MEDIZINTECHNIK BEI DER BEKÄMPFUNG VON ANTIBIOTIKARESISTENZEN UND NOSOKOMIALEN INFEKTIONEN OPTIMAL NUTZEN POSITIONSPAPIER DER FACHGRUPPE „PATIENTENSICHERHEIT“ DER SCHWEIZER MEDIZINPRODUKTE- UND DIAGNOSTIKVERBÄNDE In der Schweiz ereignen sich laut Schätzung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) jährlich ca. 70 000 spitalbedingte Infektionsfälle. Zu solchen Infektionen kommt es zum Beispiel aufgrund mangelhafter Hygiene im Operationssaal, auf der Station oder aufgrund einer Übertragung durch Dritte. Die zunehmende Bildung von Antibiotikaresistenzen hat dazu geführt, dass sich einige dieser Infektionen nur schwer oder gar nicht mit den zur Verfügung stehenden Arzneimitteln behandeln lassen. Deshalb versterben jährlich allein in der Schweiz rund 2 000 Patientinnen und Patienten an den Folgen einer Nosokomialen Infektion. Krankenhausinfektionen bergen deshalb ein hohes Risiko für Patienten und sind eine wirtschaftliche Belastung für das Gesundheitswesen. Um das Infektionsgeschehen in Schweizer Spitälern gezielt angehen zu können ist mit einem Massnahmenbündel sicherzustellen, dass gut ausgebildetes Hygienefachpersonal in ausreichender Menge vorhanden ist, Krankenhausinfektionen flächendeckend überwacht werden, Standards und Leitlinien zur Infektionskontrolle und Einbeziehung aller Stakeholder regelmässig aktualisiert werden, eine angemessene Vergütung der Infektionsprävention und Diagnostik gewährleistet ist und Konzepte zu einem rationalen Antibiotikaeinsatz (Antimicrobial Stewardship) in allen medizinischen Einrichtungen umgesetzt werden. Medizintechnik ermöglichen es mit wirksamen Desinfektionsmitteln, qualitativ hochwertigen medizinischen Verbrauchsgütern, einer schnellen und genauen Diagnostik sowie vernetzten IT-Systemen Patienten wirksam vor Infektionen zu schützen, Infektionen schneller zu erkennen und zielgerichtet zu behandeln, sowie Ausbrüche mit resistenten Keimen zu überwachen und umfassend zu dokumentieren. Die Mitgliedsunternehmen der Schweizer Medizintechnikverbände leisten damit einen wichtigen Beitrag um spitalbedingte Infektionen zu verhindern und der Bildung und Verbreitung von resistenten Keimen vorzubeugen. Aus diesem Grund haben sich die Unternehmen der Schweizer Medizinprodukte- und Diagnostikverbände in einer Fachgruppe zusammengeschlossen um gemeinsam mit anderen Akteuren des Gesundheitswesens an ganzheitlichen Konzepten zur Verbesserung der Patientensicherheit zu arbeiten. Der Beitrag der Medizinprodukte- und Diagnostikunternehmen umfasst insbesondere folgende Leistungsbereiche. Dachverband der Schweizerischen Handels- und Industrievereinigungen der Medizinaltechnik Worbstr. 52 · Postfach 160 · CH-3074 Muri / Bern Fon +41 31 380 85 95 · Fax +41 31 380 85 96 [email protected] · www.fasmed.ch INFEKTIONS- UND RESISTENZVERBREITUNG VERMEIDEN ▪ ▪ ▪ ▪ Kreuzkontaminationen durch gezielte Hände-, Haut-, Flächen und Gerätedesinfektion und entsprechende Compliance-Programme vermeiden. Mögliche Besiedelungen mit resistenten Keimen durch risikobasierte Screenings rechtzeitig erkennen und zielgerichtete Sanierung bzw. Behandlung der Betroffenen einleiten. Infektionsschutz des Patienten bei medizinischen Interventionen, wie zum Beispiel der Anlage von Kathetern, durch qualitativ hochwertige Medizinprodukte und Desinfektion sicherstellen. Minimierung der Kontamination von Zu- und Abwasser in Krankenhäusern mit Antibiotikarückständen. INFEKTIONEN UND RESISTENZEN ERKENNEN & BEHANDELN ▪ ▪ Diagnostische Abklärung viraler oder bakterieller Infektionsursachen am Point-ofCare für einen rationalen Antibiotikagebrauch mit eindeutiger klinischer Indikation. Mikrobiologische Empfindlichkeitsprüfungen (AST) für eine zielgerichtete und wirksame Antibiotikatherapie. INFEKTIONEN UND RESISTENZEN ÜBERWACHEN UND DOKUMENTIEREN ▪ Zentrale Erfassung, Dokumentation und Veröffentlichung des Antibiotikaverbrauchs, der Resistenzverbreitung und des Infektionsgeschehens durch IT-Systeme unter Berücksichtigung wichtiger Strukturqualitätsparameter wie zum Beispiel die Dokumentation des Verbrauchs von Händedesinfektionsmitteln. Die Medizinprodukte- und Diagnostikverbände begrüssen, dass der Bundesrat im Rahmen der Gesundheit 2020 Strategie beschlossen hat, die Herausforderungen, die sich durch Antibiotikaresistenzen und Nosokomiale Infektionen stellen, mit den Initiativen NOSO und STAR gezielt anzugehen. Technischen Lösungen zur Infektionsprävention, Diagnostik und Behandlung kommt bei der Umsetzung dieser Strategien eine besondere Rolle zu. Sie können helfen die Verschreibung, Abgabe und Anwendung von Antibiotika beim Menschen zu optimieren und die Verbreitung von resistenten Keimen zu verhindern. Voraussetzung um die Potentiale von Medizintechnik in der Krankenhaushygiene und bei der Antibiotikaverordnung optimal zu nutzen, ist die Gewährleistung eines flächendeckend hohen Qualitätsniveaus nach internationalen Standards und gezielte Investitionen in die Strukturqualität der medizinischen Versorgung und Laborausstattung sowie ein kohärentes Vergütungssystem. 2 Aus diesem Grund sprechen sich die Medizintechnikverbände dafür aus: ▪ ▪ ▪ Internationale Standards bei der gemeinsamen Erarbeitung und Implementierung verbindlicher Richtlinien zur Krankenhaushygiene und Resistenzvermeidung auf Bundes- und Kantonebene zu berücksichtigen. Gezielte indikationsbezogene Investitionsprogramme zur Vermeidung, Detektion und Behandlung der wichtigsten Infektionserkrankungen, z. B. Sepsis, zu implementieren. Die Prävention von Infektionserkrankungen in der Vergütungssystematik der SwissDRGs (z. B. Präventive Screenings, Point-of-Care-Diagnostik, Sachkostenpauschalen zur Vermeidung von Blutstrom, Harnwegs- und Wundinfektionen) angemessen zu berücksichtigen und Fehlanreize in der Vergütung aufzulösen. Über FASMED Der Dachverband der Schweizer Medizintechnik umfasst mit rund 240 Mitgliedsfirmen die bedeutendsten Medtech-Unternehmen aus Industrie und Handel in der Schweiz. Damit die Medizintechnik ihren Beitrag zur erstklassigen Versorgung erbringen kann, setzt sich der FASMED für den Erhalt und die Förderung der marktwirtschaftlichen Strukturen im Gesundheitswesen ein. Dazu pflegt er gezielte Kontakte zu den politischen Behörden, zur Verwaltung und zu wichtigen Partnern wie Ärzten, Spitälern und Krankenkassen im Inland. Unter anderem informiert und berät der FASMED in fachspezifischen, wirtschaftspolitischen sowie juristischen Fragen. Über SVDI (Schweizer Verband der Diagnostika- und Diagnostika-Geräte-Industrie) Ziel des SVDI/ASID und seiner Mitglieder ist, mit nach anerkannten Qualitätsverfahren hergestellten Diagnostica und Diagnostica-Geräten einen wesentlichen Beitrag zur kosteneffektiven Erbringung qualitativ einwandfreier Ergebnisse für die Patienten zu leisten. Damit nimmt die Diagnostik/Labormedizin im Gesundheitswesen und -management eine Schlüsselrolle ein. Sie schafft die Voraussetzungen für die Kontrolle bestimmter Parameter, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und therapieren. Dazu gehört auch die Gen- und Molekular-Diagnostik zur Erkennung von Prädispositionen. 3