Universität Paderborn – Fakultät für Naturwissenschaften - Physikalisches Praktikum O1 Interferenz des Lichtes – Newtonsche Ringe direkt beobachtbar, die proportional zum zeitlichen Mittelwert des Betragsquadrats der Feldstärke ist: I ∝ E ( x, t ) Abb. 1. Interferenz von Wellen, maximale Verstärkung. Aufgabe. Es ist der Krümmungsradius einer plankonvexen Linse durch Auswertung der Newtonschen Interferenzringe bei vorgegebener Wellenlänge des Lichts zu bestimmen. Grundlagen. Durch die Beobachtung von Interferenz- und Beugungserscheinungen ist man zu der Erkenntnis gelangt, dass Licht aus elektromagnetischen Wellen besteht. Im Allgemeinen emittiert eine Lichtquelle Wellenzüge mit unterschiedlichen Amplituden, Frequenzen und statistisch wechselnden Phasenlagen. Zwei ebene elektromagnetische Wellen gleicher Frequenz f, die sich in Richtung der positiven x-Achse ausbreiten, lassen sich in der Form t x1 E1 = E$1 cos 2 π − − δ1 T λ [ ( )] t x2 E2 = E$ 2 cos 2 π − − δ2 T λ [ ( )] (1) (2) schreiben. Dabei bedeuten E$1 und E$ 2 die beiden Amplituden, T =1/f die Schwingungsdauer, λ die Wellenlänge, x1 und x2 die beiden Wegstrecken, die beide Wellen in der Zeit t von ihrem Ausgangspunkt zurückgelegt haben, δ1 und δ2 die Phasenlagen. Frequenz f und Wellenlänge λ sind durch die Beziehung c= f λ 2 (4) Für die Intensität IR der resultierenden Welle liefert die Rechnung dann: [ (x I R = I1 + I 2 + 2 I1 I 2 cos 2 π 2 − x1 + δ 2 − δ1 λ )] Die resultierende Intensität ist also im Allgemeinen nicht gleich der Summe der Einzelintensitäten. Dies ist nur der Fall, wenn der gemischte Term (Interferenzglied) verschwindet. Überlagern sich zwei Wellenzüge gleicher Frequenz und Schwingungsrichtung nach Durchlaufen verschiedener Wege, so entsteht Interferenz. In dem Raumpunkt der Überlagerung können sich die Wellen je nach ihrem Phasenunterschied verstärken oder abschwächen. Man kann zwei Grenzfälle unterscheiden (Abb. 1+2): 1. Maximale Verstärkung bei einem Gangunterschied: ; k=0, 1, 2, ... ∆=kλ 2. Auslöschung bei einem Gangunterschied: λ ∆ = (2 k + 1) ; k=0, 1, 2, ... 2 Die Interferenzen sind aber nur dann beobachtbar, wenn zwischen den interferierenden Wellensystemen eine zeitlich konstante Phasenbeziehung besteht. Im obigen Beispiel muss somit δ2-δ1=konst. erfüllt sein, um ein stationäres, beobachtbares Interferenzfeld zu erhalten. Zwei Wellensysteme, für die die Differenz δ2-δ1=konst. ist, nennt man kohärent. (3) miteinander verknüpft. Die elektrischen Feldstärken E1 und E2 überlagern sich ungestört zu einer resultierenden Welle ER. Da es sich beim Licht um sehr hochfrequente elektromagnetische Schwingungen handelt, ist nicht die elektrische Feldstärke E, sondern die Intensität I (5) Abb. 2. Interferenz von Wellen, Auslöschung. O1 Interferenz des Lichtes – Newtonsche Ringe Seite 2 Die optische Wegdifferenz ist dann: ∆ = n( AB + BC ) − AE (6) da die Strecken AB und BC im Innern der Glasplatte mit der Brechzahl n verlaufen. Es gilt ferner: 2d n cos β (7) AE = 2 d tan β sin α (8) n( AB + BC ) = Abb. 3. Entstehung von Interferenzen in einer planparallelen Platte. Ändern sich die Phasen δ2 und δ1 in zusammenhangloser Weise, so nennt man die Wellen inkohärent. Kohärentes Licht erhält man von gewöhnlichen Lichtquellen durch Aufspalten eines einzigen Lichtbündels in Teilbündel oder einfacher von Lasern, die langzeitig phasengleich schwingendes Licht einer bestimmten Frequenz liefern. Da im durchzuführenden Experiment als Lichtquelle eine Na-Spektrallampe benutzt wird, soll die Aufspaltung eines monochromatischen Lichtbündels in interferenzfähige Teilbündel an einer planparallelen Glasplatte erläutert werden, siehe Abb. 3. Der unter dem Einfallswinkel α auftreffende Lichtstrahl 1 wird an der Glasoberfläche (Brechungszahl n) zum Teil reflektiert und zum Teil unter dem Brechungswinkel ß in die Glasplatte hineingebrochen und an ihrer Rückseite im Punkt B erneut reflektiert und gebrochen (Teilstrahl a’). Der in B reflektierte Strahl trifft die Glasoberfläche in C und wird dort wiederum gebrochen (Teilstrahl b) und reflektiert. Der einfallende Strahl 1 wird so durch fortgesetzte Reflexion und Brechung an den beiden Grenzflächen in kohärente Teilstrahlen zerlegt, die mit Hilfe einer Sammellinse in den Punkten P und Q zur Interferenz gebracht werden. Je nach Gangdifferenz der Teilstrahlen untereinander (a, b) bzw. (a’, b’) wird in den Punkten P bzw. Q eine Schwächung oder Verstärkung der Intensität zu beobachten sein. Zunächst soll die Gangdifferenz der reflektierten Teilstrahlen a und b ermittelt werden. Aus der Abb. 3 lässt sich sofort die geometrische Wegdifferenz ablesen: ∆' = AB + BC − AE (5) Ersetzt man tan β = sin β cos β mit Hilfe des Bre- chungsgesetzes n= sin α sin β (9) erhält man ∆ = n( AB + BC ) − AE = 2 d n 2 − sin 2 α (10) Die Gangdifferenz ist noch unvollständig. Der Strahl a ist durch Reflexion am dichteren Medium (in A) entstanden, der Strahl b dagegen durch Reflexion am dünneren Medium (in B). Bei Reflexion am dichteren Medium tritt nun ein zusätzlicher Phasensprung der reflektierten Welle von π auf, der einer Gangdifferenz von λ/2 entspricht. Also ist die vollständige Gangdifferenz für die reflektierten Teilstrahlen a und b: ∆ = 2 d n 2 − sin 2 α + λ 2 (11) Im Punkte P wird Helligkeit (max. Verstärkung) herrschen, wenn beide Teilstrahlen eine optische Gangdifferenz von k λ haben, wobei k= 0, 1, 2, ... ist: ∆ = 2 d n 2 − sin 2 α + λ =kλ 2 (12) O1 Interferenz des Lichtes – Newtonsche Ringe Seite 3 ∆’=2d Abb. 4. Schematischer Strahlenverlauf im Newtonschen Farbglas. Dunkelheit herrscht bei einer Gangdifferenz: ∆ = 2 d n 2 − sin 2 α + λ λ = (2 k + 1) 2 2 (13) Im durchgehenden Licht (Teilstrahlen a’ und b’) beträgt die optische Gangdifferenz nur: ∆ = 2 d n 2 − sin 2 α (14) ohne dass hier noch λ/2 hinzuaddiert wird, da keiner der Teilstrahlen a’ und b’ eine Reflexion am dichteren Medium erleidet. Newtonsche Ringe. "Newtonsche Ringe" entstehen durch Interferenz von monochromatischem Licht an den Grenzen einer dünnen Luftschicht zwischen einer ebenen Glasplatte und einer sie berührenden, sehr schwach gewölbten Linse. Sie können sowohl in reflektiertem als auch durchgehendem Licht beobachtet werden. Im durchzuführenden Versuch werden die Newtonschen Ringe im durchgehenden Licht beobachtet (s. Abb. 4). Aus einem einfallenden Parallel-Lichtbündel wird ein Lichtstrahl 1 betrachtet, der die Anordnung aus Linse und Glasplatte (Newtonsche Farbenglas) durchläuft, wobei er an den Grenzflächen gemäß dem Brechungsgesetz durch Reflexion und Brechung in Teilstrahlen zerlegt wird. In der schematischen Abb. 4 ist die Brechung aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht eingezeichnet worden. Der an der Oberseite der ebenen Glasplatte durch Reflexion entstandene Teilstrahl l' wird an der Unterseite der Linse nochmals reflektiert. Dieser Teilstrahl hat gegenüber dem Lichtstrahl 1 einen geometrischen Wegunterschied von (15) wobei d die Dicke der Luftschicht an der betrachteten Stelle bedeutet. Für den optischen Weg muss noch die Brechzahl des Mediums - hier Luft mit n L ≈ 1 - und der Einfluss von Phasensprüngen bei der Reflexion an einem dichteren Medium berücksichtigt werden. Da der Teilstrahl 1’ zweimal an einem dichteren Medium reflektiert wird, tritt eine Phasenverschiebung von 2π auf. Sie entspricht einer Gangdifferenz von λ. Eine Verschiebung um ein Vielfaches einer ganzen Wellenlänge ändert aber das Interferenzbild nicht, kann also unberücksichtigt bleiben. Somit ergibt sich insgesamt die optische Wegdifferenz zu: ∆ = 2 nL d ≈ 2 d (16) Für die Interferenzmaxima (helle Ringe) muss dann gelten: ∆ = 2d = k λ (17) und für die Interferenzminima (dunkle Ringe): ∆ = 2 d = (2 k + 1) λ 2 (18) Man beobachtet ein System heller und dunkler Kreise um das Zentrum der Anordnung, die „Newtonschen Ringe“. Zwischen dem Radius rk des k-ten hellen Ringes, der Dicke d und dem Krümmungsradius R der plankonvexen Linse besteht aufgrund der Geometrie in Abb. 5 die Beziehungen Abb. 5. Geometrie zur Ermittlung der Dicke d. O1 Interferenz des Lichtes – Newtonsche Ringe Seite 4 ( R − d ) 2 + rk2 = R 2 (19) R 2 − 2 Rd + d 2 + rk2 = R 2 (20) rk2 = 2 Rd − d 2 (21) rk2 = d (2 R − d ) (22) Bei schwach gewölbten Linsen ist d<<R, so dass in der Gleichung die Größe d² vernachlässigt werden darf: rk2 = 2 d R ⇔ d= rk2 2R (23) Einsetzen in Gl.(17) ergibt die Radien der hellen Ringe: rk2 = k λ R (24) Diese Gleichung lässt erkennen, dass rk² über k (Ordnungszahl) aufgetragen eine Gerade mit der Steigung R λ ergibt. Aus diesem Zusammenhang lässt sich bei vorgegebener Wellenlänge λ des verwendeten Lichts der Krümmungsradius der plankonvexen Linse ermitteln. Aufbau und Durchführung des Versuchs. Der Versuchsaufbau für die Newtonschen Ringe ist in Abb. 6 skizziert. Auf der optischen Bank befindet sich eine Natrium-Spektrallampe, die monochromatisches Licht der Wellenlänge λ=589 nm liefert. Mit dem Kondensor wird das ausgesandte Licht parallel gemacht und dann im Newtonschen Farbenglas zur Interferenz gebracht. Die Sammellinse, in deren Brennpunkt das Newtonsche Farbenglas steht, projiziert die Newtonschen Ringe und eine Millimeterskala auf den Schirm am Ende der optischen Bank. Zur Bestimmung des Krümmungsradius der plankonvexen Linse werden die Radien rk der Interferenzringe bei den entsprechenden Ordnungszahlen ausgemessen. Der ebenfalls auf den Schirm projizierte Millimetermaßstab, welcher direkt auf dem Newtonschen Farbenglas eingeritzt ist, erlaubt durch die entsprechende Vergrößerung, die Radien der Ringe genau zu bestimmen. Auswertung. Zur Auswertung wird rk² über k aufgetragen. Aus der Steigung m = R λ der Geraden wird bei vorgegebener Wellenlänge λ=589 nm (Natriumlampe) der Krümmungsradius R der plankonvexen Linse bestimmt. Literatur. [Wa], [BS], [HM], [De] Abb. 6. Experimenteller Aufbau. Version 07-2009