Agapanthus – die Liebesblume

Werbung
Indigo Dreams
Agapanthus – die Liebesblume
Text: Stephan Aeschlimann Yelin, Gärtner, Eriswil; Bilder: Gartenwerke
Die Liebesblume, aus dem Griechischen für agape=Liebe und anthos=Blume, ist eine der bedeutendsten
südafrikanischen Gartenpflanze in Europa. In Südeuropa wird diese oft im öffentlichen Grün eingesetzt,
bei uns findet sie Verwendung als Kübelpflanze und Schnittblume. Ihr Anwendungsbereich könnte nördlich
der Alpen erweitert werden, denn einige Sorten erweisen sich als winterharte Stauden für ausgesuchte
Standorte
2
dergartenbau Ausgabe 14/2015
1514og_pflverw_agapanth.indd
PFLANZENVERWENDUNG
Die Gattung Agapanthus ist endemisch
im südlichen Afrika, wo diese vom Kap
über die Drakensberge bis in die nördlichen Provinzen vorkommen. Zu finden
sind dort zehn Arten und verschiedene
Unterarten, die in zwei Hauptgruppen
unterteilt werden können. Die immergrünen Arten finden bei uns ihren Einsatz hauptsächlich als Kübelpflanzen,
wohingegen die laubabwerfenden Arten
auch im Freiland verwendet werden können. Da sind es vor allem Agapanthus
campanulatus und A. caulescens, welche
die winterhärtesten Abkömmlinge hervorbringen.
Heute werden Agapanthus einer eigenen
Familie zugeordnet, den Agapanthaceae.
Die Gattung hat aber eine bewegte Familiengeschichte, gehörten diese doch auch
schon zu Amaryllidaceae, Liliaceae und
Alliaceae. Die erste und wichtigste Monograghie der Gattung stammt aus dem
Jahre 1965 und wurde von Frances M.
Lighton verfasst.
Der Saft von Agapanthus-Blättern kann
auf der Haut für kurze Zeit Rötungen hervorrufen. In ihrer Heimat hat die Pflanze
jedoch eine medizinische Bedeutung.
Dort werden Neugeborene in Wasser mit
Agapanthus-Extrakten gebadet, damit die
Babys gestärkt werden.
Agapanthus und seine Verehrer
Die ersten Agapanthus wurden im Jahre
1687 im Botanischen Garten in Leiden
(NL) eingeführt. Fünf Jahre später blühte
das erste Exemplar in einem Gewächshaus im Hampton Court Palace in der
Nähe von London. Interessant dabei ist,
dass auch heute noch die beiden Länder
führend in der Zucht und Selektion von
Schmucklilien sind.
Über zwei Jahrhunderte lang passierte
aber wenig, bis Lewis Palmer (1894 bis
1971) in den 40er-Jahren mit der Selektion von Agapanthus anfing. Er war der
zweite Sohn des Earl of Selborne und
verbrachte einen Teil seiner Kindheit in
Südafrika. Als Geschäftsmann bereiste
er das Land am Kap und brachte aus
dem Botanischen Garten Kirstenbosch
Saatgut nach England. Dies war der Anfang der sogenannten Headbourne Hybrids, benannt nach seinem Garten in
Headbourne Worthy in der Nähe von
Winchester. Palmers Ziel war, möglichst harte Hybriden zu selektionieren,
die in ganz Grossbritannien verwendet
werden können. Über dreissig seiner
dergartenbau Ausgabe 14/2015
Pine Cottage Plant
Selektionen wurden im Jahr 1971 in
Wisley im Garten der Royal Horticultural Society aufgepflanzt, wo sie in einem
mehrjährigen Trail getestet wurden.
Seine Sorten wie ‘Lady Wimborne‘, ‘Blue
Bird‘ oder ‘Delft‘ sind in England noch
heute erhältlich. Andere englische Sorten tragen Namen mit Bezug auf die
Royals wie ‘Sandringham‘, ‘Buckingham
Palace‘ und ‘Queen Mother‘. Diese populären Züchtungen stammen vom The
Crown Estate in Windsor.
te. Nach einem Winter soll er in einem
Bestand von Agapanthus-Sämlingen, die
in Töpfen draussen vergessen worden
waren, noch lebendige Individuen entdeckt haben. Die wüchsigen Exemplare
selektionierte er weiter und erhielt viele verschiedene Farbtypen. Im Sortimentskatalog 2012 sind Sorten wie
‘Abendstunde‘, ‘Augustnacht‘ und ‘Blaue
Stunde‘ zu finden. Diese Auslesen tauchen im aktuellen Katalog jedoch nicht
mehr auf.
Neben den verschiedenen Züchtern in
England und den Niederlanden war es
auch Dr. Hans Simon aus Marktheidenfeld (D), der mit Schmucklilien arbeite-
Nationale Sammlung in Devon
Eine der nationalen Sammlungen von
Agapanthus in Grossbritannien liegt in
Eggesford, in der Grafschaft Devon. Das
Ausgepflanzte Agapanthus-Sorten
Sorte
Farbe
Ausgepflanzt
'Blue Triumphator'
blau
2008
'Wolga'
mittel-blau
2008
'Albus'
weiss
2008
Headbourne-Hybriden, Sämlinge
blau
2008
'Indigo Dreams'
dunkelviolett
2014
'Eggesford Skies'
hellblau
2014
'Northern Star'
dunkelblau
2014
'Eggesford Blue Selection'
blau
2014
Diese Agapanthus-Sorten wurden in unserem Schaugarten auf 800 m ü. M. ausgepflanzt. Auf den Winterschutz wurde in all den Jahren verzichtet. Im Frühling
2014 erfolgte eine erste Düngung seit dem Auspflanzen.
3
Headbourne Hybrids Sämlinge
DSC_0098
milde Klima und der in Teilen sehr gute
Boden bieten ideale Wuchsbedingungen
für Schmucklilien. Pine Cottage Plants
übernahm die Sammlung von Bicton
College an der Küste und führt sie nun
offiziell seit 1997. Der Besitzer Dick Fulcher ist der Experte für Agapanthus in
England. Seine Gärtnerei liegt in Devons grüner Hügellandschaft, versteckt
hinter den typisch geschnittenen Hecken. Über 400 Sorten sind in der
Sammlung aufgelistet, darunter auch
viele eigene Selektionen. ‘Eggesford
Sky‘ hat schimmernde hellblaue Blüten.
4
‘Sally Anne‘ ist intensiv dunkelblau, benannt nach zwei Kundinnen, denen dieser Sämling so gut gefallen hatte. Die
Krönung seiner Zuchtlinie ist aber ‘Indigo Dreams‘ aus dem Jahr 2008, die laut
Dick die dunkelste Auslese unter den
winterharten Typen überhaupt sei.
Agapanthus in der Verwendung
Wenn «ordentlich» aussehende Stauden zum Einsatz kommen sollen, dann
sind Schmucklilien die richtigen. Das
riemenförmige Laub treibt im Freiland
spät aus, nämlich erst wenn genügend
Wärme da ist. Dafür ist es dann bis zum
Frost zierend. Das macht Agapanthus zu
einer idealen Einfassungspflanze am
Rand von Rabatten und grösseren
Pflanzflächen. Die Blütenbälle in allen
Schattierungen von Weiss bis tief Blau
erscheinen je nach Wetterverlauf und
Temperatur ab Ende Juli bis August. Die
verschiedenen Sorten erreichen Höhen
von 30 bis 120 cm.
Da Agapanthus nicht konkurrenzstark
sind und viel Licht brauchen, sollten die
Partner dementsprechend ausgewählt
dergartenbau Ausgabe 14/2015
PFLANZENVERWENDUNG
Blue Sparkler
werden. Gräser, die wenig Blattmasse
bilden, eignen sich besonders gut, da sie
auch am Naturstandort oft mit Agapanthus vergesellschaftet sind. Das können
Sporobolus heterolepis, Sesleria autumnalis, Poa labillardieri oder das an südafrikanische Restiogewächse erinnernde
Schizachyrium scoparium ‘Cairo‘ sein. Neben Ziergräsern steigern gedrungene
Silberpflanzen besonders gut das Blau
der Schmucklilie, beispielsweise Artemisia stelleriana oder A. ludoviciana ‘Silberteppich‘, eine neue Auslese von Fine Molz
und Till Hofmann.
Sandringham
Saatgut ist nur kurze Zeit keimfähig und
sollte darum möglichst früh an einem
warmen Platz ausgesät werden. Es ist
von Vorteil, wenn in einem weiten Abstand gesät wird, damit die Sämlinge
ein ganzes Jahr in der Schale bleiben
können. Meistens blühen generativ vermehrte Pflanzen ab dem dritten Jahr.
Eine weitere Gruppe guter Begleiter sind
verschiedene Monocotyledonen, unter
denen es eine grosse Auswahl gibt.
Gras- und Binsenlilien, Asphodeline lutea
und A. liburnica, Vertreter aus der IrisBarbata-Media Gruppe oder MiniaturHemerocallis. Ein anderer Weg ist die
Kombination mit Südafrikanern, wie
feinblättrige Kniphofia galpinii, Hesperantha und Crocosmia.
Ausgepflanzt ins Freiland werden
Schmucklilien am besten von April bis
August, damit sie vor den Wintermonaten gut einwachsen können. Beim
Pflanzen sollte darauf geachtet werden, dass die Bodenknospen 6 bis 8 cm
mit Erde bedeckt werden. Dies ist ein
Schutz bei Kahlfrösten. Die Pflanzen
brauchen einen vollsonnigen Standort,
mit einem nährstoffreichen, gut durchlässigen Boden. Gedüngt wird im Frühjahr. Es gibt zwei Wildarten, welche ein
saures Medium benötigen. Doch die bei
uns im Freiland einsetzbaren Sorten
sind in Bezug auf den PH Wert nicht anspruchsvoll.
Kultur und Pflege
Sorten von Schmucklilien werden vegetativ durch Teilung vermehrt. Der beste
Zeit dafür ist das Frühjahr oder die ersten Wochen direkt nach der Blüte. Die
Teilung sollte vorsichtig erfolgen, damit
möglichst wenige der dickfleischigen
Wurzeln beschädigt werden. Nicht sortenechte Pflanzen lassen sich natürlich
auch durch Saatgut vermehren. Das
In Gebieten wo zuverlässig Schnee fällt,
ist kein Winterschutz nötig. Wo dies nicht
der Fall ist, sollten die Horste im Spätherbst mit einer Schicht aus zerkleinertem Falllaub, gut gereiftem Champignonkompost und Brechsand gemulcht
werden. An verschiedenen Standorten im
Schweizer Mittelland stehen Agapanthusbestände seit über 15 Jahren ohne
Winterschutz.
dergartenbau Ausgabe 14/2015
Literatur:
• Snoeijer, W. (2004). AgapanthusA Revision oft he Genus. Portland:
Timber Press.
• Pooley, E. (2003). Mountain Flowers- A Field Guide to the Flora
of the Drakensberg and Lesotho.
Durban: The Flora Publishing
Trust.
• Duncun, G. (1998). Grow Agapanthus. Claremont: National Botanical Institute.
• Phillips, R. / Rix, M. (1992). Stauden in Garten und Natur. München: Droemersche Verlagsanstalt.
• Fulcher, D. (2000). From Africa
with love. In: The Garden. Wisley:
Royal Horticultural Society.
• Fulcher, D. (2005). Out of Africa. In: The Garden. Wisley: Royal
Horticultural Society.
• Fulcher, D. (2010). Katalog Pine
Cottage Plants. Eggesford.
• Bond, J. (1977). Wisley Trails
1977, Trail of Agapanthus. Wisley:
Royal Horticultural Society.
5
Herunterladen