Angewandte Physik; SS 2004 Leitfähige Polymere: Mechanismen Dotierung Elektronische Struktur Ladungstransport Anwendungen: Organische Feldeffekttransistoren (OFET) Organische Leuchtdioden (OLED) Organische Solarzellen Literatur Leitfähige Polymere: Chiang, Fisher, Heeger, Shirakawa, MacDiarmid Physical Review Letters 39 (1977) 1098 Chiang, Heeger, MacDiarmid, Shirakawa. Journal of the American Chemical Society 100 (1978) 1013 Internet: http://www.nobel.se/chemistry/laureates/2000/heeger-lecture.html Überblick leitfähige Polymere, OLEDS OFET: Lovinger, Rothberg, J. Mater. Res., 11 (1996) 1581 W. Clemens, W. Fix, Physik Journal (2003), Nr.2 Leitfähige Polymere: Mechanismen Entdeckt 1977 durch H. Shirakawa, A. MacDiarmid, A. Heeger bei Polyacethylen [CH]n (Nobelpreis für Chemie 2000) Erhöhung der Leitfähigkeit um Faktor 109 bei Dotierung mit Cl, Br oder J Leitfähigkeit der dotierten Form 105 S/m (im Vergleich Teflon 10-16 S/m) Erhöhung der Leitfähigkeit: Durch Dotierung von Verbindungen mit konjugierten Doppelbindungen. Konjugierte Doppelbindungen: Einfachbindung: „sigma“-σ, lokalisiert, stark Doppelbindung: 1xσ, 1xπ−Bindung π−Bindung: im Hückel-Modell π−Εlektron delokalisiert, schwache Bindung jeder C liefert ein delokalisiertes π−Εlektron Konjugierte Doppelbindung im Orbitalmodell Konjugierte Doppelbindung im Orbitalmodell: Kohlenstoff in der konjugierten Doppelbindung ist sp2 - Hybridisiert Hybridisierung: Überlagerung der s und p-Orbitale in mehratomigen Molekülen Mit Kohlenstoff als 2s2, 2p1x, 2p1z-System: 3 σ−Elektronen im Winkel etwa 120 Grad 1 π- Elektron senkrecht dazu (ungepaart) pro Kohlenstoff-Atom in der Kette Wechselwirkung der π −Εlektronen untereinander (bindend, antibindend, „HOMO-LUMO“ Im einfachen Hückel-Modell: Delokalisierung der p-Elektronen über die Kette Noch einmal: Elektrische Leitfähigkeit Leitfähigkeit ist mit Ohmschem Gesetz U=RI definiert. Die „spezifische Leitfähigkeit“ in (ohmschem) Material: proportional zur Länge l, umgekehrt prop. zur Querschnittsfläche A der Probe R= ρl/A ρ: spezifischer Widerstand (in SI-Einheiten Ωm) das Inverse: σ=ρ-1 spezifische Leitfähigkeit (in (Ωm)-1= Sm−1 S: Siemens) Mikroskopisches Bild der spezifischen Leitfähigkeit σ σ = nµe mit -e: Elektronenladung; n: Elektronendichte; µ: Beweglichkeit der Ladungsträger Für Halbleiter oder Elektrolytlösungen: Zusatzterm, der Strom der positiven Ladungsträger berücksichtigt Temperaturabhängigkeit: Polymere sind Halbleiter Beispiele für leitfähige Polymere LF in C- Gerüsten Diamant: Nur σ-Bindungen, Isolator Graphit, Polyacethylen: σ-und π-Bindungen, guter Leiter (falls dotiert) LF in Graphit: σ(parallel 6er-Ringe)/σ(senkrecht)= 106 LF in Polyacethylen: σ(parallel Kette)/σ(senkrecht)= 102 :LF über Ketten hinweg Konformation von Polyacethylen, strukturabhängigkeit der LF Trans-Form thermodynamisch stabiler, herstellbar bei 150°C aus der Cis-Form Leitfähigkeiten, undotiert: Trans-polyacethylen: 4.4x10-3 S/m Cis-polyacethylen: 1.7x10-7 S/m Dotierung Beispiel: chemische Dotierung Dotierung: Ladungsträgertransfer [CH]n + 3x/2 I2 → [CH]nx+ + xI3- Oxidation, p-Dotierung [CH]n + xNa → [CH]nx- + xNa+ Reduktion, n-Dotierung Allgemein: [π-polymer]n + 3x/2 I2 → [π-polymer]nx+ + xI3- Oxidation, p-Dotierung [π-polymer]n + xNa → [π-polymer]nx- + xNa+ Reduktion, n-Dotierung Halogene: stark elektronegativ, Aufnahme von Elektronen Alkalien: Elektronenspender ->abgeschlossene Schale mobile Ladungsträger: Ladungen auf der Polymerkette und nicht die Dotierionen!!! Leitfähigkeit von dotiertem (trans-) [CH]n : 106-107 S/m (undotiert: 10-3 S/m) (Dotierung hier in Jod-Dampf, Dotierkonzentrationen ca.20%!) Spezifische Leitfähigkeit von trans-(CH)x als Funktion der AsF5Dotierkonzentration Sättigung der LF bei etwa 10% AsF5 LF steigt um Faktor 107 quasimetallische LF Elektrische Eigenschaften <=> Elektronische Struktur Bändermodell „Bandstrukturen“ von Festkörpern im Ortsraum: Voraussetzung: Periodisches Potential, sehr viele Zustände, fast kontinuierlich Energie zwischen den höchsten besetzten Orbital und dem niedrigsten unbesetztem Orbital: „Energiebandlücke“ erklärt zum Beispiel thermisches Verhalten der Leitfähigkeit Bändermodell auf linearer Kette = Polymer, z. B. Polyacethylen Kette: N Atome aufgereiht im Abstand d mit N<<Nfestkörper Gesamtlänge der Kette (N-1)d, oder falls N groß, etwa Nd Orbitalmodell auf der Kette: Eigenfunktionen (und Eigenwerte) finden und mit Elektronen auffüllen (gemäß dem Pauliprinzip) Ergibt „Molekülorbitale“ einfachste Annahme für das Potential auf der Kette: Kastenpotential U=0 im Bereich der Kette und U=unendlich ausserhalb Schrödinger-Glg: -(h/8π2m)(d2Ψ/dx2) = E Ψ Eigenwerte für die Energie: En= n2h2/8m(Nd)2, mit n= 1,2,3... Auffüllen der möglichen Eigenfunktionen auf der Kette mit den π-Elektronen der N p-Orbitale (der Kohlenstoffatome) Pauliprinzip: 2 π-Elektronen pro Eigenfunktionen (und Energieeigenwert) A) Eigenwerte für die Energien B) Eigenfunktionen, Molekülorbitale π-Elektronen C) 16 besetzten die Molekülorbitale D) ein Elektron besetzt das LUMO-Molekülorbital mit gegenläufigem Spin, S=0 Eigenwerte für die Energie: En= n2h2/8m(Nd)2, mit n= 1,2,3... Energie des „HOMO“: Highest Occupied Molecular Orbital EHOMO= (N/2)2h2/8m(Nd)2 Energie des „LUMO“: Lowest Unoccupied Molecular Orbital ELUMO= (N/2+1)2h2/8m(Nd)2 Energie für Übergang von HOMO nach LUMO: ∆E= ELUMO- EHOMO=(N+1)2h2/8m(Nd)2 ∆E≈ ≈ h2/8mNd2∼1/N Energie für Übergang von HOMO nach LUMO: ∆E= ELUMO- EHOMO=(N+1)2h2/8m(Nd)2 ∆E≈ ≈ h2/8mNd2∼1/N ∆E = Bandlücke sollte umso geringer sein, je länger die Polymerkette ist (ähnliche Ergebnisse mit Hückel-Modell) Bandlücke lässt sich im Absorbtionsspektrum messen: [π-polymer]n + hν → [(π-polymer )+y + (π-polymer )-y ]n Bildung eines Elektronen-Loch-Paares, Exziton (neutral) Wenn gilt: ∆E= ELUMO- EHOMO = hν = hc/λ Bandlücke für (undotiertes) Polyacethylen: 1,7eV (Si: 1,14eV, GaAs: 1,43eV) intrinsische Leitfähigkeit etwa 10-7 bis 10-5 S/cm Obiges Modell stimmt qualitativ, aber einer bestimmten Länge der Kette ändert sich Gap (und die Leitfähigkeit!) nicht mehr: •warum ist also Polyacethlyen kein metallischer Leiter (Halbleiter mit Bandlücke von 1,7eV? •warum wird daraus metallischer Leiter beim Dotieren? Absorptionsspektrum für Polyacethylen: 1: undotiert, 2, 3: Absorption mit steigendem Dotiergehalt (Jod). Dotieren erzeugt neuen Absorptionspeak bei etwa 0,7eV: neuer Zustand in der Bandlücke. • Bandlücke für (undotiertes) Polyacethylen: 1,7eV • neue Zustände in der Bandlücke beim Dotieren • warum ist Polyacethlyen kein metallischer Leiter (Halbleiter mit Bandlücke von 1,7eV? • warum wird daraus metallischer Leiter beim Dotieren? Konjugierte Doppelbindungen: Einfachbindung: „sigma“-σ, lokalisiert, stark Doppelbindung: 1xσ, 1xπ−Bindung π−Bindung: im Hückel-Modell π−Εlektron delokalisiert, schwache Bindung jeder C liefert ein delokalisiertes π−Εlektron π−Εlektronen sind hier über das ganze Molekül „verschmiert“ (auch in unserem einfachen Modell) oder: Alle Bindungen sind äquivalent, gleichlang etc. Aber: Peierls-Verzerrung: jede zweite Bindung hat Doppelbindungscharakter energetisch günstiger! (Überperiodizität: Kurze Bindung, Doppelbindung, lange Bindung: Einfachbindung) führt zu Vergrößerung der Bandlücke => Polyacethylen=HL mit Bandlücke Dotierung und Ladungstransport z.B. [CH]n + 3x/2 I2 → [CH]nx+ + xI3- Oxidation, p-Dotierung Entfernung von einem e aus HOMO A) undotiert B) Bildung eines „Polarons“ (RadikalKation) lokalisiert ! •wg. Coulomb-WW mit J3- , hat geringe Mobilität) •wg. Umgruppierung des Moleküls aufgrund der Ladung C) Wanderung des Polarons Polaron wandert von Dotierion zu Dotierion Da Mobilität des Dotierions gering ist, wird hoher Dotiergrad benötigt. Bildung von zusätzlichen Zuständen in der Bandlücke Polaronen und Bipolaronen Polaron: Spin=1/2 Bipolaron (positiv): entsteht durch Entfernung des übriggebliebenen ungepaarten Elektrons Bipolaron (negativ): entsteht durch Hinzufügung eine zusätzlichen Elektrons mit entgegengesetztem Spin Spin=0 gepaart (wie Cooper-Paare) Polaronen erzeugen 2 Zustände in Bandlücke Elektronen-Polaron.(Radikal-anion) Beim Radikal-Kation, Elektronen-Bipolaron. Beim Loch-Bipolaron sind oder Loch-Polaron ist nur der untere Gap-zustand besetzt beide Gap-Zustände unbesetzt Solitonen Entsteht zum Beispiel bei Phasenumwandlung CISTrans: dann ungeladener Defekt „Bond-alternation-defect“ wandert durch Paarbildung mit jeweils benachbartem Elektron Leitfähigkeit durch „Hopping“ zwischen Polymerketten. „Intersoliton-Hopping“: geladenes Soliton: Elektronentransfer zum Jod dann Hopping und Bildung von neutralem Soliton Ladungstransport Allgemein eine Mischung von: Solitonen, Polaronen, Bipolaronen, Exzitonen Hopping, Intersolitonhopping Dotieren: Bewirkt Injektion von Defekten Drastische Erhöhung der Leitfähigkeit Andere Möglichkeiten der Dotierung Elektrochemisches Dotieren Chemische Dotierung ist schwierig zu kontrollieren (Inhomogenität) Alternative: Elektrochemisches Dotieren: Elektrode liefert Redoxladung (+ oder -) Ionen wandern aus der Lsg. Ein und gleichen Potential aus Beispiel p-Typ: [π-polymer]n + [Li+(BF4-)]lsg → [(π-polymer )y+(BF4-)y]n + LiElektrode n-Typ: [π-polymer]n +LiElektrode → [(π-polymer )y+(Li+)y]n + [Li+(BF4-)]lsg Dotiergrad einstellbar durch die angelegte Spannung. Stromfluss bis zum elektrochemischen Gleichgewicht (Ionen diffundieren in das Polymer bis zur Einstellung des Ladungsausgleiches) Dotierung durch Säure-Base-Reaktion (Polyanilin) Photodotierung [π-polymer]n + hν → [(π-polymer )+y + (π-polymer )-y ]n Polymer (halbleitend) wird gleichzeitig oxidiert und reduziert Elektronen-Loch-Paar-Bildung (y: Anzahl der Elektronen-Loch-Paare) und nachfolgende Ladungstrennung oder Rekombination Bändermodell des Polymers: „HOMO“: Highest occupied molecular orbital „LUMO“: lowest unoccupied molecular orbital Ladungsträgerinjektion an Metall/Polymergrenzflächen Injektion von Löchern in ein gefülltes π-Band (HOMO) [π-polymer]n - y (e-) → (π-polymer )y+ Injektion von Elektronen in ein ungefülltes π∗-Band (LUMO) [π-polymer]n + y (e-) → (π-polymer )yUnterschied zum chemischen oder elektrochemischen Dotieren: direkt elektrisch schaltbar. _ + Modell einer organischen Leuchtdiode (OLED). Jede Ellipse, ein Molekül: 1: Ladungsträgerinjektion, 2: Ladungsträgertransport, 3: Angeregter Zustand (Exciton) 4: Diffusion des Excitons und 5: Rekombination mit Strahlung Ladungsträgerinjektion an Metall/Polymergrenzflächen Organische Leuchtdiode und Energieniveauschema einer OLED • Austrittsarbeit der Elektroden: Φ • Im Kontakt: Ausgleich der Ferminniveaus, ergibt Kontaktspannung ∆Φ • Äußere Spannung muß Kontaktspannung zunächst kompensieren: Flachband • Erst bei zusätzlicher Spannung: Injektion Kennlinien (elektrische Charakterisierung) organischer Leiter Strom I gegen Spannung U Voraussetzung: 2 metallische Kontakte A) Ohmscher Ladungstransport: • Strom I ist nicht durch die injizierenden Kontakt bestimmt • „intrinsische“ Ladungsträgerkonzentration nint >> injizierte Ladungsträgerkonz ninj Stromdichte j j= e nintµ F= e nintµ U/d ~ U -e: Elektronenladung; n: Elektronendichte; µ: Beweglichkeit der Ladungsträger, F: Elektrisches Feld, U: Spannung, d: Schicktdicke zwischen den Elektroden Typisch für Metalle und (chemisch) dotierte organische Halbleiter „intrinsisch“: hier, vorgegenbene Ladungsträgerkonzentration. B) Raumladungsbegrenzter Ladungstransport (SCLC): • idealer Isolator nint =0 • Strom nur durch injizierte Ladungsträger ninj möglich Stromdichte j j= e ninj(x)µ F(x) d K x A x: Koordinate entlang d 1) Stromdichte j j= e ninj(x)µ F(x) x: Koordinate entlang d Bestimmung der Stromdichte j als f(U): 2) Gauß‘scher Satz ninj ( x) dF = −e dx εε 0 Elimination von ninj mit 1) und Integration mit F(0) = 0 3) Verteilung von F F ( x) = 2j x εε 0 εε 0 2 j 1 e2 µ x 4) Verteilung ninj(x) ninj ( x) = 5) Stromdichte j als f(U): U2 9 j (U ) = εε 0 µ 3 ∝ U 2 d 8 „Childs Law“ •Ohmscher Transport: Strom proportional U •Injektionsdominierter Transport: Strom proportional U2 Falls nint nicht vernachlässigbar, Überlagerung von ohmsch und SCLC, Normalfall. UΩ aus johmsch = j SCLC: 8enint d 2 UΩ = 9εε 0 Reale und idealisierte Kennlinie eines org. HL mit einer geringen Konzentration an intrinsischen Ladungsträgern und einer Konzentration NT an unbesetzten Fallenzuständen Bei Vorhandensein von Ladungsträgerfallen („Traps“) durch chemische Verunreinigungen, Grenzflächen etc. werden bis zur Spannung UTFL die Traps aufgefüllt: bis hier, ohmscher Transport. U TFL = 1 e NT d 2 2 εε 0 Ladungsträgerinjektion an Metall/Polymergrenzflächen Unterschied zum chemischen oder elektrochemischen Dotieren: direkt elektrisch schaltbar. Einsatz der (halbleitenden) Polymere in der Elektronik wird möglich Dioden, OLEDs (M1/S/M2-Strukturen) Feldeffekttransistoren ( M1/I/S/M2-Strukturen) organische Solarzellen Ladungsträger durch Licht erzeugt, und „inverse Injektion“ Organische Solarzellen Bandmodell Bildung eines Elektronen-Loch-Paares durch Lichteinwirkung und Ladungstrennung Art der Dotierung und ihre Anwendungen