ENDOPROTHETIK-ZENTRUM MÖNCHENGLADBACH-NEUWERK ZERTIFIZIERT DAS KÜNSTLICHE KNIEGELENK Patienteninformation – Mit neuem Kniegelenk sicher unterwegs © Mathys AG Bettlach ■ DAS GRÖSSTE GELENK DES MENSCHEN ■ ARTHROSE DES KNIEGELENKS Das Kniegelenk als größtes Gelenk des Menschen besteht aus der gelenkbildenden Oberschenkelrolle, dem Schienbeinkopf und der Kniescheibe, die bei Gesunden von einer bis zu 4 mm dicken Knorpelschicht bedeckt ist. Im Gelenk wird eine spezielle „Gelenkschmiere“ (Synovia) produziert, so dass die Gelenke reibungslos gegeneinander gleiten können. Die Kniegelenkarthrose zerstört nach und nach die Knorpelschicht, verändert den umgebenden Knochen und ruft entzündliche Reaktionen der Gelenkbinnenhaut (Synovialis) hervor (Abbildung 2). Es gibt Kniegelenkarthrosen mit eindeutigen Ursachen und solche, bei denen keine eindeutige Ursache identifiziert werden kann: Zwischen Oberschenkelrolle und Schienbeinkopf (Femorotibial-Gelenk) wird eine Rollgleitbewegung (Beugen, Strecken) des Kniegelenks ermöglicht und zugleich Stöße, etwa beim Gehen, Laufen oder Springen, abgepuffert (Abbildung 1). Damit das Kniegelenk gestreckt Abbildung 1: werden kann, sorgt das Gelenk zwischen Der Aufbau eines gesunden Kniegelenkes als schematische Darstellung Kniescheibe und Gleitbahn des Oberschenkelknochens (Patellofemoral-Gelenk) für den entsprechenden Umlenkmechanismus der Oberschenkelmuskulatur. Ein komplexer Bandapparat sowie Gelenkkapsel und gelenkumfassende Muskulatur ermöglichen das Zusammenspiel der einzelnen Gelenkbestandteile. ■ Risikofaktoren wie Übergewicht, zuneh- Dabei verhindern die inneren und äußeren Seitenbänder, dass das Kniegelenk während der Belastung nach innen oder außen wegknickt. Vorderes und hinteres Kreuzband verhindern wiederum, dass das Kniegelenk nach vorne oder hinten weggleitet. Und auch Innen- und Außenmeniskus – zwei halbmondförmige Knorpelscheiben – übernehmen eine wichtige Funktion: Sie nehmen einen Teil der Gewichtsbelastung bei Bewegung auf und verteilen diese gleichmäßig auf die Gelenkflächen. Knochenbrüche, Infektionen, rheumatische Erkrankungen, Kristallerkrankungen (etwa Gicht) oder Durchblutungsstörungen der gelenkbildenden Knochen. 06.08.2014 10:40:49 mendes Lebensalter, erbliche Faktoren oder Entzündungsprozesse, die sich gegenseitig verstärken, können eine Kniegelenkarthrose begünstigen. © Mathys AG Bettlach Sammlung_ohneBeschriftung.indd 1 ■ Zu den Ursachen zählen: unfallbedingte Kniegelenkverletzungen, gelenknahe Die Kniegelenkarthrose betrifft hauptsächlich die Innenseite des Femorotibial-Gelenks sowie das Patellofemoral-Gelenk. Seltener ist die Außenseite des Gelenks betroffen. Arthrosepatienten klagen anfangs über ungewohnte Beschwerden nach längerer körperlicher Belastung, etwa nach Wandern oder Joggen. Später kommen die typischen Anlaufschmerzen am Morgen dazu, das Kniegelenk schwillt an und schmerzt später im Ruhezustand. Im weiteren Krankheitsverlauf kommt es schließlich zu einem kompletten Knorpelverlust und knöchernen Anbauten, die das Gelenk erheblich verformen können. Abbildung 2: Kniegelenkarthrose mit Knorpelschäden an der Oberschenkelrolle und am inneren und äußeren Schienenbeinkopf als schematische Darstellung ■ ARTHROTISCHE KNORPELSCHÄDEN In den letzten Jahren sind umfangreiche Forschungen unternommen worden, um die flächenhaften Knorpelschäden bei der Kniegelenkarthrose zu behandeln. Bisher ist es aber nur möglich, kleine umschließende Knorpelschäden mit Knorpeloder Chondrozyten-Transplantationen zu therapieren. Aktuell gibt es noch keinen kurativen Therapieansatz, um den Arthroseprozess und die arthrotischen Knorpelschäden zu heilen oder komplett zu stoppen. ■ RISIKOFAKTOREN VERMEIDEN ■ Übergewicht reduzieren, um die Wahrscheinlichkeit einer Kniegelenk- arthrose zu vermeiden bzw. das Fortschreiten nicht weiter zu begünstigen. ■ Maßvolle Bewegung und Belastung des Kniegelenks schützt vor Arthrose, etwa Fahrradfahren, Schwimmen oder Wandern. ■ Moderates Muskelaufbau-Training führt zu einer verbesserten Muskelkraft und Koordination, schützt so vor frühzeitigem Verschleiß. ■ Gesunde und ausgewogene Ernährung verhindert das Auftreten von erleichtern Betroffenen alltägliche Bewegungen. Treten akute Entzündungsschübe auf, können kortisonhaltige Medikamente gezielt in das Kniegelenk gespritzt werden. Auch das Einspritzen von Hyaluronsäure hat einen nachgewiesenen positiven Effekt auf die Schmerzen und lindert diese bis zu vier Monate lang. ■ GELENKERHALTEND OPERIEREN Wenn die Schäden und Schmerzen bereits so weit fortgeschritten sind, dass konservative Behandlungswege keinen Erfolg mehr zeigen, ist ein operativer Eingriff zu erwägen. Nicht immer muss es jedoch ein künstliches Kniegelenk sein: Bei milden Verlaufsformen der Kniegelenkarthrose können die Gelenke erhalten bleiben. Hierzu werden zunächst einmal Symptome, Röntgenbefunde sowie Achsenverhältnisse des Beins beurteilt. Ergibt sich hieraus ein stimmiges Gesamtbild, können arthroskopische minimal-invasive Verfahren, etwa die Induktion von Knorpelersatzgewebe oder gelenknahe Umstellungsoperationen am Knochen, die Beschwerden bessern. Dies ist jedoch nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls minimal-invasiv arthroskopisch durchgeführten Ersatzverfahren des vorderen Kreuzbandes. Hierbei wird die sagittale Kniegelenkstabilität wieder hergestellt und verhindert so das frühzeitige Auftreten von Knorpelschäden am Kniegelenk. sogenannten Kristallen im Gelenk, zum Beispiel Gicht. ■ KONSERVATIVE BEHANDLUNG DER KNIEGELENKARTHROSE Neben allgemein vorbeugenden Maßnahmen können entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac schmerzlindernd wirken. In Kombination mit Krankengymnastik, Stromanwendungen (TENS) und Kältetherapie kann die Beweglichkeit erhalten bleiben und der Schmerz wird reduziert. Spezielle Schuhzurichtungen, etwa Pufferabsätze oder Schuhranderhöhungen, und Bandagen ■ KÜNSTLICHES KNIEGELENK Sind Betroffene in ihrem beruflichen und privaten Lebensumfeld stark eingeschränkt und es liegt eine fortgeschrittene Kniearthrose vor, kann der Einbau eines künstlichen Kniegelenks durch Schmerzfreiheit und eine bessere Kniebeweglichkeit eine deutliche Steigerung der Lebensqualität bewirken. Wichtig ist, vorher zu klären, ob das gesamte Kniegelenk oder „nur“ die Innenseite bzw. die Knorpelbezüge hinter der Kniescheibe von der Arthrose betroffen sind. In diesem Fall reicht es häufig aus, nur einen Teilersatz des Kniegelenks durchzuführen (Abbildungen 3 a und b). Wichtig für eine exakte Diagnosestellung ist, dass der Röntgenbefund zum Schmerzbild passt. Häufig wird der Befund durch eine Kniegelenk-Spiegelung (Arthroskopie) abgesichert. Seitliche Röntgenansicht © Mathys AG Bettlach Frontale Röntgenansicht Abbildung 3 a und b: Röntgenbilder eines arthrotischen Kniegelenkes, das mit einer medialen Schlittenprothese versorgt worden ist. Meist müssen jedoch Vollprothesen (Knie-Totalendoprothesen) eingesetzt werden, die passgenau alle Gelenkabschnitte des Kniegelenks „überkronen“ und dadurch die Beweglichkeit erst ermöglichen (Abbildung 4). In vielen Fällen wird die Kniescheibenrückfläche durch eine Kunststoffscheibe ersetzt. Abbildung 4: Der Aufbau des in Neuwerk verwandten Knietotalendoprothesenmodells „balanSys“ der Firma Mathys als schematische Darstellung. Sammlung_ohneBeschriftung.indd 2 06.08.2014 10:40:51 ■ KNIE-TOTALENDOPROTHESE (KNIE-TEP) Damit Sie mit Ihrer Knie-Prothese wieder voll bewegungsfähig werden, sind belastungsfähige, stabile Seitenbänder wichtig – sowie natürlich eine gute Beweglichkeit der Prothese selbst (Abbildung 5). Diese wird während der Operation mehrfach geprüft. Rheumatische Erkrankungen oder ein schweres X-Bein mit knöchernen Defekten sind schlechte Voraussetzungen hierfür, so dass dann bedarfsweise ein größeres Kunstgelenk eingesetzt wird, welches Ober- und Unterschenkel zusätzlich über ein Zapfengelenk verbindet. Diese sogenannte Rotations-Knie-TEP zeigt ebenfalls sehr gute Ergebnisse. Abbildung 5: Röntgenbild eines arthrotischen Kniegelenkes, nach der Versorgung mit der Knietotalendoprothese „balanSys“ (s. auch Abbildung 4) Navigationsgeräte ergänzen bei schwierigen Achsverhältnissen des Beines – zum Beispiel nach gelenknahen Frakturen, die falsch zusammengewachsen sind – die mechanischen Instrumente zur Wiederherstellung der natürlichen Beinachse. Die künstlichen Kniegelenke werden durch gewebe- und muskelschonendes Operieren mininmal-invasiv eingesetzt, zum Beispiel bei Schlittenprothesen – hier ist lediglich ein 6 – 8 cm kurzer Hautschnitt notwendig. ■ EXAKTER EINSATZ WÄHREND DER OP Um unnötigen Blutverlust während des Eingriffes zu vermeiden, wird dieser meist bei Oberschenkel-Blutleere durchgeführt. Dadurch hat das Operationsteam eine bessere Übersicht: Das Kniegelenk wird vorne geöffnet und angebeugt. Als erstes gilt es, einen genauen Überblick über die Schäden und Defekte des Knorpels und der Gelenkbestandteile zu bekommen, um anschließend Innen- und Außenmeniskus zu entfernen und das vordere Kreuzband zu durchtrennen. Anschließend wird die Gelenkschleimhaut (Synovialis) ausgeschält – wenn es aufgrund einer Entzündung notwendig ist. Nun werden die Gelenkflächen mit präzisen Instrumenten so bearbeitet, dass die Prothesenteile optimal passen. Das exakt passende Femurschild wird mit oder ohne Zement verankert und „überkront“, um so die Funktion des Gelenks von der Oberschenkelseite aus zu ersetzen. Beim Schienbeinkopf (Tibia) hat sich die zementierte Verankerung durchgesetzt; hier wird eine speziell geformte, exakt passende Metallplatte mit einem Verankerungsstiel angepasst. Dieser wird dann in den Knochen eingearbeitet und mit antibiotikahaltigem Knochenzement verankert. Die eigentliche Gelenkfläche wird durch eine angepasste Kunststoffscheibe aus speziellem Polyethylen ersetzt. Gegebenfalls wird die Kniescheiben-Rückfläche ebenfalls mit einer Kunststoffscheibe versorgt. Das Femurschild besteht aus medizinischem Hartstahl mit einer Chrom-KobaltMolybdän-Nickel-Legierung und ist dadurch besonders stabil. Die Prothesenteile für den Schienbeinkopf bestehen üblicherweise aus Titan. Ihre Knie-TEP wiegt somit je nach Größe etwa 350 – 450 Gramm. Nach dem Einbau der Prothesenkomponenten wird die Blutleere wieder geöffnet und eine sorgfältige Blutstillung durchgeführt, um das Kniegelenk anschließend mit einer sterilen Lösung auszuspülen. Um das nach Wundverschluss austretende Blut aufzufangen, werden dünne Drainage-Schläuche eingelegt. Zudem wird auch der optimale Sitz der Prothese bei einer postoperativen Röntgenkontrolle bestätigt. Nach Ihrem Eingriff werden Sie auf die Bettenstation verlegt, wo Ihnen Tag und Nacht ein Ansprechpartner zur Verfügung steht und Ihre Vitalfunktionen regelmäßig kontrolliert werden. Mit einem speziellen Schmerzkatheter können postoperative Schmerzen, die individuell unterschiedlich stark auftreten können, gezielt behandelt werden. Bereits am ersten Tag nach dem Eingriff werden Sie gemeinsam mit einem Physiotherapeuten der savita das Stehen üben. Mit täglichen Übungen in fachgerechter Begleitung können Sie schon nach wenigen Tagen Ihre Gehfähigkeit und Kniegelenkbeweglichkeit verbessern. Ziel ist es, dass Sie zum Zeitpunkt Ihrer Entlassung – nach etwa 10 – 12 Tagen – mit Unterarmgehhilfen laufen, Treppen steigen und das Kniegelenk rechtwinklig anbeugen können. Bei einer anschließenden Rehabilitationsmaßnahme lernen Sie, Ihr Knie wieder voll zu belasten, um so die Mobilität im Alltag weiter zu verbessern. Bei normaler Belastung und gutem Knochen ist die Haltbarkeit eines künstlichen Kniegelenkes in der Regel sehr gut. Erfahrungsgemäß sind nach 10 Jahren noch etwa 94 % der Patienten mit ihrem Kniegelenk zufrieden und können gut laufen. Bei den verbleibenden 6 % der Patienten kommt es in den ersten 10 Jahren zu Problemen, in erster Linie Prothesenlockerungen, die einen Wechsel einzelner Prothesenteilen bzw. der ganzen Prothese erforderlich machen. ■MÖGLICHE RISIKEN UND KOMPLIKATIONEN Hinter jedem chirurgischen Eingriff steht ein gewisses Risiko für Komplikationen, die sich trotz umfangreicher Vorsichtsmaßnahmen und eines technisch einwandfreien Operationsverlaufs nicht vermeiden lassen. Die meisten treten nur selten bis sehr selten auf und können, rechtzeitig erkannt, auch frühzeitig behandelt werden. ■Auftreten eines tiefen Beinvenenverschlusses oder einer Embolie ■ Wundheilungsstörungen ■ Verletzung von Gefäßen oder Nerven ■ Infektionen durch Verschleppung von Hautkeimen ■ Nachblutung oder Bluterguss im operierten Gelenk (besonders bei Patienten, die aufgrund eines Herzleidens o.ä. blutverdünnende Medikamente nehmen) ■ Probleme bei der Beweglichkeit des Kniegelenks aufgrund vorbestehender Verkürzung von Muskeln und Sehnen Im Vorgespräch mit Ihrem Orthopäden werden alle möglichen Komplikationen besprochen. Oftmals werden bereits in der Vorbereitung zum Eingriff antibiotikahaltige Medikamente verabreicht, um das Infektionsrisiko zu senken. Vereinbaren Sie noch heute einen Termin: ■Sekretariat Orthopädie: T (02161) 668-2131 ■Orthopädische Ambulanz: T (02161) 668-2132 T (02161) 668-2350 ■ENDOPROTHETIK-ZENTRUM MÖNCHENGLADBACH-NEUWERK Die Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulentherapie ist seit Jahrzehnten führend auf dem Gebiet der Gelenkchirurgie (Endoprothetik). Unter Leitung von Klinikdirektor und Chefarzt Prof. Dr. med. David Pfander entstand im Herbst 2014 das Endoprothetik-Zentrum MönchengladbachNeuwerk. Dessen Expertise wurde im Januar 2016 durch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) ohne Abweichungen zertifiziert. Als Endoprothetik-Zentrum der Maximalversorgung werden am Krankenhaus Neuwerk neben Wechseloperationen an Gelenken rund 600 Operationen allein an Hüfte und Knie durchgeführt. Koordinator Dr. (B) Dr. med. Bernard Verhestraeten (links) und Leiter Prof. Dr. med. David Pfander haben das Endoprothetik-Zentrum MönchengladbachNeuwerk aufgebaut. Das Zentrum nimmt am Endoprothesenregister Deutschland teil. ■DAS MUSS ICH MIR MERKEN! ENDOPROTHETIK-ZENTRUM MÖNCHENGLADBACH-NEUWERK ZERTIFIZIERT Eine Fachinformation ihrer Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulentherapie Anmeldungen: ■ Sekretariat Orthopädie: T (02161) 668-2131 ■ Orthopädische Ambulanz: T (02161) 668-2132 T (02161) 668-2350 Dünner Str. 214 - 216 | 41066 Mönchengladbach | [email protected] ANFAHRT Öffentliche Verkehrsmittel z.B. Linien 15 und 36 Neuwerk Markt Stand: Febrar 2016 z.B. Linien 7 und 15 Neuwerk Verwaltungsstelle