b FERNVERKEHR-DOPPELSTOCKZÜGE für die SBB Beschreibung Prototypdrehgestelle Beschaffung FERNVERKEHR DOPPELSTOCKZÜGE für die Schweizerischen Bundesbahnen SBB AG FV-Dosto Erprobung von zwei Prototypdrehgestellen unter IC2000-Wagen Technische Beschreibung Prototypdrehgestelle für Presse-Event am 04.01.2011 Erstellt von: Dr. Dietmar Kraft am: 17.12.2010 Geprüft von: R. Schneider am: 17.12.2010 Freigegeben von: Dr. Dietmar Kraft am: 17.12.2010 22. Dezember 2010 © Bombardier Inc. und Tochtergesellschaften, alle Rechte vorbehalten Prototypdrehgestelle Seite 1 von 7 b FERNVERKEHR-DOPPELSTOCKZÜGE für die SBB Beschreibung Prototypdrehgestelle 1 Allgemeines Für die neuen Fernverkehrs-Doppelstockzüge der SBB hat Bombardier den Drehgestelltyp FLEXX* Tronic WAKO entwickelt. Die FLEXX Tronic WAKO Drehgestelle sind ein neues Mitglied in der Bombardier FLEXX Compact Drehgestellfamilie und weisen als Neuheit die Integration eines Wankkompensationssystems (WAKO*) auf. Optional ist der Einbau von ARS (Aktive Radsatzsteuerung und Stabilisierung) in den Drehgestellen möglich. Mittlerweile wurden zwei FLEXX Tronic WAKO Prototypdrehgestelle gebaut, die derzeit unter einem existierenden IC2000-Wagen der SBB getestet werden. Nach den statischen Tests in Minden sind Versuchsfahrten im Schweizer Streckennetz geplant. In einer zweiten Phase der Tests werden die beiden Prototypdrehgestelle mit ARS (Aktive Radsatzsteuerung und Stabilisierung) ausgerüstet. Die beiden Prototypdrehgestelle sind baugleich und unterscheideen sich nur durch die Radsätze: • Das eine Prototypdrehgestell besitzt zwei Messradsätze (basierend auf ICE 3) • Das andere Prototypdrehgestell ist mit 2 Radsätzen des Typs Görlitz 9 ausgerüstet. In beiden Drehgestellen sind weder Bremsen noch Antriebe eingebaut. Die Gewichte der fehlenden Brems- und Antriebskomponenten sowie Kopfträger und Antennen werden durch Ersatzmassen repräsentiert. Die Schnittstellen zum Wagenkasten sind an die Gegebenheiten des IC2000-Wagens angepasst. Die Verbindung zwischen Drehgestell und Wagenkasten erfolgt über einen sogenannten Federträger. Während dieser in der Serie zugleich als Zusatzluftvolumen für die Luftfedern dienen wird, ist dies bei den Prototypdrehgestellen nicht der Fall. Die Zusatzluftbehälter sind hier in Form von zwei separaten Druckbehältern ausgeführt. Die Abb. 1.1 und Abb. 1.2 zeigen die Prototypdrehgestelle mit WAKO und ARS in der Ausführung ohne Messradsätze. * eingetragenes Markenzeichen von Bombardier Inc. und seinen Konzerngesellschaften Technische Beschreibung 22. Dezember 2010 © Bombardier Inc. und Tochtergesellschaften, alle Rechte vorbehalten Prototypdrehgestelle Seite 2 von 7 b FERNVERKEHR-DOPPELSTOCKZÜGE für die SBB Beschreibung Prototypdrehgestelle Abb. 1.1 Prototypdrehgestell (ohne Messradsätze) mit Wankkompensation (WAKO) und ARS Abb. 1.2 Prototypdrehgestell (ohne Messradsätze) mit WAKO und ARS, Ansicht von unten Technische Beschreibung 22. Dezember 2010 © Bombardier Inc. und Tochtergesellschaften, alle Rechte vorbehalten Prototypdrehgestelle Seite 3 von 7 b FERNVERKEHR-DOPPELSTOCKZÜGE für die SBB Beschreibung Prototypdrehgestelle 1.1 Technische Hauptdaten Spurweite 1435 mm max. Radsatzfahrmasse max. 19 t Radsatzabstand 2500 mm maximale Fahrgeschwindigkeit Abstützung primär 200 km/h (+10%) Gummifeder Stahlfedersatz (mit Gummiplatte) Aktive Radialsteuerung und Stabilisierung (ARS) Abstützung sekundär Höhe Kastenauflage über Schienenoberkante (SOK) Bremsausrüstung Antriebsausrüstung Antennen Raddurchmesser Querbeschleunigung auf Gleisebene (nominal) Querbeschleunigung auf Passagierebene (nominal) Technische Beschreibung 22. Dezember 2010 © Bombardier Inc. und Tochtergesellschaften, alle Rechte vorbehalten Luftfeder mit Gummischichtfeder zentrale Notfeder in Sekundärstufe integriertes WAKO-System 1030 mm keine (Masse der Bremsausrüstung durch Ersatzmassen abgebildet) keine (Masse der Antriebsausrüstung durch Ersatzmassen abgebildet) keine (Masse von Kopfträger und Antennen durch Ersatzmassen abgebildet) 920 mm 2 1.35 m/s 2 1.2 m/s Prototypdrehgestelle Seite 4 von 7 b FERNVERKEHR-DOPPELSTOCKZÜGE FERNVERKEHR für die SBB Beschreibung Prototypdrehgestelle 2 Beschreibung der Wankkompensation 2.1.1 Grundprinzip Bei konventionellen Fahrzeugen wankt das Fahrzeug bei schneller Bogenfahrt aufgrund des Fliehkraftüberschusses sowohl in der PrimärPrimär als auch in der Sekundärstufe nach b bogenaussen. Dadurch geht ein Teil der positiven Wirkung der Gleisüberhöhung verloren und und die auf den Fahrgast einwirkende Fliehkraft steigt. Entweder wird diese Fahrkomforteinbusse akzeptiert, oder die Fahrgeschwindigkeit im Bogen muss reduziert werden. Das Grundprinzip des Wankkompensationssystems (WAKO) besteht darin, das pri primäre und sekundäre Wanken nach bogenauß ßen durch ein n Neigen des Wagenkastens nach b bogeninnen in der Sekundärstufe zu kompensieren und so die auf den Fahrgast einwirkende Fliehkraft zu reduzieren. Als Folge können in Bögen höhere Fahrgeschwindigkeiten realisiert werden als als mit konventionellen Fahrzeugen. Erstmals wird ein solches WAKO-System WAKO System nun für Doppelstockfahrzeuge angewendet. Das Wankkompensationssystem beinhaltet gleichzeitig eine Komfortregelung in Querrichtung (A (ALS, active lateral suspension). 2.1.2 Realisierung Das Wankkompensationssystem (WAKO) ist in die Sekundärstufe integriert. Es erfordert keine zusätzliche Zwischentraverse, wie das bei den bekannten Neigezugdrehgestellen der Fall ist. Alle durch WAKO aufgebrachten Bewegungen werden von den Luftfedersystemen aufgenommen. Mechanisch wird WAKO realisiert, indem ein hoch liegender fiktiver Wankpol des Wagenkastens erzeugt wird. Dies geschieht durch die schief gestellten Wankstützenpendel: Diese sind nach innen geneigt angeordnet, so dass sich ein fiktiver Schnittpunkt Schnittpunkt ihrer verlängerten Pendelachsen etwa auf Höhe des Oberdecks ergibt. Da der Schwerpunkt des Wagenkastens unterhalb dieses fiktiven Drehpunktes liegt, hat er aufgrund der Fliehkraft im Bogen bereits passiv das Bestreben, nach aussen zu pendeln und Technische Beschreibung 22. Dezember 2010 © Bombardier Inc. und Tochtergesellschaften, alle Rechte vorbehalten Prototypdrehgestelle Seite 5 von 7 b FERNVERKEHR-DOPPELSTOCKZÜGE FERNVERKEHR für die SBB Beschreibung Prototypdrehgestelle sich somit nach bogeninnen ogeninnen zu neigen. Beim WAKOWAKO System wird dieser Vorgang durch einen elektrohydraulischen WAKO-Aktuator Aktuator unterstützt. Pro Drehgestell sind aus Redundanz-- und Querfahrkomfortgründen zwei WAKO WAKO/ALS-Aktuatoren angeordnet, die geregelt Querkräfte e zwischen Drehgestellrahmen und Federträger aufbringen. Beide Aktuatoren sind in n Querrichtung (auf der yy-Achse) wirksam. Die beiden Linearaktuatoreinheiten wirken über je eine Lenkstange quer durch den Drehgestellrahmen zum Federträger. Im niederfrequenten n Bereich erzeugen sie die für die Wankkompensation erforderliche quasistatische sistatische Kastenneigung nach b bogeninnen. Im hochfrequenten Bereich regeln sie den Querkomfort im Wagenkasten (ALS). Die Aktuatoren sind sehr ausfallsicher ausgeführt. Sollte dennoch ein Aktuator ausfallen, so gewährleistet der verbleibende Aktuator die Neigefunktion und regelt gleichzeitig den Komfort in reduziertem Umfang weiter. Die zur Regelung von WAKO erforderlichen Messgrössen werden durch Sensoren am Fahrwerk sowie im Wagenkasten bereitgestellt. Das WAKO-System ist fail-safe safe aufgebaut. So ist durch die Wahl der Parameter, die die Quersteifigkeit zwischen Kasten und Drehgestell bestimmen, sichergestellt, dass auch bei Abschalten oder Komplettausfall des WAKO-Systems Systems das Lichtraumprofil unter allen Bedingungen eingehalten wird. Ausgefallene Aktuatoren wirken irken wie hydraulische Dämpfer. 2.1.3 Vorteile und Eigenschaften WAKO ist ein innovatives System zur aktiven Kompensation der Wankwinkel Wankwinkel eines Wagenkastens, integriert in die Kastenfederung.. Das System erlaubt um bis zu 15% höhere Fahrgeschwindigkeiten im Bogen. Dank modernster Elektronikarchitektur und vollständiger Redundanz der Komponenten (inklusive Aktuator, was eine Weltneuheit darstellt) wird eine extrem hohe Zuverlässigkeit Zuverlässigkeit erreicht, welche mit klassischen Neigesystemen systemen nicht möglich ist. Technische Beschreibung 22. Dezember 2010 © Bombardier Inc. und Tochtergesellschaften, alle Rechte vorbehalten Prototypdrehgestelle Seite 6 von 7 b FERNVERKEHR-DOPPELSTOCKZÜGE für die SBB Beschreibung Prototypdrehgestelle Der multifunktionale, mechatronische Aufbau des Systems bietet eine deutlich reduzierte mechanische Komplexität, erlaubt dadurch eine kompakte Bauweise und damit einen kurzen Radstand des Fahrwerks, auch bei integriertem Antrieb. Die Kinematik des Systems bietet ein „FailSafe“ Verhalten und garantiert einen grösstmöglichen Wagenkastenquerschnitt, was sich speziell in einem erstklassigen Raumangebot bei Doppelstockwagen manifestiert. Zudem ist die Führung eines Pantographen am Fahrdraht unter allen Umständen und ohne zusätzliche Massnahmen gesichert. Durch den geringen Neigewinkel sowie die aktive Komfortregelung mittels modernem, modellbasiertem Reglerkonzept, wird ein hohes Fahrkomfortniveau erreicht. Der allgemein bekannte Effekt der „Seekrankheit“, wie er bei klassischen Neigezügen auftreten kann, ist eliminiert. Technische Beschreibung 22. Dezember 2010 © Bombardier Inc. und Tochtergesellschaften, alle Rechte vorbehalten Prototypdrehgestelle Seite 7 von 7