Technical Bulletin Eingeschränkte Spannungsfestigkeit bei Hängekonstruktionen aus Edelstahl Verwendung der VA-300-Serie in Schwimmbädern kann zu ernsten Problemen führen Nummer: 2011/06 Einleitung Im schweizerischen Uster stürzte im Jahr 1985 eine Betondecke in die Tiefe, die an Montageteilen aus Edelstahl befestigt war. Dabei waren 12 Tote und 17 Schwerverletzte zu beklagen. Auch in den Niederlanden ereigneten sich ähnliche Unfälle. 2001 stürzten in Steenwijk die zentnerschwere Holzlattendecke und die Klimaanlage in die Tiefe. Weil dies zur Schließungszeit passierte, gab es glücklicherweise keine Toten. Am 8. Juli 2002 fiel eine schwere Luftleitung in einem Schwimmbad in Deventer infolge von Spannungskorrosion in den VA Montageteilen herunter. Danach versagten noch verschiedene Hängekonstruktionen von Systemdecken und Beleuchtungsarmaturen. Bemerkenswert war, dass es im Vorfeld der Einstürze keine Anzeichen wie wahrnehmbare Beschädigung oder Rostbefall des Materials gab. In allen Fällen stürzten die Konstruktionen plötzlich ganz oder teilweise ein. Durch Inspektionen insbesondere von Cobra Consultancy wurden die erwähnten Schadensfälle drastisch vermindert. Spannungskorrosion In allen Fällen stellte sich heraus, dass es sich um EdelstahlHängekonstruktionen handelte. Sie waren infolge von Chlorid-Spannungskorrosion, auch SCC (Stress Corrosion Cracking) genannt, zusammengebrochen. Diese Form der Korrosion ist schwer zu entdecken und kann durch visuelle Inspektion nicht festgestellt werden. SCC tritt auf bei: • einer Kombination von (hoher) Umgebungstemperatur • einer Innenumgebung mit Chlordampf • permanenter Belastung der Konstruktion Schon 2002 empfahl TNO (niederländische Organisation für angewandte Naturwissenschaften) den Provinzen und dem Ministerium für Wohnungswesen, Raum und Umwelt, Verwaltungen von Schwimmbädern in den Niederlanden untersuchen zu lassen, ob tragende Edelstahlkonstruktionen in Schwimmbädern Zeichen von Korrosion aufweisen und ob eine Chlorid-Spannungskorrosion vorliegt. Im Vergleich zu früher sind die Wasser- und Lufttemperaturen in Hallenschwimmbädern erheblich gestiegen. Spielgeräte, Wildwasserbahnen, Wasservorhänge und Whirlpools intensivieren den Kontakt von Wasser mit Luft, sodass die Luftfeuchtigkeit zunimmt. Auch haben die Besucherzahlen und Aufenthaltszeiten zugenommen, sodass mehr Chlor verwendet werden muss. Eine stärkere Chlorverwendung in Kombination mit höheren Wasser- und Lufttemperaturen und eine höhere Luftfeuchtigkeit verursachen einen höheren Chlorgehalt in der Raumluft. Daneben hat das Maß, in dem Ventilationsluft rezirkuliert wird (Energieeinsparung) einen negativen Einfluss auf die vorhandene Chlorkonzentration in der Innenumgebung. Edelstahl 304 und 316 nicht unter Spannung Edelstahl ist eine Eisenlegierung, die mindestens 11-12 % Chrom enthält und so bei Kontakt mit Sauerstoff eine Chromoxidhaut bildet, sodass das Material bei intakter Oberfläche gegen Korrosion unempfindlich ist. Die bekanntesten Edelstahlsorten sind AISI 304 (A2) und AISI 316 (A4). AISI 316 weist durch die Zugabe von 2-2,5 % Molybdän zu dieser Legierung eine etwas höhere Widerstandskraft gegen Lochfraß auf. Gerade diese VA-Sorten sind sehr empfindlich gegen SCC und wurden als ungeeignet für die Anwendung bei Tragekonstruktionen in Hallenschwimmbädern befunden. Die Reinigung mit Stahlwolle verursacht eine gegensätzliche Reaktion, die Infektion des Edelstahls Stark korrodierende Teile aus Edelstahl Wie erfolgt der Nachweis? Es ist möglich, die Konstruktion aus Edelstahl selbst auf Spannungskorrosion zu kontrollieren. Dies kann mit Hilfe eines „Kontaktsprays“ bei der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung erfolgen (siehe auch TB 2011-05). Nach 3 einfachen Schritten (Vorreinigung, Penetration, Kontrastierung) werden selbst kleinste Haarrisse sichtbar. Ein Chemetall-Testset zum Nachweis dieser Korrosion ist bei Vecom erhältlich. Auf dem folgenden Foto ist zu sehen, wie zahllose Risse an einer Aufhängerolle aus Stahl mit diesem Spray sichtbar gemacht werden. Empfehlung für anzuwendende Materialien Für kritische Anwendungen von u.a. VA 304 und 316 wird Ersatz empfohlen durch Werkstoffnummer 1.4529, AISI 926 (20 % Cr, 25 % Ni und 6,5 % Mo), eine austenitische Edelstahlsorte, die für Spannungskorrosion in Schwimmbadumgebungen unempfindlich zu sein scheint. Konstante Aufmerksamkeit für gute Qualität des Schwimmbadwassers und der Raumumgebung (Raumluft) verhindert unnötige Chlorkonzentrationen in der Luft. Wartung und Inspektion bleibt das Gebot, sicher in Situationen, in denen der Zusammenbruch tragender Konstruktionen Gefahr für Personen bedeuten kann. Reguläre Wartung von Edelstahl und Stahl in Schwimmbädern Attribute aus Edelstahl wie Treppen und Zäune werden manchmal mit Stahlwolle geputzt. Dadurch wird der Stahl mit Eisenteilchen infiziert, die in der aggressiven, chlorhaltigen Schwimmbadumgebung anschließend stark korrodieren. Um dies zu verhindern, muss der Stahl mit Vecinox Stainless Steel Gel behandelt werden, einem Reinigungsmittel, das speziell für diese Art der Wartungsarbeiten von Vecom entwickelt wurde. Es entfernt leichte Korrosion von Edelstahl und gibt ihm den ursprünglichen Glanz zurück. Für unlegierten Stahl z. B. für Stützpfeiler von Rutschbahnen etc. bietet Vecom einen Rostumwandler, Rust Converter Super. Für die Anwendung dieses Produkts muss lediglich der lose Rost abgebürstet werden. Dann kann das Produkt auch auf nasser Oberfläche aufgebracht werden. Innerhalb von 2 Stunden entsteht durch eine chemische Reaktion eine passive violett-schwarze Schicht, die mit beliebigem Lack weiter bearbeitet werden kann. Autor: J. van Duijn (Cobra Consultancy, independent corrosion expert) Reaktions und/oder Fragen? e-mail: [email protected] www.vecom-group.com