Beispielaufgaben IChO 2. Runde 2017 – Aromaten, Lösungen Aromaten Beispiel 1: a) b) (Zeichnungen hier und unten teilweise ohne Wasserstoff-Atome) c) Das Anion ist planar und hat ein cyclisch konjugiertes π-Elektronensystem mit 4n+2 Elektronen (n = 1 nach Hückel). Es ist also aromatisch und daher besonders stabil. Anmerkung: Keinen Einfluss hat z. B. die Zahl der Atome in der Verbindung oder die Ladung der am System beteiligten Atome. d) Cyclopentadienyl-Kation (Anmerkung: Es sind weitere möglich. Spektren zeigen Diradikal.) Das Kation ist instabiler als das entsprechende negativ geladene Anion; daher ist es sehr reaktiv. Grund: vier π-Elektronen, antiaromatisch (nicht aromatisch kann auch als richtig anerkannt werden) e) Die substituierte Dicyanoverbindung des 1,3-Cyclopentadiens ist saurer als die unsubstituierte Verbindung. Grund: Substituenten entziehen dem Ring Elektronen (-I-Effekt bzw. –M-Effekt); C-H-Bindung wird geschwächt bzw. entstehendes Anion wird stabilisiert. f) FeX2 + 2 NaC5H5 → (C5H5)2Fe + 2 NaX g) Ferrocen (analog zu Benzol (Benzen)) (X = Halogen) Doppelkegel-Struktur oder Sandwich-Struktur 1 Beispielaufgaben IChO 2. Runde 2017 – Aromaten, Lösungen h) (1) (2) Anmerkung: Die Substitution wäre auch an beiden Cp– - Ringen möglich. i) Reaktionstyp beider Umsetzungen: Elektrophile Substitution am Aromaten (1) hier: entsprechend einer Friedel-Crafts-Alkylierung am Benzol (R = CH3) Erster Schritt : Aktivierung des Kohlenstoff-Atoms im Halogenalkan: RCH2Cl + AlCl3 → RCH2ClAlCl3 Zweiter Schritt : (2) hier: entsprechend einer Sulfonierung am Benzol: SO3 aus der konzentrierten Schwefelsäure ist der elektrophile Partner. Durch die große elektronenanziehende Wirkung der drei Sauerstoffatome ist das Schwefel-Atom stark elektrophil. Es greift den elektronenreichen Cp-Ring direkt an. Danach entsteht durch Transfer des Protons das Sulfonsäurederivat. 2 Beispielaufgaben IChO 2. Runde 2017 – Aromaten, Lösungen Beispiel 2: a) Die Verbindung muss: 1. zyklisch sein, 2. planar sein, 3. vollständig konjugiert sein, 4. die Hückel-Regel erfüllen, d.h. 4n + 2 π-Elektronen besitzen (n = 0, 1, 2, ...) b) Es erfüllen alle Regeln und sind aromatisch: (ii) Azulen (10 π-Elektronen), (iv) das Pyridinium-Kation (6 π-Elektronen), (v) Koffein (10 πElektronen bzw. 6 π-Elektronen im Fünfring-Untersystem) Nicht aromatisch oder antiaromatisch sind: das (i) Allyl-Anion (4 π-Elektronen; verletzt Regel 4 und Regel 1), (iii) 1H-Pyrrolium-Kation (Nprotoniertes Pyrrol) (verletzt Regel 3) Beispiel 3: a) Alkene: Elektrophile Addition (z. B. Br2), aber kaum Substitution. Aromaten: Kaum elektrophile Addition, da dann der aromatische Ring zerstört werden würden, hier daher elektrophile Substitution; insgesamt trägere Reaktionen. b) Aromaten erfüllen die Hückel-Regel: Sind im Ring eines Systems (4n+2) π-Elektronen enthalten, so ist das System besonders stabil und damit aromatisch. c) Es ensteht Cyclopentadienyl-Natrium, das 6 π-Elektronen (je ein Elektron von jedem Kohlenstoff-Atom und ein zusätzliches Elektron wegen der negativen Ladung) enthält und somit aromatisch ist. Das Anion ist planar, damit die p-Orbitale gut miteinander überlappen können. d) Beim Cyclobutadien werden nur vier Elektronen von den Kohlenstoff-Atomen geliefert; es fehlen also zwei Elektronen (zwei negative Ladungen) zur Erfüllung der Hückel-Regel: Ein Cyclobutadien-Dianion sollte daher aromatisch sein. Das gleiche gilt für ein CyclobutadienDikation mit zwei π-Elektronen. e) B H B H H H N H H B H B H H H N N B B H H N N B N B H N N H H H B N H H Auch in diesem planaren Ringsystem sind konjugierte und delokalisierte 4 n + 2 = 6 π-Elektronen enthalten. Die Analogie zeigt sich jedoch nur in den physikalischen Eigenschaften. Chemisch ist Borazin wesentlich reaktionsfähiger und addiert beispielsweise HCl: B3N3H6 + 3 HCl B3N3H9Cl3 3 Beispielaufgaben IChO 2. Runde 2017 – Aromaten, Lösungen Beispiel 4: Cl Cl H H H H H + NH2– H – – Cl– – NH3 H H H H H H H Arin Als Zwischenprodukt entsteht ein sehr reaktives Arin, das sofort weiterreagiert: H NH2 H H H + NH3 H H NH2 H H + H H H H H H 14 Anmerkung: Ohne -C-Dotierung sind die beiden Produkte identisch. Cl H3C CH3 + NH2– keine Arinbildung möglich, keine Reaktion (NH3) Beispiel 5: a) CH3 CH3 CH3 CH3 CH2CH3 CH2CH3 H3C CH3 CH2CH3 o-Ethyltoluol m-Ethyltoluol p-Ethyltoluol 1,3,5-Trimethylbenzol 1,2-Ethylmethylbenzol 1,3-Ethylmethylbenzol 1,4-Ethylmethylbenzol Mesitylen CH3 CH2CH2CH3 CH3 CH3 H3C CH CH3 CH3 CH3 CH3 1,2,3- Trimethylbenzol 2,4-Dimethyltoluol n-Propylbenzol Cumol 1,2,4-Trimethylbenzol 1-Phenylpropan Isopropylbenzol 2-Phenylpropan 4 Beispielaufgaben IChO 2. Runde 2017 – Aromaten, Lösungen b) Gesuchtes Isomer A: CH3 CH2CH3 Bromderivate: CH3 CH2Br Br2, h · ν CH3 + CH2CH3 CH2CH3 CHBrCH3 B1/B2 B1/B2 CH3 CH3 Br Br2 (Fe) + Br CH3 CH2CH3 CH2CH3 C1/C2 CH3 CH2CH3 Br2 (Fe) Br CH3 CH3 Br Br + Br + Br CH2CH3 CH3 CH2CH3 + Br CH2CH3 Br Br CH2CH3 D1/D2/D3/D4 5 Beispielaufgaben IChO 2. Runde 2017 – Aromaten, Lösungen Beispiel 6: schwach sauer: B, stark sauer (hier ist die N(CH3)2-Gruppe protoniert): C a) H3 C N CH3 H H3 C + N CH3 + H+ CH3 CH3 H H3 C + NO2+ H H3 C + + N CH3 CH3 + NO2+ H3 C + H3 C H NO2 N CH3 H3 C + N CH3 + C H NO2 + C orthoAngriff H H + N CH3 C CH3 CH3 CH3 H H H + + H3 C N CH3 N CH3 H3 C + N CH3 + + C C NO2 H NO2 H metaAngriff H NO2 CH3 CH3 + C NO2 H CH3 Beim ortho-Angriff (bzgl. der Dimethylammoniumgruppe) tritt eine äußerst ungünstige Resonanzstruktur auf, bei der das Kohlenstoff-Atom neben dem ohnehin schon positiv geladenen Stickstoff-Atom zusätzlich noch eine positive Formalladung trägt. Diese Resonanzstruktur ist so ungünstig, dass in stark saurer Lösung ausschließlich das meta-Produkt entsteht, bei dessen Bildung eine solche Resonanzstruktur nicht auftritt. b), c) N(CH3)2 N(CH3)2 NO2 NH2 + 3 Zn, + 6 HCl - 3 ZnCl2, - 2 H2O CH3 CH3 D 6 Beispielaufgaben IChO 2. Runde 2017 – Aromaten, Lösungen N(CH3)2 N CH3 E Beispiel 7: a) Nach Lewis (1923) sind Säuren Elektronenpaar-Akzeptoren, z.B. ein Molekül oder Ion mit unvollständiger Edelgaskonfiguration („Elektronenmangelverbindungen, Elektronenlücke“). Lewis-Säuren nehmen ein von einer Lewis-Base (Elektronenpaar-Donatoren) zur Verfügung BF3, AlCl3, FeCl3, etc. gestelltes Elektronenpaar auf. Beispiel (Typ MeX3): b) Reaktionsmechanismus: Elektrophile Alkylierung (Friedel-Crafts-Reaktion) 1. Schritt: Das aktive Reagenz entsteht RCl + AlCl3 → R+ + AlCl4– (R = CH3(CH2)2CH2––; Lewis-Säure: z. B. AlCl3) 2. Schritt: Zwischenprodukt (elektrophiler Angriff) R δ− δ+ R H ClAlCl3 + + AlCl4– + 3. Schritt: Bildung des Endprodukts (Protonenabgabe und Aromat-Bildung) R H + c) R + H+ Die Bildung der Benzolalkylverbindung aktiviert den Ring (+I-Effekt) zur Bildung polysubstituierter Alkylverbindungen. Das heißt, die Monoalkylbenzolverbindung ist reaktiver als das Benzol selbst. Ein großer Überschuss von Benzol schränkt die Bildung von polysubstituierten Verbindungen ein. d) Das elektrophile Reagenz der Alkylierung ist ein komplex gebundenes Carbokation (Carbeniumion). Die Stabilität der Carbokationen ist bei sek. bzw. tert. Alkylrest gegenüber der gestreckten Kette erhöht. Durch Umlagerungen bildet sich aus dem primären Alkylrest der stabilere tert.-Butylrest aus: CH3 H3C C+ CH3 stabileres Carbokation 7