Klimawandelbetroffenheit der Fallstudienregion Landkreis Aurich

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Klimawandelbetroffenheit der
Fallstudienregion Landkreis Aurich
Inhalt
1 Veränderung ausgewählter Klimaparameter ................................................................. 2
1.1 Vorbemerkung ............................................................................................................ 2
1.2 Temperatur ................................................................................................................. 2
1.3 Niederschlag ............................................................................................................... 3
1.4 Klimatische Wasserbilanz ........................................................................................... 5
1.5 Sturmintensität ............................................................................................................ 6
1.6 Tabellarische Zusammenfassung................................................................................ 7
2 Betroffenheit einzelner Handlungsfelder und Herausforderungen .............................. 9
2.1 Küstenschutz .............................................................................................................. 9
2.2 Wasserwirtschaft....................................................................................................... 10
2.3 Landwirtschaft ........................................................................................................... 11
2.4 Biodiversität / Naturschutz ........................................................................................ 12
2.5 Tourismus ................................................................................................................. 12
3 Folgerung ....................................................................................................................... 13
4 Literatur und weitere Informationen ............................................................................. 14
4.1 Literatur..................................................................................................................... 14
4.2 Weitere Informationen und Projekte zur Klimaanpassung ......................................... 15
1 Veränderung ausgewählter Klimaparameter
1.1 Vorbemerkung
Aussagen zur zukünftigen regionalen Klimaentwicklung sind immer mit Unsicherheiten verbunden. Sie beruhen auf globalen Klimaprojektionen, die unter bestimmten Annahmen, z.B.
zur Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung und zum Nutzungsgrad verschiedener Energieformen, mögliche zukünftige Entwicklungen des Klimas darstellen. Anschließend werden
die globalen Klimaprojektionen mit Hilfe von regionalen Klimamodellen regionalisiert, um
spezifischere Aussagen zu erhalten. Im Folgenden werden Spannweiten bzw. mittlere Tendenzen verschiedener regionaler Klimamodelle und unterschiedlicher Klimaszenarien aufgeführt. In der Regel ermöglicht dies Trendaussagen zur zukünftigen Änderung einzelner Klimaparameter.
1.2 Temperatur
Im Landkreis Aurich wird die durchschnittliche Temperatur im Jahresmittel bis zur Mitte des
Jahrhunderts (Projektionszeitraum von 2041-2050) im Vergleich zu heute (1991-2000) um
rund 1°C zunehmen, bis zum Ende des Jahrhunderts (2091-2100) um ca. 2,6°C1. Eine ähnliche Entwicklung ist für die verschiedenen Jahreszeiten zu erwarten.
1
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V. / WetterOnline Meteorologische Dienstleistungen
GmbH. Internetportal KlimaFolgenOnline: www.klimafolgenonline.com
Datengrundlage für die Prognosen des Portals bilden verschiedene vom PIK entwickelte, aufeinander abgestimmte und etablierte Modelle (STARS, SWIM, IRMA & 4C - FORESEE). Aufgrund der relativen Unsicherheit von Klimaprognosen wurden für das Portal 100 verschiedene Prognosen (Realisierungen) erarbeitet. Die hier ausschließlich verwendete Realisierung 50 spiegelt die mittlere Tendenz (Median) der Bandbreite aller Prognosen wider.
2
Damit einher geht eine Zunahme der extremen Ereignisse. So werden an der Nordseeküste
zum Ende des Jahrhunderts (Projektionszeitraum von 2071-2100) im Vergleich zu heute
(1961-1990) mindestens 1,5 zusätzliche heiße Tage (Tage, an denen die Maximaltemperatur
mindestens einmal am Tag über 30°C steigt) pro Jahr auftreten, maximal knapp 12 Tage2.
Die Temperaturzunahme wird in der Küstenregion geringer ausfallen, als im restlichen Teil
Deutschlands, ebenso wird sie weniger von Hitzewellen betroffen sein. Damit wird die Region und auch der Landkreis Aurich tendenziell eine Klimagunst aufweisen. Dies kann auch
Chancen, bspw. für den Tourismus bieten. Trotzdem muss sich an die geänderten Temperaturbedingungen angepasst werden.
1.3 Niederschlag
Im Jahresverlauf wird es an der deutschen Nordseeküste nach den Daten des Norddeutschen Klimaatlas3 bis zum Ende des Jahrhunderts zu einer geringen Zunahme (2 bis 11%)
des Niederschlages kommen. Die Daten aus KlimaFolgenOnline4 zeigen hingegen für den
Landkreis Aurich eine geringfügige Abnahme des jährlichen Niederschlags (-7%). Auch im
Jahresverlauf zeigt sich ein differenziertes Bild.
2
Helmholtz-Zentrum Geesthacht / Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH. Norddeutscher
Klimaatlas: www.norddeutscher-klimaatlas.de
Die Datengrundlage des Norddeutschen Klimaatlas bilden für Norddeutschland verfügbare Klimarechnungen, die mit dynamischen regionalen Klimarechenmodellen durchgeführt wurden. Hierzu
zählen COSMO-CLM (Rockel et al. 2008), REMO (Jacob 2001) und RCAO (Döscher et al. 2002). In
die regionalen Klimarechenmodelle sind jeweils unterschiedliche vom UN-Weltklimarat IPCC erstellte Szenarien der Treibhausgaskonzentrationen (IPCC 2000) eingegangen.
3
Helmholtz-Zentrum Geesthacht / Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH. Norddeutscher
Klimaatlas: www.norddeutscher-klimaatlas.de
4
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V. / WetterOnline Meteorologische Dienstleistungen
GmbH. Internetportal KlimaFolgenOnline: www.klimafolgenonline.com
3
Während sich für die Veränderung der Niederschläge im Sommer bis zur Mitte des Jahrhunderts (2021-2050) keine eindeutige Richtungsaussage ergibt und einige Modelle sogar eine
Zunahme des Niederschlags prognostizieren, werden die Niederschläge bis zum Ende des
Jahrhunderts (2071-2100) um 10% bis 43% abnehmen5. Im direkten Küstenbereich wird die
Abnahme tendenziell etwas geringer ausfallen.
Im Winter hingegen werden die Niederschläge deutlich zunehmen. Bis zur Mitte des Jahrhunderts ist mit einer Zunahme von maximal 15% zu rechnen, bis zum Ende des Jahrhunderts von minimal 11% bis maximal 46%6. Besonders deutlich fällt die Zunahme im direkten
Küstenstreifen aus.
Im bundesweiten Vergleich ist mit einer relativ geringen Abnahme der sommerlichen Niederschläge in der direkten Küstenzone zu rechnen. Dagegen fällt die winterliche Zunahme vergleichsweise deutlich aus.
5
Helmholtz-Zentrum Geesthacht / Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH. Norddeutscher
Klimaatlas: www.norddeutscher-klimaatlas.de
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Helmholtz-Zentrum Geesthacht / Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH. Norddeutscher
Klimaatlas: www.norddeutscher-klimaatlas.de
4
1.4 Klimatische Wasserbilanz
Aufgrund der Veränderungen in Temperatur und Niederschlag ergibt sich eine sinkende klimatische Wasserbilanz im Jahresmittel. Im Landkreis Aurich wird sie bis zur Mitte des Jahrhunderts (Projektionszeitraum von 2041-2050) im Vergleich zu heute (1991-2000) um rund
101 mm Wassersäule zurückgehen, bis zum Ende des Jahrhunderts (2091-2100) um ca.
251 mm. Daraus ergibt sich bis Ende des Jahrhunderts eine gerade noch positive Bilanz. Es
ist also mit einer zunehmenden Trockenheit zu rechnen. Trockenperioden werden dabei verstärkt im Sommer auftreten, wo sich die bereits heute negative Wasserbilanz weiter verringert, während im Winter mit einer leichten Zunahme der klimatischen Wasserbilanz zu rechnen ist7.
Klimatische Wasserbilanz Sommer:
7
Klimatische Wasserbilanz Winter:
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V. / WetterOnline Meteorologische Dienstleistungen
GmbH. Internetportal KlimaFolgenOnline: www.klimafolgenonline.com
5
1.5 Sturmintensität
Die Sturmintensität im Jahresmittel wird sich an der Nordseeküste sowohl bis zur Mitte des
Jahrhunderts (keine Veränderung bis Zunahme um 2%), als auch bis zum Ende des Jahrhunderts (keine Veränderung bis Zunahme um 3%) nur unwesentlich verändern. In den Wintermonaten hingegen ist eine Zunahme der Sturmintensität wahrscheinlich. Bis zur Mitte des
Jahrhunderts wird die Sturmintensität im Winter um maximal 5%, bis zum Ende des Jahrhunderts um maximal 13% zunehmen. In den übrigen Jahreszeiten bietet sich ein undifferenziertes Bild mit nur geringen Veränderungen. Nur in den Sommermonaten kann es bis
zum Ende des Jahrhunderts zu einer Abnahme der Sturmintensitäten kommen (-8% bis
+1%)8.
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Helmholtz-Zentrum Geesthacht / Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH. Norddeutscher
Klimaatlas: www.norddeutscher-klimaatlas.de
6
1.6 Tabellarische Zusammenfassung
Mögliche Änderungen ausgewählter Klimaparameter für die Nordseeküste und den Landkreis Aurich bis Mitte bzw. Ende des Jahrhunderts im Vergleich zu heute.
Bezugszeiträume

Nordseeküste: je drei Dekaden: 1961-1990 (heute), 2031-2050 (Jahrhundertmitte)
und 2071-2100 (Jahrhundertende)

Landkreis Aurich: je eine Dekade: 1991-2000 (heute), 2041-2050 (Jahrhundertmitte)
und 2091-2100 (Jahrhundertende)
Datenquellen:

Nordseeküste: Helmholtz-Zentrum Geesthacht / Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH. Norddeutscher Klimaatlas: www.norddeutscher-klimaatlas.de

Landkreis Aurich: Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V. / WetterOnline Meteorologische
Dienstleistungen
GmbH.
Internetportal
KlimaFolgenOnline:
www.klimafolgenonline.com
Klimaparameter
Jahrhundertmitte
Jahrhundertende
max.
+ 1,4°C
+ 4,5°C
Ø
+ 1,1°C
+ 2,8°C
min.
+ 0,6°C
+ 1,9°C
max.
min.
+ 1.3 °C
+ 1 °C
+ 0.8 °C
+ 3 °C
+ 2.6 °C
+ 2.2 °C
max.
+ 1,5 Tage
+ 10,7 Tage
Ø
+ 0,9 Tage
+ 5,0 Tage
min.
+ 0,3 Tage
+ 1,5 Tage
max.
9%
11%
Ø
6%
6%
Durchschnittliche Temperatur
Nordseeküste
Landkreis Aurich
Ø
Anzahl heißer Tage (über 30°C)
Nordseeküste
Änderung des Niederschlags im Jahresverlauf
Nordseeküste: Jahr
Nordseeküste: Sommer
Nordseeküste: Winter
min.
2%
2%
max.
12%
-43%
Ø
1%
-19%
min.
-8%
-10%
max.
15%
46%
Ø
6%
25%
min.
0%
11%
Landkreis Aurich: Jahr
Ø
-2%
-7%
Landkreis Aurich: Sommer
Ø
-11%
-27%
Landkreis Aurich: Winter
Ø
18%
23%
7
Klimaparameter
Jahrhundertmitte
Jahrhundertende
Änderung der klimatischen Wasserbilanz [mm]
Landkreis Aurich: Jahr
Ø
-101
-251
Landkreis Aurich: Sommer
Ø
-31
-112
Landkreis Aurich: Winter
Ø
33
40
max.
2%
3%
Ø
1%
1%
min.
0%
0%
max.
5%
13%
Ø
2%
5%
min.
0%
0%
Änderung der Sturmintensität
Nordseeküste: Jahr
Nordseeküste: Winter
8
2 Betroffenheit einzelner Handlungsfelder und Herausforderungen
2.1 Küstenschutz
In Bezug auf den Anstieg des Meeresspiegels bestehen große Unsicherheiten. Entsprechend der Projektionen des IPCC 2007 könnte der Meeresspiegel Ende des Jahrhunderts
0,2 bis 0,8m höher liegen als heute9. Neuere Untersuchungen gehen sogar von einem Anstieg zwischen 0,5 und 1,4m bis 2100 aus10. Zudem ist mit einer verstärkten Sturmaktivität zu
rechnen. Die Sturmflutwasserstände könnten sich dadurch (zusätzlich zum Meeresspiegelanstieg) um 0,1 bis 0,3m bis zum Ende des Jahrhunderts an der Nordseeküste Niedersachsens erhöhen11. In Bezug auf die Wellenentwicklung ist eine Erhöhung der Wellenhöhen
wahrscheinlich, allerdings lässt sich bisher keine eindeutige Entwicklung ablesen.
Diese Entwicklungen machen vermehrte Anstrengungen im Küstenschutz erforderlich, wobei
sich auf vermehrte Unsicherheiten eingestellt werden muss und neue, alternative Strategien
gesucht werden müssen12.
Aktuell geschütztes Gebiet sowie zusätzliche Höhenstufen bis +4mNN, Darstellung der Überflu13
tungsbereiche von 1717
Die Deichvorländer werden vermutlich einen Meeresspiegelanstieg von bis zu 1,5 cm pro
Jahr durch vermehrte Akkumulation ausgleichen können. Bei einem starken Meeresspiegelanstieg, der nach neuen Projektionen langfristig nicht mehr auszuschließen ist, ist mit einem
9
IPCC (2007)
10
Horton, R. et al (2008)
11
siehe Woth et al. (2006) und Grossmann et al. (2006). Basis sind die IPCC-Szenarien A2 und B2.
12
Siehe auch: Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz (2009)
13
Ritzmann & Niemeyer (2011)
9
Verlust von Wattflächen zu rechnen, was erhebliche Auswirkungen auf den Küstenschutz
hätte.
Die vorgelagerten Inseln sind mit ihren sandigen Küsten und in ihrer exponierten Lage den
Kräften des Meeres besonders ausgesetzt und unterliegen ständigen morphologischen Veränderungen durch Stürme und Gezeiten. Durch den ansteigenden Meeresspiegel und zunehmende Sturmintensitäten werden die Belastungen voraussichtlich zunehmen.
Herausforderungen:

Zunehmende Schäden an Schutzdeichen, Hafen- und Verkehrsinfrastruktur, Küstenbauwerken etc.

Hohe Kosten für Küstenschutzmaßnahmen

Bei starkem Meeresspiegelanstieg Abnahme der Wattflächen
Maßnahmen:

Ausbau der Landesschutzdeiche mit entsprechender Baureserve

Freihalten von Flächen für den Küstenschutz

Entwicklung langfristiger alternativer Küstenschutzmaßnahmen und –strategien
2.2 Wasserwirtschaft
Durch die Verminderung der Niederschläge im Sommer in Verbindung mit Hitzeperioden
wird es voraussichtlich zu einer Zunahme von Trockenphasen kommen. Zwar wird die Problematik auf den vorherrschenden Marschböden im bundesweiten Vergleich relativ gering
ausfallen, deutlicher hingegen auf den Geeststandorten, allerdings besteht bspw. aufgrund
von vorherrschenden feuchten Lebensräumen im Bereich des Naturschutzes, aber auch in
der Landwirtschaft Anpassungsbedarf.
Auf der anderen Seite stellen zunehmende Niederschläge im Winter sowie zunehmende
Starkregenereignisse Herausforderungen an die Binnenentwässerung der eingedeichten
Flächen und an den Hochwasserschutz. Verschärft wird die Problematik dadurch, dass bei
einem Ansteigen des Meeresspiegels aufgrund fehlender Akkumulation in den eingedeichten
Marschgebieten diese relativ niedriger liegen werden, als das Deichvorland. Bereits jetzt
liegen im Landkreis einige Gebiete unter NN. Dies stellt die Entwässerung vor große Herausforderungen.
Weiterhin kann ein Ansteigen des Meeresspiegels zu einer Verlagerung der SüßSalzwassergrenze des Grundwassers im unmittelbaren Küstenbereich kommen. Dies gilt vor
allem für eine Verkleinerung der Süßwasserlinsen unter den vorgelagerten Inseln.
Herausforderungen

Vermeidung von Trockenstress in der Landwirtschaft und im Naturschutz

Gewährleistung der Binnenentwässerung angesichts zunehmender Starkregenereignisse und einem Ansteigen des Meeresspeigels.

Gewährleistung der Wasserversorgung auf den Inseln bei einer Verkleinerung der
Süßwasserlinsen angesichts des ansteigenden Meeresspiegels.
10
Maßnahmen

Vermeidung von Grünlandumbruch und dem Anbau wasserzehrender Pflanzen zur
energetischen Nutzung: Konflikt mit dem Anbau von Biomasse zur energetischen
Nutzung.

Steuerung der Wasserbewirtschaftung, u.a. in Bezug auf
o Wasserrückhalt in der Fläche,
o Gewährleistung der Binnenentwässerung und
o Steuerung von Beregnung.

Sicherung der Trinkwasserversorgung durch
o Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes durch Verbesserung der
Wasserbilanz, des nutzbaren Grundwasserdargebotes und der Grundwasserneubildung,
o räumliche Sicherung wertvoller Grundwasserressourcen und
o effizientes Versorgungsmanagement unter Berücksichtigung erhöhter Anforderungen.
2.3 Landwirtschaft
In der Landwirtschaft treten sowohl positive, als auch negative Beeinflussungen durch den
Klimawandel auf. So können wärmere Temperaturen (bei ausreichendem Wasserdargebot)
sowohl zu Ertragssteigerungen, als auch zu Ertragseinbußen führen. Hinzu kommen Anfälligkeiten aufgrund der Verschiebungen in den Artenspektren von Wildkräutern, Krankheitserregern und Schädlingen. Insgesamt steigt das Ertragsrisiko durch die erwartete Zunahme
extremer Witterungsereignisse wie Hagel, Trockenheit, Starkregen und Sturm.
Herausforderungen:

Veränderungen im Niederschlagsgeschehen: Trockenheit und Starkregenereignisse

Veränderungen durch Verschiebung von Artenspektren

Steigendes Ertragsrisiko durch Extremereignisse

Zunehmende Flächenkonflikte durch energetische Nutzung

Nur geringe Einflussmöglichkeiten durch räumliche Planung
Maßnahmen:

Weiterentwicklung von standortangepassten regionalen Bodenbewirtschaftungssystemen

Wasser sparende Bodenbearbeitung und Vermeidung von Anbau wasserzehrender
Pflanzen

Erhalt und Mehrung von Grünland, Vermeidung von Grünlandumbruch, vor allem
auch für den Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung

Nachhaltige Nutzung von Ackerflächen, insbesondere durch eine ausgeglichenen
Humusbilanz, Erosionsschutz und Vermeidung von Bodenverdichtung

Nutzung von Chancen, die der Klimawandel bietet.
11
2.4 Biodiversität / Naturschutz
Veränderte klimatische Auswirkungen werden Auswirkungen auf Arten und Lebensräume an
Land, in Gewässern und in Meeresökosystemen haben. Vor allem werden sich aufgrund
aktueller Nutzungen bereits bestehende Probleme verschärfen. Es wird zu einer Verschiebung von Arten und deren Zusammensetzung kommen. Potenziell gefährdet sind spezialisierte Arten aus kleinen, verinselten Biotopen und Arten, die nur aus kleinen Populationen
bestehen. Dagegen werden Generalisten und Arten, die ein hohes Ausbreitungspotenzial
haben potenziell profitieren, da sie sich an Veränderungen besser anpassen können.
Im Landkreis Aurich werden vor allem feuchtegeprägte Standorte wie Moore oder Dauergrünland durch zunehmende Sommertrockenheit beeinflusst werden. Ebenso ist eine Beeinträchtigung der Küsten- und Meeresökologie durch Erwärmung und eine Veränderung der
Salinität sowie bei einem starken Meeresspiegelanstieg durch deutliche Änderungen im
Ökosystem Wattenmeer zu erwarten.
Von größerer Bedeutung für den Erhalt der Biodiversität und den Naturschutz als direkte
Klimaveränderungen, sind in der Regel Landnutzungsänderungen, auch durch die vermehrte
energetische Nutzung von Biomasse, verbunden mit Grünlandumbruch, Entwässerung und
einem vermehrten Nitrateintrag. Hier gilt es angesichts des Klimawandels, nicht klimatisch
bedingten Stress auf die Ökosysteme und Arten zu reduzieren, um die Systeme damit zu
stabilisieren und gegenüber klimatischen Veränderungen robuster zu machen.
Herausforderungen:

Zunehmender Trockenstress feuchtegeprägter Standorte

Konflikte mit der Landwirtschaft durch Erzeugung von Biomasse zu energetischen
Nutzung

Konflikte mit der Wasserwirtschaft und der Gewährleistung der Binnenentwässerung
Maßnahmen:

Wasserrückhalt in der Fläche zur Reduzierung des Trockenstresses: Konflikte mit der
Landwirtschaft

Reduzierung des nicht klimatisch bedingten Stresses auf Ökosysteme und Arten

Ergänzung und Vergrößerung von Schutzgebietssystemen, Ausbau der Biotopvernetzung, um Austausch und Wanderbeziehungen gewährleisten zu können

Langfristige Abkehr von einem statischen Naturschutz zu einem dynamischen, flexiblen Naturschutz, der den Wandel der Lebensräume berücksichtigt
2.5 Tourismus
Der Landkreis Aurich ist gemessen an den Übernachtungszahlen der tourismusstärkste
Landkreis in Niedersachsen. Vor allem naher der Küste spielt der Tourismus eine entscheidende Rolle. Auswirkungen des Klimawandels werden in Zukunft Einfluss auf den Tourismus
in den Küstenzonen haben. Neben klimatischen Veränderungen (Temperatur und Niederschlag) spielen auch mögliche Veränderungen der Wasser- und Strandqualität eine Rolle.
Dabei birgt der Klimawandel Risiken und Chancen. Zunehmende Luft- und Wassertemperaturen und eine geringere Niederschlagswahrscheinlichkeit im Sommer führen zu einer Sai12
sonverlängerung. Daneben werden die deutschen Küsten in Zukunft im Sommer eine Klimagunst gegenüber südlichen Reisezielen aufweisen.
Andererseits kann der Tourismus durch eine Verschlechterung der Wasserqualität, bspw.
durch vermehrtes Algenwachstum und bakterielle Belastungen, beeinträchtigt werden. Stürme können zu einem Rückgang von Stränden und zu einem zunehmenden Treibselanwurf
führen. Zu berücksichtigen ist auch, dass die intensive touristische Nutzung in den Sommermonaten zu einem zusätzlichen Trinkwasserverbrauch in der Zeit führt, in der mit lokalem Wassermangel zu rechnen ist. Daneben kann ein vermehrter Anbau von Biomasse zur
energetischen Nutzung zu einer Veränderung des Kulturlandschaftsbildes führen. Dies ist
von Bedeutung, da Naturbelassenheit neben Meer und Strand ein wichtiges Entscheidungskriterium für Touristen an der Küste ist.
Herausforderungen:

Nutzung der sich bietenden Chancen durch den Klimawandel

Beeinträchtigungen durch
o eine Verschlechterung der Wasserqualität,
o Strandabspülungen und Treibselanwurf durch höhere Sturmintensitäten.

Zunehmender Trinkwasserverbauch in den Sommermonaten

Konflikte mit notwendigen Ausbaumaßnahmen des Küstenschutzes
Maßnahmen:

Entwicklung von neuen klimaschonenden touristischen Angeboten und Anpassung
der Infrastrukturen

Strandmanagement

Abstimmung von Küstenschutzmaßnahmen und Tourismusinfrastruktur als Wettbewerbsvorteil
3 Folgerung
Die Klimawandelbetroffenheit (Vulnerabilität) im Landkreis Aurich ist in Bezug auf Hitzeproblematik, Trockenphasen und Belastungen des Siedlungsklimas verglichen mit der Betroffenheit anderer deutscher Regionen relativ gering.
In Bezug auf Starkregenereignisse und zunehmende Niederschläge hingegen kann eine
hohe spezifische Betroffenheit festgestellt werden, da sich die Binnenentwässerung der eingedeichten und teilweise sehr niedrig liegenden Gebiete zunehmend schwierig gestalten
wird. Durch den ansteigenden Meeresspiegel wird diese Problematik verschärft.
Im Bereich Naturschutz und Biodiversität besteht im Landkreis Aurich aufgrund der großen
naturräumlichen Ausstattung eine hohe Klimawandel-Anfälligkeit. Gleichzeitigt ist allerdings
durch die bereits vorhandenen großflächigen Schutzgebiete eine relativ große Anpassungskapazität vorhanden. Verschärft wird die Betroffenheit durch den Klimawandel vor allem
durch zunehmende Nutzungskonflikte mit der Wasserwirtschaft und der Landwirtschaft. Hier
spiel auch der zunehmende Anbau von Biomasse zur energetischen Nutzung eine Rolle.
13
Eine besonders große Herausforderung besteht durch den ansteigenden Meeresspiegel für
den Küstenschutz. Hier ist die frühzeitige Entwicklung effektiver Anpassungsmaßnahmen
erforderlich.
Andererseits werden sich für die Küstenzonen an der Nordsee auch Chancen ergeben.
Durch die relative Klimagunst gegenüber den südlichen Bundesländern und eine Verlängerung der Saison können sich Chancen für den Tourismus ergeben. Ebenso bieten sich der
Landwirtschaft durch verlängerte Vegetationszeiten Chancen.
4 Literatur und weitere Informationen
4.1 Literatur
BioConsult Schuchardt & Scholle GbR (2011): Klimawandel in der Metropolregion BremenOldenburg. Regionale Analyse der Vulnerabilität ausgewählter Sektoren und Handlungsbereiche. 11. Werkstattbericht Juni 2011. Von Bastian Schuchardt, Stefan Wittig, Jan
Spiekermann unter Mitarbeit von Tim Bildstein und Frank Bachmann.
Bund-Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz: Boden und Klimawandel (2010): Klimawandel-Betroffenheit und Handlungsempfehlungen des Bodenschutzes. LABO-Positionspapier.
Stand 09.06.2010.
Bundesamt für Naturschutz (2010): Auswirkungen des rezenten Klimawandels auf die Fauna
in Deutschland. BfN-Heft 98.
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) (2009): Dem Klimawandel begegnen. Die Deutsche Anpassungsstrategie.
Döscher, R., Willén, U., Jones, C., Rutgersson, A., Meier, H. E. M., Hansson, U. and Graham, L. P. (2002): The development of the coupled regional ocean-atmosphere model
RCAO. Boreal Env. Res. 7, 183-192.
Freie und Hansestadt Hamburg. Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (2011): Klimaanpassung Küstenregoin. Regionalkonferenz des Bundes und der norddeutschen Küstenländer, 30./31. März 2011. Dokumentation.
Grossmann, I., K. Woth and H. von Storch (20069: Localization of global climate change:
Storm surge scenarios for Hamburg in 2030 and 2085. Die Küste, 71, 169-182.
Helmholtz-Zentrum Geesthacht / Zentrum für Material- und Küstenforschung GmbH (2011):
Norddeutscher Klimaatlas, http://www.norddeutscher-klimaatlas.de.
Horton, R., C. Herweijer, C. Rosenzweig, J. Liu, V. Görnitz and A. Ruane (2008): Sea level
rise projections for current generation CGCMs based on the semi-empirical method.
Geophysical Research Letters, Nr. 35, doi:10.1029/2007GL032486.
IPCC - Intergovernmental Panel on Climate Change (Hrsg.), 2007: Climate Change 2007,
Summary for Policymakers. www.ipcc.ch.
Jacob, D. (2001): A note to the simulation of the annual and inter-annual variability of the
water budget over the Baltic Sea drainage basin, Meteorol Atmos Phys 77, 61-73.
Meinke, I., Gerstner E.-M., 2009: Digitaler Norddeutscher Klimaatlas informiert über möglichen künftigen Klimawandel. DMG Mitteilungen 3-2009, 17. URL: http://www.dmgev.de/gesellschaft/publikationen/pdf/dmg-mitteilungen/2009_3.pdf.
14
Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein
(2011): Fahrplan Anpassung an den Klimawandel.
Niedersächsisches Minsterium für Umwelt und Klimaschutz (2009): Der Klimawandel als
Herausforderung für Staat und Gesellschaft. Struktur für eine Anpassungsstrategie.
Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e. V. / WetterOnline Meteorologische Dienstleistungen GmbH (2013): KlimaFolgenOnline, http://www.klimafolgenonline.com.
Ritzmann, A., H.-D. Niemeyer (2011): Gebietsverluste bei der Strategie Rückzug als Reaktion auf Klimaänderungsfolgen im niedersächsischen Tidegebiet. NLWKN Forschungsstelle
Küste, Forschungsbericht 02/2011.
Rockel, B., Will, A., Hense, A. (2008): The Regionale Climate Model COSMO-CLM.
Meteorologische Zeitschrift, Vol. 17, No. 4, 347-348.
Woth, K., R. Weisse, and H. von Storch (2006): Climate change and North Sea storm surge
extremes: An ensemble study of storm surge extremes expected in a changed climate projected by four different regional climate models. Ocean Dynamics, 56, 3-15.
4.2 Weitere Informationen und Projekte zur Klimaanpassung
Kliff - Klimafolgenforschung in Niedersachsen
Teilprojekt A-KÜST - Veränderliches Küstenklima – Evaluierung von Anpassungsstrategien
im Küstenschutz“, Informationen unter: www.kliff-niedersachsen.de
nordwest2050 - Perspektiven für klimaangepasste Innovationsprozesse in der Metropolregion Bremen-Oldenburg im Nordwesten
Erarbeitet wurde u.a. eine detaillierte Vulnerabilitätsanalyse für die Metropolregion BremenOldenburg, Informationen unter www.nordwest2050.de
KlimaMORO – Raumentwicklungsstrategien zum Klimawandel
Entwicklung von Anpassungsstrategien an den Klimawandel auf regionaler Ebene in acht
Modellregionen in Deutschland, Informationen unter www.klimamoro.de
Raum & Energie
Institut für Planung, Kommunikation und
Prozessmanagement GmbH
Lutke Blecken
Thomas Schmoranzer
Hafenstraße 39
22880 Wedel
Tel: 04103 – 16041
[email protected]
30.05.2012, überarbeitet 31.05.2013
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