1 1 Korrelationsfunktionen in der Physik Korrelationsfunktionen sind wichtige Größen, um Messungen von dynamischen und strukturellen Eigenschaften von Vielteilchensystemen zu beschreiben, und werden dementsprechend vielseitig in der Festkörper- und Kernphysik angewendet. Zum Beispiel läßt sich der inelastische Streuquerschnitt für Streuung von Neutronen an einem nichtmagnetischem Kristall durch die Fouriertranformierte der Dichtekorrelationsfunktion der Atomkerne Cnn (r, t; r0 , t0 ) = hn(r, t)n(r0 , t0 )i (1.1) ausdrücken. Andererseits wird die lineare Antwort eines Systems auf eine äußere, zeitabhängige Störung, zum Beispiel die Antwort der Dichte auf eine an die Dichte ankoppelnde Störung, durch die dynamische Suszeptibilität χnn (r, t; r0 , t0 ) = i θ(t − t0 )h[δn(r, t), δn(r0 , t0 )]i h̄ (1.2) beschrieben, wobei δn(r, t) = n(r, t) − hni . Im thermischen Gleichgewicht hängen beide Größen über das Dissipations-Fluktuations-Theorem zusammen und können durch eine einzige Funktion ausgedrückt werden, die spektrale Dichte. Diese Größe hängt auch mit der Leistungsaufnahme in einem zeitabhängigem äußeren Feld zusammen. Andere Arten von Experimenten liefern Informationen über die Dynamik einzelner Teilchen in einem Vielteilchensystem. Beispiele sind hier Tunnel- und Photoemissionsexperimente. In diesen Fällen müssen wir mit sog. EinteilchenGreenfunktionen arbeiten, die Korrelationsfunktionen zwischen Erzeugungs- und Vernichtungsoperatoren sind. Eine letzte wichtige Anwendung von Greenfunktionen betrifft die Bestimmung thermodynamischer Größen wie z.B. der Freien Energie. Letztere benötigt man zur Berechnung der spezifischen Wärme und zur Charakterisierung von Phasenübergängen, beispielsweise in Supraleitern. 1.1 Lineare Antworttheorie In diesem Abschnitt wollen wir die Antwort eines Systems auf eine äußere, zeitabhängige Störung bestimmen. Dazu berechnen wir den zeitabhängigen Erwartungswert hAit einer Observablen A unter dem Einfluß eines externen Feldes, 1 Korrelationsfunktionen in der Physik 2 welches an eine Systemvariable B koppelt. Der Gesamthamiltonian des Systems soll H̃t = H + Hs,t (1.3) sein, wobei H der zeitunabhängige Hamiltonian des Systems selber ist und die äußere Störung durch Hs,t = −Bf (t) (1.4) beschrieben werde. Dabei ist f (t) ein zeitabhängiges äußeres Feld. Der Einfachheit halber nehmen wir an, daß B ein hermitischer Operator und f (t) ein reelles Feld ist. Ferner nehmen wir an, daß das System im thermischen Gleichgewicht war, bevor das äußere Feld zur Zeit t0 eingeschaltet wurde, d.h. es gelte f (t) = 0 für t < t0 . Mit einiger Vorsicht kann man auch den Limes t0 → −∞ durchführen. Die Antwort ist in linearer Näherung gegeben durch Z ∞ hAit = hAi + χAB (t − t0 )f (t0 )dt0 . (1.5) −∞ Die Größe i Θ(t − t0 )h[A(t), B(t0 )]i (1.6) h̄ ist die dynamische Suszeptibilität (oder Antwortfunktion). Sie besteht aus dem χAB (t, t0 ) = thermischen Erwartungswert des Kommutators zweier Operatoren im Heisenbergbild i i A(t) = e h̄ Ht Ae− h̄ Ht ; (1.7) θ(t) ist die Stufenfunktion θ(t) = 1 : t>0 0 : t<0 hAi ist der thermische Erwartungswert, welcher mit dem Hamiltonian H ohne die zeitabhängige äußere Störung berechnet wird. Genauer: Wenn |ni ein vollständiger Satz von Eigenzuständen zu H mit Eigenwerten En ist, H|ni = En |ni , dann gilt hAi = wobei X n pn = exp(−βEn )/Z, pn hn|A|ni , Z= X n exp(−βEn ) . (1.8) (1.9) 1.1 Lineare Antworttheorie 3 Der zeitabhängige Erwartungswert auf der anderen Seite ist gegeben durch X hAit = pn hñ(t)|A|ñ(t)i ; (1.10) n die Zustände |ñi sind dabei die Lösungen der zeitabhängigen Schrödingerglei- chung ih̄ ∂|ñ(t)i = H̃t |ñ(t)i ∂t (1.11) mit der Anfangsbedingung i i |ñ(t0 )i = |n(t0 )i = e− h̄ Ht0 |ni = e− h̄ En t0 |ni . (1.12) Wir wollen nun zunächst zeigen, daß die Lösung der Schrödingergleichung als i |ñ(t)i = e− h̄ Ht S(t, t0 )|ni (1.13) geschrieben werden kann, wobei S(t, t0 ) = T e − h̄i Rt t0 dt0 Hs,t0 (t0 ) (1.14) vom Operator der externen Störung im Wechselwirkungsbild (Diracbild) i i Hs,t (t) = e h̄ Ht Hs,t e− h̄ Ht = −f (t)B(t) (1.15) abhängt. In Gleichung (1.13) haben wir die Zeitabhängigkeit infolge des Hamiltonians H von der zusätzlichen Zeitabhängigkeit, welche durch die äußere Störung eingeführt wird, abgetrennt. Der Operator S in (1.13) ist ohne äußeres Feld 1, d.h. insbesondere für Zeiten t < t0 . T stellt einen sog. Zeitordnungsoperator dar, den wir gleich genauer definieren werden. Um zu beweisen, daß der Zustand |ñ(t)i, der durch die Gleichungen (1.11) und (1.12) festgelegt ist, wie in Gleichung (1.13) geschrieben werden kann, betrachten wir die Ableitung von Gleichung (1.13) nach der Zeit i ∂S ∂ i |ñ(t)i = − H|ñ(t)i + e− h̄ Ht |ni . ∂t h̄ ∂t (1.16) Andererseits muß die Schrödingergleichung erfüllt sein, was genau dann der Fall ist, wenn S(t, t0 ) der Bewegungsgleichung i ∂ S(t, t0 ) = − Hs,t (t)S(t, t0 ) ∂t h̄ (1.17) 1 Korrelationsfunktionen in der Physik 4 gehorcht. Diese Bewegungsgleichung kann mit Hilfe eines Reihenansatzes i S(t, t0 ) = 1 + (− ) h̄ Zt i dt1 Hs,t1 (t1 ) + (− )2 h̄ Zt dt1 t0 t0 Zt1 dt2 Hs,t1 (t1 )Hs,t2 (t2 ) + . . . . t0 (1.18) gelöst werden. Die Reihe läßt sich formal als die Reihenentwicklung einer Exponentialfunktion auffassen, d.h. i S(t, t0 ) = 1 + (− ) h̄ Zt 1 i dt1 Hs,t1 (t1 ) + (− )2 2! h̄ Zt t0 t0 dt1 Zt t0 dt2 T Hs,t1 (t1 )Hs,t2 (t2 ) + . . . (1.19) wenn man den Zeitordnungsoperator wie folgt definiert A(t1 )B(t2 ), t1 > t2 T A(t1 )B(t2 ) = B(t2 )A(t1 ), t1 < t2 . (1.20) Damit ist Gleichung (1.13) bewiesen. Für den zeitabhängigen Erwartungswert erhält man mit (1.13) schließlich X hAit = pn hñ(t)|A|ñ(t)i n = Z −1 X n hn|e−βH S † (t, t0 )A(t)S(t, t0 )|ni = hS † (t, t0 )A(t)S(t, t0 )i , (1.21) wobei der letzte Erwartungswert wieder bezüglich H alleine zu nehmen ist. Im Ausdruck (1.21) treten die Basiszustände nicht mehr explizit auf, d.h. unser Resultat ist unabhängig von der gewählten Basis. Bis hierher wurde noch keine Näherung gemacht. Um den Ausdruck (1.21) weiter auswerten zu können, betrachten wir im Folgenden den Fall, daß das äußere Feld eine kleine Störung darstellt. Dann können wir den Zeitentwickler in linearer Näherung zu i S(t, t0 ) = 1 − h̄ Zt dt0 Hs,t0 (t0 ) Zt dt0 f (t0 )B(t0 ) t0 i = 1+ h̄ t0 (1.22) 1.1 Lineare Antworttheorie 5 berechnen. Mit der Hermitizität von B, B = B † , und f (t) ∈ finden wir schließ- lich i hAit = hAi + h̄ Z t t0 dt0 hA(t)B(t0 ) − B(t0 )A(t)if (t0 ) + O(f 2 ) , (1.23) Z+∞ δhAit = dt0 χAB (t, t0 )f (t0 ) (1.24) womit das Ergebnis (1.6) −∞ folgt. Einige Bemerkungen: • Die obere Integrationsgrenze in Formel (1.24) ist aufgrund der Anwesenheit der Stufenfunktion eigentlich t. Hierin spiegelt sich die Kausalität wieder, denn die Antwort eines Systems muß stets zeitlich nach der Störung liegen. • Die untere Integrationsgrenze ist wegen dem Verschwinden des äußeren Feldes für t < t0 eigentlich t0 . • Die Antwortfunktion χAB hängt nur von der Zeitdifferenz t − t0 ab. Dieser Sachverhalt kann einfach durch zyklische Rotation von exp(−iHt/h̄) unter der Spur bewiesen werden, wobei man noch ausnutzt, daß exp(−iHt/h̄) mit dem statistischen Operator vertauscht. Ein einfaches Beispiel: Bevor wir uns mit der weiteren Ausformulierung der Theorie beschäftigen werden zunächst ein einfaches Beispiel: Wir betrachten ein geladenes Teilchen im harmonischen Potential in einer zeitabhängigen äußeren Störung. Der volle zeitabhängige Hamiltonian des Teilchens lautet Ht = H − x · f (t) , (1.25) wobei der Hamiltonian H des Systems durch H= m p2 + ω02 x2 2m 2 (1.26) 1 Korrelationsfunktionen in der Physik 6 gegeben ist. Wir interessieren uns für die Antwort δhxit = hxit des Teilchens im Feld, das ebenfalls an die Auslenkung x ankoppelt. Daher benötigen wir die Antwortfunktion i (1.27) χxx (t) = θ(t)h x(t), x(0) i . h̄ Für dieses einfache Beispiel kann die Zeitabhängigkeit im Heisenbergbild mittels der Bewegungsgleichungen berechnet werden mit dem Ergebnis dx(t) i = H, x(t) = m−1 p(t) dt h̄ dp(t) i = H, p(t) = −mω02 x(t) , dt h̄ (1.28) wobei die Vertauschungsrelation zwischen Impuls p und Ort x zu gleichen Zeiten x(t), p(t) = ih̄ (1.29) x(t) = x cos ω0 t + p(mω0 )−1 sin ω0 t . (1.30) ausgenutzt wurde. Die Lösung für x(t) mit den Anfangsbedingungen x(0) = x und ẋ(0) = p/m lautet Die Form ist ähnlich zur Lösung in der klassischen Mechanik, nur daß hier x und p Operatoren sind. Mit der Vertauschungsrelation erhalten wir weiter [x(t), x(0)] = −ih̄(mω0 )−1 sin ω0 t (1.31) und somit für die dynamische Suszeptibilität χxx (t) = θ(t)(mω0 )−1 sin ω0 t . (1.32) Man beachte, daß im Endergebnis h̄ nicht mehr auftritt. Dasselbe Ergebnis erhält man in der klassischen Mechanik, wenn man die Bewegungsgleichungen für einen Oszillator in Anwesenheit einer externen Störung löst. Das Ergebnis ist ferner von der Temperatur unabhängig, obwohl wir ein statistisches Ensemble von Oszillatoren betrachtet haben. Dies ist eine besondere Eigenschaft des harmonischen Oszillators; in Anwesenheit von anharmonischen Beiträgen wird das Ergebnis nicht mehr diese einfache Form haben. 1.1 Lineare Antworttheorie 7 In realistischen Berechnungen mit Phononen ist es bequemer, alle Observablen durch Phononerzeuger und -vernichter auszudrücken, wobei die grundlegende Vertauschungsrelation [b, b† ] = 1 (1.33) lautet. Wenn wir 1/2 h̄/2ω0 m b† + b 1/2 p = i h̄mω0 /2 b† − b x = schreiben, so gilt 1 . H = h̄ω0 b b + 2 Die Bewegungsgleichung für die Operatoren b(t), b† (t) lautet † i i db(t) = [H, b(t)] = eiHt/h̄ [H, b]e−iHt/h̄ = −iω0 b(t) dt h̄ h̄ db† (t) = +iω0 b† (t) dt (1.34) (1.35) (1.36) (1.37) (1.38) und wird gelöst durch b(t) = exp(−iω0 t)b b† (t) = exp(+iω0 t)b† . (1.39) (1.40) Für x(t) erhalten wir damit 1/2 x(t) = h̄/2ω0 m b† eiω0 t + be−iω0 t (1.41) und schließlich denselben Kommutator für [x(t), x(0)] wie zuvor. Spezielle Zeitabhängigkeiten a) f (t) = f δ(t). Dann ist hAit = hAi + χAB (t) · f . (1.42) In diesem Fall beschreibt χAB (t) die Antwort auf einen Schlag bei t = 0. Für den Oszillator erhält man qualitativ das Ergebnis in Abb. 1.1. 1 Korrelationsfunktionen in der Physik 8 χ (t) t Abbildung 1.1: Lineare Antwort des harmonischen Oszillators auf einen δ-Schlag. b) f (t) = f eδt cos ωt. Dies ist eine harmonische Kraft, die in der Vergangenheit adiabatisch eingeschaltet wurde (δ → +0). In diesem Fall können wir t0 → −∞ setzen, denn der adiabatische Einschaltfaktor eδt garantiert ein wohldefiniertes Ergebnis in der Gegenwart. Betrachten wir zunächst die einfachere Form f (t) = f e−izt , mit =mz > 0 . Diese Form verletzt zwar die Forderung f (t) ∈ (1.43) , kann aber trotzdem als ein mathematisches Konstrukt verwendet werden. Wir erhalten in diesem Fall Z ∞ δhAit = dt0 χAB (t − t0 )f (t0 ) −∞ Z t 0 dt0 χAB (t − t0 )f eiz(t−t ) = e−izt −∞ = χAB (z)f (t) , (1.44) wobei die (verallgemeinerte) Laplacetransformierte der Antwortfunktion Z ∞ χAB (z) = dteizt χAB (t) (1.45) 0 eingeführt wurde und wir ausgenutzt haben, daß im thermischen Gleichgewicht χAB (t, t0 ) nur von der Zeitdifferenz t̄ = t − t0 abhängt. 1.1 Lineare Antworttheorie 9 Für eine adiabatisch eingeschaltete harmonische Störung mit Frequenz ω 1 −iωt+δt f (t) = e + e+iωt+δt f (1.46) 2 ergibt sich dann 1 −iωt+δt +iωt+δt χAB (ω + iδ) + e χAB (−ω + iδ) . (1.47) δhAit = f e 2 Für den wichtigen Fall, daß A = B hermitisch werden wir im folgenden Abschnitt zeigen, daß <eχAA (−ω + iδ) = <eχAA (ω + iδ) (1.48) =mχAA (−ω + iδ) = −=mχAA (ω + iδ) . (1.49) Damit gilt χ’(ω) _ω +ω 0 0 ω χ’’(ω) _ω 0 ω +ω 0 Abbildung 1.2: Real- und Imaginärteil der Antwortfunktion eines harmonischen Oszillators. δhAit = <e f e−iωt+δt χAA (ω + iδ) . (1.50) Für den harmonischen Oszillator findet man das in Abb. 1.2 gezeigte Verhalten für den Real- (χ0xx (ω)) und Imaginärteil (χ00xx (ω)) der Antwortfunktion. 1 Korrelationsfunktionen in der Physik 10 Dynamische Spin-Suszeptibilität ~ und magnetischem MoWir betrachten eine Spinfreiheitsgrad mit Spin S ~ in einem statischen Feld B0 ẑ in z-Richtung und untersuchen die ment µ ~ = γS Antwort der Spin-Polarisation hSx it auf ein (adiabatisch eingeschaltetes) oszil~ s (t) = x̂B1 cos(ωt) in x-Richtung. Gesucht ist die transversale lierendes Feld B Suszeptiblität i χSx Sx (t) = Θ(t)h[Sx (t), Sx ]i, h̄ χSx Sx (z) = Z ∞ dtχSx Sx (t)eizt (1.51) 0 und die Antwort der Spinpolarisation hSx it . Lösung: Der Hamilton-Operator des Gesamtsystems ist: ~ H̃t = −~µB(t) = H + Hs,t (1.52) mit H = −γSz B0 , Hs,t = −γB1 Sx cos(ωt) (1.53) Tip: Es ist zweckmäßig, anstelle von Sx (t) die Zeitabhängigkeit von S± (t) mit S± = Sx ±iSy zu untersuchen und dabei die Spin-Vertauschungsregeln Sx , Sy = ih̄Sz usw. zu verwenden. Für S+ (t) gilt die Bewegungsgleichung: Damit d i S+ (t) = H, S+ (t) dt h̄ Sz , S+ ] = Sz , Sx + iSy = (ih̄Sy + h̄Sx ) = h̄S+ d S+ (t) = −iω0 S+ (t) dt (1.54) (1.55) (1.56) mit ω0 = γB0 . Lösung: S+ (t) = e−iω0 t S+ , S− (t) = e+iω0 t S− (1.57) Daraus erhält man mit Sx = (S+ + S− )/2: 1 Sx (t) = (S+ (t) + S− (t)) = Sx cos(ω0 t) + Sy sin(ω0 t) 2 (1.58) 1.1 Lineare Antworttheorie 11 Für die Berechnung der dynamischen Suszeptibilität brauchen wir und damit Sx (t), Sx (0) = −ih̄Sz sin(ω0 t) (1.59) χSx Sx (t) = Θ(t)hSz i sin(ω0 t) (1.60) 1 1 1 χSx Sx (z) = hSz i − 2 z + ω0 z − ω0 (1.61) Hier zeigt sich die Ähnlichkeit zum harmonischen Oszillator: S− ist ein Anregungsoperator, der einen Spinumklapp aus der Vorzugsrichtung erzeugt, S+ der dazu adjungierte Operator. Sx ist eine Kombination aus beiden. Im Unterschied zum harmonischen Oszillator ist allerdings der Kommutator [Sx (t), Sx (0)] ein Operator und keine einfache komlexe Funktion wie beim harmonischen Oszillator. Für die Spin-Polarisation erhält man nach den allgemeinen Regeln: 1 hSx it = γB1 e−iωt χSx Sx (ω + iδ) + e+iωt χSx Sx (−ω + iδ) 2 (1.62) An der Resonaz ω = ±ω0 divergiert die lineare Antwort. Außerhalb der Resonanz gilt hSx it = γB1 hSz i ω02 ω0 cos(ωt) − ω2 (1.63) Die Polarisation folgt dem anregenden Feld. Im Limes ω → 0 erhält man daraus die statische transversale Suszeptibilität, d.h. die Antwort der Spinpolarisation auf ein kleines Zusatzfeld B1 in x-Richtung in Gegenwart eines starken Feldes B0 in z-Richtung. In ähnlicher Weise berechnet man : χSy Sx (t) = i Θ(t)h[Sy (t), Sx ]i, h̄ χSy Sx (t) = −Θ(t)hSz i cos(ω0 t) 1 1 1 + χSy Sx (z) = − hSz i 2 z + ω0 z − ω0 1 hSy it = γB1 e−iωt χSy Sx (ω + iδ) + e+iωt χSy Sx (−ω + iδ) 2 Außerhalbe der Resonanz: hSy it = γB1 hSz i ω02 ω sin(ωt) − ω2 (1.64) (1.65) (1.66) (1.67) 1 Korrelationsfunktionen in der Physik 12 Im statischen Limes ω → 0 verschwindet hier, wie erwartet, die Polarisation, aber bei endlichen Frequenzen erhält man auch eine oszillierende Polarisation in y-Richtung bei Anregung in x-Richtung. Das liegt an der Spin-Präzession im statischen Feld. 1.2 Statische isotherme Suszeptibilität Im vorangegangenen Abschnitt haben wir uns mit der Antwort eines Systems auf eine zeitabhängige äußere Störung beschäftigt. Daneben benötigen wir später auch die Antwort eines Systems auf ein statisches äußeres Feld. Wie wir im Folgenden sehen werden, ist diese nicht notwendigerweise äquivalent zur dynamischen Antwort im Grenzfall ω → 0. Daher benötigen wir einen separaten Weg, um die statische Antwortfunktion zu berechnen. Wir schreiben die äußere Störung als Hex = −Bh (1.68) und erhalten für den thermischen Erwartungswert einer Observablen A hAih = Tr (ρh A) , (1.69) wobei ρh = exp −β(H − Bh) /Zh (1.70) Zh = Tr (exp {−β(H − Bh)}) . (1.71) Wir interessieren uns für die (isotherme) statische Suszeptibilität χTAB , die als ∂hAih . h→0 ∂h χTAB = lim (1.72) definiert ist. Um die Ableitung bezüglich des externen Feldes zu berechnen, müssen wir die Ableitung der Exponentialfunktion in (1.69) bestimmen. Dies ist nicht trivial für den quantenmechanischen Fall, da i.a. [H, B] 6= 0. Die korrek- te Reihenentwicklung bezüglich des Störoperators Hex erhält man, indem man zunächst e−β(H+Hex ) = e−βH T e Rβ − dλHex [λ] 0 (1.73) schreibt, wobei die Abhängigkeit eines Operators von λ als C[λ] = eλH Ce−λH (1.74) 1.2 Statische isotherme Suszeptibilität 13 definiert ist, und T wiederum ein Zeitordnungsoperator ist, der die Zeiten“ λ ” in den Vielfachintegralen in der Entwicklung von (1.73) von links nach rechts in abfallender Größe ordnet. Gleichung (1.73) kann am schnellsten durch ableiten nach β bewiesen werden. Behält man nur den Term 1. Ordnung im Feld, e −β(H−Bh) 'e −βH Zβ 1 + dλB[λ]h , (1.75) 0 so findet man hAih Zβ = Z hAi + dλhB[λ]Aih /Zh 0 Zh = Z 1 + βhhBi . (1.76) (1.77) Dabei ist Z = Tr (e−βH ) und der thermische Erwartungswert h. . .i wird mit dem Hamiltonian H des Systems ohne äußeres Feld gebildet. Mit (1.76) und (1.77) erhält man schließlich χTAB Zβ = dλhB[λ]Ai − βhBihAi , (1.78) 0 mit B[λ] gemäß Gleichung (1.74). Für klassische Systeme findet man das einfachere Ergebnis1 χTAB = β hBAi − hBihAi . (1.79) In diesem Fall fällt die Zeitabhängigkeit B[λ] weg, denn man muß sich nicht um die Reihenfolge der Größen in der Entwicklung des statistischen Operators kümmern. Beispiele: a) Harmonischer Oszillator im externen Feld. Wir wollen für dieses bereits im Abschnitt 1.1 besprochene Beispiel die statische Antwortfunktion χTxx berechnen. 1 Das Ergebnis gilt ebenfalls, wenn [H, B] = 0. 1 Korrelationsfunktionen in der Physik 14 Behandeln wir das System klassisch, so finden wir mit (1.79) χTxx = βhx2 i (1.80) wegen hxi = 0 ohne äußeres Feld. Der thermische Mittelwert läßt sich mittels des Gleichverteilungssatzes der klassischen statistischen Mechanik für die potentielle Energie h m 2 2 ω x i = β/2 2 0 (1.81) einfach berechnen und man erhält χTxx = (mω02 )−1 . (1.82) Für dieses Beispiel kann man die statische Antwortfunktion auch mittels des Kräftegleichgewichts im äußeren Feld bestimmen: Es muß d m 2 2 ω0 x − hx = 0. dx 2 (1.83) hxih = (mω02 )−1 h (1.84) gelten, und wir müssen nicht einmal mehr den thermischen Erwartungswert berechnen. Im quantenmechanischen Fall müssen wir Zβ χTxx = dλhx[λ]xi (1.85) 0 berechnen. Die Abhängigkeit des Auslenkungsoperators x von λ erhält man mittels Gleichung (1.41) durch formale Ersetzung von t durch −ih̄λ. Damit ist 1/2 † h̄ω0 λ −h̄ω0 λ x[λ] = h̄/2mω0 be + be und χTxx = 2mω02 −1 h eh̄ω0 β − 1 h b† b† + b† b i i − e−h̄ω0 β − 1 h bb† + bb i (1.86) (1.87) 1.2 Statische isotherme Suszeptibilität 15 Die Temperaturabhängigkeit von der λ-Integration wird gerade durch die Bosefaktoren † hb bi = 1/ e h̄ω0 β −1 (1.88) gekürzt und wir erhalten wieder das Ergebnis (1.82). b) Nichtwechselwirkende Spins im Magnetfeld. Wir wollen ein System isolierter Spins mit Quantenzahl S betrachten, die mit einem äußeren Feld der Form Hex = −Sz h (1.89) wechselwirken. Wir interessieren uns für die Spinpolarisation in Richtung des äußeren Feldes, d.h. wir müssen χTSz Sz = Zβ hSz [λ]Sz idλ. (1.90) 0 berechnen. Wenn H = 0, ist Sz [λ] = Sz und damit folgt für ein isotropes System wegen hSz2 i = hSx2 i = hSy2 i = hS2 i/3 χTSz Sz = βhSz2 i = βS(S + 1)/3 , (1.91) also die bekannte Curiesuszeptibilität. Für die zugehörige dynamische Antwortfunktion erhalten wir andererseits mit (1.45) Z∞ i χSz Sz (z) = eizt h Sz (t), Sz (0) i = 0 (1.92) h̄ 0 für alle z. Offensichtlich ist die dynamische Suszeptibilität im Grenzfall z → 0 nicht identisch mit der statischen Suszeptibilität. Der Grund dafür ist, daß die dynamische Variable Sz eine Erhaltungsgröße ist, und daher kann ein Zustand mit hSz ih 6= 0 im thermischen Gleichgewicht nicht durch adiabatisches Einschalten eines externen Feldes in z-Richtung erreicht werden. 1 Korrelationsfunktionen in der Physik 16 1.3 Streuquerschnitte und Korrelationsfunktionen In inelastischen Streuexperimenten mißt man den differentiellen Wirkungsquerschnitt (d2 σ/dΩdh̄ω). Diese Größe, multipliziert mit ∆Ω∆h̄ω, ergibt die Anzahl der Teilchen pro Zeiteinheit, die in den Raumwinkelbereich ∆Ω mit Energieverlust h̄ω im Intervall ∆h̄ω gestreut werden, dividiert durch die Zahl der einfallenden Teilchen pro Einheitsfläche und -zeit. In der niedrigsten Ordnung, der 1. Born’schen Näherung, kann man diese Größe über Fermis goldene Regel (für eine Ableitung siehe z.B. Marshall und Lovesey 1971) zu d2 σ k0 = dΩdh̄ω k m 2πh̄2 2 X i,f pi |hk0 , f |Hint |k, ii|2 δ(h̄ω − Ef + Ei ) (1.93) berechnen. Dabei ist Hint der Wechselwirkungshamiltonian zwischen den gestreuten Teilchen mit Masse m und einem massiven Target, h̄k, h̄k0 sind die Impulse der einfallenden und gestreuten Teilchen (Abb. 1.3), i und f bezeichnen den Anfangs- (initial) und Endzustand (final) des Targets und pi ist die Wahrscheinlichkeit für einen gegebenen Anfangszustand des Targets. Die δ-Funktion sorgt für die Energieerhaltung. Die Vorfaktoren resultieren von der Zustandsdichte pro Zähler → k’ → q → k Target Abbildung 1.3: Streugeometrie Energie der Streuzustände und von der Änderung der Geschwindigkeit der inelastisch gestreuten Teilchen. Der orbitale Anteil der Wellenfunktion der gestreuten Teilchen kann durch ebene Wellen eikr beschrieben werden, so daß das Übergangsmatrixelement sich als (der Einfluß des Spins wird später diskutiert) hk0 f |Hint |k, ii = hf |Hint (−q)|ii (1.94) 1.3 Streuquerschnitte und Korrelationsfunktionen schreiben läßt, wobei Hint (q) = Z d3 re−iqr Hint (r) 17 (1.95) und q = k − k0 der Streuwellenvektor ist (s. Abb. 1.3). Wir können weiterhin die explizit auftretenden Energien der Targetzustände und die Besetzungswahrscheinlichkeiten beseitigen (van Hove, 1954), indem wir die Darstellung 1 1 δ(h̄ω) = δ(ω) = h̄ 2πh̄ Z+∞ dteiωt (1.96) −∞ der δ-Funktion und Heisenbergoperatoren i i Hint (q, t) = exp Ht Hint (q) exp − Ht h̄ h̄ (1.97) einführen, wobei H der Hamiltonian des Targets ist. Der differentielle Wirkungsquerschnitt kann dann ausgedrückt werden als k0 d2 σ = dΩdh̄ω k m 2πh̄2 2 1 2πh̄ Z+∞ † dteiωt hHint (−q, t)Hint (−q, 0)i (1.98) −∞ Die weitere Auswertung der Korrelationsfunktion hängt vom Typ der Wechselwirkung zwischen Target und Streuteilchen ab. Für die Streuung von Neutronen an nichtmagnetischen Kristallen kann die Wechselwirkung als Summe von Potentialen zwischen den gestreuten Neutronen und den Targetkernen an den Positionen Rj Hint (r) = X j Vj (r − Rj ) (1.99) geschrieben werden. Wegen der Kurzreichweitigkeit dieser Wechselwirkung gilt näherungsweise 2πh̄2 aj δ(r − Rj ) , (1.100) Vj (r − Rj ) = m wobei die sog. Streulänge aj auftritt. Damit ergibt sich als Streuquerschnitt d2 σ k0 1 = dΩdh̄ω k 2πh̄ Z+∞ X dteiωt haj al e−iqRj (t) eiqRl (0) i . −∞ (1.101) jl Die Streulängen aj hängen vom Spin der Targetkerne und dessen Richtung bezüglich des Spins der gestreuten Neutronen ab. Für nichtmagnetische Kristalle und 1 Korrelationsfunktionen in der Physik 18 unpolarisierte Neutronen sind die Streulängen verschiedener Kerne unkorreliert und ihr Erwartungswert kann durch haj al i = ha2 i + δjl ha2 i − hai2 ≡ a2coh + δjl a2inc (1.102) ausgedrückt werden. Dadurch erhält man zwei Beiträge zum Streuquerschnitt, die als Kohärent und Inkohärent bezeichnet werden. Für den Kohärenten Anteil findet man k 0 a2coh d2 σ = S(q, ω) , (1.103) dΩdh̄ω k h̄ mit dem dynamischen Strukturfaktor 1 S(q, ω) = 2π Z+∞ X dteiωt he−iqRj (t) eiqRl (0) i . −∞ (1.104) jl Führt man die Kerndichte und ihre Fouriertransformierte Z X X n(r) = δ(r − Rl ), n(q) = dr3 e−iqr n(r) = e−iqRl l (1.105) l ein, kann der dynamische Strukturfaktor auch als 1 S(q, ω) = 2π Z+∞ dteiωt hn(q, t)n† (q, 0)i −∞ 1 = 2π Z Z Z+∞ 0 3 iωt d r d3 r0 e−iq(r−r ) hn(r, t)n(r0 , 0)i dte (1.106) −∞ geschrieben werden. Damit haben wir einen Zusammenhang zwischen Streuquerschnitt und einer die strukturellen und dynamischen Eigenschaften des Targets (Atomkerne) beschreibenden Korrelationsfunktion hergestellt.