zi = 1 + e−β(εi −µ) 1 Bosonen: ni = 0, 1, 2, · · · → zi = 1−e−β(ε µ < εi ∀i i −µ) Mittlere Besetzungszahl des Einteilchenzustandes k 33 X ni e−βni (εi −µ) = Xh ni e−β(εi −µ) ini EE 1 E DD D −β(H −µN ) + + + = T r ak ak e ak ak ak ak = e e 2 e e e e e e ∂ = ln zk ∂(βµ) 1 = nk = β(ε −µ) k e ±1 +=FD; ˆ −=BE ˆ Bosonen: µ < εmin Fermionen: µ ∈ R hier sei µ > 0: Alle untersten Energieniveau sind besetzt. P P + • innere Energie: U = = k nk εk k εk ak ak e e P + P • mittlere Teilchenzahl: N = = k nk k ak ak e e 5.5 Das ideale Fermigas Bem.: • Modellsystem, unendlich ausgedehnt, Dichte ρ • Annahmen (erschaunlicherweise) für viele Systeme gerechtfertigt; Elektronen im Festkörper, Nukleonen im Kern E X D ~k, ms , mt t ~k, ms , mt a+ a~ ~ e ek,ms ,mt ek,ms ,mt H=T = e e ~ k,ms ,mt E ~2 k 2 ~ t |k, ms , mt i = k, ms , mt 2m e Translationsoperator T : 1 → 2, 2 → 3, . . . , n → 1 e 2πκ T n = 1, Eigenwerte: ei n , κ = − n2 , − n2 + 1, . . . , n2 − 1 e 2πκ 2π in physikalischen Einheiten: 2πκ n = k · a ⇒ k = na = L κ mit na = L und κ = 0, ±1, ±, · · · ± n 2 Bem.: • k ∈ − πa , πa , diskret • mit L → ∞, a = const, (n → ∞) → k-Werte werden immer dichter im 3-dim: nx , ny , nz = 0, ±1, E. . . D ±2, Einteilchenwellenfunktion: ~x ~k = D E ~k k~0 = δ~ ~ 0 kk 3 ~ eik·~x Impulsraum Ortsraum 2π a a 1 L2 L ↔ 2π L l ε~k = ~2 ~ k2 2m Def.: im Grundzst. verteilen sich N Fermionen auf die niedrigsten ET-Energieeigenzustände unter Beachtung des Pauliprinzips. Die Fermienergie ist die höchste besetzte ET-Energie. 34 Def.: Fermiimpuls: pF = Kontinuumslimes: √ 2mεF , ~kF = pF 3 X 3 3 X 3 Z X L L 2π L → {·} = {·} = ∆kx ∆ky ∆kz {·} = dkx dky dkz {·} 2π L 2π 2π k k k T =0: DD EE X N = n~k,ms ,mt e ~ k,ms ,mt 3 Z kF L = (2s + 1)(2t + 1) 4πk 2 dk 2π 0 N= = (2s + 1)(2t + 1) 4πL3 12 kF3 µst L3 kF3 = 3 8π 2 3π 2 2 ⇒ kF3 = µ2st 3π 2 LN3 = 6π µst ρ 2 31 ~2 k 2 kF = 6π → εF = 2mF = µs t ρ ~2 2m 6π 2 ρ µst 23 X T = 0 : U = U0 = ε~k n~k = µst ~ k,ms ,mt L 2π 3 Z kF 0 4πk 2 dk ~2 k 2 3 = N εF 2m 5 5.6 Der Kern als Fermigas jetzt: • Nukleonen mit s = 1 2 kt = 1 2 → µst = 4 • N =A ⇒ Fermienergie: 2 23 6πρ 3 9π ~2 ≈ 40MeV; = 4 8 2mN r02 A 4 mit: ρ = , V ≈ πr03 A, r0 = 1, 128fm, V 3 13 9π ~ MeV pF = ≈ 265 8 r0 c ~2 εF = 2m Bem.: 1. EA = 35 εF A ≈ A 2. EA A = 35 εF ≈ 24MeV größenordnungsmäßig o.K. vgl. Volumenterm 3. EA A << mN c2 , d.h. nichtrelativistisches Rechnen war o.K. 4. Es werden keine Asymmetrieeffekte berücksichtigt Idee: Kern besteht aus 2 Fermigasen: Protonen & Neutronen N 1 = Z, N 2 = N εF,p = 9π 4 23 ~2 2mp r02 23 23 23 Z 9π ~2 N , εF,n = 2 A 4 2mn r0 A 35 ! 2 5 5 9π 3 ~2 1 N3 Z3 + 4 2r02 A 23 mp mn 35 # 23 " 5 5 3 A 2 =EA + ∆E, ∆E = εF Z3 +N3 −2 5 A 2 3 3 ⇒ U0 = E = (εF,p Z + εF,n N ) = 5 5 1 (Z − N ) → ∆E = ∆E(A, T3 ) wird in T3 entwickelt 2 2 ! 3 5 Z −N E ⇒ ≈ εF 1 + A 5 9 A mit T3 = Bem.: Z = N energetisch am günstigsten 5.7 Das Schalenmodell Bem.: • Fermigas = unendlich ausgedehnte Kernmaterie → keine magischen Zahlen, z.B. Z ∈ {2, 8, 20, 28, 50, 82}, N ∈ {2, 8, 20, 28, 50, 82, 126} → Kerne mit mag. Z. sind stabiler, haben höher liegende Anregungen und kleinere Neutroneneinfangquerschnitte (vgl. Edelgase) → keine gerade/ ungerade-Effekte Lösung: H= e X i ti + e X i<j v ij e v ij bestimmen, dann alles ausrechnen wäre super, aber: e 1. vij wird aus Streuexperimenten + Deuteron abgeleitet → leider nicht eindeutig 2. Vielteilchenquantensystem leider auch nicht lösbar Idee: Ersetze H durch Näherung aus Einteilchenoperatoren e X X X X X X H= ti + v ij = ti + v i + v ij − vi ≈ ti + v(~ri ) e e e e e e e e i i i<j i i<j i | {z } möglichst klein Eine solche Ersetzung gilt natürlich nur in einem begrenzten (Energie-) Bereich und auch nur für bestimmte Observable Ex. Methoden, v i näherungsweise und selbstkonsistent zu bestimmen, z.B. Hartree-Fock e −v0 r ≤ R i. Kastenpotential: V (~r) = 0 r>R ( 2 −v0 1 − Rr r≤R ii. harmonischer Oszillator: V (~r) = 0 r>R Bem.: • für analytische Ergebnisse nimmt man oft die nicht abgeschnittenen Potentiale. 0 iii. Woods-Saxon-Potential: V (~r) = − 1+Vr−2 a ≈ 0, 5fm 1 abgeleitet aus dem Dichteprofil großer Kerne (A > 20) Bem.: • kugelsym. Potentiale → kugelsym. Kerne • für p & n können unterschiedliche Pot. genommen werden 36 Lösung: Kugelkoordinaten: − ~2 ∂ 2 ψp (~r) − Vo,p ψp (~r) = Ep ψp (~r) ebenso n 2mp ∂~r2 ψp (~r) = Rp,nl (r)Yp,lm (ϑ, ϕ) ⇒ Enl hängen ab von radialer QZ n = 0, 1, 2, . . . und Drehimpulsqz (l = 0, 1, 2, . . . ) Enl hängen nicht von me = −l, −l + 1, . . . , 0, . . . , l − 1, l und ms = ± 12 ab → 2 · (2l + 1)-fache Entartung a) Kastenpotential 2 ~2 (Xnl ) Enl = 2m Xnl ist n-te Nullstelle von jl , der l-te sphärische Besselfkt. R2 P (n, l) Xnl # Zustände bis hier 1s 3, 14 2 2 2p 4, 49 6 8 1d 5, 76 10 20 2s 6, 28 2 1f 6, 99 14 34 2p 7, 73 6 58 1g 8, 18 18 b) Harmonischer Oszillator • Enl = ~ω 2(n − 1) + l + 32 ω 2 = 2v0 mR2 • Entartung: alle (n, l)-Kombinationen entartet, für die 2(n − 1) + l = ntot , mal (2s + 1) ·(2l + 1) | {z } =2 (n, l) 1s 1p 2s, 1d 2p, 1f 3s, 2d, 1g Enl 3 2 ~ω 5 2 ~ω 7 2 ~ω 9 2 ~ω 11 2 ~ω # Zustände 2 6 10 20 30 P bis hier 2 8 20 40 70 c) Woods-Saxon-Potential Bem.: • wird numerisch gelöst • magische Zahlen: 2,8,20,42,60,92,138 → Kugelsym. Einteilchenpot. beschreiben (nur) kleine Kerne gut 5.8 Schalenmodell mit Spin-Bahn-Kopplung Bem.: 1. qualitativ o.k. 2. β-Stabilität wird erklärt ~ +S ~ ; volle j-Schalen liefern: JKern = 0 & 3. J~ = L e e e Y (−1)l = +1 Parität j → l + 1 2 vl− 1 2 l,ml | {z } für alle j-Schalen ⇒ J π = o+ z.B. 16 8 O 4. ein Nukleon zusätzlich zur vollen j-Schale: ng-, bzw. gn-Kerne 5+ J π = j π vom zusätzlichen Nukleon, z.B. 17 8 O: 1n in 1d 25 → 2 (l = 2) ANALOG: ein Lochzst. in voller Schale, z.B. 15 8 O: 1− ˆ 2 = Loch in 1p 21 5. Da definierte Parität haben, d.h. ψ(~r) = ±ψ(~r) und Dipoloperator negative Parität hat → E R D Kerneigenzustände ~ 3 ∗ ψ D ψ ∝ d rψ (~r)~rψ(~r) = 0 e → exp. sehr gut bestätigt 37 5.9 Deformierte Einteilchenpotentiale Idee: • nicht rotationssym. • z.b. ωx = ωy 6= ωz im H.O., δ = −1 + ωz ωx kennzeichnet Deformation • Nilsson-Modell 5.10 Die volle Lösung – erster Versuch Idee: H= e X p~2 X i + V (~ri − ~rj , ~si , ~sj , ~ti , ~tj ) 2m e e e e e e i i<j Potentiale: Paris, Bonn, Argonne-18 Basis: A [|ϕ1 i ⊗ |ϕ2 i ⊗ · · · ⊗ |ϕA i]; |ϕ1 i = |n(ω), ms , mt i Einteilcheneigenzst. eines HO mit ω Idee: • korrelierte Basisfunktionen → Φ = C A [|ϕ1 i ⊗ · · · ⊗ |ϕA i] ee ~ ~r) slaterdet → δ (2) (R, Q a) C = ˆ i<j f (|~ri − ~rj |) Jastrow e 5.11 Exotische Kerne a. doppelt magische Kerne • besonders stabil, z.B. 48 Ca, 68 Ca, 100 Sn • 100 Sn interessant, da Z = N , aber eigentlich schon zu viele p (Coulomb); aber Schalenabschluss stabilisiert zusätzlich • Kerne im Umgebung zerfallen durch p-Emission, 100 Sn durch β + -Zerfall t 12 = 1s, nachgewiesen am FRS@GSI b. Halo-Kerne • Kerne mit sehr vielen n (oder p), die ungewöhnliche langreichweitige Dichteverteilungen haben • 11 Li, 14 C(14 C, 13 F ) 11 Li FRS@GSI • Bsp. für Protonenhalo: 8 B: sp + 3n 5.12 Das Deuteron (2 H =d) ˆ Bem.: • neben Auswertung von p + n-, p + p-, n + n- Streudaten ist das Deuteron ein wichtiges exakt lösbares ZweiNukleonensystem, mit dem die Kernkräfte untersucht werden können Eigenschaften: • entdeckt 1932 durch Urey • Kern des schweren Wasserstoffs 2 H • Masse EB = (2, 22456671 ± 0, 00000039)MeV ← kleinste Bindungsenergie pro Nukleon md = 1875, 613 MeV c2 • es ex. kein angeregter gebundener Zst.; d.h. Anregung führt zu nichts oder zur Zerstörung des Deuterons • J π = 1+ , magn. Dipolmoment µd = 0, 857µN , µN = e~ 2mp • el. Quadrupolmoment Q = 0, 282efm2 • Diproton, Dineutron und (p − n mit J = 0) ungebunden 38 Ziel: Wollen Nukleon-WW ableiten a) J = 1: |ψyz i = X 0 Cnls |ϕn ls; T = 0, MT = 0i + n,l,s=0,1 X 1 Cmls |ϕm ls; T = 1, MT = 0i m,l,s=0,1 ← T = 1-Zustände sind typischerw. 10MeV höher → Grundzst des d ist reiner T = 0-Zustand - J = 1 und S = 0, 1; l = 0, 1, 2 S = 1 (symm.) nur mit l = 0, 2 (*) T = 0 (antisymm.): S = 0 (antis.) nur mit l = 1 (**) 0 0 =? Cn01 6= 0, C 0 6= 0, Cn10 {z } | {z } | {z } | n21 (∗) ∗∗ (∗) h i h i ~ = 0, d.h. H , S ~2 = 0 H, S i e e E De e h ! ~ 2 S = 1 = S = 0 H S = 1 ~2 (1 · (1 + 1) − 0 · (0 + 1)) = 0 S = 0 H, S e e e 0 → ⊥ zu S = 1 Zst. gehört zu einem angeregt. Zst., d.h. im GZ Cn10 =0 → WF: l = 0 & l = 2−Anteile; S=1 (el. Quadrupol) ~ , V T S12 , S12 = 32 (~r · ~s1 )(~r · ~s2 ) − ~s1 · ~s2 • Beiträge der WW: V Z (r), V LS (r) · ~l · S r e e e e e e r 1 −λ • V (r) → Ansätze; erste Idee: Yukawa V (r) ∼ r e abgeleitet aus Mesonenaustausch; λ= ˆ de Broglie-Wellenlänge des π 6 Neutronensterne 6.1 Eine kühne Extrapolation von Nicolas Borghini Idee: Bethe-Weizsäcker-Formel + Gravitation 2 • Gravitation: Fg = 35 G mR , m Gesamtmasse, R Radius • Neutronenstern: A ≈ N >> Z • groß, d.h. A groß, vernachlässige alles, das nicht wenigstens mit A geht 1 R = r0 A 3 , m = AmN EB ≈ av A − 3 m2 5 aA A + G N A3 4 5 r0 ! > |{z} 0 für gebunden m2N 2 3 aA G A3 > − av = 7, 4MeV, r0 = 1, 128 5 r0 4 → A > 4 · 1055 → R > 4km, m > 7 · 1028 kg∝ 0, 035 MO |{z} Sonnenmasse Bem.: • erstaunlich gut, richtige Größenordnung • vernachlässigt relativistische Effekte, z.B. Bindungsenergie wirkt auch gravitativ und Bindungsenergie ist von der Größenordnung der Ruhemasse • Extrapolation der BW-Formel bis 1055 ! → Eigenschaften der Kernkräfte, dichte Packung, durch BW-Formel schon recht gut wiedergegeben 39 6.2 Entstehung und Eigenschaften von Neutronensternen Bem.: wikipedia gut Entsstehung: i. Stern mit 1, 4 − 3 Sonnenmassen; Kern-Kollaps-Supernova (II,Ib,Ic) M > 3MO →schwarzes Loch M < 1, 4MO →weißer Zwerg (Supernova) ii. Kern-Kollaps: Kernfusion bis F e & N i; Fusion endet; Strahlungsdruck kann Gravitation nicht mehr kompensieren iii. Im Kern • extreme Gravitation: δ %%% • Atome werden komprimiert → p + e− → n + νe iv. Hülle • extreme ν- und Neutronenschauer • Energiebilanz: Gewinn an kin. Energie durch Absinken im Gravitationspotential → kin. E. von ν & n • ν & n heizen Hülle auf; n führen zur Nukleosynthese jenseits des F e (r-Prozess) • Absprengen der Hülle innerhalb weniger Tage v. Drehimpulserhaltung • RN ∼ R0 100.000 → Rotationsfreq. steigt auf f ∼ 100 . . . 1.000 Hz vi. Aufbau g cm3 g ρ ∼ 1014 3 cm 11 g ρ ∼ 10 cm3 7 g ρ ∼ 10 cm3 ρ ∼ 1015 im Kern in der Mitte (der Hauptbestandteil) außen (Kruste) auf der Schale (Oberfläche) a. Hauptbestandteil (∆r ∼ 9km) • relativistisches Neutronengas mit wenigen p + e− • β − -Zerfall nicht möglich, da keine weiteren Elektronenzustände erreichbar (im Gegensatz zu Kernen kommen die e− nicht raus) • n und p bilden Fermigas; wahrscheinlich n-suprafluid, p-supraleitend • entartetes Fermigas verhindert weiteren Gravitationskollaps (Druck) 23 2 ~2 6π 2 ρ 3 ∝ ρ 3 , E0 = EF · A EF = 2m (2s + 1)(2t + 1) 5 ρ 31 1 M2 EG = γ = γM 2 ∝ ρ3 Entartungsdruck“ gewinnt gegen Gravitationsdruck“ ” ” R M b. Oberfläche • Gleichgewicht zu e− + p verschoben → F e-Kerne, e− , n • Eisenkristallgitter (10m dick) • mit zunehmender Tiefe steigt n-Anteil; es liegen neutronenreiche F e-Isotope vor, die unter Normalbed. instabil wären c. Innere Kruste (1-2 km) • F e-Anteil & 0, n-Anteil % 100 d. Kern (0 . . . 3km) spekulativ! • ρ bis 3 · ρ0 (Kerndichte von Pb), Verhalten bei dieser Dichte unbekannt und nicht experimentell überprüfbar Vermutung: 40 a) π- oder k-Mesonengas; Bosonen; kein Fermidruck → Kollaps zum schw. Loch? b) Quark-Gluon-Plasma (Suppe aus Quarks und Gluenen) u-, d- und s-Quarks → seltsame Sterne → kann schneller rotieren; f ∼ 2 kHz wäre Hinweis vii. Exotische Eigenschaften • ex. Eigenschaften folgen aus Tatsache, dass Neutronensterne fast schwarze Löcher sind a) M = 1, 4 . . . 3MO , R ∼ 10 . . . 20 km → gn ∼ 1011 . . . 1012 gErde → Gewicht! → Freier Fall aus 1m Höhe: r ∼ 1µs, v ∼ 7 · 106 km h → höchster Berg 1 mm – extreme Lichtablenkung b) – t0 ∼ 1011 K kühlt auf 109 K ab – supraleitend unter 1011 K c) B – B ∼ 108 T (NMRI ∼ 5 T, Labor ∼ 40 T – vHall ∼ 1018 V Hallspannung d) Pulsar 41