Alex Husy berichtet über die AUS Meisterschaften

Werbung
Als Schlepppilot an den australischen Segelflugmeisterschaften in Kingaroy 07.-18. Oktober 2012
Am 7. Oktober hiess es früh aufstehen (0500), das Gepäck laden und ab nach Kingaroy, wo ich schon erwartet
wurde. Überraschenderweise war die Dauerbaustelle "Blackbutt Range", wo die Strasse vor zwei Jahren vom
Hochwasser weggeputzt worden war, zum ersten Mal seit langem wieder zweispurig offen, sodass ich in genau
zwei Stunden am Ziel war. Noch zur Orientierung, Kingaroy liegt etwa 200km nordwestlich von Brisbane und
wird als "Peanut Capital" (Hauptstadt der Erdnüsse) bezeichnet, weil dies das Hauptprodukt der Gegend ist. Die
Stadt wird von den weit sichtbaren Erdnusssilos (ca. 50 Meter hoch) dominiert und eine der Hauptattraktionen
ist der Wasserfall in der Stadtmitte, wo ungeheure Wassermassen etwa 1.5 Meter herabstürzen lässt. In Kingaroy darf man auch ruhig auf dem Bahndamm fotografieren, dort fährt seit gut 50 Jahren kein Zug mehr vorbei.
Trotz ausgezeichnetem Wetter gab es leider am ersten Tag überhaupt nichts zu tun, das für mich bestimmte
Flugzeug war bereits am Donnerstag von Jondaryan überflogen worden, zudem wagten sich nur ein paar Piloten übungshalber in die Luft.
Einquartiert war ich im "Bunkhouse", allerdings nicht im gewohnten Familienzimmer, sondern wegen Platzmangel auf der Veranda. Diese Unterkunft ist zwar sehr luftig, erwies sich aber als äusserst bequem, denn man
ist dort relativ ungestört und es gibt keine klappernden oder quietschenden Türen. Mittelfristig änderte sich
allerdings das Wetter und bei einer Aussentemperatur von +3°C (12.und 13. 10.) merkt man dann schon ob das
Haus eine Heizung hat oder eben nicht.
Immerhin war die Belegung der Veranda mit nur zwei Mann (reserviert für Schlepp und Küchenchef) sehr gut,
dies vor allem weil wir Beide nicht schnarchten und zu etwa derselben Zeit ins Bett gingen und aufstanden.
Zuerst musste ich mich noch mit meinem Flugzeug, einer ziemlich heruntergekommenen Pawnee 235, anfreunden. Es hatte doch schon einige Stunden mehr auf dem Zähler als ich und schien relativ ungepflegt. Halt
eben ein richtiges Arbeitsgerät, keine Schönheit, dafür viel Rost, Flickstellen und abgeblätterte Farbe.
Noch ein Hinweis für Fachleute: Keine Heckradsteuerung! Das gibt Action bei mehr als 10 Knoten Seitenwind.
Hier ist es kein Problem, wo und mit was man schleppt, solange man als Schlepppilot Mitglied der GFA ist wird
man überall in Australien als "Tuggie" willkommen geheissen. Auch die Flugzeuge werden unter den Gruppen
ausgeliehen, wobei es egal ist, wer dann damit fliegt. Die Bräuche sind hier etwas einfacher als in der Schweiz.
Am Montag den 08. Oktober begann dann der Wettbewerb mit einem Briefing für Schlepppiloten um 0830,
gefolgt vom allgemeinen Briefing um 0930. Nachher ging es doch auf die Piste, wir vier Schleppclowns (pardon,
3 Clowns und eine Dame) hatten jeweils um 1030 flugbereit da zu stehen. Dann ging es Schlag auf Schlag und
nach wenig mehr als einer Stunde waren alle 40 Segelflugzeuge oben. Nach dem Tanken hatten wir jeweils am
Nachmittag gar nichts mehr zu tun als die Flugzeuge zu parkieren, denn die Organisation hatte Rückschlepps ab
Aussenlandefeldern gleich zu Beginn gestrichen.
Ich werde mich hier nicht weiter zum Ablauf der Meisterschaft äussern und überlasse dies berufeneren Segelfliegern, die Resultate finden sich jedenfalls hier: http://www.soaringspot.com/ausclub32. Aus meiner Sicht lief
die Sache mit 38 Teilnehmern sehr harmonisch, trotzdem war es aber interessant zu sehen, wie in "flugfreien
Momenten" stundenlang auf höchstem Niveau über Apostroph, Gänsefüsschen und Doppelpunkte im aktuellen
Reglement diskutiert und ausgelegt werden konnte.
Leider kann ich kein Bild vom Start zeigen, da war ich ja selber voll beschäftigt dabei. Dafür könnt ihr euch hier
an gewisse Leitwerksformen (JS-1) gewöhnen und bekannte Berner Kennzeichen vergleichen.
Wir hatten noch einen Teilnehmer aus den USA mit einem ganz interessanten Flugzeug, dem SparrowHawk,
das eine Leermasse (inkl. Fallschirm!!!) von nur 87kg hatte, flugbereit kamen weniger als 170kg auf die Waage.
http://www.youtube.com/watch?v=xlfPrQC2XGI
Ja das Wetter, anfänglich spielte es schön mit und wir hatten einige sehr warme Tage mit 30°+, am Donnerstag
regnete es aber den ganzen Tag, erst am Abend zeigte sich ein wunderbarer Sonnenuntergang, Hoffnung kam
auf. Der Freitag begrüsste uns aber mit Sonnenschein bei kaltem und stürmischem Wetter, wir hatten 45 Knoten am Boden, die Nullgradgrenze lag bei 900 Metern. Und das in Australien im Frühling! Ah ja, Globale Erwärmung!! Am Samstagmorgen war es nochmals nur knapp über Null, aber am Nachmittag waren wir wieder bei
mehr als 20 Grad angekommen.
Wie üblich beim Kingaroy Soaring Club schlug die Küche wieder alle Rekorde. Wir bewegten uns abends von
einem Feinschmeckermenü ins nächste und selbst die selbstgemachten Sandwiches am Mittag brauchten keine
Vergleiche zu scheuen. Nur so als kleine Hinweise, Beer Can Chicken, Spicy Pork, Beef Curry mit Reis etc.etc.
und das immer für 12 AUD (mit Dessert). Übrigens, an Tagen, an denen geflogen wurde (wir waren dann ja
"Chrampfer") war das Essen gratis, sonst eben nicht. Üblicherweise kocht Bob, ein pensionierter Controller, am
Wochenende hatten wir aber einen richtigen Küchenchef von der Gold Coast, dessen Sohn hier Schüler ist. Was
noch besser ist, der Mann spricht deutsch und hat lange in Wengen im Palace und Lauberhorn gearbeitet....
Noch kurz zum Chrampf: Tagwache so um 0630, anschliessend gemütliches Morgenessen mit Kaffee im Clubhaus, Vorbereiten des Flugzeugs und um 0930 Briefing. Auf der Piste um 1030, Startbereitschaft normalerweise
um 1045, dann je nach Wetter bis etwa 1300 Hektik mit 8-9 Flügen pro Schlepper, nachher Zusammenräumen,
Tanken, Verzurren des Geräts, Sandwich und ab in die Dusche. Am Nachmittag gemütliche Siesta oder Einkaufen und so gegen 1730 wieder ins Clubhaus für "wichtige Diskussionen", gefolgt vom Essen. Wegen des ausgeprägten Nachtlebens hier fällt man so um 2130 in die Federn.
Am Donnerstag habe ich meinen Einsatz beendet und die VH-SWR ordnungsgemäss an Zaunpfahl angebunden.
Anschliessend reiste ich wieder nach Ocean View zurück weil Ursula in der Nacht auf Freitag in BNE eintrudelte.
Damit verpasste ich zwar den allerletzten Tag der Nationals und das opulente Schlussdiner, Letzteres kann ich
aber als Einheimischer später sicher mehrfach nachholen.
Herunterladen