Theoretische Physik IV: Thermodynamik und Statistik Skript zur gleichnamigen Vorlesung Wintersemester 2006/2007 an der Universität Würzburg Priv.-Doz. Dr. Michael Potthoff 2 Inhaltsverzeichnis 1 Grundbegriffe der Thermodynamik 1.1 System und Zustand . . . . . . . . . 1.2 Temperatur . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Einfache thermodynamische Systeme 1.4 Thermodynamische Prozesse . . . . . 2 Erster Hauptsatz 2.1 Arbeit . . . . . . . 2.2 Energieerhaltung . 2.3 Wärmekapazitäten 2.4 Adiabaten . . . . . 2.5 Carnot-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Zweiter Hauptsatz 3.1 perpetuum mobile zweiter Art . . . . 3.2 Irreversibilität . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Thermodynamische Temperaturskala 3.4 Entropie als Zustandsgröße . . . . . . 3.5 Grundgleichung der Thermodynamik 3.6 Entropie und Irreversibilität . . . . . 3.7 Grundrelation der Thermodynamik . 4 Thermodynamische Potenziale 4.1 Potenziale für Gase . . . . . 4.2 Stabilitätsbedingungen . . . 4.3 Gibbs-Duhem-Relation . . . 4.4 Freie Energie des klassischen 4.5 Dritter Hauptsatz . . . . . . 4.6 Phasen und Komponenten . 4.7 Gibbssches Paradoxon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 13 13 15 . . . . . 21 21 22 25 27 28 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 31 32 34 39 41 42 47 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . idealen Gases . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 51 55 59 61 65 67 70 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 Elementare Statistik 83 5.1 Wahrscheinlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 5.2 Shannon-Information . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89 3 5.3 5.4 5.5 5.6 Zufallsvariable . . . . . . Zentraler Grenzwertsatz Binomialverteilung . . . . Stirling-Formel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Zufallsgrößen im Zustandsraum 6.1 Klassische Mechanik, Phasenraum . . . . . . 6.2 Gemischter Zustand, statistische Gesamtheit 6.3 Liouville-Gleichung . . . . . . . . . . . . . . . . 6.4 Quantenmechanik, Hilbert-Raum . . . . . . . 6.5 Gemischter Zustand, Dichteoperator . . . . . 6.6 Systeme identischer Teilchen . . . . . . . . . . 7 Thermodynamische Zustände und Prozesse 7.1 Mikrokanonische Gesamtheit . . . . . . . 7.2 Mikrokanonische Gesamtheit mit festem 7.3 Quasistatische Parameteränderung . . . 7.4 Wärme und erster Hauptsatz . . . . . . 7.5 Temperatur und Nullter Hauptsatz . . . 7.6 Entropie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 98 100 102 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 . 105 . 107 . 110 . 113 . 115 . 121 . . . . . E, V, N . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 Einfache Anwendungen 8.1 Gleichverteilungssatz . . . . . . . . . . . . . 8.2 Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung . . 8.3 Zustandsdichte eines idealen Gases . . . . . 8.4 Entropie eines klassischen idealen Gases . . 8.5 Sattelpunktsmethode . . . . . . . . . . . . . 8.6 Quantenmechanisches System harmonischer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Oszillatoren 9 Allgemeiner Aufbau der statistischen Mechanik 9.1 Allgemeiner Kontakt . . . . . . . . . . . . . . . 9.2 Bestimmung der a priori-Wahrscheinlichkeiten 9.3 Zustandssumme . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.4 Thermodynamische Potenziale . . . . . . . . . . 9.5 Entropie und Information . . . . . . . . . . . . . 9.6 Quasistatische Prozesse . . . . . . . . . . . . . . 9.7 Fluktuationen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.8 Allgemeiner Kontakt zwischen Systemen . . . . 9.9 Prinzip der Maximierung der Entropie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 133 138 142 146 148 152 157 . 157 . 160 . 163 . 167 . 169 . 171 . . . . . . . . . 181 181 182 183 186 188 190 192 195 200 10 Kanonische und großkanonische Gesamtheit 205 10.1 Kanonische Gesamtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205 10.2 Großkanonische Gesamtheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 10.3 Klassisches ideales Gas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 4 10.4 10.5 10.6 10.7 Quantenmechanisches System harmonischer Oszillatoren Dritter Hauptsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eindimensionales Ising-Modell, Transfermatrixmethode . Heisenberg-Modell, Molekularfeldtheorie . . . . . . . . . . 11 Ideale Quantengase 11.1 Fermi- und Bose-Gas . . . . . . . . . . . . 11.2 Fermi- und Bose-Verteilungsfunktion . . . 11.3 Thermodynamik des idealen Fermi-Gases 11.4 Klassischer Grenzfall . . . . . . . . . . . . . 11.5 Entartetes Fermi-Gas . . . . . . . . . . . . 11.6 Quasiteilchen . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.7 Phononen- und Photonengase . . . . . . . 11.8 Phononen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11.9 Massives Bose-Gas . . . . . . . . . . . . . 5 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 212 214 222 229 . 229 . 232 . 235 . 238 . 239 . 244 . 247 . 251 . 253 Theoretische Physik IV: Thermodynamik und Statistik • Thermodynamik – Grundbegriffe der Thermodynamik – Erster Hauptsatz – Zweiter Hauptsatz – Thermodynamische Potenziale • Statistik – Elementare Statistik – Zufallsgrößen im Zustandsraum – Thermodynamisches Gleichgewicht – Einfache Anwendungen – Statistische Gesamtheiten – Entropie und Information – Ideale Quantengase – Approximative Methoden Literaturauswahl • E. Fermi: Thermodynamics (Dover) • R. Becker: Theorie der Wärme (Springer) • W. Nolting: Grundkurs Theoretische Physik, Band 4 (Springer) • W. Nolting: Grundkurs Theoretische Physik, Band 6 (Springer) • W. Kinzel: Statistische Mechanik und Thermodynamik (Skript) • F. Schwabl: Statistische Mechanik (Springer) • C. Kittel: Physik der Wärme (Wiley) • B. Diu, C. Guthmann, D. Lederer, B. Roulet: Grundlagen der Statistischen Physik (de Gruyter) • W. Weidlich: Thermodynamik und statistische Mechanik (Akad.Verlagsges.) • J. Honerkamp: Statistical Physics (Springer) • S.-K. Ma: Statistical Mechanics (World Scientific) Festkörperphysik Astrophysik Plasmaphysik Hochenergiephysik physikalische Chemie (Anwendung) phänomenologische Thermodynamik (Reduktion) statistische Physik (Reduktion) klassische Mechanik Wahrscheinlichkeitstheorie Quantenmechanik Informationstheorie mathematische Statistik Historischer Überblick vor 1700 Fahrenheit Reaumur Boyle Mariott 1760 Black 1765 1800 1820 1830 1840 1840 1850 1876 1738 1870 1900 1902 1925 1930 1944 1948 1972 heute Entwicklung des Thermometers, Temperaturskalen empirische Gasgesetze kalorische Theorie, Wärme als unzersetzbare Flüssigkeit fließt von Orten höherer zu Orten niedrigerer Temperatur Watt Dampfmaschine, Umwandlung von Wärme in mechanische Energie Thompson Umwandlung von Arbeit in Wärme (beim Bohren von Kanonenrohren) Gay-Lussac thermische Zustandsgleichung für Gase Carnot Wirkungsgrad von Wärmekraftmaschinen Joule Umwandlung von elektrischer Energie in Wärme Mayer Wärme als Form von Energie, erster Hauptsatz Joule Helmholtz Mayer Entropie-Begriff, zweiter Hauptsatz, Thermodynamik Clausius Clapeyron Gibbs Grundlegung der physikalischen Chemie Bernoulli Druck als Impulsübertrag Maxwell kinetische Gastheorie, Statistik für ideales Gas Boltzmann S = k ln W , W : Anzahl der Mikrozustände Planck Hohlraumstrahlung, Phasenraumzelle ∼ h Gibbs mathematische Theorie zur Boltzmann-Entropie Bose Quantenstatistik Fermi Weiß Molekularfeldtheorie Ising einfache Magnetismus-Modelle Landau Theorie der Phasenübergänge Onsager exakte Lösung des zweidimensionalen Ising-Modells nicht-klassische kritische Exponenten Shannon Informationstheorie, Shannon-Entropie Wilson Renormierungsgruppentheorie Viel-Teilchen-Systeme, klassisch und quantenmechanisch ungeordnete Systeme Systeme fern vom Gleichgewicht: Strukturbildung, Selbstorganisation neuronale Netze, Quanten-Informationstheorie ... 10 Kapitel 1 Grundbegriffe der Thermodynamik 1.1 System und Zustand (Def.) thermodynamisches System jedes makroskopische System, d.h. N groß (Def.) thermodynamischer Zustand, Gleichgewichtszustand Zustand des Systems, der sich (makroskopisch) nach langer Zeit bei zeitlich festen äußeren Bedingungen von selbst einstellt ➜ Zeit spielt in der TD keine Rolle ! empirische Tatsache: die makroskopischen Eigenschaften eines TD Systems im Gleichgewicht können durch wenige Größen vollständig bestimmt werden X1 , ..., Xf vollständiger Satz von Zustandsgrößen ➜ X = X(X1 , ..., Xf ) für jede weitere Zustandsgröße X = X(X1 , ..., Xf ): Zustandsgleichung X1 , ..., Xf spannen Raum der (Gleichgewichts-)Zustände auf, Zustandsraum f : Dimension ————————————————————————————————— 11 typische Zustandsgrößen: Gas: p, V, N, T, U, S, µ Gasgemisch: N1 , N2 , ..., µ1 , µ2 ,... Magnet: M, B ————————————————————————————————— Zustand ⇔ X1 , ..., Xf ⇔ Y1 , ..., Yf (weiterer vollst. Satz) ➜ Xi = Xi (Y1 , ..., Yf ) und Yj = Yj (X1 , ..., Xf ) (eindeutige Auflösbarkeit wird stets angenommen) weitere Zustandsgrößen: Achtung: ∂Xi ∂Xi = (Y1, ..., Yf ) ∂Yj ∂Yj ∂Xi mehrdeutig ! ∂Yj Bsp: f = 2, und X, Y, Z, A Zustandsgrößen ➜ A = A(X, Y ) aber auch A = A(X, Z) und ∂A(X, Y ) ∂A(X, Z) 6= ∂X ∂X daher Schreibweise: ∂A(X, Y ) = ∂X ∂A ∂X es gilt: ! ! ! Y ∂A = ∂X Y ! ! ∂A ∂A ∂Z ∂A = + ∂X Y ∂X Z ∂Z X ∂X Y ————————————————————————————————— Systeme sind homogen oder bestehen aus mehreren homogenen Phasen Zustandsgleichungen sind charakteristisch für jeweilige Phase intensive Zustandsgrößen: räumlich konstant innerhalb einer Phase extensive Zustandsgrößen: proportional zum von der Phase eingenommenen Volumen intensiv: p, T, µ, B extensiv: V, N, U, S, M 12 1.2 Temperatur empirische Tatsache: zwei Systeme in thermischem Kontakt haben im Gleichgewicht (t → ∞) mindestens eine makroskopische messbare Eigenschaft gemein: Temperatur T Nullter HS Hauptsätze: empirische Tatsachen bzw. Postulate, ableitbar (?) aus der statistischen Physik (Def.) ideales Gas reales Gas in starker Verdünnung, V /N groß gegen “Teilchenvolumen” (Def.) absolute Temperatur, Kelvin-Skala pV T = kN mit k = 1, 3805 · 10−23 J/K p, V, N: ideales Gas Einheit: K Boyle-Marriott-Gesetz: pV = const, nur T -abhängig N V, N fest: p ∝ T ➜ Gasthermometer universell (gilt für alle idealen Gase) Probleme: T → 0 (Kondensation) T → ∞ (Wände schmelzen) ideales Gas strenggenommen nicht existent später: substanzunabhängige Definition von T 1.3 Einfache thermodynamische Systeme (klassisches) ideales Gas thermische Zustandsgleichung pV = NkT oder pV = nRT mit 13 n = N/NA Stoffmenge NA = 6, 023 · 1023 Avogadro-Konstante R = Nk/n = kNA allgemeine Gaskonstante, R = 8, 3166 J/mol K ————————————————————————————————— van der Waals-Gas thermische Zustandsgleichung ! n2 p + a 2 (V − nb) = nRT V van der Waals-Gleichung, a, b: Materialkonstanten Motivation: an2 nRT − 2 p= V − nb V 1) Eigenvolumen der Moleküle, bn ➜ p → ∞ für V → nb 2) schwach attraktive vdW-WW ➜ p → p − ∆p, ∆p ∝ N 2 /V 2 ————————————————————————————————— idealer Paramagnet • Atome/Moleküle mit permanenten magnetischen Momenten mi , m = |mi | • “ideal”: keine WW • Gesamtmoment M = PN i=1 mi extensiv, Magnetisierung: M/V intensiv • zufällige Richtungen ➜ M = 0 • Ausrichtung in äußerem Feld B 6= 0 • Zustandsgleichung: M = M0 L(mB/kT ) (idealer klassischer Paramagnet) 1 Langevin-Funktion x mit M0 = Nm und L(x) = coth(x) − 1/x Langevin-Funktion L(x) = coth x − • T → 0 (B > 0 fest): M → M0 = Nm = max. • T → ∞ (B > 0 fest): M = CB/T mit C = Nm2 /3k Curie-Konstante 14 (Curie-Gesetz) ————————————————————————————————— thermische Zustandsgleichung (N = const.) Gas: f (−p, V, T ) = 0 Magnet: f (B, M, T ) = 0 ➜ Antwortkoeffizienten ! 1 ∂V κT = − V ∂p T 1 χT = V isotherme Kompressibilität 1 αp = V ∂V ∂T ! ∂M ∂B ! T isotherme Suszeptibilität p 1 µB = V ∂M ∂T ! ϕM = ∂B ∂T ! B Ausdehnungskoeffizient 1 βV = p ∂p ∂T ! V M Spannungskoeffizient beachte: (−p, V, T ) ↔ (B, M, T ) alle Koeffizienten positiv außer µB Kompressionsmodul KT = Zusammenhang: 1.4 κ−1 T ∂p ∂V = −V ! T αp = pκT βV Thermodynamische Prozesse (Def.) thermodynamischer Prozess jeder Übergang zwischen zwei thermodynamischen Zuständen Z1 und Z2 (also zwischen Gleichgewichtszuständen) Zustandsraum Z2 Z1 (Bsp.) freie Expansion eines Gases ins Vakuum 15 zunächst Hahn geschlossen, Z1 : rechts: Gas T1 , V1 , p1 , links: Vakuum (Gleichgewicht! Beschreibung durch wenige Zustandsgrößen) nach Öffnen des Hahns und längerem Warten: Z2 : Gas T2 , V2 , p2 (Gleichgewicht!) Z1 ? Z2 ➜ Z1 und Z2 sind Punkte im Zustandsraum ➜ zwischenzeitliche Nichtgleichgewichtszustände dagegen nicht ! (Def.) quasistatischer Prozess System bleibt stets im Gleichgewicht ➜ quasistatischer Prozess: Kurve im Zustandsraum Zustandsraum Z Z2 Z1 (Bsp.) langsames Verschieben einer Trennwand pinnen = paußen + ∆p ∆p → 0, quasistatisch, Prozeß dauert unendlich lange 16 pinnen paußen (Def.) Kreisprozess thermodynamischer Prozess mit Z1 = Z2 Z1 ————————————————————————————————— Änderung von Zustandsgrößen bei TD Prozessen sei f = 2 und A, X, Y Zustandsgrößen, also z.B. A = A(X, Y ) bei infinitesimalem quasistatischem Prozess X → X + dX Y → Y + dY gilt: A → A + dA ∂A ∂X dA = ! mit Y ∂A dX + ∂Y ! dY = F (X, Y )dX + G(X, Y )dY X F und G sind Zustandsgrößen dA ist ein vollständiges (totales) Differenzial es gilt: ∂F ∂Y ! = X ∂G ∂X ! Maxwell-Relation Y Änderung von A bei endlichem Prozess: ∆A = Z 1 2 (F (X, Y )dX + G(X, Y )dY ) = Z 2 1 dA = A2 − A1 das Integral ist wegunabhängig (prozessunabhängig) 17 ————————————————————————————————— andere Situation: seien F = F (X, Y ) und G = G(X, Y ) beliebige Zustandgrößen definiere für infinitesimalen TD Prozess X → X + dX Y → Y + dY die Größe δA = F (X, Y )dX + G(X, Y )dY bzw. für endlichen Prozess X1 → X2 , Y1 → Y2 ∆A = Z C δA = Z C (F (X, Y )dX + G(X, Y )dY ) ➜ δA, ∆A sind i.allg. prozessabhängig ! δA, ∆A Prozessgröße Schreibweise: beliebiges Differenzial: δA totales Differenzial: dA ————————————————————————————————— ∂F ∂Y ! ∆A = = X ∂G ∂X ! Integrabilitätsbedingung Y ⇔ Z C (F dX + GdY ) ist prozessunabhängig, nur abhängig von Anfangs- und Endzustand ⇔ δA = F dX + GdY ist ein totales Differenzial, δA = dA ⇔ ∃ Zustandsgröße A(X, Y ) mit F = ∂A ∂X ! und G = Y ∂A ∂Y ! X ————————————————————————————————— Definition von Zustandsgrößen durch Angabe der Änderung bei TD Prozessen sei δA = F dX + GdY mit gegebenen F (X, Y ), G(X, Y ) und sei ∂F ∂Y ! = X ∂G ∂X ! Y 18 dann definiert A(X, Y ) = Z (X,Y ) (X0 ,Y0 ) (F dX + GdY ) + A(X0 , Y0 ) eine Zustandsgröße bis auf eine additive Konstante 19 20 Kapitel 2 Erster Hauptsatz 2.1 Arbeit an einem Gas verrichtete Arbeit δW bei infinitesimaler quasistatischer Kompression dV < 0 Expansion dV > 0: Fext F p A ds dV = A ds < 0 s δW = −F ds = −pAds = −pdV mechanische Arbeit δW = −pdV magnetische Arbeit δW = BdM chemische Arbeit δW = µdN (Def µ s.u.) mehrere Teilchensorten: δW = allgemeine Form: P k µk dNk 21 δW = X Ki dqi i Ki : verallgemeinerte Kräfte, intensiv, −p, B, µ qi : verallgemeinerte Koordinaten, extensiv, V, M, N ————————————————————————————————— typische Zustandsgleichung Ki = Ki (T, q1 , q2 , ...) (T, q1 , q2 , ...) vollständiger Satz δW = X Ki dqi + 0dT i Integrabilitätsbedingung (i.allg.) nicht erfüllt: ∂Ki ∂T ! q1 ,q2 ,... 6= ∂0 ∂qi ! =0 T,qj ,... ➜ Arbeit ist eine Prozessgröße ➜ δW kein totales Differenzial 2.2 Energieerhaltung KM, QM: Gesamtenergie erhaltene Zustandsgröße TD: nur innere Energie U (kinetische und potenzielle Energie des makroskopischen Körpers bleiben i.allg. unberücksichtigt) ————————————————————————————————— Gay-Lussac-Veruch: freie Expansion eines idealen Gases V → V ′ > V , isoliert Beobachtung: T = T ′ isoliertes System: U = U ′ , N = const. ➜ U(T, V ) = U(T, V ′ ) ➜ U = U(T ) U extensiv ➜ U = Nu(T ) empirisch: 3 U = NkT 2 einatomige ideale Gase (Bsp: Ar) 22 5 U = NkT 2 zweiatomige ideale Gase (Bsp: O2 ) U = 3NkT räumliche Gasmoleküle (Bsp: CO2 ) allgemein: U = U(T, V ) = U(T, qi ) kalorische Zustandsgleichung ————————————————————————————————— KM, QM: Energieerhaltung ∆U = U2 − U1 = Z 1 2 dW = Z 1 2 X F ext i dr i i dU = dW , dW totales Differenzial (F konservativ) TD: δW nur auf makroskopischer Beschreibungsebene definiert, δW = −pdV (makroskopisch nicht kontrollierbare mechanische Arbeit nicht in δW enthalten, z.B. Energieübertrag auf einzelne Moleküle durch eine ruhende Wand hindurch) δW kein totales Differenzial Konsequenz: da U Zustandsgröße, kann Energieerhaltung in der Form dU = δW nicht gelten ————————————————————————————————— Erster Hauptsatz Für jedes thermodynamische System gibt es eine Zustandsgröße U mit dU = dW für Prozesse ohne Wärmeaustausch Für beliebige Prozesse sei δQ := dU − δW Wärme δQ ist eine Prozessgröße kurz: dU = δW + δQ statistische Physik: Def. der Wärme aus mikroskopischer Theorie (KM, QM) wichtig: U: Zustandsgröße (Mengengröße) δW , δQ: Prozessgrößen (Fluss) 23 δW dU δQ U ————————————————————————————————— Vorzeichenkonvention: Arbeit: δW > 0 Arbeit wird am System verrichtet δW < 0 Arbeit wird frei, Arbeit wird vom System verrichtet Wärme: δQ > 0 Wärme wird dem System zugeführt δQ < 0 Wärme wird dem System entzogen ————————————————————————————————— chemisches Potenzial: dU = δW + δQ = −pdV + µdN + δQ ➜ µ= ∂U ∂N ! V,δQ=0 µ = Änderung der inneren Energie bei Hinzufügen eines Teilchens ohne Wärmeaustausch und Verrichten von mechanischer Arbeit ————————————————————————————————— TD Begriffe: quasistatischer Prozess mit: δQ = 0 adiabatisch dT = 0 isotherm δW = δQ = 0 System thermisch isoliert System im Wärmebad System isoliert speziell für Gase: dV = 0 dp = 0 dµ = 0 isochor System dynamisch isoliert isobar System im Volumenbad System im Teilchenbad 24 Wärmekapazitäten 2.3 (Def.) Wärmekapazität notwendige zuzuführende Wärme δQ, um bei konstantem x die Temperaturerhöhung dT!zu erreichen: δQ Cx = dT x Cx ist eine Zustandsgröße typischerweise: Gas: CV , Cp Magnet: CM , CB spezifische Wärmekapazität (“spezifische Wärme”): Cx /M mit Gesamtmasse M molare Wärmekapazität (“Molwärme”) Cx /n mit Stoffmenge n ————————————————————————————————— Berechnung von CV = δQ dT ! für Gase: V mit 1.HS und N = const. ist: ∂U ∂T δQ = dU − δW = dU + pdV = ! V ∂U dT + ∂V ! dV + pdV T Wärmezufuhr bei konstantem V , dV = 0, also: CV = ∂U ∂T ! (Zustandsgröße) V erfordert kalorische Zustandsgleichung 3 3 z.B. einatomiges ideales Gas: U = NkT ➜ CV = Nk 2 2 ————————————————————————————————— δQ dT ! ∂U dT + ∂p p ! Berechnung von Cp = für Gase: p δQ = dU + pdV = ∂U ∂T ! T ∂V dp + p ∂T 25 ! ∂V dT + p ∂p p ! dp T ∂U = ∂T ! ∂V +p ∂T p ! dT + (· · · )dp p Wärmezufuhr bei konstantem p, dp = 0, also: ∂U ∂T Cp = ! ∂V +p ∂T p ! (Zustandsgröße) p erfordert kalorische und thermische Zustandsgleichung 3 z.B. einatomiges ideales Gas: U = NkT , pV = NkT 2 3 5 ➜ Cp = Nk + Nk = Nk 2 2 offensichtlich ist Cp − CV = Nk für alle idealen Gase ————————————————————————————————— allg. Zusammenhang zwischen CV und Cp ? mit U(T, p) = U(T, V ) = U(T, V (T, p)) folgt: ∂U ∂T ➜ ! = p ∂U ∂T ! ∂U + ∂V V ∂U ∂V Cp = CV + ! ! T +p T ! ∂V ∂T ! ∂V ∂T ! p ∂U = CV + ∂V ! T ∂V ∂T p aus 2.HS (Vorgriff) folgt: ∂U ∂V ! +p=T T damit: Cp = CV + T ∂p ∂T ∂p ∂T ! V ! V ∂V ∂T ! = T (pβV )(V αp ) = T V pβV αp p mit αp = pκT βV ist pβV = αp /κT und Cp = CV + T V αp2 κT 26 ! p Adiabaten 2.4 Prozesse mit δQ = 0 (adiabatische Prozesse eines thermisch isolierten Systems) ∂T ∂V 1.HS ➜ ! δQ=0 Cp − CV =− CV ∂T ∂V ! p für ideales Gas gilt: ∂T ∂V ! = δQ=0 T V damit folgt: dT dV = −(γ − 1) T V mit: γ= γ= Cp CV Adiabatenexponent CV + Nk CV einatomig: γ = 5/3 zweiatomig: γ = 7/5 räumlich: γ = 4/3 Integration liefert Adiabatengleichungen: T V γ−1 = const. pV γ = const. T γ p1−γ = const. Isotherme: pV = const Adiabate: pV γ = const, wegen γ = p Cp > 1 steiler im p-V -Diagramm CV Isotherme pV = const Adiabate pV γ = const V 27 Carnot-Prozess 2.5 Carnot-Prozess: quasistatischer Kreisprozess bestehend aus 2 Adiabaten und 2 Isothermen mit idealam Gas als Arbeitssubstanz ∆U = I ∆W = ∆Q = I I dU = 0 (Kreisprozess, U Zustandsgröße) δW 6= 0 δQ 6= 0 p pV= con B st, d T=0 δ Q=0 C γ pV =0 T1 > T2 ideales Gas T1 δ Q=0 pV γ =0 A pV= con D st, d T=0 T2 V Carnot-Prozess kann in beiden Richtungen durchlaufen werden betrachte A → B → C → D → A ————————————————————————————————— A → B adiabatische Kompression ∆T = T1 − T2 > 0 r ∆Q = 0 ➜ ∆W = ∆U = Nk(T1 − T2 ) 2 γ γ pA V A = pB V B ————————————————————————————————— B → C isotherme Expansion T = T1 = const. 28 ∆U = 0 ➜ ∆Q = −∆W ∆W = − Z C B pdV = −NkT1 Z VC VB VC dV = −NkT1 ln <0 V VB pB V B = pC V C ————————————————————————————————— C → D adiabatische Expansion ∆T = T2 − T1 < 0 r ∆Q = 0 ➜ ∆W = ∆U = Nk(T2 − T1 ) 2 γ γ pC V C = pD V D ————————————————————————————————— B → C isotherme Kompression T = T2 = const. ∆U = 0 ➜ ∆Q = −∆W ∆W = −NkT2 ln VA >0 VD pD V D = pA V A ————————————————————————————————— Bilanz: ∆U = 0 ∆W = −NkT1 ln VA VC − NkT2 ln VB VD ∆Q = −∆W es ist: VA VC =1 VB VD ➜ ln VA VC = − ln VB VD ➜ ∆W = −Nk(T1 − T2 ) ln VC <0 VB ∆Q > 0 29 Wärmekraftmaschine T1 ∆Q1>0 ∆W<0 T1>T2 ∆Q2 <0 T2 1. HS: ∆W + ∆Q1 + ∆Q2 = 0 Definition Wirkungsgrad η: η= Nutzen frei gewordene Arbeit −∆W = = Aufwand zugeführte Wärme ∆Q1 ∆Q2 : “Abwärme” für Carnot-Maschine: −∆W Nk ln(VC /VB )(T1 − T2 ) ηc = = ∆Q1 Nk ln(VC /VB )T1 ηc = 1 − T2 T1 (T1 > T2 ) ————————————————————————————————— Carnot-Prozess reversibel Wärmepumpe ∆W > 0 ∆Q < 0 T1 ∆Q1<0 ∆W>0 ∆Q2 >0 T2 30 Kapitel 3 Zweiter Hauptsatz 3.1 perpetuum mobile zweiter Art Definition: Ein ppm2 ist eine periodisch arbeitende Maschine, die weiter nichts bewirkt als Verrichten von Arbeit und Wärmeentnahme aus einem Bad ➜ Kreisprozess, Umgebung ebenfalls unverändert, außer: ∆W < 0, ∆Q > 0 1.HS: ∆W + ∆Q = 0 vergleiche: Carnot-Maschine: 2 Bäder ppm2 Carnot T1 T ∆Q1>0 ∆W<0 T1>T2 ∆Q>0 ∆W<0 ppm1 ∆Q2 <0 T2 1. Hauptsatz: ein ppm1 ist unmöglich 2. Hauptsatz: ein ppm2 ist unmöglich Konsequenzen: 31 ∆W<0 • Irreversibilität bestimmter Prozesse • Thermodynamische Temperaturskala • Zustandsgröße Entropie 3.2 Irreversibilität (Def.) Irreversibler Prozess Ein Prozess, der auf keine einzige Weise vollständig rückgängig gemacht werden kann, heißt irreversibel (sonst: reversibel) ➜ System und Umgebung wieder im Ausgangszustand ! ————————————————————————————————— Wärmeerzeugung durch Reibung ist irreversibel Beweis: T ∆Q<0 ∆W>0 Reibung: Annahme: Prozess reversibel T ∆Q>0 dann existiert: ∆W<0 dies ist ein ppm2, also unmöglich ➜ Annahme falsch ————————————————————————————————— Wärmeleitung ist irreversibel Beweis: 32 T1 ∆Q>0 T1>T2 −∆Q<0 T2 Wärmeleitung: Annahme: Prozess reversibel T1 −∆Q<0 T1>T2 ∆Q>0 T2 dann existiert: T1 ∆Q2<0 ∆Q1>0 ∆W<0 T1>T2 −∆Q2>0 ∆Q2 <0 T2 somit existiert auch: T ∆Q1+∆Q 2 >0 equivalent mit: ∆W<0 dies ist ein ppm2, also unmöglich ➜ Annahme falsch ————————————————————————————————— die freie Expansion eines Gases ist irreversibel Beweis: freie Expansion: V V’ Annahme: Prozess reversibel dann existiert: V’ V an diesen Prozess anschließend: adiabatische Expansion mit ∆Q = 0, ∆W < 0 33 V bis V ′ wieder erreicht, dabei ∆T < 0: anschließend: Wärmezufuhr ∆Q > 0 bis T ′ wieder erreicht: (∆W = 0) T’ V’ Bilanz: System und Umgebung unverändert, bis auf ∆W < 0, ∆Q > 0 dies ist ein ppm2, also unmöglich ➜ Annahme falsch ————————————————————————————————— quasistatische Prozesse sind reversibel Beweis: quasistatischer Prozess geführt durch Kontrollparameter λ: λ = p, T, µ für Arbeits-, Wärme-, Teilchenaustausch (δW, δQ, dN 6= 0) quasistatisch, falls λSystem = λUmgebung + ∆λ mit ∆λ → 0 Annahme: Prozess irreversibel aber Prozess mit ∆λ → −∆λ stets möglich und für ∆λ → 0 identisch mit Rückprozess Rückprozess existiert (mit beliebig kleinen Änderungen in der Umgebung) ➜ Annahme falsch 3.3 Thermodynamische Temperaturskala M: beliebige periodische zwischen zwei Wärmebädern mit T1 > T2 arbeitende Wärmekraftmaschine nicht notwendig reversibel, beliebiges Arbeitsmedium 34 T1 T1>T2 ∆Q1>0 ∆W<0 M ∆Q2 <0 T2 Wirkungsgrad: (∆W + ∆Q1 + ∆Q2 = ∆U = 0) η= ∆Q1 + ∆Q2 ∆Q2 −∆W = =1+ ∆Q1 ∆Q1 ∆Q1 Satz: η ≤ ηc = 1 − T2 T1 und η = ηc genau dann, wenn M reversibel ➜ ηc (Carnot) ist der maximal mögliche Wirkungsgrad für WK-Maschinen ➜ ηc wird von allen WK-Maschinen erreicht, die reversibel arbeiten (unabhängig vom Arbeitsmedium!) Beweis: ′ füge reversible Wärmepumpe Mrev hinzu: T1 ∆W<0 ∆Q1>0 ∆Q1’<0 M ’rev M ∆Q2 <0 ∆W ’>0 ∆Q2’ >0 T2 und wähle ∆Q′1 = −∆Q1 Bilanz: • Wärmebad bei T1 unverändert ′ • M, Mrev unverändert (nach 1 vollen Zyklus) ′ zugeführt • Wärmebad bei T2 : Wärme ∆Q2,tot = ∆Q2 +∆Q′2 wird M +Mrev 35 • Arbeit ∆Wtot = ∆W + ∆W ′ wird am System verrichtet • 1. HS: ∆Wtot + ∆Q2,tot = 0 effektiv: M + M ’rev ∆W tot T2 ∆Q2,tot unterscheide 3 Möglichkeiten: • ∆Wtot < 0 ➜ ∆Q2,tot > 0 also: ppm2, unmöglich • ∆Wtot = 0 ➜ ∆Q2,tot = 0 ➜ auch Bad bei T2 unverändert ′ ➜ Mrev hat Effekte von M vollständig rückgängig gemacht ➜ M ist reversibel mit 0 = ∆Q2,tot = ∆Q2 + ∆Q′2 gilt: ∆Q2 ∆Q2 ∆Q′2 η =1+ =1− = 1+ ∆Q1 ∆Q′1 ∆Q′1 ′ wähle speziell Mrev als Carnot-Wärmepumpe, dann ist T2 η = ηc = 1 − T1 • ∆Wtot > 0 ➜ ∆Q2,tot < 0 M irreversibel mit 0 > ∆Q2,tot = ∆Q2 + ∆Q′2 (und somit ∆Q2 < −∆Q′2 ) gilt: ∆Q2 ∆Q2 ∆Q′2 =1+ < 1 + = η′ ∆Q1 −∆Q′1 ∆Q′1 (denn: für WK-Maschine M ist ∆Q1 > 0, somit −∆Q′1 > 0) η =1+ ➜ η < η ′ = ηc beachte: für M, als Wärmepumpe betrieben, gilt mit obigem Beweis: η ≥ ηc = 1 − T2 T1 36 und η = ηc genau dann, wenn M reversibel ————————————————————————————————— der Beweis zeigt ferner: für zwei beliebige reversible WK-Maschinen M und M ′ gilt − ∆Q′2 ∆Q2 =− ∆Q1 ∆Q′1 unabhängig vom Arbeitsmedium ➜ − ∆Q2 = f (T1 , T2 ) ∆Q1 mit einer vom Arbeitsmedium unabhängigen (“universellen”) Funktion f es gilt sogar (s.u.) f (T1 , T2 ) = − g(T2 ) mit einer universellen Funktion g und somit g(T1 ) g(T2 ) ∆Q2 = ∆Q1 g(T1 ) ➜ wählt man einen festen Bezugspunkt (z.B. Gefrierpunkt von Wasser bei Normalbedingungen), und setzt dessen Temperatur willkürlich auf θ1 = g(T1 ) = 273, 15K fest, dann kann man durch Betreiben einer reversiblen Maschine zwischen dem Bezugsbad und einem weiteren beliebigen Bad dessen Temperatur definieren durch: ∆Q θ=− θ1 ∆Q1 dies ist die (substanzunabhängige!) thermodynamische Temperaturskala weiter gilt (siehe Beweis oben): ∆Q T θ =− = θ1 ∆Q1 T1 ➜ thermodynamische Temperaturskala = Kelvin-Skala (bei der angegeben Wahl des Bezugspunkts) ————————————————————————————————— noch zu zeigen: f (T1 , T2 ) = g(T2 ) g(T1 ) Kopplung zweier beliebiger aber reversibler WK-Maschinen mit ∆Q′2 = −∆Q2 37 T1 T1>T2 T1 ∆Q1>0 ∆W<0 M ∆W+ ∆W’<0 ∆Q2 <0 T2 T2>T3 ∆Q1>0 M + M’ ∆Q’2 >0 ∆W’<0 M’ ∆Q’3 <0 ∆Q’3 <0 T3 T3 es gilt: − ∆Q2 = f (T1 , T2 ) ∆Q1 − ∆Q′3 = f (T2 , T3 ) ∆Q′2 − ∆Q′3 = f (T1 , T3 ) ∆Q1 also: f (T1 , T2 )f (T2 , T3 ) = ∆Q′3 ∆Q2 ∆Q′3 = − = f (T1 , T3 ) ∆Q1 ∆Q′2 ∆Q1 Funktionalgleichung f (T1 , T2 )f (T2 , T3 ) = f (T1 , T3 ) ➜ ln f (T1 , T2 ) + ln f (T2 , T3 ) = ln f (T1 , T3 ) ➜ ∂ ∂ ln f (T1 , T2 ) = ln f (T1 , T3 ) ∂T1 ∂T1 unabhängig vom zweiten Argument, ➜ ∂ ln f (T1 , T2 ) = a′ (T1 ) ∂T1 Integrieren: ln f (T1 , T2 ) = a(T1 ) + b(T2 ) mit von T2 abhängiger Integrationskonstante 38 ➜ f (T1 , T2 ) = A(T1 )B(T2 ) einsetzen in Funktionalgleichung: A(T1 )B(T2 )A(T2 )B(T3 ) = A(T1 )B(T3 ) ➜ A(T ) = 1 B(T ) ➜ f (T1 , T2 ) = B(T2 ) B(T1 ) Entropie als Zustandsgröße 3.4 Satz: Für jeden quasistatischen Kreisprozess P gilt: I P δQ =0 T Beweis: zunächst: P Prozess zwischen 2 Bädern bestehend aus 2 Adiabaten und 2 Isothermen δ Q=0 dT= T1 0 δ Q=0 dT= 0 T2 P quasistatisch ➜ P reversibel also: η = ηc 39 d.h. 1+ ∆Q2 T2 =1− ∆Q1 T1 ➜ ∆Q1 ∆Q2 + =0 T1 T2 I bzw. P δQ =0 T jetzt beliebiger Kreisprozess in zweidimensionalem Zustandsraum Approximation durch quasistatische Kreisprozesse mit 2 Adiabaten und 2 Isothermen: δ Q=0 dT=0 Gesamtprozess P = lim (P1 + P2 + ... + PK ) K→∞ (Prozesse im Inneren des von P umschlossenen Gebiets neutralisieren sich) für Pi ist (s.o.): I Pi δQ =0 T ➜ I P1 +...+PK δQ =0 T ➜ I δQ =0 P T analoge Verallgemeinerung auf beliebigen f -dimensionalen Zustandsraum möglich 40 P approximieren durch Prozesse Pi auf f −1-dimensionalen Hyperflächen δQ = 0 und dT = 0 ————————————————————————————————— Konsequenz: Z P ➜ δQ T ist prozessunabhängig δQ T ist ein totales Differenzial ➜ es existiert eine Zustandsgröße S mit δQ T dS = S = S(Z) = Entropie nach Clausius Z Z Z0 δQ + S(Z0 ) T definiert bis auf additive Konstante (Z0 : Referenzzustand) 3.5 Grundgleichung der Thermodynamik 1. HS: dU = δW + δQ = X Ki dqi + δQ i 2. HS: dS = δQ T ➜ T dS = dU − X Ki dqi Grundgleichung der Thermodynamik i beachte: nur Zustandsgrößen bzw. totale Differenziale Anwendung für Gas: δW = −pdV , N = const. dS totales Differenzial ➜ Maxwell-Relationen, z.B. 1 1 ∂ p p ∂ dS = dU + dV = ➜ T T ∂V T U ∂U T V besser: T und V als unabhängige Variable dS = p 1 dU + dV T T 41 1 = T 1 = T ∂U ∂T ! ∂U ∂T ! V 1 dT + T V 1 dT + T " ∂U ∂V ! ∂U ∂V T ! ➜ Maxwell-Relation: " ! # " ∂ 1 ∂U ∂ 1 = ∂V T ∂T V ∂T T T # p + dV T ∂U ∂V ➜ 1 ∂2U 1 1 ∂2U = − 2 T ∂V ∂T T ∂T ∂V T p dV T dV + ∂U ∂V ! ! T T p + T 1 + T # ∂p ∂T ! V − 1 p T2 ➜ ∂U ∂V ! =T T ∂p ∂T ! V −p (s.o.) Bsp: ideales Gas ∂p ∂T ➜ ! V ∂U ∂V Nk = V ! =0 T ➜ ∂p ∂T ! V −p = NkT −p=0 V U(T, V ) = U(T ) T (Ergebnis des Gay-Lussac-Versuchs als notwendige Konsequenz der thermischen Zustandsgleichung idealer Gase und der Hauptsätze !) 3.6 Entropie und Irreversibilität Prinzip der Maximierung der Entropie: In einem isolierten System verläuft jeder Prozess derat, dass die Entropie nicht abnimmt (sofern S definiert ist) dS = 0 ⇔ Prozess reversibel dS > 0 ⇔ Prozess irreversibel (System isoliert) Problem: Definition von S (und T , p, µ, etc.) für Nichtgleichgewichtszustände ? Definition unmöglich: 42 Definition möglich: System besteht aus k Subsystemen, jedes Subsystem für sich im TD GG-Zustand, vollständig beschrieben durch f Zustandsgrößen TD Zustand des Gesamtsystems: ((S1 , T1 , ...), ..., (Sk , Tk , ...)) Dimension des Zustandsraums: k · f Definitionen für extensive Größen: S= k X Si Gesamtentropie k X Vi Gesamtvolumen k X Vi Gesamtteilchenzahl k X Ui gesamte innere Energie i=1 V = i=1 N= i=1 U= i=1 ————————————————————————————————— Prinzip der Maximierung der Gesamtentropie für isoliertes Gesamtsystem: dS = 0 ⇔ Prozess reversibel dS > 0 ⇔ Prozess irreversibel Beweis: betrachte beliebigen Prozess P im isolierten System: 43 ((S1 , T1 , ...), ..., (Sk , Tk , ...)) → ((S1′ , T1′ , ...), ..., (Sk′ , Tk′ , ...)) und quasistatische/reversible Rückprozesse R1 , ..., Rk , so dass ((S1′ , T1′ , ...), ..., (Sk′ , Tk′ , ...)) → ((S1 , T1 , ...), ..., (Sk , Tk , ...)) beachte: bei R1 , ..., Rk Kontakt mit Umgebung P + R1 + ... + Rk ist ein Kreisprozess Rückprozess R1 : • (S1′ , T1′ , ...)1 → (S1′ , T2′ , ...)1 adiabatisch (quasistatische Expansion/Kompression) Ziel: gleiche Temperaturen von Subsystem 1 und 2 (ggfs. vorab adiabatische Wiederherstellung X ′ → X der Werte der übrigen Zustandsgrößen) • (S1′ , T2′ , ...)1 , (S2′ , T2′ , ...)2 → (S1 , T2′′ , ...)1 , (S2′′ , T2′′ , ...)2 adiabatisch (Subsysteme 1 und 2 in thermischem Kontakt, Wärmeaustausch ∆Q1 = −∆Q2 , Expansion/Kompression) Ziel: S1′ → S1 , aber mittels eines für das Gesamtsystem adiabatischen Prozesses (daher thermischer Kontakt mit anderem Subsystem notwendig und somit, um quasistatisch zu arbeiten, gleiche Temperaturen notwendig) • (S1 , T2′′ , ...)1 → (S1 , T1 , ...)1 adiabatisch (quasistatische Expansion/Kompression) Ziel: Subsystem 1 mit gleicher Temperatur wie vor Prozess P Rückprozess R2 : • analog zu R1 , aber mit Subsystemen 2 und 3 ... Rückprozess Rk−1 : • analog zu R1 , aber mit Subsystemen k-1 und k nach R1 , ..., Rk sind Subsysteme 1, ..., k-1 im Ausgangszustand: ((S1 , T1 , ...), ..., (Sk−1, Tk−1 , ...), (Sk′′, Tk′′ , ...)) Rückprozess Rk : 44 • (Sk′′ , Tk′′ , ...)k → (Sk′′ , Tk , ...)k adiabatisch (quasistatische Expansion/Kompression) Ziel: gleiche Temperatur wie im Ausgangszustand • (Sk′′ , Tk , ...)k → (Sk , Tk , ...)k isotherm (isotherme Expansion/Kompression, ∆Q = Tk ∆Sk = Tk (Sk − Sk′′ )) Ziel: Wiederherstellung des Ausgangszustands auch für Subsystem k ————————————————————————————————— Bilanz: isotherm S1T1, ... , SkTk isoliert S1T1 , ... , Sk−1Tk−1, S’’kTk’’ Rk R k−1 adiabatisch ... P R2 S ’1T1’, ... , S k’Tk’ adiabatisch S1T1, S’’2T2’’, ..., S ’kTk’ R1 adiabatisch System unverändert (Kreisprozess) ➜ 1. HS ➜ ∆UP +R = 0 ∆WP +R = −∆QP +R P : Prozess im isolierten System ➜ ∆QP = 0 R = R1 + ... + Rk : adiabatisch bis auf letzten Teilprozess ➜ ∆QR = Tk ∆Sk = Tk (Sk − Sk′′ ) ∆QP +R = Tk (Sk − Sk′′ ) ➜ effektiv: Tk ∆Q P+R ∆WP+R ′ weiter ist: Stot −Stot = ∆SR = ∆SR1 +· · ·+∆SRk−1 +∆SRk = ∆SRk = Sk −Sk′′ ➜ ′ Tk (Stot − Stot ) = ∆QP +R 45 ′ • Stot > Stot : ∆QP +R = −∆WP +R > 0 ➜ ppm2 P unmöglich ′ • Stot = Stot : ∆QP +R = ∆WP +R = 0 System und Umgebung unverändert R hat P vollständig rückgängig gemacht P reversibel ′ • Stot < Stot : ∆QP +R = −∆WP +R < 0 Umkehrung von P+R wäre ein ppm2, R war reversibel ➜ P irreversibel ————————————————————————————————— Diskussion von Prozessen in isolierten Systemen: • ein Nicht-GG-Zustand entwickelt sich zeitlich gemäß dS > 0 irreversible Zeitentwicklung (sofern definiert) • Entropie wächst bis dS = 0 Gleichgewichtsbedingung • im GG sind Zustandsgrößen zeitlich konstant nur noch quasistatische/reversible Prozesse sind möglich mit dS = 0 • für virtuelle (phys. unmögliche) Prozesse, die aus dem GG herausführen, gilt dS < 0 Stabilitätsbedingung • in isolierten System ist das TD GG charakterisiert durch S = max. Entropieprinzip Probleme: • Gesamtentropie des Universums (isoliert?) wächst bis dS = 0 (“Wärmetod”, keine lebenserhaltenden irreversiblen Prozesse mehr) 46 • irreversible Zeitentwicklung mit dS > 0 bedeutet Asymmetrie zwischen Vergangenheit und Zukunft, 2.HS “definiert den Zeitpfeil” (gegeben Zustände Z1 , Z2 : t1 > t2 ⇔ S1 > S2 ) aber: mikroskopische Bewegungsgleichungen zeitumkehrinvariant ! Widerspruch? Grundrelation der Thermodynamik 3.7 dS ≥ 0 für isoliertes System Verallgemeinerung auf beliebige Kontakte mit Umgebung ? Nicht-GG-Zustand eines Gases: ((U1 , V1 , N1 ), ..., (Uk , Vk , Nk )) S = S((U1 , V1 , N1 ), ..., (Uk , Vk , Nk )) = k X Si (Ui , Vi , Ni ) i=1 ————————————————————————————————— S = max. für isoliertes System ⇔ S = max. unter den Nebenbedingungen U= X Ui = const. i V = X Vi = const. i N= X Ni = const. i ⇔ S − λ1 X i Ui − λ2 X i Vi − λ3 X Ni = max. (ohne Nebenbedingungen) i (λ1 , λ2 , λ3 Lagrange-Parameter) d.h. Ui , Vi , Ni frei variierbar, beliebige Prozesse ————————————————————————————————— es folgen die GG-Bedingungen: # " X X X ∂ Ni = 0 Vi − λ3 Ui − λ2 S(..., Ui , Vi , Ni , ...) − λ1 ∂Uj i i i 47 ∂ [...] = 0 ∂Vj ∂ [...] = 0 ∂Nj also: ∂S − λ2 = 0 ∂Vj ∂S − λ1 = 0 ∂Uj ∂S − λ3 = 0 ∂Nj das j-te Subsystem ist für sich im GG, also: ∂S(..., Ui , Vi , Ni , ...) = ∂Uj denn: S = X ∂Sj ∂Uj ! = Vj Nj 1 Tj Sj und: j Tj dSj = dUj + pj dVj − µj dNj analog: pj ∂S = ∂Vj Tj ∂S µj =− ∂Nj Tj GG-Bedingungen: 1 1 = λ1 = Tj T p pj = λ2 = Tj T µ µj − = λ3 = − Tj T unabhängig von j also: im TD GG haben alle Subsysteme eines Systems gleiches T , p und µ ————————————————————————————————— es folgt: S− 1 p µ U − V + N = max. T T T bzw. dS − p µ 1 dU − dV + dN ≥ 0 T T T für reale Prozesse beachte: S, U, V, N: Funktionen des Nicht-GG-Zustands ((U1 , V1 , N1 ), ..., (Uk , Vk , Nk )) 48 1 p µ , , − : Lagrange-Parameter T T T (phys. Bedeutung: GG-Werte für Temperatur, Druck, chem. Potenzial) kurz: T dS ≥ dU − δW reale reversible (=), irreversible (>) Prozesse thermodynamische Grundrelation 49 50 Kapitel 4 Thermodynamische Potenziale TD Potenzial: Zustandsgröße P (X, Y, Z) mit einfachen partiellen Ableitungen, extremal im GG X, Y, Z: natürliche Variablen des Potenzials P , beschreiben Art des Kontakts mit Umgebung Dimension: Energie (Ausnahme: Entropie) 4.1 Potenziale für Gase Ausgangspunkt: TD Grundgleichung T dS = dU + pdV − µdN a) Entropie dS = 1 p µ dU + dV − dN T T T S = S(U, V, N) ∂S ∂U ! = V,N 1 T etc. Entropie-Prinzip dS ≥ 0 falls U, V, N = const. isoliertes System: S maximal ————————————————————————————————— b) innere Energie dU = T dS − pdV + µdN 51 ∂U ∂S U = U(S, V, N) ! =T etc. V,N TD Grundrelation: T dS ≥ dU + pdV − µdN ➜ dU ≤ 0 falls S, V, N = const. U minimal, genauer: U = U(..., Si , Vi, Ni , ...) = min. für X Si = S, i X Vi = V , i X Ni = N i (S = const. schwer zu kontrollieren, z.B. für irreversible Prozesse bei Wärmeaustausch mit Umgebung) ————————————————————————————————— weitere TD Potenziale durch Legendre-Transformationen Ausgangspunkt Potenzial: F = F (X) = F (X, ...) ∂F ∂X F extremal: F = min. für X = X1 + X2 + ... = const. totales Differenzial: dF = Y dX + ... mit Y = dF ≤ 0 für X = const. Legendre-Transformation: ∂F X =F −YX ∂X natürliche Variable von G ist Y , also G = G(Y ) = G(Y, ...), denn G=F − dG = d(F − Y X) = Y dX − Y dX − XdY ∂G = −X ∂Y G extremal, denn äquivalent sind: dG = −XdY dF ≤ 0 für X = const. F = min. F − Y X = min. für X = const. Y Lagrange-Parameter dF − Y dX ≤ 0 d(G + Y X) − Y dX ≤ 0 dG + XdY ≤ 0 G + XY = min. X Lagrange-Parameter 52 G = min. für Y = const. dG ≤ 0 für Y = const. beachte: X extensiv ➜ Y intensiv ————————————————————————————————— ➜ innere Energie freie Energie ➜ U = U(S, V, N) ➜ großkanonisches Potenzial F = F (T, V, N) ➜ Ω = Ω(T, V, µ) ➜ ➜ Enthalpie ➜ H = H(S, p, N) S U H −p ➜ freie Enthalpie/Gibbssches Potenzial ? ➜ G = G(T, p, N) ? V F G T (N = const.) SUV H(ilft) F(ysikern) p(ei) G(uten) T(aten) ! ! ∂U ∂G Bsp: =T = −V ∂S V ∂(−p) T ————————————————————————————————— c) freie Energie F = U − T S = F (T, V, N) dF = dU − T dS − SdT = T dS − pdV + µdN − T dS − SdT dF = −SdT − pdV + µdN dF ≤ 0 F = min. für T, V, N = const. (V = X i 53 Vi , N = X i Ni ) V,N T System im Wärmebad für isotherme Prozesse ist dF = δW , d.h. am System isotherm verrichtete Arbeit führt zur Erhöhung der freien Energie ————————————————————————————————— d) Enthalpie H = U + pV = H(S, p, N) dH = dU + pdV + V dp = T dS − pdV + µdN + pdV + V dp dH = T dS + V dp + µdN dH ≤ 0 H = min. für S, p, N = const. (S = X Si , N = X Ni ) i i Realisierung der Nebenbedingungen? (dS > 0 für irreversible Prozesse im System durch Wärmeentzug und damit dS < 0 ausgleichen, schwer zu handhaben) e) freie Enthalpie G = F + pV = H − T S = U − T S + pV = G(T, p, N) dG = d(H − T S) = T dS + V dp + µdN − T dS − SdT dG = −SdT + V dp + µdN dG ≤ 0 G = min. für T, p, N = const. (N = X Ni ) i kg p,N T System im Wärme- und Volumenbad f) großkanonisches Potenzial Ω = F − µN = U − T S − µN = Ω(T, V, µ) dΩ = d(F − µN) = −SdT − pdV + µdN − µdN − Ndµ dΩ = −SdT − pdV − Ndµ 54 dΩ ≤ 0 Ω = min. für T, V, µ = const. (V = X Vi ) i System im Wärme- und Teilchenbad (z.B. metallischer Kontakt) ————————————————————————————————— Diskussion: • Potenziale liefern weitere Maxwell-Relationen • extremal (minimal außer S) bei festen natürlichen Variablen • liefern (bei Kenntnis der funktionalen Abhängigkeiten) vollständige Information über Zusammenhänge zwischen Zustandsgrößen (Zustandsgleichungen) • implizieren Ungleichungen für Antwortkoeffizienten (s.u.) • Bestimmung eines Potenzials Hauptaufgabe der TD (aus empirisch bestimmten Zustandsgleichungen) und der stat.M. (aus Hamilton-Funktion, -Operator) 4.2 Stabilitätsbedingungen gegeben TD Potenzial, z.B. U = U(S, V, N) U(..., Si , Vi , Ni , ...) = min. für S, V, N = const. innere Energie U reale Prozesse: dU<0 Zustand GG virtuelle Verrückungen aus dem GG: dU>0 55 Stabilitätsbedingung: dU > 0 Lagrange-Parameter: T, p, µ U − T S + pV − µN = min. Entwickeln um das GG in “virtuellen Verrückungen” dSi , dVi, dNi ————————————————————————————————— erste Ordnung: ∂ (U −T S +pV −µN) = 0 ∂Si ∂U −T = Ti −T = 0 ∂Si ➜ (s.o.) analog: pi − p = 0 µi − µ = 0 (bei k Subsystemen:) 3k − 3 Gleichungen und 3 Lagrange-Parameter bestimmen GG-Werte der 3k Unbekannten (..., Si , Vi , Ni , ...) ————————————————————————————————— zweite Ordnung: 1 X ∂ 2 (U − T S + pV − µN) dXk dXl > 0 2 kl ∂Xk ∂Xl für beliebige dXk , dXl mit X = (..., Si , Vi , Ni , ...) S, V, N linear in Si , Vi, Ni ➜ 0< 1 X ∂2U dXk dXl 2 kl ∂Xk ∂Xl Subsysteme indiziert durch i: ∂2U ∂2U ∂2U 1X dSi dSj + 2 dSidVj + 2 dSi dNj + · · · 0 < 2 ij ∂Si ∂Sj ∂Si ∂Vj ∂Si ∂Nj Terme für i = j verschwinden, denn U = P i ! Ui (Si , Vi , Ni ) ∂ 2 Ui 1 X ∂ 2 Ui dSi dSi + 2 dSi dVi + · · · 0< 2 i ∂Si ∂Si ∂Si ∂Vi ! für beliebige dSi , dVi, dNi ➜ (· · · ) = 0 für jedes Subsystem i jetzt gilt: Ui (Si , Vi , Ni ) = U(Si , Vi , Ni ), denn jedes Subsystem i ist für sich im GG, wird also durch die gleiche Zustandsgleichung beschrieben ➜ 56 ∂2U 2 ∂2U ∂2U dS + 2 dSdV + dV 2 + · · · ∂S 2 ∂S∂V ∂V 2 1 0< 2 ! mit X rs xr Ars xs = xT Ax > 0 für beliebige x = (..., xr , ...) ⇔ A positiv definit folgt: (N = const.) ∂2U ∂S 2 ∂2U ∂V ∂S ∂2U ∂S∂V ∂2U ∂V 2 ! positiv definit bzw. in den Variablen S, V, N: Hesse U(S, V, N) positiv definit allgemein ist: Hesse(TD Potenzial(ext.nat.Var.)) positiv definit (Entropie: negativ definit) ————————————————————————————————— Auswertung mit Satz von Hurwitz: A positiv definit ⇔ det Ak > 0 ∀k mit Ak : obere, linke k × k Untermatrix von A ————————————————————————————————— Beispiel: für U(S, V, N) folgt (N = const.) (1) (2) ∂2U >0 ∂S 2 ∂2U >0 ∂V 2 !2 ∂2U ∂2U ∂2U − >0 (3) ∂S 2 ∂V 2 ∂V ∂S ————————————————————————————————— (1), es ist (dU = T dS − pdV ) ∂U ∂S ! ∂T ∂S ! also: =T V >0 V 57 bzw. nach Invertieren ∂S ∂T ! >0 V also: ! ! ∂S δQ =T >0 CV = CV > 0 dT V ∂T V ————————————————————————————————— (2), weiter ist: ∂U ∂V ! S also: ∂p − ∂V = −p ! >0 S bzw. nach Invertieren ∂V ∂p ! <0 S definiere: adiabatische Kompressibilität 1 κS = − V ∂V ∂p ! S adiabatischer Ausdehnungskoeffizient 1 αS = V ∂V ∂T ! S adiabatischer Spannungskoeffizient 1 βS = p ∂p ∂T ! S es ist somit κS > 0 ————————————————————————————————— (3) schließlich: ∂2U ∂2U ∂2U − 0< ∂S 2 ∂V 2 ∂V ∂S !2 58 = = ∂T ∂S ! ∂(−p) ∂V V ! S ∂T − ∂V !2 S 1 T 1 − 2 2 CV V κS V αS also: T V αS2 > CV κS ————————————————————————————————— • van der Waals-Isothermen: V -Bereich mit CV < 0 ➜ System nicht im TD GG in diesem Bereich • beachte: positiv definite Hesse-Matrix nur in extensiven (natürlichen) Variablen ! 1 ∂S ∂ 2 F (T, V, N) = − CV < 0 ! =− 2 ∂T ∂T V,N T Gibbs-Duhem-Relation 4.3 freie Enthalpie G = G(T, p, N) G, N: extensiv, T, p: intensiv Ableitung einer Homogenitätsrelation durch Vergrößerung des Systems um Faktor α ➜ G → αG N → αN T, p = const. also: αG = G(T, p, αN) mit ∂/∂α ergibt sich: G= ∂G ∂N ! N T,p somit: G = µN liefert Interpretation von µ: µ ist die freie Enthalpie pro Teilchen mit G = U − T S + pV = µN folgt: U − T S + pV − µN = 0 Gibbs-Duhem-Relation 59 allgemein: U − TS − X Ki qi = 0 i mit Ω = U − T S − µN ist: Ω = −pV beachte: p, V (bzw. µ, N) sind nicht die natürlichen Variablen von Ω (bzw. G) ————————————————————————————————— beachte: U = min. für S, V, N = const., also: U − T S + pV − µN = min mit T, p, µ Lagrange-Parameter Gibbs-Duhem: min. = 0 (U = U − T S + pV − µN = 0 im TD GG U − T S + pV − µN > 0 für Nicht-GG-Zustände X Ui etc., T : GG-Temperatur aller Subsysteme etc.) ————————————————————————————————— mit der TD Grundgleichung (Kombination von 1. und 2. HS) dU − T dS + pdV − µdN = 0 folgt aus: 0 = d(U − T S + pV − µN) = dU − T dS + pdV − µdN − SdT + V dp − Ndµ die Relation: −SdT + V dp − Ndµ = 0 Interpretation: U(S, V, N) ↔ H(S, p, N) F (T, V, N) ↔ G(T, p, N) Ω(T, V, µ) ↔ P (T, p, µ) ? es ist: dP = −SdT + V dp − Ndµ da T, p, µ intensiv und P extensiv (Legendre-Transformierte), gilt weiter: αP (T, p, µ) = P (T, p, µ) somit 60 P (T, p, µ) = 0 der Wert des TD Potenzials P wäre stets durch 0 gegeben, aber: Problem: der Satz (T, p, µ) ist nicht vollständig (und mit Hinzunahme einer weiteren extensiven Größe übervollständig) denn: (T, p, µ) ↔ (T, V, N) 6= (T, αV, αN) ↔ (T, p, µ) 4.4 Freie Energie des klassischen idealen Gases Hauptaufgabe der TD: Bestimmung eines TD Potenzials (in den natürlichen Variablen) ausgehend von (empirisch bestimmten) Zustandsgleichungen Bsp.: ideales Gas gegeben: s CV N = kT 2 pV = NkT gesucht: F (T, V, N) (weitere Potenziale aus Legendre-Transformation) ————————————————————————————————— es ist dF = −SdT − pdV + µdN F bestimmen durch Integration von ∂F ∂T ! VN = −S benötigt: S(T, V, N), es gilt: CV = δQ dT ! =T VN ∂S ∂T ! = C(T, V, N) VN also: S(T, V, N) = Z Z T T0 dT ′ C(T ′, V, N) + S(T0 , V, N) T′ T 1 s dT ′ ′ + S(T0 , V, N) = Nk 2 T T0 T s + S(T0 , V, N) = Nk ln 2 T0 61 ————————————————————————————————— damit: F (T, V, N) = − s = − Nk 2 Z T T T0 dT ′ ln T0 s = − NkT0 2 Z Z T /T0 1 dT ′ S(T ′, V, N) + F (T0 , V, N) T′ − (T − T0 )S(T0 , V, N) + F (T0 , V, N) T0 d(T ′ /T0 ) ln T′ − (T − T0 )S(T0 , V, N) + F (T0 , V, N) T0 s T /T = − NkT0 [x ln x − x]1 0 − (T − T0 )S(T0 , V, N) + F (T0 , V, N) 2 T s s s = − NkT ln + NkT − NkT0 − (T − T0 )S(T0 , V, N) + F (T0 , V, N) 2 T0 2 2 also: s T s F (T, V, N) = − NkT ln + Nk(T −T0 ) −(T −T0 )S(T0 , V, N) 2 T0 2 +F (T0 , V, N) ————————————————————————————————— Problem: F (T0 , V, N), S(T0 , V, N) = ? dazu: ∂F ∂V ! TN = −p = − NkT V ➜ F (T, V, N) = −NkT mit der Definition: V0 = Z V dV ′ V0 1 + F (T, V0, N) V′ NkT0 p0 F (T, V, N) = −NkT ln V + F (T, V0 , N) V0 also: F (T0 , V, N) = −NkT0 ln ∂F und mit S(T, V, N) = − ∂T V + F (T0 , V0 , N) V0 ! = Nk ln V,N 62 V + S(T, V0 , N) ist: V0 V + S(T0 , V0 , N) V0 ————————————————————————————————— S(T0 , V, N) = Nk ln jetzt noch F (T0 , V0 , N), S(T0 , V0 , N) unbekannt ➜ Homogenitätsrelation ausnutzen: F (T, V, N) = Nf (T, V, N) = Nf (T, V /N) = Nf (T, v) damit ist: ! ∂f = ∂v T,N ∂F/N ∂V /N ! = T,N ∂F ∂V ! T,N = −p = − v= V N NkT kT =− V v integrieren: f (T, v) = −kT ln v + f (T, v0 ) v0 mit v0 = V0 N0 ➜ Nf (T, v) = −NkT ln v + Nf (T, v0 ) v0 ➜ F (T, V, N) = −NkT ln N V N0 + F (T, V0 , N0 ) NV0 N0 ➜ F (T0 , V, N) = −NkT0 ln V N0 N + F (T0 , V0 , N0 ) NV0 N0 jetzt ist F (T0 , V, N) bis auf eine echte Konstante bestimmt analog: N V N0 + S(T0 , V0 , N0 ) NV0 N0 ————————————————————————————————— S(T0 , V, N) = Nk ln einsetzen: (F0 = F (T0 , V0 , N0 ), S0 = S(T0 , V0 , N0 ) s T s F (T, V, N) = − NkT ln + Nk(T − T0 ) 2 T0 2 V N0 N V N0 N −(T − T0 ) Nk ln + S0 − NkT0 ln + F0 NV0 N0 NV0 N0 also: V N0 T S0 N s s − NkT ln + Nk(T − T0 ) − + F0 F = − NkT ln 2 T0 2 N0 k NV0 N0 63 TD Potenzial in natürlichen Variablen F (T, V, N) ————————————————————————————————— Entropie des klassischen idealen Gases: −S = ∂F ∂T S = Nk ! V,N s s V N0 T S0 s = − Nk ln − Nk + Nk − Nk ln − 2 T0 2 2 N0 k NV0 S0 V N0 s T ln + + ln 2 T0 N0 k NV0 s S0 s S = Nk ln T + ln V − ln N − ln T0 − ln V0 + ln N0 + 2 2 N0 k s S = Nk ln T + ln V − ln N + const. 2 mit nur vom Referenzzustand abhängiger Konstante S nicht in natürlichen Variablen gegeben! S = S(U, V, N) 2 U s T = U = NkT 2 sk N ln T = ln U − ln N + const. s s S = Nk ln U + ln V − + 1 ln N + const. 2 2 S s s const. = − ln U − ln V − + 1 ln N Nk 2 2 s s S0 − ln U0 − ln V0 − + 1 ln N0 const. = N0 k 2 2 einsetzen: S = Nk s U V N S0 s ln + ln − + 1 ln + 2 U0 V0 2 N0 N0 k Bsp.: ∂S ∂U 1 = T ! = Nk V,N s1 2U Zustandsgleichung mit µ: µ − = T µ=k ∂S ∂N ! U,V = S s −k +1 N 2 TS s +1 T − 2 N 64 4.5 Dritter Hauptsatz TD Potenziale bis auf additive Konstante definiert Satz von Nernst, 3. HS S(T, V, N), S(T, p, N) → 0 für T → 0 empirisch bestätigt, Ableitung: statistische Mechanik Konsequenzen? Annahme: δQ dT Cx = ➜ ∂S ∂T ! x → ! =T x C0 T ∂S ∂T ! x → C0 > 0 für T → 0 für T → 0 ➜ S(T, x) → C0 ln T + S0 für T → 0 also S divergent im Widerspruch zum 3. HS es folgt somit: Cp , CV → 0 für T → 0 ————————————————————————————————— s s ideales Gas, kalorische Zustandsgleichung U = NkT ➜ CV = Nk 2 2 ➜ kalorische Zustandsgleichung des idealen Gases inkorrekt für T → 0 ————————————————————————————————— Differenz der Wärmekapazitäten unahängig von kalorischer Zustandsgleichung, denn: ! ! ∂V ∂p (s.o.) Cp − CV = T ∂T V ∂T p ausdrücken als Ableitungen der Entropie: mit dF = −SdT − pdV ist: ∂p ∂T ! V ∂ 2 F (T, V ) =− = ∂T ∂V ∂S ∂V ! T und mit dG = −SdT + V dp: 65 ∂V ∂T ! p ∂ 2 G(T, p) ∂S = =− ∂T ∂p ∂p also: ! ∂S ∂V Cp − CV = −T ∂S ∂p T ! ! T T ∂S →0 ∂x S(T, x) → 0 für beliebige x ➜ also: Cp − CV → 0 für T → 0 T (Differenz der Wärmekapazitäten schneller als linear gegen Null) ————————————————————————————————— ideales Gas: Cp − CV = Nk ➜ thermische Zustandsgleichung des idealen Gases inkorrekt für T → 0 ————————————————————————————————— direkter: Antwortkoeffizienten Ausdehnungskoeffizient: 1 αp = V ∂V ∂T ! p 1 =− V ∂S ∂p ! T →0 Spannungskoeffizient 1 βV = p ∂p ∂T ! V 1 = p ∂S ∂V ! T →0 αp , βV → 0 ————————————————————————————————— ideales Gas: 1 αp = V βV = 1 p ∂(NkT /p) ∂T ! ∂(NkT /V ) ∂T = p ! = V 1 Nk 1 = →∞ V p T 1 Nk 1 = →∞ p V T ➜ thermische Zustandsgleichung des idealen Gases inkorrekt für T → 0 66 4.6 Phasen und Komponenten Phase: (physikalisch und chemisch) homogener Bereich Zwei-Phasen-Systeme: – Wasser/Wasserdampf Drei-Phasen-Systeme: – Wasser/Wasserdampf/Eis (“Tripelpunkt”) Frage: Dimension des Zustandsraums? ————————————————————————————————— isoliertes (einkomponentiges) P -Phasen-System: jede Phase i = 1, ..., P vollständig durch (Ui , Vi , Ni ) charakterisiert Gesamtentropie S = X Si = X Si (Ui , Vi , Ni ) = max. i i beachte: Si (.., .., ..) 6= Sj (.., .., ..), verschiedenen Phasen haben unterschiedliche physikalische/chemische Eigenschaften, unterschiedliche Zustandsgleichungen Anzahl der Freiheitsgrade kleiner als 3 P wegen GG-Bedinungen: T1 = T2 = ... = TP p1 = p2 = ... = pP µ1 = µ2 = ... = µP 3(P − 1) Bedingungen, z.B. T1 (U1 , V1 , N1 ) = T2 (U2 , V2 , N2 ) etc. also: f = 3P − 3(P − 1) = 3 (wie für homogenes (Ein-Phasen-) System!) ein trivialer Freiheitsgrad pro Phase: Skalierung der Phase um Faktor α: (Ui , Vi, Ni ) → (αUi , αVi , αNi) ➜ Anzahl “intensiver Freiheitsgrade”: fint = 3 − P Gibbssche Phasenregel ————————————————————————————————— P -Phasen-System im Wärmebad: jede Phase i = 1, ..., P vollständig durch (T, Vi , Ni ) charakterisiert gesamte freie Energie F = X i Fi = X Fi (T, Vi , Ni ) = min. i GG-Bedinungen: 67 p1 = p2 = ... = pP µ1 = µ2 = ... = µP 2(P − 1) Bedingungen also: f = 1 + 2P − 2(P − 1) = 3 fint = 3 − P ————————————————————————————————— P -Phasen-System im Wärme- und Volumenbad: Phase i: (T, p, Ni ) gesamte freie Enthalpie G = X Gi = i X Gi (T, p, Ni ) = min. i GG-Bedinungen: µ1 = µ2 = ... = µP P − 1 Bedingungen also: f = 2 + P − (P − 1) = 3 fint = 3 − P Beispiel: Wasser, Wasser/Wasserdampf, Wasser/Wasserdampf,Eis P = 1 ➜ fint = 2 intensive Freiheitsgrade p und T P = 2 ➜ fint = 1 intensiver Freiheitsgrad p = p(T ), Dampfdruckkurve P = 3 ➜ fint = 0 Tripelpunkt Phasendiagramm mit Phasenübergängen p flüssig fest p=p(T) gasförmig T auf der Dampfdruckkurve: µgasf. (T, p) = µfl. (T, p) sonst µgasf. (T, p) 6= µfl. (T, p) ➜ µ stetig am Phasenübergang differenzierbar? ➜ kontinuierliche, diskontinuierliche Phasenübergänge Tripelpunkt von Wasser: T = 273.16000 als Festlegung des Bezugspunkts der 68 Kelvin-Skala ————————————————————————————————— Komponenten: die verschiedenen chemischen Substanzen, aus denen ein System besteht Bsp: Gasgemisch H2 , CO2 , N2 System mit k = 1, ..., K Komponenten Teilchenzahlen: Nk , N = X Nk k definiere: Konzentration: Nk xk = N ( X Nk = N) X pk = p) k Partialdruck: pk = xk p ( k ————————————————————————————————— Bsp: Gemisch idealer Gase wiederum ideales Gas ➜ pV = NkT ➜ pk V = xk pV = xk NkT = Nk kT pk V = Nk kT Nk kT V Partialdruck pk : Druck des nur aus Komponente k bestehenden Gases bei gleichem T, V pk = ————————————————————————————————— K-komponentiges System mit P Phasen im Wärme- und Volumenbad: i = 1, ..., P Phasen, k = 1, ..., K Komponenten freie Enthalpie: G = G(T, p, {Nki }) GG-Bedingungen: ∂G ∂G ∂G = = ... = ∂Nk1 ∂Nk2 ∂NkP für k = 1, ..., K 69 ➜ K(P − 1) Bedingungen ➜ f = 2 + KP − K(P − 1) = 2 + K Skalierung jeder Phase möglich ➜ fint = 2 + K − P Gibbssche Phasenregel Bsp: K = 1: s.o. K = 2, P = 1: homogenes Gasgemisch, fint = 3 (intensive Variable: T, p, N1 /N2 ) K = 2, P = 2: Dampfdruck einer zweikomponentigen Flüssigkeit, fint = 2 (intensive Variable: T, p) 4.7 Gibbssches Paradoxon ➜ grundlegende Diskussion der Dimension des Zustandsraums f ! P = 1, K = 2: Durchmischung zweier verschiedener idealer Gase (einatomig) f =4 GG-Zustand: (p, T, N1 , N2 ) ————————————————————————————————— Prozess P : präpariere einen Nicht-GG-Zustand durch Herausziehen einer Trennwand: Zustand A pT V1 N 1 V2 N 2 das System ist isoliert nach einiger Zeit: TD GG 70 Zustand B pT V=V1+V2 N=N1+N 2 System isoliert, also Erwartung: SB − SA > 0 (d.h. Prozess irreversibel) ————————————————————————————————— Berechnung von ∆S = SB − SA durch ∆S = −∆SR = − Z A B dS für quasistatischen, reversiblen Rückprozess R = R1 + R2 : B → C → A setze nur für Teilchensorte 1 bzw. 2 durchlässige Wände ein: (Bsp: Teilchen der Sorte 1 zu groß, um durch poröse Wand 1 durchzudiffundieren, Teilchen der Sorte 2 dagegen klein genug; Teilchen der Sorte 1 ungeladen und durchlaufen Wand 2, Teilchen der Sorte 2 erfahren dagegen elektronstatische Abstoßung an Wand 2) Zustand B V=V1+V2 N=N1+N 2 durchlässig nur für durchlässig nur für R1 führt B nach C: (quasistatisch, reversibel) für jede Teilchensorte: lediglich langsames Verschieben des jeweiligen Behälters Zwischenzustand beachte: für beide Behälter gilt: gleiche Kräfte auf die Wände links und rechts ➜ ∆WR = 0 71 Zustand C V N1 V N2 die Behälter sind thermisch isolierend ∆WR = 0, ∆QR = 0, ∆UR = 0 T ebenfalls unverändert, da die inneren Energien konstant bleiben die Drücke sinken: N1 kT V N2 kT Druck rechts: p2 = V Druck links: p1 = (N1 + N2 )kT NkT = =p V V ————————————————————————————————— entsprechen Partialdrücken im Zustand B, p1 + p2 = R2 führt C zurück nach A, isotherm: (quasistatisch, reversibel) (isotherme Kompression, separat für jedes Teilsystem) Zustand A pT V1 N 1 hierbei ist: V2 N 2 Z Z V2 N kT N1 kT 2 ′ ∆WR = − dV − dV ′ ′ V V′ V V V1 V2 = −N1 kT ln − N2 kT ln V V im Zustand A ist: V1 pV1 = N1 kT pV2 = N2 kT im Zustand B bzw. C ist: pV = (p1 + p2 )V = N1 kT + N2 kT = NkT also: 72 V1 p N1 kT N1 = = V NkT p N N2 V2 = V N und somit: ∆WR = Z A B δW = −N1 kT ln N2 N1 − N2 kT ln N N ∆WR > 0, am System wird Arbeit verrichtet ∆UR = 0, Prozess isotherm ∆QR = −∆W , 1. HS somit folgt ∆S = −∆SR = − Z R dS = − ∆S = SB − SA = N1 k ln Z R 1 1 δQ = − ∆QR = ∆WR T T T N N + N2 k ln N1 N2 wie erwartet: ∆S > 0, Prozess P irreversibel N ist speziell N1 = N2 = , dann gilt: 2 ∆S = SB − SA = Nk ln 2 ————————————————————————————————— Entropie des idealen Gases: s ln T + ln V − ln N + σ0 S = S(T, V, N) = Nk 2 mit nur vom Referenzzustand abhängiger Konstante σ0 Zustand A: (beide Gase mit gleichem s, z.B. H2 , O2 ) SA = S(T, V1 , N1 ) + S(T, V2 , N2 ) = N1 k s s ln T + ln V1 − ln N1 + σ0 +N2 k ln T + ln V2 − ln N2 + σ0 2 2 V2 V1 s + N2 k ln + (N1 + N2 )kσ0 = (N1 + N2 )k ln T + N1 k ln 2 N1 N2 mit V1 /N1 = V2 /N2 = V /N ist: V s ln T + ln + σ0 SA = Nk 2 N SA = S(T, V, N1 + N2 ) ➜ im “geordneten Zustand”: N Teilchen im Volumen V bei Temperatur T 73 Zustand B: SB = SA + ∆S s N V N = Nk + N2 k ln ln T + ln + σ0 + N1 k ln 2 N N1 N2 1 1 s ln T + ln V + σ0 + N1 k ln + N2 k ln = Nk 2 N1 N2 SB = S(T, V, N1 ) + S(T, V, N2 ) ➜ im “durchmischten Zustand”: Ni Teilchen im Volumen V bei Temperatur T ∆S = S(T, V, N1 ) + S(T, V, N2 ) − S(T, V, N1 + N2 ) ————————————————————————————————— Gibbssches Paradoxon – verschiedene Gase: ∆S = Nk ln 2 – gleiche Gase: offensichtlich ist ∆S = 0 (A und B sind gleiche TD Zustände) Forderungen: • Man sollte ignorieren können, dass die Gase verschieden sind! (welchen Effekt sollte es z.B. haben, wenn N1 rote und N2 blaue (also verschiedene) Moleküle vorliegen, die “Farbe” aber gar keinen Einfluss auf deren Dynamik hat?) • Es kann nicht sein, dass ∆S = Nk ln 2, falls die Gase verschieden sind, dies uns aber nicht bekannt ist! (historisches Beispiel: Entdeckung der Isotope) • Die Anzahl f der (unabhängigen) Zustandsgrößen sollte also nicht fest sondern wählbar sein! Unterschiedliche Beschreibungsebenen sollten zulässig sein! (p, T, N1 , N2 ) vs. (p, T, N) Beschreibung des Mischungsexperiments auf der Ebene (p, T, N), also so, als ob die Gase gleich wären: A → B: keine Zustandsänderung (statt irreversibler Durchmischung mit ∆S > 0) C → A: jeweils isotherme Kompression mit ∆WR = −∆QR > 0 (unverändert) 74 B → C: 1) Einsatz von semipermeablen Wänden: Zwischenzustand • wie vorher ist ∆WR = ∆QR = 0 • also: A → B → C → A ist ein reversibler Kreisprozess mit ∆W = −∆Q bei Wärmeaustausch mit einem Bad der Temperatur T • −(P + R) ist ein ppm2! Fazit: • Makrovariablen, die in einem TD Prozess manipuliert werden, müssen zur Zustandscharakterisierung mit einbezogen werden (Konsistenz der Beschreibungsebene) 2) kein Einsatz von semipermeablen Wänden: ➜ p1 und p2 können nicht separat manipuliert werden • B → C nur über isotherme Expansion möglich dabei: ∆WBC = ∆QBC < 0 und: ∆WBC = ∆WCA • also: A → B → C → A ist ein reversibler Kreisprozess mit ∆W, ∆Q = 0 Fazit: • konsistente Beschreibung mit weniger Zustandsvariablen möglich, “Paradoxien” (z.B. ppm2) entstehen nur bei Vermischung verschiedener Beschreibungsebenen • eine real beobachtete Verletzung des 2.HS zeigt an, dass die Beschreibung des TD GG nicht vollstänig ist • die Größen Entropie, Wärme, Arbeit sind keine absoluten Größen sondern abhängig vom gewählten Satz von Zustandsgrößen, d.h. von der Beschreibungsebene 75 Mischung von Gasen: paradox? Paradoxon • ∆S = Nk ln 2 ist unabhängig von der Art der Gase • gleiche Gase durchmischen sich auch, was klar wird, wenn man die einzelnen Gasmolküle betrachtet • warum sollte also ∆S = 0 für gleiche Gase gelten ? Auflösung • Mischung produziert Entropie heißt: man kann die Gase wieder entmischen und das System reversibel in den Ausgangszustand zurückführen, wobei eine Änderung in der Umgebung zurückbleibt • Rückkehr in den Ausgangszustand aber meint Rückkehr in den TD Ausgangszustand (Makrozustand nicht Mikrozustand) • dazu ist aber bei gleichen Gasen gar kein Prozess notwendig, Anfangs- und Endzustand sind gleich, also ∆S = 0 Fazit • es ist wichtig, zwischen Mikro- und Makrozustand zu unterscheiden • die Entropie bezieht sich auf den Makrozustand 76 Paradoxon • man nehme an, dass die zwei Gase aus (hypothetischen) Teilchen bestehen, die sich nur in einem Parameter (z.B. Masse m) unterschieden • dieser Parameter sei kontinuierlich varrierbar • für ∆m → 0 kontinuierlich ist auch ∆S → 0, aber diskontinuierlich ! Auflösung • der Mikrozustand der Gase ändert sich durchaus kontinuierlich mit m • die TD bezieht sich aber nicht auf den Mikro- sondern auf den Makrozustand (es wird keineswegs der ursprüngliche Mikrozustand wiederhergestellt) • was also diskontinuierlich ist, ist die Bedeutung von “TD Zustand wiederhestellen können” und “reversibel” • entweder man hat die Fähigkeit (auch bei kleinster Massendifferenz), semipermeable Wände zu bauen, oder nicht • wenn nicht, macht es für die TD Beschreibung keinen Sinn, die Masse zur Unterscheidung von Zustandsvariablen heranzuziehen (z.B. N1 und N2 oder Partialdrücke) Fazit • die Definition der Entropie hängt davon ab, welche Variablen zur Beschreibung des Makrozustands herangezogen werden, in dieser Wahl liegt die Diskontinuietät 77 Paradoxon • man nehme an, die zwei Gase bestünden aus Teilchen, die sich nur in einer Eigenschaft unterscheiden, die für den Durchmischungsprozess dynamisch irrelevant und nur in anderen Experimenten wichtig ist • dies Gase sind unterschiedlich, also ∆S = Nk ln 2 • der Prozess ist aber komplett bis ins kleinste mikroskopische Detail identisch mit einem Prozess, wo die Gase gerade nicht unterschiedlich sind, und hier ist ∆S = 0 ! Auflösung • der TD Zustand ist charakterisiert durch wenige (typisch f = 2 − 4) Zustandsgrößen X1 , .., Xf und es ist S = S(X1 , ..., Xf ) • Zustandsgrößen können auch einen Mikrozustand charakterisieren, müssen aber nicht (Beispiel U vs. p, p nicht definiert während freier Expansion eines Gases) • wäre S durch den Mikrozustand bestimmt, wäre in der Tat ∆S = 0 plausibel, aber das ist falsch (Vorgriff auf SM: S hat zu tun mit dem “Volumen” einer Klasse von Mikrozuständen) • ∆S kann also durchaus verschieden sein kann, auch wenn der Prozess mikroskopisch völlig identisch abläuft • wichtig ist, dass zwischen den Gasen in anderen Experimenten diskriminiert werden kann, denn das bedeutet, dass ein reversibler Rückprozess konstruiert werden kann, also ∆S = Nk ln 2 Fazit • Paradoxien entstehen nur, wenn man irrtümlich annimmt, dass die Entropie eine Funktion des Mikrozustands ist 78 Paradoxon • man nehme an, man könnte die Gasmoleküle “anmalen” (links rot, rechts blau) und dies hätte keinerlei Einfluss auf deren Einzeltrajektorien - auch nicht in anderen Experimenten • die Moleküle und also die Gase sind dann verschieden also ∆S = NK ln 2 • der Mischungsprozess wäre aber absolut bis ins kleinste Detail identisch mit einem Prozess “gleichfarbiger” Moleküle, für den ∆S = 0 Auflösung • Mischung produziert Entropie heißt: Man kann die Gase wieder entmischen und das System reversibel in den Ausgangszustand zurückführen, wobei eine Änderung in der Umgebung zurückbleibt • dies ist hier nicht möglich, entsprechende semipermeable Wände lassen sich nach Voraussetzung nicht konstruieren, der Ausgangszustand kann also nicht wiederhergestellt werden • die Variable “Farbe” ist also thermodynamisch sinnlos, TD Zustände können nicht mit ihr unterschieden werden, es ist sinnlos, den “durchmischten” und den “geordneten” Zustand als verschieden zu betrachten, ∆S = 0 • natürlich ist es denkbar, jede einzelne Trajektorie zu verfolgen und zu beeinflussen, aber eine Beeinflussung des Systems mittels Makrovariablen X1 , X2 , ... ist nicht möglich Fazit • die Entropie ist ein Konzept zur Beschreibung von Makrozuständen und ihrer Manipulation mittels Makrovariablen 79 Paradoxon • ∆S = 0 für gleiche Gase, aber was wäre, wenn uns die Gase nur als gleich erschienen (ein Gas G), in Wirklichkeit aber verschieden sind (zwei Gase G1 und G2)? (historisch ähnlich gelagerter Fall: die Entdeckung von Isotopen) • was, wenn im Jahr 2100 die Substanzen Whifnium und Whafnium gefunden werden, so dass das eine Gas (G1) durch Whifnium diffundieren kann (G2 aber nicht) und umgekehrt Whafnium nur für G2 durchlässig ist • nach heutiger Kenntnis: ∆S = 0, zukünftig ∆S = Nk ln 2? Auflösung • im Jahr 2100 kann man die Gase trennen und somit das Durchmischen reversibel rückgängig machen • die Beschreibung durch ∆S = Nk ln 2 ist korrekt bei Verwendung eines entsprechenden Satzes von TD Zustandsgrößen (N1 , N2 , ...) • die Definition von S hängt vom Satz der Zustandsgrößen ab und auch heute könnte man N1 und N2 wählen, was aber sinnlos wäre, wie durch “Farbe” markierte Moleküle (s.o.), da man keine entsprechende Kontrolle über die Makrovariablen hat • der Wechsel der Beschreibung von heute zu derjenigen in 2100 repräsentiert verbesserte Fähigkeiten, und ∆S = Nk ln 2 hat im Jahr 2100 reale Konsequenzen: • ∆S 6= 0 bedeutet, dass man das System (messbare!) Arbeit verrichten lassen kann: Statt die irreversible Durchmischung zuzulassen, ist dazu lediglich der reversible Ersatzprozess zu schalten (s. Rechnung) • auch nach der Entdeckung der Substanzen Whifnium und Whafnium könnte man aber auf einer Beschreibung durch die alten Makrovariablen bestehen (dann: ∆S = 0) Fazit • die Entropie hängt von der Wahl des Satzes der Makrovariablen ab • der Entropiebegriff ist also abhängig von der Beschreibungsebene • der Entropiebegriff ist deswegen nicht “subjektiv”, denn Nk ln 2 kann prinzipiell zur Verrichtung von Arbeit ausgenutzt werden (wenn man G1 und G2 handhaben kann) 80 • “Die Zahl der Fische, die man fangen kann, ist eine objektive Tatsache, hängt aber von der subjektiven Kenntnis über das Verhalten von Fischen ab” – S ist sozusagen die Zahl der Fische, die man fangen kann 81 Paradoxon • man betrachte zwei Beobachter (Experte und Ignorant), die um die Existenz von Whifnium und Whafnium und G1 und G2 wissen bzw. nicht wissen • Experiment 1: spontane Durchmischung von G1 und G2 (Zustand Zini → Zfin ): für beide Beobachter ist ∆W , ∆Q, ∆U = 0 für den Ignoranten ist auch Zini = Zfin • Experiment 2: mit semipermeablen Wänden werden G1 und G2 reversibel gemischt (Zustand Zini → Zfin quasistatisch) jetzt wird die Arbeit ∆W < 0 frei, ∆Q > 0 wird also zugeführt (s.Rechnung) für beide Beobachter bleibt jetzt eine Änderung in der Umgebung bestehen (∆Q), die klar messbar ist für den Ignoranten gilt: ∆Q wird vollständig in ∆W umgewandelt, sonst passiert nichts, das ist ein perpetuum mobile 2. Art ! für den Experten gilt: ∆Q wird zwar vollständig in ∆W umgewandelt, aber das System ist nicht gleich geblieben (Zini 6= Zfin ), seine Entropie ist ∆S = Nk ln 2 gewachsen • beide Beobachter könnten jetzt wiederum durch einen dritten ausgetrickst werden, der weiss, dass G2 aus G2a und G2b besteht und der um die Existenz von Whoofnium weiß etc. Auflösung • so ist es Fazit • der 2. Hauptsatz (Nichtexistenz eines ppm2) gilt nur, solange man sich für einen Satz von Makrovariablen entschieden hat und auch bei dieser Entscheidung in der Erklärung von Phänomenen bleibt • eine beobachtete Verletzung des 2. Hauptsatzes sollte also Anlass geben, nach der nicht in die Beschreibung einbezogenen Variable zu suchen 82 Kapitel 5 Elementare Statistik Aufgaben der statistischen Mechanik • mikroskopische Charakterisierung des thermodynamischen Gleichgewichts • Nullter Hauptsatz: mikroskopische Definition der Temperatur • Ableitung der Zustandsgleichung des klassischen idealen Gases • Zustandsgleichung des idealen Paramagneten • Ableitung der kalorischen Zustandsgleichung idealer Gase • Definition der Wärme • Begründung des ersten Hauptsatzes • Begründung des zweiten Hauptsatzes • Anwachsen der Entropie inkonsistent mit Zeitinversionssymmetrie der dynamischen Grundgleichungen der KM, QM? • Definition der Entropie für beliebige Nichtgleichgewichtszustände? • Bestimmung thermodynamischer Potenziale aus der Hamilton-Funktion (aus dem Hamilton-Operator) • dritter Hauptsatz • Zustandsgleichungen des idealen Gases für T → 0? 83 Wahrscheinlichkeit 5.1 mathematisch-axiomatische Einführung des WK-Begriffs: WK werden Ereignissen zugeordnet Struktur des Ereignisraums für konsistente WK-Definition? ➜ Kolmogorov (1933) Menge Ω ω∈Ω Ausgang eines Versuchs A⊂Ω Ereignis A = {ω} elementares Ereignis E ⊂ {A|A ⊂ Ω} Ereignisraum Def: E heißt Borel-Raum, falls –Ω∈E – A∈E ⇒A=Ω\A∈E – A1 , A2 ∈ E ⇒ A1 ∪ A2 ∈ E einfache Folgerungen: – A1 , A2 ∈ E ⇒ A1 ∩ A2 ∈ E –∅∈E Def: zwei Ereignisse A1 , A2 heißen exklusiv falls – A1 ∩ A2 = ∅ Def: A1 , ..., An ∈ E heißen Partition, falls – Ai ∩ Aj = ∅ für i 6= j – A1 ∪ ... ∪ An = Ω ————————————————————————————————— Beispiel: Würfel Ω = {1, 2, 3, 4, 5, 6} Versuchsausgänge: i elementares Ereignis: {i} ein stets möglicher (trivialer) Borel-(Ereignis-)Raum: E = {A|A ⊂ Ω} z.B. {1}, ∅, Ω, {1, 3, 5} ∈ E 84 nicht-trivialer Borel-Raum: seien {1, 2}, {3, 4} ∈ E ➜ ∅, Ω ∈ E (immer) {3, 4, 5, 6} ∈ E {1, 2, 5, 6} ∈ E (Komplemente) {1, 2, 3, 4} ∈ E (Vereinigung) {5, 6} ∈ E (Komplement) ➜ E = {{1, 2}, {3, 4}, {5, 6}, {1, 2, 3, 4}, {1, 2, 5, 6}, {3, 4, 5, 6}, ∅, Ω} ist ein Borel-Raum ————————————————————————————————— (mathematische) Wahrscheinlichkeit: jedem Ereignis A ∈ E wird eine Zahl P (A) zugeordnet P :E →R A → P (A) wobei P bestimmte Eigenschaften hat (Regeln der WK-Rechnung): – P (A) ≥ 0 für alle A ∈ E – P (Ω) = 1 – für A1 , ..., An paarweise exklusiv: P (A1 ∪ ... ∪ An ) = P (A1 ) + ... + P (An ) Summenregel notwendige und hinreichende (!) Axiome für komplette WK-Theorie (auch für n → ∞, abzählbar unendlich) weitere (ableitbare) WK-Regeln: – P (A) ≤ 1 – P (∅) = 0 – A ⊂ B ⇒ P (A) ≤ P (B) – P (A) = 1 − P (A) – P (A ∪ B) + P (A ∩ B) = P (A) + P (B) – für Partition A1 , ..., An gilt: n X i=1 P (Ai ) = P (A1 ∪ ... ∪ An ) = P (Ω) = 1 – für Partition A1 , ..., An gilt: P (B) = n X i=1 P (Ai ∩ B) Marginalisierungsregel 85 Def: A, B ∈ E heißen unabhängig, falls P (A ∩ B) = P (A)P (B) Def: bedingte Wahrscheinlichkeit P (A|B) = P (A ∩ B) P (B) ➜ alle WK-Regeln gelten auch für bedingte WK z.B. A1 ⊂ A2 ⇒ P (A1 |B) ≤ P (A2 |B) ➜ bedingte WK sind WK weiter ist: P (A ∩ B) = P (A|B)P (B) = P (B|A)P (A) Produktregel und somit: P (A|B) = P (B|A)P (A) P (B) Bayessches Theorem für Partition A1 , ..., An : P (B) = n X i=1 P (Ai ∩ B) = n X P (B|Ai)P (Ai ) i=1 Marginalisierungsregel P (B|Ai )P (Ai) P (Ai |B) = Pn i=1 P (B|Ai )P (Ai ) Bayessches Theorem A, B unabhängig, falls P (A|B) = P (A) ————————————————————————————————— Probleme des mathematischen (axiomatischen) WK-Begriffs: Bsp: gezinkte Münze, A = Kopf, A = Zahl falls P (A) = 1 − P (A) gegeben, kann WK berechnet werden, in n Würfen k-mal A zu finden, etc. ➜ WK-Regeln proliferieren WKen aber: ➜ a priori WKen (z.B. P (A) im Bsp) beim axiomatischen Zugang offen Problem der a priori WK 86 ————————————————————————————————— naive Definition der WK: Anzahl günstiger Fälle NA = P (A) = N Anzahl möglicher Fälle Pascal, Fermat Probleme des naiven Definition der WK: Bsp: WK, 7 Augen bei zweimaligem Würfeln zu bekommen: N = 11: 2,3,...,12, NA = 1: 7 1 P (A) = ?? (korrekt ist P (A) = 1/6) 11 NA nur gültig, falls alle Fälle gleichwahrscheinlich sind ➜ P (A) = N was ist bei nicht gleichwahrscheinlichen Fällen? noch schlimmer: zyklische Definition! ————————————————————————————————— statistische Definition der WK: WK als empirisch bestimmbare Größe tritt Ereignis A in N wiederholten, gleichen Versuchen NA -mal auf, dann ist NA N definiere: die relative Häufigkeit NA N →∞ N ➜ naive sowie statistische Def. der WK liefern die obigen WK-Regeln ! P (A) = lim Probleme der statistischen Definition der WK – Messvorschrift mit lim nie durchführbar, nur relative Häufigkeiten messbar N →∞ – N ist oft klein (teure Experimente) – unwiederholbare “Versuche”: Astrophysik, also P undefiniert?? – “50% Regen-WK für morgen”: Realisierung gleicher Versuchsbedingungen? ➜ starke Einschränkungen Vorgriff auf Statistische Physik: Festlegung der WK von mikroskopischen Zuständen so nicht möglich 87 ————————————————————————————————— umfassenderer WK-Begriff (Jaynes): jede WK ist eine bedingte WK: P (A|Bedingungskomplex B) Interpretation der bedingten WK als Implikationsmaß: P (A|B) = 1 falls A sicher (zwingend ableitbar aus B) P (A|B) = 0 falls A unmöglich (vor dem Hintergrund B) P (A|B) < 1 falls A plausibel (P : Plausibilitätsgrad) ➜ WK für Aussagen (statt “Ereignisse”) ➜ Aussagen können sicher (wahr), unmöglich (falsch) oder plausibel (wahrscheinlich) sein ————————————————————————————————— A1 , A2 Aussagen ➜ A1 ∪ A2 Aussage A1 ∪ A2 ⇔ A1 → A2 (wenn A1 dann A2 ) Bsp: sei A1 ∈ B und A1 → A2 ∈ B, dann folgt A2 P (A2 |B) = 1 ➜ gewöhnliches logisches Schließen kann durch WK ausgedrückt werden ————————————————————————————————— Bsp: A1 : “Es hat geregnet”, A2 : “Die Straße ist nass” es ist: P (A2 |A1 ) = 1 (weitere Bedingungen B (Alltagswissen) nicht explizit angegeben) P (A1 |A2 ) = P (A2 |A1 )P (A1 ) P (A2 ) P (A1 |A2 ) = P (A1 ) P (A2 ) Bayessches Theorem also: und somit: P (A2 ) > P (A1 ) nasse Straße plausibler als Regen! (Straßenreinigung etc.) ➜ Implikationsmass als Erweiterung der Logik ————————————————————————————————— Bsp: gezinkte Münze, A = Kopf, A = Zahl 88 B gebe keinerlei Bevorzugung von A oder A P (A|B) = P (A|B) = 1/2 Laplacesches Indifferenzprinzip beachte: • keine Interpretation von P (A|B) als messbare Eigenschaft der Münze • reine Symmetrieüberlegung • nach vielen Würfen (z.B. mit Ausgang “Kopf” bei allen) ändert sich B → B′ (und somit P (A|B′ ) ≈ 1) ➜ Symmetrie von Aussagen (vor gegebenem Bedingungskomplex) erlaubt Festlegung von a priori WKen Vorgriff auf Statistische Physik: gleichwahrscheinliche Mikrozustände bei praktisch vollständig fehlender Information Formalisierung dieser Idee: 5.2 Shannon-Information Versuch mit endlich vielen Ausgängen k = 1, ..., M (z.B. Würfel) Ω = {1, 2, ..., M} Elementareignisse: Ak = {k} Ereignisraum E = {A|A ⊂ Ω} WK für Elementarereignis Ak : P (Ak ) = pk (i.allg. verschieden) Elementarereignisse bilden eine Partition: Ai ∩ Aj = ∅ A1 ∪ ... ∪ AM = Ω ————————————————————————————————— Def: I(k), Informationswert von Ak : Anzahl der notwendigen, vorab festgelegten binären Fragen zu dessen vollständiger Festlegung × ln 2 Bsp: M = 2r , pk = p = 1 M 89 ➜ r binäre Fragen, also I(k) = r ln 2 = log2 M · ln 2 = ln M = − ln pk gleichwahrscheinliche Ereignisse Ak : I(k) = − ln pk ————————————————————————————————— allgemeinerer Algorithmus zur Bestimmung von I(k): (1) setze Ω′ = Ω (2) partitioniere Ω = Ω1 ∪ Ω2 , Ω1 ∩ Ω2 = ∅, so dass 1 P (Ω1 ) = P (Ω2 ) = 2 (3) setze Ω′ = Ω1 falls k ∈ Ω1 , sonst Ω′ = Ω2 (4) pk → 2pk für alle k ∈ Ω′ (5) gehe zu (2) und iteriere bis pk = 1 jetzt ist: I(k) = Anzahl der Iterationen × ln 2 = r ln 2 (denn: r = Anzahl der Fragen) weiter gilt: pk → 2pk → · · · → 2r pk = 1 also: pk = 1 2r r = − log2 pk und I(k) = r ln 2 = − log2 pk · ln 2 = − ln pk Algorithmus setzt oben benutzte Partitionierbarkeit voraus, kein Problem für große M definiere jetzt allgemein: I(k) = − ln pk Informationswert von Ak “Wert der Information, die man erhält, wenn einem das sichere Vorliegen von Ereignis Ak mitgeteilt wird”, Neuigkeitswert ————————————————————————————————— 90 es ist: • I(k) ≥ 0, denn pk ≤ 1 • I(k) = 0 ⇔ pk = 1, kein Informationsgewinn bei Mitteilung eines sowieso schon sicheren Ereignisses • I(k) → ∞ für pk → 0, je unwahrscheinlicher das Ereignis desto größer der Informationswert der mittlere Informationswert ist gegeben durch σ= X k pk I(k) = − X Shannon-Information pk ln pk k sind die pk bekannt, ist σ = σ(p1 , ..., pM ) ein Maß für die Unkenntnis über den Versuchsausgang ————————————————————————————————— Eigenschaften der Shannon-Information: • σ(p1 , ..., pM ) ≥ 0 • σ(p1 , ..., pM ) = 0 ⇔ pk = δkk0 für ein k0 (minimale Unkenntnis) • Beitrag von k zu σ klein für pk → 1 (kaum neue Info) oder pk → 0 (wegen x ln x → 0 unwichtig für mittlere Info) 1 = const. (Gleichverteilung) ist M M X 1 1 ln = ln M σ(p1 , ..., pM ) = − M k=1 M • für pk = • Monotonie 1 1 σM ≡ σ( , ..., ) monoton wachsend M M (größere Unkenntnis bei wachsender Anzahl gleichwahrscheinlicher Möglichkeiten) • Stetigkeit σ(p1 , ..., pM ) stetig in allen Argumenten 91 • Additivität σ(p1 , ..., pM ) = σ(p, p3 , ..., pM ) + pσ( p1 p2 , ) p p für p = p1 + p2 (folgt durch direktes Nachrechnen) Unkenntnis unabhängig davon, ob EE in Klassen zusammengefasst werden Monotonie, Stetigkeit und Additivität bestimmen σ eindeutig bis auf eine Konstante (Shannon) ————————————————————————————————— Bedeutung (und Verallgemeinerung) der Additivität: fasse EE A1 , ..., AM in Klassen B1 , ..., BN zusammen (N ≥ M): B1 = A1 ∪ ... ∪ Ar B2 = Ar+1 ∪ ... ∪ Ar+s ... es ist: P (B1 ) = p1 + ... + pr ≡ w1 P (B2 ) = pr+1 + ... + pr+s ≡ w2 ... Unkenntnis über A1 , ..., AM gegeben durch Unkenntis über Klassen B1 , ..., BN plus, gegeben dass B1 (WK w1 ), Unkenntnis über A1 , ..., Ar plus ... (1 Gewinnlos in einer von M Schachteln ⇔ Gewinnlos in einer von N Boxen mit jeweils r, s, ... Schachteln) σ(p1 , ..., pM ) = σ(w1 , ..., wN ) pr p1 , ..., +w1 σ w1 w1 pr+1 pr+s +w2 σ , ..., w2 w2 ... denn (z.B.) bedingte WK für A1 , gegeben dass B1 , ist (mit Bayesschem Theorem) P (A1 |B1 ) = P (A1 |A1 ∪ ... ∪ Ar ) P (A1 ∪ ... ∪ Ar |A1 )P (A1 ) = Pr i=1 P (A1 ∪ ... ∪ Ar |Ai )P (Ai ) 92 P (A1 ) p1 p1 = Pr = = p1 + ... + pr w1 i=1 P (Ai ) ————————————————————————————————— Beweis(skizze) des Shannonschen Theorems: betrachte p1 = ... = pM = 1/M als Spezialfall ➜ σ(1/M, ..., 1/M) = σ(w1 , ..., wN )+w1 σ(1/Mw1 , ..., 1/Mw1 )+w2... also: σM = σ(w1 , ..., wN ) + N X wl σ(1/Mwl , ..., 1/Mwl ) N X wl σM wl l=1 und somit σ(w1 , ..., wN ) = σM − l=1 für w1 = ... = wN = 1/N ist speziell: σN = σM − σM/N Funktionalgleichung mit Lösung (hier strenggenommen Approximation reeller durch rationale Zahlen notwendig ➜ Stetigkeit) σN = σ0 ln N Konstante σ0 > 0 (Monotonie) einsetzen: σ(w1 , ..., wN ) = σ0 ln M − N X l=1 wl σ0 ln(Mwl ) = −σ0 N X wl ln wl l=1 ————————————————————————————————— Prinzip der Maximierung der Shannon-Information: a priori WK können durch Forderung nach maximaler Unkenntnis (evtl. unter Nebenbedingungen) festgelegt werden ➜ einzig rationale Möglichkeit ➜ andere Festlegungen der a priori WK sind nicht “unvoreingenommen” ————————————————————————————————— Beispiel: gezinkte Münze, WK p1 , p2 mit p1 + p2 = 1 (Nebenbedingung) 93 σ(p1 , p2 ) = −p1 ln p1 − p2 ln p2 σ(p1 , p2 ) − λ(p1 + p2 ) = max. ∂ (σ(p1 , p2 ) − λ(p1 + p2 )) = 0 ∂pi − ln pi − 1 − λ = 0 pi = e−1−λ = const. wähle Lagrange-Parameter λ so, dass NB erfüllt, also 1 Laplacesches Indifferenzprinzip 2 ————————————————————————————————— p1 = p2 = (unfairer) “Würfel” mit N Seiten, Seite i mit Xi = i Augen, WK: pi gegeben: mittlere Augenzahl hXi ≡ N X p i Xi = X0 i=1 ➜ Maximierung der Shannon-Information unter 2 NB: N X X ∂ X 0= p j Xj pj − λ pj ln pj − µ − ∂pi j j j=1 0 = − ln pi − 1 − µ − λXi also: pi = exp(−1 − µ − λXi ) = const. exp(−λXi ) µ: Normierungsbedingung ➜ e−λXi pi = PN −λX i i=1 e λ: Festlegung des Erwartungswerts ➜ P −λXi i Xi e X0 = P = X0 (λ) −λXi ie z.B. X0 = X ➜ λ(X0 ) Xi /N ➜ λ = 0 i 5.3 Zufallsvariable betrachte Ereignisse der Form Ai = X hat den Wert xi (xi reell) 94 – X heißt Zufallsvariable – Wertebereich {x1 , x2 , ...} (diskret) – p : {x1 , x2 , ...} → R mit p(xi ) = P (Ai) WK-Funktion (WK-Verteilung) A1 , A2 , ... bilden eine Partition ➜ X p(xi ) = 1 i ————————————————————————————————— X Zufallsvariable ➜ X n Zufallsvariable Def: n-tes Moment von X hX n i = X xni p(xi ) i ➜ grobe Charakterisierung der WK-Funktion Erwartungswert von X (Mittelwert) X hXi = xi p(xi ) i Varianz von X (mittlere quadratische Schwankung) σ 2 = h(X − hXi)2 i = hX 2 − 2hXiX + hXi2 i = hX 2 i − hXi2 Standardabweichung σ= q hX 2 i − hXi2 ————————————————————————————————— Bsp: der Informationswert I(k) ist eine Zufallsvariable Erwartungswert: hIi = X I(k)pk = σ k (hier ist speziell I(k) = − ln pk eine Funktion der pk ) ————————————————————————————————— kontinuierlicher Wertebereich: kontinuierliche Zufallsvariable ρ(x) WK-Dichte ρ(x)dx WK, dass X ∈ [x, x + dx] Normierung: Z ∞ −∞ dxρ(x) = 1 Momente: 95 Z n hX i = ∞ −∞ dxxn ρ(x) ————————————————————————————————— WK-Dichte für diskrete Zufallsvariable: ρ(x) = X i Bsp: hXi = Z p(xi )δ(x − xi ) dx xρ(x) = X (normiert!) Z p(xi ) i dx xδ(x − xi ) = ➜ WK-Dichte allgemeiner als WK-Funktion X p(xi )xi i ————————————————————————————————— charakteristische Funktion: ϕ(k) = Z dxeikx ρ(x) (Fourier-Transformation der WK-Dichte) Taylor-Entwicklung: ϕ(k) = = Z ∞ X (ikx)n ρ(x) dx n! n=0 ∞ X (ik)n n=0 n! Z dxxn ρ(x) = ∞ X (ik)n n hX i n=0 n! ϕ(k) = heikX i charakteristische Funktion erzeugt Momente / Kumulanten Momente: 1 dn hX i = n n ϕ(k) i dk k=0 Kumulanten: 1 dn Cn (X) = n n ln ϕ(k) i dk k=0 speziell: n C0 (X) = 0 C1 (X) = hXi C2 (X) = hX 2 i − hXi2 (“zentriert”) C3 (X) = hX 3 i − 3hX 2 ihXi + 2hX 3i 96 ... ————————————————————————————————— X Zufallsvariable ➜ Y = F (X) Zufallsvariable ρ(x) gegeben, ρ(y) gesucht (ρ(x) kurz für ρX (x)) angeben lässt sich zunächst: bedingte WK dafür, dass Y in dy bei y, falls X = x: ρ(y|x)dy = δ(y − F (x))dy Marginalisierungsregel: P (B) = ρ(y)dy = also: ρ(y) = Z Z (beachte: X R dyρ(y|x) = 1) P (Ai)P (B|Ai ), kontinuierlich: i dx ρ(x) ρ(y|x)dy dx ρ(x) δ(y − F (x)) ρ(y) = hδ(y − F (X))i sind xi (y) die Lösungen von y = F (x), dann ist δ(y − F (x)) = X i 1 |F ′(xi (y))| δ(x − xi (y)) also: ρ(y) = X i 1 |F ′ (xi (y))| ρ(xi (y)) ————————————————————————————————— k Zufallsvariablen X1 , ..., Xk gemeinsame WK-Funktion/WK-Dichte: ρ(x1 , ..., xk ) – ρ(x1 , ..., xk ) ≥ 0 – – Z X x1 – dx1 · · · dxk ρ(x1 , ..., xk ) = 1 (kontinuierlich) ··· hXin i X p(x1 , ..., xk ) = 1 (diskret) xk = – hXin i = Z dx1 · · · dxk xni ρ(x1 , ..., xk ) n-tes Moment von Xi X x1 ··· X xni p(x1 , ..., xk ) xk – ➜ Erwartungswert, Varianz von Xi 97 Def: Kovarianz von Xi und Xj : cov(Xi , Xj ) = h(Xi − hXi i)(Xj − hXj i)i = hXiXj i − hXi ihXj i Def: Korrelation von Xi und Xj : cor(Xi , Xj ) = cov(Xi , Xj ) σXi σXj es gilt: 2 cov(Xi , Xi ) = hXi2 i − hXi i2 = σX i cor(Xi , Xi ) = 1 |cor(Xi , Xj )| ≤ 1 Def: X1 , ..., Xk heißen unabhängig, falls ρ(x1 , ..., xk ) = ρ(x1 ) · · · ρ(xk ) sind X und Y unabhängig, dann ist hXY i = hXihY i und somit auch cov(X, Y ) = cor(X, Y ) = 0 (dies ist aber nicht hinreichend!) 2 2 weiter gilt: σX+Y = σX + σY2 ➜ die Varianzen unabhängiger Zufallsvariablen sind additiv 5.4 Zentraler Grenzwertsatz seien X1 , ..., XN unabhängige Zufallsvariable und Y = N 1 X Xi N i=1 im Grenzfall N → ∞ gilt: Y ist normalverteilt mit hY i = σY2 = N 1 X hXi i N i=1 N 1 X σ2 N 2 i=1 Xi (Xi muss endliche Momente besitzen) 98 ————————————————————————————————— falls hXi i = hXi und σXi = σX , ist σY2 = hY i = hXi 1 2 σ N X Diskussion: • Z= N X Xi typische Form extensiver Zustandsgrößen i=1 Xi Mikrovariable eines Teilchens i • Z/N normalverteilt (falls Xi unabhängig) 2 2 Varianz: σZ/N = O(1/N) falls σX = O(1) √ Standardabweichung: σZ/N = O(1/ N ) √ Standardabweichung: σZ = O( N ) √ relative Standardabweichung: σZ /hZi = O(1/ N) → 0 • sichere Aussagen trotz statistischer Beschreibung im Limes N → ∞ thermodynamischer Limes ————————————————————————————————— Beweis: ρ(y) = hδ(y − N −1 X Xi )i i charakteristische Funktion: ϕ(k) = k = hei N Z P dy eiky ρ(y) = i Xi i=h Y i k Z dy eiky hδ(y − N −1 ei N Xi i = Y i k hei N Xi i X Xi )i i (Unabhängigkeit !) also: ϕY (k) = Y ϕXi (k/N) i Taylor-Entwicklung: ln ϕXi (k/N) = = C0 (Xi ) + i ∞ X (ik/N)n Cn (Xi ) n! n=0 k 1 k2 C1 (Xi ) − C2 (Xi ) + O(k 3 /N 3 ) N 2 N2 99 2 mit C0 = 0, C1 = hXi i, C2 = σX folgt: i k 1 k2 2 ϕXi (k/N) = exp i hXi i − σXi + O(k 3 /N 3 ) 2 N 2N ! somit: k X 1 k2 X 2 ϕY (k) = exp i σ + NO(k 3 /N 3 ) hXi i − N i 2 N 2 i Xi ! für N → ∞ und |k| = O(N 2/3 ) ist Term 3 = O(1) ≪ Term 2 = O(N 1/3 ) ≪ Term 1 = O(N 2/3 ) (für |k| ≤ O(N 2/3 ) dann sicher auch) 1 ρ(y) = 2π Z 1 dke−iky ϕY (k) = 2π Z 1 k2 X 2 k X hXi i − σ dke−iky exp i N i 2 N 2 i Xi definiere N 1 X hXi i hY i ≡ N i=1 σY2 N 1 X 2 σX ≡ 2 N i=1 i dann ist: 1 ρ(y) = 2π Z −iky dke 1 exp ikhY i − k 2 σY2 2 (y − hY i)2 q = exp − 2σY2 2πσY2 1 (Gauß-Integral) also Y normalverteilt und hY i, σY2 Mittelwert bzw. Varianz von Y beachte: signifikante Beiträge zum Integral nur für k mit |k| ≤ O(1/σY ) = O(N 1/2 ) ≤ O(N 2/3 ) Anwendung auf: 5.5 Binomialverteilung Xi für i = 1, ..., N unabhängige Zufallsvariable mit Wertebereich {1, 0} WK-Funktion: p(1) = p p(0) = q (für alle i gleich) N-maliges Werfen einer (gezinkten) Münze 100 ! ! X= N X Xi i=1 Wertebereich: {0, 1, .., N} WK-Funktion: pN (n) n = 0, 1, ..., N Erwartungswert und Varianz von X für N → ∞ ? ————————————————————————————————— Anwendung des ZGWS: Y ≡ N 1 X X Xi = N i=1 N ist normalverteilt (Gauß) mit hY i = σY2 = N 1 X hXi i = hXi i N i=1 N 1 X 1 2 2 σX = σX i 2 N i=1 N i es ist hXi i = p · 1 + q · 0 = p 2 σX = hXi2 i − hXi i2 = p · 12 + q · 02 − p2 = p(1 − p) i und somit hXi = NhY i = pN 2 σX = N 2 σY2 = N 2 wiederum: q 1 p(1 − p) = p(1 − p)N N s Np(1 − p) σX 1−p 1 √ = O(N −1/2 ) = = hXi Np p N ————————————————————————————————— direkte Rechnung (N beliebig) WK für n-mal 1 bei N Würfen in ganz bestimmter Reihenfolge: pn q N −n (Produktregel, Unabhängigkeit) Anzahl der Möglichkeiten n-mal 1 zu finden: 101 N n = N! n!(N − n)! WK für n-mal 1 bei N Würfen: (Summenregel, Exklusivität) N n N −n p q pN (n) = n Binomialverteilung es gilt: N X pN (n) = N X N n=0 n=0 n pn q N −n = (p + q)N = 1 Erwartungswert: N X N X N ∂ ∂ X p pN (n) npN (n) = hXi = pN (n) =p ∂p n=0 q=1−p q=1−p n=0 ∂p n=0 =p also: ∂ (p + q)N = pN(p + q)N −1 = pN ∂p q=1−p q=1−p hXi = pN 2 hX i = = p = ∂ ∂p N X 2 n pN (n) = (p + q)N N −1 pN(p + q) ∂ p ∂p n=0 n=0 !2 N X =p q=1−p q=1−p 2 !2 pN (n) q=1−p + p N(N − 1)(p + q) 2 2 2 = pN + p N(N − 1) = (pN) + (p − p )N Varianz: 2 σX = hX 2 i − hXi2 = (p − p2 )N also: 2 σX = p(1 − p)N in Übereinstimmung mit ZGWS 5.6 ∂ pN(p + q)N −1 ∂p q=1−p Stirling-Formel Approximation der Fakultät: 102 N −2 q=1−p n! = √ 2πn nn e−n (1 + O(1/n)) √ 1 ln n + ln 2π + O(1/n) 2 Approximation von n! mit verschwindendem relativen Fehler: √ n! − 2πn nn e−n = O(1/n) n! Approximation von ln n! mit verschwindendem absoluten Fehler: √ 1 ln n! − (n ln n − n + ln n + ln 2π) = O(1/n) 2 Approximation von ln n! mit verschwindendem relativen Fehler: ln n! = n ln n − n + ln n! − (n ln n − n) = O(1/n) ln n! ln n! − n ln n = O(1/ ln n) ln n! Beweis mit Hilfe der Sattelpunktsmethode (s.u.) ————————————————————————————————— Beispiel Binomialverteilung: pN (n) = N! pn (1 − p)N −n n!(N − n)! für N, n, N − n groß ist (Vernachlässigung log. Korrekturen) ln pN (n) = ln N! pn (1 − p)N −n n!(N − n)! = ln N! − ln n! − ln(N − n)! + ln pn + ln(1 − p)N −n ≈ N ln N − N − n ln n + n − (N − n) ln(N − n) + N − n + n ln p +(N − n) ln(1 − p) = N ln N − n ln n − (N − n) ln(N − n) + n ln p + (N − n) ln(1 − p) Maximum von pN (n): 0= also: ∂ ln pN (n) ≈ − ln n − 1 + ln(N − n) + 1 + ln p − ln(1 − p) ∂n N −n p = ln n 1−p ! nmax ≈ pN = hXi 103 wahrscheinlichster Wert ≈ Mittelwert bei scharfer Verteilung 104 Kapitel 6 Zufallsgrößen im Zustandsraum mikroskopische Theorie ➜ Thermodynamik ? Situation der KM / QM: • dynamische Grundgleichungen bekannt • N ∼ NA ∼ 1023 • ➜ Anfangsbedingungen nicht kontrollierbar • ➜ (bei weitem) unzureichende Information über Mikrozustand • statistische Bescheibung: Mikrozutand k liegt mit WK pk vor • Bestimmung der pk über Maximierung der Shannon-Information 6.1 Klassische Mechanik, Phasenraum N-Teilchen System, j = 1, ..., N f = 3N Freiheitsgrade, i = 1, ..., f (Mikro-)Zustand: π = (q, p) = (q1 , ..., qf , p1 , ..., pf ) “Phase” qi : verallgemeinerte Koordinaten, pi : verallgemeinerte Impulse Zustandsraumm: {π} = {q, p} Phasenraum zeitliche Entwicklung des Zustands: 105 π = π(t) = (q(t), p(t) Phasentrajektorie Anfangsbedingung: π(t0 ) = π0 Dynamik: Hamilton-Funktion (konservatives Hamiltonsches System) H = H(π) = H(q, p) = H(q1 , ..., qf , p1 , ..., pf ) = T + V Bewegungsgleichungen: q̇i = ∂H(q, p) ∂pi ∂H(q, p) (Hamilton-Gleichungen) ∂qi ————————————————————————————————— ṗi = − Beispiele: H= p2j + V (r 1 , ..., r N ) j=1 2m N X ideales Gas im Volumen V : V (r 1 , ..., r N ) = VWand (r 1 ) + · · · + VWand (r N ) mit V (r) = 0 V (r) = ∞ für r ∈ V für r ∈ /V Gitterschwingungen: V (r 1 , ..., r N ) = f X 1 mω 2 x2i i=1 2 ————————————————————————————————— Observable: reelle Zustandsfunktionen A = A(q, p) Bsp.: H = H(q, p) zeitliche Entwicklung: A(t) = A(q(t), p(t)) Bewegungsgleichung: dA(t) X ∂A ∂A q̇i + ṗi = dt ∂qi ∂pi i ! 106 = X i ∂A ∂H ∂A ∂H − ∂qi ∂pi ∂pi ∂qi ! definiere Poisson-Klammer: {A, B} = X i ∂A ∂B(q, p) ∂A ∂B(q, p) − ∂qi ∂pi ∂pi ∂qi ! damit: dA(t) = {A, H} dt speziell: q̇i = {qi , H} ṗi = {pi , H} Erhaltungsgrößen: {A, H} = 0 ➜ dA =0 dt ➜ A = const. Energieerhaltung: {H, H} = 0 die Phasentrajektorie liegt in der (6N-1)-dim. Hyperfläche H(q, p) = E = const. Gemischter Zustand, statistische Gesamtheit 6.2 Mikrozustand: π reiner Zustand bei unvollständiger Information: πk mit WK p(πk ) = pk gemischter Zustand ➜ gemischter Zustand = Satz von reinen Zuständen mit zugehörigen WK ➜ unvollständig präparierte Systeme (unbekannte Anfangsbedingungen) werden durch einen gemischten Zustand beschrieben, d.h. durch eine WKFunktion ➜ Zustand πk ist eine Zufallsgröße ➜ Observable A = A(πk ) = Ak ist eine Zufallsgröße ➜ statistische statt deterministische Beschreibung 107 p p gemischter Zustand reiner Zustand πk pk π q q Punkte: System in verschienen möglichen reinen Zuständen ————————————————————————————————— Beschreibung durch WK-Dichte: ρ(π) = X k pk δ(π − πk ) Dichte im 6N-dimensionalen Phasenraum! ρ(π) = ρ(q, p) = ρ(q1 · · · qf , p1 · · · pf ) Normierung: Z dπρ(π) = Z dπ X k pk δ(π − πk ) = X pk = 1 k ρ(q, p)dqdp = WK, System bei (q, p) in Phasenvolumen dqdp zu finden gemischter Zustand durch ρ(q, p) vollständig charakterisiert Erwartungswert einer Observablen A = A(q, p): hAi = oder: hAi = Z Z hAi = dqdp ρ(q, p)A(q, p) dπ X k X pk δ(π − πk )A(π) = X k pk A(πk ) Z dπ X k δ(π − πk ) pk A(πk ) k Varianz: analog ————————————————————————————————— Übergang kontinuierlich ➜ diskretisiert sei ρ(q, p) = ρ(π) gegeben Einteilung des Phasenraums in Zellen k, in jeder Zelle reiner Zustand πk 108 p ∆q πk Zelle k ∆p q Phasenvolumen der k-ten Zelle: ∆v = ∆q∆p definiere: pk = Z Zelle k dqdp ρ(q, p) (es ist: P k pk = 1) für kleine ∆q, ∆p äquivalente Bescheibung desselben gemischten Zustands: ρ(π) ≈ X Zelle k pk δ(π − πk ) ————————————————————————————————— Shannon-Information: σ = σ(p1 , ..., pk , ...) = − = − lim ∆v→0 = − lim ∆v→0 =− =− Z Z X X pk ln pk k ρ(πk )∆v ln(ρ(πk )∆v) k Z dπρ(π) ln(ρ(π)∆v) dπρ(π) ln ρ(π) − lim ∆v→0 Z dπρ(π) ln ∆v dπρ(π) ln ρ(π) − lim ln ∆v → ∞ ∆v→0 divergent! (ρ(π) 6= 0 überall) Shannon-Information nur für diskrete Darstellung physikalische Dimension des Zellenvolumens: (Wirkung)3N ∆v = ∆q∆p = 3N Y ∆qi ∆pi i=1 sinnvolle Wahl z.B. ∆v = h3N ~ QM: ∆qi ∆pi ≥ 2 ————————————————————————————————— reiner Zustand: pk = δkk0 σ({pk }) = − X pk ln pk = 0 (minimal) k 109 ➜ minimale Unkenntnis gemischter Zustand maximaler Unkenntnis? 0= ➜ X ∂ σ({pk }) − λ pk = − ln pk − 1 − λ ∂pk k pk = const. jeder Mikrozustand (reiner Zustand) gleichwahrscheinlich ————————————————————————————————— Interpretation der pk als relative Häufigkeiten (statistische Def. der WK): Mk M M identische Kopien des Systems, davon Mk in Zelle k pk = statistisches Ensemble / statistische Gesamtheit • M → ∞ bzw. sehr viele mehr hypothetische Systeme als Zellen notwendig • tatsächliches Messen der WK’s in Praxis unmöglich, zeigt wiederum die Schwierigkeit, WK als messbare Größe aufzufassen 6.3 Liouville-Gleichung zeitliche Entwicklung eines gemischten Zustands? System z.Zt. t0 : πk (t0 ) mit WK pk reiner Zustand πk = πk (t) gemäß Hamilton-Gleichungen ➜ System z.Zt. t: πk (t) mit WK pk WK-Dichte z.Zt. t0 : ρ(π, t0 ) = ρ0 (π) in diskretisierter Darstellung: ρ(π, t0 ) = X k pk δ(π − πk (t0 )) WK-Dichte z.Zt. t: 110 ρ(π, t) = X k pk δ(π − πk (t)) Bewegungsgleichung ? beachte: ρ(π, t) 6= ρ(π(t)), Bewegungsgleichung für Phasenfunktion ρ(t) ≡ ρ(π(t)): ρ̇(t) = {ρ, H} statt dessen: (beachte: πk = (qk1 , ..., qkf , pk1 , ..., pkf )) X ∂ ∂ ρ(π, t) = pk δ (2f ) (π − πk (t)) ∂t ∂t k (f = 3N) (Kettenregel!) =− X =− X pk f X i=1 k pk " f X ∂H i=1 k ∂ (2f ) ∂ δ (q − qk (t), p − pk (t)) q̇ki(t) δ (2f ) (q − qk (t), p − pk (t)) + ṗki (t) ∂qi ∂pi ∂pi (qk (t), pk (t)) ∂ (2f ) δ (q − qk (t), p − pk (t)) ∂qi ∂ (2f ) ∂H (q(t), p(t)) δ (q − qk (t), p − pk (t)) − ∂qi ∂pi = − =− =− = X pk f X ∂H i=1 k f X ∂H i=1 ∂pi ∂ ∂H ∂ (2f ) δ (q − qk (t), p − pk (t)) (q, p) − (q, p) ∂pi ∂qi ∂qi ∂pi (q, p) ∂ ∂H ∂ X − (q, p) pk δ(π − πk (t)) ∂qi ∂qi ∂pi k f X ∂H(π) ∂ρ(π, t) ∂pi i=1 ∂qi f X ∂H(π) ∂ρ(π, t) i=1 ∂qi ∂pi ∂H(π) ∂ρ(π, t) − ∂qi ∂pi ∂H(π) ∂ρ(π, t) − ∂pi ∂qi also: ∂ Liouville-Gleichung ρ(π, t) = {H, ρ}(π, t) ∂t ————————————————————————————————— es gilt: f X ∂H ∂ρ ∂ρ ∂H ∂ ρ(π, t) = {H, ρ}(π, t) = − ∂t ∂qi ∂pi i=1 ∂qi ∂pi = f X i=1 ∂ ∂pi ! ∂H ∂ ρ − ∂qi ∂qi ! ∂H ρ ∂pi 111 # =− f X =− 2f X i=1 ∂ ∂ (ṗi ρ) + (q̇i ρ) ∂pi ∂qi ∂ (ρvj ) j=1 ∂πj mit: vj = q̇j für j = 1, .., f vj = ṗj−f für j = f + 1, .., 2f also: v = π̇ (2f -dimensionale Vektoren) damit: ∂ ρ(π, t) + ∇(ρ(π, t)v(π, t)) = 0 ∂t Kontinuitätsgleichung definiere Stromdichte (Wahrscheinlichkeitsstrom): j(π, t) = ρ(π, t)v(π, t) ➜ ∂ ρ + divj = 0 ∂t für endlichen Bereich im Phasenraum B: Z Z d j(π, t)dA dπρ(π, t) = − dt B ∂B ➜ Wahrscheinlichkeitserhaltung ————————————————————————————————— weiter gilt: divv = f X i=1 ! f X ∂2H ∂ ∂ ∂2H q̇i + ṗi = − ∂qi ∂pi ∂pi ∂qi i=1 ∂qi ∂pi ! =0 Liouvillscher Satz Bedeutung von divv = 0 in der Hydrodynamik: inkompressible Flüssigkeit sei ρ(π, t) 6= 0 innerhalb B und ρ(π, t′ ) 6= 0 innerhalb B ′ ➜ Phasenraumvolumina von B, B ′ gleich! ————————————————————————————————— Observable A = A(π) = A(π(t)) = A(t) 112 zeitliche Änderung von Mittelwerten? X d X d hA(t)i = pk A(πk (t)) = pk {A, H}(πk (t)) = h{A, H}(t)i dt dt k k oder: d d hA(t)i = dt dt Z dπρ(π, t)A(π) = Z dπ ∂ρ(π, t) A(π) = ∂t Z dπ{H, ρ}(π, t)A(π) Thermodynamisches Gleichgewicht: keine zeitliche Änderung von Makrovariablen hA(t)i = const. für ρ(π) = ρ(H(π)) gilt: {H, ρ(H)} = 0 also (mit Liouville-Gleichung): ρ(π, t) = ρ(π) = const. Erwartung: das TD GG ist durch einen gemischten Zustand ρ = ρ(H) gegeben Quantenmechanik, Hilbert-Raum 6.4 Zustand |Ψi ∈ H mit hΨ|Ψi = 1 bzw. |ΨihΨ| (Projektor) Zustandsraum: {|Ψi} = H Hilbert-Raum Observable: hermitesche Operatoren auf H: A = A† mögliche Messwerte: Eigenwerte ar von A A|ar , γi = ar |ar , γi (γ = 1, ..., gr , gr : Entartung von ar ) |ar , γi Eigenzustand von A zum Eigenwert ar QM: • keine sichere Vorhersage einzelner Messungen 113 • prinzipielle Unvorhersagbarkeit, auch bei vollständiger Präparation eines reinen Zustands |Ψi • objektive WK • Quantenstatistik: gemischte Zustände mit weiteren (“subjektiven”) WK Messung von A am System im Zustand |Ψi liefert ar mit WK P (ar ) = |har |Ψi|2 = hΨ|ar ihar |Ψi = hΠ(ar )iΨ Π(ar ): Projektor auf den Unterraum zum Eigenwert ar bei Entartung von ar : P (ar ) = X γ |har , γ|Ψi|2 = hΨ| gr X γ=1 |ar , γihar , γ|Ψi = hΠ(ar )iΨ Systemzustand nach der Messung (mit Resultat ar ): Π(ar )|Ψi “Kollaps”, akausale Entwicklung Präparation eines reinen Zustands |Ψi. Messung eines vollständigen Satzes kommutierender Observabler |ar , bs , ...i = Π(ar )Π(bs ) · · · |Ψi Erwartungswert von A bei Messung im Zustand Ψ: hAiΨ = = X r,γ X P (ar )ar = r X r,γ |har , γ|Ψi|2ar hΨ|ar , γiar har , γ|Ψi = hΨ|A|Ψi ————————————————————————————————— zeitliche Entwicklung des Zustands: |Ψi = |Ψ(t)i Anfangsbedingung: |Ψ(t0 )i = |Ψ0 i Dynamik: Hamilton-Operator H = H(q, p) klassische Hamilton-Fkt. aber [q, p] = i~ Bewegungsgleichung d |Ψ(t)i = H|Ψ(t)i dt formale Lösung: i~ Schrödinger-Gleichung 114 i |Ψ(t)i = exp − H(t − t0 ) |Ψ(t0 )i = U(t − t0 )|Ψ(t0 )i ~ mit Zeitentwicklungsoperator U (H nicht explizit zeitabhängig) Zeitabhängigkeit eines Erwartungswerts: hAit = hΨ(t)|A|Ψ(t)i i Schrödinger-Bild i = hΨ(0)|e ~ Ht Ae− ~ Ht |Ψ(0)i = hΨ(0)|A(t)|Ψ(0)i i Heisenberg-Bild i mit: A(t) ≡ e ~ Ht Ae− ~ Ht Schrödinger-Bild: – A = A(q, p) Operatoren zeitunabhängig – |Ψ(t)i Zustände zeitabhängig ➜ Schrödinger-Gleichung Heisenberg-Bild – Operatoren zeitabhängig ➜ Heisenberg-Gleichung – Zustände |Ψi zeitunabhängig Heisenberg-Gleichung (A nicht explizit zeitabhängig): d i Ht − i Ht d e ~ Ae ~ A(t) = i~ = [A, H](t) dt dt Erhaltungsgrößen: i~ ➜ A = const. [A, H] = 0 Energieerhaltung: [H, H] = 0 6.5 ➜ H = const. Gemischter Zustand, Dichteoperator Mikrozustand: |Ψi reiner Zustand bei unvollständiger Information: |Ψk i mit WK p(|Ψk i) = pk gemischter Zustand ➜ gemischter Zustand = Satz von reinen Zuständen mit zugehörigen WK ➜ Zustand |Ψk i ist eine Zufallsgröße 115 ➜ zusätzliche statistische Beschreibung KM: WK-Dichte: ρ(π) = X k pk δ(π − πk ) δ(π − πk ) projiziert auf reinen Zustand πk ! QM: definiere Dichteoperator ρ= X k pk |Ψk ihΨk | Operator im Hilbert-Raum (aber nicht als Observable aufzufassen) ————————————————————————————————— beachte: die Aussagen Ak : “System im Zustand |Ψk i” sind paarweise exklusiv und vollständig (Partition), falls {|Ψk i} ONB denn: |Ψk i können als Zustände nach einer Messung einer Observablen (oder einen Satzes) B mit paarweise exklusiven und vollständigen Messresultaten (Eigenwerten) bk aufgefasst werden ————————————————————————————————— Eigenschaften: Normierung: ({|Ψk i} ONB) Sp ρ = X k hΨk |ρ|Ψk i = X pk = 1 k Sp ρ = 1 Positive Definitheit: sei |Φi beliebig: hΦ|ρ|Φi = hΦ| X k pk |Ψk ihΨk ||Φi = X k pk |hΦ|Ψk i|2 ≥ 0 ρ≥0 Hermitizität: † ρ = X k pk |Ψk ihΨk | !† = X k pk |Ψk ihΨk | = ρ ρ = ρ† umgekehrt: ρ = ρ† , ρ ≥ 0, Sp ρ = 1 ➜ Eigenwerte reell, nicht negativ, Summe: 1 ➜ Eigenwerte als WK interpretierbar 116 ➜ Operator mit diesen Eigenschaten charakterisiert (eindeutig!) einen gemischten Zustand {|Ψk i, pk } ————————————————————————————————— reiner Zustand als Spezialfall: ➜ pk = δkk0 ρ= X k pk |Ψk ihΨk | = |Ψk0 ihΨk0 | weiter gilt: Sp (ρ2 ) = X k,l hΨk |ρ|Ψl ihΨl |ρ|Ψk i = X k p2k hΨk |Ψk i = X k p2k ≤ 1 Sp (ρ2 ) = 1 ⇔ ρ = |ΨihΨ| für ein |Ψi ⇔ ρ reiner Zustand ————————————————————————————————— ρ= X k pk |Ψk ihΨk | messbare Größen: direkt durch ρ darstellbar? System mit WK pk im Zustand |Ψk i. Messung von A. WK ar zu messen: P (ar ) = X k P (ar | System im Zustand |Ψk i) · pk (Marginalisierungsregel) beachte: “System im Zustand |Ψk i” bilden eine Partition (evtl nach Ergänzung zu einer ONB) P (ar ) = X k P (ar ) = hΠ(ar )iΨk pk XX k = X n n hn|Π(ar ) mit Π(ar ) = γ=1 X k |Ψk ipk hΨk |ni = Sp (Π(ar )ρ) = Sp (ρΠ(ar )) Erwartungswert einer Observablen A: = Sp X ar P (ar ) = r ρ X ar Sp (ρΠ(ar )) r X r |ar , γi|ar , γi hΨk |nihn|Π(ar )|Ψk i pk nur über Dichteoperator von |Ψk i und pk abhängig hAi = gr X ! ar Π(ar ) = Sp (ρA) nur über Dichteoperator von |Ψk i und pk abhängig 117 somit: hAiρ = Sp (ρA) und P (ar ) = hΠ(ar iρ ————————————————————————————————— speziell für einen reinen Zustand ρ = |ΨihΨ|: hAiΨ = Sp(|ΨihΨ|A) = X n hn|ΨihΨ|A|ni = X n hΨ|A|nihn|Ψi = hΨ|A|Ψi und: P (ar ) = hΠ(ar )iΨ = ... = hΨ| X γ |ar , γihar , γ|Ψi = X γ |har , γ|Ψi|2 ————————————————————————————————— Beispiel: 2-dimensionaler Hilbert-Raum Basis: 1 0 | ↑i = ! 0 1 | ↓i = ! normierter reiner Zustand: α β |Ψi = ! (|α|2 + |β|2 = 1) = α| ↑i + β| ↓i “kohärente” Superposition reiner Zustände normierter gemischter Zustand: ρ = |α|2| ↑ih↑ | + |β|2 | ↓ih↓ | (|α|2 + |β|2 = 1 Sp ρ = 1) “inkohärente” Mischung reiner Zustände ρ = |α| 2 1 0 ! (1, 0) + |β| 2 0 1 ! |α|2 0 0 |β|2 (0, 1) = ! beachte: Sp ρ2 = |α|4 + |β|4 < 1 für α 6= 0, α 6= 1 ~ ➜ unterschiedliche Messresultate, z.B. Observable Sx = 2 hσx iρ = Sp (ρσx ) = Sp = Sp 0 |α|2 |β|2 0 ! |α|2 0 0 |β|2 =0 118 ! 0 1 1 0 !! 0 1 1 0 ! = ~ σx 2 dagegen: ∗ 0 1 1 0 ∗ hσx iΨ = (α , β ) ! α β ! ∗ β α ∗ = (α , β ) ! = α∗ β + β ∗ α (Interferenz von WK-Amplituden) Dichteoperator des reinen Zustands ρΨ : ! α β ρΨ = |ΨihΨ| = ! |α|2 βα∗ αβ ∗ |β|2 (α∗ , β ∗ ) = Interferenzterme fehlen auf der Nebendiagonalen von ρ ————————————————————————————————— Shannon-Information eines gemischten Zustands ρ = X k σ = σ({pk }) = − X pk |Ψk ihΨk |: pk ln pk k pk Eigenwerte von ρ, |Ψk i Eigenzustände ➜ |Ψk i Eigenzustände von ρ ln ρ, Eigenwerte: ρ ln ρ|Ψk i = pk ln pk |Ψk i ➜ pk ln pk = hΨk |ρ ln ρ|Ψk i und somit: σ=− X k hΨk |ρ ln ρ|Ψk i σ = − Sp (ρ ln ρ) Beispiel von oben: σ = σ(|α|2 , |β|2) = −|α|2 ln |α|2 − |β|2 ln |β|2 maximale Unkenntnis für σ =max., also für |α|2 = |β|2 = 1/2 gemischter Zustand maximaler Unkenntnis: ρ= 1/2 0 0 1/2 ! ρ= 1/2 0 0 1/2 ! oder: 1 = 2 1 0 1 1 = √ 2 2 ! 1 (1, 0) + 2 1 1 ! 0 1 ! (0, 1) 1 1 1 √ (1, 1) + √ 2 2 2 System mit WK 1/2 in Zustand mit Spin in ±x-Richtung 119 1 −1 ! 1 √ (1, −1) 2 ————————————————————————————————— zeitliche Entwicklung eines gemischten Zustands? System z.Zt. t0 : |Ψk (t0 )i mit WK pk reiner Zustand |Ψk i = |Ψk (t)i gemäß Schrödinger-Gleichung ➜ System z.Zt. t: |Ψk (t)i mit WK pk WK-Dichte z.Zt. t: ρ(t) = X k pk |Ψk (t)ihΨk (t)| Bewegungsgleichung ? i~ d X d ρ(t) = i~ pk |Ψk (t)ihΨk (t)| dt dt k = X k = X k pk " dhΨk (t)| d|Ψk (t)i hΨk (t)| + |Ψk (t)ii~ i~ dt dt # pk (H|Ψk (t)ihΨk (t)| − |Ψk (t)ihΨk (t)|H) = Hρ(t) − ρ(t)H also: i~ d ρ(t) = [H, ρ(t)] dt von Neumann-Gleichung ∂ ρ(π, t) = {H, ρ}(π, t) ∂t d vergleiche: Heisenberg-Gleichung: i~ A(t) = [A, H](t) dt ————————————————————————————————— vergleiche: Liouville-Gleichung: zeitliche Entwicklung der Shannon-Information: ! d d ln ρ(t) dρ(t) d σ(t) = − Sp(ρ(t) ln ρ(t)) = − Sp ln ρ(t) − Sp ρ(t) dt dt dt dt 1 = − Sp ([H, ρ(t)] ln ρ(t)) − Sp i~ WK-Erhaltung: Sp ρ(t) = 1 = const., also 120 ρ(t)ρ(t) −1 dρ(t) dt ! ! 1 Sp ([H, ρ(t)] ln ρ(t)) i~ 1 = − Sp (Hρ(t) ln ρ(t) − ρ(t)H ln ρ(t)) = 0 i~ zeitliche Erhaltung der Shannon-Information =− ————————————————————————————————— zeitliche Änderung von Erwartungswerten? Heisenberg-Bild: Observable A = A(t), Zustand ρ = const. d d hA(t)i = i~ Sp (ρA(t)) = Sp (ρ[A, H](t)) = h[A, H](t)i dt dt oder Schrödinger-Bild: i~ Observable A = const., Zustand ρ = ρ(t) i~ d d hA(t)i = i~ Sp (ρ(t)A) = Sp ([H, ρ]A) dt dt Thermodynamisches Gleichgewicht: keine zeitliche Änderung von Makrovariablen hA(t)i = const. für ρ = ρ(H) gilt: [H, ρ(H)] = 0 also (mit von Neumann-Gleichung): ρ(t) = ρ = const. Erwartung: das TD GG ist durch einen gemischten Zustand ρ = ρ(H) gegeben Systeme identischer Teilchen 6.6 Ein-Teilchen-Hilbert-Raum: H1 ONB von H1 : {|φα i} hφα |φβ i = δαβ X α |φα ihφα| = 1 (Orthonormierung) (Vollständigkeit) ————————————————————————————————— 121 N-Teilchen-Hilbert-Raum: (1) (2) (N ) HN = H1 ⊗ H1 ⊗ · · · ⊗ H1 (Tensorprodukt) (i) H1 : Hilbert-Raum des i-ten Teilchens ONB von HN : (2) (N ) {|φ(1) α1 i|φα2 i · · · |φαN i} Index oben: Teilchen Index unten: vollständiger Satz von Quantenzahlen es folgt: dimHN =dimH1N (falls H1 endlichdimensional) Orthogonalität: (1) (2) (N ) (1) (N ) (2) (N ) (1) (N ) hφ(1) α1 |hφα2 | · · · hφαN | · |φβ1 i|φβ2 i · · · |φβN i = hφα1 |φβ1 i · · · hφαN |φβN i = δα1 β1 · · · δαN βN Vollständigkeit: X α1 ,...,αN (N ) (1) (N ) |φ(1) α1 i · · · |φαN ihφα1 | · · · hφαN | = 1 ————————————————————————————————— Bsp: Ortsdarstellung (spinlose Teilchen, {|ri} ist ONB) ONB von H1 : {φα (r)} mit φα (r) = hr|φαi (i) ONB von H1 : {φα (r i )} (1) (2) (N ) ONB von HN = H1 ⊗ H1 ⊗ · · · ⊗ H1 : φα1 (r 1 )φα2 (r 2 ) · · · φαN (r N ) für beliebiges Φ(r 1 , ..., rN ) ∈ HN ist Φ(r 1 , ..., rN ) = X α1 ,...,αN mit Koeffizienten cα1 ,...,αN = Z 3 d r1 · · · Z cα1 ,...,αN φα1 (r 1 ) · · · φαN (r N ) d3 rN φ∗α1 (r1 ) · · · φ∗αN (r N ) · Φ(r 1 , ..., rN ) ————————————————————————————————— 122 identische Teilchen: Teilchen mit vollständig übereinstimmenden inneren Teilcheneigenschaften (Masse, Ladung, Spin,...) Identische Teilchen sind ununterscheidbar • KM: unterscheidbar, da (prinzipiell) Trajektorie jedes einzelnen Teilchens verfolgt werden kann p KM 2 1 3 t=0 t>0 q • QM: Konzept der Trajektorie sinnlos • Vertauschung von Teilchen darf zu keinen messbaren Konsequenzen führen definiere Vertauschungsoperator Pij : (auf Basis) (j) (i) (N ) (i) (j) (N ) (1) Pij |φ(1) α1 i · · · |φαi i · · · |φαj i · · · |φαN i = |φα1 i · · · |φαi i · · · |φαj i · · · |φαN i es gilt: Pij† = Pij und Pij2 = 1 Teilchenvertauschung darf Messwerte nicht ändern! ➜ hΨ|A|Ψi = hPij Ψ|A|Pij Ψi für beliebige physikalische Observable und beliebigen physikalischen Zustand |Ψi ∈ HN : ➜ hΨ|A|Ψi = hΨ|Pij† APij |Ψi ➜ A = Pij† APij ➜ [Pij , A] = 0 also auch: |ΨihΨ|Pij = Pij |ΨihΨ| ➜ |ΨihΨ|Pij |Ψi = Pij |ΨihΨ|Ψi ➜ Pij |Ψi = p|Ψi aber p = ±1, denn Pij† = Pij und Pij2 = 1 somit: 123 Pij |Ψi = ±|Ψi ————————————————————————————————— Bsp.: (j) (j) (i) (i) (j) Pij · · · |φ(i) αi i · · · |φαj i · · · = · · · |φαi i · · · |φαj i · · · 6= ± · · · |φαi i · · · |φαj i · · · ➜ Produktzustände nicht physikalisch Bsp.: r (i) Ortsoperator des i-ten Teilchens Pij† r(i) Pij = r (j) 6= r (i) ➜ r (i) nicht physikalisch Bsp.: N X 2 p(i) 1X α + H= (i) 2 i6=j |r − r (j) | i=1 2m Pij† HPij = H ➜ H physikalisch ————————————————————————————————— Fermionen Pij |Ψi = −|Ψi antisymmetrische (−) Hilbert-Raum HN halbzahliger Spin Bosonen Pij |Ψi = +|Ψi symmetrische Zustände (+) Hilbert-Raum HN ganzzahliger Spin (Spin-Statistik-Zusammenhang ➜ QFT) (Observable stets symmetrisch) (±) HN ⊂ HN Hilbert-Raum der physikalisch erlaubten Zustände ————————————————————————————————— Def.: Permutationsoperator P: (N ) (i1 ) (iN ) P|φ(1) α1 i · · · |φαN i = |φα1 i · · · |φαN i wobei (i1 , ..., iN ) Permutation P der Zahlen 1, ..., N P Produkt von p Vertauschungsoperatoren P ist unitär, P −1 = P † (±) Def.: (Anti-)Symmetrisierungsoperator SN : (±) SN = 1 X (±1)p P N! P 124 Eigenschaften: (±) (±) • Pij SN = ±SN (±) also: SN |Ψi (anti-)symmetrisch (±) (±) (±) (±) • (SN )2 = SN (Idempotenz) • (SN )† = SN (Hermitizität) (±) also: SN Projektoren es ist: (±) (±) HN = SN HN ————————————————————————————————— Def.: (anti-)symmetrisierter Produktzustand: (±) |n1 , n2 , ..., nd i = K± SN (2) (N ) |φ(1) α1 i|φα2 i · · · |φαN i (d = dim H1 ) mit Normierungskonstante K± (hn1 , n2 , ..., nd |n1 , n2 , ..., nd i = 1) und: ni = Anzahl der Teilchen im Zustand φi Besetzungszahl ni = Anzahl Indizes mit αj = i es gilt: (ohne Beweis) (±) {|n1 , n2 , ..., nd i} ist ONB von HN Orthonormalität: (NB: P α nα = N) hn1 , n2 , · · · , nα , · · · |n′1 , n′2 , · · · , n′α , · · ·i = δn1 n′1 δn2 n′2 · · · Vollständigkeit: X n1 P n =N α X α n2 ··· X nα · · · |n1 , n2 , · · · , nα , · · ·ihn1 , n2 , · · · , nα , · · · | = 1H(±) N Produktzustand: φ8 φ4 φ1 φ5 φ4 φ8 φ8 1 2 3 ... N Teilchen (anti-)symmetrisierter Produktzustand in Besetzungszahldarstellung: 125 φ 1 φ 2 φ 3 ... Ein−Teilchen− Zustände φd (Teilchen ohne Identität) ————————————————————————————————— Bsp.: N = 2 Teilchen Produktzustand: (2) |φ(1) α i|φβ i ∈ HN (Anti-)symmetrisierter Produktzustand: (±) (2) SN |φ(1) α i|φβ i = 1 (1) (2) (1) (±) (2) (1) |φα i|φβ i ± |φ(2) α i|φβ i = ±SN |φα i|φβ i 2! (±) = K±−1 |0 · · · nα = 1 · · · nβ = 1 · · · 0i ∈ HN Normierung: (K± reell) (±) (2) 2 K±−2 = SN |φ(1) α i|φβ i 1 (1) (2) (1) (2) (1) (2) hφα |hφβ | ± hφ(2) |φ(1) α |hφβ | α i|φβ i ± |φα i|φβ i 4 1 (2) (2) (1) (1) (1) (2) (2) = hφ(1) α |hφβ | · |φα i|φβ i + hφα |hφβ | · |φα i|φβ i 4 = (2) ±hφ(1) α |hφβ | · (1) |φ(2) α i|φβ i ± (1) hφ(2) α |hφβ | · (2) |φ(1) α i|φβ i 1 1 = (1 + 1 ± δαβ ± δαβ ) = (1 ± δαβ ) 4 2 ➜ K± = s 2 1 ± δαβ allgemein: K± = s N! α nα ! Q K− = √ N! ————————————————————————————————— Fermionen: (±) SN (2) (N ) |φ(1) α1 i|φα2 i · · · |φαN i = 1 X (N ) (−1)p P|φ(1) α1 i · · · |φαN i N! P 126 = 1 det N! (N ) |φ(1) α1 i · · · |φα1 i · · (N ) |φ(1) αN i · · · |φαN i “Slater-Determinante” (Entwicklungssatz von Leibniz) nicht-verschwindend nur für αi 6= αj falls i 6= j ➜ Pauli-Prinzip Fermionen: nα = 0, 1 Bosonen: nα = 0, 1, 2, ... QM, Fermionen φ 1 φ 2 φ 3 ... φd Ein−Teilchen− Zustände φd Ein−Teilchen− Zustände QM, Bosonen φ 1 φ 2 φ 3 ... ————————————————————————————————— Vergleich mit KM: reiner Zustand in KM: Punkt im 6N-dimensionalen Phasenraum: p=(p 1 ,..., p 3N ) KM q=(q 1 ,..., q 3N ) oder: N Punkte im 6-dimensionalen Ein-Teilchen-Phasenraum (hier: N = 7) zum Abzählen der Ein-Teilchen-Zustände: diskretisierter Ein-Teilchen-Phasenraum 127 p=(p x ,p y ,p z ) p=(p x ,p y ,p z ) KM 3 3 1 2 1 2 5 6 KM 7 4 6 q=(q x ,q y ,q z ) 5 7 4 q=(q x ,q y ,q z ) ➜ Darstellung eines reinen N-Teilchen-Zustands: KM 3 2 1 6 5 1 2 3 ... 47 Ein−Teilchen− Zustände d durch Teilchenvertauschung (z.B.1 ↔ 5) entstehen (in KM) neue Zustände: KM 3 2 5 6 1 1 2 3 ... 47 Ein−Teilchen− Zustände d Anzahl der Zustände: M = dN (klassisch) ————————————————————————————————— Vergleich mit QM: QM φ8 φ4 φ1 φ5 φ4 φ8 φ8 1 2 3 ... M = dN N Teilchen QM, unterscheidbare Teilchen analog zur KM, M = Dimension des Hilbert-Raums HN ————————————————————————————————— QM, Fermionen φ 1 φ 2 φ 3 ... M= d N φd ! Ein−Teilchen− Zustände QM, identische Fermionen (−) H = Dimension des Hilbert-Raums HN ⊂ HN 128 ————————————————————————————————— QM, Bosonen φ 1 φ 2 φ 3 ... M= d+N −1 N φd Ein−Teilchen− Zustände ! QM, identische Bosonen (+) M = Dimension des Hilbert-Raums HN ⊂ HN Bilder beziehen sich auf: • reine N-Teilchen-Zustände! • Basis-Zustände! (allg. Zustand in der QM: Linearkombination) korrektes Zählen der Mikrozustände entscheidend in der statistischen Mechanik! 129 130 Kapitel 7 Thermodynamische Zustände und Prozesse Situation: • N = O(1023 ) Teilchen • diskreter Satz von Mikrozuständen k = 1, ..., M, M ≫ N (±) KM: diskretisiert, QM: M = dimHN • f kontrollierbare Makrovariable z = (z0 , ..., zs ) mit f = s + 1, z0 : Gesamtenergie • (bei weitem) unvollständige Information f ≪ M • statistische Beschreibung mittels gemischtem Zustand: Mikrozustand k mit WK pk KM: WK-Dichte ρ(π), QM: Dichteoperator ρ statistische Theorie des TD GG: Festlegung der pk durch Maximierung der Shannon-Information unter NBen σ(p1 , ..., pM ) = max f NBen: zj fest für j = 0, ..., s damit: pk = pk (z0 , z1 , ..., zs ) Beschreibung des TD GG durch gemischten Zustand mit ρ = ρz0 ,z1 ,...,zs (π) (KM) 131 (QM) ρ = ρz0 ,z1 ,...,zs sei A = A(π) (KM), A = A† (QM) beliebige extensive Observable: hAi = Z dπρz0 ,z1 ,...,zs (π)A(π) = A(z0 , ..., zs ) hAi = Sp (ρz0 ,z1 ,...,zs A) = A(z0 , ..., zs ) (KM) (QM) Werte der Makrovariable A können um hAi fluktuieren, aber: √ σA = O(1/ N) hAi (A extensiv, somit makroskopische Summe unabhängiger Zufallsvariabler, ZGWS) ➜ makroskopische Abweichungen von TD GG-Werten extrem unwahrscheinlich ————————————————————————————————— Bsp: nach ZGWS ist (x − hxi)2 1 exp − ρ(x) = √ 2σ 2 2πσ 2 ! WK für große Fluktuation (setze σ = 1): ! x2 1 Z∞ dx exp − P (x > hxi + a) = ρ(x)dx = √ 2 hxi+a 2π a Z ∞ a = 0 P = 0.5 a = 1 P = 0.1587 a = 2 P = 0.0228 a = 3 P = 0.00135 a = 5 P = 3 · 10−7 ————————————————————————————————— f -dimensionaler TD Zustandsraum der TD (f = s + 1): A = hAi = A(z0 , ..., zs ) (Zustandsgleichungen) Makrozustand: (z0 , ..., zs ) f gegeben durch die Anzahl der kontrollierbaren Makrovariablen (beachte: Gibbs’sches Paradoxon) TD GG ↔ nur f Makrovariable kontrolliert, sonst maximale Unkenntnis ————————————————————————————————— Bsp: Box mit Gas, z.Zt. t = 0 Trennwand rausnehmen 132 t>0 ➜ (partielle) Information über Mikrozustand vorhanden ➜ Beschreibung mit pk aus maximierter Shannon-Information nicht korrekt ➜ kein TD GG für kleine t > 0 ————————————————————————————————— Bsp: präpariere Mikrozustand: keine Stöße der Teilchen, exakt reflektierende Wände ➜ Mikrozustand für alle t berechenbar ➜ Beschreibung mit pk aus maximierter Shannon-Information nicht korrekt ➜ kein TD GG aber: bei leicht nichtidealen Wänden nach kurzer Zeit (bis auf Makrovariablen zj ) vollständig unkontrollierter Mikrozustand ➜ TD GG 7.1 Mikrokanonische Gesamtheit z0 , z1 , ..., zs fest ➜ System isoliert betrachte zunächst nur z0 = H = H(π) (KM), z0 = H = H † (QM) es ist: E − ∆E < H(π) = H(q, p) < E E − ∆E < En < E (KM) mit H|En , γi = En |En , γi E kontrollierbar bis auf (infinitesimale) Unschärfe ∆E ≪ E ∆E Hilfsgröße, “Messungenauigkeit”, am Ende ∆E → 0, 133 (QM) GG TD von ∆E unabhängig Mikrozustände (mit Sicherheit) in Energieschale E, ∆E QM KM Eigenenergien E n p H(q,p)=E H(q,p)=E−∆E E E−∆ E q weitere kontrollierbare Makrovariable V, N, ... s.u. ————————————————————————————————— Shannon-Information: σ(p1 , ..., pM ) − λ X pk = max k NB: pk = 0 für Mikrozustand k außerhalb Energieschale E, ∆E ➜ pk = const. innerhalb Energieschale ————————————————————————————————— KM, kontinuierliche WK-Dichte: ρE (q, p) = const. für E − ∆E < H(q, p) < E WK-Dichte der mikrokanonischen Gesamtheit mit Normierung: ρE (q, p) = 1 für E − ∆E < H(q, p) < E, Σ(E)∆E mit dem Phasenvolumen der Energieschale: Σ(E)∆E = Z E−∆E<H(q,p)<E dqdp damit gilt: Z dqdp ρE (q, p) = 1 134 ρE (q, p) = 0 sonst ————————————————————————————————— Bsp: harmonischer Oszillator p2 1 + mωq 2 2m 2 H(q, p) = E: Ellipse im Phasenraum H(q, p) = ————————————————————————————————— Schreibweise mit δ-Funktion (∆E → 0): Θ(E − H(q, p)) − Θ(E − ∆E − H(q, p)) ∆E ∆E = Θ(E − H(q, p)) − Θ(E − ∆E − H(q, p)) δ(E−H(q, p))∆E = =1 falls E − ∆E < H(q, p) < E =0 sonst damit lautet die NB: δ(E − H(q, p))∆E = 1 (∆E → 0) also: ρE (q, p) = 1 δ(E − H(q, p))∆E Σ(E)∆E ρE (q, p) = 1 δ(E − H(q, p)) Σ(E) und Σ(E) = Z dqdp δ(E − H(q, p)) Zustandsdichte bzw. dΓ(E) Σ(E) = dE Γ(E) = Z dqdp Θ(E − H(q, p)) = Z H(q,p)<E dqdp Γ(E): das von der Hyperfläche H(q, p) = E eingeschlossene Phasenvolumen 135 KM p H(q,p)=E Γ(E) q wichtig für die TD: E-Abhängigkeit von ρE ➜ Σ(E), Γ(E) ————————————————————————————————— hochdimensionaler Phasenraum: gesamtes Phasenvolumen Γ(E) in beliebig dünner Energieschale konzentriert: Γ(E) − Σ(E)∆E →1 Γ(E) Γ(E) ∼ Σ(E)∆E im Limes hoher Dimensionen ————————————————————————————————— beachte: ρE (q, p) = ρE (H(q, p)) also: ρE (q, p, t) = ρE (q, p) = const. ————————————————————————————————— QM, diskreter Zustandsraum, ONB von H: {|En , γi}, γ = 1, ..., gn pE (En , γ) = const. für E − ∆E < En < E WK-Funktion der mikrokanonischen Gesamtheit mit Normierung: pE (En , γ) = 1 für E − ∆E < En < E, Σ(E)∆E pE (En , γ) = 0 sonst mit der Anzahl der Zustände im Energieintervall [E − ∆E, E]: Σ(E)∆E = E−∆E<E X n <E n,γ 1= E−∆E<E X n <E n 136 gn Zustandssumme damit gilt: X pE (En , γ) = 1 n,γ ————————————————————————————————— mikrokanonischer Dichteoperator: X 1 ρE = pE (En , γ)|En , γihEn , γ| = Σ(E)∆E n,γ E−∆E<E X n<E n,γ |En , γihEn , γ| mit Sp ρE = 1 ————————————————————————————————— NB E − ∆E < En < E durch δ(E − En )∆E = 1 ausdrücken: ρE = X 1 |En , γihEn , γ|δ(E − En )∆E Σ(E)∆E n,γ = 1 X δ(E − En )|En , γihEn , γ| Σ(E) n,γ = 1 X δ(E − H)|En , γihEn , γ| Σ(E) n,γ = 1 δ(E − H) Σ(E) also: ρE = 1 δ(E − H) Σ(E) Σ(E) = Sp δ(E − H) Zustandsdichte bzw. Σ(E) = dΓ(E) dE mit Γ(E) = Sp Θ(E − H) = X n,γ Θ(E − En ) = EX n <E n,γ 1= EX n <E gn n ————————————————————————————————— analog zur KM ist auch hier: Γ(E) ∼ Σ(E)∆E und 137 ρE = ρE (H) also: ρE (t) = ρE = const. ————————————————————————————————— innere Energie U U = hHi = Sp (ρE H) = = 1 Sp (δ(E − H)H) Σ(E) 1 X 1 X gn δ(E − En )En = E gn δ(E − En ) = E Σ(E) n Σ(E) n hH 2 i = 1 Sp (δ(E − H)H 2) = E 2 Σ(E) also: U = hHi = E σH = 0 KM: analog ➜ H ist keine “echte” Zufallsvariable in MK Gesamtheit 7.2 Mikrokanonische Gesamtheit mit festem E, V, N V und N als weitere kontrollierbare Makrovariable MK WK-Dichte: ρE,V,N (q, p) = 1 Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N für E − ∆E < H(q, p) < E V − ∆V < V (q, p) < V N − ∆N < N(q, p) < N (sonst: 0) NB durch δ-Funktion ausdrücken (∆E, ∆V, ∆N → 0), z.B. Θ(V − V (q, p)) − Θ(V − ∆V − V (q, p)) ∆V ∆V = Θ(V − V (q, p)) − Θ(V − ∆V − V (q, p)) δ(V −V (q, p))∆V = =1 falls V − ∆V < V (q, p) < V 138 =0 sonst also: ρE,V,N (q, p) = δ(E − H(q, p))∆E δ(V − V (q, p))∆V δ(N − N(q, p))∆N Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N WK-Dichte: ρE,V,N (q, p) = 1 δ(E − H(q, p))δ(V − V (q, p))δ(N − N(q, p)) Σ(E, V, N) Normierung Z dqdp ρE,V,N (q, p) = 1 Zustandsdichte: Σ(E, V, N) = Z dqdp δ(E − H(q, p))δ(V − V (q, p))δ(N − N(q, p)) Phasenvolumen der unter den NBen möglichen Zustände: Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N ————————————————————————————————— V = V (q, p) als Observable auffassen: KM: betrachte kleines Volumen v mit V ≪v≪V N definiere (bis auf irrelvanten Fehler): V (q, p) = V (q) = V (q1 , ..., q3N ) = das von den Teilchen bei q mit umgebendem v überdeckte Volumen V v ➜ Definition für beliebigen Mikrozustand QM: V̂ = V (q, p) mit [qi , pj ] = i~δij es ist: [Ĥ, V̂ ] ≈ 0 139 (Makrovariablen gleichzeitig scharf messbar, Kommutator makroskopisch klein) ————————————————————————————————— N = N(q, p) als Observable auffassen: sinnvoll bei verallgemeinertem Zustandsraum: {(q1 , p1 ), (q1 , q2 , p1 , p2 ), ...} Phasenraum eines Systems mit variabler Teilchenzahl definiere für (q, p) = (q1 , ..., p1 , ...): N(q, p) = N(q1 , ..., p1 , ...) ≡ N falls (q, p) = (q1 , ..., q3N , p1 , ..., p3N ) QM: definiere Fock-Raum H H = ⊕∞ N =0 HN (orthogonale Summe) ONB: {|n1 , n2 , ..., nd i} (ohne NB: P α nα = N) definiere (auf ONB) Teilchenzahloperator: N̂ |n1 , n2 , ..., nd i ≡ es gilt: X α nα |n1 , n2 , ..., nd i [Ĥ, V̂ ], [Ĥ, N̂ ], [V̂ , N̂] ≈ 0 ————————————————————————————————— QM, sei {|En , Vm , Np , γi} ONB gemeinsamer Eigenzustände von Ĥ, V̂ , N̂ pE,V,N (En , Vm , Np , γ) = const. falls δ(E − En )∆E = δ(V − Vm )∆V = δ(N − Np )∆N = 1 Anzahl der unter den NBen möglichen Zustände: Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N normierte WKen: pE,V,N (En , Vm , Np , γ) = 1 δ(E − En )δ(V − Vm )δ(N − Np ) Σ(E, V, N) Eigenwerte von 140 ρE,V,N = 1 δ(E − Ĥ)δ(V − V̂ )δ(N − N̂ ) Σ(E, V, N) MK Dichteoperator Zustandsdichte: X Σ(E, V, N) = n,m,p,γ δ(E − En )δ(V − Vm )δ(N − Np ) oder: Σ(E, V, N) = Sp (δ(E − Ĥ)δ(V − V̂ )δ(N − N̂ )) ————————————————————————————————— Realisierung der NBen: V, N als Parameter in der Hamilton-Funktion: H(q, p) = HV,N (q, p) H erzwingt NB: N fest (teilchenundurchlässige Wände), V fest (starre Wände) also: HV,N (q, p) = ∞ bei Verletzung der NBen δ(V − V (q, p))∆V = 1 δ(N − N(q, p))∆N = 1 ➜ für die MK WK-Dichte ρE,V,N (q, p) = 1 δ(E − H(q, p))δ(V − V (q, p))δ(N − N(q, p)) Σ(E, V, N) gilt daher auch: ρE,V,N (q, p) = 1 δ(E − HV,N (q, p)) Σ(E, V, N) ∆V ∆N und aus der Normierungsbedingung folgt: Σ(E, V, N) = Z 1 dqdp δ(E − HV,N (q, p)) ∆V ∆N beachte: das Phasenvolumen Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N hat die Dimension (W irkung)3N ————————————————————————————————— QM: analoge Überlegungen 141 Hamilton-Operator von V und N abhängig (Wände), H = HV,N mit EV,N ;n = ∞ falls NBen verletzt also: ρE,V,N = 1 δ(E − ĤV,N ) Σ(E, V, N)∆V ∆N und aus der Normierungsbedingung folgt: Σ(E, V, N) = 1 Sp (δ(E − ĤV,N )) ∆V ∆N Quasistatische Parameteränderung 7.3 bislang: TD Zustand, GG Zustand, jetzt: TD Prozesse betrachte Änderung der inneren Energie U = E durch äußere (quasistatische) Änderung der Kontrollparameter z quasistatisch ➜ gemischter Zustand ρE,z (q, p) für alle z GG-Zustand: ρE,z (q, p) = 1 δ(E − Hz (q, p)) Σ(E, z)∆z innere Energie: hHz i = somit: hHz i = Z dqdp 1 δ(E − Hz (q, p)) Hz (q, p) = E Σ(E, z)∆z Z dqdp 1 δ(hHz i − Hz (q, p)) Hz (q, p) Σ(hHz i, z)∆z und: ∂hHz i = ∂z Z dqdp 1 ∂Hz (q, p) δ(hHz i − Hz (q, p)) Σ(hHz i, z)∆z ∂z + Z ∂ dqdp Hz (q, p) ∂z = * ∂Hz ∂z + ∂ + hHz i ∂z 1 δ(hHz i − Hz (q, p)) Σ(hHz i, z)∆z Z dqdp ! 1 δ(hHz i − Hz (q, p)) Σ(hHz i, z)∆z 2.Term = 0 wegen Normierungsbedingung, also 142 ∂hHz i = ∂z * ∂Hz ∂z + quasistatische Kontrollparameteränderung ————————————————————————————————— QM: ρE,z = 1 δ(E − Hz ) Σ(E, z)∆z also: hHz i = Sp 1 δ(hHz i − Hz ) Hz Σ(hHz i, z)∆z ! Auswertung in ONB von Energieeigenzuständen: |En (z), γi mit Hz |En (z), γi = En (z)|En (z), γi liefert: hHz i = X n,γ 1 δ(hHz i − En (z)) En (z) Σ(hHz i, z)∆z ! und damit: 1 ∂En (z) ∂hHz i X = δ(hHz i − En (z)) ∂z ∂z n,γ Σ(hHz i, z)∆z wegen Normierungsbedingung kein weiterer Beitrag mit dem Hellmann-Feynman-Theorem ∂En (z) ∂Hz = hEn (z), γ| |En (z), γi ∂z ∂z folgt: X 1 ∂Hz ∂hHz i = δ(hHz i − En (z)) hEn (z), γ| |En (z), γi ∂z ∂z n,γ Σ(hHz i, z)∆z = X n,γ hEn (z), γ| ρhHz i,z = Sp ρhHz i,z ∂Hz ∂z ! = ∂Hz ∂z * ! ∂Hz ∂z |En (z), γi + wie in KM-Rechnung: ∂hHz i = ∂z * ∂Hz ∂z + quasistatische Kontrollparameteränderung 143 ————————————————————————————————— Beweis des Hellmann-Feynman-Theorems (ohne Entartung, mit: analog) es gilt: ∂ ∂ 1= hEn (z)|En (z)i ∂z ∂z ∂|En (z)i ∂hEn (z)| |En (z)i + hEn (z)| = ∂z ∂z 0= also: ∂ ∂En (z) = hEn (z)|Hz |En (z)i ∂z ∂z ∂hEn (z)| ∂|En (z)i ∂Hz = Hz |En (z)i + hEn (z)|Hz + hEn (z)| |En (z)i ∂z ∂z ∂z ! ∂Hz ∂|En (z)i ∂hEn (z)| + hEn (z)| |En (z)i + hEn (z)| |En (z)i = En (z) ∂z ∂z ∂z ∂Hz |En (z)i ∂z ————————————————————————————————— = hEn (z)| Verallgemeinerung: z = (z1 , ..., zs ) ∂hHz i = ∂zj * ∂Hz ∂zj + definiere Kj = * ∂Hz ∂zj + verallgemeinerte Kräfte dann ist: dU = s X j=1 * + s X ∂Hz Kj dzj dzj = ∂zj j=1 Energieänderung durch Arbeit äußerer Kräfte ————————————————————————————————— speziell: statistische Definition des mechanischen Drucks: 144 −p = * ∂HV,N ∂V + statistische Definition des chemischen Potentzials: µ= * ∂HV,N ∂N + damit z.B. dU = −pdV (N fest) ➜ Übereinstimmung mit TD Definition ————————————————————————————————— Bsp: mechanischer Druck HV (q, p) = 3N X p2i WV (qi ) + V (q1 , ..., q3N ) + i=1 i=1 2m 3N X W : Potenzial der Wand betrachte Volumenänderung durch Verschieben eines Flächenstücks A bei x0 bei x0 ist W = w(xi − x0 ) = αΘ(xi − x0 ) mit α → ∞ V A x x0 es ist: 3N ∂HV (q, p) 1 ∂HV (q, p) 1X ∂Wx0 (xi ) 1 X ∂w(xi − x0 ) = = = ∂V A ∂x0 A i=1 ∂x0 A i ∂x0 =− (ext) Fi F (q1 , ..., q3N ) 1 X (ext) 1 X ∂Wx0 (xi ) Fi (xi ) = − = A i ∂xi A i A : vom Wandelement auf i-tes Teilchen ausgeübte Kraft F : von allen Teilchen auf das Wandelement ausgeübte Kraft F : Zufallsgröße mit Fluktuationen makroskopisch: Druck = mittlere Kraft (pro Fläche) ➜ * ∂HV p=− ∂V + 145 Wärme und erster Hauptsatz 7.4 Phasenvolumen (das von Hz (q, p) = E eingeschlossene Volumen): Γ(z0 , z1 , ...zs ) = Γ(E, z) = 1 ∆z Z Hz (q,p)<E (z0 = E, z = (z1 , ..., zs )) (∆z = ∆z1 · · · ∆zs ) dqdp somit: dΓ = s X ∂Γ(E, z) ∂Γ(E, z) dE + dzj ∂E ∂zj j=1 es ist: ∂Γ(E, z) ∂ 1 Z dqdp Θ(E − Hz (q, p)) = ∂E ∂E ∆z Z 1 dqdp δ(E − Hz (q, p)) = Σ(E, z) = ∆z und: ∂Γ(E, z) ∂ 1 = ∂zj ∂zj ∆z =− 1 ∆z Z Z dqdp Θ(E − Hz (q, p)) dqdp δ(E − Hz (q, p)) Z = −Σ(E, z) dqdp ρz (q, p) * ∂Hz = −Σ(E, z) ∂zj ∂Hz (q, p) ∂zj ∂Hz (q, p) ∂zj + also: * s X + ∂Hz dΓ = Σ(E, z) dE − Σ(E, z) dzj ∂zj j=1 und: = Σ(E, z) dE − s X j=1 * + ∂Hz dzj ∂zj * + s X ∂Hz 1 dzj dΓ + dE = Σ(E, z) ∂zj j=1 erster Hauptsatz quasistatische TD Prozesse durch Kontakt mit Umgebung: 1) (langsame) Änderung eines Kontrollparameters zj : 146 • kontrollierte Änderung des GG-Zustands ρz (q, p) • Änderung der inneren Energie: dU = δW • Verrichten von Arbeit δW = • dΓ = 0 s X Kj dzj j=1 adiabatische Invarianz des Phasenvolumens 2) (langsame) Änderung bei festen Kontrollparametern • unkontrollierte Änderung des GG-Zustands ρz (q, p) • Änderung der inneren Energie: dU = δQ • Zufuhr von Wärme δQ • δQ = dΓ Σ(E, z) statistische Definition der Wärme Zufuhr von Wärme: Anwachsen des Phasenvolumens zusammen: dU = δW + δQ δW , δQ über Prozesse definiert ➜ keine totalen Differenziale Verrichten von Arbeit Zufuhr von Wärme V V ————————————————————————————————— Bsp. mit N = 1, Pendel: Hl (q, p), Erhöhung der inneren Energie, dE, durch Verrichten von Arbeit Zufuhr von Wärme l → l + dl, Γ = const. Γ → Γ + dΓ, l = const. δW = h∂Hl /∂lidl δQ = dΓ/Σ(E, l) kontrollierte Parameteränderung unkontrollierter Eingriff 147 Stoß beachte: • für N = 1 könnte auch der “unkontrollierte” Stoß als kontrollierbar betrachtet werden • Unterscheidung zwischen Arbeit und Wärme erst für N → ∞ sinnvoll ————————————————————————————————— QM: Hz |En (z), γi = En (z)|En (z), γi Γ(E, z) = 1 ∆z En (z)<E X = n,γ 1 X 1 SpΘ(E−Hz ) Θ(E−En (z)) = ∆z n,γ ∆z es ist: ∂Γ(E, z) 1 = Sp δ(E − Hz ) = Σ(E, z) ∂E ∆z und: ∂Γ(E, z) 1 =− Sp ∂zj ∆z = Σ(E, z) Sp also: und: ∂Hz δ(E − Hz ) ∂zj ∂Hz ρz ∂zj dΓ = Σ(E, z) dE − ! s X j=1 ! * ∂Hz = Σ(E, z) ∂zj * * + ∂Hz dzj ∂zj + s X 1 ∂Hz dE = dzj dΓ + Σ(E, z) ∂zj j=1 7.5 + erster Hauptsatz Temperatur und Nullter Hauptsatz zwei beliebige Systeme in thermischem Kontakt: 148 V1 V2 ➜ Austausch von Wärme (unkontrollierter Energieaustausch auf mikroskopischer Ebene) ➜ V1 , V2 , N1 , N2 fest Hamilton-Funktion/-Operator: H(q, p) = H1 (q1 , p1 ) + H2 (q2 , p2 ) + H12 H = H1 + H2 + H12 H12 : Oberflächenterm, vernachlässigbar gegen H1 , H2 H = E fest, H1 , H2 Zufallsgrößen es ist: (∆z = ∆V1 ∆N1 ∆V2 ∆N2 = ∆z1 ∆z2 ) Σ(E, z) = 1 ∆z Z dqdpδ(E − Hz (q, p)) Z Z 1 dq1 dp1 dq2 dp2 δ(E − Hz1 (q1 , p1 ) − Hz2 (q2 , p2 )) ∆z1 ∆z2 Z Z Z 1 dq1 dp1 dq2 dp2 dE1 δ(E1 −Hz1 (q1 , p1 ))δ(E−E1 −Hz2 (q2 , p2 )) = ∆z1 ∆z2 = = = Z Z 1 dE1 ∆z1 Z 1 dq1 dp1 δ(E1 −Hz1 (q1 , p1 )) ∆z2 Z dq2 dp2 δ(E−E1 −Hz2 (q2 , p2 )) dE1 Σ1 (E1 , z1 )Σ2 (E − E1 , z2 ) bzw. (QM) Σ(E, z) = 1 1 Sp 1 Sp 2 δ(E − Hz1 − Hz2 ) Sp δ(E − Hz ) = ∆z ∆z1 ∆z2 Z 1 Sp 1 Sp 2 dE1 δ(E1 − Hz1 )δ(E − E1 − Hz2 ) = ∆z1 ∆z2 Z 1 1 = dE1 Sp 1 δ(E1 − Hz1 ) Sp 2 δ(E − E1 − Hz2 ) ∆z1 ∆z2 = Z dE1 Σ1 (E1 , z1 )Σ2 (E − E1 , z2 ) ————————————————————————————————— Bemerkung: Sp (A1 A2 ) = Sp 1 A1 Sp 2 A2 149 gilt für Operatoren des Systems 1 bzw. 2 nur bei Verwendung der ONB von nicht-(anti-)symmetrisierten Produktzuständen, aber: Sp HN A = Sp H(±) A N (±) falls A physikalische Obersable ([A, P] = 0, [A, SN ] = 0) Beweis(skizze): SpH(±) A = N X n hn|A|ni = X m (±) † (±) hm|SN ASN |mi = X m hm|A|mi = SpHN A (±) mit |ni: ONB von HN (Besetzungszahldarstellung) und |mi: ONB von HN (Produktzustände) (±) und |ni = K± SN |mi ————————————————————————————————— Analyse der Zustandsdichte: Σ(E, z) = Z dE1 Σ1 (E1 , z1 )Σ2 (E − E1 , z2 ) Σ1 (E1 , z1 ) wächst extrem schnell mit E1 Σ2 (E − E1 , z2 ) fällt extrem schnell mit E1 Integral als Riemann-Summe schreiben, dE → ∆E Σ 2 (E−E1) Σ 1(E1) E1 (max) E1 Approximation der Summe durch maximalen Summanden liefert: X E1 (max) ∆E Σ1 (E1 , z1 )Σ2 (E − E1 , z2 ) = Σ1 (E1 und somit: 150 (max) , z1 )Σ2 (E − E1 , z2 )∆E Σ(E, z)∆E = Σ1 (E1 , z1 )∆E Σ2 (E2 , z2 )∆E oder: ln Γ(E, z) = ln Γ1 (E1 , z1 ) + ln Γ2 (E2 , z2 ) ln Phasenvolumen additiv (max) für E1 = E1 (max) und E2 = E2 (max) ≡ E − E1 Bestimmung des Maximums: ∂ (Σ1 (E1 , z1 )Σ2 (E − E1 , z2 )) 0= ∂E1 (max) E1 =E1 ∂Σ1 (E1 , z1 ) ∂Σ2 (E − E1 , z2 ) 0 = Σ2 (E − E1 , z2 ) − Σ1 (E1 , z1 ) ∂E1 ∂E2 (max) mit E2 (max) ≡ E − E1 (max) E1 =E1 ist also: (max) (max) ∂Σ1 (E1 , z1 ) ∂Σ2 (E2 , z2 ) 1 = (max) (max) ∂E1 ∂E2 Σ1 (E1 Σ2 (E2 , z1 ) , z2 ) 1 also: zwei beliebige Systeme in thermischem Kontakt haben im GG denselben Wert ∂Σ(E, z) 1 , Dimension: 1/Energie der Größe Σ(E, z) ∂E also: T1 = T2 Nullter Hauptsatz gilt, falls 1 1 ∂Σ(E, z) = kT Σ(E, z) ∂E statistische Definition der Temperatur (für jedes System gibt es also die) thermische Zustandsgleichung: T = T (E, z) bzw. E = E(T, z) Ableitung der thermischen Zustandsgleichung eines Systems: • H(q, p) / H = H † aufstellen • Σ(E, z)∆z = berechnen Z dqdp δ(E − H(q, p) / Σ(E, z)∆z = Sp δ(E − H(q, p) 151 • 1/kT = (∂Σ(E, z)/∂E)/Σ(E, z) nach E auflösen 7.6 Entropie betrachte quasistatischen Prozess, es gilt: * + s X ∂Hz 1 dzj dΓ + dE = Σ(E, z) ∂zj j=1 zugeführte Wärme: δQ = 1 dΓ = Σ(E, z) dΓ ∂Γ(E,z) ∂E Konzentration des Phasenvolumens in dünner Schicht unter Fläche H(q, p) = E: (N → ∞) Γ(E, z) = Σ(E, z)∆E also: dΣ∆E δQ = ∂(Σ(E,z)∆E) ∂E = dΣ ∂Σ(E,z) ∂E = Σ ∂Σ(E,z) ∂E · dΣ dΣ = kT Σ(E, z) Σ(E, z) Entropie nach Clausius: dS = δQ/T , also dS = k dΣ Σ(E, z) dS ist ein totales Differenzial, denn dS = k d ln(αΣ(E, z)∆E∆z) beachte: αΣ(E, z)∆E∆z dimensionslos, mit: α=1 α= (QM) 1 h3N N! (KM) Bemerkungen: • α wird so gewählt, dass SQM → SKM im klassischen Limes (s.u.) • Diskretisierung des Phasenraums in Zellen mit Volumen ∆v = h3N ➜ αΣ(E, z)∆E∆z: Anzahl der Zellen (Zuständen im diskretisierten Phasenraum), die mit NBen (E, z fest) verträglich sind • Clausius-Formel dS = δQ/T nur für Prozesse mit N = const. abgeleitet ➜ α darf N-abhängig sein 152 damit motiviert: S(E, z) = k ln(αΣ(E, z)∆E∆z) statistische Definition der Entropie nach Boltzmann “S = k log W ” Inschrift auf Grabstein von Boltzmann in Wien ! Integrationskonstante = 0 gesetzt (nur damit ist 3. HS erfüllt, s.u.) jetzt gilt unmittelbar: T dS = δQ = dE − δW Grundgleichung der TD und (da ln Phasenvolumen additive Größe): S ist extensiv ————————————————————————————————— S(E, z) = k ln(αΣ(E, z)∆E∆z) = k ln(αΣ(E, V, N)∆E∆V ∆N) Phasenvolumen wächst extrem schnell mit E, V, N (s.u. ideales Gas) ➜ Entropie als (logarithmisches) Maß für erlaubtes Phasenvolumen ————————————————————————————————— Zusammenhang mit Shannon-Information: σ(p1 , ..., pM ) = − M X pk ln pk k=1 mikrokanonische WK: (QM: k = (En , Vm , Np , γ)) pk = p(En , Vm , Np , γ) = = 1 δ(E−En )δ(V −Vm )δ(N −Np ) Σ(E, V, N) 1 Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N falls NB (δ(E − En )∆E = 1, etc.) erfüllt pk = 0 sonst damit: NBen X 1 1 ln σ=− Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N En ,Vm ,Np ,γ Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N mit der Normierungsbedingung folgt: 1 = − ln Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N ! 153 ! 1 S(E, V, N) k Entropie ist k× Maximalwert (unter NBen) der Shannon-Information: = ln (Σ(E, V, N)∆E∆V ∆N ) = S(E, z) = k max σ(p1 , ..., pM ) E,z fest • Shannon-Information: Funktion des (gemischten) Mikrozustands • Entropie: Funktion des Makrozustands, abhängig von den kontrollierbaren Makrovariablen (vergl: Gibbs-Paradox) ————————————————————————————————— S(E, V, N) = k ln(αΣ(E, V, N)∆E∆V ∆N) Konsistenzchecks: ! ∂ ∂S = k ln(αΣ(E, V, N)∆E∆V ∆N) ∂E V,N ∂E =k ∂Σ(E, V, N)/∂E 1 1 =k = Σ(E, V, N) kT T ➜ statistische Definition der Temperatur ∂S ∂V =k ! ∂ k ln(αΣ(E, V, N)∆E∆V ∆N) ∂V = E,N 1 Σ(E, V, N) ∂Σ(E, V, N)/∂V ∂Σ(E, V, N)/∂V = Σ(E, V, N) T ∂Σ(E, V, N)/∂E Σ(E, V, N) 1 ∂Σ(E, V, N)/∂V 1 = =− T ∂Σ(E, V, N)/∂E T =− 1 ∂H T ∂V S,N = ∂E ∂V ! Σ,N 1 =− T ∂E ∂V ! S,N p T (quasistatische Kontrollparameteränderung (adiabatisch)) ➜ statistische Definition des Drucks ! ∂ ∂S = k ln(αΣ(E, V, N)∆E∆V ∆N) ∂N E,V ∂N =k ∂Σ(E, V, N)/∂N 1 Σ(E, V, N) ∂Σ(E, V, N)/∂N = Σ(E, V, N) T ∂Σ(E, V, N)/∂E Σ(E, V, N) 1 ∂Σ(E, V, N)/∂N 1 = =− T ∂Σ(E, V, N)/∂E T ∂E ∂N 154 ! Σ,V 1 =− T ∂E ∂N ! S,V 1 ∂H =− T ∂N S,V =− µ T quasistatische Kontrollparameteränderung (adiabatisch) ➜ statistische Definition des chemischen Potenzials beachte hier: ! ∂X ∂Y Z ∂Y ∂Z ! X ∂Z ∂X ! Y = −1 155 156 Kapitel 8 Einfache Anwendungen Gleichverteilungssatz 8.1 Jeder “Freiheitsgrad” (qi oder pi ), der quadratisch in die Hamilton-Funktion eingeht, liefert einen Beitrag 1 kT 2 zur inneren Energie U bzw. k 2 zur Wärmekapazität CV N = ∂U ∂T ! V,N beachte: Gleichverteilungssatz gilt nur im Rahmen der KM ————————————————————————————————— Bsp: klassisches einatomiges ideales Gas HV,N (q, p) = 3N X p2i + VWand (q1 , ..., q3N ) i=1 2m ➜ 3N Freiheitsgrade, die quadratisch in H eingehen (pi ) ➜ 3N Freiheitsgrade, die keinen Beitrag zu U liefern (qi ) also: 1 U = 3N kT kalorische Zustandsgleichung 2 ————————————————————————————————— Beweis: mit πi = qi oder πi = pi ist 157 πi = Z Z ∂HV,N (π) ∂HV,N (π) = dπ ρE,V,N (π)πi ∂πi ∂πi dπ ρE,V,N (π)πi ∂HV,N (π) ∂πi mit ρE,V,N (π) = 1 δ(E − HV,N (π)) Σ(E, V, N) ∆V ∆N folgt: πi 1 ∂HV,N (π) = ∂πi Σ(E, V, N) ∆V ∆N Z Z dπ δ(E −HV,N (π))πi ∂HV,N (π) ∂πi = ∂ 1 Σ(E, V, N) ∆V ∆N ∂E πi ∂ ∂HV,N (π) = (πi (HV,N (π) − E)) − (HV,N (π) − E) ∂πi ∂πi dπ Θ(E − HV,N (π))πi ∂HV,N (π) ∂πi es ist: 1.Term eingesetzt: Z ∂(πi (HV,N (π) − E)) dπ Θ(E −HV,N (π)) = ∂πi Z H<E dπ ∂Fi (π) =0 ∂πi denn Fi (π) ≡ (πi (HV,N (π) − E)) = 0 auf HV,N (q, p) = E bleibt Beitrag des 2. Terms: = ∂ 1 Σ(E, V, N) ∆V ∆N ∂E = 1 Σ(E, V, N) ∆V ∆N = Γ(E, V, N) Γ(E, V, N) Σ(E, V, N) = ∂Γ(E,V,N ) = ∂Σ(E,V,N ) Σ(E, V, N) ∂E ∂E ∂HV,N (π) πi ∂πi Z Z dπ Θ(E − HV,N (π))(E − HV,N (π)) dπ Θ(E − HV,N (π)) mit Γ = Σ∆E für N → ∞, und deshalb: πi ∂HV,N (π) = ∂πi 1 ∂ ln(αΣ(E,V,N )∆E∆V ∆N ∂E = k ∂S(E,V,N ) ∂E = kT ————————————————————————————————— es ist also: 158 ∂HV,N (π) = kT πi ∂πi unabhängig von i sei H= p2i + cqi2 + H ′ 2m mit H ′ unabhängig von qi , pi , c = const. dann ist: 2 mq̇i 1 1 ∂H 1 pi = pi = pi q̇i = pi = kT 2m 2m 2 2 ∂pi 2 und: 1 1 ∂H 1 qi 2cqi = qi = kT 2 2 ∂qi 2 ————————————————————————————————— cqi2 = Anwendung auf Festkörper: N Kristallatome im Gitter: harmonische Schwingungen hohe T ➜ kl.Statistik gültig 3N Impulse, 3N Koordinaten quadratisch in H also: CV,N = ∂U ∂T ! V,N 1 = k × 6N = 3Nk 2 Dulong-Petitsches Gesetz – empirisch gut bestätigt, solange kT ≫ ~ω (ω: Schwingungsfrequenz) – kT ∼ ~ω ➜ QM Rechnung (s.u.): CV,N = 3Nk β~ω 2 sinh β~ω 2 !2 (β = 1/kT ) T → ∞, β → 0: CV,N → 3Nk, denn sinh x = x + O(x3 ), klassischer Limes T → 0, β → ∞: CV,N → 3Nk(β~ωe−β~ω/2 )2 → 0 (konsistent mit 3.HS !) ➜ CV,N durch Quanteneffekte für T → 0 exponentiell unterdrückt 159 CV,N /Nk 3 klassischer Limes kT/ h ω ————————————————————————————————— Anwendung auf Gase bei hohen T : einatomig, Bsp: Ar,Xe 3N Freiheitsgrade (pi ) quadratisch in H 3 CV,N = Nk 2 einatomig zweiatomig, mehratomig, Bsp: O2 , N2 , H2 O 2 (oder mehr) zusätzliche Schwingungsfreiheitsgrade bei Raumtemperatur aber meist kTRaum ≪ ~ωSchwingungen ➜ durch Quanteneffekte unterdrückt, Schwingungsfreiheitsgrade “ausgefroren” 2 bzw. 3 Rotationsfreiheitsgrade (zwei-/mehratomige Gase) ~2 ~ω ∼ Θ: Trägheitsmoment 2Θ zweiatomig: Θ bzgl. Molekülachse klein ➜ kTRaum ≪ ~ω also: für Raumtemperatur typischerweise: 8.2 5 CV,N = Nk 2 zweiatomig CV,N = 3Nk mehratomig Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung klassisches (nicht ideales, wechselwirkendes) Gas v 1 = p1 /m: Geschwindigkeit des Teilchens “1” ist eine Zufallsvariable 160 WK, dass Teilchen 1 die Geschwindigkeit v 1 in d2 v1 besitzt: ρ(v 1 )d3 v1 =? es ist: ρ(mv 1 ) = = Z 3 Z d p1 · · · d 3 p2 · · · Z 3 d pN = hδ(p1 − mv 1 )i = Z Z d 3 pN Z dq13 · · · Z dq13 · · · Z d3 qN ρE,V,N (q, p) d3 qN ρE,V,N (q, p)δ(p1 − mv 1 ) 1 1 hδ(p1 /m − v 1 )i = ρ(v 1 ) m m MK WK-Dichte: ρE,V,N (q, p) = 1 δ(E − HV,N (q, p)) Σ(E, V, N)∆V ∆N also (nur die v 1 -Abhängigkeit ist hier von Interesse): ρ(v 1 ) ∝ =m Z Z d 3 p1 · · · 3 d p2 · · · Z Z 3 d 3 pN d pN Z Z d3N q δ(E − HV,N (q, p))δ(p1 /m − v 1 ) d3N q δ(E − HV,N (q, p)|p1 =mv1 ) Hamilton-Funktion: p2j + V (q 1 , ..., q N ) HV,N (q, p) = j=1 2m N X 1 f (q, p) HV,N (q, p)|p1 =mv1 − mv 21 = HV,N (0, p2 , ..., pN , q) ≡ H V,N 2 damit: Z Z Z 1 f (q, p)) ρ(v 1 ) ∝ d3 p2 · · · d3 pN d3N q δ(E − mv 21 − H V,N 2 1 1 e ∝ Σ(E − mv 21 , V, N) ≈ Σ(E − mv 21 , V, N) 2 2 in sehr guter Näherung ! (die v 1 -Abhängigkeit ändert sich quasi nicht, falls N → N − 1, etc.) 1 mv 21 ≪ E, also: 2 1 ∂ ln Σ(E, V, N) 1 ln Σ(E − mv 21 , V, N) ≈ ln Σ(E, V, N) − · mv 21 2 ∂E 2 (Entwicklung des ln wegen der extrem starken E-Abhängigkeit von Σ sinnvoller) jetzt ist und mit 1/kT = (∂/∂E) ln Σ(E, V, N): 1 ρ(v 1 ) ∝ exp ln Σ(E − mv 21 , V, N) 2 161 ∂ ln Σ(E, V, N) 1 · mv 21 = exp ln Σ(E, V, N) − ∂E 2 ! 1 1 mv 21 kT 2 Normierung (Index 1 weglassen): ∝ exp − Z d3 v ρ(v) = 1 legt Konstante fest (einfaches Gaußintegral): m ρ(v) = 2πkT 3/2 mv 2 exp − 2kT ! Maxwellsche Geschwindigkeitsverteilung – gilt für klassische System mit beliebigem WW-Potenzial ! – (trotz Gaußverteilung) keine Relation zum ZGWS (v keine extensive Variable) es ist ρ(v) = ρ(vx )ρ(vy )ρ(vz ) und m ρ(vi ) = 2πkT 1/2 mv 2 exp − i 2kT ! symmetrische Verteilung ➜ hvi i = 0 Varianz: hvi2 i =− =− = Z dvi vi2 2kT ∂ m ∂x 2kT m Z m 2πkT dvi ∂ −1/2 x ∂x 1/2 m 2πkT = x=1 mv 2 exp − i 2kT 1/2 exp kT m ! ! −x 2kT mvi2 x=1 oder einfacher mit GVS: 21 kT 2 p2i 2 = kT = hvi i = m 2m m2 m es folgt: kT = mhvi2 i Temperatur: mittlere quadratische Geschwindigkeitsschwankung (allgemeine, mikroskopische Veranschaulichung des Temperaturbegriffs !) 162 8.3 Zustandsdichte eines idealen Gases ideales (einatomiges) Gas: HV,N (q, p) = 3N X p2i + WWand,V (q1 , ..., q3N ) i=1 2m Zustandsdichte: Σ(E, V, N) klassisch: Σ(E, V, N)∆V ∆N = =V N Z dp1 · · · dp3N Z dqdp δ(E − HV,N (q, p)) 3N X p2i δ E− i=1 2m ! δ(...) = 0, falls qi ∈ / V , und W (...) = 0, falls qi ∈ V ∂ =V ∂E N Z dp1 · · · dp3N 3N X p2i Θ E− i=1 2m ! √ ∂ V3N ( 2mE) ∂E VD (R): Volumen einer D-dimensionalen Kugel vom Radius R = VN VD (R) = VD (1) = Z Z dx1 · · · dxD Θ(R2 − dΩ Z 0 1 X x2i ) = RD VD (1) i dr r D−1 = SD (1) 1 D 1 1 r = SD (1) D D 0 SD (1): Oberfläche der D-dimensionalen Einheitskugel π D/2 SD (1) = 2 (D/2 − 1)! damit folgt: ∂ Σ(E, V, N)∆V ∆N = V ∂E N = VN √ 2mE 3N π 3N/2 1 2 3N (3N/2 − 1)! ! 3N 1 π 3N/2 (2mE)(3N/2)−1 2m 2 2 3N (3N/2 − 1)! Σ(E, V, N)∆V ∆N = V N π 3N/2 1 (2mE)3N/2 E (3N/2 − 1)! ————————————————————————————————— gleiche Rechnung auf Basis der QM für hohe T 163 Zustandsdichte: 1 Sp (δ(E − ĤV,N )) ∆V ∆N zur Auswertung der Spur: Energieeigenzustände Σ(E, V, N) = Hamilton-Operator: H= N X (j) H1 mit H1 = j=1 p2 + W1,Wand,V (r) 2m Ein-Teilchen-Problem: H1 |φi = ε|φi Ortsdarstellung: ~2 ∆φ(r) = εφ(r) 2m Wandpotenzial: zyklische Randbedingungen auf Würfel mit V = L3 : − φ(r + Leµ ) = φ(r) eµ : Einheitsvektor in µ = x, y, z-Richtung (Form der RB und des Volumens unwichtig, Ergebnisse nur von V abhängig) Lösungsansatz: φk(r) = const. eikr Lösung, falls: ~2 k 2 ≡ ε(k) = ε 2m Normierung: Z V d3 r |φk(r)|2 = 1 also: 1 φk(r) = √ eikr V Ein-Teilchen-Energieeigenzustände RB: eik(r+Leµ ) = eikr ⇒ eiLkeµ = eiLkµ = 1 164 k 2π /L also: kµ = 2π nµ L nµ ganze Zahl erlaubte k-Vektoren Rastervolumen im k-Raum: (2π)3 ∆3 k = V ————————————————————————————————— N-Teilchen-Problem: H|Ψi = EΨ wegen H = X (j) H1 sind Produktzustände Eigenzustände: j (1) (N ) H|φk1 i · · · |φkN i = N X j=1 (1) (N ) ε(kj ) |φk1 i · · · |φkN i physikalischer Hilbert-Raum: (anti-)symmetrisierte Produktzustände (±) (1) (N ) (±) (1) (N ) HSN |φk1 i · · · |φkN i = SN H|φk1 i · · · |φkN i = N X j=1 (±) (1) (N ) ε(kj ) SN |φk1 i · · · |φkN i ebenfalls Eigenzustände Eigenenergien: E = E(k1 , ..., kN ) = N X ε(kj ) j=1 ————————————————————————————————— Zustandsdichte: Σ(E, V, N)∆V ∆N = Sp(δ(E− ĤV,N )) ≈ ′ X k1 ··· ′ X δ(E−E(k1 , ..., kN )) kN Summation nur über (k1 , ..., kN ), die nicht durch Permutation auseinander her165 vorgehen (Ununterscheidbarkeitsprinzip !) also: Σ(E, V, N) ≈ X 1 X 1 ··· δ(E − E(k1 , ..., kN )) ∆V ∆N N! k1 kN jetzt mit nicht eingeschränkter Summation ————————————————————————————————— beachte: nur gültig, falls Mehrfachbesetzungen selten ➜ klassischer Limes Bosonen: für nk ≥ 2 liefern Permutationen von Teilchen mit gleichem k keinen P neuen Zustände, und dürfen schon in ′ nicht mehrfach gezählt werden Fermionen: Zustände mit nk ≥ 2 dürfen in P′ gar nicht gezählt werden nk ≤ 1, falls N ≪ d, (d: Anzahl zugänglicher Ein-Teilchen-Zustände) ➜ klassischer Limes für hohe T oder geringe Dichte v = V /N → ∞ ————————————————————————————————— Abschätzung der korrekten Anzahl von Zuständen für N ≪ d und d = dim H1 endlich: 1 N P Terme in ′ : M= d N! ln M ≈ N ln d − N ln N Bosonen: M= d+N −1 N ! ln M ≈ (d + N − 1) ln(d + N − 1) − N ln N − (d − 1) ln(d − 1) ≈ d ln d + N ln d − N ln N − d ln d = N ln d − N ln N Fermionen: M= d N ! ln M ≈ d ln d − N ln N − (d − N) ln(d − N) ≈ d ln d − N ln N − d ln d + N ln d = N ln d − N ln N ————————————————————————————————— für L → ∞ (V → ∞) ist X k = Z V V X 3 ∆ k → d3 k (2π)3 k (2π)3 somit: 166 VN 1 1 Σ(E, V, N) = ∆V ∆N (2π)3N N! Z d3 k1 · · · Z mit Substitution pj = ~kj : VN 1 1 Σ(E, V, N) = ∆V ∆N (2π~)3N N! Σ(E, V, N) = Z d 3 p1 · · · ~2 k2j d3 kN δ E − j=1 2m Z N X p2j d3 pN δ E − j=1 2m N X 1 1 1 Z dqdp δ (E − HV,N (q, p)) ∆V ∆N (2π~)3N N! also (für hohe T ): ΣQM (E, V, N) = 1 1 ΣKM (E, V, N) = αΣKM (E, V, N) 3N (2π~) N! – erklärt Wahl von α 1 – : “korrekte Boltzmann-Abzählung” N! 1 – : Diskretisierung des Phasenraums in Zellen mit Phasenvolumen (2π~)3N 3N (2π~) System mit verschiedenen Teilchensorten (Komponenten): α=Q 1 3Nα α Nα !(2π~) (Permutation unterscheidbarer Teilchen liefert neue Zustände) Entropie eines klassischen idealen Gases 8.4 Entropie: S(E, V, N) = k ln (αΣ(E, V, N)∆E∆V ∆N) mit: α = 1/(h3N N!) Zustandsdichte (klassisch): Σ(E, V, N)∆V ∆N = V N damit: S(E, V, N) = k ln " V h3 1 π 3N/2 (2mE)3N/2 E (3N/2 − 1)! N 1 1 ∆E (2mEπ)3N/2 N! E (3N/2 − 1)! mit N! ≈ N N e−N , 3N/2 − 1 → 3N/2 ist: 167 # S(E, V, N) = k ln Ve h3 N N ∆E E 2mEπe 3N/2 !3N/2 ln ∆E/E kann gegen (extensive) Terme ∝ N vernachlässigt werden: Ve S(E, V, N) = Nk ln 3 hN " V = Nk ln N E N 3/2 4mπ 3h2 2mEπe 3N/2 3/2 5/2 e !3/2 # 3 E 3 4πm 5 V + S(E, V, N) = Nk ln + ln + ln N 2 N 2 3h2 2 Sackur-Tetrode-Gleichung – gleiches Resultat wie in TD – zusätzlich: Entropie-Konstante σ0 = 3 4πm 5 ln + 2 3h2 2 – S extensiv ————————————————————————————————— Zustandsgleichungen des idealen Gases: 1 = T ∂S ∂E ! 3 1 = Nk 2 E p = T ∂S ∂V ! = Nk V,N E,N (kalorische Zustandsgleichung) 1 V (thermische Zustandsgleichung) ————————————————————————————————— Gültigkeitsbereich? mit E = 3NkT /2 ist: S = S(T, V, N) = Nk ln " V = Nk ln N 3 kT 2 V 3 3 + ln kT + σ0 N 2 2 3/2 4πm 3h2 3/2 # also: 5 v S(T, V, N) = Nk ln 3 + λ 2 mit v = V /N und 168 5 + 2 ! λ= √ h 2πmkT thermische de Broglie-Wellenlänge Interpretation: – Teilchen mit thermischer Energie ε ∼ kT (Gleichverteilungssatz!) √ – freies Teilchen ➜ p = 2mε – de Broglie-Wellenlänge λ = h/p √ also: λ ∼ h/ 2mkT λ3 ≪ v = V /N ➜ Volumen pro Teilchen groß gegen typisches Volumen, bei dem QM Effekte wichtig werden ➜ klassische Approximation korrekt für λ3 ≪ v = V /N (große E, hohe T ) Sattelpunktsmethode 8.5 mathematischer Einschub: Sattelpunktsmethode wird für die Auswertung der QM Zustandsdiche benötigt ————————————————————————————————— f (z) analytisch mit f ′ (z0 ) = 0, C: beliebiger Weg ➜ Z N f (z) dz e C also: ln Z C = s 2π eN f (z0 ) −Nf ′′ (z0 ) für N → ∞ dz eN f (z) = Nf (z0 ) + O(ln N) ————————————————————————————————— schreibe f = u + iv, z = x + iy für z = z0 gilt: df ∂f ∂u ∂v ∂u =0 ➜ = +i =0 ➜ = 0, dz ∂x ∂x ∂x ∂x analog (für z = z0 ): ∂u = 0, ∂y ∂v =0 ∂y mit Cauchy-Riemann-DGLs: ∂v ∂u = ∂x ∂y ∂v ∂u =− ∂y ∂x 169 ∂v =0 ∂x folgt weiter: ∂ ∂v ∂ ∂v ∂2u ∂2u = = = − ∂x2 ∂x ∂y ∂y ∂x ∂y 2 analog: ∂2v ∂2v = − ∂x2 ∂y 2 ➜ u(x, y), v(x, y) haben in z0 einen Sattelpunkt wähle C ′ durch z0 mit gleichem Anfangs- und Endpunkt, es ist Z C dz... = Z C′ dz... Im z z0 C’ C Re z Entwicklung von f um z0 , Polardarstellung: 1 f (z) = f (z0 + reiϕ ) ≈ f (z0 ) + f ′′ (z0 )r 2 e2iϕ 2 (Terme dritter und höherer Ordnung vernachlässigt) schreibe f ′′ (z0 ) = ReiΦ , damit ist: 1 1 f (z) = f (z0 ) + ReiΦ r 2 e2iϕ = f (z0 ) + Rr 2 ei(Φ+2ϕ) 2 2 ′ wähle C so, dass (bei z0 ): π 1 ϕ =− Φ+ 2 2 dann ist: 1 f (z) = f (z0 ) − Rr 2 2 Realteil 1 u(z) = u(z0 ) − Rr 2 2 hat in z0 entlang ϕ ein Maximum (Imaginärteil v(z) konstant bei z0 entlang C ′ ) ➜ zweiter Faktor des Integranden nahe bei z0 : 170 eN f (z) = eiN v(z0 ) eN u(z) hat bei z0 entlang C ′ ein extrem scharfes Maximum (N → ∞), also: Z N f (z) C dz e Z N f (z0 ) =e C′ 1 dz eN 2 f ′′ (z 2 0 )(z−z0 ) (N → ∞) mit dz = eiϕ dr (ϕ = −Φ/2 + π/2 fest) folgt für N → ∞: N f (z0 ) =e Z r0 −r0 q iϕ − 21 N Rr 2 dr e e N f (z0 ) iϕ =e e Z ∞ 1 −∞ dr e− 2 N Rr 2 mit y = r NR/2 ist: N f (z0 ) iϕ =e e N f (z0 ) =e s = eN f (z0 ) s v u u t 1 1 NR 2 Z ∞ −∞ −y 2 dy e π = eN f (z0 ) 1 −2iϕ NRe 2 N f (z0 ) iϕ =e s e s π 1 NR 2 π 1 NRei(Φ−π) 2 2π −Nf ′′ (z0 ) ➜ Probleme bei mehreren Sattelpunkten 8.6 Quantenmechanisches System harmonischer Oszillatoren N Teilchen, Koordinaten qi , Impulse pi (i = 1, ..., N), eindimensional [qi , pj ] = i~δij (i, j = 1, ..., N) Hamilton-Operator des i-ten Teilchens: harmonischer Oszillator 1 p2i + mωi2 qi2 2m 2 Gesamtsystem: (i) H1 = HN = N X (i) H1 i=1 Realisierung: – Atome auf Plätzen eines (D = 1) Gitters – qi : Auslenkung relativ zum Gitterpunkt i – vereinfachend: ungekoppelte Oszillatoren (sonst: Hauptachsentransformation) 171 – kleine Auslenkungen ➜ harmonisches Potenzial ————————————————————————————————— Strategie: 1. Eigenwertproblem zu H1 2. Eigenzustände und -energien zu HN 3. Kontrollparameter: E und N Zustandsdichte Σ(E, N)∆N = Sp δ(E − HN ) Auswertung der Spur: ONB aus Energieeigenzuständen 4. Anwendung der Sattelpunktsmethode 5. Entropie: S(E, N) = k ln(Σ(E, N)∆E∆N) Ableitung von Zustandsgleichungen und Antwortkoeffizienten ————————————————————————————————— 1) Transformation auf Erzeuger/Vernichter: qi = s s ~ (ci + c†i ) 2mωi pi = −i m~ωi (ci − c†i ) 2 es ist: ➜ [qi , pj ] = i~δij und: 1 = ~ωi + 2 Besetzungszahloperator: (i) H1 bi n [ci , c†j ] = δij b i = c†i ci n Eigenwertgleichung: b i |ni i = ni |ni i n mit ni = 0, 1, 2, ... und gni = 1 (ni nicht entartet) (i) es ist: H1 |ni i = εi (ni )|ni i mit 1 ni = 0, 1, 2, ... εi (ni ) = ~ωi ni + 2 ————————————————————————————————— 2) Viel-Teilchen-Problem 172 kleine Auslenkungen: ➜ kein Überlapp der Wellenfunktionen zweier Teilchen ➜ niemals zwei Teilchen im gleichen Oszillator ➜ jedes Teilchen hat seinen eigenen Ein-Teilchen-Hilbert-Raum ➜ Teilchen unterscheidbar (i) HN = ⊗N i=1 H1 ONB von HN : {|n1 i|n2 i · · · |nN i} (Produktzustände) (i) mit ONB von H1 : {|ni i} ————————————————————————————————— M = dim HN , d = dim H1 (endlich) ununterscheidbare Teilchen: QM, Bosonen φ 1 φ 2 φ 3 ... QM, Fermionen φd Ein−Teilchen− Zustände d+N −1 N M= φ 1 φ 2 φ 3 ... ! Ein−Teilchen− Zustände φd M= d N ! (durch räumliche Trennung) unterscheidbare Teilchen: QM, Teilchen in separaten Subsystemen φ 1 φ 2 φ 3 ... φd φ 1 φ 2 φ 3 ... φd φ 1 φ 2 φ 3 ... φd Ein−Teilchen− Zustände M = dN d: Dimension desjenigen Unterraums des gesamten Ein-Teilchen-Hilbert-Raums, in dem sich ein Teilchen aufhalten kann ————————————————————————————————— (für Puristen:) Einschub zur Begründung der Unterscheidbarkeit beachte: prinzipiell sind auch identische Teilchen, die räumlich getrennt sind (kein Überlapp von Wellenfunktionen), ununterscheidbar und somit als Bose/Fermi-System zu behandeln, aber die Behandlung als unterscheidbare Teilchen liefert dieselben Ergebnisse: 173 betrachte Messung einer “lokalen” Observablen A, d.h. A= N X A(i) i=1 Erwartungswert in (anti-)symmetrisiertem Produktzustand: (±) (N ) hAi = K±2 hφ(1) α1 | · · · hφαN |SN N X i=1 (±) (N ) A(i) SN |φ(1) α1 i · · · |φαN i die Teilchen befinden sich in paarweise verschiedenen Ein-Teilchen-Zuständen (dim H1 = Nd bei Beschreibung mit ununterscheidbaren Teilchen!) ➜ Besetzungszahlen nα = 0, 1 ➜ K±2 = N! hAi = N! N X i=1 (±) (N ) (i) (1) (N ) hφ(1) α1 | · · · hφαN |A SN |φα1 i · · · |φαN i (±) Permutationsoperator P in SN = X P (±1)p P/N! wirkt auf Teilchenindizes oder (nach Umsortieren des Produkts) auf Quantenzahlen αi : hAi = N X X i=1 P (N ) (i) (1) (N ) (±1)p hφ(1) α1 | · · · hφαN |A |φαp(1) i · · · |φαp(N) i wegen nα = 0, 1 liefert nur P = 1 einen nichtverschwindenden Beitrag: hAi = N X (i) (i) hφ(i) αi |A |φαi i N X (N ) (i) (1) (N ) hφ(1) α1 | · · · hφαN |A |φα1 i · · · |φαN i i=1 es ist also: hAi = i=1 (N ) (1) (N ) hAi = hφ(1) α1 | · · · hφαN |A|φα1 i · · · |φαN i Erwartungswert in Produktzustand (unterscheidbare Teilchen) mit analoger Rechnung für hΨ1 + cΨ2 |A|Ψ1 + cΨ2 i mit c = 1, i und N-TeilchenZuständen |Ψ1,2 i sind auch allgemeine Matrixelemente lokaler hermitescher Operatoren mit (nicht (anti-)symmetrisierten) Produktzuständen ausdrückbar beachte weiter: • für ein Bose-/Fermi-System ergibt sich nα = 0, 1 auch im klassischen Limes, da für T → ∞ oder v = V /N → ∞ Doppelbesetzungen unwahrscheinlich werden; im klassischen Limes kann also mit unterscheidbaren Teilchen gerechnet werden 174 • um die richtige Anzahl von Zuständen beizubehalten (z.B. bei der Auswertung der Spur, siehe ideales Quantengas im klassischen Limes oder System harmonischer Oszillatoren hier) ist zu berücksichtigen, dass (falls nα = (N ) 0, 1) die N! Produktzustände P|φ(1) α1 i · · · |φαN i (für die N! Permutationen) (±) (N ) zum gleichen (anti-)symmetrisierten Produktzustand SN |φ(1) α1 i · · · |φαN i korrespondieren und denselben physikalischen Zustand beschreiben • daher ist der Faktor 1/N! zu ergänzen (korrekte Boltzmann-Abzählung) oder der Zustandsraum auf den 1/N!-ten Teil zu begrenzen, was dadurch erreicht werden kann, dass Teilchen “1” sich nur im ersten Teil des EinHilbert-Teilchen-Raums, Teilchen “2” nur im zweiten Teil etc. (Letzteres ist Grundlage der folgenden Rechnung, siehe Formel für die Zustandsdichte unten) ————————————————————————————————— Gesamtenergie: H|n1 i · · · |nN i = N X i=1 (i) H1 |n1 i · · · |nN i = E = E(n1 , ..., nN ) = N X εi (ni ) = ~ω N X i=1 εi(ni )|n1 i · · · |nN i N X ni + i=1 i=1 1 2 ni = 0, 1, 2, ... vereinfachend: Oszillatoren gleicher Frequenz ωi = ω 1 ➜ E i.allg. stark entartet, GZE: E0 = ~ωN (nicht entartet) 2 ————————————————————————————————— 3) Zustandsdichte: Σ(E, N)∆N = Sp δ(E − HN ) = ∞ X n1 =0 ··· 1 mit δ(E) = 2π ∞ X nN =0 Z ∞ −∞ δ(E − E(n1 , ..., nN )) ds eiEs ist: Σ(E, N)∆N = ∞ X n1 =0 1 = 2π Z ∞ −∞ ds ∞ X n1 =0 ··· ··· ∞ X 1 nN =0 2π ∞ X nN =0 Z ∞ −∞ ds exp (i(E − E(n1 , ..., nN ))s) exp(iEs) exp −is N X j=1 ∞ Y N ∞ X X 1 Z∞ i(E−E0 )s = e−is~ωnj ··· ds e 2π −∞ nN =0 j=1 n1 =0 175 ~ω(nj + 1/2) 1 = 2π Z ∞ X −is~ω n ∞ −∞ N X ∞ Y ds ei(E−E0 )s e−is~ω j=1 nj =0 nj es ist: e n=0 1 e 2 is~ω 1 = 1 is~ω = 1 1 − e−is~ω e2 − e− 2 is~ω 1 1 = e 2 is~ω e− ln(2i sin( 2 s~ω)) ————————————————————————————————— Zwischenbemerkung: Ausweg: ersetze Z ∞ X e−is~ω n=0 ∞ −∞ n ist eine divergente Reihe! dsF (s) durch lim Z ∞ ε→0 −∞ dsF (s − iε) damit wird z ≡ e−is~ω → z = e−is~ω e−ε~ω mit |z| < 1 und X n z n = 1/(1 − z) ————————————————————————————————— 1 mit E0 = N ~ω gilt: 2 1 N 1 1 Z∞ ds ei(E−E0 )s e 2 is~ω e− ln(2i sin( 2 s~ω)) Σ(E, N)∆N = 2π −∞ Z ∞ 1 E 1 ds exp N is − ln(2i sin( s~ω)) = 2π −∞ N 2 1 Z∞ ds exp [Nf (s)] Σ(E, N)∆N = 2π −∞ mit 1 E − ln(2i sin( s~ω)) N 2 ————————————————————————————————— f (s) = is 4) für N → ∞: Σ(E, N)∆N = O(N −1/2 ) exp [Nf (s0 )] (damit ln Σ(E, N) = Nf (s0 ) + O(ln N)) Bestimmung von s0 : 0 = f ′ (s) = i ➜ E − N 1 s~ω 2 sin 12 s~ω cos 1 ~ω 2 176 mit f ′ (s0 ) = 0 E 1 E 1 =i cot s~ω = 2i 2 N ~ω E0 ➜ E 1 s~ω = arccot i 2 E0 ➜ 11 E/E0 + 1 = ln i2 E/E0 − 1 s0 = −i ! E = −iarccoth E0 1 E + E0 = ln 2i E − E0 E + E0 1 ln ~ω E − E0 einsetzen: f (s0 ) =? E + E0 1 1 sin s0 ~ω = sin ln 2 2i E − E0 1 E + E0 = sinh ln i E − E0 1 = 2i = damit: E + E0 E − E0 1 E + E0 2i E − E0 1/2 1/2 1/2 ! = 1 1 E + E0 = sinh ln i 2 E − E0 1 ln... e − e− ln... 2i E − E0 − E + E0 1/2 ! 1 E + E0 = 2i E − E0 1/2 E − E0 1− E + E0 2E0 1 2E0 = E + E0 2i (E + E0 )1/2 (E − E0 )1/2 1 E − ln(2i sin( s0 ~ω)) N 2 1 E E + E0 2E0 = ln − ln ~ω N E − E0 (E + E0 )1/2 (E − E0 )1/2 f (s0 ) = is0 = = E E + E0 2E0 ln − ln 2E0 E − E0 (E + E0 )1/2 (E − E0 )1/2 E 1 1 E ln(E + E0 ) − ln(E − E0 ) − ln(2E0 ) + − 2E0 2 2E0 2 E − E0 E + E0 E − E0 E + E0 ln − ln f (s0 ) = 2E0 2E0 2E0 2E0 also: Σ(E, N)∆N = O(N −1/2 ) exp [Nf (s0 )] ————————————————————————————————— 5) Entropie 177 S(E, N) = k ln(Σ(E, N)∆N∆E) = Nkf (s0 ) + kO(ln N) E − E0 E + E0 E − E0 E + E0 − ln ln S(E, N) = Nk 2E0 2E0 2E0 2E0 kalorische Zustandsgleichung: 1 = T ∂S ∂E ! = Nk N ➜ ln ➜ 1 E + E0 ln 2E0 E − E0 2E0 E + E0 = E − E0 NkT 2E0 E + E0 −1 = E − E0 E − E0 2E0 e NkT − 1 = ➜ E = E0 + 2E0 1 e 2E0 NkT −1 also mit E0 = N~ω/2: 1 1 E = N~ω + = E(T, N) ~ω exp kT − 1 2 innere Energie T → 0 ➜ E → E0 klassischer Limes: ~ω T → ∞ ➜ exp kT ! ≈1+ ~ω kT ➜ E → N~ω = NkT kT ~ω (GVS: Beitrag kT /2 zu E, 2N Freiheitsgrade quadratisch in H) ————————————————————————————————— es ist: E = hHi = N X ~ω i=1 b ii + hn 1 1 = N~ω n + 2 2 b i i: mittlere Besetzungszahl eines Oszillators n ≡ hn n= exp 1 ~ω kT −1 es gilt (mit x = ~ω/kT ): 178 E + E0 ex 1 = x = =1+n 2E0 e −1 1 − e−x E − E0 1 = x =n 2E0 e −1 und somit: S(T, N) = Nk[(1 + n) ln(1 + n) − n ln n] für T → 0 ist n → 0, also S → 0 ➜ 3.HS erfüllt ————————————————————————————————— Wärmekapazität: CN = δQ dT ! = N ∂E ∂T ! ∂S ∂T =T N ! N klassischer Limes: E = NkT ➜ CN = Nk für T → ∞ (Dulong-Petit) tiefe Temperaturen ➜ Quanteneffekte (x = ~ω/kT ): CN = N~ω ex ~ω 1 (ex − 1)2 k T 2 x x2 ex = Nk x/2 = Nk x x/2 −x/2 2 e (e − e ) e − e−x/2 2 x/2 = Nk sinh(x/2) also (β = 1/kT ): β~ω/2 CN = Nk sinh(β~ω/2) !2 (vergl. Diskussion der Wärmekapazität und des GVS oben) 179 !2 180 Kapitel 9 Allgemeiner Aufbau der statistischen Mechanik 9.1 Allgemeiner Kontakt Mikrozustände k = 1, ..., M, M ≫ N f kontrollierbare Makrovariable, u.a. H ————————————————————————————————— mikrokanonische Gesamtheit: H und s weitere extensive Größen z = (z1 , ..., zs ) fest: E − ∆E < H(q, p) < E zj − ∆zj < zj (q, p) < zj für j = 1, ..., s f = s + 1, System isoliert ————————————————————————————————— kanonische Gesamtheit: z = (z1 , ..., zs ) fest zj − ∆zj < zj (q, p) < zj für j = 1, ..., s x0 = H fluktuierende Zufallsvariable, Erwartungswert hHi kontrolliert f = s + 1, System im Wärmebad ————————————————————————————————— allgemeinkanonische Gesamtheit: 181 z = (z1 , ..., zs ) fest H und x = (x1 , ..., xr ) Zufallsvariable, Erwartungswerte hHi, hxii kontrolliert f = s + r + 1, System im Wärme- und xj -Bad KM: H(q, p), xi (q, p), zj (q, p) (i = 1, ..., r, j = 1, ..., s) c x bi , zbj QM: H, ————————————————————————————————— Bsp: H, V, N als kontrollierte Makrovariable Gesamtheit: Kontakt: ausgetauschte Größen: feste Größen: MK System isoliert K GK thermisch thermisch mit (Wärmebad) Teilchenaust. Gibbs thermisch mit Arbeitsaust. allgemein - H H, N H, V H, x H, V, N V, N V N z Bestimmung der a priori-Wahrscheinlichkeiten 9.2 TD GG: Festlegung der pk durch Maximierung der Shannon-Information unter NBen σ(p1 , ..., pM ) = max r + 1 NBen: hHi, hxi i fest für i = 1, ..., r ➜ Lagrange-Parameter λ0 , λi s NBen: zj fest für j = 1, ..., s ➜ pk 6= 0 nur für δ(zj − zj (q, p))∆zj = 1 damit: pk = pk (λ0 , λ1 , ..., λr , z1 , ..., zs ) = pk (λ0 , λ, z) und ρ = ρλ0 ,λ,z (π) ρb = ρbλ0 ,λ,z (KM) (QM) ————————————————————————————————— 182 sei A = A(π) (KM), A = A† (QM) beliebige extensive Observable: hAi = Z dπρλ0 ,λ,z (π)A(π) = A(λ0 , λ, z) hAi = Sp (ρbλ0 ,λ,z A) = A(λ0 , λ, z) (KM) (QM) Werte der Makrovariable A können um hAi fluktuieren, aber: √ σA = O(1/ N) hAi (A extensiv, somit makroskopische Summe unabhängiger Zufallsvariabler, ZGWS) ➜ makroskopische Abweichungen von TD GG-Werten extrem unwahrscheinlich ————————————————————————————————— Maximierung von σ: " s X X X X X ∂ λi pk xi (k) − pk ln pk − α pk − λ 0 pk H(k) − 0= ∂pk i=1 k k k k # KM: xi (k) = xi (q, p) (diskretisierter Phasenraum) QM: xbi |Ψk i = xi (k)|Ψk i mit ONB {|Ψk i} (als Makrovariablen kommutieren H, xi paarweise bis auf mikroskopischen Fehler) Lagrange-Parameter: α, λ0, λi es ist: 0 = − ln pk − 1 − α − λ0 H(k) − s X λi xi (k) i=1 also: pk ∝ e−λ0 H(k)− P i λi xi (k) s Y (δ(zj − zj (k))∆zj ) j=1 allgemeinkanonische WK λ0 , λ1 , ..., λr , z1 , ..., zs bzw. λ0 , λ, z natürliche Variablen der AK Gesamtheit 9.3 Zustandssumme KM: WK-Dichte: 183 ρλ0 ,λ,z (q, p) = Normierung: R s P Y α δ(zj − zj (q, p)) e−λ0 H(q,p)− i λi xi (q,p) Ψ(λ0 , λ, z) j=1 dqdp ρ(q, p) = 1 ➜ Ψ(λ0 , λ, z) = Z dqdp α e−λ0 H(q,p)− P i λi xi (q,p) s Y j=1 δ(zj − zj (q, p)) AK Zustandsintegral Ψ(λ0 , λ, z)∆z (∆z ≡ α= 1 Q j ∆zj ) dimensionslos mit h3N N! ————————————————————————————————— beachte: • Faktor h−3N entspricht Diskretisierung des klassischen Phasenraums der Wert des Rastervolumens im Phasenraum (h3N ) ist so gewählt, dass QM Resultate im klassischen Limes reproduziert werden notwendig (s.o.) für Anwendung des Prinzips der Maximierung der ShannonInformation! • Z dqdp läuft über verallgemeinerten Phasenraum (beliebige Teilchenzahl) ➜ α steht unter dem Phasenraum-Integral • Einfügen des Faktors α, und zwar des 1/N!-Terms (wobei ja N = N(q, p)), ist eine ad hoc Abweichung vom Prinzip maximaler Shannon-Information • Motivation für den 1/N!-Faktor: Anschluss an die QM im klassischen Limes Zustände π und π ′ , die durch Teilchenpermutation auseinander hervorgehen, dürfen nicht als physikalisch verschieden betrachtet werden (klassische Version des QM Ununterscheidbarkeitsprinzips, das die QM Resultate im klassischen Limes reproduziert) klassische physikalische Zustände (in diesem Sinn) nehmen den Anteil 1/N! des gesamten Phasenraums ein bei Anwendung des Prinzips der Maximierung der Shannon-Information sollen nur physikalische Zustände (im diesem Sinn) benutzt werden oder: (und so wird’s in der Praxis gemacht) es werden wieder alle (mathematischen) Zustände in Betracht gezogen, aber mit um den Faktor 1/N! verringerter WK für jeden einzelnen Zustand 184 ————————————————————————————————— QM: Dichteoperator: ρbλ0 ,λ,z ∝ = X k pk (λ0 , λ, z)|Ψk ihΨk | X e−λ0 H(k)− X b −λ0 H− k = e k P P i i λi xi (k) s Y j=1 λi b xi s Y j=1 δ(zj − zj (k))|Ψk ihΨk | δ(zj − zbj )|Ψk ihΨk | denn Makrovariablen kommutieren paarweise, |Ψk i gemeinsamer Eigenzustand ρbλ0 ,λ,z s P Y 1 b λi b xi −λ0 H− i δ(zj − zbj ) e = Ψ(λ0 , λ, z) j=1 Normierung: Sp ρb = 1 ➜ Ψ(λ0 , λ, z) = Sp b e−λ0 H− P s Y λb x i i i j=1 δ(zj − zbj ) AK Zustandssumme (Ψ(λ0 , λ, z)∆z dimensionslos) ————————————————————————————————— H → Hz1 ,...,zs = Hz erzwingt die NB bzgl. z (es ist Hz = ∞ und somit e−λ0 Hz = 0 (λ0 > 0), falls δ(z − z(q, p))∆z 6= 1, und Hz = H sonst) KM: ρλ0 ,λ,z (q, p) = P α e−λ0 Hz (q,p)− i λi xi (q,p) Ψ(λ0 , λ, z)∆z 1 Ψ(λ0 , λ, z) = ∆z Z dqdp α e−λ0 Hz (q,p)− QM: ρbλ0 ,λ,z = P 1 b e−λ0 Hz − i λi bxi Ψ(λ0 , λ, z)∆z Ψ(λ0 , λ, z) = 1 Sp ∆z b e−λ0 Hz − P i λi b xi 185 P i λi xi (q,p) Thermodynamische Potenziale 9.4 es ist (x = (..., xi , ...)): Ψ(λ0 , λ, z) = = = Z Z dEdx Z Z dqdp αδ(E−Hz (q, p))δ(x−x(q, p))e−λ0 Hz (q,p)−λx(q,p) −λ0 E−λx 1 ∆z −λ0 E−λx 1 α ∆z∆x dEdx e Z 1 ∆z dEdx e Z Ψ(λ0 , λ, z) = dqdp α δ(E − Hz (q, p))δ(x − x(q, p)) Z dqdp δ(E − Hx,z (q, p)) dEdx e−λ0 E−λx α Σ(E, x, z) ➜ r + 1-fache Laplace-Transformation Umkehrung? ————————————————————————————————— eindimensionale Laplace-Transformation: Ψ(λ) = Z 0 ∞ dx Σ(x)e−λx (λ > 0) betrachte: Z i∞ 1 dλ Ψ(λ)eλx (x > 0) 2πi −i∞ Z i∞ Z ∞ 1 ′ = dλ dx′ Σ(x′ )e−λx eλx 2πi −i∞ 0 Z ∞ Z i∞ ′ ′ ′ 1 dx Σ(x ) dλ eλ(x−x ) = 2πi −i∞ 0 substituiere: λ = iλ′ : = = Z ∞ 0 Z ∞ 0 dx′ Σ(x′ ) 1 2π Z ∞ −∞ ′ ′ dλ′ eiλ (x−x ) dx′ Σ(x′ )δ(x − x′ ) Umkehrung der Laplace-Transformation: Z i∞ 1 dλ Ψ(λ)eλx Σ(x) = 2πi −i∞ ————————————————————————————————— weiter gilt: ln Ψ(λ) = ln Z 0 ∞ dx Σ(x)e−λx 186 = ln Z ∞ 0 dx eln Σ(x)−λx (beachte: ln Σ(x) − λx = O(N)) mit der Sattelpunktsmethode = ln Σ(x) − λx hier ist x bestimmt durch: ∂ (ln Σ(x) − λx) 0= ∂x zusammen ist also: Ψ(λ) = Z 0 ∞ dx Σ(x)e−λx Laplace-Transformation: Ψ(λ) ⇔ Σ(x) ln Ψ(λ) = ln Σ(x) − λx λ= ∂ ln Σ(x) ∂x Legendre-Transformation: ln Ψ(λ) ⇔ ln Σ(x) ————————————————————————————————— aus der AK Zustandssumme Ψ(λ0 , λ, z) = Z dEdx e−λ0 E−λx α Σ(E, x, z) folgt also: 1 ∂ ∂ ln(α Σ(E, x, z)) = S(E, x, z) ∂E k ∂E (S(E, x, z) = k ln αΣ(E, x, z)∆E∆x∆z) λ0 = physikalische Bedeutung des Lagrange-Parameters λ0 : λ0 = 1 kT analog (für i = 1, ..., r): λi = ∂ 1 ∂ ln(α Σ(E, x, z)) = S(E, x, z) ∂xi k ∂xi mit T dS = dU − Kdx ist Ki kT ————————————————————————————————— λi = − definiere: A(λ0 , λ, z) = −kT ln(Ψ(λ0 , λ, z)∆z) 187 bzw. A(T, K, z) = −kT ln(Ψ(T, K, z)∆z) AK Potenzial es ist: A(T, K, z) = −kT ln(αΣ(E, x, z)∆z) − λ0 E − = −T S(E, x, z) + E − X X λi xi i ! Ki xi i mit E = E(T, K, z) und x = x(T, K, z) physikalische Bedeutung des AK Potenzials: A = −T S + E − X Ki xi i Legendre-Transformation bzgl. E und x TD Potenzial des durch die natülichen Variablen T, K, z beschriebenen Kontakts ————————————————————————————————— Bsp: x = V , z = N ➜ A(T, p, N) = −T S + E + pV = G(T, p, N) freie Enthalpie, Gibbs’sches Potenzial G(T, p, N) = −kT ln(Ψ(T, p, N)∆N) 1 = −kT ln ∆N = −kT ln Z d Z 3N −λ0 Hz (q,p)− dqdp α e qd 3N QM: P i −(HN (q,p)+pV (q,p))/kT pαe b b G(T, p, N) = −kT ln Sp N e−(H+pV )/kT 9.5 λi xi (q,p) Entropie und Information Zusammenhang mit Shannon-Information: zunächst QM: σ = − Sp (ρ ln ρ) max ausgewertet für GG-Zustand 188 ∆N ρbT,K,z = liefert: P 1 b e−(Hz − i Kibxi )/kT Ψ(T, K, z)∆z P b b P e−(Hz − i Kibxi )/kT e−(Hz − i Kibxi )/kT ln σ = − Sp Ψ(T, K, z)∆z Ψ(T, K, z)∆z P P e−(Hbz − i Kibxi )/kT b ln e−(Hz − i Kibxi )/kT = ln Ψ(T, K, z)∆z − Sp Ψ(T, K, z)∆z ! X 1 c i− Ki hxbi i /kT = − A(T, K, z) + hH z kT i 1 = kT −A + E − X ! Ki xi = i 1 TS kT also: 1 S k ————————————————————————————————— max σ[ρ] = KM: σ({pk }) = − X pk ln pk k ausgewertet für GG-Zustand pk = Z Zelle k dqdp P α e−λ0 Hz (q,p)− i λi xi (q,p) Ψ(λ0, λ, z)∆z P 1 −(Hz (qk ,pk )− i Ki xi (qk ,pk ))/kB T 3N = h αe Ψ(T, K, z)∆z liefert: σ({pk }) X 1 1 =− αe(··· ) h3N αe(··· ) ln Ψ(T, K, z)∆z k Ψ(T, K, z)∆z = ln(Ψ(T, K, z)∆z) − ! X 1 h3N αe(··· ) ln h3N αe(··· ) Ψ(T, K, z)∆z k =− A(T, K, z) X − pk ((· · · ) + ln(h3N α)) kB T k =− A(T, K, z) − h(· · · )i − hln(1/N!)i kB T 189 1 = kB T 1 = kB T = −A(T, K, z) + hHi − −A + E − X ! X i ! Ki hxi i + ln N! Ki xi + N ln N = i 1 T S − N ln N kB T 1 S + N ln N kB also: σ({pk }) = GG 1 S + N ln N kB ————————————————————————————————— Ausgangssituation, um an QM anzuschließen: – WK pk für physikalische Zustände ( phys. X pk = 1) k in Praxis: – WK pk = pk /N! für gesamten Phasenraum ( X pk = 1) k ➜ äquivalent bezüglich Berechnung von Erwartungswerten (z.B. Entropie S) ➜ aber σ = −hln pi = −hln(p/N!)i = −hln pi + ln N! = σ + N ln N ➜ mehrere gleichwahrscheinliche Alternativen vergrößern die Shannon-Information Quasistatische Prozesse 9.6 quasistatische TD Prozesse geführt durch T, K, z dA(T, K, z) = s r X X ∂A ∂A ∂A dKi + dzj dT + ∂T j=1 ∂zj i=1 ∂Ki ————————————————————————————————— es ist: ∂A(T, K, z) ∂ =− kT ln(Ψ(T, K, z)∆z) ∂zj ∂zj ∂ = −kT ln ∂zj = R Z dqdp α e−(Hz (q,p)− dqdp α e−(Hz (q,p)− R P i P i Ki xi (q,p))/kT Ki xi (q,p))/kT ∂Hz (q,p) ∂zj dqdp α e−(Hz (q,p)− P i Ki xi (q,p))/kT 190 also: ∂A(T, K, z) = ∂zj * ∂Hz ∂zj + = Kj′ ➜ (intensive) verallgemeinerte Kräfte treten auf als – Lagrange-Parameter λi bzw. Ki – zu zj konjugierte Größen (und damit Erwartungswerte) Kj′ je nach Art des Kontaktes mit der Umgebung ————————————————————————————————— weiter ist: ∂ ∂A(T, K, z) =− kT ln(Ψ(T, K, z)∆z) ∂Ki ∂Ki ∂ ln = −kT ∂Ki Z dqdp α e−(Hz (q,p)− P i Ki xi (q,p))/kT also: ∂A(T, K, z) = −hxi i ∂Ki ➜ (extensive) verallgemeinerte Koordinaten treten auf als – Kontroll-Parameter zj – zu Ki konjugierte Größen (Erwartungswerte) je nach Art des Kontaktes mit der Umgebung ————————————————————————————————— und: ∂ ∂A(T, K, z) = − (kT ln(Ψ(T, K, z)∆z)) ∂T ∂T Z P ∂ ln dqdp α e−(Hz (q,p)− i Ki xi (q,p))/kT = −k ln(Ψ(T, K, z)∆z)) − kT ∂T = A(T, K, z)/T − kT hHz i − = 1 T A−E+ X i Ki xi ! X i Ki hxi i also: 191 ! 1 kT 2 ∂A(T, K, z) = −S ∂T ————————————————————————————————— insgesamt: 1 dA(T, K, z) = T X A(T, K, z) − hHz i + dA(T, K, z) = −SdT − s X xi dKi + i=1 s X i ! Ki hxi i dT − s X i=1 hxi idKi + s X j=1 * Kj′ dzj j=1 beachte: Erwartungswerte hHz i, hxii der AK Gesamtheit können mit festen Kontrollparametern E, xi der MK Gesamtheit idendifiziert werden (ZGWS: relative Standardabweichung ∼ N −1/2 → 0) Fluktuationen 9.7 ➜ zweite Ableitungen des AK Potenzials A(T, K, z) es ist ∂A(T, K, Z) = −hxi i ∂Ki und − = = + = + = ∂ 2 A(T, K, Z) ∂ = hxi i ∂Ki ∂Kj ∂Kj P ∂ 1 Sp z xi e−(Hz − i Kixi )/kT ∂Kj Ψ(T, K, z)∆z P P −1 ∂ −(Hz − i Ki xi )/kT −(Hz − i Ki xi )/kT Sp x e Sp e z i z Ψ(T, K, z)2 ∆z 2 ∂Kj P 1 ∂ Sp z xi e−(Hz − i Ki xi )/kT Ψ(T, K, z)∆z ∂Kj P P −1 1 −(Hz − i Ki xi )/kT −(Hz − i Ki xi )/kT Sp x e x e Sp z i z j Ψ(T, K, z)2 ∆z 2 kT P 1 1 Sp z xi xj e−(Hz − i Ki xi )/kT Ψ(T, K, z)∆z kT 1 (hxi xj i − hxi ihxj i) kT 192 + ∂Hz dzj ∂zj ∂ 2 A(T, K, Z) ∂Kj ∂Ki 1 =− =− = − (hxi xj i − hxi ihxj i) ∂Ki ∂Kj ∂hxi i ∂hxj i kT ————————————————————————————————— für beliebige α1 , ..., αr ist αT · (HesseK A) · α = r X r X αi i=1 j=1 ∂ 2 A(T, K, Z) αj ∂Ki ∂Kj =− r X r 1 X αi (hxi xj i − hxi ihxj i)αj kT i=1 j=1 =− r r r r X X X 1 X αj xj i − h αi xi ih αj xj i) (h αi xi kT i=1 j=1 i=1 j=1 =− 1 1 (hX 2 i − hXi2 ) = − h(X − hXi)2i < 0 kT kT also: HesseK A negativ definit ————————————————————————————————— Bsp: 0> ∂ 2 Ω(T, V, µ) ∂N =− 2 ∂µ ∂µ ∂N >0 ∂µ ————————————————————————————————— d.h. mit B ≡ Hz − P i Ki xi ist ∂2 ln Sp e−βB ∂β 2 =− = ∂ 1 Sp Be−βB ∂β Ψ(T, K, z)∆z 1 ∂ 1 −βB −βB 2 −βB + Sp Be Sp e Sp B e Ψ(T, K, z)2 ∆z 2 ∂β Ψ(T, K, z)∆z = −hBi2 + hB 2 i also (A = −kT ln(Ψ∆z)): 193 X X ∂2 Ki xi i2 < 0 Ki xi )2 i + hHz − (βA) = −h(Hz − 2 ∂β i i ————————————————————————————————— Bsp: ∂F ∂ ∂ 2 (βF (T, V, N)) F +β = 0> 2 ∂β ∂β ∂β ! =2 ∂F ∂2F +β 2 ∂β ∂β ∂F ∂T ∂F = = −kT 2 (−S) = kT 2 S ∂β ∂β ∂T ∂ ∂S ∂2F = −kT 2 (kT 2 S) = −2k 2 T 3 S − k 2 T 4 2 ∂β ∂T ∂T also: 0 > 2kT 2 S − 2kT 2 S − kT 3 ∂S = −kT 2 CV,N ∂T d.h. CV,N > 0 ————————————————————————————————— insgesamt: Hesseλ0 ,λ ln Ψ(λ0 , λ, z) positiv definit (λ0 = 1/kT = β, λi = −Ki /kT ) ————————————————————————————————— speziell: ∂hHi ∂λ0 ∂ = Sp ∂T ∂T ∂λ0 =− = + ! P 1 ∂ 1 −λ0 H− i λi xi Sp He z kT 2 ∂λ0 Ψ(λ0 , λ, z) P 1 ∂Ψ(λ0 , λ, z) 1 −λ0 H− i λi xi Sp He z kT 2 Ψ(λ0 , λ, z)2 ∂λ0 P 1 1 2 −λ0 H− i λi xi Sp H e z kT 2 Ψ(λ0 , λ, z) =− + P 1 He−λ0 Hz − i λi xi Ψ(λ0 , λ, z)∆z P P 1 1 −λ0 H− i λi xi −λ0 H− i λi xi Sp He Sp He z z kT 2 Ψ(λ0 , λ, z)2 P 1 1 2 −λ0 H− i λi xi Sp H e z kT 2 Ψ(λ0 , λ, z) also: 194 1 2 ∂hHi 2 = hH i − hHi ∂T kT 2 ————————————————————————————————— aus TD bekannt (Zerlegung von Systemen): Hessez A positiv definit verifizierbar? ∂ 2 A(T, K, z) ∂ ∂ ln(Ψ(T, K, z)∆z) = −kT ∂zi ∂zj ∂zi ∂zj " ∂Hz −(Hz −P Ki xi )/kT i e ∂zj 1 ∂ Sp = ∂zi Ψ(T, K, z)∆z 1 = Sp Ψ(T, K, z)∆z ∂ 2 Hz −(Hz −P Ki xi )/kT i e ∂zi ∂zj 1 1 − Sp kT Ψ(T, K, z)∆z * ! ∂Hz ∂Hz −(Hz −P Ki xi )/kT i e ∂zj ∂zi ∂Hz −(Hz −P Ki xi )/kT 1 i Sp e − Ψ(T, K, z)2 ∆z 2 ∂zj ∂ 2 A(T, K, z) = ∂zi ∂zj !# ∂ 2 Hz ∂zi ∂zj + 1 − kT * ∂Hz ∂Hz ∂zi ∂zj ! + ! P ∂ Sp e−(Hz − i Ki xi )/kT ∂zi 1 + kT * ∂Hz ∂zi +* ∂Hz ∂zj + beachte: ∂ 2 A(T, K, z) = O(1/N) ∂zi ∂zj rechte Seite: 1.Term = O(1/N), indefinit, ohne anschauliche Bedeutung 2.Term, 3.Term = O(1) also: 2.+3.Term = O(1/N), negativ definit 9.8 Allgemeiner Kontakt zwischen Systemen betrachte: Gesamtsystem = System 1 + System2 Gesamtsystem isoliert System i (i = 1, 2): zi fest, Hi , xi ausgetauscht 195 beachte: gleichzeitiger Austausch aller makroskopisch kontrollierter Größen nicht sinnvoll, da Subsysteme nicht makroskopisch definierbar Additivität (keine Oberflächenbeiträge): H = H1 + H2 x = x1 + x2 z = z1 + z2 (z und z1 , z2 sind fest) System 1 System 2 z1 z2 H2 x2 H1 x1 fest: (H und x sind fest) H=H 1+H 2 x=x 1+x 2 z1, z2 Zustandsdichte des Gesamtsystems: Σ(E, x, z1 , z2 ) = mit ist: Z 1 ∆x∆z1 ∆z2 (KM) Z dqdp δ(E − Hx,z1,z2 (q, p)) dE1 dx1 δ(E1 − H1 (q1 , p1 )) δ(x1 − x1 (q1 , p1 )) = 1 Σ(E, x, z1 , z2 ) = = Z = Z = Z dqdp δ(E − H(q, p))δ(x − x(q, p))δ(z1 − z1 (q1 , p1 ))δ(z2 − z2 (q2 , p2 )) dqdpδ(E −H1 (q1 , p1 )−H2 (q2 , p2 ))δ(x−x1 (q1 , p1 )−x2 (q2 , p2 )) ×δ(z1 − z(q1 , p1 ))δ(z2 − z(q2 , p2 )) dq1 dp1 dq2 dp2 Z dE1 dx1 δ(E1 − H1 (q1 , p1 )) δ(x1 − x1 (q1 , p1 )) ×δ(E − E1 − H2 (q2 , p2 ))δ(x − x1 − x2 (q2 , p2 )) = Z ×δ(z1 − z(q1 , p1 ))δ(z2 − z(q2 , p2 )) dE1 dx1 Z dq1 dp1 δ(E1 −H1 (q1 , p1 ))δ(x1 −x1 (q1 , p1 ))δ(z1 −z(q1 , p1 )) 196 × Z dq2 dp2 δ(E − E1 − H2 (q2 , p2 ))δ(x − x1 − x2 (q2 , p2 ))δ(z2 − z(q2 , p2 )) = Z dE1 dx1 = × Z 1 ∆x1 ∆z1 1 ∆x2 ∆z2 Z Z dq1 dp1 δ(E1 − H1,x1 ,z1 (q1 , p1 )) dq2 dp2 δ(E − E1 − H2,x−x1 ,z−z1 (q2 , p2 )) dE1 dx1 Σ1 (E1 , x1 , z1 ) Σ2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) also: ? Σ(E, x, z1 , z2 ) = Z dE1 dx1 Σ1 (E1 , x1 , z1 ) Σ2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) ————————————————————————————————— 1 zusätzliche Komplikation: Faktor α = 3N h N! Gesamtsystem: N fest Zustandsdichte des Gesamtsystems ist von der Form: Z 3 d π1 · · · Z d3 πN f (π 1 , ..., π N ) N! Zustände, die jeweils durch Teilchenpermutation auseinanger hervorgehen, werden getrennt gezählt (klassische Unterscheidbarkeit identischer Teilchen) Beispiel für N = 3, N! = 6 Zustände 1 2 3 3 2 3 1 1 2 2 1 3 1 2 2 1 3 3 eine mögliche Zerlegung des 6N-dimensionalen Integrals in 6N1 - und 6(N −N1 )dimensionale Integrationen: Z d3 πi1 · · · Z d3 πiN1 Z d3 πj1 · · · Z d3 πjN−N1 f (π 1 , ..., π N ) mit {i1 , ..., iN1 } ⊂ {1, ..., N} paarweise verschieden 197 und {j1 , ..., jN −N1 } = {1, ..., N}\{i1 , ..., iN1 } die Integration Z d3 πi1 · · · Z d3 πiN1 zählt die N1 ! Zustände getrennt, die durch Permutation der N1 Teilchen in System 1 entstehen, analog die zweite Integration das sind N1 !(N − N1 )! Zustände Beispiel: N = 3, N1 = 2, gezählt werden 2! · 1! = 2 Zustände 1 2 3 2 3 1 bei der Zerlegung des Integrals sind aber auch die restlichen Permutationen zu zählen, also: Z = d3 π1 · · · Z N X d3 πN f (π 1 , ..., π N ) = X N1 =0 {i1 ,...,iN1 }⊂{1,...,N } Z d3 πi1 · · · Z d3 πiN1 Z d3 πj1 · · · Z d3 πjN−N1 f (π 1 , ..., π N ) N! Terme der N1 !(N − N1 )! den gleichen Beitrag (der Wert von f ist für Systeme für gegebenes N1 (für einen Summanden) liefern die X Summe {i1 ,...,iN1 }⊂{1,...,N } identischer Teilchen invariant unter Teilchenpermutationen), also: Z 3 d π1 · · · Z d3 πN f (π 1 , ..., π N ) = N X N! = N1 =0 N1 !(N − N1 )! Beispiel: N = 3, N1 = 2, die Summe X {i1 ,...,iN1 } zählt Z 3 d πi1 · · · Z 3 d πiN1 Z 3 d πj1 · · · Z d3 πjN−N1 f (π 1 , ..., π N ) 3! N! = = 3 weitere Zustände N1 !(N − N1 )! 2! 1! 198 1 2 3 3 2 3 1 1 2 mit h3N = h3N1 h3N2 und αN = αN Σ(E, x, z1 , z2 ) = Z 1 h3N N! folgt also: dE1 dx1 αN1 Σ1 (E1 , x1 , z1 ) αN −N1 Σ2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) ————————————————————————————————— beachte: dies gilt auch, falls kein Teilchenaustauschkontakt vorliegt! falls z1 = N1 , z2 = N2 erzwingt die Form von f (π 1 , ..., π N ), dass nur ein N1 -Term in der Summme N X einen Beitrag liefert N1 =0 (allerdings gilt meist, dass die Resultate (bei N1 , N2 fest) nicht von der Mitnahme der α-Faktoren abhängen, denn die N1 -Abhängigkeit ist dann meist uninteressant; so ist auch die (etwas vorschnelle) Rechnung oben zum Nullten Hauptsatz zu rechtfertigen) ————————————————————————————————— QM: es ist: Zustandsdichte des Gesamtsystems: Σ(E, x, z1 , z2 ) = mit ist: Z 1 c Sp δ(E − H x,z1 ,z2 ) ∆x∆z1 ∆z2 c ) δ(x − x b1 ) = 1 dE1 dx1 δ(E1 − H 1 1 Σ(E, x, z1 , z2 ) = Sp = Sp δ(E c −H 1 c δ(E − H)δ(x − xb)δ(z c −H 2 )δ(x b1 )δ(z2 − zb2 (q2 , p2 )) 1 −z − xb1 − xb2 )δ(z1 − zb1 )δ(z2 − zb2 ) 199 = Sp = = Z Z Z c ) δ(x − x b1 ) dE1 dx1 δ(E1 − H 1 1 ×δ(E − E1 c −H dE1 dx1 Sp 1 δ(E1 − x1 2 )δ(x × Sp 2 δ(E − E1 c −H 1) − xb2 )δ(z1 δ(x1 c −H 2 )δ(x − zb1 )δ(z2 − xb1 )δ(z1 − x1 − zb1 ) − xb2 )δ(z2 − zb2 ) − zb2 ) dE1 dx1 Σ1 (E1 , x1 , z1 ) Σ2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) also: Σ(E, x, z1 , z2 ) = Z dE1 dx1 Σ1 (E1 , x1 , z1 ) Σ2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) ————————————————————————————————— Bemerkung: Sp (A1 A2 ) = ( Sp 1 A1 )( Sp 2 A2 ) gilt für Operatoren des Systems 1 bzw. 2 nur bei Verwendung der ONB von nicht-(anti-)symmetrisierten Produktzuständen, aber: Sp HN A = Sp H(±) A N für physikalische Observablen A ([A, P] = 0) 9.9 Prinzip der Maximierung der Entropie Σ1 (E1 , x1 , z1 ) wächst extrem schnell mit E1 , x1 Σ2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) fällt extrem schnell mit E1 , x1 Σ2 Σ1 (max) E1 , (max) x1 E1, x 1 200 Integral als Riemann-Summe schreiben, dE1 → ∆E, dx1 → ∆x Approximation der Summe durch maximalen Summanden liefert: X ∆E X x1 E1 ∆x Σ1 (E1 , x1 , z1 )Σ2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) (max) = Σ1 (E1 (max) , x1 (max) , z1 )Σ2 (E − E1 (max) , x − x1 , z2 )∆E∆x und somit (wähle ∆z1 = ∆z2 ): Σ(E, x, z1 , z2 )∆E∆x∆2 z = Σ1 (E1 , x1 , z1 )∆E∆x∆z Σ2 (E2 , z2 )∆E∆x∆z oder mit Γ(E, x, z) = Σ(E, x, z)∆E∆x∆z ln Γ(E, x, z1 , z2 ) = ln Γ1 (E1 , x1 , z1 ) + ln Γ2 (E2 , x2 , z2 ) ln Phasenvolumen additiv (max) für E1 = E1 (max) und E2 = E2 (max) ≡ E − E1 ————————————————————————————————— die Überlegungen gelten auch auf Basis der KM, mit Σ → αΣ es folgt: S(E, x, z1 , z2 ) = S1 (E1 , x1 , z1 ) + S2 (E2 , x2 , z2 ) ————————————————————————————————— Bestimmung des Maximums: 0= ∂ (Σ1 (E1 , x1 , z1 )Σ2 (E − E1 , x − x1 , z2 )) ∂E1 1 = exp(· · · ) k ∂S1 (E1 , x1 , z1 ) ∂S2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) + ∂E1 ∂E1 1 1 ∂ exp S1 (E1 , x1 , z1 ) + S2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) = ∂E1 k k ! also: T1 = T2 analog: 0= ∂ (Σ1 (E1 , x1 , z1 )Σ2 (E − E1 , x − x1 , z2 )) ∂x1 1 = exp(· · · ) k ∂S1 (E1 , x1 , z1 ) ∂S2 (E − E1 , x − x1 , z2 ) + ∂x1 ∂x1 also: 201 ! K1 = K2 ➜ Zwei Systeme in E, x-Kontakt haben im TD GG gleiche Temperaturen und Kräfte ————————————————————————————————— betrachte Gesamtsystem mit: E1′ , x′1 , z1 , E2′ , x′2 , z2 fest d.h. vor Ermöglichung von E, x-Ausgleichsprozessen dagegen nur noch E1 + E2 , x1 + x2 , z1 , z2 fest nach E, x-Ausgleich ————————————————————————————————— allgemein: x = (x1 , ..., xr ), z = (z1 , ..., zs ), hier o.B.d.A.: r = 1, s = 1 Entropie vor dem Ausgleich S ′ (E1′ , x′1 , z1 , E2′ , x′2 , z2 ) = k ln(# mit 6 NB verträgliche Zustände) Entropie nach dem Ausgleich S(E1 +E2 , x1 +x2 , z1 , z2 ) = k ln(# mit 4 NB verträgliche Zustände) ➜ weniger NB, also # mit 6 NB verträgliche Zustände ≪ # mit 4 NB verträgliche Zustände und nach Logarithmieren: S ′ (E1′ , x′1 , z1 , E2′ , x′2 , z2 ) < S(E1 + E2 , x1 + x2 , z1 , z2 ) ————————————————————————————————— vor dem Ausgleich: Nicht-GG-Zustand, nach dem Ausgleich: TD GG, also SNicht−GG ≤ SGG ➜ in einem isolierten System kann die Entropie (sofern definiert) nicht abnehmen ➜ die Entropie ist im TD GG maximal Beweis des 2.HS (des MaxEnt-Prinzips) statt Postulat! • S nur definiert für Gesamtsystem, das aus im TD GG befindlichen (makroskopischen) Subsystemen besteht (zwischen den Subsystemen aber kein GG) 202 • Nicht-GG-Zustände können nur durch Kontrolle vieler Makrovariablen präperiert werden • Zulassen von Ausgleichsprozessen / Herstellen von Kontakten bedeutet Wegfall von Kontrollparametern • somit werden Ausgleichsprozesse durch Anwachsen der Unkenntnis (Informationsgewinn) charakterisiert (der Informationszuwachs bei Aufklärung des Mikrozustands ist größer, wenn weniger über das System bekannt ist) • Ausgleichsprozesse implizieren Anwachsen der Entropie • beachte: im Gegensatz zur Shannon-Information ist die Entropie keine Funktion des Mikrozustands! und: die Shannon-Information als dynamische Größe (Observable) ist zeitlich konstant! • das MaxEnt-Prinzip sagt nichts über die zeitliche Dynamik eines Systems aus, sondern nur über die (fast triviale) Relation zwischen Kontrollparametern und Unkenntnis des Mikrozustands • als nicht-dynamisches Prinzip ist das MaxEnt-Prinzip daher nicht im Konflikt mit der Zeitumkehrsymmetrie der mikroskopischen Bewegungsgleichungen • also konsequenterweise: der 2. HS definiert keinen Zeitpfeil 203 204 Kapitel 10 Kanonische und großkanonische Gesamtheit 10.1 Kanonische Gesamtheit thermischer Kontakt, natürliche Variablen: T, V, N fest (z): V, N, ausgetauscht (λ0 ): H ————————————————————————————————— KM: WK-Dichte: ρ(q, p) = ρT,V,N (q, p) = Zustandsintegral: Z(T, V, N) = α Z α e−βHV,N (q,p) Z(T, V, N) dqdp e−βHV,N (q,p) beachte: Z(T, V, N) entspricht Ψ(λ0 , z)∆z TD Potenzial: freie Energie F (T, V, N) = −kT ln Z(T, V, N) ————————————————————————————————— QM: Dichteoperator: ρbT,V,N = 1 b e−β HV,N Z(T, V, N) 205 Zustandssumme: b Z(T, V, N) = Sp e−β HV,N = e−βF (T,V,N ) ————————————————————————————————— MK Gesamtheit: H = E = const., K Gesamtheit: H Zufallsgröße, aber: σH 1 ∝√ hHi N (denn: H extensive Größe, ZGWS) mikrokanonisch kanonisch ρ (H) ρ (H) N −1/2 ∆E H H <H> E ➜ Äquivalenz der MK und der K Gesamtheit hHi = E = U direkte Berechnung der Varianz von H (QM, KM analog): 2 σH = h(H − hHi)2i 2 1 1 Sp (H 2e−βH ) − 2 Sp He−βH Z Z 2 1 1 ∂ Sp (He−βH ) − 2 Sp He−βH =− Z ∂β Z = ∂ = − ∂β =− =− 1 Sp (He−βH ) + Z ∂ 1 ∂β Z ! Sp (He−βH ) − 1 −βH 2 Sp He Z2 2 1 1 ∂ hHi + 2 Sp (He−βH ) Sp (He−βH ) − 2 Sp He−βH ∂β Z Z ∂ ∂T ∂ 1 1 ∂ hHi = − hHi = hHi ∂β ∂β ∂T k β 2 ∂T also: 2 σH = kT 2 ∂hHi ∝N ∂T 206 und: 2 σH = kT 2 CV,N (Energieschwankung ∼ Wärmekapazität) ————————————————————————————————— Rechnungen in K Gesamtheit meist einfacher als in MK Gesamtheit wegen Zerlegungssatz: sei (QM): H = H1 + H2 mit H1 : H1 → H1 H2 : H2 → H2 (also: [H1 , H2 ] = 0), und H = H1 ⊗ H2 dann ist: Z = Sp e−βH = Sp 1 Sp 2 e−βH1 e−βH2 also: Z = Z1 Z2 KM: Z = α Z F = F1 + F2 −βH(q,p) dqdpe = Z dq1 dp1 Z dq2 dp2 e−βH1 (q1 ,p1) e−βH2 (q2 ,p2 ) Z Z1 Z2 = α α1 α2 10.2 Großkanonische Gesamtheit thermischer und Teilchenaustauschkontakt, natürliche Variablen: T, V, µ fest (z): V , ausgetauscht (λ0 , λ): H, N ————————————————————————————————— KM: WK-Dichte: ρ(q, p) = ρT,V,µ (q, p) = α e−β(HV (q,p)−µN (q,p)) Ξ(T, V, µ) großkanonisches Zustandsintegral: 207 Ξ(T, V, µ) = = ∞ Z X Z dqdp αe−β(HV (q,p)−µN (q,p)) dq1 · · · dq3N dp1 · · · dp3N α e−β(HV (q,p)−µN ) N =0 beachte: α = α(N) und: Ξ(T, V, µ) entspricht Ψ(λ0 , λ, z)∆z TD Potenzial: GK Potenzial Ω(T, V, µ) = −kT ln Ξ(T, V, µ) ————————————————————————————————— QM: Dichteoperator: 1 b b e−β(HV −µN ) Ξ(T, V, µ) ρbT,V,µ = GK Zustandssumme: bV −µN b) −β(H Ξ(T, V, µ) = Sp e = ∞ X b Sp N e−β(HV −µN ) = e−βΩ(T,V,µ) N =0 ————————————————————————————————— definiere: z = eβµ Fugazität dann ist (KM, QM analog): Ξ(T, V, µ) = ∞ Z X dq1 · · · dq3N dp1 · · · dp3N α e−β(HV (q,p)−µN ) N =0 = ∞ X α eβµN N =0 = ∞ X βµ N e N =0 Z dq1 · · · dq3N dp1 · · · dp3N e−βHV (q,p) α Z dqdp e−βHV,N (q,p) also: Ξ(T, V, µ) = ∞ X z N Z(T, V, N) N =0 es gilt (QM, KM analog): c hNi 1 Sp = Ξ(T, V, µ) bV −µNb ) c −β(H Ne 208 = = ∞ X 1 b NeβµN Sp N e−β HV Ξ(T, V, µ) N =0 ∞ X 1 Nz N Z(T, V, N) Ξ(T, V, µ) N =0 also: ci hN P Nz N Z(T, V, N) N N z Z(T, V, N) = PN d.h. ρ(N) ∝ z N Z(T, V, N) ————————————————————————————————— Varianz von N ? ! P ∂hNi ∂ N Nz N Z(T, V, N) = P N ∂µ T,V ∂µ N z Z(T, V, N) P ∂z ∂ N Nz N Z(T, V, N) = P N ∂µ ∂z N z Z(T, V, N) X 1 X 2 N −1 1 X = βz N z Z(T, V, N) − 2 Nz N −1 Z(T, V, N) Nz N Z(T, V, N) Ξ N Ξ N N 1X 2 N 1 X =β Nz N Z(T, V, N) N z Z(T, V, N) − 2 Ξ N Ξ N definiere Antwortkoeffizient (“Ladungssuszeptibilität”): κT,V 1 = N ∂hNi ∂µ ! T,V dann ist: 2 σN = N kT κT,V und auch σN 1 ∝√ N N 10.3 Klassisches ideales Gas Rechnung in kanonischer Gesamtheit HV,N (q, p) = 3N X p2i + WWand,V (q1 , ..., q3N ) i=1 2m 209 !2 ! Zustandsintegral: Z(T, V, N) = α Z Z dqdp e−βHV,N (q,p) Z P 2 1 p /2m 3N −β i i d3N q e−βWWand,V d p e h3N N! 3N Z 1 2 dp e−βp /2m VN = 3N h N! (W = 0, exp(−βW ) = 1 für r ∈ V ; W = ∞, exp(−βW ) = 0 für r ∈ / V) Z Z q √ √ h 2 2 dp e−βp /2m = 2m/β ds e−s = 2mkT π = λ λ: thermische de Broglie-Wellenlänge = also: 1 Z(T, V, N) = 3N h N! h λ !3N VN bzw. 1 V Z(T, V, N) = N! λ3 N freie Energie: F (T, V, N) = −kT ln Z(T, V, N) ≈ NkT (ln N + 3 ln λ − ln V ) thermische Zustandsgleichung: −p = ∂F ∂V ! = NkT T,N −1 V kalorische Zustandsgleichung: E = hHi = 1 α Z Z dqdp He−βH = − ∂ ln(α ∂β Z dqdp e−βH = − ∂ ln Z ∂β 3 1 3N ∂ β −3N/2−1 = NkT ln(const.β −3N/2 ) = − −3N/2 − =− ∂β β 2 2 10.4 Quantenmechanisches System harmonischer Oszillatoren Rechnung in kanonischer Gesamtheit 210 N X H= 1 bi + n 2 ~ωi i=1 beachte: beliebige Frequenzen! Eigenzustände: |n1 i|n2 i · · · |nN i Eigenenergien: E= N X ~ωi i=1 1 ni + 2 mit ni = 0, 1, 2, ... Zustandssumme: −βH Z = Z(T, N) = Sp e = ∞ X n1 =0 = ∞ X n1 =0 = ··· ∞ Y N X e−β~ωi ni e−β~ωi /2 nN =0 i=1 N X ∞ Y e−β~ωi n e−β~ωi /2 i=1 n=0 = N Y ··· Zi(T, N) i=1 mit Zi (T, N) = e−β~ωi /2 ∞ X e−β~ωi n=0 n 1 1 − e−β~ωi 1 = β~ω /2 i e − e−β~ωi /2 1 = 2 sinh(β~ωi/2) = e−β~ωi /2 also: Z(T, N) = nN =0 N Y 1 i=1 2 sinh(β~ωi /2) freie Energie: 211 ∞ X e−β P i ~ωi (ni +1/2) F (T, N) = −kT ln Z(T, N) = kT N X ln(2 sinh(β~ωi /2)) i=1 mittlere Besetzungszahl des i-ten Oszillators? P ∂ 1 ∂ ln Z = Sp e−β i ~ωi (bni +1/2) ∂ωi Z ∂ωi P 1 = Sp e−β i ~ωi (bni +1/2) (−β~(ni + 1/2)) Z b i i + 1/2) = −β~(hn andererseits: ∂ X ∂ ln(2 sinh(β~ωi/2)) ln Z = − ∂ωi ∂ωi i =− 1 2 cosh(β~ωi /2)β~/2 2 sinh(β~ωi/2) = −β~/2 1 tanh(β~ωi /2) also: b i i + 1/2 = hn 1 2 tanh(β~ωi /2) mit x = β~ωi /2: 1 b ii = hn 2 = also: e2x ! 1 1 −1 = tanh(x) 2 1 −1 bii = hn ! ex + e−x 1 e−x − 1 = ex − e−x 2 ex − e−x 1 e~ωi /kT − 1 Verallgemeinerung des Resultats für ωi = ω 10.5 Dritter Hauptsatz QM Rechnung! Dichteoperator der kanonischen Gesamtheit: ρbT,V,N = 1 b e−β HV,N Z(T, V, N) 212 Energie-Eigenwertgleichung: c |E , γi = E |E , γi H V,N n n n mit γ = 1, .., gn damit: ρbT,V,N = = P = P En ,γ En ,γ X 1 b |En , γihEn , γ|e−β HV,N Z(T, V, N) En ,γ e−βEn |En , γihEn , γ| P −βEn En ,γ e e−β(En −E0 ) |En , γihEn , γ| P −β(En −E0 ) En ,γ e mit GZE E0 ; für β → ∞ ist: e−β(En −E0 ) → δEn ,E0 also: ρbT,V,N → P En ,γ δEn ,E0 |En , γihEn , γ| = P En ,γ δEn ,E0 g0 : GZ-Entartung, P0 = ρbT,V,N → 1 P0 g0 P γ P γ |E0 , γihE0, γ| P γ1 |E0 , γihE0, γ|: Projektor auf Eigenraum zur GZE (T → 0) für T = 0 befindet sich ein Quantensystem im GG in dem gemischten Zustand, bei dem alle Grundzustände die gleiche WK haben (K wie auch MK!) Entropie: S(T, V, N) = kσ[ρT,V,N ] = −k Sp (ρ ln ρ) = −khln ρi = −khln(P0 /g0 )i = k ln g0 − khln P0 i mit hln P0 i = 1 X 1 X hE0 , γ| ln P0 |E0 , γi = hE0 , γ| ln 1|E0 , γi = 0 g0 γ g0 γ folgt: S(T, V, N) = k ln g0 (T → 0) ➜ 3. HS gilt bei für ln g0 < O(N) also für g0 < O(eN ) 213 10.6 Eindimensionales Ising-Modell, Transfermatrixmethode Ising-Modell: – Bechreibung magnetischer Ordnung – Demonstrationsmodell der statistischen Physik – Hamilton-Operator: H = −J N X i=1 Si Si−1 − B N X Si (J, B > 0) i=1 – Si kurz für Siz , lokale Spins an Plätzen eines Gitters: i = 1, ..., N – alle Observablen kommutieren ➜ “klassisches” (aber diskretes) Modell – Darstellung eines Spins: Si = 1 0 0 −1 ! (ohne Faktor ~/2!) – mögliche Werte (Eigenwerte): si = ±1 – hier eindimensionales Modell D = 1: lösbar (Ising, Lenz ∼ 1920) D = 2: lösbar für B = 0 (Onsager 1944) D = 3: nicht analytisch lösbar, numerische Lösung problemlos D = ∞: exakt lösbar (Weiß’sche Molekularfeldtheorie, s.u.) – periodische Randbedingung: i = 0 ⇔ i = N – Energie eines Spins im Feld B: −B, falls si = +1 (Spin parallel zum Feld, B > 0) B, falls si = −1 (Spin antiparallel zum Feld, B > 0) – Wechselwirkung zwischen nächsten Nachbarn WW-Energie −J falls Si Si−1 = +1 (bevorzugt parallele Spins, J > 0) B i=1 i=2 −J +J −J −J −J +J i=N +J +J – GZE: E0 = −N(J + B), GZ: s1 = ... = sN = +1 214 – magnetisches Gesamtmoment: M = X i hSii (allg.: M = −~−1 gµB X i hSii) ————————————————————————————————— Kontrollparameter: H, M, N kanonische Gesamtheit: T, B, N – B als Lagrange-Parameter zur NB M(s1 , ..., sN ) = M Zustandssumme: β = 1/kT Z(T, B, N) = Sp e−βHN (B) ONB: {|s1 i · · · |sN i} also: Z= X s1 =±1 = X s1 =±1 ··· ··· X exp βJ sN =±1 X Y X si ss−1 + βB X i i si ! exp (βJsi si−1 + βBsi ) sN =±1 i (entspricht klassischer Zustandssumme) ————————————————————————————————— Transfermatrixmethode Y exp (βJsi si−1 + βBsi ) = i i mit Transfermatrix Q= Y eβJ+βB e−βJ e−βJ eβJ−βB ! definiere Vektoren (Eigenvektoren von Si zu si = ±): | + 1i = 1 0 ! | − 1i = 0 1 ! dann ist: hsi |Q|si−1 i = Qsi ,si−1 und: Z= X s1 =±1 ··· N X Y Y 1 exp βJsi si−1 + βB(si + si−1 ) = Qsi ,si−1 2 i Qsi ,si−1 sN =±1 i=1 215 = X s1 =±1 = X ··· X hsN |Q|sN −1 i · · · hs2 |Q|s1 ihs1|Q|sN i sN =±1 hsN |QN |sN i sN =±1 Z = Sp QN Q reell und symmetrisch ➜ Q = U qU T mit U reell und orthogonal, U U T = 1, q diagonal Z = Sp QN = Sp U qU T · · · U qU T = Sp q N = Sp λ1 0 0 λ2 !N λN 0 1 0 λN 2 = Sp ! N = λN 1 + λ2 λi : Eigenwerte von Q für N → ∞ ist also: Z= λN 1 λN 2 + = λN max λN min 1+ N λmax ! → λN max Z = λN max beachte λmax nicht entartet! ————————————————————————————————— Theorem von Perron und Frobenius: sei A eine reelle M × M-Matrix mit Aij > 0 ➜ – es gibt einen nichtentarteten reellen Eigenwert λ > 0 – mit λ > |λ′ | für alle Eigenwerte λ′ 6= λ – ∃ x = (x1 , ..., xM ) Eigenvektor zu λ mit xi > 0 ————————————————————————————————— statt Beweis: direkte Rechnung: 0 = det eβJ+βB − λ e−βJ −βJ βJ−βB e e −λ ! = λ2 − λ eβJ+βB + eβJ−βB + e2βJ − e−2βJ also: 1 λ = eβJ eβB + e−βB ± 2 s 1 2βJ βB e (e + e−βB )2 − e2βJ + e−2βJ 4 216 βJ =e cosh(βB) ± q 2 cosh (βB) − 1 + e−4βJ (konsistent mit P.-F.-Theorem) somit: N βJ Z(T, B, N) = e cosh(βB) + q 2 cosh (βB) − 1 + e−4βJ N ➜ Ableitung der Thermodynamik, z.B. ————————————————————————————————— magnetisches Gesamtmoment M= N X i=1 = hSi i = N X 1 1 ∂ Sp hSi ie−βH = ln Z Z β ∂B i=1 q N 1 ∂ eβJ cosh(βB) + cosh2 (βB) − 1 + e−4βJ β [· · · ] ∂B 2 cosh(βB) sinh(βB)β N eβJ β sinh(βB) + q = β [· · · ] 2 cosh2 (βB) − 1 + e−4βJ √ N 1 β √ √ sinh(βB) · · · + cosh(βB) sinh(βB) β cosh(βB) + · · · · · · √ √ cosh(βB) − · · · sinh(βB) · · · + cosh(βB) sinh(βB) √ =N ··· cosh2 (βB) − cosh2 (βB) + 1 − e−4βJ √ 2 cosh2 (βB) sinh(βB) − sinh(βB) · · · √ =N (1 − e−4βJ ) · · · = =N also: − sinh(βB)(e−4βJ − 1) √ (1 − e−4βJ ) · · · sinh(βB) M =N q cosh2 (βB) − 1 + e−4βJ Diskussion: –B=0 ➜M =0 – B → ∞ ➜ M → N tanh(βB) → N = M0 – M(T, B, N) = −M(T, −B, N) – T → 0, β → ∞ ➜ M → M0 217 thermische Zustandsgleichung – T → ∞, β → 0 ➜ M → 0 M M0 J>0 J=0 0 −M0 B 0 T>0 für T > 0 ist lim M(T, B, N) = 0 B→0 ➜ keine spontane magnetische Ordnung, Paramagnet beachte: 0 = lim lim M(T, B, N) 6= lim lim M(T, B, N) = ±M0 T →0 B→0 B→0 T →0 ————————————————————————————————— idealer Paramagnet: J = 0 (nicht-w.w. Momente) M(T, B, N) = N tanh(βB) isotherme Suszeptibilität des idealen Paramagneten: 1 χ = N ∂M ∂B ! T,N B=0 cosh2 (βB) − sinh2 (βB) β = cosh2 (βB) = β = B=0 1 kT Curie-Gesetz ————————————————————————————————— warum keine magnetische Ordnung? ➜ betrachte Korrelationen mit H = −J N X i=1 Si Si−1 − N X Bi Si (J, Bi > 0) i=1 ist Z = Z(T, {Bi }, N) F = F (T, {Bi }, N) und: 218 P P X ∂F ∂ eβJ si−1 si +β Bi si = −kT ln ∂Bi ∂Bi s1 ,...,sN = −kT 1 Z X s1 ,...,sN βsie−βH = −hSi i sowie: ∂2F ∂hSi i ∂ 1 =− =− ∂Bi ∂Bj ∂Bj ∂Bj Z = 1 ∂Z Z 2 ∂Bj X s1 ,...,sN = hSi i −β si e−βH − ∂ F ∂Bj ! 1 Z X si e−βH s1 ,...,sN X si βsj e−βH s1 ,...,sN − βhSi Sj i also: − ∂hSi i ∂hSj i ∂2F = = = β (hSi Sj i − hSi ihSj i) ∂Bi ∂Bj ∂Bj ∂Bi ∂hSi i : lineare Antwort ∂Bj hSi Sj i − hSi ihSj i: Korrelationsfunktion ————————————————————————————————— (spontane) magnetische Ordnung: Erwartung: M 1/ χ T TC bei T = TC , Curie-Temperatur: endliche lineare Antwort bei infinitesimal schwachem Feld, also: 1 χ(T, B = 0, N) = N jetzt ist: ∂M ∂B ! T,N B=0 219 →∞ χ= 1 ∂ 1 X ∂hSj i 1 X ∂ X 1 X (hSi Sj i − hSi ihSj i) hSj i = M= = β N ∂B N i ∂Bi j N ij ∂Bi N ij Translationsinvarianz ausnutzen: hSi Sj i = hSi−j S0 i = hSd S0 i, Abstand d = i−j χ= X X 1 βN (hSd S0 i − hS0 ihS0 i) = β (hSd S0 i − hS0 ihS0 i) N d d definiere Korrelationslänge ξ: hSd S0 i − hS0 ihS0i ∝ e−d/ξ für d → ∞ Erwartung: exponentieller Zerfall der Korrelationsfunktion für große Abstände (Sd und S0 unabhängig bei n.N. bzw. kurzreichweitiger WW) offensichtlich gilt, dass χ→∞⇒ξ→∞ Korrelationslänge divergiert bei TC ! ————————————————————————————————— Berechnung von ξ Z(T, {Bi }, N nicht bekannt, direkte Berechnung der Korrelationsfunktion für B = 0: für B = 0 ist: hSi i = hSj i = 0, bleibt also: hSi Sj i = 1 Z X si sj eβJ s1 ,...,sN P ss i i i−1 N X Y 1X = ··· si sj hsi |Q|si−1 i Z s1 sN i=1 = 1 XXX hsN |QN −i |si isi hsi |Qi−j |sj isj hsj |Qj |sN i Z si sj sN falls i > j; mit σ≡ X si |siisi hsi | = 1 0 0 −1 ! (z-Pauli-Matrix) ist jetzt hSi Sj i = = Q= eβJ e−βJ e−βJ eβJ 1X hsN |QN −i σQi−j σQj |sN i Z sN 1 Sp QN −i σQi−j σQj Z 220 ! 1 Sp σQi−j σQN −i+j Z Diagonalisierung der Transfermatrix: = Q = U qU T UUT = 1 mit q= 2 cosh(βJ) 0 0 2 sinh(βJ) ! 1 U =U = √ 2 T 1 1 1 −1 ! es folgt: hSi Sj i = und mit 1 Sp σU q i−j U T σU q N −i+j U T Z 1 σ = U σU = √ 2 ′ T 1 1 1 −1 ! 1 0 0 −1 ! 1 √ 2 1 1 1 −1 ! = 0 1 1 0 ! ist: hSi Sj i = 1 Sp σ ′ q i−j σ ′ q N −i+j Z 1 Sp = N (2 cosh(βJ)N = 2 sinh(βJ) 0 0 2 cosh(βJ) !i−j 2 cosh(βJ) 0 0 2 sinh(βJ) 1 i−j N −(i−j) i−j N −(i−j) sinh (βJ) cosh (βJ) + cosh (βJ) sinh (βJ) (cosh(βJ)N = tanhi−j (βJ) + tanhN −(i−j) (βJ) da tanh x < 1 für x 6= 0, ist im Limes N → ∞: hSi Sj i = tanh(i−j) (βJ) Korrelationsfunktion nur vom Abstand abhängig hSi Sj i = hSd S0 i = tanhd (βJ) Bestimmung der Korrelationslänge (x = tanh(βJ)): d d hSi Sj i = xd = eln(x ) = e− ln(1/x ) = e−d ln(1/x) mit ξ −1 ≡ ln(1/x) = ln coth(βJ) ist dann hSi Sj i = e−d/ξ 221 !N −(i−j) Divergenz von ξ nur für T → 0, β → ∞ es ist: χ= = 1 X (hSi Sj i − hSiihSj i) β N ij 1 X 2 1 X β hSi i + 2 β hSiSj i N i N i>j =β+2 ∞ 1 XX β tanhd (βJ) N i d=1 =β 1+2 ∞ X d tanh (βJ) d=1 ! 1 = β 1−2+2 1 − tanh(βJ) 2 −1 χ=β 1 − tanh(βJ) ! ! • J = 0 (idealer Paramagnet, s.o.): χ = 1/kT divergent bei T = 0 wegen GZ-Entartung g = 2N ! 2 − 1 = β + 2Jβ 2 + O(β 3 J 2 ) • T → ∞, β → 0: χ = β 1 − βJ + O(β 3 ) Curie-Gesetz: χ ∝ 1/T für hohe T • T → 0, β → ∞: tanh(βJ) → 1, χ → ∞ exponentiell • Phasenübergang nur bei TC = 0 Q: Phasenübergänge bei endlichen T ? 10.7 Heisenberg-Modell, Molekularfeldtheorie Heisenberg-Modell: H=− N X N X i=1 j=1 Jij S i S j − B N X Si i=1 mit lokalen Spins S i (hier: Spinquantenzahl S = 1/2), [Six , Sjy ] = i~Siz (und zyklische Permutationen) 222 auf Gitter mit i = 1, ..., N Plätzen Modell-Varianten: H=− N X Jij [α(Six Sjx + Siy Sjy ) + βSiz Sjz ] i,j=1 α = β: Heisenberg-Modell α = 0, β = 1: Ising-Modell α = 1, β = 0: XY-Modell ————————————————————————————————— approximative Lösung des Heisenberg-Modells in Molekularfeld-Näherung es gilt: S i S j = S i hS j i + S j hS i i − hS i ihS j i + F mit Fluktuationsterm F = (S i − hS i i)(S j − hS j i) Molekularfeld-Näherung: F = 0 für i 6= j (es sei Jii ≡ 0) damit H → HMF : X HMF = − =− =− X i X ij X j 2Jij hS j iS i + ij Jij hS j ihS i i − B 2Jij hS j i + B S i + (A) Bi X i + B Si + X ij X ij X Si i Jij hS j ihS i i Jij hS j ihS i i mit Austauschfeld (A) Bi ≡ X j 2Jij hS j i ————————————————————————————————— vereinfachende Annahmen: Feld in z-Richtung: B = (0, 0, B) kollineare homogene Ordnung (Ferromagnetismus, Jij > 0): hS i i = mi ez 223 Translationsinvarianz: ∀i mi = m nächst-Nachbar-WW: Jij = J > 0 nur für n.N. i, j Anzahl n.N.: q (Koordinationszahl) damit ist: HMF = − (BA + B) X Siz + NqJm2 i und BA = 2qJm Diskussion: • H: S i spürt fluktuierendes lokales “Feld” P j Jij S j • HMF: homogenes Austauschfeld, “Molekularfeld” BA • MFT: Gitter-Modell ➜ atomares Modell • Selbstkonsistenz: m ➜ BA ➜ HMF ➜ FMF ➜ m ————————————————————————————————— Auswertung der MFT: FMF = −kT ln Sp exp β(BA + B) ➜ X i 2 Siz − βNqJm ! 1 ∂FMF N ∂B Berechnung von FMF : m=− sei |µi i mit µi = ±1/2 Eigenzustand von Siz , dann ist: ZMF = Sp e−βHMF = X hµ1 µ2 · · · |eβ µ1 µ2 ··· 2 = e−βN qJm X Y eβ(BA +B)µi µ1 µ2 ··· i 2 = e−βN qJm Y X eβ(BA +B)µi i µi =±1/2 2 = e−βN qJm (eβ(BA +B)/2 + e−β(BA +B)/2 )N 224 P i (BA +B)Siz 2 |µ1 µ2 · · ·ie−βN qJm es folgt: FMF = −kT ln ZMF = −NkT ln eβ(BA +B)/2 + e−β(BA +B)/2 + NqJm2 also: eβ(BA +B)/2 − e−β(BA +B)/2 1 ∂FMF = kT (β/2) β(B +B)/2 N ∂B e A + e−β(BA +B)/2 1 1 = tanh β (2qJm + B) 2 2 Mean-Field-Gleichung: m=− m= 1 tanh (β (qJm + B/2)) 2 Selbstkonsistenz-Gleichung für m ————————————————————————————————— 1 T → 0, β → ∞ : m → ± Sättigungsmoment 2 T → ∞, β → 0 : m → 0 paramagnetische Lösung ————————————————————————————————— B = 0: m = 0 ist Lösung, paramagnetische Phase m 6= 0: Ferromagnetismus ? 1 m → 0, tanh x = x − x3 + O(x5 ) 3 1 m = βC qJm 2 1 TC = qJ 2 (Curie-Temperatur) ➜ typisches MF-Resultat: TC ∝ J, q 11 1 (βqJm)3 m = βqJm − 2 23 2 3 T TC − T m2 = 4 TC2 TC T → TC : m∝ s TC − T TC kritischer Exponent: β = 1/2 225 ➜ charakteristisch für MF! (m = tβ , t = (TC − T )/TC , β = 0.3646 3D Heisenberg) ————————————————————————————————— B > 0: T > TC , B → 0 ➜ m → 0 ➜ x klein in tanh x: 1 B 1 m = βqJm + β 2 2 2 β 1 1 B m= B = 1 4 1 − 2 βqJ 4 kT − kTC 1 ∂m ∝ ∂B T − TC Curie-Weiß-Verhalten der Suszeptibilität ➜ kritischer Exponent γ = 1 (χ = (−t)−γ , γ = 1.3866 3D Heisenberg) ————————————————————————————————— alternative Herleitung der Molekularfeldtheorie mittels Variationsprinzip für F : definiere freie Energie als Funktional beliebiger Dichteoperatoren ρ: F [ρ] ≡ Sp (ρ(H + kT ln ρ)) für ρ = ρK = e−βH /Z (Dichteoperator der K Gesamtheit) ist: F [ρK ] = hHi + kT Sp (ρK ln ρK ) = hHi − T S = F (T, N) und 1 1 F [ρ] = − Sp(ρ ln ρ)− Sp(ρH) = σ[ρ]−λ0 Sp(ρH) = max kT kT für Dichteoperatoren ρ mit Sp ρ = 1 − (Maximierung der Shannon-Information unter den NB Sp ρ = 1 und hHi = E, Lagrange-Parameter: λ0 = 1/kT ) also: F [ρ] = min für ρ = ρK , F [ρK ] = F (T, N) Verallgemeinerung des Ritzschen Variationsprinzips (klassisch: Gibbs) ————————————————————————————————— Variationsmethode: • wähle Ansatz für ρ = ρ(s) mit Sp ρ = 1 und Parametern s = (s1 , s2 , ...) 226 • berechne F (ρ(s)) • bestimme s0 aus ∂ F (ρ(s0 )) = 0 ∂s • approximiere F = F (ρ(s0 )) ————————————————————————————————— Weißsche Molekularfeldtheorie: Ansatz: ρ = ρ(BA ) = e−βHMF Sp e−βHMF mit: HMF = −(BA + B) N X Siz i=1 längere Rechnung ergibt: BA = 2qJm 227 228 Kapitel 11 Ideale Quantengase N wechselwirkungsfreie, identische Teilchen Motivation: • klassisch: Zustandsgleichungen in Widerspruch zum 3.HS • quantenmechanische Modifikation der Zustandsgleichungen? • Unterschiede zwischen Fermionen oder Bosonen? • neue (Quanten-)Phänomene? Beispiele: 1) System von Elektronen, z.B. Valenzelektonen im Festkörper (Fermionen), näherungsweise ww-frei 2) He-Gas/Flüssigkeit (Bosonen) 3) unterscheidbare Teilchen (s.u.) 11.1 Fermi- und Bose-Gas Ein-Teilchen-Hilbert-Raum: H1 ONB von H1 : (i) {|φα i} H1 : Hilbert-Raum des i-ten Teilchens, ONB: {|φ(i) α i} ————————————————————————————————— 229 Hilbert-Raum N identischer Teilchen (Fermionen (−) oder Bosonen (+)): (±) (±) HN = SN HN mit (1) (2) (N ) HN = H1 ⊗ H1 ⊗ · · · ⊗ H1 (Tensorprodukt) und (±) SN = 1 X (±1)p P N! P (±) ONB von HN : {|n1 , n2 , ..., nd i} (NB: P α nα = N) (anti-)symmetrisierte Produktzustände (±) |n1 , n2 , ..., nd i = K± SN Besetzungszahl: (2) (N ) |φ(1) α1 i|φα2 i · · · |φαN i (d = dim H1 ) nα = Anzahl der Teilchen im Zustand φα Fermionen: nα = 0, 1 Bosonen: nα = 0, 1, 2, ... ————————————————————————————————— (−) Fermionen HN Pij |Ψi = −|Ψi antisymmetrische halbzahliger Spin (+) Bosonen HN Pij |Ψi = +|Ψi symmetrische Zustände ganzzahliger Spin M = Dimension des Hilbert-Raums M= identische Fermionen: φ 1 φ 2 φ 3 ... φd identische Bosonen: φ 1 φ 2 φ 3 ... ! Ein−Teilchen− Zustände M= φd d N d+N −1 N ! Ein−Teilchen− Zustände ————————————————————————————————— 230 Hamilton-Operator (“ideal”: keine WW): HN = N X (i) HN i=1 mit: p2 + WV (r) 2m WV (r): Wandpotenzial H1 = Ein-Teilchen-Zustände: H1 |φα i = εα |φα i Teilchen mit Spin S, Spinprojektionsquantenzahl: σ = −S, ..., (S − 1), S also Sz |σi = ~σ|σi System im Volumen V mit periodischen RB: α ≡ (k, σ) mit 2π nµ nµ ganze Zahl, µ = x, y, z L Ein-Teilchen-Zustand zum Wellenvektor k: 1 |φα i = |φki|σi = φk(r)|σi = √ exp(ikr)|σi V Ein-Teilchen-Energie: kµ = ~2 k 2 2m N-Teilchen-Energie: ε(k) = E= N X ε(ki ) bzw. E= i=1 XX k σ nk,σ ε(k) = X nα εα α N-Teilchen-Zustand (Energieeigenzustand zu E): |n1 , ..., nα , ..., nd i bα: Besetzungszahloperator n mit X α nα = N, d = dim H1 = ∞ b α |n1 , ..., nα , ..., nd i = nα |n1 , ..., nα , ..., nd i n c= es ist N X α bα n 231 Fermi- und Bose-Verteilungsfunktion 11.2 GK Rechnung: bV −µNb) −β(H Ξ(T, V, µ) = Sp e = ∞ X ′ ′ X X N =0 n1 n2 = ∞ X ··· ′ X = b Sp N e−β(HV −µN ) N =0 exp −β( nd ∞ X X α nα εα − µ X nα ) α ! z N Z(T, V, N) N =0 ′ X ··· ′ X X Summation unter der NB α nα = N, beachte: d = ∞ K Rechnung für Z(T, V, N) wegen NB schwierig GK Rechnung ➜ NB wird aufgehoben: Ξ(T, V, µ) = XX ··· n1 n2 X nd exp −β( X α nα εα − µ X nα ) α ! Summation ohne Einschränkungen! also: Ξ(T, V, µ) = XX ··· n1 n2 XY nd exp (−βnα (εα − µ)) = α Fermionen: nα = 0, 1 Ξ(T, V, µ) = Y 1 + e−β(εα −µ) α Ω(T, V, µ) = −kT X ln 1 + e−β(εα −µ) α Ω(T, V, µ) = −kT (2S + 1) X ln 1 + e−β(ε(k)−µ) k YX α n Bosonen: nα = 0, 1, 2, ... Ξ(T, V, µ) = Y α Ω(T, V, µ) = kT 1 1− X α e−β(εα −µ) ln 1 − e−β(εα −µ) Ω(T, V, µ) = kT (2S + 1) X k ln 1 − e−β(ε(k)−µ) für µ muss gelten (Konvergenzradius der geometrischen Reihe): 232 exp (−βn(εα − µ)) µ < ε0 = ε(k = 0) = 0 ε0 : kleinste Ein-Teilchen-Energie ————————————————————————————————— mittlere Besetzungszahl: also: X XX X 1 bαi = nα exp −β( nα (εα − µ)) ··· hn Ξ(T, V, µ) n1 n2 α nd bαi = − hn ! 1 ∂ ln Ξ(T, V, µ) β ∂εα Fermionen: bαi = − hn bαi = hn 1 1 e−β(εα −µ) (−β) −β(ε α −µ) β1+e 1 eβ(εα −µ) +1 = f (εα − µ) mit f (x) = 1/(eβx + 1) Fermi-Dirac-Verteilungsfunktion Bosonen: 1 1 b α i = − (−1) hn (−e−β(εα −µ) )(−β) −β(ε α −µ) β 1−e bαi = hn 1 eβ(εα −µ) −1 = b(εα − µ) mit b(x) = 1/(eβx − 1) Bose-Einstein-Verteilungsfunktion ————————————————————————————————— Diskussion Fermionen: f(x) 4kT 1 0 x= εα−µ • f (0) = 1/2, f (x) + f (−x) = 1 233 • x → −∞ (εα ≪ µ) ➜ f (x) → 1 • x → ∞ (εα ≫ µ) ➜ f (x) → 0 β 1 −βeβx =− =− • f (0) = βx 2 (e + 1) x=0 4 4kT ′ 1 ∆x 4kT Aufweichzone: ∆x = 4kT ; T = 300K ➜ 4kT ≈ 0.1 eV 1 ∼ |∆f | ≈ |f ′(0)|∆x = • T = 0 ➜ f (x) = Θ(−x) Def: εF ≡ µ(T = 0) Fermi-Energie Interpretation von µ für T = 0: εF trennt zwischen besetzten (εα < εF ) und unbesetzten (εα > εF ) EinTeilchen-Zuständen |φα i Bosonen: b(x) 0 −1 x= εα−µ • b(x) hat Pol erster Ordnung bei x = 0 • x → ∞ (εα ≫ µ) ➜ b(x) → 0 • x → −∞ (εα ≪ µ) ➜ b(x) → −1 • T → 0: b(x) → 0 für x > 0 • x ≤ 0, εα ≤ µ: Konvergenzradius der geometrischen Reihe überschritten unphysikalisch, Ξ, Ω divergent (schon für d = 1: Ξ = P∞ −β(ε−µ) n ) n=0 (e 234 = ∞) 11.3 Thermodynamik des idealen Fermi-Gases Ω(T, V, µ) = −kT Teilchenzahl: c =− hNi Innere Energie: X ln 1 + e−β(εα −µ) α X 1 ∂Ω X = = hnα i β(ε −µ) α ∂µ +1 α e α c =− U = hHi Entropie: ∂Ω S =− ∂T X X ∂ 1 c = ln Ξ + µhNi = εα β(εα −µ) εα hnα i ∂β e +1 α α ! =k V,µ X ln(1 + e−β(εα −µ) ) + α 1X 1 (εα − µ) β(εα −µ) T α e +1 3.HS ? T → 0, β → ∞ • εα − µ > 0 ➜ S → k • εα − µ < 0 ➜ S → k P ln 1 + 0 = 0 α X ln e−β(εα −µ) + α 1X (εα − µ) = 0 T α alternative Darstellung für S (direktes Umformen): S = −k X α [(1 − hnα i) ln(1 − hnα i) + hnα i lnhnα i] S → 0 für T → 0 ————————————————————————————————— V -Abhängigkeit? Ω(T, V, µ) = −kT (2S + 1) mit X k → V (2π)3 Z X ln 1 + e−β(ε(k)−µ) k d3 k ist: V Ω(T, V, µ) = −kT (2S + 1) (2π)3 V 4π = −kT (2S + 1) (2π)3 Z 0 ∞ Z 2 3 2 2 k −µ) −β( ~2m d k ln 1 + e dkk ln 1 + e 235 2 2 k −β( ~2m −µ) q Substitution: x = ~k β/2m s V 4π Ω(T, V, µ) = −kT (2S+1) (2π)3 √ Fugazität z = eβµ , λ = h/ 2πmkT ➜ 2m 1 β ~ !3 Z ∞ 0 dxx2 ln 1 + eβµ e−x 2 V f5/2 (z) λ3 ————————————————————————————————— Ω(T, V, z) = −kT (2S + 1) mit: 4 f5/2 (z) = √ π 4 =− √ 3 π Z ∞ 0 Z 0 ∞ dxx2 ln 1 + ze−x 2 −x2 3 −2xze dxx 1 + ze−x2 ∞ Z ∞ 8 X 2 2 dxx4 ze−x · (−1)n z n e−nx = √ 3 π n=0 0 Z ∞ ∞ 8 X 2 dxx4 e−nx (−1)n+1 z n = √ 3 π n=1 0 substituiere: y = nx2 , dy = 2nxdx, dx = ∞ 8 X f5/2 (z) = √ (−1)n+1 z n 3 π n=1 Z 0 ∞ dy dy = √ : 2nx 2 ny 1 y 2 −y e dy √ 2 ny n2 Z ∞ ∞ 4 X n+1 n 1 (−1) z 5/2 dyy 3/2e−y = √ 3 π n=1 n 0 ∞ zn 4 X (−1)n+1 5/2 Γ(5/2) = √ 3 π n=1 n √ mit Γ(5/2) = (3/2)Γ(3/2) = (3/2)(1/2)Γ(1/2) = (3/4) π ist: f5/2 (z) = ∞ X (−1)n+1 n=1 zn n5/2 ————————————————————————————————— thermische Zustandsgleichung: ∂Ω p=− ∂V ! = (2S + 1) T,z kT Ω f5/2 (z) = − 3 λ V (mit Gibbs-Duhem-Relation) 236 b b b b µ eleminieren! dazu: Ξ = Sp e−β(H−µN ) = Sp (z N e−β H ) und: ∂ = z ln Sp ∂z ∂ = z ln Ξ ∂z ∂ = z (−βΩ) ∂z ∂ = βV z p ∂z T,V c hNi = βV z b −β H b N z e (Ω = −pV ) ∂ kT (2S + 1) 3 f5/2 (z) ∂z λ also: mit ci = (2S + 1) hN f3/2 (z) = z V f3/2 (z) λ3 ∞ X zn ∂ 4 Z∞ 1 (−1)n+1 3/2 = √ f5/2 (z) = dxx2 −1 x2 ∂z n π 0 z e +1 n=1 d.h. hNi = hNi(T, V, z), Umkehrung: z = z(T, V, hNi), und damit: kT f5/2 (z(T, V, hNi)) thermische Zustandsgleichung λ3 ————————————————————————————————— p = (2S + 1) kalorische Zustandsgleichung: U =− ∂ ∂ ln Sp e−β(H−µN ) + µhNi = − ln Ξ + µhNi ∂β ∂β es ist: − ∂ ∂ ln Ξ = − (−βΩ) ∂β ∂β =− = V ∂ (2S + 1) 3 f5/2 (z) ∂β λ 31 V V ∂ ∂z (2S + 1) 3 f5/2 (z) − (2S + 1) 3 f5/2 (z) 2β λ λ ∂z ∂β mit V ∂ 3 = − Ω − (2S + 1) 3 z f5/2 (z)µ 2 λ ∂z 237 mit ∂z = µz ∂β ∂ 1 31 1 =− 3 ∂β λ 2 β λ3 3 = pV − µhNi 2 also: 3 U = pV 2 kalorische Zustandsgleichung gilt so auch klassisch! oder: kT 3 U = (2S + 1) 3 f5/2 (z(T, V, hNi)) V 2 λ Klassischer Grenzfall 11.4 Auflösen der Gleichung V f3/2 (z) λ3 für hohe Temperaturen T , geringe Dichten hNi/V c = (2S + 1) hNi λ3 ≪ v = V hNi klassischer Limes es ist: (2S + 1)f3/2 (z) = λ3 ≪1 v und f3/2 (z) = z + O(z 2 ) einfachste Approximation somit: (2S + 1)z + O(z 2 ) = λ3 v ein Schritt weiter: f3/2 (z) = z − z2 + O(z 3 ) 23/2 damit: z− λ3 z2 3 + O(z ) = ≡ z0 23/2 (2S + 1)v z 1− 1 23/2 z0 + O(z 3 ) = z0 238 z 1+ 1 2 z 3/2 0 −1 3 + O(z 3 ) = z0 z + O(z ) = z0 1 + 1 23/2 z0 einsetzen in: kT kT p = (2S + 1) 3 f5/2 (z) = (2S + 1) 3 λ λ kT = (2S + 1) 3 λ z0 1 + 1 23/2 z0 z2 z − 5/2 + O(z 3 ) 2 z02 − 5/2 + O(z 3 ) 2 1 z0 kT = (2S + 1) 3 z0 1 + 3/2 z0 − 5/2 + O(z 2 ) λ 2 2 1 1 = kT 1 + 5/2 z0 + O(z 2 ) v 2 ! ! also: λ3 + O(z 2 ) pV = NkT 1 + 5/2 2 (2S + 1)v 1 ! für festes V und T höherer Druck ➜ effektive Abstoßung der Fermionen durch Pauli-Prinzip Entartetes Fermi-Gas 11.5 entgegengesetzter Limes: tiefe Temperaturen T , hohe Dichten 1/v λ3 ≫ v = V hNi entartetes Fermi-Gas definiere Ein-Teilchen-Zustandsdichte D(ε)dε = Anzahl der |φkσ i mit Energien in [ε, ε − dε] = XX k σ (Θ(ε − ε(k)) − Θ(ε − dε − ε(k))) = (2S + 1) X k δ(ε − ε(k))dε also: D(ε) = (2S + 1) X k δ(ε − ε(k)) 239 D(ε) = (2S + 1) V 4π (2π)3 ∂ V 4π = (2S + 1) 3 (2π) ∂ε Z Z ∞ 0 ∞ 0 dk k 2 δ(ε − ~2 k 2 ) 2m ~2 k 2 dk k Θ(ε − ) 2m 2 V ∂ 1 3 4π k (2π)3 ∂ε 3 k=√2mε/~ √ !3 2mε V 1 ∂ = (2S + 1) 4π (2π)3 3 ∂ε ~ √ !3 1 V 2m 3 1/2 4π ε = (2S + 1) 3 (2π) 3 ~ 2 = (2S + 1) (2m)3/2 V 1/2 ε 4π 2 ~3 ————————————————————————————————— D(ε) = (2S + 1) damit gilt: Ω(T, V, µ) = −kT (2S + 1) Ω(T, V, µ) = −kT Z ∞ 0 X ln 1 + e−β(ε(k)−µ) k dεD(ε) ln 1 + e−β(ε−µ) und hNi = (2S + 1) hNi = Z ∞ 0 X k 1 eβ(ε(k)−µ) +1 dεD(ε)f (ε − µ) sowie U = (2S + 1) X ε(k) k U= Z ∞ 0 1 eβ(ε(k)−µ) +1 dεD(ε) ε f (ε − µ) und: S = −k(2S + 1) S = −k Z 0 ∞ X k [(1 − hnkσ i) ln(1 − hnkσ i) + hnkσ i lnhnkσ i] dεD(ε) (f (µ − ε) ln f (µ − ε) + f (ε − µ) ln f (ε − µ)) ————————————————————————————————— 240 Teilchenzahl und innere Energie von der Form I(T ) = Z ∞ −∞ dε F (ε)f (ε − µ) D(ε) = 0 für ε < 0, F (ε) T -unabhängig entartetes Fermi-Gas bei fester Dichte: T → 0 Taylor-Entwicklung: Z π2 (kT )2 F ′ (µ) + O(T 4 ) 6 −∞ ————————————————————————————————— I(T ) = µ dε F (ε) + allgemein gilt: I(T ) = I(0) + 2 ∞ X (1 − 21−2n )ζ(2n)(kT )2n F (2n−1) (µ) n=1 Sommerfeld-Entwicklung mit ∞ X 1 n p=1 p ζ(n) = Riemannsche ζ-Funktion, ζ(2) = π2 6 ————————————————————————————————— T -Abhängigkeit von µ für festes N = hNi: N= = = Z Z µ −∞ Z εF −∞ dεD(ε)f (ε − µ) dεD(ε) + π2 (kT )2 D ′ (µ) + O(T 4 ) 6 dεD(ε) + Z µ εF dεD(ε) + π2 (kT )2 D ′ (µ) + O(T 4 ) 6 erster Term: N(T = 0) = N (fest), also: 0= Z µ εF dεD(ε) + π2 (kT )2 D ′ (µ) + O(T 4 ) 6 0 = D(εF )(µ − εF ) + O(µ − εF )2 + µ − εF = − π2 (kT )2 D ′ (µ) + O(T 4 ) 6 π2 D ′ (µ) (kT )2 + O(µ − εF )2 + O(T 4 ) 6 D(εF ) µ − εF = − π2 D ′ (εF ) (kT )2 + O(T 4 ) 6 D(εF ) 241 mit D(ε) = const.ε1/2 ist D ′ (εF ) 1 = D(εF ) 2εF wegen εF ∼eV (Valenzelektronen eines Metalls) und kT ≈ 1/40 eV für T = 300 K, ist µ − εF ∼ 0.001 eV ————————————————————————————————— T -Abhängigkeit von U: U= Z Z dεD(ε) ε f (ε − µ) π2 + O(T 4 ) = dε D(ε) ε + (kT )2 (εD ′ (ε) + D(ε)) 6 −∞ ε=µ = Z µ εF −∞ dε D(ε) ε + (µ − εF )D(εF ) εF π2 (kT )2 (εF D ′ (εF ) + D(εF )) + O(T 4 ) 6 Z εF π2 = dε D(ε) ε − (kT )2 D ′ (εF )εF 6 −∞ + (s.o.) π2 + (kT )2 (εF D ′ (εF ) + D(εF )) + O(T 4 ) 6 π2 = U(T = 0) + (kT )2 D(εF ) + O(T 4 ) 6 also: π2 U = U(0) + (kT )2 D(εF ) 6 Wärmekapazität bei tiefen Temperaturen: ∂U ∂T CV = ! = V,N π2 2 k D(εF )T 3 also: CV = γT mit Konstante γ 3 = Nk = const. (Dulong-Petit, GVS) 2 Metalle: lineares CV experimentell bestätigt! (klassisch) vergleiche: CV 242 εF kT für tiefe T können nur wenige Fermionen die thermische Energie kT aufnehmen (Pauli-Prinzip) ➜ CV → 0 ————————————————————————————————— für T = 0 ist N= Z εF 0 dε D(ε) = Z 0 εF 2 3/2 dε const.ε1/2 = const. εF 3 mit der Konstanten const. = (2S + 1) (2m)3/2 V 4π 2 ~3 innere Energie: U(T = 0) = Z εF −∞ dε D(ε) ε = const. Z 0 εF 2 5/2 dε ε3/2 = const. εF 5 weiter gilt: 1/2 D(εF ) = const.εF also: 2 5/2 5π 2 2 5/2 π 2 1/2 U = const. εF + (kT )2 const.εF = const. εF 1 + 5 6 5 12 23 5π 2 = εF N 1 + 52 12 3 mit U = pV gilt also: 2 5π 2 2 N p = εF 1 + 5 V 12 kT εF !2 kT εF !2 2 N T = 0: Nullpunktsdruck p0 = εF 5 V klassisch: p = 0 für T = 0 für feste Dichte N/V 243 kT εF !2 Quasiteilchen 11.6 betrachte ideales Quantengas aus N unterscheidbaren Teilchen Hamilton-Operator: HN = N X (i) H1 i=1 Hilbert-Raum: (1) (2) (N ) HN = H1 ⊗ H1 ⊗ · · · ⊗ H1 (Tensorprodukt) ONB: (2) (N ) {|φ(1) α1 i|φα2 i · · · |φαN i} ————————————————————————————————— Beispiele: 1) paarweise verschiedene Teilchen – H-Atom: 1 Elektron, 1 Proton – 4 verschiedene Atome: H, He, Li, Be φ8 φ4 φ1 φ5 φ4 φ8 φ8 1 2 3 ... N Teilchen M = dN ➜ keine relevanten Beispiel-Systeme ————————————————————————————————— 2) identische Teilchen, aber räumlich getrennt – qubits, Zweiniveausysteme, lokale Spins mit S = 1/2 – System harmonischer Oszillatoren (atomare Schwingungen) φ 1 φ 2 φ 3 ... φd φ 1 φ 2 φ 3 ... φd φ 1 φ 2 φ 3 ... φd Ein−Teilchen− Zustände M = dN ➜ physikalisch wichtige Beispiele ————————————————————————————————— System von N qubits: Hamilton-Operator eines qubits (dim H1 = 2): 244 H1 = ε1 |φ1 ihφ1| + ε2 |φ2 ihφ2 | (|φ1i, |φ2 i normiert, hφ1 |φ2i = 0) o.B.d.A. (Wahl des Energienullpunkts, Umnumerierung): ε1 = 0 ε2 = ε damit: |φα i = |ni mit α = 1 ↔ n = 0 und α = 2 ↔ n = 1 also: X H1 = ε n=0,1 n |nihn| ————————————————————————————————— System von N harmonischen Oszillatoren: Hamilton-Operator eines Oszillators (dim H1 = ∞): 1 p2 + mω 2 q 2 2m 2 wähle Energienullpunkt als GZE, dann gilt für die H1 = Eigenenergien: εn = ε n mit ε = ~ω und n = 0, 1, 2, ..., d = ∞ Eigenzustände nicht entartet, also: H1 = ε ∞ X n=0 n |nihn| ————————————————————————————————— N qubits/Oszillatoren mit charakteristischen Ein-Teilchen-Energie εi (i = 1, ..., N) Produktzustände: |n1 i|n2 i · · · |nN i mit ni = 0, 1 bzw. ni = 0, 1, 2, ... bilden ONB aus Energie-Eigenzuständen: HN |n1 i|n2 i · · · |nN i = E|n1 i|n2 i · · · |nN i mit E= N X ni εi i=1 ————————————————————————————————— vergleiche mit Gas von M identischen Fermionen/Bosonen wobei 245 HM = M X (m) H1 m=1 wobei H1 = d X i=1 εi |iihi| (dim H1 = d) (±) ONB von HM aus Energie-Eigenzuständen: {|n1 i|n2 i · · · |nd i} mit ni = 0, 1 bzw. ni = 0, 1, 2, ... Eigenenergie: E= d X ni εi i=1 ————————————————————————————————— Äquivalenz für d=N und M= N X ni i=1 ————————————————————————————————— N qubits/harmonische Oszillatoren mit Ein-Teilchen-Energien ni εi (ni = 0, 1/ni = 0, 1, 2, ...) für qubit/Oszillator i äquivalent zu M= N X ni freie Fermionen/Bosonen mit Ein-Teilchen-Energien εi i=1 für i = 1, ..., d und d = N ————————————————————————————————— beachte: Fermi-/Bose-Gas mit nicht kontrollierbarer Teilchenzahl M ➜ Quasiteilchen GK Beschreibung: Ω = Ω(T, V ) Lagrangeparameter µ wird nicht benötigt, Quasiteilchenzahl M nicht kontrolliert (kein Lagrangeparameter ➜ µ = 0) K (und MK) Beschreibung: F = F (T, V ) M ist kein Kontrollparameter (F unabhängig von N ➜ ∂F ∂M ! = 0) T,V 246 11.7 Phononen- und Photonengase Anwendung des Quasiteilchenkonzepts: 1) Schwingungen von Atomen um Gitterpositionen N (entkoppelte) Eigenschwingungen mit Wellenvektor k kleine Auslenkungen ➜ Ein-Teilchen-Energien nkεk Dispersion εk ≈ ~c|k| (für k → 0), c: Schallgeschwindigkeit Phononengas (Bosonen) 2) elektromagnetisches Feld N stehende Wellen (Eigenmoden) mit Wellenvektor k Wellengleichung ➜ Ein-Teilchen-Energien nkεk Dispersion εk = ~ωk = ~c|k|, c: Lichtgeschwindigkeit Photonengas (Bosonen) Bose-Gas H= M X (m) H1 m=1 aus Quasiteilchen H1 = N X k=1 εk|kihk| (N = d = ∞) mit linearer Dispersion εk = ~ωk = ~c|k| periodische RB auf Volumen V = L3 : 2π nµ nµ ganze Zahl, µ = x, y, z L Rastervolumen im k-Raum: (2π)3 ∆3 k = V V : Festkörpervolumen bzw. Hohlraum/schwarzer Körper kµ = (beachte: Rechnung für System von harmonischen Oszillatoren oben mit εk = εi = ε = const., d.h. dispersionslose Phononen: Einstein-Modell) ————————————————————————————————— GK Potenzial: 247 Ω = Ω(T, V ) = −kT ln Z(T, V ) = −kT ln XX = −kT ln ∞ YX = kT X k = kT n1 n2 nk · · · exp −β X ~c|k|nk k ! exp (−β~c|k|)n k n=0 ln(1 − exp(−β~c|k|)) V 4π (2π)3 = −kT ··· X Z ∞ 0 V 4π (2π)3 Z dk k 2 ln(1 − exp(−β~ck)) ∞ 0 1 1 dk k 3 exp(−β~ck)β~c 3 1 − exp(−β~ck) Z ∞ V 1 1 4π dk k 3 = − ~c 3 3 (2π) exp(β~ck) − 1 0 1 1 V 1 Z∞ = − ~c dx x3 x 4π 3 4 3 (2π) (β~c) 0 e −1 Wert des Integrals: π 4 /15 =− 1 V π4 ~c 4π 45 (2π)3 (β~c)4 also: π2V (kT )4 3 90(~c) ————————————————————————————————— Ω(T, V ) = − Photonen: 2 Polarisationsrichtungen Ω(T, V ) = −2 π2V (kT )4 90(~c)3 bzw. 1 Ω(T, V ) = − αV T 4 3 mit α= J π2k2 ≈ 7.578 · 10−16 3 4 3 15(~c) m K Druck (mit Ω = −pV ): 1 p = αT 4 3 248 Stefan-Boltzmann-Konstante Entropie: ∂Ω S=− ∂T ! V 4 = αV T 3 3 (3.HS erfüllt) wegen µ = 0 ist Ω = F = U − T S, also 1 4 U = Ω + T S = − αV T 4 + T αV T 3 3 3 ➜ U = αV T 4 Stefan-Boltzmann-Gesetz es folgt 1 CV = αV T 3 4 ————————————————————————————————— für Phononen ist also ebenfalls CV ∝ T 3 Debyesches T 3 -Gesetz solange die Dispersion als linear angenommen werden darf, d.h. für k → 0 (langwelliger Limes), εk → 0, und somit für T → 0 vergleiche: CV ∝ β~ω/2 sinh(β~ω/2) !2 für εk = ~ω = const. (Einstein-Modell) und CV = const. (Dulong-Petitsches Gesetz) ————————————————————————————————— Zustandsraum 2-dimensional (Ω = Ω(T, V )) ➜ Bosonenzahl M = M(T, V ) M kein unabhängiger Kontrollparameter GK Gesamtheit: M fluktuiert für festes T, V mittlere Gesamtphotonenzahl: ∂Ω(T, V, µ) hMi = − ∂µ µ=0 somit (Faktor 2 für die beiden Polarisationsrichtungen): 249 hMi = 2 X k hnki mittlere Besetzungszahl der Mode k: hnki = b(εα − µ) X eβ~ck d.h. hMi = 2 =2 mit Z k = µ=0 1 1 = β~ck −1 e −1 eβεk 1 −1 Z ∞ 1 V 4π dk k 2 β~ck 3 (2π) e −1 0 V 1 Z∞ 1 =2 dx x2 x 4π 3 3 (2π) (β~c) 0 e −1 dk(· · · ) = 2!ζ(3) und ζ(3) = hMi = 2ζ(3) V π 2(~c)3 ∞ X 1 ≈ 1.202 3 p=1 p (kT )3 beachte: hMi → 0 für T → 0, denn für T → 0 GZ des elektromagnetischen Felds, also nk = 0 ————————————————————————————————— es gilt weiter: U = hHi = 2 X k εkhnki Z ∞ ~ck V dk k 2 β~ck 4π =2 3 (2π) e −1 0 Energiedichte: u= also: Z ∞ 1 ~ck U =2 4π dk k 2 β~ck 3 V (2π) e −1 0 1 ~ω 3 1 Z∞ =2 dω β~ω 4π (2π)3 c3 0 e −1 u= Z 0 ∞ dω u(ω, T ) u(ω, T ): spektrale Energiedichte mit 250 u(ω, T ) = ω3 ~ π 2 c3 eβ~ω − 1 Plancksche Strahlungsformel für kleine Frequenzen: u(ω, T ) = 1 π 2 c3 ω 2 kT Rayleigh-Jeans-Gesetz für große Frequenzen: u(ω, T ) = 11.8 ~ π 2 c3 ω 3 e−β~ω Wiensche Strahlungsformel Phononen Festkörper mit Atomrümpfen (Kernen) und Elektronen: H adiabatische Näherung: H ➜ Heff (separate) Dynamik von N Kernen: Heff = P 2n + Veff (R1 , ..., RN ) n=1 2M N X es ist: für Rn = R(0) n , n = 1, ..., N Veff (R1 , ..., RN ) = min R(0) n : Gleichgewichtsposition, Gitterpunkt Veff harm. Approx. R n(0) Rn definiere Auslenkung: un = Rn − R(0) n Taylor-Entwicklung von Veff um GG-Positionen: Veff (R1 , ..., RN ) = Terme: Veff + 0 X n,α (α = x, y, z) 1 X ∂ 2 Veff ∂Veff u + unα un′ α′ + O(u3) nα ∂Rnα 2 n,α,n′ α′ ∂Rnα ∂Rn′ α′ 0 0) V0 ≡ 0 (Def) 1) = 0 (Veff = min) 2) Hesse-Matrix Φ, Dimension: 3N 251 0 3) vernachlässigbar für kleine |un |, T → 0 harmonische Näherung ————————————————————————————————— Matrixschreibweise: 1 Veff = uT Φu 2 T mit u = (u1x , u1y , u1z , u2x , ..., uN z ) (3N Komponenten) Kraftkonstanten: Φnα,n′ α′ ∂ 2 Veff = ∂Rnα ∂Rn′ α′ 0 Kraft in α-Richtung auf Atom n bei (Einheits-)Auslenkung eines Atoms bei n′ in α′ -Richtung: (unα = δnn′ δαα′ ) Fnα = − X ∂Veff Φnα,n′′ α′′ un′′ α′′ = Φnα,n′ α′ = (Φu)nα = ∂unα n′′ α′′ ————————————————————————————————— für T → 0, geringer mittlere kinetische Energie, kleine Auslenkungen: Heff ≈ Hharm. = 1 1 P T P + uT Φu 2M 2 P T = (P1x , ..., PN z ) Ortsdarstellung: Pnα = −i~ ∂ ∂ = −i~ ∂Rnα ∂unα somit: [unα , Pn′ α′ ] = i~δnn′ δαα′ ————————————————————————————————— Φ reell, symmetrisch, positiv definit ➜ Hauptachsentransformation: Φ = O T DO mit O T O = 1 und D=M also: Hharm. = ω12 0 0 0 0 ω22 0 0 0 ··· 2 0 ω3N 1 1 P T O T OP + uT O T DOu 2M 2 252 und mit p = OP und q = Ou: Hharm. 3N X p2k 1 1 1 T p p + q T Dq = + Mωk2 qk2 = 2M 2 2 k=1 2M ! ————————————————————————————————— q, p kanonisch konjugiert: X [qk , pk′ ] = [ Okmum , m = i~ X (m = (n, α)) X Ok′m′ pm′ ] = X Okm Ok′m′ i~δmm′ mm′ m′ T Okm Om ′ k ′ = i~δkk ′ m ➜ 3N unabhängige harmonische Oszillatoren Hharm. = 3N X k=1 11.9 bk + ~ωk n 1 2 Massives Bose-Gas für T = Tc : Bose-Einstein-Kondensation qualitative Ursache: effektive attraktive “WW” zwischen Bosonen MK Modell-Rechung (E, N fest) mit Ein-Teilchen-Energie εα = αε α = 0, 1, 2, ... Beispiel: 253 N=3 E=3 ε Bosonen 4ε 3ε 2ε ε 0 4ε 3ε 2ε ε 0 4ε 3ε 2ε ε 0 klassisch Ferm. bosonische Quasiteilchen (N unkontrolliert) 123 1 2 3 1 3 2 2 1 3 1 2 3 23 13 12 3 1 2 2 3 1 3 2 1 WK für Einfachbesetzung von Zuständen 33% 60% 100% ➜ Bosonen “ziehen sich an” Rechung für E = 10ε N 1 2 3 4 5 6 N 1 2 3 4 5 6 # Zustände 1 6 14 23 30 35 # Zustände 1 6 14 23 30 35 Bosonen mit nα ≤ 1 1 5 8 5 1 0 mit nα ≤ 2 1 6 14 19 16 8 WK 1.0 0.83 0.57 0.22 0.03 0. WK 1.0 1.0 1.0 0.83 0.53 0.23 WK 1.0 0.91 0.73 0.42 0.12 0. WK 1.0 1.0 1.0 0.94 0.78 0.48 klassisch # Zustände 1 11 66 286 1001 3003 # Zustände 1 11 66 286 1001 3003 mit nα ≤ 1 1 10 48 120 120 0 mit nα ≤ 2 1 11 66 270 780 1440 ci kontrolliert, 3-dimensionaler Zustandsraum: GK Rechnung, N = hN Ω(T, V, µ) = kT (2S + 1) X k ln 1 − e−β(ε(k)−µ) 254 im Folgenden: S = 0 N =− X 1 1 ∂Ω(T, V, µ) X = = β(ε(k)−µ) −1 βε(k) ∂µ e −1 z e −1 k k Fugazität z = eβµ Konvergenz der geometrischen Reihe (s.o.) erfordert: z<1 (denn µ < 0 = ε(k) = 0) ————————————————————————————————— mit X k → V (2π)3 Z d3 k ist: V Ω(T, V, µ) = kT 4π (2π)3 q Z dkk 2 ln 1 − ze−β~ 2 k 2 /2m x Substitution: x = ~k β/2m s V Ω(T, V, µ) = kT 4π (2π)3 √ λ = h/ 2πmkT ➜ 2m 1 β ~ !3 Z ∞ 0 dxx2 ln 1 − ze−x 2 V g5/2 (z) λ3 ————————————————————————————————— Ω(T, V, z) = −kT mit: Z 4 g5/2 (z) = − √ π 4 = √ 3 π Z 0 ∞ 0 ∞ dxx2 ln 1 − ze−x 2 2xze−x dxx 1 − ze−x2 ∞ 8 X = √ zn 3 π n=1 3 Z 0 ∞ dxx4 e−nx 2 Z ∞ ∞ 4 X n 1 z dyy 3/2e−y = √ 3 π n=1 n5/2 0 ∞ zn 4 X Γ(5/2) = √ 3 π n=1 n5/2 255 2 = ∞ X zn 5/2 n=1 n vergleiche: ideales Fermi-Gas (Spin S) Ω(T, V, z) = −kT (2S + 1) ∞ X V f5/2 (z) λ3 zn n5/2 n=1 ————————————————————————————————— f5/2 (z) = (−1)n+1 Teilchenzahl: N =− V ∂g5/2 (z) ∂z ∂Ω = kT 3 ∂µ λ ∂z ∂µ also: N= V g3/2 (z) λ3 mit: g3/2 (z) = z ∞ X ∂ zn g5/2 (z) = 3/2 ∂z n=1 n g 3/2 (z) 2.612 z 1 g3/2 (z) monoton wachsend ————————————————————————————————— es seien jetzt V, N (und damit v = V /N) fest, es ist λ3 = const.T −3/2 v mit fallendem T wächst g3/2 (z) und damit z bis zum Maximalwert g(z = 1) ≈ 2.612, dies definiert ein Tc : g3/2 (z) = g3/2 (1) = λ3 (Tc ) v beachte: λ3 ∼ v markiert die Temperatur, bei der Quanteneffekte wichtig werden 256 ————————————————————————————————— was passiert für T < Tc ? g3/2 (z) N = ∝ T 3/2 g3/2 (z) notwendig, denn: V λ3 N/V fest, T weiter fallend, g3/2 (z) maximal für z = 1 Modifikation von k = 0-Term separat behandeln: N= X k 1 z −1 eβε(k) − 1 = X 1 1 + −1 −1 βε(k) z − 1 k6=0 z e −1 für z = 1 − O(1/N) wird N0 = nk=0 = O(N) und N= X 1 1 V + = N + 0 z −1 − 1 k6=0 eβε(k) − 1 (2π)3 Z d3 k 1 eβε(k) − 1 denn im TD Limes (N → ∞) ist 1 eβε(k) −1 für k 6= 0 stetig und integrierbar n(k) N0 k k=0 für z = 1 − O(1) ist N0 ≪ N ′ (dies reproduziert Resultate für T > Tc oben) ————————————————————————————————— also folgt für T < Tc : N = N0 (T ) + V g3/2 (z λ3 (T ) = 1) (N, V fest) mit der Definition von Tc ist dann: V λ3 (Tc ) T N = N0 (T ) + 3 = N0 (T ) + N λ (T ) v Tc also: 257 3/2 " T N0 (T ) = N 1 − Tc 3/2 # N0 N Tc T < Tc : N0 = O(N) = N − N T T Tc 3/2 T > Tc : N0 = O(1) bzw. N0 /N = 0 + O(1/N) Bose-Einstein-Kondensation: – makroskopische Besetzung des Ein-Teilchen-Grundzustands unterhalb Tc – Phasenübergang in ww-freiem System ————————————————————————————————— makroskopische Besetzung auch für andere Zustände? 2π nµ nµ ganze Zahl, µ = x, y, z L betrachte z.B. k1 = (1, 0, 0): kµ = ε(k1 ) = ~2 (2π) ~2 k12 = 2m 2mL damit ist: N1 = nk=k1 = = 1 z −1 eβε(k1 ) 1 ~2 (2π) O(L−2 ) −1 ≤ 1 eβε(k1 ) −1 = O(L) ≪ O(L3 ) = O(N) = N0 1 − β 2mL + −1 ————————————————————————————————— weitere TD Eigenschaften: Ω(T, V, µ) = kT X k ln 1 − e−β(ε(k)−µ) separate Behandlung des k = 0-Terms? 258 Ω(T, V, z) = kT ln(1 − z) − kT V g5/2 (z) λ3 aber für z = 1 − O(1/N) ist kT ln(1 − z) = ln O(N −1 ) = O(ln N) ≪ O(N) = kT V g5/2 (z) λ3 also: Ω(T, V, z) = −kT V g5/2 (z) λ3 Gibbs-Duhem-Relation Ω = −pV ➜ thermische Zustandsgleichung: p= kT g5/2 (z) λ(T )3 T > Tc p= kT g5/2 (1) λ(T )3 T < Tc (g5/2 (1) = ζ(5/2) ≈ 1.342) mit z = z(T, V, µ) als Umkehrung von N = N(T, V, z) ————————————————————————————————— ∂ aus Ω = Ω(T, V, µ) folgt S(T, V, µ) = − ∂T Ω(T, V, µ) und: CV,N = Nk CV,N 9 g3/2 (z) 15 v g5/2 (z) − Nk 3 4 λ 4 g1/2 (z) 15 g5/2 (1) T = Nk 4 g3/2 (1) Tc 3/2 (T > Tc ) (T < Tc ) CV 3Nk/2 T Tc – Verlauf ähnlich der sog. λ-Anomalie von He4 (Tc = 2.18K) – Theorie: Tc = 3.14K für spezifisches Volumen von He aber: He4 ist (stark) ww Bose-Gas! 259 • BEC: Vorhersage 1924 • experimentell realisiert: 1995 (Wieman, Cornell, Ketterle, Nobelpreis 2001) (ca. 2000 spin-polarisierte 87 Rb-Atome, Tc ≈ 170 · 10−9 K) 260