GLÜCK DER SCHLÜSSEL ZUM GLÜCK LIEGT IM TIEFEN BRUNNEN DER EIGENEN SEELE VERBORGEN -Die Menschen kommen durch nichts den Göttern näher, als wenn sie Menschen glücklich macberi» . (Marcus Tullius Cicero, 106- 43 v. Chr.) Machen Menschen glücklich? Das soziale Umfeld ist aus Sicht anerkannter Glücksforscher einer der wichtigsten Faktoren für unser ganz persönliches Glücksempfinden. Familie, Partnerschaft und Freunde machen demnach glücklich. Doch ganz so einfach scheint die Rechnung nicht aufzugehen, denn während so viele Glücksschreiber das soziale Netzwerk übereinstimmend als Glücksbringer preisen, findet erstaunlicherweise kaum einer von ihnen die Tatsache erwähnenswert, dass uns gerade durch nahe stehende Menschen auch die schmerzlichsten und unglücklichsten Momente in unserem Leben widerfahren. Da lohnt es sich, genauer hinzusehen: Wie und unter welchen Umständen machen uns Menschen glücklich? Und wie kommt es, dass sie uns Leid verursachen? Oder sind wir es am Ende selbst, die sich unglücklich machen? 22 Mach mich glücklich! Wir kennen alle das Phänomen der so genannten -Energievarnpire-. Wir verstehen darunter Menschen, die uns auslaugen und die unsere Energie rauben, indem sie uns negativ und destruktiv begegnen, überkritisch, lieblos, wenig wertschätzend und ohne Achtsamkeit für unsere Person und unsere Bedürfnisse. Menschen, die nehmen, ohne zu geben und wenn sie geben, dann nur, damit ihnen wieder gegeben wird. Menschen, die ihre eigene Person in den Mittelpunkt stellen, ihre eigene Bedürfnisbefriedigung zum zentralen Thema machen und die zugleich andere sehr selbstverständlich als Erfüller dieser Bedürfnisse betrachten. Doch werfen wir auch einmal einen Blick auf den Anteil der jeweils anderen, denn auch diesem Spiel wohnt eine fatale Logik inne: In die ..Opfer-Falle, also in die Rolle des Bedürfniserfüllers, gerät leicht, wer selbst bedürftig ist. Die Versuchung ist spiegelbildlich und letztlich sind beide Opfer ihrer eigenen Selbst-Täuschung, solange sie das Glück im jeweils anderen suchen. Beide können in diesem Spiel ihre Bedürfnisse zunächst scheinbar auch befriedigen - wenn auch meist nur ._~-~ Christine Kammerer [email protected] www.christine-karnmerer.de für kurze Zeit. Danach ist die Ent-Täuschung gross. Die eigene Bedürftigkeit verleitet zur Projektion: Wie im Märchen -Der Froschkönig- wird der jeweils andere regelrecht in die Rolle des Glücksbringers gedrängt und dann vertraglich in die Pflicht genommen nach dem simplen Motto: ..Gib du mir, dafür gebe ich dirl- Die Prinzessin ist traurig, der Frosch holt ihr die goldene Kugel aus dem Brunnen, doch dafür verpflichtet er sie zu einer Gegengabe. Die unmissverständliche Botschaft bei der Beteiligten lalltet: Mach du mich glücklich! Der Frosch fordert das Versprochene ein - die Liebe der Prinzessin, also ein Gut, das man niemals durch Leistung erwerben kann. Die Beziehung, die sich zwischen den beiden entwickelt, ist keine Freundschaft und schon gar keine Liebesbeziehung. sondern ein Deal. Ein Deal, an dem das vermeintliche Opfer, also die Prinzessin, durchaus sehr aktiv beteiligt ist und es macht die Sache keineswegs besser, dass sie nie vorhatte, sich an die Abmachung zu halten. Fatale Glücks-Spiele Als nun der Frosch den Preis tatsächlich einfordert, quält sie das Über-Ich - ihr in Form des Königsvaters leibhaftig gewordenes Gewissen: "Was du versprochen hast, musst du auch halten!" Der Frosch wiederum handelt nach der Maxime: "Wenn du nur genug gibst, dann wird dir auch gegebenl- Beide sind in der Falle unbewusster Verhaltensmuster gefangen und somit letztlich verdammt zum unglücklich sein - jedenfalls so lange, bis einer von ihnen aus der Selbsttäuschung erwacht und das Spiel beendet. Beide sind Opfer, beide Täter. Die Prinzessin gibt widerwillig, was von ihr verlangt wird, der Frosch nimmt, hat jedoch nicht die geringste Chance, das zu bekommen, wonach er sich im Grunde seines Herzens sehnt. Die Beziehung der beiden ist von unsinnigen Regeln und Vereinbarungen geprägt, nicht von positiver Zuwendung und Gefühl. Die Prinzessin gibt, bis der Frosch eine Grenze überschreitet, an der es ihr unmöglich wird, die verinnerlichten Normen aufrecht zu er- halten. Erst dieser schwere Konflikt sorgt im Märchen für die Erlösung der Protagonisten und sprengt die Fesseln der Rollen, in denen beide bis dahin gefangen waren. Erst an dieser Stelle der Entwicklungen offenbart sich eine Chance auf Glück. Viele zwischenmenschliche Beziehungen funktionieren nach diesem Muster. Die Beteiligten sind in ihren eigenen Prägungen gefangen Lind weisen dem jeweils anderen eine Rolle zu, die alten, unbewussten Mustern entspricht: Die beste Freundin soll die Schwester sein, die man sich immer gewünscht hat, der Partner ein Traum - die Inkarnation aller verklärten Hoffnungen und Sehnsüchte nach einem glücklicheren Leben. Dem anderen werden bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, die nur in der eigenen Fantasie existieren. Er verkörpert ein Glücksversprechen, das nur vom Wunschdenken geleitet ist - nicht von der Realität. Und er soll vor allem ein ganzes Programm an Aufgaben abarbeiten, die ihm aufgrund der eigenen Bedürfnisst.ruktur abverlangt werden. Erfüllt er diese Kriterien - ob es nun seinem Naturell, seinen eigenen Bedürfnissen entspricht oder nicht - wird die Idealisierung aufrechterhalten. Andernfalls drohen Sanktionen, schlimmstenfalls Liebesentzug. Sein Verhalten wird zum Massstab für das eigene Glücksempfinden. er trägt die Verantwortung dafür. Es mag sicher jene seltenen Ausnahmen geben, in denen dieses Spiel von Partnern mit sich gegenseitig ergänzenden Strukturen erfolgreich gespielt wird, doch in aller Regel sind solche Beziehungen entweder zum Scheitern verurteilt oder aber die Beteiligten sind verdammt zu genau dem, was sie mit aller Macht zu vermeiden suchen: zum Unglücklich sein. Mach dich selbst glücklich, dann machen Menschen dich glücklich! Der Schlüssel zum Glück liegt niemals im anderen und für das eigene Glück ist niemand verantwortlich als ich selbst. Andere Menschen können zu diesem Glück beitragen - so viel ist unbestritten doch wenn ich selbst nicht dafür offen bin, dieses Glück zu empfinden, bleiben auch die Gesten und Aufmerksamkeiten der anderen vergebliche Liebesmüh. Glücklich ist, wer seine Energien auf das eigene Wohlergehen konzentriert und das setzt Be-. j'.' wusstsein, Vertrauen und Achtsamkeit _j t 1 i ,\. sich selbst gegenüber voraus. Glück ist im Grunde sehr einfach zu erlangen: Je besser ich meine eigenen Bedürfnisse kenne, desto besser kann ich sie befriedigen und desto glücklicher bin ich auch. Und zum Glück gehören eben manchmal zwei (oder auch mehr) Menschen, die gemeinsame Bedürfnisse haben und zusammen nach deren Befriedigung streben. Doch das ist nur möglich, wenn sie sich auf gleicher Augenhöhe begegnen, gegenseitig respektieren und die Persönlichkeit und Bedürfnisstruktur des jeweils anderen achten und wertschätzen. Gute zwischenmenschliche Beziehungen tragen nicht nur dazu bei, dass wir unsere Chancen auf glückliche Zuund Umstände erhöhen - sie machen auch widerstandsfähiger gegen Unglück. Doch was macht eine gute zwischenmenschliche Beziehung aus? Glücksforscher Michael Argyle bringt es wie folgt auf den Punkt: «Auf Sympathie beruhende Anteilnahme der anderen an uns kann unser Selbstweltgefühl erhöhen. Mitglied in einem gut funktionierenden sozialen Netzwerk (das sind Freunde, Verwandte und Kollegen) zu sein, kann uns das Gefühl geben besser mit unseren Alltagsproblemen fertig zu werden. Aber über alle Anteilnahme, Kameradschaft und Anerkennung hinaus ist die Überzeugung geliebt zu werden die beste Heilmethode von allen- Sich auf die Unterstützung und das Wohlwollen anderer verlassen zu können vermittelt uns Sicherheit, Geborgenheit und Zufriedenheit und dies wiederum stabilisiert wie auch das Gefühl, geliebt und geschätzt zu werden, unser Selbstwertgefühl. Wir erleben es als hilfreich, unsere Probleme und Sorgen mit jemandem teilen zu können. Auf andere vertrauen zu können und das Wissen darum, dass sie uns mit Rat und Tat zur Seite stehen, macht uns stark und glücklich. Doch das Gefühl, geliebt und geschätzt zu werden, müssen wir tief in uns selbst entwickeln - durch Selbstliebe und Weltschätzung der eigenen Person. Erst dann kann es auf Resonanz im Aussen stossen. Und schliesslich: Auch bewusst lebende Menschen können Energieräubern und Glücksschmarotzern nicht immer ausweichen, zum Beispiel im Arbeitsumfeld, aber wir haben durchaus Einfluss darauf, welchen Menschen wir Einlass in unser ganz persönliches Universum gewähren. Wenn wir diese mit Bedacht und Achtsamkeit so wählen, dass beide Seiten durch die gegenseitigen Beziehungen gewinnen, erhöhen wir damit auch ganz automatisch unsere eigenen Chancen auf Glück. 'I 23