Milchzahnendodontie in der zahnärztlichen Allgemeinpraxis

Werbung
DTG0809_09-11_Teeuwen
02.07.2009
16:18 Uhr
Seite 9
Endo Tribune
Milchzahnendodontie
in der zahnärztlichen Allgemeinpraxis
von Dr. Robert Teeuwen
nekrotischer Milchzähne, nur
trepanierter oder heruntergeschliffener Zähne ist keine Lösung. Solche Zähne sollten extrahiert werden, um Schmelzdysplasien an Permanentes (TurnerZähne) zu vermeiden. In
Tierversuchen an Affen und Hunden war eine zehnprozentige Inzidenz von Schmelzbildungsstörungen an Permanentes nach infizierter Nekrose der vorangehenden
Milchzähne
zu
verzeichnen. Am ehesten ist mit
einer Schädigung der Zahnkeime zu rechnen, wenn die Kronenbildung noch nicht abgeschlossen ist. Laut DGZMK bergen die unbehandelten gangränösen Milchzähne die Gefahr von
Exazerbationen und rezidivierenden Abszedierungen in sich.
permanenten Gebiss als Kinder
mit kariesfreien Milchzähnen.
Ein vorzeitiger Milchzahnverlust zieht eine Mesialdrift permanenter Zähne mit Malokklusion
nach sich, wenn auch der Verlust
der Schneidezähne bezüglich einer Platzhalterfunktion von geringer Bedeutung ist. Jedoch
spielt der Schneidezahnerhalt
eine Rolle für Phonetik, Ästhetik
und Selbstwertgefühl des Kindes. Der Erhalt der Eckzähne
und Molaren dient der Platzhalterfunktion, der Kaufunktion
und dem Erhalt der Stützzonen.
Das Ziel einer endodontischen
Behandlung von Milchzähnen ist
die Retention der betreffenden
Zähne für einen begrenzten
Zeitraum. Als Behandlungserfolg ist zu verbuchen, wenn der
Zahn symptomlos bleibt und
eine normale Wurzelresorption
vonstatten geht.
GEILENKIRCHEN – Prophylaktische Maßnahmen haben in
Deutschland zu einer deutlichen Reduktion der Karies geführt. Nichtsdestotrotz ist der
Therapiebedarf bei Milchzahnkaries nach wie vor sehr hoch.
Therapeutisches Ziel ist es,
Milchzähne möglichst bis zum
Durchbruch der Permanentes
zu erhalten. Verschiedene Therapieverfahren werden empfohlen. Nach Darstellung der
wichtigsten Therapieformen
wird die endodontische Milchzahntherapie in der Autorenpraxis beschrieben und analysiert.
Trotz öffentlicher Aufklärung
und zahnärztlicher Prophylaxebemühungen führt Karies häufig
zum vorzeitigen Verlust von
Milchzähnen.
Verschiedene
Faktoren beeinflussen die Kariesprävalenz, als da sind sozialer Status des Elternhauses, Motivmuster zahnärztlicher Inanspruchnahme – beschwerdegesteuert (Neue Bundesländer
11,3 %) oder prophylaxeorientiert
(Neue
Bundesländer
87,1 %) – Pflegeverhalten (Zähneputzen), Fluoridierungsmaßnahmen, Ernährungsverhalten
(kohlenhydratreiche Speisen
und Getränke), Kooperationswilligkeit. In Deutschland wiesen 1994/95 zwischen 20 % und
45,9 % der Schulanfänger naturgesunde Milchzähne auf, 2004
zwischen 34,9 % und 59,6 %.
N
1 Vit A
%
n
2 Dev/MoA
%
460
n
3 MoA
%
19.6.1992 Kontrolle der (unvollständigen) Wurzelkanalfüllung.
19.6.1992 Cavitheber-Fistulation
interradikulär durch die Schleimhaut.
12.10.1993 Röntgenkontrolle nach
16 Monaten.
4 MoA / Fist
%
n
%
ª
5 WF -Gangr
Summe 3,4,5
Summe 2,3,4,5
n
n
n
%
38,6
170
37,0
11
37,9
14
37,8
19
86,4
2
18,2
35
50,0
46
46,5
Assistent
343
61,4
290
63,0
18
62,1
23
62,2
3
13,6
9
81,8
35
50,0
53
53,5
Nach Behandlung nicht mehr erschienen
66
11,8
47
10,2
8
27,6
7
18,9
2
9,1
2
18,2
11
15,7
19
19,2
Extraktion
71
14,4
55
13,3
1
0 – 23 Mon
17
23,9
11
20
≥ 24 Mon
54
76,1
44
Misserfolg
28
5,7
0 – 23 Mon
22
≥ 24 Mon
6
N2 – Milchzahntherapie 1992 – 1998
4,8
20
70
%
216
30
11
%
Autor persönlich
21
22
Das gängigste endodontische
Verfahren in der Milchzahnendodontie ist die Pulpotomie.
Diese wird angewandt bei kariöser, iatrogener oder traumatischer Eröffnung der Pulpa. Eine
559
413
37
– Nicht restaurierbare Zahnkrone
– Wurzelresorption mehr als ein
Drittel
– Bevorstehender Zahnwechsel.
schwert ist durch normale
physiologische Resorptionsprozesse, die pathologischen Veränderungen ähneln.
– Kontraindikationen zur Milchzahnendodontie
– Systemische Erkrankungen
– Immundefizite
– Herzpathologien
– Stark vernachlässigtes Gebiss
– Erhöhter Lockerungsgrad
– Interne und externe Resorptionen
Gesamt
Nach Abzug der nicht mehr Erschienenen 493
29
n
19.6. 1992 vor Behandlung.
– N.B. Extraktion am 11. März 1996
Laut einer früheren DGZMKStellungnahme ergeben sich
Probleme mit den Röntgenaufnahmen. Angesprochen werden
hier Überlagerungen der apikalen Region durch den Zahnkeim
der 2. Dentition und kooperationsbedingte Probleme bei deren Anfertigung. Die Autorin
Butz weist darauf hin, dass die
röntgenologische Diagnostik er-
Das Belassen unbehandelter
Summe
– Alter des Patienten: 11 Jahre
– 19. Juni 1992: Gangrän an 85
– Behandlung in einer Sitzung mit abschließender Cavitheber-Fistulation
Ein wertvolles Hilfsmittel in
der Milchzahnendodontie stellt
die Röntgendiagnostik dar. Das
Röntgenbild (Zahnfilm, OPG) ist
zu interpretieren auf Ausdehnung der Karies, periapikale und
furkale Veränderungen, interne
und externe Resorptionen,
Stand der Wurzelresorption sowie Nichtanlage permanenter
Zähne.
Laut Stellungnahme der
DGZMK zur Endodontie im
Milchgebiss 2002 ist die Grenze
für zahnerhaltende Behandlungsverfahren erreicht, wenn
ein Drittel der Wurzellänge resorbiert ist. Aufwendige endodontische Maßnahmen sind nur
angezeigt, wenn die Prognose
des Zahnerhalts zumindest bis
zum frühestmöglichen Extraktionstermin (ca. 2 Jahre vor dem
physiologischen Ausfall) günstig
ist. Das korrespondiert mit einem Kindesalter von 4 Jahren für
die Milchfrontzähne und zwischen 7 und 9 Jahren für die
Milchmolaren.
Kinder mit kariösen Milchzähnen entwickeln einen vierfach höheren Kariesbefall im
Patientenfall 1
9
99
59
80
7
23,3
5
25,0
3
33,3
15
25,4
16
20,0
–
2
28,6
3
60,0
1
33,3
6
40,0
6
37,5
80
1
5
71,4
2
40,0
2
66,7
9
60,0
10
62,5
18
4,4
5
23,8
3
10,0
1
5,0
1
11,1
5
8,5
10
12,5
78,6
14
78
4
80,0
2
66,7
1
1
4
80,0
8
80,0
21,4
4
22
1
20,0
1
33,3
–
–
1
20,0
2
20,0
DTG0809_09-11_Teeuwen
02.07.2009
16:19 Uhr
Seite 10
10 Endo Tribune
ª
Voraussetzung ist nach DGZMK
klinische Symptomlosigkeit. Gemäß UK-Leitlinie und Weisshaar
ist diese Voraussetzung auch
noch erfüllt bei vorübergehenden Beschwerden oder kurzem
Spontanschmerz.
Bei anamnestisch starken
Schmerzen ist wie bei nekrotischer Pulpa (Fistel) unter Beachtung der oben angegebenen
Kontraindikationen eine Wurzelkanalbehandlung angezeigt.
Tritt nach Ausräumung des Pulpenkavums bzw. beim Eindringen in die Wurzelkanäle eine
stärkere Blutung auf, so muss
diese zunächst gestillt werden,
bevor eine Wurzelkanalfüllung
(WF) eingebracht wird, und
zwar als alleinige Pastenfüllung, damit Wurzelresorption
und WF-Resorption in etwa parallel verlaufen. Angestrebt
wird es, die WF 1–2 mm vor dem
radiologischem Apex enden zu
lassen.
Für die Pulpotomie und Pulpektomie sind verschiedene Materialien in Gebrauch. Für die
Pulpotomie ist das StandardPräparat nach wie vor Formokresol (19 % Formaldehyd, 35 %
Kresol, 15 % Glycerin, 31 %
Aqua dest.) – evtl. in Verdünnung
1:5. Weisshaar führt eine Studie
an, wonach 1989 in Kanada
92,4 % und weltweit 76,8 % der
Kinderzahnärzte Formokresol
für die Pulpotomie einsetzen.
Obwohl in mancherlei Hinsicht
Bedenken gegen die Anwendung von Formaldehyd-Präparaten geäußert werden, beurteilen Tagger & Tagger die Formokresol-Pulpotomie mit den Worten, dass diese dem Milchzahn
Zeit kaufe und gegenwärtig jede
andere verfügbare Methode
übertreffe.
Glutaraldehyd schien in einigen Versuchen ein dem Formokresol gleichwertiges Ersatzmaterial zu sein, konnte sich aber
nicht durchsetzen. Zum anschei-
ANZEIGE
HighLight
Mobiles Mikro-OP-Licht
Wiegt nur
3 Gramm!
• bis zu 60.000 Lux Lichtintensität
• 8 Std. konstante Leuchtdauer
ohne Leistungsverlust
• natürliches Weisslicht mit 5.500° K
und abgegrenztem Lichtfeld
• adaptierbar an alle Lupen und Brillen
• zwei Helligkeitsstufen wählbar
• Gehäuse desinfizierbar
Das perfekte Zusammenspiel aus Design und Funktion
erhältlich in folgenden Farben:
GoldenEgg
RedBaron
DCI
BlueOcean
GreyFlannel
BlackBeauty
DCI-Dental Consulting GmbH
Kämpenstr. 6b D-24106 Kiel
Tel.: +49 (0)431/3 50 38
Fax: +49 (0)431/3 52 80
www.dci-dental.com
[email protected]
nend hoffnungsvollsten Material
entwickelt sich MTA, wenn auch
für den Praktiker derzeit zu
teuer.
In der DGZMK-Stellungnahme von 2002 wird Ca(OH)2Pulpotomie nahegelegt. Die britische Leitlinie aus dem Jahr
2006 beurteilt dieses Verfahren
als sehr ungünstig. Darüber hinaus hebt die UK-Leitlinie die
Pulpotomiebehandlung mittels
15,5 % Eisensulfat (Astringedent) der 5-Minuten-Formokresol-Pulpotomie als ebenbürtig hervor, wobei Eisensulfat
allerdings nur der Blutstillung
dient, indem dieses für 15 Sekunden auf die blutenden Pulpastümpfe appliziert wird. Danach wird das Pulpenkavum
wieder von Eisensulfat gereinigt und Zinkoxid-Eugenol direkt auf die Wurzelkanäle eingebracht. In der Leitlinie wird
eine Studie angeführt, die nach
dieser Pulpotomiemethode radiologisch zu 55 % interne Resorptionen (ähnlich wie nach
Ca(OH)2) und zu 71 % Kanalobliterationen demonstriert. In
einer Meta-Analyse von 11 Studien, die einen Vergleich Formokresol zur Eisensulfat-Pulpotomie zum Ziel hatten, stellten Peng et al. gleichwertige
Ergebnisse fest. Die Eisensulfat-Pulpotomien zeigten einen
klinischen Erfolg von 78–100 %
und einen radiologischen Erfolg von 42–97 %. Voraussetzung für die Aufnahme in die
Analyse war ein Verbleib der
Zähne in situ von mindestens 12
Monaten, sodass frühzeitige
Misserfolge nicht in die BasisStudien eingingen.
Nach Einwag unterscheidet
sich die klinische Erfolgsrate einer N2-Pulpotomie mit 90–100 %
Erfolg nicht vom Erfolg der 5-Minuten-Formokresol-Technik,
was aufgrund ähnlicher Zusammensetzung nicht verwundere. Das N2-Pulver enthielt bis
1998 7% Formaldehyd. In der
EU-Zertifizierung vom 14. Juni
1998 wurde der Formaldehydgehalt auf 5 % reduziert.
Bürkle spricht von einer geringen Techniksensivität und
guten klinischen Erfolgen bei
sämtlichen aldehydhaltigen Materialien wie Formokresol, Glutaraldehyd und N2.
Die Autoren Heinrich-Weltzien und Krämer stellen die Ergebnisse einer Befragung nach
Anwendung der Pulpotomieverfahren tabellarisch zusammen. Es zeigen sich Unterschiede zwischen Universität
und Praxis. Bei den Universitäten liegt Calxyl mit über 70 %
weit vorn. In der Praxis findet
Calxyl nur halb so oft Anwendung. In den Praxen liegen Calxyl und die Eisensulfatmethode
in der Anwendungshäufigkeit
in etwa auf gleicher Höhe. N2
wird in den Universitäten als
Pulpotomiemittel nicht mehr
geführt und ist in den Praxen
noch mit ca. 5 % vertreten. Für
die Wurzelkanalfüllung werden
Jodoform- und Ca(OH)2-Pasten
bevorzugt. Weiterhin werden
Zinkoxid-Eugenol-Pasten mit
und ohne Formaldehydzusatz
eingesetzt.
Material und Methode
Voraussetzung für eine Behandlung war Restaurierbarkeit
der betroffenen Zähne. Als Ausschlusskriterium galt eine erhöhte Mobilität, nicht jedoch
eine fortgeschrittene Wurzelresorption. Die in diesem Sinne
ausgeführten endodontischen
Maßnahmen der Jahre 1992–
1998 wurden erfasst. Röntgenaufnahmen lagen regelmäßig
nur vor bei der Mortalamputation und Wurzelkanalbehandlung gangränöser Milchzähne.
Letztere wurden möglichst auch
einer sog. „Follow-up“-Röntgenaufnahme zugeführt.
Vitalamputationen (= Pulpotomien), Mortalamputationen
und Wurzelkanalfüllungen wurden unter relativer Trockenlegung mit dem Wurzelkanalfüllmittel N2 vorgenommen. Für die
Wurzelkanalfüllung wurde das
N2-Pulver mit N2-Flüssigkeit zu
einer sahnigen Konsistenz angemischt, welches nach manueller
Reamer- oder nach maschineller
HERO-6,4,2-Aufbereitung apexnah abgefüllt wurde.
Für eine Vital- oder Mortalamputation wurde das N2 zu einer relativ festen Konsistenz angemischt. Tief kariöse Defekte
wurden zunächst mit einem Exkavator „ausgeschält“. Dann
wurde die restliche Karies wie
bei mittleren Defekten mit einem dicken Rosenbohrer ohne
Wasserkühlung zügig exkaviert.
Die Kavitätenpräparation mit
Elimination der koronalen Pulpa
erfolgte anschließend mit der
Turbine. Häufig blutete die Restpulpa aus den Kanälen. Einer
geringen Blutung wurde keine
Beachtung geschenkt. Bei stärkerer Blutung wurde für wenige
Kurzvita
• Geboren am 2.9.1937
• Vater: Zahnarzt
• Studium der ZHK Bonn
• 1965 Approbation
• 1966 Promotion
• 1969 Niederlassung in Geilenkirchen
• 1994 – 2005 Sozietät mit Sohn
• Seit 1.10.2005 ausgeschieden
aus der Praxis
Kontakt:
Dr. Robert Teeuwen
Berliner Ring 100
52511 Geilenkirchen
Tel.: 0 24 51/83 44
Minuten festes N2 in die Kavität
gebracht, welches dank Formaldehyd die Blutung schnell
zum Stehen brachte. Das mit
Blut durchsetzte N2 wurde wieder aus der Kavität entfernt
und durch frisch angemischtes,
festes N2 ersetzt.
Die Mortalamputationen entfielen z.T. auf Devitalisationsbehandlungen, z.T. auf die Behandlung gangränöser Zähne. Die Behandlung devitalisierter Zähne
verlief wie die Pulpotomiebehandlung vitaler Zähne. Gangränöse Zähne wurden nach verschiedenen Methoden behandelt. Einfache Mortalamputationen wurden analog dem
Vorgehen bei der Vitalamputation durchgeführt. Wurzelkanalfüllungen, die z. T. vollständig,
z. T. unvollständig waren, wurden als reine Pastenfüllung vorgenommen. Teilweise wurden
sie mittels artifizieller Fistulation abgeschlossen. Diese erfolgte interradikulär meistens
Patientenfall 2
– Alter der Patientin: 13 Jahre
– 11. April 1995: Gangrän an 84 mit Fistel
84 vor Mortalamputation am
11.4.1995.
84 nach Mortalamputation am
11.4.1995.
11.4.1995: 84 Fistel vor Behandlung.
Starke Blutung der Pulpa; 84 Kavität vollständig mit N2 aufgefüllt.
– 5.1.1996: OPG weist lt. Kartei
84 weiterhin in situ nach (OPG nicht
mehr vorhanden)
– 30.1.1997: Karteieintrag: 44 fast ganz
durchbrochen + eingestellt
17.4.1995: Fistel verschwunden; N2
z.T. aus Kavität gekratzt zwecks Füllung (nach Angaben der Mutter sei
die Fistel bereits 1 Tag nach Mortalamputation verschwunden)
DTG0809_09-11_Teeuwen
02.07.2009
16:19 Uhr
Seite 11
Endo Tribune 11
mittels Cavitheber durch die
Schleimhaut, in geringer Fallzahl nach Abschieben der
Schleimhaut mittels Turbinenbohrer. Alle endodontischen
Maßnahmen wurden inklusive
Füllung in einer einzigen Sitzung
ausgeführt. Eine 2-sitzige Behandlung wurde nur in folgenden Fällen notwendig: bei massiver Blutung, bei Notwendigkeit
einer adhäsiv befestigten Füllung, in Zusammenhang mit einer Devitalisation. In den beiden
erstgenannten Fällen wurde
nach N2-Applikation die Kavität
mit überschüssigem N2 oder mit
Zinkoxid-Eugenol aufgefüllt.
Das zeitsparendste Vorgehen
war stets die N2-Applikation und
sofortiger Verschluss der Kavität
mit Amalgam ohne Unterfüllung. In Ausnahmefällen dienten
Stahlkronen der definitiven Restauration.
Ergebnisse
Im untersuchten Zeitraum
1992–1998 wurden insgesamt
559 Milchzähne endodontisch
behandelt, davon 38,6 % durch
den Autor selbst. 460 Milchmolaren-Behandlungen entfielen auf
Pulpotomien, 29 auf eine Toxavit-Devitalisation mit folgender
Mortalamputation. 70 gangränöse Milchmolaren wurden behandelt – davon 37 mittels einfacher Mortalamputation. In 22
Fällen schloss sich der WF oder
Mortalamputation eine artifizielle Fistulation (= Schröder’
Lüftung) an. 11 gangränöse
Milchmolaren erfuhren eine
Wurzelkanalbehandlung ohne
Fistulation. Das Durchschnittsalter der Patienten bei Erbringung der Pulpotomien wurde
wie folgt ermittelt:
– 1. Molar Oberkiefer 7 Jahre,
6 Monate
– 2. Molar Oberkiefer 7 Jahre,
5 Monate
– 1. Molar Unterkiefer 6 Jahre,
6 Monate
– 2. Molar Unterkiefer 6 Jahre,
6 Monate
11,8% (n = 66) der kleinen Patienten erschienen nach der endodontischen Behandlung nie
mehr in der Praxis. Somit verblieben der Praxis 88,2% (n = 493) zur
Nachbeobachtung. Ein klinischer Misserfolg (Schmerzen,
Schwellung, Fistel) wurde im
Laufe der Beobachtungszeit zu
5,7 % (n = 28) registriert. 78,6 %
(n = 22) der Misserfolge traten
innerhalb von 23 Monaten post
Behandlung ein – darunter ein
Fall wenige Stunden nach einer
Devitalisations-Mortalamputation. 76,1% (n = 54) der Extraktionen fielen 24 Monate und später
post Behandlung an. Durchbruchsstörungen oder Schmelzschäden an den nachfolgenden
Permanentes wurden nicht beobachtet.
Bei zusammenfassender Betrachtung der Vitalamputationen
vs. Behandlung gangränöser
Zähne fällt auf, dass bei den
nekrotischen Zähnen die Anzahl
der Extraktionen und Misserfolge im überblickten Zeitraum
doppelt so hoch war: 25,4 % und
8,5 % vs. 13,3 % und 4,4 %. Unter
Einbeziehung der Devitalisationen änderte sich das Zahlenverhältnis nur unwesentlich. Differenzierte Angaben sind der Tabelle zu entnehmen.
Huber analysierte in seiner
Dissertation 179 N2 Vitalamputationen bei 105 Patienten. Die
Misserfolgsquote siedelte er bei
9,5 % an. Das Alter beim Zahnverlust stimmte mit dem Durchschnittsalter des Prämolarendurchbruchs überein.
Die klinische Misserfolgsquote der N2-Pulpotomie dieser
Studie ist mit 4,4 % sehr gering.
Damit wird die Aussage Einwags
bestätigt, der die klinische Erfolgsquote der N2-Pulpotomien
mit 90–100 % beschrieb.
Obwohl in dieser Analyse
nicht detailliert zu belegen,
scheint eine Schmerzanamnese
für den Erfolg einer N2–Pulpotomie keine Rolle zu spielen. Akute
Exazerbationen, wie nach Pulpotomie mit Ca(OH)2 häufig beobachtet, traten nach N2-Pulpo-
tomie fast nicht auf. Vor diesem
Hintergrund ist es unverständlich, dass deutsche Universitäten
immer noch die Ca(OH)2-Pulpotomie favorisieren. Das United
Kingdom ist da in seiner Leitlinie
schon weiter.
Für die Praxis ist von Bedeutung, dass die Behandlung gewährleistet, dass das Kind Ruhe
hat vor dem Zahnarzt sowie der
Zahnarzt vor dem Kind, dass
der behandelte Zahn in situ verbleibt bis zur Exfoliation des
nachfolgenden Permanents, und
dass die nachfolgenden Permanentes keine Schäden erleiden.
Anwender Garry findet geeignete Worte zur Anwendung
der N2-Milchzahn-Endodontie,
denen sich der Autor anschließt:
„When endodontic treatment is
recommended for primary
teeth, the concept, ‚careful selection of cases‘, is often used
to warn the practioner against
treating gangrenous teeth. The
technique herein does not require ,careful selection‘ for treatment … The goal of endodontic
intervention on primary teeth is
not to obtain radiographic images which meet standards used
in treating adult teeth, but to retain deciduous teeth as long as
possible entities and space
maintainers.“ ET
Bei Interesse kann das Literaturverzeichnis in der Redaktion angefordert werden.
ANZEIGE
Diskussion
11,8 % der Kinder erschienen
nach der endodontischen Behandlung nicht mehr in der Praxis. Die Ursache hierfür mag zu
sehen sein in den Unannehmlichkeiten der Behandlung. Andererseits weist die DMS III (1) für 12Jährige in Deutschland West im
Jahr 1997 eine soziale Zahnarzt-
Patientenfall 3
– Alter des Patienten: 10 Jahre
– 7.April 1992: 6, 65 Vitalamputation (Pulpotomie) in einer Sitzung
inklusive Amalgamfüllung
7.4.1992 nach Kavitätenpräparation und Ausräumung der Pulpa an
64 leichte Blutung, 65: mäßige Blutung.
bindung („immer bei demselben
Zahnarzt“) von 92,5 % aus. Eher
unwahrscheinlich ist es, dass es
sich bei den Ferngebliebenen allesamt um Misserfolge gehandelt
hat, die die jungen Patienten bzw.
deren Begleitpersonen veranlassten, einen anderen Zahnarzt
aufzusuchen.
7.4.1992 nach N2-Applikation (vor
Amalgamfüllung).
SOFORTBELASTUNG. EINFACH. BESSER.
10 Gründe für Oneday ® Implantate
• seit 2002 auf dem deutschen Markt
• einteilig & sofortbelastbar
• minimal invasiv
• einfaches & sicheres OP-Protokoll
• nur 1 OP-Box für 3 Oneday ® -Implantatserien
• Made in Germany
• ,62]HUWL¿]LHUW
• kostenlose Planung & Diagnostik
• kostenlose Beratung durch ausgebildete Oneday® Implantologen
• Einfacher Einstieg durch mögliche Ratenzahlung
Wir haben die Sofortbelastung nicht erfunden, aber geprägt.
Erkennen auch Sie den Wunsch Ihrer Patienten nach einer sofortigen,
unkomplizierten und preisgünstigen Implantatversorgung.
Oneday ® Implantate – Sofortbelastung. Einfach. Besser.
7.4.1992 vor der Behandlung.
7.4.1992 nach Vitalamputation und
Amalgamfüllung.
Reuter systems GmbH | Vereinsstrasse 27 | 42651 Solingen
T. 0212-645 50 89 | F. 0212-645 50 91
[email protected] | www.reutersystems.de
15.4.1993 12 Monate nach Vitalamputation.
Herunterladen