Dekorpuder – Einsatzmöglichkeiten in der Konditorei

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Dekorpuder – Einsatzmöglichkeiten in der Konditorei
Gerald Fischer und Rainer Hoffmann, Werne
1. Einleitung
Eine gute, attraktive Optik von Backwaren ist eine der Vorraussetzungen für einen guten
Backwarenabsatz. Dies gilt sowohl für die handwerkliche als auch für die industrielle
Herstellung von Gebäcken. Zur Auswahl der „richtigen“ Optik sollte man überlegen, welcher
Auftrag geschmacklich am besten zum Gebäck passt und unter welchen Bedingungen das
Gebäck verkauft, transportiert und gelagert wird. Leider werden die letztgenannten Kriterien
häufig nicht beachtet und die Gestaltung der Oberfläche eines Gebäckes wird den in der
Backstube vorhandenen Rohstoffen angepasst. Dass diese Vorgehensweise jedoch nicht
immer die richtige ist, kann man häufig bei verpackten aber auch bei nicht verpackten
Backwaren sehen. Ein Beispiel ist die Unterscheidung der Wirkung von Dekorpuder zu
Sandzucker und Puderzucker, welche in Abbildung 1 und 2 dargestellt ist. Werden alle drei
Dekore frisch aufgetragen, wirken alle Berliner recht attraktiv. Unterwirft man sie jedoch einer
in der täglichen Praxis häufig vorkommenden Belastung durch höhere Luftfeuchte und
Wärme, so sind schon nach einer Stunde erhebliche Unterschiede sichtbar. Der Dekorpuder
sieht weiterhin attraktiv aus, während der Sandzucker und der Puderzucker ihre Konsistenz
und damit ihre optische Attraktivität verloren haben.
2. Definition Dekorpuder
Was unterscheidet Dekorpuder von anderen Produkten zur Bestreuung von Gebäcken?
Dekorpuder ist weder in den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches, dem LFGB oder
in entsprechenden Fachaufsätzen definiert. Eine Suche in den verschiedenen Lexiken oder
im Internet führt immer wieder auf dieselbe Aussage zurück:
„Dekorierzucker ist feinster Puderzucker, oft mit Fett umhüllt, zur Dekoration von Gebäck, da
auf warmem Gebäck nicht schmelzend.“
Dass diese Definition nicht vollständig ist, zeigt ein Blick in die Zutatenliste der
verschiedenen Anbieter von Dekorpuder. So findet man häufig neben Dextrose, Saccharose
und dem obligatorischen Fett auch Stärke, Trennmittel und Aroma.
Stärke und Trennmittel werden als wesentliche Komponenten zur Erzielung der besonderen
Eigenschaften bezüglich Temperaturstabilität, Fallverhalten und Klumpungseigenschaften
benötigt. Weiter zu beachten ist auch der angestrebte Weißgrad der Gebäcke durch
Dekorpuder. Dieser unterscheidet sich je nach angebotenem Produkt. Dennoch bleibt die für
Dekorpuder größte Charakteristik maßgebend, nämlich die Umhüllung mit Fett zur besseren
Stabilität auf dem Gebäck.
3. Qualitätsanforderungen an Dekorpuder
Wie in Abbildung 3 zu sehen, gibt es fünf Hauptkriterien, welche an Dekorpuder gestellt
werden. Neben den Falleigenschaften sind es die Temperaturstabilität, der Weißgrad, die
Feuchtestabilität sowie der Eigengeschmack. Beispielhaft wurden in der Abbildung die
Anforderungen für unverpacktes und verpacktes Gebäck eingetragen. Schweres Fallen wird
dabei als ein Fallen wie nasser Schnee definiert, während leichteres Fallen eher einer
körnigeren Struktur zugeordnet werden kann.
Ein unverpacktes Gebäck sollte in der Regel mit einem leicht flockigen Dekorpuder, welches
mit hohem Weißgrad gut deckt, dekoriert werden. Dabei sind die Feuchte- und die
Temperaturstabilität nur hinsichtlich der Umgebungsbedingungen zu beachten. Der
Geschmack darf nicht einseitig überlagern.
Dagegen sollte bei verpacktem Gebäck eine dauerhaft gute Deckung durch den Dekorpuder
gegeben sein, was durch eine etwas feinere Qualität mit leichteren Falleigenschaften
gewährleistet werden kann. Des Weiteren ist es notwendig, dass die Feuchte- und
Temperaturstabilität ausgeprägter ist, da sich in der Verpackung eine Gleichgewichtsfeuchte
einstellen wird, die höher als die Umgebungsfeuchte ist. Verpackte Backwaren sind in der
Regel, aufgrund des längeren Zeitraumes von der Produktion bis zum Verzehr sowie der
aufwendigeren Logistik, stärkeren Temperaturschwankungen ausgesetzt. Die Anforderungen
an den Geschmack und den Weißgrad entsprechen in den meisten Fällen den
Anforderungen der unverpackten Backware.
4. Methoden zur Qualitätsbestimmung von Dekorpuder
Durch drei Methoden wird die Qualität von Dekorpuder definiert. Hierzu zählen der Rieseltest
nach Dr. Pfrengele (DIN ISO-Methode 4324), die Bestimmung der Wasserstabilität von
Dekorpuder sowie die Messung des Farbwertes.
Im Rieseltest wird 100 g Dekorpuder durch ein kleines 5 mm großes Loch mittels manuellem
Rühren durchgelassen. Kriterien sind die Kegelbildung, die Höhe des Kegels sowie die Zeit,
die benötigt wird, um den Dekorpuder vollständig herausrieseln zu lassen. Abbildung 4 zeigt
einen „schwerer“ fallenden Dekorpuder, der für eine Kegelhöhe von 6 cm 15 Minuten
benötigte. Im zweiten Beispiel in Abbildung 5 ist ein „feinerer“ Dekorpuder gezeigt, welcher
lediglich 30 Sekunden für einen Kegel von 4 cm benötigte.
Die Prüfung der Wasserstabilität gibt Aussagen über die Temperatur- und Feuchtestabilität
eines Dekorpuders. Ein Becherglas wird mit temperiertem Wasser gefüllt und mit 10 g
Dekorpuder besiebt. Dabei ist die Wassertemperatur (45° – 60°C) abhängig vom geprüften
Dekorpudertyp. Löst sich der Dekorpuder auf oder sinkt er von der Oberfläche nach unten,
so gilt er als nicht für diesen Temperaturbereich geeignet, und es ist eine verminderte
Stabilität auf dem Gebäck zu erwarten (Abbildung 6).
Der Farbwert von Dekorpuder wird mittels handelsüblicher Farbmessgeräte, z. B. von
Minolta, auf die L*a*b-Werte geprüft. Der entscheidende Wert ist dabei der L-Wert, dessen
Differenz zu 100 % die Abweichung von Standardweiß beschreibt. Je höher der L-Wert,
desto heller ist Dekorpuder.
5. Herstellungsparameter von Dekorpuder
Die Rohstoffauswahl hat neben den Prozessparametern einen besonderen Einfluss auf die
Qualität eines hochwertigen Dekorpuders. Die Tabelle 1 zeigt den Einfluss der Rohstoffe auf
die Eigenschaften eines Dekorpuders.
Die Falleigenschaften von Dextrose bzw. Saccharose hängen von der eingesetzten
Korngröße ab bzw. vom Gemisch der beiden Rohstoffe. Das gilt natürlich auch für die
Feinanteile, da kein Rohstoff dieser Art eine homogene Korngröße hat. Grundsätzlich gilt,
dass je feiner die Dextrose ist, desto schwerer fällt der Dekorpuder; und man erhält eher
einen flockigen Charakter. Ein höherer Anteil Saccharose führt zu stärkerem Rieseln.
Auch bei der Stärke ist die Oberflächengröße ein entscheidender Faktor für die
Falleigenschaften. Der Anteil der Feinanteile bestimmt die Falleigenschaften und den
Weißgrad. Die eingesetzten Stärken sind in der Regel physikalisch behandelt. Je nachdem,
ob sie sprühgetrocknet oder walzengetrocknet sind, ist die Farbeigenschaft mehr weiß oder
gelblich. Zur Feuchtestabilität tragen die Stärken durch Bindung von Kondenswasser in
verpacktem Gebäck bei. Ein Nebeneffekt ist die Trennmittelwirkung der Stärken.
Als Fett werden in der Regel Palmfett, aber auch Raps- oder Sonnenblumenöl verwendet.
Die üblicherweise verwendeten Fette zur Coatung haben immer einen Festfettgehalt, bedingt
durch längerkettige Fettsäuren, der sich erst bei höheren Temperaturen verflüssigt. Damit
lässt sich neben den Falleigenschaften die Temperaturstabilität erheblich beeinflussen. Die
nach der Coatung eintretende Kristallisation der Fette im Produktionsprozess wirkt zudem
auf die Optik und den Weißgrad von Dekorpuder.
Teilweise werden geringe Mengen an Trennmittel eingesetzt. Die Mengen betragen dann
weniger als 0,5 % eines Dekorpuders.
6. Angebotene Qualitäten von Dekorpuder
Der Einsatz der im Markt befindlichen Qualitäten von Dekorpuder lässt sich in 5
Grundanwendungen einteilen:
1.
2.
3.
4.
5.
unverpackte Gebäcke,
verpackte Gebäcke, insbesondere für Schichtpuderung als Grundlage,
verpackte Gebäcke als Deckpuderung,
verpackte Gebäcke bei Auftrag auf heißer Oberfläche,
Diabetikergebäcke.
Der am häufigsten im handwerklichen Markt anzutreffende Dekorpuder auf Basis von
Dextrose weist eine grob fallende Struktur auf. Die Temperaturstabilität ist bei guten
Qualitäten bis 45°C (im Wassertest) gegeben, so dass auch die Einflüsse eines
Sommertages auf dem Gebäck keine Spuren hinterlassen und das Gebäck während des
Tages nicht unansehnlich wird. Allerdings findet man auch gecoatete Saccharosequalitäten
im Markt, die eine körnige Struktur wie Sandzucker haben. Diese haben dann allerdings
nicht den gleichen Weißgrad und die schneeartige Konsistenz wie die vorigen.
Viele industriell hergestellte Stollen werden im 2-Schicht-Verfahren hergestellt. Dabei wird
nach dem Tauchen in ein Pflanzenfett- oder Butterbad für eine vollständige Ummantelung
eine Schicht Dekorpuder als Decklage auf den Stollen gestreut. Dieser Dekorpuder soll leicht
anschmelzen und eine isolierende Verbindung mit dem Fett eingehen. Insbesondere bei
Stollen mit Früchten wird so der Feuchtigkeitstransport nach außen vermindert und die
Stollen bleiben länger optisch schön. Bei diesem Verfahren verfärbt sich der Dekorpuder
leicht ins Gelbliche und eine Deckpuderung mit hellem und feuchtigkeitsstabilem Dekorpuder
ist notwendig.
Eine besondere Anwendung ist der Auftrag auf heißen Gebäcken unmittelbar nach dem
Backprozess. Hier muss der Dekorpuder ein Höchstmaß an Temperaturstabilität aufzeigen.
In einem Dekorpuder für diese Zwecke beginnen die Fette erst bei 60°C zu schmelzen. Sie
führen aufgrund des hohen Schmelzpunktes zu schneller Kristallisation in der
Dekorpuderherstellung und damit zu feinerer Kristallstruktur. Somit ist auch der Dekorpuder
sehr fein. Dekorpuder mit dieser spezifischen Eigenschaft finden ebenfalls Anwendung bei
besonderem Anspruch an wechselnde Lagerbedingungen und/oder Transport in südlichere
Länder.
Als Spezialfall gilt die Anwendung von Dekorpuder für Diabetikergebäcke. Der hier
Verwendung findende Basisrohstoff ist nicht Dextrose, sondern Isomalt oder Sorbit in
Verbindung mit einem höheren Stärkeanteil. Diese Qualitäten sind sehr fein und weisen
leicht rieselnde Falleigenschaften auf; besitzen jedoch eine hohe Feuchtestabilität und einen
hohen Weißgrad.
6. Zusammenfassung
Die Einsatzmöglichkeiten von Dekorpuder sind aufgrund der hohen Differenzierungsmöglichkeiten in der Herstellung sehr vielfältig. Das Wissen um die Wirkung der Rohstoffe
und der Zusammensetzung von Dekorpuder ist weit fortgeschritten. Eine besondere
Herstellungstechnik bei der Coatung und der Kristallisation des eingesetzten Fettes
ermöglicht eine große Bandbreite an Dekorpudern für viele Anwendungsfälle.
Engl. Titel:
Sugar based decoration powder – application possibilities in the confectionery
Anschrift der Verfasser:
Gerald Fischer und Rainer Hoffmann
UNIFERM GmbH & Co. KG
Brede 4
59368 Werne
Tabelle 1 Einfluss der Rohstoffe von Dekorpuder
Einfluss der Dextrose/
Rohstoffe
Saccharose
Stärke
Fett
Trennmittel
-Sorte
-Oberfläche
Falleigenschaften
-Korngröße
-Feinanteile
-Korngröße
-Feinanteile
-Festfettgehalt
-Menge
Weissgrad
Je feiner, je
weißer
-Feinheit
-Behandlung
-Kristallisation
-Art/Sorte
Aroma
Fettschmelzpunkte 45°-60°C
Temperatur
-stabilität
Behandlung
Feuchtestabilität
Geschmack Anteil an
Süße
Vollständigkeit
der
Ummantelung
Menge und
Auswahl
Verschiedener Dekor auf Berlinern
Dekorpuder
Sandzucker
Puderzucker
Abbildung 1: Dekor auf Berlinern
Für 1 h bei 30 ° und 60 % Luftfeuchte
Dekorpuder
Sandzucker
Abbildung 2: Dekor auf Berlinern nach Belastung
Puderzucker
schweres Fallen
100
80
60
Eigengeschmack
40
Temperaturstabilität
20
0
Feuchtestabilität
unverpacktes Gebäck
Weißgrad
verpacktes Gebäck
Abbildung 3: Qualitätsanforderungen an Dekorpuder
Beispiel 1
„schwerer“
Dekorpuder
Abbildung 4: Beispiel schwerer Dekorpuder
Beispiel 2
„feiner“
Dekorpuder
Abbildung 5: Beispiel feiner Dekorpuder
45 °C
50 °C
Abbildung 6: Wasserstabilitätsprüfung von Dekorpuder
60 °C
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