Projekt und Linie – zwei Welten

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Projekt und Linie_Management
Projekt und Linie – zwei Welten
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Bei vielen Projekten werden die Ziele nur teilweise erreicht, weil die Beteiligten nicht reibungsfrei
­zusammenarbeiten. Denn oft nehmen die Mitarbeitenden in der Linie und die Mitarbeitenden in den
­Projekten die Sachverhalte unterschiedlich wahr. Und auch ihre Interessen unterscheiden sich.
Oft haben die Mitarbeitenden in Linie und Projekten unterschiedliche Interessen.
Die ständigen Konflikte
­zwischen Linie und Projekt –
welcher Manager kennt sie
nicht? Doch wie lässt sich dieser
Grundkonflikt lösen? Der erste
Schritt liegt in der Erkenntnis,
dass Linie und Projekt aus zwei
unterschiedlichen Perspektiven
argumentieren. Hierfür ein Beispiel: Einerseits klagt die Linie:
«Immer wieder fordern die Projektleiter von uns schnell irgendwelche Sonderlösungen für ihr
Projekt und hebeln unser Tagesgeschäft aus.» Die Projektmitarbeiter andererseits klagen: «Die
Starrheit und die mangelnde
Flexibilität der Linie erschweren uns die Arbeit im dynami-
schen Projektgeschehen.» Um
die jeweilige Argumentationsweise besser zu verstehen, sollte
man sich die Charakteristika
der ­beiden Organisationsformen
Linie und Projekt vor Augen
führen (Grafik 1).
Ziele klären
Vier Schritte sind notwendig,
um aus dem Teufelskreis auszubrechen, in dem sich Linie und
Projekt immer gegenseitig den
schwarzen Peter zuschieben:
Erstens: Das Top-Management
und die Linien- und Projektverantwortlichen müssen zunächst
klären: Welche Ziele bestehen
in der Organisation und in
­ elcher Beziehung stehen diese
w
zueinander? Dabei hilft das
Erstellen einer Ziel-BeziehungsMatrix (Grafik 2). Daraus wird
ersichtlich: Widersprechen sich
manche Linienziele mit gewissen Projektzielen und muss deshalb ein betriebswirtschaftlich
oder aus Kundensicht sinnvoller
Kompromiss zwischen ihnen
gefunden werden? In diesem
Fall muss das Management eine
klare Richtung vorgeben und
Prioritäten setzen. Innerhalb
dieser Rahmenbedingungen
kann die Zusammenarbeit zwischen Linie und Projekt ausgestaltet werden.
Projektorganisation
­bestimmen
Zweitens: Definieren und Implementieren einer klaren Projektorganisation. Diese hängt auch
von der Bedeutung der Projekte
beziehungsweise Projektziele für
die Organisation ab – deshalb ist
das Festlegen einer Marschrichtung eine wichtige Voraussetzung für diesen zweiten Schritt.
Je nach Projektpriorität können
drei Ausprägungen angewendet werden: Die Einfluss-Projektorganisation eignet sich vor
allem für Projekte mit geringem
Umfang und Innovationsgrad
sowie geringen Risiken und
Bedeutung. Die Matrix-Projekt­
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Dr. Kraus & Partner
Management_Projekt und Linie
Dr. Kraus & Partner
Grafik 1: Zentrale Charakteristika von Linie und Projekt.
Grafik 2: Beispiel einer Projekt-Beziehungs-Matrix.
– manchmal bewusst, um eigene
Ziele zu realisieren, häufig aber
auch unbewusst, ohne die Auswirkungen des eigenen Handelns für die jeweils andere
Partei zu sehen. Die Folge ist
ein Teufelskreis von gegenseitigen Vorwürfen. Um diese
Negativ­spirale zu durchbrechen,
braucht es das Prinzip der Jobrotation: Hierbei wechseln die
Mitarbeitenden in Zwei- oder
Dreijahresrhythmen regelmäs­sig
zwischen Linien- und Projektaufgaben – und zwar nicht nur
die Projektmitarbeiter, sondern
auch die Führungskräfte in der
Linie. Dies hat folgende Vorteile: Die Führungskräfte und
Mitarbeitenden aus der Linie
lernen projekthaft und flexibel
in einem dynamischen Umfeld
zu arbeiten. Die Linienmitarbeiter verstehen die Ziele, Herausforderungen und Anliegen
ihrer Projektkollegen und können reibungsärmer mit ihnen
zusammenarbeiten. Zudem
arbeiten sie immer wieder mit
neuen Kollegen zusammen
und erweitern so ihr Netzwerk,
was den Wissensaustausch in
der Gesamtorganisation fördert.
Konfliktkultur fördern
organisation empfiehlt sich
dagegen bei Projekten, deren
Koordinationsaufwand und
Priorität zu hoch für eine Einflussorganisation sind. Durch
die flexible Zuteilung von Personalressourcen ist sie für das
parallele Durchführen mehrerer Projekte geeignet. Die reine
Projektorganisation kommt vor
allem für umfangreiche Projekte
mit einer hohen strategischen
Bedeutung zum Einsatz. Alle
Projektbeteiligten werden aus
den verschiedenen Unternehmensbereichen ausgegliedert
und für die Dauer des Projekts
einem eigenen Projektbereich
zugeordnet.
Lenkungsausschuss
­einrichten
Eine klar definierte Projektorganisation ist essentiell für erfolgreiches Projektmanagement,
denn sie schafft Klarheit darüber, wer zum Projekt gehört und
wer zur Linie zählt. Zudem gibt
sie einen Eskalationsweg vor,
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der es ermöglicht, Entscheidungen schnell zu treffen.
Häufig liest man in der Fachliteratur, für eine effektive Projektorganisation werde neben einem
Projektteam und -leiter auch ein
Lenkungsausschuss als ­interner
Auftraggeber und oberste Eskalationsinstanz benötigt. In der
Praxis genügt bei kleineren und
weniger bedeutsamen Projekten
meist ein interner Auftraggeber
in Form einer Person. Bei einer
Matrix-Projektorganisation
kann ein Lenkungsausschuss
durchaus sinnvoll sein – abhängig von der Zahl der Projekte
sowie deren Bedeutung und
Interdependenz. Bei einer reinen Projektorganisation ist ein
Lenkungsausschuss mit den
wichtigsten Interessensgruppen
und Entscheidern im Unternehmen dagegen unerlässlich.
Viertens: Es wäre ein Irrglaube
anzunehmen, durch die Berücksichtigung dieser Empfehlun­gen
würden Projekte zu Selbstläufern.
Auch die beste Projektorganisation und Prozessbeschreibung
kann Konflikte nicht verhindern.
Deshalb dürfen Konflikte nicht
nur negativ gesehen w
­ erden –
sie haben auch eine positive
Wirkung. In der Organisation
muss eine konstruktive, lösungs­
orientierte Konfliktkultur gefördert werden. Jedoch setzt
eine solche Kultur des Mit- statt
Gegeneinanders drei Faktoren
voraus: Wollen: Die Mitarbeitenden müssen erkennen, welche
Vorteile eine positive und konstruktive Konfliktkultur für sie
persönlich hat und sie müssen
diese umsetzen wollen. Ohne
diese Erkenntnis ist jede Förderung zum Scheitern verurteilt.
Dürfen: Die Mitarbeitenden und
Führungskräfte des mittleren
Managements brauchen Vorbilder: Nur wenn die oberen
Führungskräfte hierarchie- und
bereichsübergreifend an einem
Strang ziehen, können sie gemeinsam den Rahmen für eine
lösungsorientierte Konflikt­
kultur schaffen. Können: Die
Mitarbeitenden der Organisa­
tion müssen dazu befähigt
werden zu verstehen, w
­ elche
­Vorteile ein konstruktiver Umgang mit Konflikten hat und
wie man Konflikte konstruktiv
löst. Dies kann beispielsweise
durch Konfliktmanagementtrainings und Einzelcoachings
­erreicht werden. Denn nur
­selten sind Mitarbeiter von
­Geburt an perfekte Konflikt­
löser: Sie müssen diese Kompetenz ­entwickeln.
Daniel Krones
www.kraus-und-partner.de
zudem
Linien- und Projektorganisation –
Beide haben Vor- und Nachteile
· Vorteile der Linienstruktur
Klare Entscheidungs- und Kommunikationswege; jeder weiss, was er
zu tun hat; effiziente Arbeitsweise bei wiederkehrenden A
­ ufgaben;
­Orientierung und Sicherheit durch gleich bleibende ­Arbeitsbedingungen
· Nachteile der Linienstruktur
Fehlende Flexibilität; Bürokratie; Dienst nach Vorschrift
· Vorteile der Projektstruktur
Flexibilität; innovative und kreative Lösungen durch interdisziplinäre
Teamarbeit; motivierende Wirkung von Herausforderungen
· Nachteile der Projektstruktur
Ohne gewisse Standards und Prozesse versinken Projekte im Chaos und
Jobrotation einführen
erreichen ihre Ziele nicht; Dynamik und Veränderungen können zu einer
Drittens: Linie und Projekt
argumentieren zumeist ausschliesslich aus ihrer Perspektive
Überforderung der Mitarbeitenden führen.
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