Universität Hamburg Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Zentrum für Meeres- und Klimaforschung Prof. Richard Tol Seminar zur Volkswirtschaftspolitik oder Volkswirtschaftslehre Sommersemester 2005 Generalthema: „Issues in Environmental Economics“ Hausarbeit zum Thema Nr. 4: “Carbon sequestration: An option to reduce emissions?” Vorgelegt von: Jeanette Koslowski 8. Fachsemester Dipl. Handelslehramt Matrikelnummer: 5425577 Torsten Krüger 10. Fachsemester Betriebswirtschaftslehre Matrikelnummer: 5286364 Schulterblatt 134 20537 Hamburg Tel.: 040 / 66 90 78 47 [email protected] Stockkamp 7 22607 Hamburg Tel.: 0163 / 553 46 02 [email protected] Hamburg, 05. April 2005 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 1 2. Hintergrundinformationen 2 3. CO2-Sequestrierung 2 3.1 Capture und Transport von CO2 3 3.2 Storage von CO2 4 3.2.1 Geologische Senken 5 3.2.2 Marine Senken 7 3.2.3 Andere Optionen 9 4. Chancen und Probleme der Kohlenstoffbindung 10 4.1 Kosten 10 4.2 Potential 12 4.3 Permanenz und mögliche Risiken 13 4.4 Umweltrisiken 14 4.5 Öffentliche Wahrnehmung 15 5. Kohlenstoffbindung in der internationalen 15 Klimapolitik: LULUCF im Kyoto-Protokoll 6. Zusammenfassung Quellenverzeichnis 17 18 I 1. Einleitung Seit der Industrialisierung hat sich der Kohlenstoffhaushalt der Atmosphäre drastisch verändert, so dass im Vergleich zu vorindustriellen Werten die Konzentration von Kohlendioxid weltweit um ein Drittel gestiegen ist (Umweltbundesamt, 2001, S. 1). International anerkannte Experten prognostizieren eine weitere Steigerung dieser Werte und einen damit einhergehenden Klimawandel (Kemfert, 2004, S. 1). Einzelne Wetterextrema, wie die Hitzewelle des Sommers 2003 und das "Jahrtausendhochwasser" im Jahr 2002 in Europa, lassen bereits vermuten, dass es sich hierbei um des Klimawandels bedingte Ereignisse handeln könnte. Weltweit ist eine Zunahme der extremen Naturkatastrophen zu erwarten (Kemfert, 2004, S. 1ff.). Angesichts dieser dramatischen Entwicklungen wurde 1997 in internationalen Verhandlungen das Kyoto-Protokoll als erstes rechtlich bindendes Abkommen der Industriestaaten zur Reduktion der Treibhausgase, insbesondere des Kohlendioxids, entwickelt (WWF, 2001, S. 1). Aus aktuellem Anlass wird nun wieder darüber berichtet: Nach sieben Jahren tritt das Kyoto-Protokoll in Kraft, nachdem Ende 2004 Russland als letzter wichtiger Partner diesen Vertrag ratifiziert hat (ZDFheute.de, 2005, S. 1). Ursprünglich sahen Klima-Experten nur den Wechsel auf umweltfreundlichere Energiequellen oder Energieeinsparungen als Möglichkeiten der Reduktion der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre (Anderson/Newell, 2003, S. 1). Eine weitere Option, der Anreicherung von Kohlendioxid entgegenzuwirken, wäre die Kohlenstoffbindung (oder CO2-Sequestrierung, eng. carbon sequestration) mit so genannten Carbon Capture and Storage Technologies (im Folgenden als CCSTechnologien bezeichnet), die in dieser Arbeit vorgestellt werden sollen. Des Weiteren stellt sich die Frage, inwieweit diese Technologien zur Lösung des Emissionsproblems beitragen können. Zu Beginn werden das Kohlendioxid, der damit verbundene Treibhauseffekt sowie natürliche Quellen und Senken als Hintergrundinformationen betrachtet. Darauf folgt die Vorstellung der CCS-Technologien mit ihren möglichen Problemen bezüglich der Kosten, des Potentials, der Permanenz und der Umweltrisiken. Im Anschluss daran wird ein kurzer Überblick über terrestrische Senken im Kyoto-Protokoll gegeben. 1 2. Hintergrundinformationen Kohlendioxid ist ein zentrales Stoffwechselprodukt und somit für Menschen, Tiere und Pflanzen unverzichtbar. Ein Grossteil des in der Atmosphäre enthaltenen Kohlendioxids stammt aus natürlichen Quellen wie Atmung, mikrobiellen Prozessen in Humusböden, Vulkanen und Mineralquellen. Neben diesen natürlichen gibt es auch anthropogene, d.h. vom Menschen geschaffene Quellen, die auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zur Energieerzeugung zurückzuführen sind. Daraus resultierende Emissionen stammen aus der Industrie, der Gebäudeheizung und den Abgasen. Im Rahmen des Kohlenstoffkreislaufes der Natur wird das freigesetzte Kohlendioxid von natürlichen Senken wieder aufgenommen und gespeichert. Man unterscheidet dabei physikalische Prozesse, wie das Lösen im Ozeanwasser sowie biologische Prozesse, z. B. die Bindung durch Grünpflanzen (Hessisches Landesamt, 2005). Die bereits erwähnten anthropogenen Quellen haben seit der Industrialisierung zu einer globalen Erwärmung der Erdoberfläche geführt. Die auf die Erde fallende Sonnenstrahlung wird von Treibhausgasen, darunter auch das Kohlendioxid, absorbiert und es folgt eine Aufwärmung der Erdoberfläche. Diesen Prozess bezeichnet man als natürlichen Treibhauseffekt, der auf Grund der steigenden Kohlendioxidkonzentration um den anthropogenen Treibhauseffekt verstärkt wird. Der dadurch ausgelöste Klimawandel wird unter anderem zu einem steigenden Meeresspiegel, einer Verschiebung der Niederschlagszonen, zunehmenden extremen Wetterereignissen und einer Bedrohung der Artenvielfalt führen, wenn nicht entsprechende Maßnahmen getroffen werden, um dieses zu verhindern (Hessisches Landesamt, 2005). Mögliche Maßnahmen könnten die im Folgenden betrachteten CCS-Technologien sein, die in der Wissenschaft zu gespaltenen Meinungen führen, da mögliche Konsequenzen ihrer Anwendung noch nicht eindeutig absehbar sind. 3. CO2-Sequestrierung Der Prozess der CO2-Sequestrierung mittels der CCS-Technologien umfasst drei Vorgänge: capture (dt. Herausfilterung, Erfassung, Abscheidung), Transport und storage (dt. Lagerung) des Kohledioxids. Während mit dem Herausfiltern und dem Transport in der Praxis bereits erste Erfahrungen gemacht werden konnten, sind einige 2 Verfahren der Lagerung des Kohlendioxids in geologischen und marinen Senken noch wenig erprobt oder es fehlt an Informationen, um eindeutige Aussagen über mögliche Konsequenzen treffen zu können. Nach einem kurzen Überblick über das Herausfiltern und den Transport von Kohlendioxid werden wir uns intensiver den geologischen und marinen Senken widmen. 3.1 Capture und Transport von CO2 Zu Beginn des Prozesses der CO2-Sequestrierung stellt sich die Frage, wo das Kohlendioxid erfasst werden könnte. Sinnvolle Möglichkeiten bieten sich an den punktförmigen Emissionsquellen wie Elektrizitätswerken, Kohle- und Gas- Kraftwerken, Zementwerken, Stahlwerken und Ölraffinerien. Mehr als 40 % der Emissionen sind dabei auf die Energieerzeugung durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen zurückzuführen. Des Weiteren tragen aber auch Energieverbrauch und Energietransport durch Industrie sowie Unternehmen und Haushalte mit Emissionen aus fossilen Brennstoffen entscheidend dazu bei. Allerdings lassen sich nicht bei allen dieser Quellen die CCS-Technologien anwenden, um das Kohlendioxid herauszufiltern (Anderson/Newell, 2003, S. 10f.). Auf Grund des hohen Anteils an den Emissionen könnte der Großteil des Potenzials für die Erfassung von Kohlendioxid bei den Elektrizitätswerken liegen (Bode/Jung, 2004, S. 2). Nachdem nun die Frage bezüglich des „Wo“ geklärt wurde, ergibt sich nun die Frage nach dem „Wie“. Generell unterscheidet man zwischen den der Verbrennung vorund nachgeschalteten Basisverfahren zur Erfassung bzw. zum Herausfiltern des Kohlendioxids (Ploetz, 2002, S. 2). Diese beiden Basisverfahren sollen hier kurz vorgestellt werden1: • Bei dem der Verbrennung vorgeschaltenen Verfahren wird zunächst mittels Kohlevergasung bzw. Dampfreformierung aus Kohle oder Erdgas ein wasserstoffreiches Synthesegas erzeugt. Aus diesem wird anschließend das Kohlendioxid entfernt. 1 Auf weitere Ausführungen verzichten wir, da es sich dabei um Prozesse handelt deren Erklärung im Rahmen dieser Arbeit zu aufwendig wäre. 3 • Bei dem der Verbrennung nachgeschalteten Verfahren handelt es sich um eine Rauchgaswäsche, bei der das Kohlendioxid von den anderen Gasen aus dem Rauchgasstrom getrennt wird. Hierzu zählen die gängigsten Verfahren, wie die chemische und physikalische Absorption, die physikalische und chemische Adsorption, die Gasabscheidung an Membranen und Niedertemperatur-Destillation. Diese Verfahren sind bereits aus der Öl- und Chemieindustrie bekannt und könnten für die CO2- Sequestrierung genutzt werden (IEA, 2001, S. 10). Im Anschluss an das Herausfiltern muss das Kohlendioxid an seine Lagerstätte transportiert werden. Je nach Transportmittel und zu überwindender Distanz, kann es in gasförmigem, flüssigem, superkritischem oder festem Zustand, so genanntem Trockeneis, befördert werden (Ploetz, 2002, S. 6). Als mögliche Transportmittel stehen Pipelines und Schiffe zur Verfügung, die sowohl einzeln als auch in Kombination genutzt werden können. Als besonders viel versprechend erweist sich der Transport per Pipelines, insbesondere wenn es sich um eine Lagerung im Ozean handelt (Anderson/Newell, 2003, S. 25f.) oder aber wenn das Kohlendioxid direkt am Ort des Herausfilterns injiziert wird (Ploetz, 2002, S. 6). Die USA verfügen bereits über Erfahrungen in diesem Bereich und setzen Pipelines für den Transport von Kohlendioxid ein (IEA, 2001, S. 12). Sind jedoch zwischen dem Ort des Herausfilterns und der Lagerung größere Distanzen zu überwinden, bietet sich aus Kostengründen die Beförderung mittels eines Schiffes an (Bode/Jung, 2004, S. 2). Für dieses Transportmittel liegen bisher keine praktischen Erfahrungen vor, allerdings werden schon jetzt Tanker eingesetzt, um verflüssigtes Petroleum zu befördern. Ähnliche Tanker wären möglicherweise auch für den Kohlendioxidtransport denkbar (IEA, 2001, S. 12). 3.2 Storage von CO2 In diesem Abschnitt beschäftigen wir uns mit den Möglichkeiten der Lagerung des Kohlendioxids. Man unterscheidet dabei primär die geologischen und marinen Senken, die als Lagerstätten in Frage kämen. Danach stellen wir kurz einige weitere Optionen dar, auf die wir aber nicht detailliert beschreiben werden. Anschließend gehen wir auf 4 die möglichen Risiken, Potenziale, Kosten- und Zeitaspekte sowie auf Erfahrungswerte aus der Praxis und die Ergebnisse aus Modellrechnungen ein. 3.2.1 Geologische Senken Bei den geologischen Senken handelt es sich um unterirdische Verfahren der Lagerung des Kohlendioxids. Man unterscheidet vier mögliche Lagerstätten, die wir nun im Einzelnen vorstellen möchten: • Aktive Öl- und Gasquellen Neben anderen Gasgemischen oder Wasserdampf wird Kohlendioxid in der Praxis in einem Verfahren, bekannt aus dem Englischen als Enhanced Oil Recovery (EOR), zur Ölgewinnung aus zu Neige gehenden Quellen genutzt (Ploetz, 2002, S. 10). Dieses Verfahren erleichtert die Gewinnung, die ansonsten unter Umständen zu kostspielig oder ganz und gar unmöglich wäre (Anderson/Newell, 2003, S. 24). Dabei wird das Kohlendioxid in die Ölquelle gepumpt, der dadurch entstandene Überdruck führt zu einem Auftrieb des Erdöls (Ploetz, 2002, S. 10). Von dem eingesetzten Kohlendioxid bestehen bis zu 50% in dem in der Quelle verbleibenden, unbeweglichen Erdöl, der Rest gerät in einen kreislaufförmigen Prozess und wird wieder verwendet (IEA, 2005a). Die Ölgewinnung kann dadurch um 10 bis 15% erhöht werden. In den USA wird bereits in mehr als siebzig Projekten dieses Verfahren angewandt. Bisher stammt ein Großteil des verwendeten Kohlendioxids aus natürlichen Quellen, der geringere Anteil aus anthropogenen Prozessen (IEA, 2001, S. 14). Für die Lagerung in Gasreservoirs ist ein dem Enhanced Oil Recovery ähnliches Verfahren denkbar, bei dem das Gas wie das Öl aus dem Reservoir ausgetrieben wird (Ploetz, 2002, S. 23). • Erschöpfte Öl- und Gasquellen Die Öl- und Gasreservoirs bestehen aus porösem Gestein, das von einer undurchlässigen, meist kuppelförmigen Steinkappe bedeckt wird, so dass eine Lagerung von Kohlendioxid möglich wäre (IEA, 2001, S. 13). 5 Sind auch die Möglichkeiten des Enhanced Oil Recovery ausgeschöpft, verbleibt das Kohlendioxid in den Lagerstätten, die über Millionen von Jahren die fossilen Brennstoffe beherbergten (Anderson/Newell, 2003, S. 25f.). Diese kürzlich erschöpften Öl- und Gasquellen verfügen noch über die Bohrlöcher, um das Kohlendioxid zu befördern. Weitere versiegte Quellen müssten für die Beförderung wieder angebohrt werden (Herzog/Drake /Adams, 1997, S. 23). • Tiefe Kohleflöze Kohlendioxid kann nicht nur zur Enhanced Oil Recovery sondern auch zur Enhanced Coal-Bed Methane Recovery (ECBM) genutzt werden, so dass aus ehemals ökonomisch unrelevanten und verlassenen Kohleflözen potenzielle Lagerstätten werden könnten (Herzog/Drake/Adams, 1997, S. 23). Die Kohlevorkommen befinden sich unterhalb von 1.500 Metern der Erdoberfläche und können nicht mit den gängigen Förderverfahren abgebaut werden (Ploetz, 2002, S. 9). In den Flözen befindet sich adsorbiertes Methan auf der Oberfläche der Steinkohle. Mittels des injizierten Kohlendioxids kann dieser fossile Brennstoff aus den Flözen gedrängt und ökonomisch genutzt werden (Anderson/Newell, 2003, S. 28). Dieses Verfahren wurde in Feldstudien bereits getestet (Herzog/Drake/Adams, 1997, S. 23), befindet sich aber noch in der Entwicklungsphase (Anderson/Newell, 2003, S. 28). • Tiefe saline Aquifere Das Kohlendioxid würde man bei diesem Verfahren in tief gelegenes Salzwasser injizieren. Dieses Salzwasser befindet sich in den Poren von harten Gesteinsschichten umschlossenen Kalk- oder Sandstein (IEA, 2005b). Die sich in mehr als 800 Metern Tiefe liegenden Aquifere sind hydraulisch von den flacheren Salzwasserströmen und von dem für die Trinkwasserversorgung genutztem Grundwasser getrennt (Herzog/Drake/Adams, 1997, S. 24). Man vermutet, dass das Kohlendioxid das Wasser erst verdrängen würde (Anderson/Newell, 2003, S. 27), sich dann in ihm auflöst und in dem Reservoir verteilt (IEA, 2005b). Idealerweise könnten chemische Reaktionen zwischen dem absorbierten Kohlendioxid und dem umliegenden Gestein sogar zu einer Formation 6 von sehr stabilen Karbonaten führen, die eine längere Lagerzeit ermöglichen würden (Anderson/Newell, 2003, S. 27). In der Nordsee wird das so genannte Sleipner Projekt als erstes kommerzielles Projekt zur Kohlendioxidinjektion in saline Aquifere durchgeführt. Dieses Aquifer liegt in einer Tiefe von 800 Metern unter dem Meeresboden (Ploetz, 2002, S. 11). 3.2.2 Marine Senken In der Literatur werden zwei Wege zur Kohlendioxidbindung im Ozean beschrieben: zum einen die Düngung, zum anderen die Direkteinleitung. • Düngung Algen binden große Mengen Kohlendioxid aus der Atmosphäre und spielen deshalb eine wichtige Rolle bei der Regulation dieses Treibhausgases. Die Möglichkeit der Düngung resultiert aus der Tatsache, dass sauerstoffproduzierende Algen aus Kohledioxid Zuckermoleküle bilden. Gelöste Substanzen tragen, im Gegensatz zu partikulären Substanzen nicht direkt zum vertikalen Kohlenstofftransport in die Tiefsee bei. Bestimmte von Algen gebildete Zuckermoleküle, die sauren exopolymeren Polysaccharide, verbinden sich zu größeren Komplexen, welche sich dann wie partikuläre Substanzen verhalten und absinken. Dieses geschieht schneller als die bakterielle Zersetzung der gelösten Zuckermoleküle (was zur Oxidierung der Polysaccharide führen würde) (Engel/Thoms/Riebesell/Rochelle- Newall/Zondervan, 2004). Des Weiteren würde ein Teil dieser Kohlenstoffe später wieder in Kohlendioxid umgewandelt, wenn das Phytoplankton (Algen) von Zooplankton und anderen Organismen konsumiert wird; doch ein nicht unbeträchtlicher Teil der organischen Stoffe würde sich auf dem Grund des Ozeans ablagern. Es werden drei mögliche Ansätze zur Düngung diskutiert: 1. Eisendüngung 2. Nitrat-/Phosphat-Düngung 3. Kombination von Eisen- und Nitrat/Phosphat-Düngung 7 Welche Politik verfolgt wird, ist abhängig von der Ausstattung des Wassers. So würde in so genannten „HNLC-areas“ (high nitrogen low chlorophyll) mit Eisen gedüngt werden. Weiterhin wird zwischen LNLC-areras (IEA, 2002, S. 22) und LNHC-areas differenziert. Entsprechende Konzepte sehen hierzu eine Eisendüngung vorwiegend polarer Gebiete (auch äquatorialer Pazifikregionen [Ploetz, 2002, S.15]) vor, da diese einen Mangel an dem für das Algenwachstum notwendigen Element aufweisen (HNLC-area). Tatsachlich konnten Fe-Wachstumsbeziehungen bei Algen empirisch nachgewiesen werden (Coale, 1996). Der Vorschlag sieht vor, in den Ozeanen das Phytoplankton (Algen), dessen Wachstum durch Eisenmangel gebremst wird, mit löslichem Eisen zu düngen. Das vermehrte Wachstum des Phytoplanktons würde der Atmosphäre Kohlendioxid in beträchtlichem Umfang entziehen und in Kohlenhydrate binden. • Direkte Eintragung von Kohlendioxid In der Literatur werden drei Möglichkeiten zu Einleitung von Kohlendioxid diskutiert (Ploetz, 2002, S. 14). Erstere sieht vor von Schiffen aus Trockeneis im Meer zu deponieren. Dieses würde aufgrund des Temperaturunterschiedes in den gasförmigen Zustand übergehen und sich im Wasser lösen. Zweitens die Möglichkeit mittels Pipeline flüssiges Kohlendioxid in Tiefen bei 1.000 bis 1.500 (IEA, 2002, S. 5) m zu injizieren und drittens die Injektion von flüssigem CO2 in Tiefen > 3.000 Metern. Deponierung in Tiefen bei 1.000 bis 1.500 Metern würde zu Bildung von Kohlendioxid-„Wolken“ führen, dieses Kohlendioxid würde sich zum Teil lösen und mit der Tiefenströmung verteilt werden. Bei der Option der Tiefeninjektion (>3.000 m) verbindet sich Kohlendioxid mit dem Meerwasser und bildet unter hohem Druck eine sich im Volumen erheblich vergrößernde ice-like combination (IEA, 2002, S. 11). 8 3.2.3 Andere Optionen • Salzstöcke / Kavernen Theoretisch bieten diese geologischen Senken, laut Herzog, Drake und Adams (1997, S. 23), eine lange Speicherkapazität. Dagegen sieht IEA (2001, S. 17) darin eher eine kurzfristige Lösung. In der Praxis wurden sie bereits zur Speicherung von Petroleum, natürlichem Gas und komprimierter Luft genutzt (Herzog/Drake/Adams, 1997, S. 23). Das Steinsalz ist ein nahezu gasundurchlässiges Gestein und bietet damit eine gesicherte Option der Kohlendioxideinlagerung (Gerling/May, 2001, S. 3). Auf Grund der relativ hohen Kosten (Herzog/Drake/Adams, 1997, S. 23), die eine Einlagerung des Kohlendioxids erfordern würde, werden sie jedoch nicht favorisiert. • Stillgelegte Kohlebergwerke Stillgelegte Kohlebergwerke bieten sich angesichts der historisch bedingten Nähe zu Kraftwerken oder Stahlwerken, und damit minimierbaren Transportkosten, als mögliche Lagerstätte an. Aus praktischer Sicht jedoch sprechen einige Gründe dagegen: Stillgelegt Bereiche lassen sich nicht immer von den aktiven Bereichen trennen, die Deckenschichten könnten streckenweise nicht über die erforderliche Dicke verfügen oder aber Standorte historische Stollen sind nicht mehr bekannt. (Gerling/May, 2001, S. 3). International spricht man dieser Speicheroption wenig Bedeutung zu (Ploetz, 2002, S. 9). • Direkter Gebrauch In der Lebensmittel- und der Chemieindustrie könnte man aus natürlichen Formationen stammendes Kohlendioxid als feedstock für plastische oder nichtorganische Karbonate nutzen (Anderson/Newell, 2003, S. 31). 9 • Umwandlung in Karbonate Eine weitere Möglichkeit wäre die Reaktion zwischen Kohlendioxid und natürlichen Mineralen, z. B. Magnesiumsilikate, zu Karbonaten, die permanent für lange Zeit lagerbar wären. Nachteilig sind jedoch die weitaus höheren Kosten als die anderer Optionen (IEA, 2001, S. 17). • Biologische Umwandlung zum Brennstoff Flüssige kohlendioxidhaltige Gase aus industriellen Prozessen könnten in Gewässer mit hohem Bestand an Mikroalgen, die Sonnenenergie in Biomasse wandeln können, geleitet werden. Beim Wachstum der Biomasse bewirkt diese Methode eine Möglichkeit zur Umwandlung in einen Brennstoff. Das Potenzial dieses Verfahrens ist jedoch sehr gering und die erwähnten Gewässer liegen meist nicht in unmittelbarer Nähe der Elektrizitätswerke (Anderson/Newell, 2003, S. 33). 4. Chancen und Probleme der Kohlenstoffbindung Die vorgestellten Optionen der Kohlenstoffbindung bergen sowohl Chancen für die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen als auch Probleme in ihrer Umsetzung. Sie verfügen über unterschiedliche Charakteristiken bezüglich des zeitlichen Aspekts und der Speicherkapazität. Auch die damit verbunden Kosten spielen in der Wirtschaft eine entscheidende Rolle für die Durchführung. Weitaus wichtiger sind jedoch die möglichen Risiken für die Umwelt: Was nützt eine Reduzierung der Emissionen, wenn diese nicht sicher ist und eventuell zu weiteren Umweltschäden führt? 4.1 Kosten Ein entscheidender Aspekt für den Einsatz von CCS-Technologien sind die anfallenden Kosten, die aus den Vorgängen capture, Transport und storage resultiert. Die Kosten des Herausfilterns hängen dabei von den unterschiedlichen Charakteristika der punktförmigen Emissionsquellen und dem verwendeten Verfahren ab. Die Transportkosten für den Einsatz von Pipelines variieren gemäß der zu überwindenden 10 Distanz sowie der transportierten Menge, des Kohlendioxiddrucks, des Pipelinedurchmessers und den Landesvorschriften. Bezüglich des Schiffstransports ermittelten Freund und Davidsen (2002) einen Kostenvorteil auf längeren Strecken. (Bode/Jung, 2004, S. 6). Die Kosten der Lagerung schwanken entsprechend der Lagerstätten. Der größte Anteil der Kosten liegt beim Herausfiltern des Kohlendioxids und ist damit „der entscheidende kostenbestimmende Schritt der CO2-Sequestrierung“ (Ploetz, 2002, S. 5); allein die Kapitalkosten einer Emissionsquelle könnten sich bei Einsatz eines Capture-Verfahrens bis zu 80% erhöhen (IEA, 2001, S. 22). Die Kosten liegen hierbei je nach Berechnung unterschiedlicher Experten zwischen 24 und 52 €/tCO2 (Bode/Jung, 2004, S. 5). Die Transportkosten erscheinen dagegen minimal: laut Freund und Hendriksen (2002) liegen sie pro 100km Pipeline zwischen 1 und 6 €/tCO2 (Bode/Jung, 2004, S. 6). Für die Lagerung des Kohlendioxids in geologische Formationen schwanken die berechneten Kosten zwischen -10 und 30 €/tCO2. Diese weit auseinander liegenden Werte resultierenden zum einen aus den unterschiedlichen Tiefen der Lagerstätten, zum anderen aus deren geografischen Lage. Befindet sich die Lagerstätte unterhalb des Meeresbodens auf hoher See, steigen die Kosten entsprechend (Bode/Jung, 2004, S. 6). Des Weiteren könnten bei den Verfahren Enhanced Oil Recovery und Enhanced CoalBed Methane Recovery mögliche Nettogewinne entstehen. Bei Einsatz der konventionellen Ölgewinnung bleiben bis zu 75% des Rohstoffes in dem Reservoir, so dass der Mehrgewinn einen ökonomischen Anreiz zur Nutzung solcher Erdölquellen als Kohlenstoffsenke darstellen könnte. (Anderson/Newell, 2003, S. 25, 28). Markels und Barber (2001) ermittelten für die Düngung des Ozeans Kosten von etwa 7 $/tC (~ 2 €/tCO2), was jedoch von Adhiya und Chisholm (2001) angezweifelt wird. Für die Direkteinleitung des Kohlendioxids geht Herzog (1997) von 3,7 bis 22 $/tC (~ 1 bis 6 €/tCO2) aus. (Ploetz, 2002, S.15, 17). Die Höhe der Kosten richtet sich insbesondere nach der Distanz und der Tiefe der Injektion. 11 4.2 Potential Anhand der nachstehenden Tabelle2 erkennt man, dass in unterschiedlichen Veröffentlichungen unterschiedliche Meinungen bezüglich der globalen Speicherkapazität existieren. Ebenfalls sind die Daten auch auf verschiedene Berechnungen zurückzuführen; einige gehen beispielsweise von einer Speicherkapazität des Kohlenstoffs (C) aus, andere von der des Kohlendioxids (CO2). In einem Punkt sind sie sich jedoch einig: die größtmögliche Lagerstätte könnte der Ozean sein. Was die geologischen Senken betrifft, wird vor allem auf die tiefen saline Aquifer gesetzt; aber auch die erschöpften Öl- und Gasquellen könnten von Relevanz sein. IEA GHG R&D Programme (2001b/2005c) in Gt CO2 920 Herzog (2001) in Gt C aus Johnston/Santillo 2003 100s Tiefe saline Aquifer 400 – 10.000 Kohleflöze Speicheroption Erschöpfte Ölund Gasquellen Ozean Grimston (2001) in Gt C aus Ploetz 2002 IPCC (2001) in Gt C aus Ploetz 2002 130 – 500 100 (Erdöl) 400 (Erdgas) 100s – 1.000s 30 – 650 > 1.000 > 15 10s – 100s 80 – 260 40 > 4.000 1.000s 1.000 – 10.000 > 1.000 Tabelle 1: Globale Speicherkapazität im Vergleich Laut Chargin und Socolow (1997) verfügt der Ozean praktisch über eine unbegrenzte Aufnahmekapazität, somit könnten etwa 90 % der heutigen Emissionen dort gelagert werden. In absoluten Zahlen wären dies zwischen 1.000 und 10.000 GtC (Anderson und Newell, 2003, S. 29). Körtzinger geht ebenfalls von davon aus, dass etwa 85 % der anthropogenen CO2-Emissionen durch Meerwasser aufgenommen werden können, der Ozean aber bei Betrachtung des gestörten Kohlenstoffkreislaufs dies bisher nicht erreicht (Körtzinger/Wallace, 2002, S. 65). Chisholm, Falkowski und Cullen (2001) äußern sich zum Potential des Ozeans mittels Düngung und schätzen eine Aufnahme von etwa 10 – 15 % der menschlichen CO2- Emission. Dieses setze jedoch die Düngung der gesamten Antarktisregion voraus (Chisholm, 2001). 2 Wir beschränkten uns nur auf die als relevant anzusehenden Senken. 12 4.3 Permanenz und mögliche Risiken Viele der vorgestellten Lagerstätten bieten keine dauerhafte Lösung; nach der Injizierung gelangt das Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre. Genaue Daten sind bisher jedoch noch unbekannt (Bode/Jung, 2004, S. 9). Ebenfalls gibt es unterschiedliche Betrachtungsweisen: laut Hawkins (2004, S. 1574) liegt zwar die Rate des sich verflüchtigenden Kohlendioxids aus der Lagerstätte nur bei 0,1%, was aber in den nächsten zweihundert Jahren bei einer stetig steigenden Lagermenge zu einer immensen Menge führen wird. Herzog, Caldeira und Reilly (2003) dagegen betrachten dieses Problem aus einer anderen Sichtweise. Sie gehen davon aus, dass alle möglichen Senken nur temporär wären. Folglich wäre es für den Einsatz von CCS-Technologien eher entscheidend, ob diese auf Dauer ökonomisch sinnvoll wären (Bode/Jung, 2004, S. 10). Anderson und Newell (2003) sehen in Öl- und Gasquellen die beste kurzfristige Möglichkeit der Lagerung, wie auch schon 10 Jahre vor ihnen Herzog (Herzog/Drake/Adams, 1997, S. 23). Über lange Zeit haben sie zwar die Fähigkeit Rohstoffe zu lagern unter Beweis gestellt, dennoch gibt es bei einer großen Menge von gebohrten Zugängen keine Garantie für eine langfristige Lagermöglichkeit (Johnsten/Santillo, 200, S. 11). Aus langfristiger Sicht könnten die tiefen saline Aquifere eine bessere Wahl sein. Theoretisch ist ein Eintritt des Kohlendioxids in Trinkwasserquellen möglich, das Risiko ist jedoch als gering zu betrachten (Anderson/Newell, 2003, S. 26). Um Aussagen über die Speicherdauer des Kohlendioxids nach Einsatz von Düngung treffen zu können, fehlt es an Forschungsergebnissen. Für die Durchführung eines Experiments gehen Markels und Barber (2001) von einer langfristigen Speicherdauer von 1600 Jahren aus (Plotz, 2002, S. 17). Bei der Deponierung in Tiefen des Ozeans von 1.000 bis 1.500 Metern würde das Kohlendioxid nach etwa 500 bis 1.000 Jahren (Ploetz, 2002, S. 15; IEA, 2002, S. 5; Körtzinger/Wallace, 2002, S. 65) wieder zur Oberfläche gelangen und verstoffwechselt (siehe Düngung), bzw. an die Atmosphäre abgegeben werden. Die Speicherdauer richtet sich Herzog (1997) zu Folge vor allem nach der globalen Zirkulation und ist daher standortspezifisch (Ploetz, 2002, S 15). Im Gegensatz dazu geht die Union of Concerned Scientists von Jahrzehnten bis Jahrhunderten mit der Begründung aus, dass die Tiefenströmungen der Ozeane zu ungenau erforscht 13 seien um Genaues vorhersagen zu können (Ploetz, 2002, S. 15). Laut IEA (2002, S.21) bietet die Tiefsee eine Möglichkeit der Langzeitspeicherung. 4.4 Umweltrisiken Die Nutzung geologischer Senken birgt neben der Option Kohlendioxid zu lagern auch Gefahren. Im Falle eines Lecks kann das Kohlendioxid in unterirdische Wasservorkommen eintreten und zu einer Verunreinigung des Grundwassers führen (Anderson/Newell, 2003, 26). Werden größere Mengen des Gases in die Luft, welche leichter ist, freigesetzt, könnte sich ein Kohlendioxidsee bilden, der Erstickungen von Menschen und Tieren in unmittelbarer Nähe zu Folge hätte (Ploetz, 2002, S. 13). Solche ein Vorfall kann durch seismischtektonische Bewegungen, die Wege für das Kohlendioxid erzeugen könnten, ausgelöst werden (Ploetz, 2002, S. 13). In Erdbebengebieten sollten daher keine Lagerungen in geologischen Senken vorgenommen werden. Für die Ozeandüngung haben neuere Untersuchungen gezeigt (Coale, 2004; Bishop, 2004), dass die Reagibilität des Algenwachstums auch von dem Gehalt an Kieselsäure im Wasser abhängt. Buesseler (Buesseler, 2004) kommt zu dem Schluss, dass obwohl ein Absinken von Kohlenstoffen zu beobachten ist, der Effekt nicht ausreicht, um den Kohlendioxidgehalt der Luft signifikant zu senken. Weiterhin weist Lawrence (Lawrence, 2002) auf Zusammenhänge zwischen von Phytoplankton freigesetzten Gasen und Wolkenbildung sowie Ozonschicht hin. Des Weiteren würde eine erhöhte Oberflächenwassertemperatur Photosynthese führen. Bezüglich zu einer Erhöhung der Auswirkung auf der die Artenvielfalt wurden von Coale (2004) Annahmen der Union of Concerned Scientists (Union of Concerned Scientists, 2001) bestätigt, es wurde hierbei eine signifikante Änderung der Artenvielfalt nachgewiesen. Bei jeglicher Einleitung von CO2 wird eine PH-Wert-Senkung als Folge der CO2-Sequestrierung unabhängig von der Differenzierung zwischen Düngung bzw. direkter Einleitung in das Meerwasser angegeben (Ploetz, 2002, S.15; Union of Concerned Scientists, 2001). 14 4.5 Öffentliche Wahrnehmung Die CCS-Technologien sind in die Internationale Klimapolitik bisher nur beschränkt integriert (Bode/Jung, 2004, S. 25). Unter den Experten werden zwei Meinungen bezüglich des Einsatzes vertreten: Bode und Jung kommen zu der Ansicht, dass die CCS-Technologien uns oder besser gesagt zukünftige Generationen in einen Teufelskreis führen könnten (2004, S. 25). Treten die angesammelten Mengen kurz- oder langfristig wieder aus, befände sich eine enorme Konzentration von Kohlendioxid in der Luft. Das Problem der Emissionen wäre somit nicht gelöst, sondern nur aufgeschoben. Anderen Veröffentlichungen zu Folge ist der Raum für neue Technologien geben (IEA, 2002, S. 21). Die CCSTechnologien bieten Platz für Jahre von Emissionen mit sehr geringen Risiken. Insbesondere der Ozean verfüge über eine großes Potential für eine Langzeitspeicherung in der Tiefsee. Für mögliche Umweltrisiken aus kurzfristiger Sicht gäbe es andere Techniken, um diese zu reduzieren; aus langfristiger Sicht seien nur weitere Forschungen nötig Offen bleibt dabei auch die Frage bezüglich der Eigentumsverhältnisse und somit auch wer z.B. wie viel Kohlendioxid an welcher Stelle im Meer einleiten darf, wenn dieses denn eine ökonomisch attraktive Option ist. Dementsprechend stellt sich weiterhin die Frage wer die (nur schwer messbare) CO2-Reduktion in welcher Höhe angerechnet bekommen würde. 5. Kohlenstoffbindung in der internationalen Klimapolitik: LULUCF im Kyoto-Protokoll Eine weitere Option zur Reduzierung der atmosphärischen CO2-Konzentration stellen so genannte terrestrische Senken dar. Diese fungieren sowohl als CO2Quelle, als auch als CO2-Senke (Körtzinger/Wallace, 2002). Seit der Formulierung des Kyoto-Protokolls im Jahre 1997 führte die Diskussion um die Landnutzung, Landnutzungsänderung und die Anrechenbarkeit des Waldes (LULUCF) bzw. Aufforstung und Erhalt des Waldes zu erheblichen Meinungsdifferenzen. Die Aufnahme erfolgte dann auch als politische 15 Entscheidung, nachdem z.B. Australien, das seine Ziele mit diesen Maßnahmen erreichen kann, entsprechend interveniert hatte. Einerseits resultiert dieses aus dem Lebenszyklus von Pflanzen, die über die Photosynthese CO2 aus der Luft filtern und Sauerstoff abgeben. Zum späteren Zeitpunkt, nach deren Ableben, wird durch biologische Prozesse der Kohlenstoff wieder zu CO2 verstoffwechselt (Prozesse wie Verkohlung bleiben unberücksichtigt). Somit hängt die Netto-CO2-Bilanz terrestrische Senken (langfristig) von der Änderung des Verhältnisses Naturland/Nutzland ab. Hieraus ergibt sich, dass über die Art und Intensität der Landnutzung die Wirkung als CO2Senke gesteuert werden kann. Aus der Implementierung biologischer Senken im Kyoto-Protokoll ergibt sich die Relevanz entsprechender Maßnahmen (Buchmann, 2003, S.1). Jedoch bedarf es einer gezielten Landnutzungspolitik um die Möglichkeiten der CO2-Reduzierung auszunutzen (Kirschbaum, 2003). Zum einen könnte über bestimmte Techniken die Biodiversität erhöht werden, da Ökosysteme mit höherer Artenvielfalt regelhaft über höhere CO2-Bindungskapazitäten verfügen als Monokulturen (Buchmann, 2003, S.2ff). Weiterhin wird in der Literatur diskutiert, inwiefern durch Variation der Bewirtschaftungsintensität von landwirtschaftlichen Nutzflächen der Humus- und somit der Kohlenstoffgehalt im Boden erhöht werden kann (Lal, 2004a und b; Schneider, 2004, S.2). Offen bleibt allerdings die Frage nach der Permanenz dieser Maßnahmen, so beeinflusst die Landnutzung in der Zukunft ebenso den Wert der Kohlendioxidreduktion in der Luft gegenwärtig ebenso wie spätere Waldbrände den aufgenommenen Kohlenstoff in Form von CO2 wieder freisetzen. Dieses wird neben der schwierigen Messbarkeit als wesentlicher Nachteil der terrestrischen Senken angesehen (Michaelowa, Greiner, Dutschke 2001, S.5). Demgegenüber werden als Vorteile die geringen Kosten der Sequestrierung (Schätzungen für Entwicklungsländer: 0.1 – 20 $/tC; Industrieländer: 20 – 100 $/tC [climate-change]) und die positiven Nebeneffekte angesehen. So beschreibt Lal (Lal, 2004 a und b) die Verringerung der Bodenerosion und die verbesserte Ertragssituation an Feldfrüchten. 16 6. Zusammenfassung Stellt man sich nun die Frage nach der optimalen Lösung für den anthropogenen Treibhauseffekt, erkennt man, dass bei der Vielfalt der Möglichkeiten sowie deren Chancen und Probleme sich ein eindeutiges Ergebnis nur schwer finden lässt. Vielmehr sehen wir eine Lösung in einer sinnvollen Kombination mehrerer Optionen. Im Rahmen dieser Kombination könnten die CCS-Technologien eine Partiallösung bieten. Für die CCS-Technologien lassen sich kostenminimale Lösungen nur standortindividuell ermitteln, da die Möglichkeiten durch geologische und marine Gegebenheiten determiniert sind und man keine pauschale Aussage bezüglich des kostenattraktivsten Verfahrens treffen kann. Aus diesem Grunde haben wir uns auf die kostenmäßige Abbildung von Beispielen unterschiedlicher Quellen beschränkt. Bezüglich möglicher Nettogewinne könnten EOR und ECBM für die Betreiber der Ressourcenquellen ökonomisch attraktiv sein. Ausgehend von dem Potential der geologischen und marinen Senken scheint der Ozean eine vielversprechende Option zu sein, betrachtet man nur die geologischen Möglichkeiten bieten die tiefen salinen Aquifere eine hohe Speicherkapazität. Aus Sicht der Permanenz sprechen die langfristigen Speicherdauern des Ozeans und der tiefen salinen Aquifere ebenfalls für ihren Einsatz. Hierbei ist jedoch einzuwenden, dass mögliche Umweltrisiken bezüglich der marinen Senken bisher noch nicht absehbar sind und daher das Risiko möglicherweise groß sein kann. Bei den geologischen Formationen, insbesondere den tiefen salinen Aquifere, wird das Risiko indes eher gering eingeschätzt, weshalb wir dort ein Einsatzpotential vermuten. Allgemein gesehen, schließen wir uns der Meinung von Bode und Jung an. Der bereits erwähnte Teufelskreis könnte zukünftige Generationen vor größere Probleme stellen. Daher sollte eine emissionsärmere oder emissionsfreie Energieerzeugung weiter unterstützt werden. CCS-Technologien können dabei ein Hilfsmittel sein, um den Kohlendioxidgehalt zeitlich befristet in der Atmosphäre zu reduzieren. 17 Quellenverzeichnis 1. ANDERSON, S.; NEWELL, R. (2003): Prospects for Carbon Capture and Storage Techniques, Discussion Paper 02-68, Resources for the Future, Washington, D.C. http://www.rff.org/~newell/Newell_0268.pdf 2. BISHOP J.K.B. et al. (2004): Robotic Observations of Enhanced Carbon Biomass and Export at 55°S During SOFeX Science, 304, 417-420 3. BODE, S.; JUNG, M. (2004): On the Integration of Carbon Capture and Storage into the International Climate Regime, HWWA Discussion Paper 303, Hamburg. 4. BUESSELER K.O. et al. (2004): The Effects of Iron Fertilization on Carbon Sequestration in the Southern Ocean Science 304: 414-417 5. BUCHMANN N. (2003): Stoffkreisläufe und Biodiversität in terrestrischen Ökosystemen, Tätigkeitsbericht 2003 MPI Biogeochemie Jena, Forschungsgruppe Ökophysiologie 6. CHISHOLM S.W., FALKOWSKI P.G:, CULLEN J.J. 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