Ambassadoren 2009.pub - Nordwestschweiz

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Ambassadoren-Weiterbildung 2009
Am 31. Januar machten sich die Ambassadoren auch in diesem Jahr auf den Weg nach Basel. Mit vielen Fragen
über Knochen und Knochenmark ausgerüstet kamen sie zu uns. Das diesjährige Thema interessierte so viele Zuhörerinnen und Zuhörer, so dass Vera Basler; Präsidentin der Sektion Nordwestschweiz, über 100 TeilnehmerInnen
begrüssen durfte. Ein Riesenerfolg, welcher uns vom Vorstand sehr stolz und glücklich machte! Vielen Dank an alle
TeilnehmerInnen.
Frau Renata Geneto begann mit der Einführung in die Anatomie des Knochens und Knochenmarks. Das menschliche Skelett, laut Frau Geneto ein architektonisches Meisterwerk, besteht aus 206 bis 214 Knochen. Sie haben verschiedene Funktionen und Eigenschaften. Die Knochen bilden unseren Bewegungsapparat, dienen als Schutz für
Organe und sind Speicher für den Mineralstoff Kalzium. Knochen gehört zu den härtesten Geweben. Er ist fest gegen Zug, Druck, Biegung und Drehung. An den Enden der Röhrenknochen befindet sich die Epiphysenfuge, die
Wachstumszone. Beim Verknöchern der Epiphysenfuge werden Mineralsalze abgelagert und der Knorpel in Knochen umgewandelt. Nach abgeschlossenem Längenwachstum befinden sich die Knochen in ständigem Auf-und Abbau. Die Osteoklasten bauen Knochen ab, die Osteoblasten bauen Knochen auf. Das weibliche Hormon Östrogen
reguliert die Aktivität der Osteoblasten. Mit zunehmendem Alter lässt die Aktivität der Osteoblasten nach. Knochen
werden von der Knochenhaut, dem Periost bedeckt, ausser dort, wo Knorpel vorhanden ist. Histologisch werden
zwei Arten von Knochen unterschieden. Der Geflechtknochen und der Lamellenknochen. Der Geflechtknochen ist
besonders fest gegen Zug und Biegung. Der Geflechtknochen wird zu Lamellenknochen umgebaut. Hier werden die
Kompakta und Spongiosa unterschieden. Gefässe und Nerven verlaufen in Kanälen, dem Havers-Kanal und Volkmann-Kanal. Das Knochenmark befindet sich in den Markhöhlen der langen Röhrenknochen und in der Spongiosa
der platten Knochen. Das rote Knochenmark bildet Blutzellen, das gelbe Knochenmark dient der Fettspeicherung
aber sekundär auch als Reserveorgan zur Blutbildung.
Mit aufgefrischten Anatomiekenntnissen durften wir dem Referat von Dr. Christian Meier über Osteoporose zuhören.
Bei der Osteoporose ist die Knochenmasse geringer, bedingt durch den raschen Abbau der Knochensubstanz. Dies
Vera Basler, die Sektionspräsidentin heisst über 100
Teilnehmende willkommen
Die Sektion Nordwestschweiz begrüsst
zur AmbassadorenTagung 2009
Angeregte Diskussionen bereits in den ersten Minuten
….und erntete den verdienten Applaus
Frau Renate Geneto begann mit einer
klaren Einführung ins Thema...
führt zur erhöhten Frakturanfälligkeit. Der Knochenabbau dauert ca. 14 Tage, der Aufbau ebenfalls ca. 14 Tage, die
Mineralisation ca. 150 Tage. 10 % der Knochenzellen befinden sich im Ab- und Aufbau, während sich 90 % in der Mineralisation befinden. Viele Parameter können im Labor untersucht werden, die für den Knochenstoffwechsel eine
Aussagekraft haben. Dazu gehört z.B. die Bestimmung der alkalischen Phosphatase. Wichtig ist die standardisierte
Blutentnahme und die richtige Lagerung von Serum und Urinproben. Indikationen für Laboruntersuchungen sind der
Ausschluss sekundärer Osteoporose-Ursachen und die Beurteilung des Knochenumbaus. Die klinische Anwendung
von Knochenstoffwechselmarkern liegt darin, wie schnell der Knochenverlust geschieht, welches Frakturrisiko besteht
und welche Therapie durchgeführt werden sollte. Die Bestimmung der Knochenumbaumarker wird vor Behandlungsbeginn durchgeführt (Evaluation Frakturrisiko, Basalwert) und 3 bis 6 Monate nach Behandlungsbeginn (Evaluation
Behandlungserfolg). Als Prophylaxe dienen Kalziumzufuhr, Bewegung und Vitamin D. Die maximale Knochenmasse
wird im Alter von 25 bis 30 Jahren erreicht.
Der Vortrag von Dr. Dieter Wirz handelte vom Knorpel und der Knorpelforschung. Der Knorpel ist ein glattes, gefässloses Gewebe. Er muss elastisch und stabil sein, damit Stösse abgefangen werden können. Der hyaline Knorpel wirkt
wie ein Polster. Die Knorpeloberfläche ermöglicht ein reibungsloses Bewegen. Bei Unfällen, wie z.B. einer Kreuzbandläsion kommt es auch immer zu einer Knorpelläsion. Knorpel kann nicht selbst heilen. Das Risiko besteht in einer Gonarthrose. Es gibt verschiedene Behandlungsoptionen. Als Ersatz kann von anderer Stelle Knorpel entnommen werden. Der Vorteil besteht darin, dass es sich um richtigen Knorpel handelt, der Nachteil besteht darin, dass Knorpel
immer an seinem ursprünglichen Ort gebraucht wird und in diesem Falle dort fehlt. Eine weitere Option ist die Transplantation von Chrondrozyten. Hierfür werden Chrondrozyten entnommen, dann vermehrt und transplantiert. Dieses
Verfahren eignet sich aber nur für kleine Läsionen. Langezeitresultate liegen noch nicht vor. Der Nachteil besteht bei
diesem Verfahren darin, dass es teuer und aufwändig ist, da zwei Eingriffe notwendig sind. Was ist also die Zukunft?
Vielleicht die autologe Chrondrozyten Transplantation (ACT)? Mit einer Stanze wird gesunder Knorpel des Patienten
entnommen und im Labor auf einem speziellen Vlies nachgezüchtet. Wesentlicher Vorteil ist die dreidimensionale
Struktur, die fest mit der Umgebung verklebt wird. Dr. Wirz gab den TeilnehmerInnen zum Schluss einen wichtigen
Rat mit „ Geben Sie auf Ihren Knorpel acht!“
Im direkten Anschluss berichtete Dr. Richard Feinstein mit interessanten Röntgenbildern über verschiedene Fussdeformationen, wie zum Beispiel über den Spreizfuss, Hallux valgus und Hammerzehen. Ursache können neben genetischen Faktoren vor allem das Tragen von unpassenden Schuhen, häufig mit hohem Absatz sein (wer hat nicht sofort
einen Blick auf seine Schuhe geworfen?). In zu engen Schuhen stossen die Zehen vorne an und verkrümmen sich so.
Die Therapie beginnt konservativ, also durch z.B. das Tragen von Einlagen und von gutem Schuhwerk. Bei einer operativen Therapie wird die Fehlstellung korrigiert.
Dr. Christian Meier
Dr. Dieter Wirz
Gesucht:
Präsentation
von Dr.
Richard Feinstein...
Nach diesen Vorträgen war es an der Zeit sich zu stärken, sich auszutauschen und natürlich auch „alte“ und „neue“
Bekanntschaften zu pflegen.
Aber dann ging es schon mit Herrn Helge Holz weiter. Er ist Osteopath. Die Osteopathie ist eine ganzheitliche Medizin, die der Diagnose und Behandlung von Funktionsstörungen dient. Diagnose und Therapie erfolgen mit speziellen
osteopathischen Techniken, die mit Händen ausgeführt werden. Der menschliche Körper stellt eine untrennbare Einheit dar. Knochen, Muskeln, innere Organe und Gewebe stehen in wechselseitiger Beziehung zueinander. Ein Osteopath heilt nicht, sondern hilft dem Organismus, sich selbst zu heilen. Der Körper ist eine Art Fluss, wobei eingeschränkte Beweglichkeit Hindernisse in diesem Fluss darstellen. Der Osteopath macht mit seinen Händen Bewegungseinschränkungen und Störungen ausfindig und versucht diese zu lösen. In diesem Sinne ist Leben Bewegung.
Prof. Gernot Jundt berichtete uns über die Diagnostik der Knochentumoren. Mineralisierte Knochentumoren müssen,
um Paraffinschnitte herstellen zu können, entkalkt werden. Mithilfe von Säure dauert dieser Prozess 1 bis 3 Tage, mithilfe von EDTA und Ultraschall 1 bis 5 Tage. Säure (Ameisensäure etc.) denaturiert DNA. Dadurch ist keine Molekularbiologie möglich, Immunhistochemie ist eingeschränkt machbar. Mit zunehmender Entkalkungsdauer wird die Morphologie immer schlechter. Mit der EDTA-Entkalkung bleibt die DNA erhalten. PCR ist eingeschränkt und Fluoreszenz-in-Situ Hybridisierung (FISH) ist möglich. Die Morphologie ist gut, unabhängig von der Entkalkungsdauer. Für die
Diagnosestellung ist auch ein Röntgenbild wichtig. Das Röntgenbild ersetzt die Makroskopie bei kleinen Knochenbröckeln. Ein Osteosarkom ist ein seltener Tumor. In der Schweiz gibt es pro Jahr ca. 15 bis 20 neue Fälle. Die Behandlung verläuft in 1. Biopsie, 2. präoperative Chemotherapie, 3. Operation mit vollständiger Entfernung des Tumors und
4. postoperativer Chemotherapie. Die Chemotherapie erfolgt nach einem Studienprotokoll (COSS-Studie: Cooperative
Osteosarkom Studie) in einem onkologischen Zentrum. Wichtigster Prognosefaktor ist das Ansprechen auf die Chemotherapie (COSS-Schema). Der vitale Tumor wird am Operationspräparat am sogenannten Mapping festgelegt. Ein
Mapping ist eine landkartenartige Untersuchung des Operationspräparates.
Zeit sich zu stärken, auszutauschen und alte und neue Bekanntschaften zu pflegen
Helge Holz
Prof. Gernot Jundt
Der letzte Referent, Prof. Stephan Dirnhofer, entführte uns in die spannende Welt der Knochenmarkbiopsien. Indikationen für die Entnahme von Knochenmarkbiopsien sind vielfältig, z.B, bei einem Lymphomstaging, Abklärung von Zytopenien und Anämien, von Polyglobulien und Leukozytosen usw. Zur Standard-Aufarbeitung gehören ein spezielles Einsendeformular, eine mindestens 24 stündige Formalinfixierung, und anschliessender EDTA-Entkalkung mit Ultraschall
(mindestens 12 h, in der Regel 24 h bis maximal 48 h). Formalin und EDTA sind der beste Kompromiss (gute Morphologie, Immunhistochemie und Molekularpathologie möglich). Zu den Standard Färbungen gehören H.E., Giemsa, Pas,
FeT und Gömori. Der Zellgehalt eines Knochenmarkes wird in % beurteilt. Der Normalwert beträgt 100 minus Alter. Die
Beurteilung steht in engem Kontext mit den weiteren Patientenangaben (z.B. Alter, Indikation, Blutbild, etc.). Die Beurteilung des peripheren Blutes und der KM-Zytologie sind ein wichtiger Bestandteil der KM-Beurteilung. Die sich unterstützende Gesamtbeurteilung wird als additive Methode bezeichnet. 10 Markräume sollten beurteilt werden, um eine repräsentative Aussage machen zu können. Hier werden z.B. die Zelldichte, Topographie und Ausreifung der 3 Zellreihen,
Dysplasien, Blasten, Lymphozyten, Plasmazellen und Fasern beurteilt.
Nach diesen interessanten Vorträgen zum Thema Knochen und Knochenmark war es natürlich an der Zeit, ein kalziumreiches Mittagessen in gemütlicher Runde einzunehmen. Bei klirrender Kälte erwartete uns draussen eine Racletteria.
Das feine Raclette oder die gute Käseschnitte konnte natürlich in wohliger Wärme mit
einem Glas Wein genossen werden. Zum Nachtisch wurden wir mit verschiedenen Dessertvariationen verwöhnt. Das gemütliche Zusammensitzen und Plaudern über Gott,
Labor und labmed erreichte schnell die frühen Abendstunden. Und so verabschiedeten
sich die Ambassadoren auch in diesem Jahr und bleiben uns in guter Erinnerung. Mal
sehen, was sie im nächsten Jahr für Überraschungen geplant haben!
Text und Photos
Regina Decker
Pathologie Basel
Vorstandsmitglied
Sektion NWCH
Prof. Stephan Dirnhofer
Vielversprechende
Freiluftracletteria
bei klirrender Kälte
Die Organisatoren haben nichts dem Zufall überlassen
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