Stationäre Diabetologie heute und morgen

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VERBÄNDE
Die Zahlen sind eindeutig. Es wird in Zukunft mehr Menschen mit Diabetes mellitus geben. Durch die verfügbaren Therapien werden diese Patienten auch immer häufiger ein höheres Lebensalter erreichen und ihre Folgeerkrankungen erleben. Es gilt, sowohl die ambulante medizinische Versorgung als auch die Strukturen in den stationären Einrichtungen darauf einzustellen. Die zunehmende Spezialisierung der Inneren Medizin lässt
vielen Kollegen wenig Raum, sich diabetologisch zu betätigen und weiterzubilden. Somit ist es wichtig, dass diese Expertise durch Diabetologen in
Krankenhäusern weiterhin vorhanden bleibt. Dipl.-Betrw. Luitgard Lemmer, MBA, versucht im folgenden Artikel, die jetzige Situation zu analysieren
und einen Ausblick in die nahe Zukunft zu geben. Luitgard Lemmer war in verschiedenen Krankenhäusern als Controllerin und Verwaltungsleiterin
tätig. Sie arbeitet derzeit im Diabeteszentrum Bad Lauterberg. Darüber hinaus ist sie ist 1. Vorsitzende des Bundesverbandes Klinischer DiabetesEinrichtungen e.V., EFQM-Assessorin sowie ökonomische KTQ-Visitorin.
Dr. med. Thomas Werner, Dr. med. Johannes Huber
Stationäre Diabetologie
heute und morgen
Krankenhäuser werden auf die „neuen“
Internisten mit dem
Schwerpunkt Endokrinologie/Diabetologie
angewiesen sein .
Ausblick Die Altersstruktur der Bevölkerung wird
sich eklatant verändern. Wie sich das auf die
Diabetologie auswirkt, weiß Luitgard Lemmer.
Text:
Dipl.-Betrw. Luitgard
Lemmer,
MBA - 1. Vorsitzende
des BVKD e.V.
30
D
ie Diabetologie ist zur Zeit
noch eine Zusatzbezeichnung der Inneren Medizin.
Diese Zusatzbezeichnung können
Ärzte der Fachrichtungen Innere
Medizin und Allgemeinmedizin in
unterschiedlicher Weise erwerben:
| Diabetes-Forum 1_2/2013
als stationäre Weiterbildung von
zwei Jahren in einer von der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG)
anerkannten Fachabteilung der Inneren Medizin oder über die Landesärztekammern mit einer 1,5-jährigen, ebenfalls überwiegend statio-
nären Weiterbildung. Die heutigen
in Krankenhäusern angestellten Diabetologen verfügen ganz überwiegend über die Zusatzbezeichnung
„Diabetologe (DDG)“, während viele der niedergelassenen Diabetologen die Weiterbildung der Landesärztekammern durchlaufen haben.
Die Entwicklung der Diabetologen
stellt sich bundesweit wie in Tabelle
1 gezeigt dar (Seite 32).
Daraus lässt sich grob ableiten,
dass der aktuelle Stand der niedergelassenen und im Krankenhaus angestellten Diabetologen sich in einem statischen Verhältnis befindet.
Dies ist auch nicht verwunderlich,
da diese Ärzte sich noch aus der alten Weiterbildungsordnung im Gebiet Innere Medizin speisen.
Erst mit der Änderung der Muster-Weiterbildungsordnung im Jahre 2007 wurde im Fachgebiet Innere Medizin die Weiterbildung umgestellt. Die Weiterbildung für den
„Internisten“ gliedert sich in eine
3-jährige stationäre Weiterbildung
und eine anschließende Schwerpunktweiterbildung in den Bereichen Angiologie, Endokrinologie/
Diabetologie, Gastroenterologie, Hämatologie, Kardiologie, Nephrologie,
Pneumonologie und Rheumatologie. Der Facharzt für Innere Medizin
und Allgemeinmedizin kann nach
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VERBÄNDE
seiner 3-jährigen Basisweiterbildung im
Krankenhaus im ambulanten Bereich
die 2-jährige Schwerpunktweiterbildung
durchlaufen. Darüber hinaus existiert
auch die Möglichkeit, nach den 3 Jahren
Basisweiterbildung zum Internisten eine
2-jährige stationäre internistische Weiterbildung in bestimmten Bereichen abzuleisten und so zum Facharzt für Innere
Medizin zu gelangen. Heute lässt sich
noch nicht absehen, ob und wie viele
junge Mediziner und Medizinerinnen
welche Weiterbildung im Gebiet der Inneren Medizin wählen werden. Sicher
ist jedoch, dass die Krankenhäuser, die
als Weiterbildungsstätten auch Diabetologen ausbilden wollen, auf die „neuen“
Internisten mit dem Schwerpunkt Endokrinologie/Diabetologie angewiesen sein
werden. Zur Attraktivität dieser Weiterbildung liegt der Autorin zur Zeit kein
Datenmaterial vor. Dass der „große“ Diabetologe in Zukunft unvermindert gebraucht werden wird, zeigt die folgende
Vorschau auf die Jahre 2020 bis 2050.
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Genauigkeit erleben
Demographische Entwicklung
und Folgen für die Diabetologie
Da es sich bei der Diabetologie zur Zeit
„nur“ um eine Zusatzbezeichnung handelt, kommt sie in den öffentlich zugänglichen Statistiken der Deutschen
Krankenhausgesellschaft, der Bundesärztekammer, des Statistischen Bundesamtes usw. nur selten vor. Insofern ist
ausschließlich eine indirekte Berechnung der vermutlichen Entwicklung
der diabetologisch vollstationär zu behandelnden Patienten möglich. Die Entwicklung der Anzahl der Menschen
mit Diabetes ist wahrscheinlich nicht
nur dem veränderten Lebensstil zuzuschreiben, sondern noch mehr dem damit gekoppelten Lebensalter. Insofern ist
Mit
Prinzip
Redaktion: 06131/96070-35
die demographische Entwicklung ein
Schlüssel für die Antizipation der Diabetesentwicklung. Dies vorausgeschickt,
wird die Bevölkerungsentwicklung und
der demographische Wandel dargestellt.
(Tabelle 2, Seite 32).
Allein der Vergleich der Bevölkerungsstruktur zwischen dem Jahr 2000
und dem Jahr 2010 zeigt eine erhebliche Zunahme der älteren Generation,
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31
18.12.12 12:2
VERBÄNDE
Tab. 1: Wo arbeiten die Diabetologen?
2005
2010
Veränderung
gegenüber
2005
2011
Veränderung
gegenüber
2010
Berufstätige Diabetologen gesamt
637
1740
273,16 %
1769
1,67 %
Diabetologen niedergelassen
422
1082
256,40 %
1095
1,20 %
im Krankenhaus angestellt
198
569
287,37 %
568
–0,18 %
52
#DIV/0!
65
25,00 %
37
217,65 %
41
10,81 %
vermutlich im MVZ
anderweitig tätige Diabetologen
17
d. h. des Anteils der Rentner und
Rentnerinnen. Wer meint, dass hier
schon der Höhepunkt erreicht sei,
der irrt. Das Statistische Bundesamt
hat zur Bevölkerungsprognose verschiedene Berechnungen angestellt,
von denen die meines Erachtens
zwei wahrscheinlichsten Szenarien auf ihre Wirkung auf die Innere
Medizin und Diabetologie beleuchtet werden sollen.
Quelle: Kassenärztliche Bundesvereinigung, individuelle Anfrage 2012
Variante 6-W 1
Tab. 2: Der demographische Wandel und die Bevölkerungsprognose
2000
Bevölkerung gesamt
82.536.680
Bevölkerung 45-55 Jahre alt
10.729.768
Anteil
in %
2010
Anteil
in %
Veränderung gegenüber Vorjahr
81.751.602 99,05 % – 0,95 %
13,00 % 13.325.511 16,30 % + 24,19 %
Bevölkerung 55-65 Jahre alt
10.647.232
12,90 % 10.137.199 12,40 % – 4,79 %
Bevölkerung 65-75 Jahre alt
7.758.448
9,40 %
9.319.683
11,40 % + 20,12 %
Bevölkerung 75 und mehr Jahre alt
5.942.641
7,20 %
7.521.147
9,20 %
Bevölkerung 65 und älter (65+) ges.
13.701.089
16,60 % 16.840.830 20,60 % + 22,92 %
+ 26,56 %
Quelle: DeStatis, DKG: Zahlen, Daten, Fakten 2012, eigene Berechnungen
Tab. 3: Bevölkerungsprognose 6-W1
Bevölkerungsprognose 6-W1
Jahr 2020
Jahr 2030
Jahr 2040
Jahr 2050
Bevölkerungszahl gesamt in Mio.
80
77,4
73,9
69,4
Anteil Bevölkerung 65+ in Mio.
19
23
25
24,9
Anteil Bevölkerung 65+ in Mio. in % an
Gesamtbevölkerung
23,75 %
29,72 %
33,83 %
35,88 %
Quelle: Destatis: Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung
Tab. 4: Bevölkerungsprognose 1-W1
Bevölkerungsprognose 1-W1
Jahr 2020
Jahr 2030
Jahr 2040
Jahr 2050
Bevölkerungszahl gesamt in Mio.
79,9
77,4
73,8
69,4
Anteil Bevölkerung 65+ in Mio.
18,7
22,3
23,7
23
Anteil Bevölkerung 65+ in Mio. in % an
Gesamtbevölkerung
23,40 %
28,81 %
32,11 %
33,14 %
Quelle: Destatis: Koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung
Tab. 5: Entwicklung der stationären Diabetologie
2000
in %
2010
in %
Fälle gesamt im allg. KH (ohne psych.
KHs)
16.862.194
100,00 %
17.485.806
103,70 %
Fälle in der Inneren Medizin
5.925.500
6.826.259
39,04 %
Pflege/Beltage in der Inneren Medizin
56.816.500
N.N.
Hauptdiagnosen E11 im KH
175.370
Nebendiagnosen E11 im KH
N.N.
Quelle: DKG: Zahlen, Daten, Fakten 2002 und 2012
32
| Diabetes-Forum 1_2/2013
1,04 %
172.303
0,99 %
2.297.831
13,14 %
Die Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes geht in der Variante 6-W1 von den Annahmen
aus, dass die Geburtenrate von
heute 1,4 Kinder je Frau auf 1,2
Kinder je Frau sinkt. Die Lebenserwartung der Neugeborenen im Jahr
2060 beträgt 87,7 Jahre für Jungen
und 91,2 Jahre für Mädchen. Jährlich wandern saldiert 100.000 Menschen aus anderen Ländern zu. Daraus errechnet sich die Entwicklung
wie in Tabelle 3 dargestellt (links).
Allein hier wird deutlich, wie
schnell die Bevölkerung in Deutschland altern wird. Der kritische
Sprung wird sich in den Jahren
2020 – 2030 vollziehen bei einem
Zuwachs von 5 %.
Die geschlechtliche Zusammensetzung der Bevölkerung wird nicht
weiter differenziert, auch wenn dies
Auswirkungen auf die Diabetologie
haben wird, sind doch mehr Männer als Frauen übergewichtig und
haben daher ein höheres Risiko,
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an Diabetes Typ 2 zu erkranken.
Heute liegt der Anteil der übergewichtigen Männer mit einem BodyMass-Index (BMI) von über 25 bei
67,1 % und bei Frauen bei 53,0 %.
Dies hat die „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“
(DEGS) die vom Robert Koch-Institut vorgestellt wurde (Quelle: www.
Spiegel.de/gesundheit/diagnose/
rki-gesunheitsstudie-dgs-so-gesundlebe...) ergeben. Diese Studie stellt
auch fest, dass die übergewichtigen Deutschen in den letzten fünf
Jahren noch weiter an Gewicht zuwww.diabetesforum-online.de
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nahmen. Rund 23,3 % der Männer und
23,9 % der Frauen weisen einen BMI
> 30 auf. Sofern sich die Lebensgewohnheiten der Deutschen in Bezug auf Essen und Bewegung nicht verändern –
und damit ist m. E. in absehbarer Zeit
nicht zu rechnen – wird der Diabetes
mellitus Typ 2 ein großes Problem im
Gesundheitswesen darstellen. In der
genannten Untersuchung wird festgestellt, dass die Zunahme der Zahl der
Diabetiker insbesondere bei Männern
über 70 und Frauen unter 40 Jahren
besonders ausgeprägt war.
Variante 1-W 1
Hier ist unterlegt, dass die Geburtenrate
auf heutigem Niveau mit 1,4 Kindern
pro Frau annähernd konstant bleibt. Dagegen beträgt die Lebenserwartung der
Neugeborenen im Jahr 2060 lediglich
85,0 Jahre für Jungen und 89,2 Jahre für
Mädchen. Der jährliche Wanderungssaldo wird mit den aus der vorherigen Variante bekannten + 100.000 Personen
angesetzt. Es zeigt sich das Bild wie in
Tabelle 4 (Seite 30).
Auch hier ist der Anstieg im Jahrzehnt zischen 2020 und 2030 am größten. Beide Vorausberechnungen zeigen,
dass sich mindestens ein Drittel der Bevölkerung in den Altersrentenjahrgängen befindet. Die Differenz zwischen
den beiden Varianten liegt für den Anteil der Bevölkerung von 65+ im Jahre
2050 bei 2,74 %. Trotzdem stellt sich
schon hier für beide Varianten die Frage:
wer soll die große Anzahl an Rentnern
finanziell unterhalten und wer soll die
Betagten behandeln, versorgen und pflegen? Sicherlich können die zukünftigen
70-jährigen Menschen noch leistungsfähiger sein, als die heutige 70-jährigen,
also pflegt die 70-jährige die 90-jährige?
Zumindest könnte man dies aus der Vergangenheit schließen. Eine Perspektive
an die man sich noch gewöhnen muss.
Doch was bedeutet diese Entwicklung
für die Diabetologie?
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Auswirkung des demographischen Wandels
Bekannt ist die Anzahl der Fälle in der
Inneren Medizin und die Verteilung der
Belegungs-/Berechnungstage auf die
unterschiedlichen Altersgruppen der
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33
19.12.12 11:2
VERBÄNDE
stationären Patienten. Genauso bekannt ist seit der Einführung der
Diagnosis Related Groups (DRGs)
die Anzahl der Haupt- und Nebendiagnosen der vollstationären Fälle.
Hieraus lassen sich Schlüsse auf die
Entwicklung der stationären Diabetologie ziehen. (siehe Tabelle 5,
Seite 30). Erstaunlich ist die starke
Zunahme des Anteils der internis-
tischen Patienten in den Krankenhäusern zwischen dem Jahr 2000
und dem Jahr 2010 (+ 39,04 %). Immerhin sind etwa 1 % aller Krankenhauspatienten wegen ihres Diabetes
Typ 2 in vollstationärer Behandlung.
Dies bedeutet, dass diese Erkrankung doch eine solche Bedeutung
angenommen hat, dass sie in anderen Fachabteilungen „nicht so
Tab. 6: Altersstruktur in KHs Deutschland gesamt
Altersstruktur in KHs Deutschland gesamt
Jahr 2000
in %
Jahr 2010
in %
Patienten 45-55 Jahre alt
1.837.979
10,90%
2.080.811
11,90%
Patienten 55-65 Jahre alt
2.748.538
16,30%
2.290.641
13,10%
Patienten 65-75 Jahre alt
2.849.711
16,90%
3.392.246
19,40%
Patienten 75 und mehr Jahre alt
3.136.368
18,60%
4.109.164
23,50%
Patienten 65 und älter ges.
5.986.079
35,50%
7.501.411
42,90%
eben mitbehandelt werden kann“.
Erstaunlich ist, dass nach dieser offiziellen Statistik lediglich 13,14 %
der Krankenhauspatienten Diabetes als Nebendiagnose haben. Dies
entspricht nicht den Forschungsergebnissen von Herrn Dr. Siegel, Limburg, der von einem Anteil von rd.
30 % aller Krankenhauspatienten
ausgeht. Möglicherweise werden
nicht alle Nebendiagnosen kodiert
und gehen somit nicht in die o.g.
Statistik ein, oder seine Erhebungen
zeigen nicht ein gesamtdeutsches
Bild oder beide Möglichkeiten finden sich gemeinsam.
Unstrittig wichtig ist im Zusammenhang mit der Entwicklung des
Diabetes Typ 2 jedoch die Altersstruktur der Patienten im Krankenhaus, die Tabelle zeigt. (links).
Quelle: DKG: Zahlen, Daten, Fakten 2012
Berechnungstage
Tab. 7: Altersverteilung der vollstationären Tage
Altersverteilung der vollstationären Tage
Jahr 2000
in %
Jahr 2010
in %
B.tage/Bel.tage gesamt lt. DKG (ohne
psych.KH)
155.953.005
100,00 %
128.380.041
82,32 %
10,60 %
15.020.465
11,70 %
Anteil der Berechnungstage nach Altersgruppen
Patienten 45-55 Jahre alt
16.531.019
Patienten 55-65 Jahre alt
25.888.199
16,60 %
16.946.165
13,20 %
Patienten 65-75 Jahre alt
30.722.742
19,70 %
27.344.949
21,30 %
Patienten 75 und mehr Jahre alt
37.740.627
24,20 %
37.358.592
29,10 %
Patienten 65 und älter ges.
68.463.369
43,90 %
64.703.541
50,40 %
Quelle: DKG: Zahlen, Daten, Fakten 2012
Tab. 8: Korrelation mit Bevölkerungsprognose 1-W1
Korrelation mit Bevölkerungsprognose 1-W1
2020
2030
2040
2050
Bevölkerungszahl gesamt in Mio.
79,9
77,4
73,8
69,4
Anteil Bevölkerung 65+ in Mio.
18,7
22,3
23,7
23
Anteil Bevölkerung 65+ in % an Gesamtbevölkerung
23,40 %
28,81 %
32,11 %
33,14 %
Hochrechnung (HR) Fälle ges. in Mio.
17,09
16,56
15,79
14,84
HR som. BT ges. in Mio.
125,47
121,55
115,89
108,98
HR som. BT ges. für Einw. 65+ in Mio.
71,85
85,68
91,06
88,37
– davon Anteil BT in Innere Medizin
bei Übernahme 2010-Verteilung
6.671.650
6.462.900
6.162.300
5.794.900
– davon Anteil HD E11 bei Übernahme 2010-Verteilung
168.400
163.131
155.544
146.270
– davon Anteil ND E11 bei Übernahme 2010-Verteilung
2.245.787
2.175.518
2.074.332
1.950.659
34
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Es entspricht der allgemeinen Lebenserfahrung, dass ältere Menschen häufiger und länger erkrankt
sind. Die Verteilung der Belegungs-/
Berechnungstage auf die Altersstruktur in Krankenhäusern bestätigt dies. Unklar ist, ob die Erhöhung der Fallzahl von > 65-jährigen
Patienten um 21 % im Krankenhausalltag wirklich bei den Behandlerinnen und Behandlern bemerkt worden ist, zumal sich durch die Ausweisung von besonderen GeriatrieAbteilungen in manchen Bundesländern eine Entlastung der Fachabteilung Innere Medizin vollzogen
hat. Dennoch haben auch diese Personen überproportional oft Diabetes mellitus mit Begleit- und Folgeerkrankungen und sollen adäquat
versorgt werden. (Tabelle 7, links).
Ingesamt entfielen 50,4 % aller
Belegungs-/Berechnungstage der
Krankenhauspatienten auf solche
mit einem Alter von 65 Jahren und
älter. Immerhin beträgt der Zuwachs
der von > 65-Patienten „verursachten“ Belegungs-/Berechnungstagen
in der Dekade 2000 zu 2010 rund
15 %. Der Anteil der Patienten über
75 Jahre hat ebenfalls erheblich zugenommen. Es ist kein Anzeichen in
Sicht, dass sich dieser Trend nicht
fortsetzen sollte.
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VERBÄNDE
Tab. 9: Korrelation mit Bevölkerungsprognose 6-W1
Korrelation mit
Bevölkerungsprognose 6-W1
2020
2030
2040
2050
Bevölkerungszahl
gesamt in Mio.
80
77,4
73,8
69,4
Anteil Bevölkerung 19
65+ in Mio.
23
25
24,9
Anteil Bevölkerung 23,75 %
65+ in % an Gesamtbevölkerung
29,72 %
33,83 %
35,88 %
16,56
15,81
14,84
HR Fälle ges. bei
Zahl von 2010 in
Mio.
17,11
HR som BT ges.
bei Zahl von 2010
in Mio.
125,63
HR som BT ges. bei
Zahl von 2010 für
Einw. 65+ in Mio.
73,00
88,37
96,05
– davon Anteil
Innere Medizin
bei Übernahme 2010-Verteilung
6.680.000
6.462.900
6.170.650 5.794.900
– davon Anteil
HD E11 bei
Übernahme
2010-Verteilung
168.611
163.131
155.755
– davon Anteil
ND E11 bei
Übernahme
2010-Verteilung
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nen Patienten im Alter 65+ rd. Leistungen in der Inneren Medi8,63 Belegungstage, während zin zu erkennen. Hier dargestellt
es im Jahr 2000
werden die Ausnoch rd. 11,44
wirkungen bei
Tage waren.
beiden Bevöl„Die Auslöser für
kerungsprognoDieser RückDiabetes mellitus
sen (Tab. 8 und
gang ist der
Typ 2 sind heute
9, Seite 34).
Senkung der
nicht vollständig
Für beide
durchschnittliPrognosen
erchen Verweilbekannt.“
gibt sich ein
dauer zuzuHöhepunkt im
schreiben, die
sich seit der Einführung der Jahr 2020 für die Versorgung
DRGs beschleunigt hat. Unter- von internistisch und insbestellt, dass die Verweildauer zu- sondere an Diabetes mellitus
mindest für die Patienten im Al- erkrankten Menschen, der
ter von 65+ -Jahren nicht weiter sich erst im Zeitraum zum Jahr
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Diabetes-Forum 1_2/2013
35
VERBÄNDE
i
Autor
Luitgard Lemmer
Dipl.-Betrw. Luitgard Lemmer, MBA,
hat in Gießen und Berlin Betriebswirtschaft studiert. Nach ihrem beruflichen Einstieg im hessischen Sozialministerium ist sie in verschiedenen
Krankenhäusern als Controllerin und
Verwaltungsleiterin tätig gewesen,
bevor sie die ins Diabeteszentrum Bad
Lauterberg gekommen ist. Sie ist darüber hinaus EFQM-Assessorin und
ökonomische KTQ-Visitorin.
Im März 2009 wurde sie zur 1. Vorsitzenden des Bundesverbandes Klinischer Diabetes-Einrichtungen e.V. gewählt.
2040 merklich vermindert. Rund
170 000 Patienten mit Diabetes
mellitus im Alter von 65+-Jahren
werden stationär behandelt werden müssen. Für diese Population ist eine besondere Expertise
der behandelnden Krankenhausärzte und sonstigen Beschäftigten
erforderlich. Da diese Patientenklientel nicht nur alt und an Diabetes mellitus erkrankt ist, sondern
36
| Diabetes-Forum 1_2/2013
auch noch erhebliche Folge- und häufig von der Erkrankung an DiBegleiterkrankungen aus den Or- abetes mellitus Typ 2 bedroht und
gangebieten Herz-Kreislauf, Gefä- wird die oben bereits dargestellten
ße, Niere, Augen und Nerven zei- Patienten- und Belegungszahlen
gen wird, die enge interdisziplinä- noch erhöhen. Allerdings lässt sich
re Behandlungen erfordern. Dies heute noch nicht sagen, welchen
ist schnell und effektiv in der dia- konkreten Umfang diese zusätzlibetologisch besonchen Patienten anders qualifizierten
nehmen werden.
„MöglicherweiAbteilung oder KliSicher ist jedoch,
se werden ab dem
nik möglich.
dass auch diese
Jahr 2020 häufiger
Die Auslöser
Patienten nach einer 15-20-jährigen
für Diabetes melMenschen unter
Diabetesdauer mit
litus Typ 2 sind
65 Jahren stationär
Folge- und Begleiheute nicht vollbehandelt.“
terkrankungen zu
ständig bekannt.
kämpfen haben
Auf jeden Fall ist
Übergewicht einer der Risikofak- werden. Es erscheint wahrscheintoren. Problematisch ist dabei die lich, dass sich die Altersstruktur
Zunahme der sehr übergewichti- der Menschen mit Diabetes melligen Menschen mit einem BMI von tus Typ 2 ab ca. dem Jahr 2020 der> 30. Der Anteil der jüngeren adi- gestalt verändern wird, dass häufipösen Männer hat sich lt. Gesund- ger auch Menschen unter 65 Jahheitsstudie des Robert-Koch-Insti- ren stationär behandlungsbedürftig
tuts (DEGS1) in den letzten Jah- werden und diabetologisch quaren besonders erhöht. Dieser Be- lifizierte Krankenhausleistungen
völkerungsanteil ist also besonders benötigen.
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