Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Selbsthilfethemennachmittag FSHG 23.April 2010 Suchtgedächtnis Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Suchtgedächtnis 1. Definitionen 2. Grundlagen 3. Gedächtnis & Lernen 4. Neurobiologisches Belohungssystem 5. Besonderheiten des Suchtgedächtnisses 6. Implikationen für die Praxis Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Definitionen… • dauerhafte Veränderungen im Belohungssystem • sensitivierte Neurotransmittersysteme • neuronale Struktur, die langfristig bei einem Rückfall zur Kontrollminderung beitragen • kortikale Analyse alkoholassoziierter Reize und Situationen • rückfallrelevant • ähnelt dem Schmerz- und Angstgedächtnis • implizites Gedächtnis (muss nicht bewusst sein) Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Grundlagen Hirnstrukturen und noch mehr • 100 Milliarden Neurone • Jedes Neuron ist mit bis zu 10.000 Synapsen mit anderen Neuronen verbunden Hippocampus Präfrontrale Großhirnrinde Nucleus accumbens Amygdala Hypothalamus Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Lernen und Gedächtnis Wie funktioniert Lernen? = Wiederholung bestimmter Erregungsmuster • in verschiedenen Hirnzentren • führt zu leichterer Aktivierbarkeit neuronale Plastizität Wie funktioniert Gedächtnis? = leichte Aktivierbarkeit von Erregungsmustern Reizinformation Sensorischer Speicher (Merkmalsextraktion, Arbeitsgedächtnis Langzeitgedächtnis Aufmerksamkeit Mustererkennung) Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Implizites Gedächtnis … auch Verhaltensgedächtnis genannt, speichert Fertigkeiten, Erwartungen, Verhaltensweisen und die Ergebnisse von Konditionierungsvorgängen. Besonderheiten • simultane Verarbeitungskapazität ist größer, da unabhängig vom Arbeitsspeicher • langsameres Erlernen • schnell, mühelos • weniger störanfällig • nicht bewusst, daher keine direkte willentliche Kontrolle möglich • schwer veränderbar Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Das Neurobiologisches Belohnungssystem Neuronale Strukturen und Synapsen Wichtige Botenstoffe! Serotonin Dopamin Beruhigung Hippocampus Schmerzlinderung Präfrontrale Großhirnrinde Entspannung Euphorisierung Enthemmung Nucleus accumbens Amygdala Hypothalamus Stärkung Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Was aktiviert das Belohnungssystem? • Primäre Verstärker: (z.B. schmackhaftes Essen, angenehmer Geruch, Sexualität, leckeres Getränk, Musik, Berührung) • Sekundäre Verstärker: (Reize, die mit primären Verstärkern assoziiert sind; z.B. Bild der geliebten Person, Speisekarte, Geld) Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Dopaminausschüttung (Wise, 2000) 1200 1000 1000 600 400 400 300 200 50 225 200 175 100 in in ka am ph Am ph et M or ik N Ko in in ot ho ko na an C Al bi s l Se se n x 0 Es P ro z e n t 800 Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Suchtmittel entfalten ihre Wirkung über die gleichen Bahnen wie das natürliche körpereigene Belohungssystem bzw. spielen mit ihnen zusammen. Alkohol & Lernen & Gedächtnis Reizinformation Sensorischer Speicher kühl, nass, löscht Durst, macht lustig, schmackhaft plus plus Arbeitsgedächtnis Langzeitgedächtnis Aufmerksamkeit Neuronale „Trampelpfade“ Spass haben, Ablenkung, Entspannung Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Durch die verstärkte Aufmerksamkeit auf drogenassoziierte Reize wird ein motivationaler, verhaltensaktivierender Zustand (sog. „wanting“) ausgelöst. Das Gehirn eines Alkoholabhängigen reagiert auch nach längerer Abstinenz: • mit bevorzugter Aufmerksamkeit und gedanklicher Verarbeitung von alkoholspezifischen Reizen • mit verringerter Aufmerksamkeit und gedanklicher Verarbeitung von alternativen Belohungsreizen • mit besonderer Empfindlichkeit auf Stressreize und emotionale Belastung. Böning (1994) sieht in diesem Vorgang ein individuell erworbenes „Suchtgedächtnis“, das jederzeit wieder aktiviert werden und so das Suchtverhalten erneut initiieren kann. Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Autobahn vs Fahradweg Dienstbesprechung 18. November 2009 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Besonderheiten des Suchtgedächtnisses • Das Suchtgedächtnis lügt • Das Suchtgedächtnis ist nicht zu löschen Gedächtnisspuren können gehemmt und durch Minderbenutzung geschwächt werden, aber nicht komplett gelöscht als hätten sie nie statt gefunden. • Suchtgedächtnisimpulse sind zum Teil unbewusst oder vorbewusst Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Implikationen für die Praxis • kognitive Training - Neuropsychotherapeutische Rückfallprävention • Biofeedback - zur Regulation bestimmter Hirnaktivität ist möglich • Genusstraining - Erhöhung des Anreizes von anderen Verstärkern) • Vermeidung suchtmittelassoziierter Triggerreize vs Expositionstraining – Senkung des Anreizes von Droge und Drogenreiz • Verbesserung einer dauerhaften Selbstfürsorge – innere Achtsamkeit • Sensibilisierung - innere Warnblinkleuchte einschalten Regelmäßigkeit Tagebuchaufzeichnungen Aufmerksamkeitsfokussierung - Gedankenstop-Techniken - Abstinenzüberzeugung Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Die Mitarbeiter der Beratungsstelle bedanken sich für die bisherige und freuen sich auf die zukünftige Zusammenarbeit mit Ihnen! Bezirksverband Potsdam e.V. Ambulante Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke und Suchtgefährdete Potsdam/ Potsdam-Mittelmark Berliner Strasse 61A 14467 Potsdam Selbsthilfethemennachmittag 23.04.2010