Eigene Psychohygiene

Werbung
Eigene Psychohygiene
Einige Hinweise und Tipps für Ihren (Dienst-)Alltag:
Als Einsatzkraft erwartet man von Ihnen, dass Sie „funktionieren“.
Das schützt Sie jedoch nicht davor, selbst von Ereignissen bewegt
zu werden. Das Abschalten nach einem anstrengenden Dienst kann
manchmal schwer fallen. Besonders bewegende Erlebnisse können
das Ein- und Durchschlafen erschweren, möglicherweise noch einige
Tage danach. Manche Bilder brauchen ihre Zeit, bis sie verblassen.
Sprechen Sie mit vertrauten Menschen darüber, die Sie verstehen
können. Ein persönliches Tagebuch kann Ihnen bei der eigenen Verarbeitung vielleicht eine wertvolle Stütze sein. Ziehen Sie sich nicht
zurück, sondern fördern Sie den Kontakt zu Ihren Freunden, Familie
und Kollegen. Beobachten Sie sich ein wenig selbstkritisch auf Veränderungen hinsichtlich Ihres Verhaltens und Ihrer Gewohnheiten.
Gönnen Sie sich selbst öfter etwas Gutes, machen Sie Pausen —
gerade nach aufwühlenden Einsätzen, nehmen Sie die „schönen
kleinen Dinge“ des Alltags bewusst wahr. Vielleicht finden Sie persönliche, regelmäßige Rituale die Ihnen vor, während und nach
der Arbeit Akzente setzen und gut tun. Treiben Sie Sport, laufen,
schwimmen oder kicken Sie sich im wahrsten Sinne den Kopf frei!
Wenn Sie das Gefühl haben, Unterstützung zu benötigen oder sich ein
vertrauliches Gespräch wünschen, scheuen Sie sich nicht, Kollegen
oder Kräfte der Einsatznachsorge anzusprechen:
für Einsatzkräfte, 0172 719746-1 / -2
Einsatznachsorgeteam Stuttgart
bundesweit (für JUH): 0800 2699701
Einsatznachsorge der JUH
Koordinierungsstelle Mitarb.-Beratung für Polizei-EK: 0711 8990-2428
Auf der Seite www.einsatzkraft.de finden Sie eine Reihe von Informationen der Ludwigs-Maximilians-Universität, München, erstellt im Auftrag des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe.
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Regionalverband Stuttgart
Eschbacher Weg 5, 73734 Esslingen
Telefon 0711 937878-0, Fax -80
www.johanniter.de
| Psychosoziale Notfallversorgung
Informationen für Einsatzkräfte
Integrierte
Rund um die Uhr über die
6-0 / -6688
506
1
Leitstelle Stuttgart: 071
Kriseninterventionsteam (KIT) Stuttgart &
Notfallseelsorge (NFS) Stuttgart
rund um die Uhr über die
Integrierte Leitstelle Stuttgart
Einsatzindikationen für die Notfallbetreuung:
Angehörige während oder nach Reanimation / Todesfall
Angehörige nach dem Tod eines Kindes
Angehörige nach Suizid oder Suizidversuch
Begleitung der Polizei beim Überbringen einer Todesnachricht
Betroffene (Fahrer, Augenzeugen, Angehörige ...) bei Verkehrsunfällen,
besonders bei Personenschaden und im Gleisbereich
Betroffene bei (Groß-)Bränden, insbesondere im Wohnbereich
Betroffene nach Gewalterfahrung * (z.B. Geiselnahme, Raub, Verge-
waltigung, sofern keine stationäre Klinikeinweisung erfolgt)
Einsätze, bei denen die Betroffenen deutlich desorientiert wirken und
keine sozialen Ressourcen (kurzfristig) greifbar sind
Sonstige „Betreuungslagen“, z.B. bei Evakuierungen u.ä.
Krisen- und Notfalldienst *
0180 5 110444
* u.a. bei „häuslicher Gewalt“, speziell bei Beteiligung von Kindern. Werktags von 9-24, Wochenende, feiertags
12-24 Uhr. Ab 16 Uhr (Wochenende / feiertags 12 Uhr) auch persönlich in der Furtbachstraße 6.
Psychosoziale Notfallversorgung Informationen für Einsatzkräfte
Nicht alleine zurück lassen…
Einschätzung von Betroffenen
Als etablierter Be­standteil im Stuttgarter Ret­­tungsdienst betreut das
Kriseninterventionsteam (KIT) seit 1997 Menschen, die nach einem Notfall unter starken seelischen Belastungen leiden oder unter akutem psychischen Schock stehen. Das KIT kümmert sich um beteiligte, aber körperlich unverletzte Menschen und entlastet damit nicht zuletzt auch die
Einsatzkräfte vor Ort. Es schließt die Lücke zwischen Notfallereignis und
dem sozialen Netz der Betroffenen und vermittelt bei Bedarf Betreuungsangebote für „die Zeit danach“. Das KIT steht hierfür in engem Kontakt
mit anderen Einrichtungen der Landeshauptstadt.
„Eine Krise ist der Verlust des psychischen Gleichgewichtes mit dem
Versagen der gewohnten Bewältigungsmechanismen.“
Das KIT sollte gerufen werden, wenn Betroffene akute psychische Symptome zeigen: Sie empfinden in der Regel Betäubung, Angst, Verzweiflung,
Ohnmacht; zeigen akute Stress-Symptome wie z. B. Zittern, „Fahrigkeit“,
sie „stehen neben sich“ und nehmen ihr Umfeld nur eingeschränkt und
diffus wahr. Sie haben Mühe, das Geschehen chronologisch zu ordnen.
Manchmal zeigen sich Menschen in dieser Situation auch sehr still, andere
wiederum handeln nicht mehr rational.
Achten Sie auch auf Personen, die auf den ersten Blick „unauffällig“ wirken
und äußerlich keine starken Emotionen zeigen — oftmals ist der Betreuungsbedarf bei ihnen besonders groß! Denken Sie dabei auch an indirekt
Betroffene, z.B. Augenzeugen, unverletzt Beteiligte oder Angehörige —
auch diejenigen, die erst noch verständigt werden müssen. Teilen Sie die
vermutliche Anzahl der zu betreuenden Personen bitte frühzeitig, idealerweise bei der Alarmierung, mit. Schwere akute psychische Symptome und
Störungen (z.B. konkrete suizidale Äußerungen) mit Eigen- und Fremdgefährdung erfordern hingegen eine sofortige Einweisung durch einen Arzt in
eine geeignete Klinik! Psychiatrische Patienten werden nicht betreut!
Wer kommt, wenn ich das KIT rufe?
Das KIT Stuttgart besteht aus (ehrenamtlich) Mitarbeitenden unterschiedlicher Berufsgruppen: Vom Verwaltungsmitarbeiter bis zum Psychologen. Sie alle sind umfangreich und bundeseinheitlich gemäß den
Richtlinien des Johanniter-Bildungswerkes unter anderem in Kommunikation, Psychotraumatologie, Stressmanagement sowie medizinisch
qualifiziert. Darüber hinaus besitzen einige Teammitglieder Führungsqualifikationen bzw. spezielle Leitungsausbildungen.
Dem KIT steht regulär ein Dienstfahrzeug — auch als möglicher Schutzraum für Betroffene an Einsatzstellen — zur Verfügung. Die Betreuer von
KIT und Notfallseelsorge sind in der Regel in ca. 30 Minuten vor Ort.
Was können Sie bis zum Eintreffen des KIT tun?
Grundsätzlich können Sie das KIT (und die Notfallseelsorge) für alle
Betroffenen anfordern, die Ihrer Einschätzung nach einer Unterstützung und Begleitung bedürfen: Unverletzte Betroffene, Angehörige,
Freunde oder indirekt Beteiligte, Augenzeugen - oder, z.B. bei Unfällen,
auch an die Verursacher. Alarmieren Sie gerne frühzeitig oder vorsorglich, beispielsweise schon während einer laufenden Reanimation.
Stand: September 2009 | V 1.3
Für wen sollte ich das KIT rufen?
Stellen Sie Kontakt zu den Betroffenen her, bieten Sie ihnen Struktur, Halt und Sicherheit im Chaos der Einsatzstelle. Informieren Sie
kurz und verständlich. Bleiben Sie, wenn möglich, bis zum Eintreffen
des KIT vor Ort und sagen Sie, dass „jetzt jemand kommt, der Zeit hat
und sich kümmert“. Scheuen Sie sich nicht, leichten Körperkontakt
(z.B. Hand auf die Schulter legen) herzustellen. Verzichten Sie, wenn
möglich, auf die (ärztliche) Gabe von Beruhigungsmitteln (z.B. Benzodiazepine) — diese machen die Situation für Umstehende erträglicher,
helfen Betroffenen aber nicht bei der Verarbeitung.
Informationen zur Mitarbeit, zur Arbeit des Teams, Adressen und weiterführende Kontakte, Aus- und Fortbildungsangebote sowie
Downloads auf www.kit-stuttgart.de. Anfragen beantworten wir auch gerne direkt unter 0711 937878-0
Herunterladen