Elektrochemie Elektrochemie Das Verhalten der Spannungsquelle – Teil 1: kein Stromfluss 1. Warum entsteht überhaupt eine Spannung? 2. Von welchen Bedingungen hängt die Spannung im stromlosen Zustand ab ? 1 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Warum entsteht überhaupt eine Spannung? Was ist Elektrochemie? Elektrotechnik • Verhalten von Ladungsträgern (Elektronen oder Ionen) in Leitern (Metallen oder Elektrolyten (= Materialien mit beweglichen Ionen); • Erzeugung von elektrischen und magnetischen Feldern durch Ladungsträger und ihre Bewegung, und Auswirkungen der Felder auf die Ladungsträger und deren Bewegung; Elektrochemie • Chemische Reaktionen, deren Reaktionsrate, Reaktionsrichtung oder Reaktionsprodukte durch das Anlegen einer Spannung beeinflusst werden können bzw. die eine Spannung ausbilden können. • Ladungsübergang von Elektronen aus Metallen oder metallisch leitenden Materialien auf Ionen in Elektrolyten; • Elektrochemie findet meistens direkt an Oberflächen oder unmittelbar in der Nähe davon statt. • Querschnittswissenschaft zwischen Chemie und Elektrizitätslehre • Syntheseweg für chemische Produkte (Strom + Material → Zielprodukt) • Umwandlungsweg für chemische Produkte (Material + Material → Strom + Reaktionsprodukte) 2 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Warum entsteht überhaupt eine Spannung? Warum entsteht zwischen zwei metallischen Platte aus verschiedenen Materialien eine Spannung, wenn beide in einen Elektrolyt getaucht werden? Eine Spannung entsteht durch eine inhomogene Verteilung von Ladungsträgern: → →→ E = k ∫ρ(x)dx wobei ρ die Ladungsträgerverteilung positiver und negativer Ladungen ist. →→ ΔU = ∫ Eds wobei→ s eine beliebige Strecke zwischen den beiden Messpunkten ist. Wo und warum entsteht auf einmal eine inhomogene Ladungsträgerverteilung? 3 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Oberfläche Graphit oder Kohlenstoff mit max. ca. o,9Li/C6 Entladen Elektronenfluss über Last - + e- e- Li+ Ionenfluss im Elektrolyten Li+ Entladen: LiC6 → Li+ + e- + C6 MnO2 + Li+ + e- → LiMnO2 Li+ eLi+ e- Vereinfachte Darstellung, weil die Stöckiometrie von 1:1 für Graphit nicht erreichbar ist, und die Einlagerung von Lithium in ein Metalloxid ohne Reste von Lithium nicht einfach ist. e- Li+ e- Transport von Lithiumionen! Elektrolyt: organisches Lösungsmittel mit "frei beweglichen" LI-Ionen in Leitsalzen (z B. LiPF6, LiCF3SO3, etc.) Li+ eLi+ e- Li+ Bildung von Li-Metall möglich! Und SEI-Schichten (Solid electrolyte interface) 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Metallmischoxide (LixNiO2, LixMnO2, LixNi0,33Co0,33Mn0,33O2 ,ot x ,omdestems ca- 0,1 Ladungsträgerverteilung an der 4 Gitterstruktur von Kathodenmaterialien muss Platz für Lithium bieten!!! Interkalation der Ionen in "leere" Plätze des Wirtsgitters Graphit: Die Schichtstruktur des Graphit wird durch Lithium zwischen den Lagen aufgeweitet Volumenzunahme 5 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Übersicht über Lithium-Batterien Mit metallischem Lithium Ohne metallisches Lithium Li-Metall Li-Ionen Flüssiger Elektrolyt Polymer Elektrolyt Flüssiger Elektrolyt Polymer Elektrolyt Li-Metall flüssig Li-Metall Polymer Li-Ionen flüssig Li-Ionen Polymer Primärsysteme, Spezialanwendungen Begrenzte Zyklenfestigkeit Lithium-Metall reagiert mit Wasser, Sauerstoff, CO2, Stickstoff etc. heftig" und bildet somit ein Sicherheitsrisiko! 27. 10. 2012 Geräte und Hybridfahrzeugbatterien Große Vielfalt unterschiedlicher Systeme und Materialien Anode: Graphit (Standard), LiTiO4 Elektrolyt: Diverse Leitsalze und Lösungsmittel Kathode; CoO2, NiO2, MnO2, Mischungen davon, FePO4, etc. Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 6 Elektrochemie Warum entsteht überhaupt eine Spannung? Reaktionen genauer betrachtet Anode Kathode Graphit LiC6 Das Lithium wird in der Schichtstruktur des Graphit eingelagert und ist dort leicht beweglich, Es gibt keine feste Zuordnung eines Lithiumions zu einem C6-Ring. Im vollgeladenem Zustand sind ca. 90% der Graphitringe mit einem Lithiumion versehen: Li0,9C6, im entladenem Zustand ca. 30 % der Graphitringe: Li0,3C6. Das Materil ist elektroneutral, das zugehörige Ion befindet sich im Leitungsband des Graphits. LiyC6 → Li(y-x)C6 + xLi+ + xeDas Anodenmaterial verliert dadurch beim Laden an Volumen Metalloxide MO2 in unterschiedlicher Zusammensetzung und Kristallstruktur (z.B. Spinelle; M = Co, Ni, Mn und Mischungen davon) Das Lithium wird in der Struktur des Metalloxids eingelagert und ist dort leicht beweglich, Es gibt keine feste Zuordnung eines Lithiumions zu einem Metalloxidmolekül. Im entladenem Zustand sind ca. 70% der MO2 mit einem Lithiumion versehen: Li0,6MO2, im geladenem Zustand ca. 10 % der Metalloxidmoleküle: Li0,1MO2 LizMO2 + xLi+ + x e- → Li(z+x)MO2 Eisenphosphat FePO4 Das Lithiumatom ist fest zugeordnet, kann aber von einem Bindungsort zum anderen übertragen werden Blei (Pb) Blei der negativen Elektrode wird in Bleisulfat umgewandelt, das andere Leitfähigkeit, Kristallstruktur und spezifisches Volumen hat. Es gibt eine feste Bindung. PbO2 Bleidioxid der positiven Elektrode wird in Bleisulfat umgewandelt, das andere Leitfähigkeit, Kristallstruktur und spezifisches Volumen hat. Es gibt eine feste Bindung Bei der Nutzung von Blei zur Erklärung des spannungsbildenden Prozesses sind die Bedingungen am eindeutigsten. Zusätzlich sind auch Nebeneffekte (Konzentrationsabhängigkeit, Nebenreaktionen, etc.) am eindeutigsten. 7 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ausbildung von Ladungsträgerverteilungen Chemisches Potential an der Grenzfläche wird minimiert Kochsalz und Wasser Ausbildung von Na+ und Cl – Ionen in einer Solvathülle von Wasser. Der Salzkristall löst sich auf, weil das chemische Potential der solvatierten Natrium- und Chlorionen in Wasser geringer ist als das chemische Potential des Salzkristalls und des Wassers. Mischung von Wasser und Schwefelsäure Ausbildung von SO4- - , HSO4- , H2SO4, H3O+ mit den jeweiligen Solvathüllen Bei den üblichen Schwefelsäurekonzentrationen ist die dominierende Ausbildung HSO4Eintauchen einer Bleidioxidplatte PbO2 bzw. einer Bleiplatte in Schwefelsäure 1. Reaktion von Bleidioxid und Blei zu Bleisulfat. Die Reaktionen an beiden Elektroden sind unabhängig voneinander. Positive Elektrode: Negative Elektrode: PbO2 + H2SO4 + 2H+ + 2e- PbSO4 + 2H2O Pb + H2SO4 PbSO4 + 2H+ + 2e- 2. Die Reaktion kommt sofort zum Stehen, weil es keinen Ladungsträgeraustausch zwischen den bei der Reaktion frei werdenden Ladungsträgern gibt. Die Ladungsträger des Elektrolyten und die Elektronen des Metalls können nicht miteinander in Wechselwirkung treten, weil sie sich in verschiedenen Medien / an verschiedenen Orten aufhalten (Massenwirkungsgesetz). 8 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ausbildung von Ladungsträgerverteilungen Eintauchen einer Bleidioxidplatte PbO2 in Schwefelsäure Modellvorstellung – Vernachlässigung der detaillierten Reaktionspfade 1. Bildung von Pb4+ Ionen und O24- bzw. 2O2- an der Grenzfläche. 2. Zur Reaktion mit einem Sulfation HSO4-, das in einer "Solvathülle" (= Nahordnung der Dipole und Ladungsträger des Elektrolyten) gebunden ist, zu Bleisulfat nimmt das Pb4+ zwei Elektronen vom O24- und wird damit zweiwertig (Pb2+). O24- wird zu O22-. 3. Das Sulfation HSO4- spaltet sich in H+ und SO42- und reagiert zu PbSO4. Dem Elektrolyten werden zwei negative Ladungen entzogen. 4. O22- reagiert mit 4 Protonen H+ des Elektrolyten zu zwei Wassermolekülen. Dem Elektrolyten werden damit 4 positive Ladungen entzogen, der Elektrode 2 negative Ladungen. 5. In Summe wurden dem Elektrolyten 2 positive Ladungen (H+ als H3O+ in einer Solvathülle) entzogen, der Elektrode zwei negative Ladungen (Leitungselektronen des metallisch leitenden Bleidioxids). 6. An der Grenzfläche zwischen einer Lösung mit fehlenden positiven Ladungsträgern und einem Metall mit fehlenden negativen Ladungsträgern bilden sich elektrostatische Kräfte bzw. ein elektrisches Feld zwischen den Protonen in der Lösung und den freien Elektronen in der Elektrode aus. 9 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche PbSO4 e- Material: Pb H+ H+ + wässrige Schwefelsäure (H2O, H2SO4) H+ eIonengemisch aus H2SO4, HSO4-, SO42-, HO-, H+ PbSO4 eH+ H2O Bildung von PbSO4 an beiden Elektroden (Doppelsulfattheorie) e- H+ e- PbSO4 H+ H+ e- PbSO4 ePos. Elektrode: Verbrauch von H+ und Elektronen + H + Negative Elektrode: Freisetzen von H und Elektronen Die Reaktion an beiden Elektroden verläuft unabhängig voneinander Material: PbO2 e- + H2O Ca. 0,4 V (je nach Konzentration des Elektrolyten) Ca. 1,7 V Nach langer Zeit: Bildung von Wasserstoff (Knallgas!) 27. 10. 2012 Selbstentladung Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 10 Ausbildung von Ladungsträgerverteilungen - + Last Eo,HR,- Ladegerät (bei wiederaufladbaren Systemen) Eo,HR,+ Elektrolyt Doppelschichtkondensator bzw. Helmholtzschicht Eo,NR,- E0.NR,+ Ladungsträgerdurchtritt (s. Kap. 3) äquivalent Übungsaufgabe: Äquivalenz nachweisen 11 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Spannungslage der Reaktionen Nebenreaktionen Zwischen den Bestandteilen der Elektrode (inkl. Zusatzstoffen, Legierungsbestandteilen und Verunreinigungen) und den Ionen des Elektrolyten (inkl. Verunreinigungen) können viele unterschiedliche Reaktionen ablaufen. Beispiel: PbO2-Elektrode bei Bleisäurebatterien Kathodische Reaktion = Reaktion beim Entladen: (1) PbO2 + 3H+ + HSO4- + 2ePbSO4 + 2H2O Anodische Nebenreaktionen mit ganz geringer Reaktionsgeschwindigkeit: (2) H2O ½ O2 + 2 H+ + 2 e(3) H2 2H+ + 2e(4) Pb + HSO4PbSO4 + H+ + 2eGesamtreaktionen (Selbstentladungen, weil geladenes aktives Material zu entladenem aktivem Material führt. (1 + 2 = 5) PbO2 + H2SO4 PbSO4 + ½O2 + H2O (1 + 4 = 6) PbO2 + Pb + 2H2SO4 2 PbSO4 + 2H2O Oxidation des Katalysators PbO2 + CmHnOp (Separator) Pb + CO2 + beschädigter Separator Solid electrolyt Interface (SEI) bei Lithium-Ionen-Batterien e- (von der Elektrode) + Li+ (aus dem Elektrolyt) + Elektrolyt = LiElektrolyt (nicht leitender Feststoff, der sich an der Elektrodenoberfläche abscheidet (vor allem an der negativen Elektrode) und die Kapazität verringert (Lithium wird gebunden) sowie den Innenwiderstand der Batterie erhöht. 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 12 Spannungslage der Reaktionen Nebenreaktionen Nebenreaktionen führen dazu, dass die an den Klemmen messbare Spannung nicht der Spannungslage der durch die Hauptreaktion erzeugten Spannung entspricht, sondern sich aus allen, an der Elektroe ablaufenden Reaktionen bildet. Unterscheidung zwischen Gleichgewichtsspannung (thermodynamische Spannung ohne Nebenreaktionen, in Batterien nicht meßbar) Ruhespannung (OCV open circuit voltage), der tatsächlich vorhandenen Spannung als ergebnis diverser Reaktionen. 13 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Spannungslage der Reaktionen Eigenschaften der Spannungsquelle An der Grenzfläche laufen oft zwei Reaktionen parallel ab: Hauptreaktion (nimmt Energie auf und gibt Energie ab) und Nebenreaktion (parasitäre Reaktion). Bleibatterien Lithium-Ionen-Batterien Hauptreaktion: Blei, Bleidioxid ↔ Bleisulfat Ein- und Auslagerung von Lithium-Ionen aus Wirtsgittern Nebenreaktion der negativen Elektrode: Bildung von Wasserstoff So gut wie keine, Bildung von SEISchichten (Solid-Electrolyte-Interface) Die Spannungslagen für die Haupt- und Nebenreaktionen sind an jeder der beiden Elektroden gleich, die Ströme aber unterschiedlich. Diode zeigt an, dass unter normalen Bedingungen der Strom nur in eine Richtung fließt, nämlich: Entladestrom der Hauptreaktion und Ladereaktion der Nebenreaktion! Aktivmasse NR Elektrolyt HR 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 14 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. Der Umwandlung eines Moleküls entspricht der Freisetzung oder dem Verbrauch einer bestimmten Zahl von Elektronen n (n = 1, 2, oder 3; Reaktionen mit n=4 sind nicht untersucht) Die Umrechnung von Zahl von Molekülen (Mol: 6 x 1023 Moleküle) in Zahl von Elektronen (Coulomb bzw. AmpereSekunden: 6,25 x 1018 Elektronen) erfolgt über die Faradaysche Zahl F (96500 As/Mol bzw. 26,8 Ah/Mol); nF ist ein häufig benötigter Umrechnungsfaktor zwischen Chemie und Elektrotechnik! Die bei vollständiger Umwandlung aller Moleküle erreichbare Ladungsmenge ist nF x Mol des eingesetzten Materials. Die Spannungslage einer Elektrode gegenüber den Elektrolyten ist von der anderen unabhängig. Wenn mehrere Reaktionen mit den vorhandenen Materialien möglich sind, dann bilden sich mehrere Spannungsquellen mit unterschiedlicher Spannung, die parallel geschaltet sind. Der Stromkreis kann auf einer Elektrode geschlossen werden, wenn die Ionen, die durch eine Reaktion gebildet werden, von der anderen Reaktion verbraucht werden. (Selbstentladung, Korrosion, Membranveratmung); Die dabei fließenden Ströme sind begrenzt, weil die fließenden Ströme trotz großer Spannungsdifferenzen zu den jeweiligen Gleichgewichtsspannungen mur eine geromge Reaktionsrate haben (Butler-Volmer-Gleichung – siehe Kapitel 3) Es kann in diesen Fällen nur das Mischpotential aus der Hauptreaktion und den Nebenreaktionen gemessen werden. Es muss deshalb sprachlich zwischen Gleichgewichtsspannung (Spannungslage einer Reaktion ohne Nebenreaktionen) und der Ruhespannung (OCV = open circuit voltage) unterschieden werden. Die Ruhespannung ist i.A. niedriger als die Gleichgewichtsspannung der Hauptreaktion, weil die Spannungslage der Nebenreaktionen iA. Geringer ist. Bei externer Last bzw. Ladung sind die Reaktionen an beiden Seiten gekoppelt, wenn die Ionen, die an der einen Elektrode erzeugt werden (von welcher Reaktion auch immer) von den Reaktionen der anderen Elektrode verbraucht werden. Die Kirchhoffschen Gesetze (Summe der Ströme an jedem Verknüpfungspunkt sind Null) müssen gelten. Strom fließt bei geschlossenem Stromkreis nur, wenn an beiden Elektroden die gleichen Ionen erzeugt und verbraucht werden. Es ist nicht klar, welche Reaktion von dem, durch das Ladegerät eingeprägten Strom angetrieben wird. Bei der Entladung kann angenommen werden, dass der Strom fast ausschließlich aus der Hauptreaktion stammt. 15 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche Konzept der Referenzelektrode Die Spannung einer Elektrode gegenüber dem Elektrolyt kann nur gemessen werden, wenn ein Referenzpunkte im Elektrolyten geschaffen wird. Anforderungen: • Reaktion, die "Messspitze" des Spannungsmessgeräts elektrisch mit Elektrolyt ankoppelt. • Unabhängigkeit der Reaktion von allen anderen Bedingungen, insbesondere dem Zustand der Elektrode. Übliche Referenzelektroden • Wasserstoff/Platin Halbzellenspannungen werden üblicherweise im Vergleich zu dieser Wasserstoffelektrode angegeben. • Cadmium/Cadmiumsulfat Potential gegenüber der Wasserstoffelektrode um ca. 0,1 V verschoben und nicht so stabil. 16 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Protonen- und Elektronenverteilung (Analogie: pn Übergänge in Halbleitern) Zahl der Ladungsträger Elektronen Protonen Überschuss Mangel Elektrolyt Neg. Elektrode Pos. Elektrode Ladungsträgerverteilung ρ (schematisch) → → → Spannungsverlauf: E = k ∫ρ(x)dx V →→ ΔU = ∫ Eds 1,7 V 0 Negative Elektrode 27. 10. 2012 -0,4 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Positive Elektrode 17 Elektrochemie Warum entsteht überhaupt eine Spannung? Wissen über den Spannungsaufbau in Halbleitern ist auf den Spannungsaufbau von Batterien übertragbar! 18 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche Entladen Elektronenfluss über Last - + H+ PbSO4 e- Ionenfluss im Elektrolyten H+ Negative Elektrode e- H+ e- PbSO4 H+ Positive Elektrode H+ eH2O PbSO4 e+ H Pb + H2SO4 PbO2 + H2SO4 + 2H+ + 2e- PbSO4 + 2H+ + 2e- PbSO4 + 2H2O Summenformel: Pb + PbO2 + 2 H2SO4 2 PbSO4 + 2 H2O Material: PbO2 Material: PbO e- H+ ePbSO4 e+ H H2O 19 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche Entladen Kurzschlussstrom: Einige tausend Ampere für viele Sekunden Elektronenfluss über Last + PbSO4 e- PbSO4 H+ Negative Elektrode PbSO4 H+ Positive Elektrode Pb + H2SO4 PbO2 + H2SO4 + 2H+ + 2e- PbSO4 + 2H+ + 2e- PbSO4 + 2H2O Summenformel: Pb + PbO2 + 2 H2SO4 e- H+ e- H+ eH2O PbSO4 e+ H H+ PbSO4 e- Ionenfluss im Elektrolyten 2 PbSO4 + 2 H2O H+ ePbSO4 e+ H H2O Ca. 2,1 V (je nach Konzentration des Elektrolyten 27. 10. 2012 Material: PbO2 Material: PbO - Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 20 Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche Bei anderen Batterien und bei Brennstoffzellen heißen die Ionen anders – das ist bzgl. des spannungsbildenden Prozesses der wesentliche Unterschied Positive Elektrode Elektrolyt Negative Elektrode Bleidioxid Pb4+ Wässrige Schwefelsäure H+, (HSO4- trägt zur Reaktion bei, aber nicht zum Stromfluss!) Blei Pb2+ NiCd-Batterien NiOOH H+ Wässrige Kalilauge OH- Cd Cd2+ NiMH-Batterien NiOOH H+ Wässrige Kalilauge OH- Wasserstoff in Legierung H+ z.B. LiCo0,5Mn0,5O2 Li+ Verschiedene Leitsalze Li+ Meistens LiC6 (Graphit) Li+ Wasserstoff H+ "Saure" Membrane H+ Sauerstoff O2- Bleibatterien Lithium-Ionen Große Vielfalt von Materialien mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften!!! Brennstoffzelle (PEM – Proton Exchange Membrane) 21 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche Zellengleichung Positive Elektrode Entladung Ladung* Negative Elektrode Zellengleichung PbO2 + H2SO4 + 2H+ + 2e- Pb + H2SO4 Pb + PbO2 + 2H2SO4 PbSO4 + 2H2O PbSO4 + 2H+ + 2e- 2PbSO4 + 2H2O PbSO4 + 2H2O PbO2 + H2SO4 + 2H+ + 2e- PbSO4 + 2H+ + 2ePb + H2SO4 2PbSO4 + 2H2O Pb + PbO2 + 2H2SO4 *: ohne Nebenreaktion Alternative Schreibweise unter Verwendung der tatsächlich vorliegenden Dissoziationsform wässriger Schwefelsäure: Positive Elektrode: PbO2 + HSO4- + 3H+ + 2e- Negative Elektrode analog: Pb + HSO4- + H+ PbSO4 + 2H2O PbSO4 + 2H+ + 2e22 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Warum entsteht überhaupt eine Spannung? Die Spannungslage der Batterie ist nicht von der Größe der Batterie abhängig, sondern ausschließlich vom Vorhandensein der Reaktionspartner (und ihrer Konzentration) an der Oberfläche. Die Batterie ist eine Art "sich selbst aufladender Plattenkondensator". Eine Batterie ist eine Spannungsquelle, die NIE spannungslos ist! Berührungsschutz ab 60 V Nennspannung, ab 120 V Nennspannung Unterbringung in abgeschlossenen elektrischen Betriebsstätten. 1. Viele Normen verlangen einen Schalter (Gleichstromschalter!) zwischen der Batterie und dem Lastkreis, der in der Nähe der Batterie angebracht sein sollte! Grund: Nur so kann die Batterie ohne Risiko von Stromfluss an die Verbraucher/das Ladegerät angeklemmt bzw. abgeklemmt werden. 2. Gleichspannungen können Lichtbogen ziehen! Gleichstromsicherungen erforderlich, die bei hohen Strömen sehr teuer werden können. 3. Batterien, die im Betrieb für Hochstromanwendungen, z.B. Starten eines Verbrennungsmotors, genutzt werden, können nur sehr aufwendig mit Sicherungen getrennt werden. Manche Normen verlangen kurzschlussfeste Kabel. 23 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche • • Helmholtzschicht: Die Dipole des Wassers und die hydratisierten Ionen aus dem Elektrolyt führen zu einer Nahordnung an der Elektrodenoberfläche. Innere Helmholtzschicht: Abstand der unmittelbar adsorbierten Moleküle und Ionen; Äußere Helmholtzschicht: Abstand der indirekt adsorbierten Ionen. Negatives Ion: Groß und schwache Solvathülle Negative Elektrode - Elektrolyt Äußere Helmholtzschicht Negative Elektrode Elektrolyt Negative Elektrode Innere Helmholtzschicht + Elektrolyt • Positives Ion: Klein und starke Solvathülle Der Aufbau der Helmholtzschicht hängt von der Größe der Ionen und ihrer Solvathülle ab, sowie von der Polarisierbarkeit der Elektrode. (David Linden: Handbook of Batteries, S 2.13) 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 24 Potential Diffuse Doppelschicht Dicke bis zu 100 nm - hängt von der Ionenkonzentration und Stärke ab Äußere Helmholtzschicht + Keinerlei Nahordnung mehr "Starre" und "diffuse" Helmholtzschicht sind konzeptionell gut, tatsächlich aber nur schwer unterscheidbar. Die Bedeckung der Elektrode mit Ionen entspricht der Kapazität der Grenzfläche: Doppelschichtkondensator (double layer capacitor) Der Energieinhalt des Doppelschichtkondensators wird aus dem chemischen Potential der Reaktion gespeist. Die dadurch gebildeten elektrostatischen Kräfte wirken der weiteren Freisetzung des chemischen Potentials entgegen. Schematische Darstellung Austauschstromdichte: Bildung und Rekombination der Ionen an der Oberfläche Größenordnung der Bedeckung: ?? ca. 0,3 – 0,5 nm 27. 10. 2012 Elektrolyt Negative Elektrode Starr Ladungsträgerverteilung an der Oberfläche Abstand von der Elektrode Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 25 Elektrochemie Elektrochemie Das Verhalten der Spannungsquelle 1. Warum entsteht überhaupt eine Spannung? 2. Von welchen Bedingungen hängt die Spannung im stromlosen Zustand ab? 3. Wie verhält sich die Spannungslage bei Belastung (Lade- oder Entladestrom)? 26 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Spannungslage im stromlosen Zustand Energiebilanz chemischer Reaktionen dH = dG + TdS Änderung der Enthalpie dH durch die Reaktion = Änderung der freien Enthalpie dG durch die Reaktion + Änderung der gebundenen Enthalpie TdS durch die Reaktion dS ist die Änderung der Entropie des Gesamtsystems = die Zahl der Zustände, die das System annehmen kann, bzw. die Ordnung des Systems. Vorzeichenkonvention: negative Werte von dH und dG bedeuten, dass das System Energie verliert und die Reaktionen spontan ablaufen. Für die Entladereaktion sind die Werte deshalb negativ und für die Laderichtung positiv! Für jedes Material können die Werte dH, dG und dS in Tabellen (als Standardwerte = einmolare Lösungen in Wasser bei vorgegebener Temperatur (20 °C) nachgeschlagen werden (Angabe in kJ/Mol) Die freie Enthalpie dG ist bei Batterien direkt proportional zur Gleichgewichtsspannung Eo der Elektrode (EMK = Elektromotorische Kraft) Eo = dG/nF bzw. bei Standardbedingungen: Eoo = dGo/nF n: Zahl der Elektronen, die pro Reaktion übertragen werden F: Faraday'sche Zahl: Verhältnis zwischen der Zahl von Elektronen pro Coulomb (6,25*1018) und der Zahl der Moleküle pro Mol (6 * 1023) F = 96500 As/mol oder 26,8 Ah/mol. Pro Ah wird eine genau bestimmte Menge an Material (0,037 mol) umgesetzt (bei einem Ladungsträger pro Reaktion). Festlegung: E bezieht sich auf die Elektrodenspannung, U auf die Klemmenspannung der Zelle 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 27 Spannungslage der Batterie Nernstsches Gesetz Wenn die Reaktion in einer Lösung stattfindet, dann verändert sich die Spannungslage in Abhängigkeit der Aktivität ai der Reaktanden in der Lösung. Die Aktivität ist eng mit der Konzentration ci verbunden: ai = f(ci). Einflussfaktoren sind z.B. Solvathüllen durch Moleküle des Lösungsmittels. Ionen beeinflussen sich gegenseitig! dG = dGo + RT * ln (Π (ai)mi) (m für Produkte negativ) i wobei ai der Aktivitätskoeffizient der Reaktandensorte i ist (im Prinzip berechenbar, konzentrationsabhängig) und mi die Zahl der an der Reaktion beteiligten Teilchen ist. Oder EElektrode = Eo + RT/nF * ln (Π (ai)mi ) (NERNST-Spannung) Die Aktivität der Festkörperprodukte an der Grenzfläche ist konstant und wird per Definition gleich 1 gesetzt. EElektrode = Eo + RT/nF * ln (a²(HSO4-) x a²(H+) / a²(H2O)) Es wird üblicherweise in der Schreibweise nicht zwischen EElektrode und Eo unterschieden, obwohl die Werte deutlich unterschiedlich sind. Unabhängig von der Konzentration wird die Gleichgewichtsspannung üblicherweise als Eo bezeichnet. 28 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Spannungslage der Batterie Nernstsches Gesetz Die Ruhespannung verändert sich, wenn sich bei der Nutzung der Batterie die Konzentration der Reaktanden verändert. Dies passiert bei: • • Bleibatterien: Verbrauch von Schwefelsäure, die Konzentration des Elektrolyten nimmt ab und führt zu einer deutlichen Verminderung der Ruhespannung (bis ca. 5 %) NiCd-Batterien: Verbrauch von OH- Ionen, bzw. Wasser des wässrigen Elektrolyten, so dass sich die Konzentration der wässrigen Kalilauge erhöht. Auswirkungen wegen des großen "Wasserüberschusses in der Lösung" vernachlässigbar. Die Konzentration von Festkörpern ist per Definition konstant! Die Änderung der Ruhespannung bei anderen elektrochemischen System muss nicht eine Folge des Nernstschen Gesetzes, sondern kann z.B. eine Folge des Energieniveaus der Elektronen sein, wenn Leitungsbänder aufgefüllt werden. • • • Lithium-Ionen-Batterien: Bei Interkalation steigt die Energie, je mehr Elektronen eingeladen werden; Bei Lithium-Eisenphosphat als Kathodenmaterial: Konstante Spannung Nickelelektroden bei NiMH und NiCd; Interkalationsprozesse tragen zum Spannungswert bei. 29 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Spannungslage der Batterie Ruhespannung einer Zelle Abnahme der Ruhespannung bedeutet immer Abnahme oder schlechtere Verfügbarkeit der Reaktionspartner Näherungswert bei Bleibatterien Eo = 0,85 + Säuredichte (in g/cm³) (Entladung im quasistationärem Zustand) Eo EN Spannung ES 0 27. 10. 2012 Einflüsse auf die Ruhespannung • Konzentration/Aktivität der Reaktanden an der Elektrode/Elektrolyt-Grenzschicht • Änderung der Nebenreaktion Nennspannung Entladeschlussspannung Keine sinnvolle Nutzung der Batterie möglich: Spannung zu gering und kaum Restenergie vorhanden Übliche Entladegrenze bei Bleibatterien (80%) Kapazität / Ah Entladezeit / h Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 30 Elektrochemie Spannungslage im stromlosen Zustand Energie der Reaktion: H = G + T* S Gleichgewichtsspannung Eo = G/nF Blei Nickel-Cadmium** NickelMetallhydrid** im Vergleich Wasser H (kJ/mol) -359,4 ~ - 282 ~ - 299 285,5 G (kJ/mol) -372,6 ~ - 255 ~ - 259 237,2 1,931 ~ 1,32 ~ 1,34 1,23 +0,2 (mV/K) -0,5 (mV/K) +0,7 (mV/K) +13 ~ - 27 (Erwärmung bei Ladung) (Abkühlung bei Ladung) Legierungsabhängig Batterietechnologie Gleichgewichtsspannung Eo (V) Temperaturkoeffizient der Gleichgewichtsspannung Eo Reversibler Wärmeeffekt T S (kJ/mol)* (für Standardbedingungen, Wert kann auch negativ sein) -48,6 (Desorption und Absorption von H2 in Metalllegierungen) T S (kJ/kg aktiven Materials)* T S (kJ/Ah Ladung)* +22,5 ~ - 82,6 0,6 ~ - 1,2 i.A. deutlich höher als bei NiCd-Batterien -2700 -2,1 *) für die Bildung der geladenen aktiven Massen gemäß Summenformel bzw. die Zersetzung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff – positiver Wert bedeutet, dass Wärme beim Laden freigesetzt wird! **) Kristallstruktur unterschiedlich, und genaue chemische Zusammensetzung in Batterien anders als in der üblichen Schreibweise! 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 31 Spannungslage der Batterie Grenzen für die Verwendung thermodynamischer Daten zur Spannungsbestimmung 1. Sind die Edukte und Produkte klar definiert? Rekonstitutionsreaktionen: Edukte und Produkte sind klar definiert, haben unterschiedliche Eigenschaften (spez. Volumen, elektrische und thermische Leitfähigkeit, Wärmekapazität, Kristallstruktur) Interkalationsreaktionen, bei denen die vorhandenen Orte zur Aufnahme von Ionen in Abhängigkeit der jeweils existierenden Orte aufgefüllt werden (z.B. bei Graphit am Anfang jeder vierte Ring, weil durch die Aufnahme eines Lihtiumions das Gitter so deformiert wird, dass die umgebenen Orte energetisch ungünstiger werden) 2. Gibt es Daten für die tatsächlich verwendeten Materialien? Die Nickelelektrode ist nicht NiOOH, sondern stöchiometrisch unbestimmt )NiO1,83H), bzw NiO2+ΔH bei bestimmten Kristallstrukturen, oder [4NiO2 2NiOOH] (2K 2 OH 2 H2O) 3. Ist die Kristallstruktur klar? α-, β- oder γ-NiO2, Spinellstruktur des Kathodenmaterials von Lithium-Ionen-Batterien, etc 32 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Spannungslage der Batterie Übungsaufgabe 1. Verbleib von Bleisulfat Aus thermodynamischer Sicht gibt es bei der Ausbildung der Spannung keine Restriktionen für das gebildete Bleisulfatmolekül. Was passiert damit? Geht es in Lösung oder bleibt es an der Oberfläche? Wenn an der Oberfläche, wie ist dann die Struktur? 2. Berechnung der thermodynamischen Daten von Batterien Berechnen Sie die Gleichgewichtsspannung und die reversible Wärme einer Bleibatterie auf Basis einmolarer Lösungen. Berechnen Sie auch die Werte für jede Elektrode und für die Haupt- und Nebenreaktionen separat. Berechnen Sie einen Spannungswert, der der reversiblen Wärme der Reaktionen entspricht und es ermöglicht, die Wirkung der reversiblen Wärme als Produkt von Spannung und Strom zu berechnen. Daten: H (kJ/mol) G (kJ/mol Pb 0 PbO2 -277,4 PbSO4 -919,9 H+ 0 HSO4-887,3 H2O -285,8 H2SO4 -814 Daten für 1 Mol / Liter für gelöste Reaktanden 0 -217,4 -813,2 0 -755,4 -237,2 -690,1 Vorzeichenkonvention: A + B (Edukte) --> C + D (Produkte) Summe der Werte der Produkte wird von der Summe der Werte der Edukte abgezogen. 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 33 Spannungslage der Batterie Übungsaufgabe 3. Berechnung der theoretischen spezifischen Energie (Wh/kg) Daten Gramm / Mol Pb 207 PbO2 239 PbSO4 303 H2O 18 H2SO4 98 Was ist die spezifische Energie (Wh/kg) von Bleibatterien, wenn das vorhandene Material vollständig umgewandelt werden könnte? Um wie viel verringert sich die spezifische Energie alleine durch Berücksichtigung der wässrigen Schwefelsäure (5 molar; 1,28 g/cm³) 34 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Spannungslage der Batterie Übungsaufgabe 4. Berechnung der theoretischen spezifischen Kapazität (Ah/kg) und der spezifischen Energie aus der Nennspannung Daten (n: Zahl der übertragenen Ladungsträger pro Reaktion) Zellreaktion** n Gleichgewichtsspannung* Nennspannung * Pb + PbO2 + 2H2SO4 → 2PbSO4 + 2H2O 2 1,93 2 LiNiO2/Graphit NiO2 + LiC6 → LiNiO2 + C6 1 3,6 LiNiO2/Lithium NiO2 + Li → LiNiO2 1 3,6 Li/Luft 2Li + H2= + 1/2O2 → 2 Li(OH) 2 3,35 Zn/Luft Zn + 1/2O2 → ZnO 2 1,62 1,5 NaS 2Na + 3S → Na2S3 2 2,076 2 NaNiCl2 2Na + NiCl2 → 2NaCl + Ni 2 2,58 2,5 NiCd Cd + 2NiOOH + 2H2O → Cd(OH)2 + 2Ni(OH)2 1 1,32 1,2 H2 + 2NiOOH → 2Ni(OH)2 1 1,5 1,5 MH + NiOOH → M + Ni(OH)2 1 1,34 1,2 2H2 + O2 →2H2O 4 1,23 1 Bleibatterie NiH NiMH Brennstoffzelle Theoretische spezifische Kapazität Theoretische spezifische Energie * Werte stammen aus unterschiedlichen Quellen und sind nicht immer konsistent bzw. vergleichbar. **:Unterschiedliche Schreibweisen, je nach Reaktion in alkalischer und saurer Umgebung, etc. Wie hoch ist die spezifische Energie ausgeführter, mehrzelliger Batterien (Aus Datenblättern) 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 35 Spannungslage der Reaktionen Eigenschaften der Spannungsquelle Spannung NR: 1,23 V HR: 2,1 V 1. Die Nebenreaktionen beider Elektroden können zu einer Spannungsquelle kombiniert werden (Übungsaufgabe: Äquivalenz oder fehlende Äquivalenz nachweisen!) 2. Anwendung der Kirchhoffschen Gesetze: In allen Batterien mit wässrigem Elektrolyt bzw. Nebenreaktionen fließt ein interner Strom, selbst wenn die Pole der Batterien nicht mit Lasten verbunden sind. Die Hauptreaktion treibt die Nebenreaktion an – Entladung der Batterie. 3. Es ist unmöglich, die Gleichgewichtsspannung (Spannung ohne Stromfluss) der Hauptreaktion an den Polen zu messen, es kann nur die Spannung der Hauptreaktion bei geringem Stromfluss gemessen werden. 4. Unterscheidung der Begriffe Gleichgewichtsspannung und Ruhespannung. Gleichgewichtsspannung: Thermodynamisch bedingte Spannungslage Ruhespannung (OCV - Open circuit voltage): Spannung im stromlosen Zustand 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 36 Elektrochemie Ständige Wasserstoffentwicklung - Explosionsgefahr Batterie immer so anschließen oder abklemmen, dass kein Strom fließen kann. Beim Einschalten Abstand zur Batterie IMMER Gasentwicklung über 1,23 V/Zelle Pro Ah werden in der Überladephase 0,336 g H20 bzw. 0,42 Liter Wasserstoff und 0,21 Liter Sauerstoff (Knallgas) gebildet. In den Zellen gibt es immer und über den Zellen direkt an der Oberfläche fast immer ein explosionsfähiges Gasgemisch Berechnung des Luftaustauschvolumens (Normvorgabe) Q = Sicherheitsfaktor x Zellenzahl x Strom Q = 0,054 x N x I/100Ah x C (m³/h) Stromangabe: (Strom pro 100 Ah Kapazität) x Nennkapazität I/100 Ah ist abhängig vom Ladegerät, der Nutzung, dem Antimongehalt, interner Gasrekombination, Alter, Temperatur, etc. 37 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Elektrochemie Messung der Explosionsgefahr von Gasen oder Stäuben Für Knallgas viel zu ungenau – es wird eine sehr geringe Induktivität verwendet, die beim Abschalten über einen kurzen Abstand einen Lichtbogen zündet! Chemischer Zünder • Fläche ca. 1 cm² • Dauer der Energiefreisetzung: ca. 10 ms • Energiemenge durch Material und Menge in großem Umfang variierbar Oder • Strom durch Induktivität wird getrennt. Drucksensor Auslösung der Explosion wird als Druckstoß gemessen Explosionsrisiko hängt von der Konzentration und der Mischung der Gase ab. H2/O2 ist eines der explosivsten Gemische. Zündimpuls 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 38 Energie der Reaktionen Begriffe Innere Energie U: Energieinhalt (thermisch, elektrisch, chemisch, Latentwärme) ohne mechanische Energie (potentiell, kinetisch inkl. Druck) 1. Hauptsatz der Thermodynamik – Energieerhaltung Die Differenz der inneren Energie entspricht der Summe der zugeführten Wärmeenergie Q und der geleisteten Arbeit: U2-U1 = Q + A oder dU = dQ + dA (Bei Kreisprozessen ist U2 = U1 und Q + A = 0) Enthalpie: Die bei isobarer Reaktionsführung maximal in Wärme oder Arbeit umsetzbare Energie der Reaktion: U + pV (U2+p2V2) – (U1+p1V1) = Q + A Freie Enthalpie (Gibbsche Enthalpie): Maximaler Betrag der gesamten chemischen Energie, der in elektrische Energie umgesetzt werden kann. Die Energiedifferenz der Bindungselektronen zwischen Ausgangstoffen und Reaktionsprodukten entspricht einer Spannungsdifferenz (Differenz potentieller Energie) und kann vollständig „extern“ genutzt werden, wenn die Elektronen bei der Reaktion über einen kontrollierten Pfad = die Last geführt werden. Die freie Enthalpie ist bei Batterien direkt proportional zur Spannung. 39 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Energie der Reaktionen Begriffe Entropie: Der Begriff Entropie beschreibt die Zahl N der möglichen Zustände, die die Teilchen in einem Stoffgemisch annehmen können (S = k lnN) bzw. die Wahrscheinlichkeit, die Teilchen eines Stoffgemischs in einem bestimmten Zustand anzufinden. Abnahme der Entropie bei einer Reaktion aA + bB => cC + dD bedeutet, dass weniger Moleküle gebildet werden ((a+b) < (c+d)) oder die Zahl von Freiheitsgraden der Bewegung vermindert wird. Die bei isobarer Reaktionsführung erzeugte oder verbrauchte Wärmeenergie Qrev steht mit der Entropieänderung in folgendem Zusammenhang: dS = Qrev/T. 2. Hauptsatz der Thermodynamik Prozesse und Reaktionen laufen immer in Richtung "Zunahme der Entropie" ab, es sei denn, es wird Energie zugeführt. Bei exothermen Reaktionen wird Wärme an die Umgebung abgegeben, bei endothermen Reaktionen wird Wärme aus der Umgebung aufgenommen. Die Umgebung der Reaktion (=Batteriegehäuse) kühlt dann entsprechend ab. 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 40 Energie der Reaktionen Begriffe Reversible Wärme Qrev einer Reaktion oder gebundene Enthalpie TdS Bei einem reversiblen Prozess, wie z.B. der Lade- und Entladereaktion von Akkumulatoren, ist eine Reaktionsrichtung exotherm, die andere dafür endotherm. Bei der endothermen Reaktionsrichtung wird Wärme aus der Umgebung (= Elektrode und Elektrolyt) aufgenommen, die Zelle kühlt entsprechend ab. Dies kann vor allem bei NiCd-Batterien beobachtet werden, wenn sie mit hohem Ladestrom (Ladung in weniger als einer Stunde, d.h. Ladestrom I > I1) geladen wird. Die Batterie wird beim Laden kälter! Energiebilanz chemischer Reaktionen dH = dG + TdS Änderung der Enthalpie dH = Änderung der freien Enthalpie dG + Änderung der gebundenen Enthalpie TdS Diese Werte hängen nur vom Anfangs- und Endzustand ab und sind nicht vom Reaktionsweg und ggf. erforderlichen Lösungsmitteln (die aber nicht an der Reaktion beteiligt sein dürfen) abhängig. Aus diesem Grund können die Werte aus der Bildungsenthalpie ausgehend von den reinen Elementen berechnet werden. 41 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ausbildung von Ladungsträgerverteilungen Chemisches Potential Ein System (bestehend aus einer oder mehreren Phasen einer Komponente und aus einer oder mehreren Komponenten) ist stabil, wenn jede Phase homogen ist, d.h. wenn es homogene makroskopische Eigenschaften in allen Teilen besitzt. Bei Systemen mit Phasen- oder Stoffgrenzen sind die makroskopischen Eigenschaften einer Phase von denen der anderen Phase verschieden. Das chemische Potential Damit in einem geschlossenem System spontane Vorgänge ablaufen können, müssen gewisse Potentialunterschiede (Intensitätsparameter einer Energieform) vorhanden sein. Bei Temperaturdifferenz gibt es Wärmefluss, bei Druckdifferenz Materialbewegung und bei Differenz im chemischen Potential gibt es Diffusion, Phasenübergänge oder das Gleichgewicht einer chemischen Reaktion verschiebt sich. Wenn mehrere Phasen im Gleichgewicht sind, dann ist das chemische Potential in jeder Phase gleich. (G. Kortüm, Lehrbuch der Elektrochemie, S.44) Die Änderung der freien Enthalpie bei Konzentrationsänderung der Komponente i wird als chemisches Potential der Komponente i bezeichnet. µi = dG/dni bei konstantem Druck, Temperatur und Konzentration aller anderen Komponenten. 42 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] Ausbildung von Ladungsträgerverteilungen Chemisches Potential Es finden in Mischungen unterschiedlicher Komponenten mit unterschiedlichen Phasen keine Reaktionen statt, wenn sie sich im Gleichgewicht befinden: Energieinhalt einer Mischung: G = Σ(niµi) Summation über alle Komponenten i Im Gleichgewicht: dG/dni = dG/dµi = 0 Σ(dniµi) = Σ(nidµi) =0 Das chemische Potential einer Komponente muss im Gleichgewicht in allen Phasen gleich sein, aber das chemische Potential verschiedener Komponenten in einer Phase kann trotzdem unterschiedlich sein. An Grenzflächen: Nur wenn das chemische Potential aller Komponenten auf beiden Seiten der Grenzfläche gleich ist, dann ist auch die Grenzfläche stabil. Das Ziel "gleiches chemisches Potential" führt an der Grenzfläche von galvanischen Zellen zur Trennung von Ladungsträgern / Ausbildung von Ionen! 27. 10. 2012 Dr. Heinz Wenzl – Beratung für Batterien und Energietechnik; Am Bergwäldchen 27, 37520 Osterode; [email protected] 43