Myopathie und Pneumothorax: adulte Form der - m

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Myopathie und Pneumothorax: adulte Form der myotubulären Myopathie (MTM) mit neuer
Mutation im X-chromosomal gelegenen MTM1-Gen
Per-Ole Carstens1, Eva Maria Christina Schwaibold2, Arne Wrede3, Barbara Zoll2, Nicola Glöckle4,
Jens Schmidt5
1Universitätsmedizin
Göttingen, Klinik für Neurologie, Göttingen, Germany
2Universitätsmedizin
Göttingen, Institut für Humangenetik, Göttingen, Germany
3Universitätsmedizin
Göttingen, Institut für Neuropathologie , Göttingen, Germany
4Center
for Genomics and Transcriptomics – CeGaT GmbH, Tübingen, Germany
5Universitätsmedizin
Göttingen, Institut für Multiple-Sklerose-Forschung und Hertie-Stiftung, Klinik für
Neurologie und Abteilung Neuroimmunologie, Göttingen, Germany
Hintergrund: Die X-chromosomal-rezessive Form der myotubulären Myopathie (X-Linked Myotubular
Myopathy, XLMTM) ist eine seltene neuromuskuläre Erkrankung, die durch das Auftreten von
muskulärer Schwäche, Muskelhypotonie und respiratorischer Schwäche gekennzeichnet ist. Bei den
betroffenen Jungen manifestiert sich die Erkrankung in der Regel im Säuglingsalter oder in der
Kindheit und führt aufgrund respiratorischer Probleme häufig frühzeitig zum Tode. Milde Verläufe der
Erkrankung sind selten. Hemizygote Mutationen im Gen Myotubularin (MTM1) sind Ursache der
Erkrankung und trunkierende Mutationen sind normalerweise mit einem schweren Phänotyp
assoziiert.
Fallbericht: Berichtet wird über zwei Brüder, die sich im Alter von 42 bzw. 43 Jahren mit einer seit
wenigen Jahren bestehenden, im Verlauf langsam progredienten Muskelschwäche vorstellten. Im
jüngeren Erwachsenalter ist es bei beiden Brüdern rezidivierend zu Spontanpneumothoraces
gekommen. Bei Erstvorstellung zeigt sich beim älteren Bruder eine Ptose beidseits und der
Hackenstand ist erschwert. Beim jüngeren Bruder bestehen zu diesem Zeitpunkt eine beidseitige
faziale Parese und eine Tetraparese, welche an den Armen distal betont ist. Der CK-Wert ist bei
beiden Brüdern nur leicht erhöht, das EMG zeigt myopathische Veränderungen. Das Muskel-MRT
beim jüngeren Bruder zeigt eine fettige Atrophie. In der Muskelbiopsie findet sich ein myopathisches
Bild, gekennzeichnet durch starke Kalibervariation, einen hohen Anteil von Fasern mit zahlreichen
internalisierten Kernen und Fasersplittings. Eine begleitende Fibrose ist erkennbar. In einem Zeitraum
von 5 Jahren zeigte sich die Myopathie deutlich progredient. Bei beiden Brüdern bestehen eine
beidseitige Ptose, eine Dysphagie sowie eine proximale und distale Tetraparese mit Kraftgraden von 2
bis 4. Das Gehen ohne Gehhilfe ist nur noch für wenige Meter möglich, es wird ein Rollator benutzt.
Bei beiden Brüdern erfolgt nachts und nach Bedarf auch tagsüber eine CPAP-Maskenbeatmung. Die
endgültige Diagnose einer X-chromosomal-rezessiven Form der myotubulären Myopathie konnte
durch eine next generation sequencing-Paneldiagnostik gestellt werden, durch die die Mutation
c.98dupA (p.(Ala34Glyfs*13)) im MTM1-Gen hemizygot nachgewiesen werden konnte. Sie wurde
durch eine Sanger-Sequenzierung bei beiden Brüdern bestätigt. Es handelt sich um eine trunkierende
Mutation, die zu einer Verschiebung des Leserasters (frameshift) und damit zu einem vorzeitigen
Abbruch der Proteinbiosynthese führt.
Zusammenfassung: Der Fallbericht zeigt ein seltenes Beispiel einer Leserastermutation im Gen
MTM1, welche zu einem Erkrankungsbeginn im Erwachsenenalter und einem relativ milden bis
moderaten Phänotyp führt. Weiterhin findet sich erstmals eine Fallgeschichte mit einer möglichen
Assoziation von rezidivierenden Spontanpneumotharaces und einer Myopathie.
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