Mauersegler & Schwalben - bemerkenswerte Hausbesetzer Mauersegler und Schwalben sind seit langer Zeit Mitbewohner unserer Siedlungen. Auch in Pforzheim sind sie an manchen Orten anzutreffen. Oftmals bleiben diese Tiere von den meisten Menschen unbeachtet, dabei sind sie sehr erstaunliche Geschöpfe. Im April erscheinen sie urplötzlich über unseren Dächern und beleben mit ihrer Lebendigkeit die Szenerie unserer Straßen und Anwesen. Sie sind Frühlingsboten, und ohne sie ist auch der Sommer kein richtiger Sommer! Seit wenigen Jahren werden Mauersegler und Schwalben in der Roten Liste Baden-Württemberg geführt: Mauersegler Vorwarnliste, Rauch- und Mehlschwalben Kategorie 3, gefährdet! Hauptgründe sind v.a. die Vernichtung der Nistplätze, die Versiegelung der Landschaft und die Intensivlandwirtschaft. Frühlingsboten mit unglaublichen Flugleistungen Folgende stichwortartige Gegenüberstellung soll Hilfestellung anbieten: Mauersegler und Schwalben sind die geborenen Flieger. Im Frühjahr kehren sie nach ausgesprochenen Langstreckenflügen nach Europa zurück. Die Winterzeit verbringen sie im tropischen und subtropischen Afrika. Geradezu unglaublich muten die Entfernungen an, die Mauersegler im Winterhalbjahr zurücklegen: Flugstrecken zwischen Sommer- und Winterhalbjahr hin und zurück von 10.000 bis 20.000 km sind nicht ungewöhnlich. Sie überfliegen dabei die Alpen, das Mittelmeer, Nordafrika mit der Sahara, Zentralafrika und überwintern im südlichen Afrika. Ein fünf Jahre alter Segler hat statistisch ca. 25mal die Erde am Äquator umrundet oder über 2,5mal die Strecke zum Mond zurückgelegt. In den drei Monaten im Brutgebiet bei uns fliegen die Segler täglich ca. 600-800 km (in 90 Tagen mindestens 55.000 km), in Afrika im Winterquartier in 210 Tagen mindestens 126.000 km. Jedes Jahr legt ein Segler somit etwa 200.000 km im Flug zurück. Hochgerechnet auf eine durchschnittliche Lebenserwartung von fünf Jahren wird in einem Segler-Leben eine Million km zurückgelegt! Die Flugleistung der Schwalben ist nur wenig geringer. Sie verbringen das Winterhalbjahr in Zentralafrika und südlich des Äquators (Ringfunde aus Sambia!) und versammeln sich öfters ansitzend und „schwatzen“. Mauersegler treffen sich dagegen fliegenderweise. Ihren Weg finden sie unter anderem wohl auch über den Geruch der Landschaften, die sie überfliegen. Mauersegler fliegen in der Nacht, machen fliegend wenige Pausen tagsüber, um Insekten zu jagen. Nachts schlafen sie auch im Flug! Erstaunlich ist auch die Lebensweise von Mauerseglern und Schwalben! Ursprünglich haben diese Arten Felswände besiedelt. Als der Mensch sesshaft geworden ist und feste Häuser gebaut hat, haben sich diese Tiere an diesen neuen Lebensraum angepaßt. Seit diesen Zeiten leben wir mit diesen Vögeln zusammen und wir leben gut mit ihnen! Denn sie ernähren sich ausschließlich von Insekten und halten uns so manche Plagegeister vom Leib! Der Mauersegler (Apus apus) verbringt Tag und Nacht in der Luft. Nur zur Brut- und Jungenaufzucht lässt er sich auf festem Grund nieder. Seine Füsse sind verkümmert, klettern und ausgiebiges Ansitzen mag er deshalb nicht. Mauersegler brüten nur einmal pro Jahr im Mai bis Juni. Jungvögel verbringen die ersten drei Jahre in der Luft, ehe sie zum Brutplatz zurückkehren. Mauersegler sind extrem von Gebäuden abhängig geworden, nur noch wenige brüten in natürlichen Höhlen. Leider sind moderne Bauten eher nutzlos, nur ältere Häuser und Kirchtürme bieten noch reichlich Hohlräume. Deshalb konzentrieren sich die Mauersegler auf alte Ortskerne, Gründerzeitquartiere, weniger auf dörfliche Siedlungen. Segler leben sehr gesellig und fliegen in der Brutzeit in hohem Tempo und in dichten Gruppen über die Dächer. In Pforzheim sind Mauersegler anzutreffen im Bereich der Innenstadt, in Dillweißenstein, in geringerer Anzahl noch in Büchenbronn, Huchenfeld, Eutingen und in der Nordstadt. Ende August sind die Mauersegler plötzlich wieder weg. Die Schwalben leben ebenfalls großenteils in der Luft, in der sie ausschließlich Insekten erbeuten. Die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) jagt gerne über Ackerrainen, in Dörfern, in Flusstälern und über offenem Land. Heute ist sie auf Gebäude angewiesen, in denen sie ihr Nest bauen kann. Bevorzugt werden dabei Vieh- und Pferdeställe mit dauerhaften Öffnungen. Rauchschwalben kommen nicht in größere Städte. Sie bauen für ihr Nest einen nach oben offenen Napf aus Schlamm und Stroh, auf einem Balken oder einem Mauervorsprung. Pro Jahr werden zwei Bruten aufgezogen. Rauchschwalben sind in Pforzheim nachgewiesen z.B. in Büchenbronn, Huchenfeld, Mauersegler im Posthaltersgut (am Hohwald). Wie kann man Segler und Schwalben unterscheiden? Mauersegler Schwalben Wirken einheitlich schwarz Unterseite weiß Flügel sehr steif meist zuckende Flügelschläge Kinn braun-weißlich Kinn tief rostrot (Rauchschwalbe) oder rein-weiß (Mehlschwalbe) sichelförmige Flügel Flügel lang, schlank Schreie schrill Rufe zwitschernd nie offen ansitzend sitzen auch an Nester versteckt sichtbare Nestbauten oft sehr hohe Flughöhen fliegen auch knapp über dem Boden Schwanz tief gegabelt, mit kürzeren Außenspießen Schwanz gegabelt, mit sehr langen Spießen (Rauchschwalbe) od. ohne Außenspieße (Mehlschwalbe) Mehlschwalbe Rauchschwalbe Mauersegler & Schwalben stehen unter Schutz! Mauersegler und Schwalben sind besonders geschützte Tierarten. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist es verboten, den geschützten Tieren nachzustellen, die Nester zu beschädigen oder zu zerstören. Der Zugang zu bestehenden Nestern darf auch nicht durch Baugerüste, Netze o.a. versperrt werden. Dies gilt auch, wenn die Nester kurzzeitig oder vorübergehend nicht benutzt werden. Zum Schutz vor Verschmutzung können Kotbretter an der Fassade angebracht werden. Jeder, der z.B. Nester abschlägt, verstößt gegen das Naturschutzgesetz. Wie kann man den Seglern und Schwalben helfen? Zum Beispiel durch Erhaltung von Nestern, Anbringen von Kunstnestern/Nisthöhlen, Verzicht auf Pflanzenschutzmittel, Erhaltung/Anlage von Schlammlöchern, Entsiegelung von Flächen u.a.m. Beratung ist möglich durch den Naturschutzbund (NABU), Pforzheim-Enzkreis (Tel.: 07231 - 4550045) oder durch das Amt für Umweltschutz (Tel.: 07231 - 39 - 2000). Hilfe tut not! In der alljährlichen Nistkastenaktion des Amts für Umweltschutz können entsprechende Nistkästen kostengünstig bestellt werden. Nistkästen für Mauersegler an der Südstadtschule in Pforzheim Mehlschwalben (Delichon urbica) bauen geschlossene, kugelige Mörtelnester aus Schlamm mit Eingang am Oberrand an Gebäuden unter Dachrinnen oder einem Überhang. Sie besiedeln Stadtkerne wie auch Dörfer. In Pforzheim sind Brutplätze bekannt z.B. im Flößerviertel, in der Südweststadt, in Eutingen. Mehlschwalben ziehen 2-3 Bruten pro Jahr auf, zum Teil bis in den September! Mehlschwalben-Nester - li. natürliche, re. künstliche Nester, mit Kotbrett Text: Bauer Fotos: Vorderseite - Bauer (Hof Schönthaler-Waidner), Rückseite - Roggel GFDL (Mauersegler), MPF GFDL (Mehlschwalbe)- übrige Bauer