ENDBERICHT POTENZIALANALYSE METALL 27. Mai 2015 angefertigt von PM & Partner Marketing Consulting GmbH Lyoner Straße 34 | 60528 Frankfurt/Main Tel: +49-69-6680770 | Fax: +49-69-66807799 www.pm-p.de Auftraggeber Ministerium für Wirtschaft und Energie des Landes Brandenburg Heinrich-Mann-Allee 107 14473 Potsdam Potenzialanalyse Metall Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis ....................................................................................................... 3 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................... 3 Zusammenfassung ......................................................................................................... 4 1. Hintergrund und Aufgabenstellung .......................................................................... 6 2. Das Cluster Metall im Land Brandenburg ................................................................. 8 3. Vorgehen im Rahmen des Projektes ........................................................................ 9 4. Struktur der Befragungsstichprobe ........................................................................ 11 5. Struktur des Clusters Metall im Land Brandenburg ............................................... 12 6. Technologie- und Innovationsmanagement der Unternehmen ............................ 17 7. Kooperations- und Vernetzungsbeziehungen im Cluster ....................................... 22 8. Zukünftige Leitthemen für die Metallclusterunternehmen ................................... 24 9. Identifikation der Innovationspotenziale ............................................................... 25 9.1 Prozessoptimierung .......................................................................................... 25 9.2 Produktentwicklung.......................................................................................... 26 9.3 Material- und Energieeffizienz ......................................................................... 26 9.4 Automatisierung und Individualisierung der Produktion ................................. 27 9.5 Technologiemanagement und Neue Märkte ................................................... 27 10.Räumliche Verteilung der Innovationspotenziale im Land Brandenburg .............. 29 11.Handlungsempfehlungen ....................................................................................... 30 11.1 Empfehlungen für Clusterthemen .................................................................. 30 11.2 Maßnahmen für die Clusterunternehmen ..................................................... 31 11.2.1 Aktionsfeld I – Veranstaltungsformate ...................................................... 32 11.2.2 Aktionsfeld II – Förderung des Unternehmeraustauschs .......................... 32 11.2.3 Aktionsfeld III – Aktive Einbindung von Kreativ-Laboren und Technologietransferstellen .......................................................................... 33 11.2.4 Aktionsfeld IV – Unterstützung der Internationalisierung ........................ 35 11.3 Projektempfehlungen ..................................................................................... 35 11.3.1 Übergreifende, allgemein-betriebswirtschaftliche Projekte ..................... 35 11.3.2 Technologie-/Innovationsorientierte Projekte .......................................... 36 12.Zuordnung der Handlungsempfehlungen zu den Eckpunkten des Masterplans Cluster Metall ......................................................................................................... 38 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 2 Potenzialanalyse Metall Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Verteilung der Branchensektoren ............................................................... 11 Tabelle 2: Zuordnung der Aktionsfelder zu den Eckpunkten des Masterplans ........... 38 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Unternehmensdaten .............................................................................. 12 Abbildung 2: Branchensektoren im Cluster Metall Brandenburg ............................... 13 Abbildung 3: Zuordnung der Clusterunternehmen in der Wertschöpfungskette ....... 13 Abbildung 4: Räumliche Verteilung der Unternehmen des Clusters Metall ............... 14 Abbildung 5: Räumliche Verteilung der Clusterunternehmen nach Branchensektoren ..................................................................................................................................... 14 Abbildung 6: Zulieferer- und Abnehmerbranchen der Clusterunternehmen ............. 15 Abbildung 7: Innovationstätigkeit der Unternehmen ................................................. 17 Abbildung 8: Spezifikation der Innovationstätigkeit in den nächsten drei Jahren ...... 18 Abbildung 9: Partner für zukünftige Innovationsvorhaben ......................................... 19 Abbildung 10: Gründe für die Be- und Verhinderung von Innovationen in Unternehmen ....................................................................................... 20 Abbildung 11: Suche der Clusterunternehmen nach Partnern in Brandenburg/Berlin ..................................................................................................................................... 22 Abbildung 12: Projekttypen zukünftiger Kooperationen ............................................ 23 Abbildung 13: Kooperationsinteresse nach Branchensektoren .................................. 23 Abbildung 14: Wichtige Faktoren für die Zukunftsfähigkeit der Clusterunternehmen ..................................................................................................................................... 24 Abbildung 15: Räumliche Verteilung der von den Unternehmen genannten Innovationspotentiale .......................................................................... 29 Abbildung 16: Übersicht der clusterspezifischen Handlungsempfehlungen und der Aktionsfelder der zukünftigen Clusterarbeit ........................................ 31 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 3 Potenzialanalyse Metall Zusammenfassung Mit der Ausarbeitung einer Potenzialanalyse für das Cluster Metall des Landes Brandenburg wird das Ziel verfolgt, ein bedarfsorientiertes Agieren von Clusterakteuren zu unterstützen sowie eine Einbindung von weiteren Partnern zu fördern. Als Ergebnis sollen Erkenntnisse über die Abnehmer- und Zulieferverflechtungen gewonnen sowie typische Innovationsimpulse seitens der Kunden identifiziert und daraus konkrete Handlungsempfehlungen für eine weitere Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Clusterunternehmen abgeleitet werden. Die Metallindustrie prägt die Wirtschaftsstruktur vieler Region des Landes Brandenburg und zählt zu den beschäftigungs- und umsatzstärksten Einzelbranchen des verarbeitenden Gewerbes und des Handwerks. Die überwiegende Anzahl der Clusterunternehmen ist kleinst- und kleinbetrieblich strukturiert. Unternehmen des metallbe- und -verarbeitenden Gewerbes bilden die größte Unternehmensgruppe innerhalb des Clusters, gefolgt von Maschinen- und Anlagenbauern sowie Metallbauunternehmen. Wie die vorliegende Analyse zeigt, liegt wertschöpfungsseitig der Schwerpunkt der Clusterunternehmen auf der Produktion von Komponenten und Teilen sowie auf dem Angebot von ergänzenden Dienstleistungen. Die Abnehmer- und Zulieferverflechtungen der Clusterunternehmen sind in Brandenburg sehr heterogen. Die zuliefernden Unternehmen kommen zumeist aus der Metallindustrie, dem Maschinenbau sowie der Elektroindustrie. Auf Seiten der Abnehmer findet sich ein breites Branchenspektrum mit Schwerpunkten in der Metallindustrie, dem Maschinenbau und der Energiewirtschaft. Durch die stark differenzierten Anforderungsprofile der jeweiligen zuliefernden- und abnehmenden Partnerunternehmen lassen die Abnehmer- und Zulieferverflechtungen der Clusterunternehmen keine typischen Verknüpfungsbeziehungen erkennen. Jeder Austauschprozess unterliegt individuellen branchen- und anforderungsspezifischen Faktoren. Dieses dynamische zwischenbetriebliche Beziehungsgefüge fungiert als ständiger Impulsgeber für die Clusterunternehmen hinsichtlich der Verbesserung ihrer Produkte, Prozesse und Verfahren als auch für die Entwicklung neuer Produkte. Entsprechend sind laut Befragungsergebnis die eigenen Kunden und Abnehmer auch die bedeutendsten Partner bei Verbesserungen oder Neuentwicklungen. Die Kooperations- und Vernetzungsbeziehungen innerhalb des Clusters werden insbesondere durch Produktions- und Entwicklungskooperationen geprägt. Die Mehrheit der Unternehmen hat für die Bearbeitung eines entsprechenden Vorhabens bereits den passenden Partner gefunden. Das größte Kooperationsinteresse der noch nach geeigneten Partnern suchenden Clusterunternehmen besteht seitens der Maschinenund Anlagenbauer sowie der metallbe- und verarbeitenden Unternehmen. Clusterübergreifend sind die prioritären Leitthemen „Fachkräfte“ und „Innovationen“. Perspektivisch werden die „Digitalisierung der Produktion“ und die „Individualisierung der Produkte/Services“ als wichtig für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit gesehen. Prozessoptimierung, Produktentwicklung, Material- und Energieeffizienz, Automatisierung und Individualisierung der Produktion sowie Technologiemanagement und Neue Märkte bilden für die Clusterunternehmen die stimulierenden Innovationspotenziale für eine zeit- und bedarfsgerechte Bedienung der Kundenanforderungen. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 4 Potenzialanalyse Metall Es lassen sich für die zukünftige Clusterarbeit Empfehlungen für vier Aktionsfelder (AF) ableiten, die sich am Grundmodell des Innovationsprozesses orientieren. Den Clusterunternehmen werden somit im gesamten Verlauf ihres Innovationsprozesses unterstützende Instrumente angeboten: Durch die Fortführung von Veranstaltungsformaten (AF I) soll der Informationsaustausch sowie der partizipative Netzwerkgedanke weiter intensiviert werden. Mit den Formaten „Unternehmer laden ein“ und „Unternehmerfrühstück“ wird der zwischenbetriebliche Austausch der Clusterunternehmer weiter gefördert und gestärkt (AF II). Mittels dem Ausbau und Weiterführung der Einbindung von Kreativ-Laboren und Technologietransferstellen ist der Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, als auch Verbundprojekte zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen im Land Brandenburg weiter zu stärken (AF III). Hinsichtlich der Unterstützung der Clusterunternehmen bei deren Auslandsmarktentwicklung, sind Fact-Finding-Touren und Messeteilnahmen weiter auszubauen (AF IV). Die vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen, inklusive konkreter Projekte für die Umsetzung, zeigen Wege zur Überwindung von Hemmnissen auf, die bisher den Wissens- und Erfahrungsaustausch sowie die Beteiligung an Transferprojekten behindert haben. Die Empfehlungen dienen der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen des Clusters Metall Brandenburg sowie der Förderung eines intensiveren Austauschs der Clusterakteure untereinander und der Stimulierung der Innovationspotenziale. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 5 Potenzialanalyse Metall 1. Hintergrund und Aufgabenstellung In Umsetzung seiner Innovationsstrategie hat das Land Brandenburg auch die Implementierung von vier landesspezifischen Clustern beschlossen, darunter das Cluster Metall Brandenburg. Es schließt inhaltlich und fachlich die Bereiche Metall, Elektro und Maschinenbau ein und wird durch die ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH (ZAB) als Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Landes koordiniert. Die Cluster wurden initiiert, um eine Bündelung der Kompetenzen aus den verschiedenen Branchensektoren zu erreichen. Im Cluster Metall sind Unternehmen, Wissenschaft und Forschung, Kammern, Verbände, Bildungsträger, Politik und Wirtschaftsförderung aufs Engste miteinander verzahnt. Gemeinsames Anliegen ist es, Wachstum und Innovationskraft der Unternehmen fördern und deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. In einem achtmonatigen partizipativen Prozess wurde im Jahr 2014 der Masterplan des Clusters Metall Brandenburg1 erstellt, in dem drei Handlungsfelder als Schwerpunkte der Clusteraktivitäten definiert wurden: Das Handlungsfeld "Innovationswerkstatt" zielt darauf ab, Innovationen in Grundlagentechnologien, neuen Lösungskonzepten und Leistungen, Prozessinnovationen, technologische Innovationen und die Innovationsaktivitäten in Unternehmen zu fördern. Das Handlungsfeld "Kooperationsnetzwerk" fokussiert neue Kooperationen unterschiedlichster Ebenen vom Wissenstransfer bis zu Wertschöpfungs- und Entwicklungsnetzen. Das Handlungsfeld "Fachkräftematrix" umfasst metallspezifische Themen der Ausund Weiterbildung von Fach- und Führungskräften sowie deren Halten, Gewinnen und Rückgewinnen ebenso wie nachhaltige Arbeitsbedingungen sowie ein nachhaltiger Mitarbeitereinsatz. Für eine zielgenaue Vorbereitung und Umsetzung von EFRE-Interventionen in der neuen Förderperiode im Cluster Metall sowie für die weitere Ausgestaltung der Schnittstellen zu den Clustern der Querschnittstechnologien und Anwendungsbranchen sind eingehende Untersuchungen und Analysen erforderlich. Aus den Ergebnissen sollen konkrete Handlungsempfehlungen mit Fokus auf das Handlungsfeld „Innovationswerkstatt“ abgeleitet werden. Es wird das Ziel verfolgt, ein bedarfsorientiertes Agieren engagierter Clusterakteure zu unterstützen sowie eine aktive Einbindung weiterer Partner aus Brandenburg bzw. anderen Regionen zu fördern, um neue Verbünde zur Umsetzung geförderter oder ungeförderter Projekte zu initiieren. Aus diesem Grund wurde für den Cluster Metall Brandenburg eine Potenzialanalyse in Auftrag gegeben. Die Potenzialanalyse umfasst folgende Aufgaben: Untersuchung der Produktions- und Dienstleistungsprofile der Metallunternehmen in Brandenburg Analyse und Zusammenstellung der Abnehmer- und Zulieferverflechtungen 1 Masterplan für das Cluster Metall Brandenburg, Clustermanagement Cluster Metall Brandenburg c/o ZAB ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH (ZAB), Juni 2014 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 6 Potenzialanalyse Metall Ermittlung der Kundenanforderungen als Innovationsimpulse Ableitung von Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von Metallunternehmen. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 7 Potenzialanalyse Metall 2. Das Cluster Metall im Land Brandenburg Um den Wirtschaftsstandort Brandenburg vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen (Demographischer Wandel, Fachkräfteproblematik, Industrie 4.0 etc.) auch industriepolitisch zukunftsfähig zu halten, hat die Landesregierung im Jahr 2012 eine neue Industriestrategie ins Leben gerufen. Mit einer integrierten Industriepolitik soll ein Beitrag geleistet werden, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit im Land Brandenburg zu stärken. Diese Strategie baut auf der im Jahr 2011 beschlossenen Gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg (innoBB) auf, welche die Hauptstadtregion als international wettbewerbsfähigen Innovationsraum weiterentwickelt. Die Gemeinsame Innovationsstrategie wurde im Jahr 2014 in Form der Regionalen Innovationsstrategie des Landes Brandenburg (innoBB plus) nochmals verfeinert. Kernstück dieser Regionalen Innovationsstrategie ist die gezielte Unterstützung der Cluster. Die Metallindustrie gilt als das Rückgrat der Wirtschaft in Brandenburg. Sie prägt die Wirtschaftsstruktur vieler Regionen im Land und zählt zu den beschäftigungs- und umsatzstärksten Einzelbranchen sowohl des Verarbeitenden Gewerbes als auch des Handwerks. Das Cluster zählt rund 2.600 Unternehmen mit 38.500 Beschäftigten2. Der Produktionsschwerpunkt der brandenburgischen Metallclusterakteure liegt im Maschinen- und Anlagenbau, wie u.a. in der Armaturenindustrie, der Hebe- und Fördermittelindustrie, dem Windanlagenbau sowie der Baumaschinen- und Baustoffmaschinenindustrie. Daneben gibt es ein breites Branchen-Portfolio an Metallunternehmen, die ein breites Spektrum von der Rohstoffgewinnung über die Energietechnik bis hin zu Elektrotechnik und Optik abbilden. Zusätzlich zu dem ökonomischen Gewicht sowie dem direkten wirtschaftlichen Effekt der Metallbranche agieren die Unternehmen und Forschungseinrichtungen des Clusters Metall als Treiber für Innovationen in andere Branchen. Damit übernimmt die Branche eine stimulierende Wirkung auf wertschöpfungsseitig verbundene Zu- und Abnehmerbranchen. Zugleich entstehen im Cluster Metall selbst Innovationen, die durch Kundenanforderungen aus zahlreichen Branchen angestoßen werden. Der hohen Heterogenität hinsichtlich der Wirtschaftsstruktur wird im Land Brandenburg mit einem regional differenzierten Innovationsansatz entsprochen3. 2 3 www.metall-brandenburg.de/de/Cluster/Wirtschaft; Stand: 13.04.2015 www.mwe.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.174476.de; Stand: 13.04.2015 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 8 Potenzialanalyse Metall 3. Vorgehen im Rahmen des Projektes Im ersten Projektschritt erfolgt eine Status-quo-Analyse zu Unternehmensmerkmalen und Verflechtungen der Clusterakteure mittels eines Website-Screenings (Sekundäranalyse) sowie einer Online-Befragung (Primäranalyse). Die Analyse der Websites dient als probates Mittel, um erste Informationen über ein Unternehmen, seine Produkte und Services zu erhalten. Ergebnisse dieses Analyseschrittes sind Erkenntnisse über u.a. das Produkt- und Serviceportfolio, die Markt- und Kundenorientierung sowie die Positionierung in der Wertschöpfungskette. Darüber hinaus ermöglicht das Website-Screening die Identifizierung des richtigen Ansprechpartners und die Zuordnung des Unternehmens in eine projektspezifische Branchenklassifizierung. Ein Nachteil des Website-Screenings ist, dass bei diesem Analyseschritt zwischen dem theoretisch möglichen und dem faktisch realisierbaren Informationsgewinn zum Teil erhebliche Diskrepanzen bestehen. Der Informationsgewinn hängt stark von den seitens des Unternehmens zur Verfügung gestellten Informationen ab. Für das Website-Screening wurde auf eine Unternehmensliste der ZAB zurückgegriffen. Die Untersuchung umfasste 547 Clusterunternehmen ab 20 Beschäftigten sowie ausgewählte innovationsstarke Unternehmen mit weniger als 20 Beschäftigten. Die Unternehmenswebsites wurden nach den drei Hauptkriterien (A) Unternehmensdaten, (B) Produktions- und Dienstleistungsprofile und (C) Abnehmer- und Zulieferverflechtungen „gescreent“. Für diese Hauptkriterien waren nachfolgende Attribute zu ermitteln: (A) Unternehmensdaten Unternehmensname Homepage Straße PLZ Ort Kontaktinformationen des Ansprechpartners im Unternehmen, in der Regel der Geschäftsführer bzw. die Geschäftsführerin Branche (B) Produktions- & Dienstleistungsprofil Produkt(e) Produkttyp(en) (Vorprodukt, Endprodukt) Verfahren begleitende Dienstleistungen (C) Abnehmer- und Zulieferverflechtungen Kundenname(n) Kunde(n) (Cluster Metall, Berlin-Brandenburg, national, international) Abnehmerbranche(n) (Fahrzeugbau, Maschinenbau, Luft- und Raumfahrt, Bauwirtschaft, Elektroindustrie, Energiewirtschaft) Marktreichweite (regional, national, europäisch, global) Aufbauend auf den Erkenntnissen des Website-Screenings wurde eine Online-Befragung der Clusterunternehmen durchgeführt. Insgesamt wurden 456 Clusterunternehmen für die Online-Befragung per E-Mail kontaktiert. Die Differenz zu den insgesamt PM & Partner Marketing Consulting GmbH 9 Potenzialanalyse Metall für die Analyse zur Verfügung stehenden 547 Clusterunternehmen begründet sich damit, dass im Rahmen des Website-Screenings die Unternehmensliste bereinigt wurde. Es wurden Unternehmen aussortiert, die nicht mehr am Markt tätig sind oder nicht dem Metall Cluster zugeordnet werden konnten. Der Kontakt zu den Unternehmen wurde am 09. Januar 2015 mittels einer E-Mailansprache aufgenommen und dazu genutzt, über die Projekthintergründe, die Projektziele sowie das Anliegen der Online-Befragung zu informieren. In dem Anschreiben wurde ein URL-Link platziert, durch den die Leserin bzw. der Leser direkt auf den Online-Fragebogen weitergeleitet wurde. Dem Anschreiben lag ein Legitimationsschreiben des Auftraggebers in digitaler Form bei. Die Befragung lief über einen Zeitraum von neun Arbeitstagen und wurde am 21. Januar 2015 beendet. Nach Befragungsende lagen insgesamt 113 ausgefüllte Fragebögen vor, was einer Rücklaufquote von 25% aller angesprochenen Clusterunternehmen entspricht. Neben dem Website-Screening und der Online-Befragung wurden im Rahmen des Projektes persönliche und telefonische Gespräche bzw. Interviews mit Vertretern der Clustergremien, Netzwerkvertretern, Unternehmensvertretern, Branchenexperten und Vertretern aus Wissenschaft und Forschung geführt. Ziel dieser Gespräche war es, die Ergebnisse aus der Primär- und Sekundäranalyse weiter zu vertiefen und auch Impulse für projektrelevante Sachverhalte zu erhalten. Für eine Validierung der Projekteergebnisse wurde am 04. März 2015 mit Unterstützung der ZAB ein projektbegleitender Workshop durchgeführt. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 10 Potenzialanalyse Metall 4. Struktur der Befragungsstichprobe Die Ergebnisse aus den Auswertungen der insgesamt 113 ausgefüllten Fragebögen bilden die wesentliche Grundlage für die Handlungsempfehlungen im Rahmen der Potenzialanalyse. Die nachfolgende Übersicht der Antwortstruktur der Befragungsteilnehmer gibt einen Überblick über die Branchensektoren der Unternehmen, die sich an der Online-Befragung beteiligt haben (siehe Ergebnisse der Onlinebefragung) sowie das Verhältnis zur vorherrschenden Branchenstruktur im Cluster (sieh Tabelle 1: Verteilung der Branchensektoren Branchensektoren Anzahl der Unternehmen4 Dienstleistung Elektrotechnik Energietechnik Fahrzeugbau Maschinen-& Anlagenbau Metallbau Metallbe- und -verarbeitung Metallerzeugung Metallwaren Teilnehmer der OnlineBefragung Verteilung der Branchensektoren (in Prozent) Verteilung der Befragungsteilnehmer (in Prozent) 32 66 18 27 11 10 3 10 7% 15% 4% 6% 10% 9% 3% 9% 97 28 21% 25% 55 9 12% 8% 115 25 25% 22% 11 1 2% 1% 23 11 5% 9% Rohstoffgewinnung/ 12 5 3% Recycling Gesamtanzahl 456 113 100% Eigenberechnung; Ergebnisse des Website-Screenings und der Online-Befragung 4% 100% Wird der auf dieser Datenbasis durchgeführten Befragung ein maximaler Stichprobenfehler von 7% zugrunde gelegt sowie ein Vertrauensintervall von 90%, so befindet sich die erhaltene Stichprobe von 113 Ergebnissen über der empfohlenen Stichprobengröße von 107. Somit konnte mit der durchgeführten Befragung und der erzielten Rücklaufquote ein repräsentatives Abbild für das Cluster Metall mit Schwerpunkt auf die Firmengröße ab 20 Beschäftigten ermittelt werden. 4 Unternehmensliste der ZAB GmbH PM & Partner Marketing Consulting GmbH 11 Potenzialanalyse Metall 5. Struktur des Clusters Metall im Land Brandenburg Hinsichtlich der Größenstruktur der Clusterunternehmen fällt mit einem Anteil von knapp 90% die absolute Mehrheit der Unternehmen in die Kategorien Kleinstunternehmen mit weniger als zehn Mitarbeitern sowie Kleinunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeiter und Unternehmen mittlerer Größe mit weniger als 250 Mitarbeitern. Hierdurch wird die kleinteilige Unternehmensstruktur der Clusterakteure deutlich sowie die vergleichsweise geringe Präsenz von Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten. Abbildung 1: Unternehmensdaten Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=88 Die Stichprobe aus der Online-Befragung bildet – gemessen an der Beschäftigtenzahlen – mit einem Anteil von 90% der Unternehmen mit weniger als 200 Beschäftigten die Struktur des Clusters gut ab. Bei Betrachtung der Umsatzverteilung zeigt sich, dass der Jahresumsatz von über 40% der Unternehmen unter 5 Mio. EUR liegt (vgl. Abb. 1). Etwas mehr als ein Fünftel der Unternehmen erwirtschaften einen Jahresumsatz zwischen 5 bis 10 Mio. EUR und knapp ein Drittel können Umsätze zwischen 10 bis 50 Mio. EUR erwirtschaften. Mit dieser Umsatzverteilung weist die brandenburgische Metallbranche inklusive Maschinen- und Anlagenbau sowie Elektroindustrie eine ähnliche strukturelle Verteilung auf, wie die Branche auf der Bundesebene5. Ein Viertel aller Clusterunternehmen zählt zu den metallbe- und -verarbeitenden Unternehmen und stellt damit die größte Gruppe im Cluster dar. Über ein Fünftel der Unternehmen zählt zum Maschinen- und Anlagenbau, gefolgt von Unternehmen mit Unternehmensschwerpunkt im Metallbau (12%) und Unternehmen, die hauptsächlich Dienstleistungen in metallaffinen Bereichen anbieten (7%) sowie Unternehmen des Fahrzeugbaus (6%) (vgl. Abb. 2). 5 www.bmwi.de/DE/Themen/wirtschaft.html; Stand 13.04.2015 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 12 Potenzialanalyse Metall Abbildung 2: Branchensektoren im Cluster Metall Brandenburg Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=456 Die Clusterunternehmen sind in allen Wertschöpfungsstufen präsent und weisen keine erkennbaren Lücken innerhalb der Wertschöpfungskette auf. Der Schwerpunkt der Unternehmenstätigkeit liegt auf der Produktion von Komponenten (50%) und auf der Produktion von Teilen (40%). Darüber hinaus bietet die Hälfte der Unternehmen (ergänzende) Dienstleistungen an (vgl. Abb. 3). Dies trifft insbesondere auf Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbau sowie der Elektrotechnik zu. Dieses Zusammenwachsen von Industrie und Dienstleistungen zu hybriden Geschäftsmodellen hat sich in den letzten Jahren innerhalb von Deutschland verstärkt und kann als bundesweiter Trend angesehen werden. Abbildung 3: Zuordnung der Clusterunternehmen in der Wertschöpfungskette Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=94 Wird die Clusterunternehmenslandschaft hinsichtlich ihrer räumlichen Verteilung im Land Brandenburg betrachtet (vgl. Abb. 4), so zeigt sich eine Konzentration der Unternehmen um den Ballungsraum Berlin/Potsdam sowie um die Oberzentren Brandenburg an der Havel, Eisenhüttenstadt und im südlichen Brandenburg in einem Umkreis von ca. 50 Kilometern um Finsterwalde. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 13 Potenzialanalyse Metall Abbildung 4: Räumliche Verteilung der Unternehmen des Clusters Metall Eigene Darstellung; Ergebnisse des Website-Screenings; n=456 Abbildung 5: Räumliche Verteilung der Clusterunternehmen nach Branchensektoren Eigene Darstellung; Ergebnisse des Website-Screenings; n=456 Werden die Clusterunternehmen entsprechend ihrer Zugehörigkeit zu den Branchensektoren im Land Brandenburg verortet (vgl. Abb. 5), so lassen sich nachfolgende Auffälligkeiten feststellen: PM & Partner Marketing Consulting GmbH 14 Potenzialanalyse Metall Starke Ballung von Clusterunternehmen der Elektrotechnik in Teltow und Stahnsdorf sowie in Werder (Havel) und Nauen südwestlich von Berlin. Keine andere Region des Landes Brandenburg weist eine solch hohe Konzentration an Elektrotechnik-Unternehmen auf. In einem Umkreis von ca. 30 Kilometern im Südwesten der Stadt Berlin, zwischen Potsdam und Ludwigsfelde, befinden sich 19 Elektrotechnikunternehmen mit Kompetenzschwerpunkten in Automatisierungstechnik, Elektrotechnik und Mechatronik. Das Produktportfolio konzentriert sich auf die Produktion von Sensoren, Lasersystemen und Mess-, Steuer- und Regelsystemen. Im südlichen Brandenburg, insbesondere in und um die Städte Cottbus und Finsterwalde, lässt sich eine starke Präsenz von Clusterunternehmen mit einem Unternehmensschwerpunkt Energietechnik feststellen. Der wohl diversifizierteste Branchenstandort im Land Brandenburg mit einem starken Clusterunternehmensbesatz ist die Region Eisenhüttenstadt. Dort haben rund zwanzig Clusterunternehmen aus annähernd allen clusterrelevanten Branchensektoren ihren Sitz. Die wirtschaftliche Bedeutung der Unternehmen des Clusters Metall in Brandenburg lässt sich nicht nur aus deren eigener Wertschöpfung, sondern auch aus der Rolle als Nachfrager innerhalb des Clusters sowie gegenüber anderen Wirtschaftszweigen ableiten. Sowohl hinsichtlich der Herkunft der Vorleistungen als auch hinsichtlich der Standorte der Kunden ergibt sich dabei ein sehr differenziertes Bild für die verschiedenen Branchensektoren (vgl. Abb. 6). Abbildung 6: Zulieferer- und Abnehmerbranchen der Clusterunternehmen Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=92 Die Zulieferer der Clusterunternehmen kommen zumeist aus der Metallindustrie, dem Maschinenbau und der Elektroindustrie. Auf der Seite der Abnehmer zeigt sich eine hohe Heterogenität. Es lassen sich die Branchen Metallindustrie, Maschinenbau und Energiewirtschaft als Schwerpunkt feststellen, jedoch zeigen sich auch die Branchen Elektroindustrie, Fahrzeugbau und Bauwirtschaft als bedeutende Abnehmer für die Clusterunternehmen. Die Online-Befragung und Unternehmergespräche zeigten, dass die jeweiligen Produkte und Dienstleistungen sehr stark an die Anforderungen des abnehmenden Unternehmens angepasst werden. Die kundenseitigen Anforderungen vaPM & Partner Marketing Consulting GmbH 15 Potenzialanalyse Metall riieren ja nach Branchensegment von beispielsweise, der Optimierung der Materialeffizienz (Leichtbau), Verbesserung der Oberflächenbeschichtung (Pulverbeschichtung, Galvanik), Erhöhung der Energieeffizienz (wärmetechnische Auslegung) bis hin zum Individualisierungsgrad der Produkte. Es lassen sich somit keine typischen Kundenanforderungen an die Clusterunternehmen ableiten. Um diesen individuellen Anforderungen gerecht zu werden, stehen die Unternehmen in sehr engem Austausch mit ihren Kunden (vgl. Abb. 9). Bei einer räumlichen Betrachtung wird das heterogene Bild nochmals unterstrichen. Vier von fünf Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau beziehen ihre Vorleistungen aus Deutschland, wobei ein Drittel auf Brandenburg/Berlin entfällt. Elektrotechnikunternehmen hingegen nutzen verstärkt internationale Bezugsquellen und beziehen annährend die Hälfte ihrer Produkte aus dem Ausland. Die Dienstleistungen und der Metallbau agieren mehr lokal und erhalten den überwiegenden Anteil ihrer benötigten Vorleistung – über 50% – aus Brandenburg/Berlin. Als Resultat der Analyse der Abnehmerherkunft zeichnet sich ein ähnliches heterogenes Bild. Einzige Ausnahmen stellen der Fahrzeugbau sowie Metallbe- und -verarbeitungsunternehmen dar, die einen vergleichsweise hohen Anteil an internationalen Kunden haben. Die Ergebnisse belegen, dass die meisten Anknüpfungspunkte für Cross-Cluster-Aktivitäten seitens der Metallclusterunternehmen mit den Brandenburger Clustern Verkehr, Mobilität und Logistik, Kunststoffe und Chemie sowie Energietechnik vorliegen. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 16 Potenzialanalyse Metall 6. Technologie- und Innovationsmanagement der Unternehmen Die Gesprächen und Befragungsergebnissen belegen, dass die Unternehmen ihre Produkte und Dienstleistungen ständig den sich verändernden Anforderungen des Marktes anpassen müssen (vgl. Abb. 7 und 8). Diese kontinuierliche Verbesserung von Produkten und Dienstleistungen findet in der Regel im operativen Tagesgeschäft im Kontakt mit den unternehmenseigenen Kunden oder Zulieferern statt (vgl. Abb. 9). Laut Aussagen von Branchen- und Verbandsexperten wird diese unternehmenseigene Fähigkeit – innovativ zu sein und auf sich verändernde Markt- oder Kundenanforderungen rasch einzustellen und zu reagieren – in Zukunft noch weiter an Bedeutung zunehmen. Abbildung 7: Innovationstätigkeit der Unternehmen Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=107 Die Befragungsergebnisse spiegeln diese branchenspezifische Markt- und Wettbewerbssituation durch eine hohe Innovationsquote wider. Neun von zehn Clusterakteuren geben an, dass sie in ihrem Unternehmen in den letzten drei Jahren neue und/oder verbesserte Produkte, Prozesse oder Dienstleistungen entwickelt haben (vgl. Abb. 7). Dadurch wird deutlich, dass so gut wie alle Unternehmen der wettbewerbsintensiven Metallbranche in Brandenburg Innovationen als einen entscheidenden Faktor für ihren nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg sehen und darauf entsprechend reagieren. Bei der Betrachtung der zukünftigen unternehmensspezifischen Innovationsaktivitäten (vgl. Abb. 8) zeigt sich, dass sich die Clusterunternehmen insbesondere auf die Verbesserung ihrer Produkte, Prozesse und Verfahren konzentrieren. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 17 Potenzialanalyse Metall Abbildung 8: Spezifikation der Innovationstätigkeit in den nächsten drei Jahren Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=113 Dieses Ergebnis deckt sich mit der Erkenntnis, dass insbesondere in der Metallbranche Innovationen hauptsächlich durch Anwendung bereits vorhandener Kenntnisse entstehen, also eher durch die „Verbesserung“ bestehender Produkte, Prozesse und Verfahren, als durch radikale Neuentwicklungen6. Nach Unternehmensangaben findet dieser Verbesserungs- oder Optimierungsprozess in erster Linie in Kunden-Lieferanten-Beziehungen statt. Einen Ausgangspunkt hierfür stellt oft die Lösung spezifischer (Kunden-)Probleme dar. Zuweilen reicht eine bloße Verbesserung eines bestehenden Produktes nicht, um auf den globalisierten Märkten zu bestehen. Jedes zweite Unternehmen gab in der OnlineBefragung an, dass in den nächsten drei Jahren die Einführung neuer Produkte ebenfalls im Fokus liegt. Wie den branchenspezifischen Auswertungen zu entnehmen ist, gibt es, was die Wichtigkeit hinsichtlich der Entwicklung neuer Produkte anbelangt, Unterschiede hinsichtlich der einzelnen Branchen. Während bei metallbe- und verarbeitenden Unternehmen für knapp die Hälfte die Neuentwicklung von Produkten in den nächsten drei Jahren im Fokus liegt, sehen insbesondere die Elektrotechnikunternehmen (70%) hierin eine Notwendigkeit. Aus den Rückmeldungen der Unternehmen wurde deutlich, dass die Einführung von neuer ITLösungen zur Verbesserung der unternehmenseigenen Organisation einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Die Ergebnisse der Befragung zeigen auch, dass 70% der Unternehmen im Zusammenhang mit der IT-Erneuerung ihre Prozesse/Verfahren verbessern. Diese Optimierung geht bei 30% der Unternehmen mit der Einführung neuer Prozesse/Verfahren einher. Als die entscheidenden Partner und Treiber für die Zusammenarbeit bei zukünftigen Projekten zur Verbesserung der eigenen Produkte, Prozesse und Verfahren werden seitens der Clusterunternehmen Kunden und Zulieferer gesehen. 6 Innovation und Kooperation in der Metall- und Elektroindustrie – Benchmarking Report; Fachgebiet BWL: Cluster- und Wertschöpfungsmanagement und HESSENMETALL Cluster-Initiative e.V., 2012 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 18 Potenzialanalyse Metall Insbesondere für kundenspezifische Systemlösungen verbinden sich aus Sicht der Unternehmen zwei wesentliche Herausforderungen: (1) der Aufbau von internem Knowhow und (2) die enge Zusammenarbeit mit dem Kunden. Das ist angesichts der internationalen Ausrichtung der Branche und der heterogenen Kundenbedürfnisse ein anspruchsvolles Vorhaben. Acht von zehn Unternehmen planen im Rahmen ihrer zukünftigen Innovationsaktivitäten nicht nur mit Kunden sondern auch mit Zulieferern zusammenzuarbeiten (vgl. Abb. 9). Abbildung 9: Partner für zukünftige Innovationsvorhaben Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=101 Neben den Kunden stellen die Zulieferer den zweitwichtigsten Innovationspartner für die Unternehmen dar. Während aus der Kooperation mit Zulieferern vorwiegend Prozessinnovationen (66%) generiert werden, tragen Kundenkooperationen in erster Linie zur Produktverbesserung (79%) bei. Ein enger Kundenkontakt dient hierbei oftmals zur Aufdeckung bislang nicht bekannter Kundenbedürfnisse. Wie aus den Befragungsergebnissen und den persönlichen Gesprächen mit den Clusterunternehmen deutlich wird, handelt es sich bei dem Kundeninput um meist sehr individuelle Impulse, die stark an dem jeweiligen Produktbelangen ausgerichtet sind. Dieser starke fall- und produktspezifische Austausch zwischen dem Unternehmen und seinen Kunden ermöglichte keine Identifikation typischer Innovationsbereiche. Seitens der Clusterunternehmen wird die Lösung individueller Kundenwünsche als eines der größten zukünftigen Innovationspotentiale erkannt. Dies wird durch das Antwortverhalten der Clusterakteure deutlich, die u.a. in „der Produktoptimierung aus Sicht des Kunden“, „der Individualisierung der eigenen Produkte“ sowie der „Verbesserung des Kundennutzens“ ihre größten Innovationspotentiale sehen. Insbesondere im diesem Zusammenhang kommt der Verbreitung der Automatisierung der Produktion resp. Industrie 4.0, eine entscheidende Bedeutung zu. Die Individualisierung der Produkte durch neue Technologien ermöglicht es den Betrieben, zu geringeren Kosten eine hohe Zahl an Produktvarianten herzustellen und auf diese Weise individuelle Kundenwünsche besser und schneller bedienen zu können. Nach Kunden und Lieferanten fungieren als drittwichtigster Partner für das Vorantreiben von Innovationen solche Marktteilnehmer, die mit dem Unternehmen wertschöpfungsseitig nicht verbunden sind. Fast jeder zweite Unternehmer gab an, dass er bei PM & Partner Marketing Consulting GmbH 19 Potenzialanalyse Metall zukünftigen innovativen Vorhaben mit diesen Akteuren kooperativ zusammengearbeitet wird. In den Gesprächen mit den Clusterunternehmen wurde die große Bedeutung dieser Gruppe unterstrichen. Die beiden beispielhaften Antworten „eigentlich zeigte ein Konkurrent aus dem Ausland uns einen Lösungsansatz, an dem wir vorher überhaupt nicht gedacht hatten und wir arbeiten seitdem mit diesem zusammen“ oder „Besuch eines Unternehmens in Österreich, um Verbesserungen für unser ERP-Systemmanagement zu erhalten“ zeigen, dass die Motivation an einer kooperativen Zusammenarbeit recht unterschiedlich gelagert ist und sowohl „zufällig“ oder „aus einer aktuellen Notwendigkeit heraus“ zustande kommen kann. Eine Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen im Hinblick auf Innovationsvorhaben ist für vier von zehn Unternehmen in Zukunft von Interesse. Hinsichtlich dieser Verteilung ist eine positive Veränderung im Vergleich zu vorherigen Studienergebnissen zu erkennen7. Vornehmlich Unternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern streben eine solche Zusammenarbeit an. Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitern planen dagegen kaum mit diesen Akteuren eine Kooperation für ihre geplanten Vorhaben. Hauptmotivation der Zusammenarbeit ist nach Aussagen der Unternehmen insbesondere die Gewinnung von potenziellen zukünftigen Mitarbeitern. Bei innovationsgetriebenen Kooperationen mit (außeruniversitären) Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen zeigen sich insbesondere Unternehmen mit mehr als 50 Angestellten interessiert. Neben den innovationsstimulierenden Faktoren interessieren für die Ableitung der Handlungsempfehlungen insbesondere auch die innovationshemmenden Faktoren (vgl. Abb. 10). Abbildung 10: Gründe für die Be- und Verhinderung von Innovationen in Unternehmen Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=86 Jeder zweite Unternehmer gab an, dass für ihn der Zeitfaktor das größte Innovationshindernis darstellt. Aber auch zu geringe finanzielle Mittel (48%) und fehlendes Fachpersonal (45%) wirken als Innovationshemmer. Diesen drei i.e.S. ressourcenbasierten 7 Machbarkeitsstudie Moderne Industrie/Industrie 4.0 in Brandenburg, Regionomica GmbH, August 2014 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 20 Potenzialanalyse Metall Argumenten folgen – mit weitem Abstand – das Fehlen von Marktinformationen wie auch das Fehlen von geeigneten Kooperationspartnern. Schwierigkeiten im Zugang zu Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen werden, wie oben bereits erwähnt, nur selten als Hemmfaktor für Innovationen gesehen. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 21 Potenzialanalyse Metall 7. Kooperations- und Vernetzungsbeziehungen im Cluster Die in den vorhergehenden Kapiteln dargestellten Befunde belegen, dass die Unternehmen des Clusters Metall in einem heterogenen Beziehungsverhältnis aus Zu- und Abnehmerverflechtungen agieren und in engem kooperativem Austausch mit ihren Kunden und Abnehmern stehen. Dieses dichte Verflechtungs- und Kooperationsgefüge spiegelt sich auch in den Antworten der Unternehmen hinsichtlich ihrem Interesse und Bedarf an Kooperationspartner wider. Mit einem Anteil von knapp dreiviertel aller Clusterunternehmen ist die Gruppe der Unternehmen dominierend, die bereits einen Kooperationspartner gefunden haben (vgl. Abb. 11). Abbildung 11: Suche der Clusterunternehmen nach Partnern in Brandenburg/Berlin Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=101 Entsprechend dazu befindet sich mehr als ein Viertel der Unternehmen auf der Suche nach einem geeigneten Partner, um mit diesem in den kommenden Jahren innovative Vorhaben realisieren zu können. Diese Gruppe zeigt sich besonders empfänglich für clusterspezifische Maßnahmen. In der Online-Befragung machten 16% der Unternehmen, die sich noch auf der Suche nach Partnern befinden, Angaben zu ihren Themen und Vorhaben, zu denen sie noch Partner suchen. Werden diese Rückmeldungen zusammengefasst, so suchen knapp ein Drittel der Unternehmen noch Kooperationspartner für die Bereiche „Materialund Energieeffizienz“. Jeder fünfte kooperationsinteressierte Unternehmer sucht einem Partner für „Prozessoptimierung“ und 10% für „Automatisierung“. Funktional werden Kooperationen von Clusterunternehmen primär in den Bereichen Produktion und Entwicklung angestrebt. Vier von zehn Metallclusterunternehmen geben an, dass sie in den nächsten drei Jahren eine Kooperation mit Unternehmen oder wissenschaftlichen Einrichtungen planen, wobei die Produktions- und Entwicklungsthemen die geplanten Kooperationsprojekte dominieren (vgl. Abb. 12). PM & Partner Marketing Consulting GmbH 22 Potenzialanalyse Metall Abbildung 12: Projekttypen zukünftiger Kooperationen Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=39 Wertschöpfungsseitig werden die meisten geplanten Kooperationsprojekte mit Kunden und Zulieferern durchgeführt. Rund drei Viertel aller kundenseitigen Kooperationspartner befinden sich in Deutschland – davon knapp ein Drittel in der Region Brandenburg/Berlin. Hinsichtlich der Lieferanten zeichnet sich ein ähnliches Bild ab, wobei der Anteil von in Deutschland befindlichen Kooperationspartnern mit 84% noch deutlich höher ausfällt, als der Anteil bei den Kunden. Kooperationswünsche mit Forschungseinrichtungen und Universitäten stehen mit Abstand nach denen zu Kunden- bzw. Zulieferern an dritter Stelle. Hierbei möchte jeweils die Hälfte der Clusterunternehmen zukünftig ihre Kooperationsprojekte mit Partnern aus Brandenburg/Berlin bzw. anderen Bundesländern. Abbildung 13: Kooperationsinteresse nach Branchensektoren Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=28 Bei der Betrachtung nach Branchensektoren fällt auf, dass insbesondere Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau sowie der Metallbe- und -verarbeitung und aus dem Dienstleistungsbereich an Kooperationen mit in Brandenburg/Berlin ansässigen Partnern interessiert sind (vgl. Abb. 13). Aus diesen drei Branchensektoren stammen weit über die Hälfte aller Bedarfe an Kooperationspartnern in Brandenburg/Berlin. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 23 Potenzialanalyse Metall 8. Zukünftige Leitthemen für die Metallclusterunternehmen Als die prioritären Leitthemen der Clusterunternehmen werden, wie bereits im Masterplanprozess „Fachkräfte“ und „Innovationen“ bewertet. Sie werden seitens der Unternehmen als die wichtigsten Bereiche für die eigene Zukunftsfähigkeit angesehen (vgl. Abb. 14). Die Themen „Digitalisierung der Produktion“ und „Individualisierung der Produkte/ Losgröße 1“ spielen gegenwärtig eine eher untergeordnete Rolle. Diese werden seitens der Unternehmen bisher nicht als „sehr wichtig“ eingestuft, jedoch ergaben die Rückmeldungen aus den geführten Gesprächen, dass sie in Zukunft weiter an Gewicht zunehmen werden. Die beiden Themen sind vor dem Hintergrund der globalen Trends im produzierenden Gewerbe von hoher Relevanz. Abbildung 14: Wichtige Faktoren für die Zukunftsfähigkeit der Clusterunternehmen Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=95 Bei einer Betrachtung nach Branchensektoren ergeben sich u.a. nachfolgende Auffälligkeiten: Für Unternehmen aus dem Bereich der Metallbe- und -verarbeitung ist mit weitem Abstand die Aus- und Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter am wichtigsten. Für Elektrotechnik-Unternehmen hat die Rekrutierung (hoch)qualifizierte Mitarbeiter den höchsten Stellenwert. Metallbe- und -verarbeitungs- sowie Elektrotechnikunternehmen sehen die Themenfelder „Digitalisierung der Produktion (Automatisierung, Vernetzung)“ und „Individualisierung der Produkte/Services (Losgröße 1)“ als sehr wichtig. Im Gegensatz dazu bewerten Fahrzeugbauer sowie Maschinen- und Anlagenbauer diese Themenfelder aus jetziger Sicht als weniger wichtig. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 24 Potenzialanalyse Metall 9. Identifikation der Innovationspotenziale Für eine optimale Anpassung der Angebote für die Clusterunternehmen zur Umsetzung von Innovationen, ist sind detailliertere Kenntnisse über die aktuell im Fokus der Unternehmer stehenden Bereiche mit den größten Innovationspotenzialen erforderlich. Aus den Online-Befragungsergebnissen und den Gesprächen mit Clusterunternehmen konnten folgende Innovationspotenziale herausgearbeitet werden: Prozessoptimierung Produktentwicklung Material- und Energieeffizienz Automatisierung und Individualisierung der Produktion sowie Technologiemanagement und Neue Märkte. Hinsichtlich der Priorisierung der einzelnen Bereiche sehen die Clusterunternehmen insbesondere die Prozessoptimierung (19 Nennungen), die Produktentwicklung (13 Nennungen) als auch die Steigerung der Material- und Energieeffizienz (10 Nennungen) als die zukunftsträchtigsten Innovationsthemen für Ihr Unternehmen. Zwischen den einzelnen Branchensektoren bestehen dabei Unterschiede in der Priorisierung. Während bei Unternehmen der Metallbe- und -verarbeitung die Prozessoptimierung gefolgt von der Automatisierung und Individualisierung der Produktion als die größten Innovationspotentiale angesehen werden, lassen sich sowohl im Maschinenund Anlagenbau als auch der Elektrotechnik keine eindeutigen Schwerpunkte ausmachen. 9.1 Prozessoptimierung Auf die Frage, in welchen Bereichen die Unternehmen die größten Innovationspotenziale sehen, gaben die meisten Unternehmen „die Verbesserung und Optimierung unserer Prozesse“ sowie eine „kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Produktionsund Fertigungsprozesse“ an. Insgesamt fällt ein Großteil der Nennungen auf Bereiche, die sich inhaltlich unter Prozessoptimierung zusammenfassen lassen und das Unternehmen dabei unterstützen, die Effizienz und die Effektivität der Geschäfts-, Produktions- und Entwicklungsprozesse sowie den Einsatz der hierfür benötigten Ressourcen zu verbessern. Anteilig die größten Innovationspotenziale werden in der Verbesserung der innerbetrieblichen Prozessabläufe gesehen. Nachfolgende Projektschwerpunkte lassen sich aus den Unternehmensantworten ableiten: Verbesserung der Produktions- und Fertigungsprozesse Lückenlose Informationskette über die gesamte Produktions- und Wert-schöpfungskette Optimierung der Produktionsvorbereitung Verbesserung der innerbetrieblichen Vernetzung/Organisation Qualifizierung und Fachkräftesicherung/-entwicklung PM & Partner Marketing Consulting GmbH 25 Potenzialanalyse Metall 9.2 Produktentwicklung Als weiterer Bereich, dem eine sehr hohe Bedeutung hinsichtlich des zukünftigen Innovationspotenzials beigemessen wird, stellt die Produktentwicklung dar. Die Clusterunternehmen haben, aufgrund der sich mehr und mehr verkürzenden Innovationsund Entwicklungszyklen industrieller Güter, die hohe Bedeutung erkannt. Schnelle Änderungen des Abnehmer-/Konsumentenverhaltens sowie schwer vorhersagbare Marktschwankungen auf den globalisierten Märkten bedingen eine schnelle und regelmäßige Anpassung der Produktentwicklungsprozesse an die veränderten Rahmenbedingungen. Jedes fünfte Clusterunternehmen sieht in der Produktentwicklung in Zukunft Potenzial für Verbesserungen, um optimal am Markt aufgestellt zu sein. Nachfolgende Schwerpunkte können aus den Antworten der Unternehmen abgeleitet werden Verbesserung der bestehenden Produkte Kontinuierliche Produktentwicklung Steigerung des Individualisierungsgrades der Produkte 9.3 Material- und Energieeffizienz Die Verbesserung der Material- und Energieeffizienz werden von den Unternehmen als weiterer Bereich mit hohen Innovationspotenzialen gesehen. Angesichts der Verfünffachung von Preisen für Metalle und der Verdreifachung von Energiepreisen in den letzten zehn Jahren8 stellt die Erhöhung der Ressourcenproduktivität auch in der brandenburgischen Metallindustrie eine große Herausforderung dar. Durch den Einsatz von Stanz-, Dreh- und Zuschneideverfahren sind die Materialverluste in der Produktion meist erheblich. Die Materialreste werden nahezu vollständig dem Recycling zugeführt. Da die Schrottpreise aber weit unterhalb der Neuwarepreise liegen, sind alle Unternehmen bemüht, Materialverluste zu reduzieren. Wie aus den Rückmeldungen der Clusterunternehmen deutlich wird, sind die Handlungsspielräume zur weiteren Verbesserung der Materialeffizienz aufgrund der großen Vielfalt in den Produktdesigns und Produktionsverfahren, aber auch der Lieferantenvorgaben und der gefertigten Stückzahlen sehr unterschiedlich. Die Befragten sehen die Investition in neue Verfahren und Maschinen als ein wichtiges Zukunftsthema an. Nachfolgende Äußerungen belegen das hohe Interesse am Innovationspotential Material- und Energieeffizienz: Beispielsweise sind wirtschaftliche Lösungen in der Blechbearbeitung, um Zeit und Material einzusparen, der Einsatz von Wasserstrahlschneidern und Laserschneidmaschinen oder Stanzmaschinen, die restgitterfrei arbeiten. Metallbranchenübergreifend stellt der Einsatz von Simulationsprogrammen für die unterschiedlichen Prozesse eine wichtige Möglichkeit dar, um in Zukunft zeit-, materialund energieeffizienter arbeiten zu können. 8 Analyse von Potenzialen der Material- und Energieeffizienz in ausgewählten Branchen der Metallverarbeitenden Industrie; IPK Fraunhofer Institut; Juni 2013 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 26 Potenzialanalyse Metall Nachfolgende Schwerpunkte können aus den Antworten der Unternehmen abgeleitet werden: Einführung von Energieeffizienten Systemen Ressourcenmanagement Verbesserung der Fertigungsverfahren 9.4 Automatisierung und Individualisierung der Produktion Die Steigerung des Automatisierungsgrades sowie die Individualisierung der Produktion in der Fertigung stellt aus Sicht der Clusterunternehmen ein weiteres Gebiet mit hohem Innovationspotenzial dar. Aus den Rückmeldungen der Unternehmen geht hervor, dass neben einer Steigerung der Produktivität mittels Erhöhung des Automatisierungsgrades, flexible Fertigungssysteme für Arbeitsfolgen mit unterschiedlichen Aufgabenstellungen mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Hierdurch können nicht nur eine Steigerung der Produktion, sondern auch eine weitere Flexibilisierung sowie insgesamt eine erhöhte Wirtschaftlichkeit erreicht werden. Das darauf basierende Schlagwort „Industrie 4.0“ wird als eines der „Zukunftsthemen“ der Branche gesehen. Mittels durchgehender digitaler Produkt- und Produktionsmodelle, Crowdsourcing und 3D-Druckverfahren ermöglichen sich Wege um Produkte in Zukunft individuell, höchstflexibel und zugleich preisgünstiger herzustellen. Änderungen in den unternehmensrelevanten Prozessen und unternehmensspezifischen Produkten bedingen mittelbar eine Veränderung des Automatisierungsgrades sowie der IT des Unternehmens. Dieses Querschnittsfeld, also die Automatisierung und Digitalisierung der Prozesse und der damit verbundenen Optimierung der Produktentwicklung wird von den Metallclusterunternehmen des Landes Brandenburg als wichtiges Feld für zukünftige Innovationen gesehen. Die Besonderheit liegt darin, dass sich durch die Einführung einer digitalen Produktion und einen höheren Automatisierungsgrad zukünftig neue Einsatzgebiete erschließen lassen und ergänzende Systemangebote geschaffen sowie bis dato noch nicht bearbeitete Anwendungsbereiche erschlossen werden können. Nachfolgende Schwerpunkte können aus den Antworten der Unternehmen abgeleitet werden: Prozess- und Produktionsautomatisierung Steigerung des Grads der Automatisierung Digitalisierung der Produktion 9.5 Technologiemanagement und Neue Märkte Für die Unternehmen des Clusters Metall Brandenburg gewinnen neue Technologien als wettbewerbliches Differenzierungsmittel zunehmend an Bedeutung. Produkttechnologien werden in Produkte eingebracht, um neue Funktionen bereitzustellen. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 27 Potenzialanalyse Metall Wie aus den Gesprächen mit den Unternehmen deutlich wurde, konnten die Unternehmer nur durch die Einführung eines systematisierten Technologiemanagements inkl. -scoutings neue Technologien identifizieren. Produktionstechnologien finden Eingang in Fertigungsprozesse und Produktionsanlagen und unterstützen eine effektive und effiziente Herstellung von Gütern. Technologien sind häufig in verschiedenen Produkten und Geschäftsbereichen eines Unternehmens anwendbar. Das frühzeitige Erkennen von aufkommenden neuen Technologien, ihre Verfügbarmachung für das Unternehmen und die Weiterentwicklung bestehender Lösungen sind zentrale Aktionsfelder eines Technologiemanagements. Wie einschlägige Studien zeigen, wird der Megatrend der vergangenen Jahre, die Globalisierung der Produktion und Absatzmärkte, sich auch in Zukunft fortsetzen9. Für das produzierende Gewerbe ergeben sich daraus die Chancen eines erweiterten Marktund Kundenpotentials, die Möglichkeit, auf andere und kostengünstigere Ressourcen zurückzugreifen und Synergieeffekte wie beispielsweise durch Partnerschaften zu nutzen. Gleichzeitig erhöht sich durch den globalen Wettbewerb die Komplexität der Produkte und Prozesse und führt wiederum zu neuen Herausforderungen an die Fähigkeit der Unternehmen. Nach Rückmeldungen der Unternehmen ist dieser zunehmend globale Wettbewerb nur durch ständige Innovationen bei Produkten, Prozessen und in der Organisation zu bestehen. Die Clusterunternehmen sind sich dieser Tatsache bewusst und stellen sich diesem Wettbewerb. Insbesondere Österreich (16 Nennungen), Schweiz (14 Nennungen), Niederlande (13 Nennungen), Polen (12 Nennungen) sowie die skandinavischen Ländern Dänemark (12 Nennungen), Schweden (10 Nennungen) und Norwegen (10 Nennungen) sind für die ansässigen Unternehmen von besonderem Interesse. Nachfolgende Schwerpunkte können aus den Antworten der Unternehmen abgeleitet werden: Identifizierung neuer Technologien Technologie-Scouting Weiterentwicklung von Technologien/Verfahren Neue Märkte 9 Strukturbericht für die M+E-Industrie in Deutschland; IW Consult; 2014 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 28 Potenzialanalyse Metall 10. Räumliche Verteilung der Innovationspotenziale im Land Brandenburg Das Metallcluster des Landes Brandenburg lebt durch die Ideen und Initiativen der Clusterakteure. Mit dieser aktiven Rollendefinition der Clusterunternehmen kommt dem Austausch bzw. Kontakt zwischen Unternehmen ein hoher Stellenwert für eine erfolgreiche Clusterarbeit zu. Im Rahmen vorliegender Untersuchung wird die These, dass geringe Entfernungen kooperationsförderlich sind, für die Bildung von vier Regionen im Land Brandenburg zugrunde gelegt. Eine Definition dieser Regionen findet unter Berücksichtigung der räumlichen Verteilung der Clusterunternehmen und der Standorte der RegionalCenter der ZAB statt. Letztere spielen als Anlauf- und Kontaktstelle eine wichtige Rolle. Es wurde nachfolgende Räume im Land Brandenburg definiert: Region Süd: RegionalCenter Süd-Brandenburg mit Standort in Cottbus Region Mitte: RegionalCenter Mitte/West-Brandenburg mit Standort in Potsdam Region Ost: RegionalCenter Ost-Brandenburg mit Standort in Frankfurt (Oder) Region Nord: RegionalCenter Nordost-Brandenburg mit Standort in Eberswalde sowie RegionalCenter Nordwest-Brandenburg mit Standort in Neuruppin. Abbildung 15: Räumliche Verteilung der von den Unternehmen genannten Innovationspotentiale Eigene Darstellung; Ergebnisse der Online-Befragung; n=102 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 29 Potenzialanalyse Metall 11. Handlungsempfehlungen Als Handlungsempfehlungen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen des Clusters Metall aus der Gesamtschau der Ergebnisse lassen sich nachfolgende Schwerpunkte ableiten: Empfehlungen für Clusterthemen Empfehlungen von Maßnahmen für die Clusterunternehmen Projektempfehlungen Wir glauben, dass das vorhandene Potenzial des Metallclusters des Landes Brandenburg nur dann ausgeschöpft werden kann, wenn zunächst die bestehende Clusterstruktur optimiert wird, um darauf aufbauend die entsprechenden Handlungsempfehlungen implementieren zu können. Dazu unterbreiten wir nachfolgend unsere Empfehlungen. 11.1 Empfehlungen für Clusterthemen Resultierend aus der Dominanz von Teile- und Komponentenproduzenten (vgl. Abb. 3) sowie dem breit gefächerten Portfolio an Abnehmerbranchen (vgl. Abb. 6) und der damit verbundenen Vielschichtigkeit der Kooperations-, Entwicklungs- und Absatz- sowie letztlich Zuliefer- und Abnehmerbeziehungen, lassen die Analyseergebnisse keine Bestimmung von eindeutigen Abnehmer- und Zulieferverflechtungen zu. Ähnlich dispers gestalteten sich die Rückmeldungen bezüglich der Unterstützungsbedarfe und den ableitenden Interessensschwerpunkten und Themen. Die Rückmeldungen aus der Online-Befragung sowie aus den Gesprächen mit den Unternehmen zeigen, dass die Unternehmen sehr „individuell“, „zufällig“ oder „aus einer aktuellen Notwendigkeit“ aktiv werden und die bedarfsseitige Lösung seitens der Unternehmen vornehmlich intern und/oder gemeinsam mit dem Kunden erarbeitet wird. Resultierend aus dieser Vielschichtigkeit hinsichtlich der Anforderungen und Lösungen, bietet sich die Erstellung eines breiten Themenportfolios an, in dem die Vielfältigkeit der spezifischen Anforderungen des Clusters berücksichtigt wird. In der Zusammenführung von Unterstützungsbedarfen und von Lösungspotenzialen sehen wir als Clusterthemen für die Stärkung von Verflechtungsbeziehungen und Nutzung von Innovationspotenzialen die folgenden Dimensionen: Übergreifende, allgemein betriebswirtschaftlich ausgerichtete Themen, die für die meisten Unternehmen von Interesse sind, wie beispielsweise Fachkräfteproblematik, Internationalisierung, Förderung, innovationsfördernde Unternehmensstrukturen, Industrie 4.0. Technologie-/innovationsorientierte Themen. Bezüglich der Aussagen der Clusterunternehmen zu Kunden- und Marktanforderungen und den daraus resultierenden Innovationspotenzialen zeigen die Ergebnisse der vorliegender Arbeit, dass insbesondere die Bereiche Prozessoptimierung, Produktentwicklung, Materialund Energieeffizienz, Automatisierung und Individualisierung der Produktion sowie die Querschnittsthemenfelder Technologiemanagement und Neue Märkte impulsgebend sind (vgl. Kap. 9). PM & Partner Marketing Consulting GmbH 30 Potenzialanalyse Metall 11.2 Maßnahmen für die Clusterunternehmen Branchenübergreifend werden die Themen „Fachkräfte“ und „Innovationen“ von den Clusterunternehmen als die wichtigsten Bereiche für die eigene Zukunftsfähigkeit bewertet (vgl. Kap. 8). Mit Fokus auf das Handlungsfeld „Innovationswerkstatt“, konzentrieren sich die Empfehlungen von konkreten Maßnahmen insbesondere auf den Bereich „Innovationen“. Wie in Kapitel 9 aufgeführt, geben die Clusterunternehmen die nachfolgenden Bereiche mit den für ihr Unternehmen größten Innovationspotenzialen an: Prozessoptimierung Produktentwicklung Material- und Energieeffizienz Automatisierung und Individualisierung der Produktion sowie Technologiemanagement und Neue Märkte. Dazu werden die in den nachfolgenden Kapiteln aufgeführten Aktionsfelder mit den entsprechenden themenrelevanten Maßnahmen vorgestellt. Da sowohl übergeordnete Branchentrends als auch individuelle Anforderungen vielfältig miteinander verknüpft sind, werden die Handlungsempfehlungen zweckmäßigerweise Aktionsfeldern zugeordnet, die sich wiederum am Grundmodell des Innovationsprozesses10 (Konzeption, Umsetzung, Vermarktung) orientieren. Abbildung 16 zeigt aufbauend auf den clusterspezifischen Handlungsempfehlungen die Aktionsfelder (AF) I-V der zukünftigen Clusterarbeit. Abbildung 16: Übersicht der clusterspezifischen Handlungsempfehlungen und der Aktionsfelder der zukünftigen Clusterarbeit Eigene Darstellung 10 „Innovationshemmnisse in kleinen und mittelgroßen Unternehmen Konzeption der empirischen Untersuchung“ nach Folkerts, L./ Hauschildt, J.; 2002 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 31 Potenzialanalyse Metall 11.2.1 Aktionsfeld I – Veranstaltungsformate Dieses Aktionsfeld beinhaltet die Profilierung bestehender Veranstaltungsformate, wie Round Table, Konferenzen und Workshops. Als bereits eingeführtes Veranstaltungsformat hat sich der Round Table etabliert. Für jedes der drei Handlungsfelder des Masterplans wurde eine eigene Round Table-Reihe ins Leben gerufen: „Innovationswerkstatt Metall Brandenburg“, „Fachkräftematrix Metall Brandenburg“ und „Kooperationsnetzwerk Metall Brandenburg“. Bei dem Format der Round Tables handelt es sich um ein beteiligungsorientiertes und flexibel anpassbares Format hinsichtlich der Agenda, der Dauer, wie auch der Örtlichkeit. Clustervertretern wird durch dieses Format die Möglichkeit gegeben, sich in wechselnder Zusammensetzung themen- oder projektbezogen auszutauschen. Die Organisation der Round Tables erfolgt gemäß der Akteursbedarfe. Die Organisation der Formate erfolgt durch das Clustermanagement und in Kooperation mit Clusterakteuren. Wir beurteilen dieses Format sehr positiv. Wir empfehlen die Durchführung regionaler Round Tables zu Themen durchzuführen, die für Clusterunternehmen in der entsprechenden Region von besonderer Bedeutung sind, wie beispielsweise in der Region Süd zu den Themen Prozessoptimierung mit Schwerpunkt auf innerbetriebliche Organisation und Logistik und Material- und Energieeffizienz mit Schwerpunkt auf Neuentwicklung von Produkten hinsichtlich Energieeffizienz und Wirtschaftlichkeit. in der Region Mitte zu den Themen Produktentwicklung mit Schwerpunkt auf Produktoptimierung aus Sicht des Kunden und Prozessoptimierung mit Schwerpunkt auf Verbesserung der Unternehmensprozesse in der Region Ost zu dem Thema Produktentwicklung mit dem Schwerpunkt auf Individualisierung der Produkte in der Region Nord zu den Themen Prozessoptimierung mit dem Schwerpunkt auf Fertigungsprozesse und Automatisierung mit Schwerpunkt auf Automatisierungstechnik, Vernetzung und sichere Prozesse. Diese Themenvorschläge basieren auf den direkten Rückmeldungen der Clusterunternehmen. Aufbauend auf dem gewonnen Input sind darüber hinaus die überregionalen Round Tables in zentraler Lage weiterzuführen und auszubauen. Themenvorschläge hierzu sind beispielsweise Internationalisierung, Fördermittelberatung oder Industrie 4.0. 11.2.2 Aktionsfeld II – Förderung des Unternehmeraustauschs Dieses Aktionsfeld dient neben dem Ideenaustausch und dem Technologie-Scouting auch der Erkenntnisgewinnung über konkrete Umsetzungsmaßnahmen und spiegelt PM & Partner Marketing Consulting GmbH 32 Potenzialanalyse Metall den partizipativen Ansatz des Metall Clusters wider. In den Gesprächen mit den Clusterunternehmen wurde deutlich, dass dieser zwischenbetriebliche Austausch bereits von einigen Unternehmen praktiziert wird. Zumeist erfolgt dieser Wissenstransfer mit vor- oder nachgelagerten Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette. Ableitend aus Unternehmensrückmeldungen bietet sich ein Unternehmeraustausch insbesondere für Themen an, die als Barrieren oder Hemmnisse für Innovationen bewertet werden (vgl. Abb. 10). Wir empfehlen mit nachfolgenden Themen den Unternehmensaustausch zu beginnen: Die Bedeutung von Innovationen für den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens Aktivierung und Einbindung der eigenen Mitarbeitern in den Innovationsprozess Technologie-Scouting regelmäßig durchführen und Erkenntnisse umsetzen Erfahrungsaustausch mit wissenschaftlichen Einrichtungen. Unternehmer profitieren von Erfahrungen und dem Austausch mit anderen Unternehmen. Durch diesen Austausch ist es möglich, Fehlerquellen zu vermeiden bzw. Potenziale für eine Effizienzsteigerung kennen zu lernen. Empfohlene Instrumente, die einen Unternehmeraustausch fördern sind: Format „Unternehmer laden ein“ Format „Unternehmerfrühstück“. Format „Unternehmer laden ein“. Das einladende Unternehmen präsentiert sein Leistungsspektrum und gewährt den Teilnehmern Einblicke in die Unternehmensprozesse oder -produktion. Darüber hinaus können Lösungsansätze für betriebliche Aufgabenstellungen gemeinsam diskutiert werden. Der Netzwerkgedanke wird gelebt, indem die Teilnehmer unmittelbar vor Ort ihre Erfahrungen austauschen, Potenziale für mögliche Kooperationen erkennen und gemeinsam nutzen können. Nach unseren Erfahrungen sind Unternehmen gerne bereit, als Gastgeber für solche Veranstaltungen zu fungieren. Format „Unternehmerfrühstück“. Ein beliebtes Format für die Vernetzung von Unternehmen ist das regionale Unternehmerfrühstück. Dabei treffen sich in regelmäßigen Abständen die Clusterunternehmer zum morgendlichen Austausch im Rahmen eines Frühstücks. Wir empfehlen hierfür, die RegionalCenter als Initiatoren in die Organisation mit einzubringen. 11.2.3 Aktionsfeld III – Aktive Einbindung von Kreativ-Laboren und Technologietransferstellen Kreativ-Labore und Technologietransferstellen bieten Unternehmen Unterstützung von der Technologiefrüherkennung bis zur Marktimplementierung. Wie die Befragungsergebnisse zeigen, so planen mehr als die Hälfte der Metallclusterunternehmen in den kommenden drei Jahren eine Verbesserung ihrer Produkte, Prozesse und Verfahren sowie die Entwicklung neuer Produkte (vgl. Abb. 8). Hierbei greifen die Unternehmen bis dato sehr stark auf die Zusammenarbeit mit Kunden und Zulieferern sowie anderen Unternehmen zurück (vgl. Abb. 9). Wie die Analysen auch gezeigt haben, so kooperieren im Vergleich zu früheren Untersuchungen mehr und mehr Unternehmen PM & Partner Marketing Consulting GmbH 33 Potenzialanalyse Metall mit Universitäten und Hochschulen (36%) sowie mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen (23%) und nutzen verstärkt die Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. In Technologie- oder Kreativ-Laboren, wie auch in Technologietransferstellen erhalten Unternehmen Unterstützungsleistungen, um Technologie- und Innovationspotentiale erkenntlich zu machen und entsprechend weiter zu entwickeln. Kreativ-Labore bieten die Möglichkeit, unter Verwendung von Methoden aus dem Innovations- und Technologiemanagement, beispielsweise Szenarien zu entwickeln, die die Grundlage für die Strategieentwicklung in Unternehmen bilden. Bereits bestehende Angebote im Land Brandenburg zum Thema Kreativ-Labore sind: Das ViNN:Lab / FabLab ist ein Kreativlabor an der TH Wildau und bietet beispielsweise für Clusterunternehmen, für die das Thema 3D-Druckverfahren und Individualisierung der Produktion hohes Innovationspotenzial darstellt, die Möglichkeit entsprechende Vorhaben im Verbund mit dem Kreativlabor umzusetzen. Ähnliche Möglichkeiten bieten die Offene Werkstatt und das offene Technologielabor in Eberswalde. Darüber hinaus können auch Themen aus dem Bereich Material- und Energieeffizienz im Verbund mit der Einrichtung erarbeitet werden. Neben der Nutzung der Labore empfehlen wir eine Fortführung Einbindung der vorhandenen Technologietransferstellen. Diese Stellen bieten Clusterunternehmen administrative Hilfe bei der Durchführung von Forschungsvorhaben, die Organisation von Informationsveranstaltungen und fachspezifischen Workshops zu neuesten Technologietrends und Forschungsergebnissen, Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie weiterführende Informationen über Fördermöglichkeiten von Kooperationen. Folgende Technologietransferstellen bieten sich an: Technologietransferstelle sowie eine Transferplattform (startet) an der BTU Cottbus-Senftenberg Technologietransferstelle der Europa-Universität Viadrina Technologietransferstelle der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde Technologietransferstelle Technischen Hochschule Wildau Fachhochschule Potsdam Hochschule Lausitz LAUTT Universität Potsdam/ Potsdam Transfer Aus den Gesprächen und dem Workshop ging hervor, dass die Unternehmen zusätzliche externe Expertise bei der Entwicklung neuer Ideen und bei der Validierung bereits existierender Ideen begrüßen. Entsprechend den Ergebnissen aus der Studie des IMUInstituts11 empfehlen wir auf den im Land Brandenburg bereits existierenden KreativLaboren und Technologietransferstellen aufzubauen und eine enge Verzahnung der Vernetzungs- und Aufschließungsaktivitäten landesweit und vor Ort in den Regionen mit den möglicherweise anschließenden Projektumsetzungen zu fokussieren. Vor diesem Hintergrund empfehlen wir die bereits bestehenden Arbeitskontakte zu den Labors und Transferstellen weiter auszubauen sowie die Durchführung der geplanten Veranstaltungen zum Bekanntmachen der Angebote in den Regionen. 11 Identifizierung von Themen für potentielle Leitprojekte im Brandenburger Cluster Metall, IMU-Institut, Oktober 2012 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 34 Potenzialanalyse Metall 11.2.4 Aktionsfeld IV – Unterstützung der Internationalisierung Entsprechend der Analyseauswertungen zeigen sich die Clusterunternehmen sehr an der „Identifikation von neuen Märkten und Marktnischen“ (vgl. Abb. 14) interessiert und geben an, dass das „fehlen von Marktinformationen“ (vgl. Abb. 10) als hemmender Faktor für Innovationen gesehen wird. Darüber hinaus zeigen die Befragungsergebnisse, dass mehr als ein Viertel der Unternehmen an einer Auslandsmarktentwicklung interessiert sind. Als die präferierten Länder für die Metallclusterunternehmen zeigen sich insbesondere – in ihrer Wichtigkeit absteigend – die nachfolgenden Märkte: Österreich, Schweiz, Niederlande, Dänemark, Polen, Norwegen, Schweden, Frankreich, Finnland, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika. Da der überwiegende Anteil der Unternehmen im Metallcluster aus kleinst-, klein- oder mittelständischen Firmen besteht, kann das Cluster für diese Gruppe die benötigte Unterstützung bei der Auslandsmarktentwicklung bereitstellen. Typische Instrumente der Auslandsmarktunterstützung sind Messebesuche/-teilnahmen, Unternehmerreisen, Identifikation ausländischer Kooperationspartner/ Cluster. Diese Instrumente werden bereits in die Clusterarbeit mit eingebunden. Soweit Interesse von einzelnen Akteuren an der Clusterarbeit in anderen Regionen besteht, könnten internationale „Factfinding-Touren“ organisiert werden. Sie dienen dazu, positive sowie negative Erfahrungen von der Arbeit vergleichbarer Cluster im Rahmen eines Benchmarks zu evaluieren. Das Land Baden-Württemberg und der Technologiepark Golm praktizieren dies bereits erfolgreich. 11.3 Projektempfehlungen Die Ergebnisse der Online-Befragung und der Gespräche mit Unternehmern bestätigen und erweitern die 2012 in einer Leitprojektstudie identifizierten Projekthemen. Wie bereits oben ausgeführt, muss sehr genau getrennt werden, welche Projekte übergreifend (siehe Kap. 11.3.1) und welche nur für wenige Unternehmen interessant sind (siehe Kap. 11.3.2). Beim Umgang mit unseren Projektempfehlungen ist zu berücksichtigen, dass bereits ähnliche Formate durch die verschiedenen Clusterakteure im Land/in der Region aufgelegt sind bzw. in Planung sind. Die von uns vorgeschlagenen Projekte leiten sich aus unseren Analyseergebnissen ab und sind nicht mit dem Veranstaltungsplan der ZAB und den anderen Organisationen abgestimmt. Dies muss im konkreten Planungsfall jeweils erfolgen. 11.3.1 Übergreifende, allgemein-betriebswirtschaftliche Projekte Übergreifende, allgemein ausgerichtete Projekte, die für einen Großteil der Clusterunternehmen von Interesse sind: „Evaluierung von Best Practice Fällen zur Lösung der Fachkräfteproblematik.“ Die Metallclusterunternehmen sehen aktuell noch einen hohen Bedarf für die Unterstützung bei der Gewinnung und Sicherung von Fachkräften. Hochqualifiziertes Personal steigert die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 35 Potenzialanalyse Metall Mögliche Unterstützungsleistungen des Clusters sind die Formate Unternehmer laden ein und Unternehmerfrühstück (siehe Kap. 11.2.2), aktive Einbindung von Kreativ-Laboren und Technologietransferstellen (siehe Kap. 11.2.3) sowie Beitrag von Praktikanten-Initiativen, wie beispielsweise die Praktikumsbörse des Wirtschaftsforums Brandenburg e.V.12 und die Integration von Unterstützungsmaßnahmen der ZAB und der Arbeitsagenturen. „Evaluierung von Best Practice-Fällen für das Thema Industrie 4.0 für Metallunternehmen.“ Wissenstransfer von und Austausch mit Unternehmen, die bereits erfolgreich ihre Produktions- und Organisationsprozesse digitalisiert haben. Geeignete Formate sind hierfür u.a. Informationsveranstaltungen von Praktikern, Besuch von Unternehmen (siehe Kap. 11.2.2), die die Problematik positiv angegangen sind, relevante Beiträge von Hochschulen und Information über Fördermöglichkeiten, die Unternehmen bei der Einführung von digitalen Prozess- und Organisationsstrukturen unterstützen13. „Evaluierung von Best Practice-Fällen zur Lösung des Themas innerbetriebliches Technologie- und Innovationsmanagement.“ Bearbeitung der in Abbildung 10 genannten Faktoren, die die Unternehmen bei ihren Innovationen behindern mittels verschiedener Formate, wie u.a. Initiierung von Verbundprojekten mit Kreativ-Laboren (siehe Kap. 11.2.3). Initiierung von Wissenstransfer aus wissenschaftlichen Einrichtungen, wie beispielsweise dem ServiceZentrum Lernen und Lehren (SeL²) an der TH Wildau oder Seminaren des Fraunhofer IGD. „Vorbereitung und Durchführung einer (Auslands)Messe.“ Unterstützung der Clusterunternehmen bei deren Marktbearbeitung und -entwicklung (siehe Kap. 11.2.4) durch Vorbereitung und Durchführung von nationalen und internationalen Messeteilnahmen. Fact-Finding-Tour zu einer ausländischen Clusterorganisation. Für das Clustermanagement eröffnet die Durchführung einer solchen Reise eine intensivere Verknüpfung mit ausländischen Clusterorganisationen. Den Clusterunternehmen des Landes Brandenburg werden durch den engeren Austausch mit ausländischen Metallunternehmen neue Möglichkeiten der Kooperation bis hin zu Möglichkeiten des Technologie-Scoutings geboten (siehe Kap. 11.2.4). Die bereits aufgebauten Kontakte zu Metallclustern und -netzwerken und -verbänden decken sich mit den von den Unternehmen favorisierten Zielregionen Österreich, Schweiz, Niederlande, Dänemark und Polen (siehe Kap. 9.5) und sollten gezielt weiterentwickelt werden. 11.3.2 Technologie-/Innovationsorientierte Projekte Technologie-/Innovationsorientierte Projekte, die sehr stark auf die Bedarfe einzelner Unternehmensgruppen ausgerichtet sind (vgl. hierzu Kap.8). Die vorgeschlagenen Veranstaltungen sehen jeweils die Einbeziehung mindestens eines Branchenexperten so- 12 13 www.wf-brandenburg.de; Stand: 13.04.2015 www.zim-bmwi.de; Stand: 13.04.2015 PM & Partner Marketing Consulting GmbH 36 Potenzialanalyse Metall wie von Best Practice-Unternehmen vor. Entsprechend der seitens der Clusterunternehmen genannten Themen mit den größten Innovationspotenzialen (vgl. Kapitel 9) schlagen wir nachfolgende Arbeits-/Veranstaltungstitel vor: Innovationspotenzial Prozessoptimierung: „Evaluierung von Best Practice Fälle zur Verbesserung bestehender Produktionsund Fertigungsprozesse.“ „Informationsveranstaltung zur Einführung einer lückenlose Informationskette über die gesamte Produktions- und Wertschöpfungskette mittels RFID-Technologie.“ „Die Erfolgsgeheimnisse für eine erfolgreiche Optimierung der Produktionsvorbereitung im Zeitalter von Industrie 4.0.“ „Best Practice Beispiele zur Verbesserung der innerbetrieblichen Vernetzung und Organisation an einem konkreten Unternehmensbeispiel.“ Innovationspotenzial Produktentwicklung: „One Million Dollar Day – Kundeninformationen zur Verbesserung der bestehenden Produkte.“ „Kontinuierliche Produktentwicklung durch die Erfassung und Auswertung von objektorientierten Software-Metriken.“ „Potenziale generativer Verfahren zur Individualisierung von Produkten.“ Innovationspotenzial Material- und Energieeffizienz: „Evaluierung von Best Practice Fällen zur Einführung von Energieeffizienten Systemen in der Metallindustrie.“ „Ressourcenmanagement in der Produktion. Kleiner Einsatz – große Wirkung.“ „3D Druck in der Metallbranche – Hype oder Zukunft?“ Innovationspotenzial Automatisierung und Individualisierung der Produktion: „Betriebsstrategien für Mensch-Roboter-Kooperationsarbeitsplätze.“ „Steigerung des Automatisierungsgrades am Beispiel des operativen Einkaufes.“ „Auf den Weg in die digitalisierte Produktion.“ Innovationspotenzial Technologiemanagement: Best Practice Beispiele zur Identifizierung neuer Technologien. „Technologie-Scouting“ – verwertungsrelevante Forschungsergebnisse ermitteln und bewerten.“ „Open Innovation in der Metallindustrie“ – Identifikation und Bewertung verschiedener Instrumente. PM & Partner Marketing Consulting GmbH 37 Potenzialanalyse Metall 12. Zuordnung der Handlungsempfehlungen zu den Eckpunkten des Masterplans Cluster Metall Entsprechend der vorgestellten Analyseempfehlungen bietet sich die folgende Zuordnung der Handlungsempfehlungen zu den Eckpunkten des Masterplans Cluster Metall an. Tabelle 2: Zuordnung der Aktionsfelder zu den Eckpunkten des Masterplans Potenzialanalyse 2015 Themenfindung im Cluster Masterplan Cluster Metall EP Grundlagentechnologien EP Neue Lösungskonzepte und Leistungen EP Effiziente und nachhaltige Prozesse EP Technologie und Lösungen aus Metall EP Innovationen schaffe EP Aus- und Weiterbildung für Fach- und Führungskräfte EP Mitarbeitergewinnung EP Mitarbeiterbindung EP Nachhaltiger Mitarbeitereinsatz EP Mitarbeiter als Wert AF I - Veranstaltungsformate EP Vernetztes Zusammenwirken EP Austausch und Wissenstransfer AF II - Unternehmeraustausch EP Austausch und Wissenstransfer EP Vernetztes Zusammenwirken EP Innovationen schaffe AF III - Kreativlabore und Technologietransferstellen EP Grundlagentechnologien EP Neue Lösungskonzepte und Leistungen EP Effiziente und nachhaltige Prozesse EP Technologie und Lösungen aus Metall EP Innovationen schaffe AF IV - Internationalisierung EP Austausch und Wissenstransfer EP Aus- und Weiterbildung für Fach- und Führungskräfte EP Wertschöpfungs- und Entwicklungsnetze in Brandenburg EP Austausch und Wissenstransfer Eigene Darstellung PM & Partner Marketing Consulting GmbH 38 Potenzialanalyse Metall Dieses Projekt wurde im Zeitraum von Oktober 2014 bis Mai 2015 durchgeführt. Wir bedanken uns für die kooperative Zusammenarbeit seitens des Ministeriums für Wirtschaft und Energie (MWE), der ZukunftsAgentur Brandenburg GmbH (ZAB) sowie sämtlicher involvierter Organisationen und nicht zuletzt der befragten Unternehmen. Frankfurt am Main, 27. Mai 2015 PM&Partner Marketing Consulting GmbH PM & Partner Marketing Consulting GmbH 39