atur- und ogelschutzverein halwil Mitteilungen des Natur- und Vogelschutzvereins Thalwil Nr. 2/02 www.nvthalwil.ch 75 Jahre Natur- und Vogelschutzverein Thalwil Liebe Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Thalwil Vor 75 Jahren wurde die Gesellschaft für Vogelkunde und Vogelschutz, die Vorgängerin des heutigen Natur- und Vogelschutzvereins gegründet. Und zu einem Jubiläum gehört natürlich ein Fest ! Wir möchten hiermit alle Mitglieder herzlich zu unserer Jubiläumsfeier am 16. November in der Pfisterscheune in Thalwil einladen. Sie finden beiliegend eine Antwortkarte, mit der Sie sich für den Anlass anmelden können. Eine Anmeldung ist zwingend erforderlich, damit wir die nötigen Vorbereitungen treffen können. Der Vorstand freut sich auf eine grosse Teilnahme und ein gelungenes Fest. Libellenleben am Gattikerweiher Libellen bevölkern die Erde seit 300 Millionen Jahren. Wer als Tierart seit so langer Zeit auf der Erde existiert, muss ein Erfolgsrezept haben. Grund genug sich einmal eingehender mit der Lebensweise dieser bekannten und doch unbekannten Insektenordnung zu befassen. So standen die Libellen ganz im Zentrum der Exkursion des Natur- und Vogelschutzvereins Thalwil am 29. Juni. Die Exkursion führte vom Gattikerweiher über den Chrebsbach an den Waldweiher. Mit ihren grossflächigen Seerosenbeständen und schilfbewachsenen Ufern sind beide Weiher sehr naturnah. Entsprechend vielfältig ist das Pflanzen- und Tierleben. Isabelle Flöss konnte in den vergangenen drei Jahren allein am Gattikerweiher 19 Libellenarten feststellen. Dank des schönen, aber doch nicht allzu warmen Wetters konnten die Teilnehmer zahlreiche Libellenbeobachtungen machen. Wie praktisch alle Wirbellosen sind Libellen wechselwarm, d.h. ihre Körpertemperatur hängt weitgehend von der Umgebungstemperatur ab. Viele Tiere sassen daher auf Steinen, Halmen und auf dem Kiesweg, um sich zu sonnen. Unsere Exkursionsleiterin hatte zusätzlich verschiedene Libellen zuvor schon eingefangen und die Teilnehmenden hatten Gelegenheit, die Insekten ganz aus der Nähe betrachten zu können. Erstaunlich war der feste Griff, mit dem Isabelle Flöss die zart wirkenden Libellen fasste: Problemlos konnte sie die Tiere an den Flügeln oder an mehreren Beinen festhalten, ohne dass sie sich wehrten oder Schaden nahmen. Nach eingehender Betrachtung flogen die Tiere unbeschadet davon. Für Laien ist dieser Griff jedoch nicht zu empfehlen! NVT news 2/02 • 1 Dauerflieger und Wartensitzer Unsere einheimischen Libellen lassen sich grob in zwei Gruppen einteilen: Die zierlichen "salzstängeligrossen" Kleinlibellen und die kräftiger gebauten fluggewandten Grosslibellen. Kleinlibellen treten oft in Scharen auf. So etwa die Hufeisen-Azurjungfer, deren azurblaues Männchen schon von weitem auffällt. Mit seinen leuchtend rubinroten Augen ebenso schön, aber sehr scheu, hält sich das Grosse Granatauge nur auf den Seerosenblättern in sicherer Distanz zum Ufer auf. Bei den Grosslibellen gibt es Arten, die ständig umherfliegen und solche, die eine sogenannte Warte beziehen und von dort nur relativ kurze Flüge unternehmen. Aus dieser Gruppe konnten wir den Grossen Blaupfeil, den Vierfleck und die eher seltene Westliche Keiljungfer beobachten. Für die Beobachtung der "Dauerflieger" braucht es doch einige Übung, dass einem nicht schwindlig wird dabei. Mit der Gemeinen Smaragdlibelle, der Glänzenden Smaragdlibelle und der seltenen Kleinen Königslibelle (welche gleichzeitig der Erstnachweis dieser Art am Gattikerweiher war!) waren drei besonders flugtüchtige Vertreter am Weiher anwesend. Am Chrebsbach Es gibt Libellenarten, die nur in Fliessgewässern leben. Ausschliesslich an kleinen, sauberen und gut strukturierten Bächen lebt die Blauflügel-Prachtlibelle. Dank der Auflichtung der Baumhecke in der unteren Hälfte des Chrebsbaches kommt die bedrohte Art wieder in grösserer Zahl vor. Bereits vom Weg aus liess sich ein Männchen in seinem Territorium am Bachufer beobachten. Die Schönheit des metallisch schillernden Insektenkörpers, der je nach Lichteinfall blau oder grün scheint, konnten die Teilnehmer anhand eines gefangenen Tieres ebenfalls aus allernächster Nähe bewundern. Prachtlibellenmännchen bestechen nicht nur durch ihre Schönheit: Sie sind die einzigen im Libellenreich, die die Weibchen durch Balzflüge zu betören versuchen. Zu diesem Zweck lassen sie sich sogar ins Wasser fallen und ein wenig treiben. Larvenleben Den Abschluss der Exkursion am Waldweiher bildeten drei Wasserbehälter mit je einem braunen unscheinbaren Insassen: einer Libellenlarve. Für viele Teilnehmende war es eine Überraschung, dass aus diesen eher plumpen Wasserbewohner die eleganten Libellen hervorgehen! Das geflügelte Insekt, das wir im Sommer sehen, stellt nur einen Abschnitt im Leben einer Libelle dar. Die grösste Zeit verbringt das Tier als Larve im Wasser. Dort lebt es versteckt zwischen Wasserpflanzen oder im Boden eingegraben und ernährt sich von anderen Tieren. Es wird alles gefangen, das sich überwältigen lässt. Die Larvenzeit dauert je nach Art zwischen ein bis drei Jahren. Im Norden Europas gibt es Arten, die sogar fünf Jahre als Larve verleben. Das Erwachsenenleben ist hingegen mit drei bis acht Wochen sehr kurz. Die Exkursion zeigte einmal mehr, dass spannende und erstaunliche Naturphänomene oft beinahe vor unserer Haustüre zu finden sind. (je) NVT news 2/02 • 2 Botanik-Exkursion vom 2. Juni Der Gattikerweiher und sein Ried gehört sicher zu den reizvollsten Flecken in unserer Gemeinde. Die Geländetopografie ist das Werk des Linthgletschers. Als sich dieser gegen Ende der letzten Eiszeit zurückzog, hinterliess er mehrere kleine, parallel laufende Moränenwälle. In den dazwischen liegenden Mulden bildeten sich im Laufe der Jahrtausende bewaldete Moore. Bis auf das Gattikerried wurden alle diese Feuchtstellen in den letzten 100 Jahren trocken gelegt. Ried und Weiher sind aber keine ursprüngliche Naturlandschaft. Während der Weiher durch Einstau geschaffen worden war, entstand das Ried erst, als die Gattiker vor mehreren hundert Jahren den damaligen Feuchtwald rodeten. Damit erst konnten sich die vielen lichtbedürftigen Tier- und Pflanzenarten ansiedeln. Heute ist der Landschaftsteil um den Gattikerweiher im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung aufgeführt. Auf dem Spaziergang vom Gattikerweiher über das Gattikerried zum Säumoos und zurück pickte der Botaniker Urs Landergott typische und besondere Arten aus der Pflanzenvielfalt entlang der Wege. Ein besonderes Gewicht legte er dabei auf die ökologischen Zusammenhänge zwischen Pflanze und Umwelt. Die am Ufer des Gattikerweihers gedeihende Seeflechtbinse (Schoenoplectus lacustris) macht bis zu drei Meter lange, dünne Stängel. Dass diese den mechanischen Belastungen von Wind und Wellen trotzen können, verdanken sie einer raffinierten Konstruktion. Diese wird ersichtlich, wenn man die grüne Stengelhülle vorsichtig wegschält. Ein dichtes Netz von Längs- und Querverstrebungen geben dem Stängel seine Stabilität und Leichtigkeit. Ein Konstruktionsprinzip, das auch in der Architektur angewendet wird. Früher benutzten die Kinder die gebündelten Stängel der Seeflechtbinse als "Luftmatratzen". Das Gattikerried beherbergt eine beachtliche Zahl an Pflanzen. Die meisten, wie Landergott ausführte, sind Sauergräser. Sie machen den botanischen Wert des Riedes aus und vermögen das Botanikerherz höher schlagen zu lassen. Für Laien sind sie aber ziemlich unscheinbar. Auf der Exkursion konzentrierten wir uns deshalb mehr auf die attraktiveren, bunten Blütenpflanzen. Die für jedermann augenfälligen Orchideen sind im Ried hauptsächlich durch das Gefleckte und das Breitblättrige Knabenkraut (Dactylorhiza maculata und D. majalis) vertreten. Aus Sicht der Bienenwelt sind beide Arten richtige Betrüger. Mit attraktiven Blüten locken sie die Bienen an, denn für die Bestäubung sind sie auf diese angewiesen. Die hungrigen Insekten finden aber keinen Nektar und fliegen mit leerem Magen, dafür mit Pollen beladen zur nächsten Blüte und bestäuben diese ungewollt. Nach ein paar erfolglosen Versuchen werden sie den Schwindel bemerken und inskünftig die Orchideen links liegen lassen. Die soziale Honigbiene gibt diese Botschaft ihren Stockgenossinnen weiter, sodass kaum noch eine Biene die Orchideen anfliegt. Die wenigen Fehlversuche reichen aber offensichtlich aus, um das Überleben der Orchideen zu sichern. Die auffällige blaue Sibirische Schwertlilie besitzt eine kompliziert gebaute Blüte. Wer sie genauer betrachtet, glaubt pro Stängel drei Blüten zu sehen. Erst eine genaue Untersuchung mit Skalpell und Lupe offenbart, dass alles zu einer einzigen Blüte gehört. Die Kelchblätter sehen dabei wie Blütenblätter aus und ihre feingliedrige Zeichnung wird als bezeichnet. Diese ist sozusagen der Wegweiser, welcher dem Insekt anzeigt, wo bei dieser Blüte Nektar zu holen ist. Weil aber der Nektar in der Blüte ganz weit unten liegt, können nur Insekten mit besonders langen Rüsseln wie Schmetterlinge diesen überhaupt erreichen. (if) NVT news 2/02 • 3 Unsere nächsten Veranstaltungen 1. September (Sonntag) Bergexkursion Cassonsgrat Wegen Schneefall fand der Ausflug letztes Jahr nicht statt. Wir versuchen es nochmals. Der Mornellregenpfeifer ist nur während einer kurzen Zeit zwischen Ende August und Mitte September auf diesem Grat anzutreffen. Hier macht er gerne Rast auf seiner Reise ins Winterquartier. Abfahrt: 7.21 Uhr ab Thalwil über Chur nach Flims/Bergbahnen, Verpflegung aus dem Rucksack, gutes Schuhwerk und Bergkleidung. Die Exkursion findet nur bei günstiger Witterung statt. (Tel. 1600 Rubrik 3 ab Samstag 18.00 Uhr oder www.nvthalwil.ch) Organisation: Margaritha Tschanz, Tel.01/726 25 45 13. September Auf Igels Spur, Abend-Spaziergang (Freitag) Igel bekommt man nur selten zu Gesicht, weil sie meist nachts unterwegs sind. Doch manchmal verraten sie sich durch Spuren, die sie hinterlassen und die bei Tag gut erkennbar sind. Zusammen mit der Verhaltensforscherin Iris Scholl versuchen wir herauszufinden, wo Igel gerne hingehen und woran das liegt. Die Führung ist auch für Kinder geeignet. Treffpunkt: 19.00 Uhr Labyrinth (Russistrasse), Dauer: bis ca. 20.30 Uhr Organisation: Judith Egloff, Tel.01/720 38 94 28. September Arbeitstag Eichstock/Labyrinth (Samstag) Auf den Winter hin möchten wir die Wiesen noch einmal mähen und auch die Gehölze nach Bedarf schneiden. Treffpunkt: 9.00 Uhr beim Eichstockweiher. Organisation: Urs Utzinger, Tel.01/722 10 50 6. Oktober (Sonntag) Internationaler Zugvogeltag An diesem Wochenende werden auf der ganzen Welt Zugvögel beobachtet. In der Schweiz werden verschiedene Beobachtungsstände von lokalen Naturschutzvereinen aufgestellt. Wir werden einen solchen Beobachtungsstand besuchen und den eindrücklichen Vogelzug dort live beobachten. Ort und Zeit lassen sich erst im Herbst planen, beachten Sie unser Inserat im Thalwiler-Anzeiger und unsere Homepage (www.nvthalwil.ch) Organisation: Isabelle Flöss, Tel.01/720 61 05 12. Oktober (Samstag) Lebensraum Wald Im Rahmen des LEK (Landschafts-Entwicklungs-Konzept) sind in Thalwil an verschiedenen Orten Auslichtungen von Waldrändern und Schaffung von "lichtem Wald" vorgesehen. Auf einem Rundgang wird uns der Förster E. Carisch Beispiele von Eingriffen in den Wald zeigen und aus der Sicht des Fachmannes erklären. Abfahrt: 13.25 Uhr Zimmerbergbus ab Thalwil-Zentrum, Fahrt bis Haltestelle "Gattikerhof", Dauer: ca. 3 Std. Organisation: Judith Egloff, Tel.01/720 38 94 12. Novemer (Dienstag) filmpodium thalwil: Das Geheimnis der Zugvögel Dieser Dokumentarfilm über die unglaublichen Reisen unserer Zugvögel besticht durch seine phantastischen Flugaufnahmen. Ort und Zeit: Singsaal Schulhaus Feld, Thalwil. Beginn: 20.00 Uhr Organisation: Hannes Vonarburg , Tel. 01/720 11 56 Impressum NVT news 2/02 Redaktion und Zuschriften: Urs Utzinger, Gotthardstrasse 28, 8800 Thalwil E-mail: [email protected] NVT news 2/02 • 4