Wie stark ist das Hubwerk?

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So testet profi: Dreipunkthubwerke
So testen wir
Aus Prospekten abschreiben
kann jeder. In der Redaktion
profi haben wir einen höheren
Anspruch. Wir erheben bei
jedem Test von Schleppern
und Landmaschinen eigene
Messdaten, so dass für unsere
Leser nicht nur eine unabhängige, sondern auch praxisgerechte Information sichergestellt ist.
Damit Sie als unsere Leser
einen besseren Eindruck von
unserer Arbeit gewinnen, stellen wir Ihnen jeden Monat ein
Thema aus unserem umfangreichen Messprogramm vor.
In diesem Monat geht es um
die Hubkraftmessungen beim
Schleppertest auf dem Prüfstand des DLG-Testzentrums in
Groß-Umstadt.
Auf dem Prüfstand
des DLG-Testzentrums kann exakt
jede Hubhöhe eingestellt werden,
bei der gemessen
werden soll. Die
Kraftmessdose
(kleines Bild) ermittelt die maximale Hubkraft, bei
der das Hubwerk
stehen bleibt iüber
den gesamten
Hubbereich.
Fotos: Uhlig
Wie stark
ist das Hubwerk?
Heute werden die verschiedensten Geräte an das SchlepperHubwerk angebaut. Entsprechend unterschiedlich sind die
Anforderungen an Hubkraft und Hubweg. Wie diese Größen
gemessen werden, erklärt Friedrich Uhlig vom DLG-Testzentrum.
IA
m Prinzip des Schlepperkrafthebers hat sich seit seiner Einführung 1926 durch Harry Ferguson eigentlich nichts geändert.
Die Hauptaufgabe ist nach wie vor das Anheben von Geräten.
Um die Hubkräfte nach dem OECD-Standard-Code messen zu können, hat das
DLG-Testzentrum einen speziellen Prüfstand. Auf dem kann man über den ganzen
Hubbereich die Kräfte mit Hilfe einer elektronischen Zugkraftmessdose ermitteln. Dabei ist der Schlepper auf den Indexradius
der Räder aufgebockt und verzurrt, um Einflüsse durch das Einfedern der Reifen auszuschließen.
Gemessen wird statisch. Das heißt, es wird
über den gesamten Hubbereich an 15 bis 20
Punkten die statische Hubkraft gemessen,
bei der das Hubwerk stehen bleibt. In der
Praxis soll das Hubwerk natürlich durchgehend heben. Die gemessenen Werte
werden deshalb auf 90 % reduziert und —
wenn nötig — auf den Solldruck der Hydraulikanlage umgerechnet.
So ergeben sich aus der jeweiligen Hubhöhe und der dort gemessenen Hubkraft die
Hubkraftkurven, die Sie jeden Monat im
profi-Schleppertest sehen (Grafik nächste
Seite links oben: „Hubkraft und Hubkraftbedarf“).
Hubkraft und Hubkraftbedarf
I
Hubkraft (daN)
8 000
Hubstreben lang: Durchgehend 2 873 daN, Hubweg 69,9 cm
Hubstreben kurz: Durchgehend 3 068 daN, Hubweg 66,6 cm
Fronthubwerk: Durchgehend 1 572 daN, Hubweg 63,2 cm
7 000
6 000
5 000
Bestellkombination 2 733 kg
4 000
3 000
Pflug 1 223 kg
2 000
1 000
0
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
110
120
Hubweg (cm)
Die rote Kurve zeigt die Hubkraft an den Kuppelpunkten der Unterlenker, die gelbe Kurve zeigt
die Hubkraft bei verkürzten Hubstreben. Die (gepunkteten) Kurven zeigen den Hubkraftbedarf
dieses Hubwerkes für einen 1 223 kg schweren Pflug sowie eine 2 733 kg schwere Bestellkombination. Hier wird deutlich, dass die Bestellkombination zu schwer für den Schlepper wäre.
Der Schlepper wird auf den Raddurchmesser
aufgebockt und verzurrt, um Einflüsse durch
ein Einfedern der Reifen auszuschließen.
Warum es zwei Kurven sind? Einmal wird
ab 20 cm (bzw. 23 cm bei Kat. III) über dem
Boden gemessen, wobei die Hubstangen in
der vorderen Bohrung am Unterlenker eingehängt sind. Der zweite Durchgang erfolgt
mit kurz gedrehten Hubstangen, die hinten
in den Unterlenkern eingehängt werden. So
erkennt man auf einen Blick, wie sich Hubkraft und Hubweg durch den Verstellbereich
des Gestänges verändern lassen.
Viele vermuten, dass im unteren Bereich
die höchsten Hubkräfte nötig sind, um Geräte aus dem Boden „reißen“ zu können. Im
Prinzip ist das richtig, nur ergibt sich durch
die Geometrie der Hubwerke im oberen Bereich des Hubweges ein viel höherer Hubkraftbedarf. Der Grund ist einfach: Mit dem
Hubwerk soll ein Anbaugerät in der Regel ja
nicht parallel zum Boden angehoben werden, wie zum Beispiel bei einem Gabelstapler. Vielmehr soll das hintere Ende des Gerätes höher ausgehoben werden als das
vordere, um z. B. beim Pflug die erforderliche Bodenfreiheit zum Drehen zu haben.
Wie kräftezehrend diese Schwenkbewegung
(der „Kick up“) ist, verdeutlichen die gepunkteten Kurven mit dem Hubkraftbedarf
von zwei repräsentativen Geräten. Dieser
ist sehr stark von der individuellen Geometrie jedes einzelnen Hubwerkes abhängig.
profi 12/2010
Das bedeutet, wenn zwei Schlepper auch exakt die gleiche Hubkraft haben, können
nicht unbedingt beide das gleiche Gerät
komplett ausheben. Um diese unterschiedlichen Kurven des Hubkraftbedarfes ermitteln zu können, hat die DLG ein Computerprogramm entwickelt. Auf Basis der exakten
Abmessungen des Hubgestänges kann man
damit den individuellen Hubkraftbedarf für
jeden Schlepper errechnen.
Gewichte und Abmessungen der (fiktiven)
Anbaugeräte werden dabei entsprechend
der gemessenen Zapfwellenleistung skaliert. So kann man in der Grafik sofort erkennen, ob der Schlepper für seine Leistung
ein ausreichend starkes Hubwerk hat.
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