Zweistoffdiagramm und Bestimmung der eutektischen Zusammensetzung von Dimethylterephthalat (DMT) und Benzoesäure Einführung Die Gleichgewichtsbereiche der verschiedenen Phasen von binären Mischungen werden in sogenannten Phasen- oder Zweistoffdiagrammen als Funktion der Zusammensetzung dargestellt. Falls hauptsächlich Übergänge fest-flüssig betroffen sind, verwendet man auch den Ausdruck Schmelzdiagramm. Es gibt insgesamt 12 verschiedene Grundtypen von Zweistoff-Schmelzdiagrammen (vgl. z.B. mit [1]). In der Praxis häufig anzutreffen sind eutektische Systeme, deren Zweistoffdiagramm schematisch in Abbildung 1 dargestellt ist. Zweistoffdiagramme aus DSCMessungen Derartige Zweistoffdiagramme können aus DSC-Messungen bestimmt werden. Dazu müssen Proben mit verschiedenen Mischungsverhältnissen der beiden Substanzen vorbereitet und anschliessend in einem DSC gemessen werden. Werden nun die 18 T liquidus line S T1 S+B S+A E A solidus line TE A+B xB B Abbildung 1: Unterhalb der Soliduslinie sind die beiden Substanzen A und B in festem Zustand separat kristallisiert. Wird eine derartige Probe langsam aufgeheizt, so schmilzt ein Teil der Probe bei der Schmelztemperatur des Eutektikums. Je nachdem ob man sich links oder rechts von der eutektischen Zusammensetzung befindet, liegt nun neben der flüssigen Mischphase entweder reines A oder reines B als Feststoff vor. Bei weiterem Aufheizen schmilzt die übriggebliebene feste Phase bis schliesslich bei dem ursprünglichen Mischungsverhältnis xB die ganze Probe vollständig geschmolzen ist. Oberhalb der Liquiduslinie gibt es nur eine Phase (homogene Schmelze). USER COM 2/99 Klarschmelzpunkte der verschiedenen Proben (der Klarschmelzpunkt entspricht etwa der Temperatur des Maximums des zweiten Peaks (= Rein-Schmelzpeak)) als Funktion von der Zusammensetzung der Probe aufgetragen, so ergeben sich verschiedene Punkte auf der Liquiduslinie. Auch die Zusammensetzung des Eutektikums lässt sich aus derartigen Messungen bestimmen: Wird die Schmelzenthalpie des eutektischen Schmelzpunktes als Funktion der Zusammensetzung aufgetragen, so kann die eutektische Zusammensetzung extrapoliert werden. Die Extrapolation in dieser Darstellung ist wesentlich genauer, als diejenige der (nichtlinearen) Liquidus-Temperaturen. Zusammen mit der Schmelztemperatur des Eutektikums (Soliduslinie) hat man auf diese Weise einen zusätzlichen Punkt im Zweistoffdiagramm bestimmt. Abbildung 2: DSC-Kurven von verschiedenen Mischungen von DMT und Benzoesäure. Der Benzosäureanteil ist in mol% angegeben. Enthalpy of Eutectic Peak [J/g] 150 120 90 60 30 0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Mole Fraction of Benzoic Acid Abbildung 3: Bestimmung der eutektischen Zusammensetzung von DMT und Benzoesäure. 140 Liquidus Ergebnisse In den Abbildungen 2 bis 4 ist dieses Vorgehen am Beispiel von Dimethylterephthalat (DMT) und Benzoesäure demonstriert. Abbildung 2 zeigt die gemessenen DSC Kurven für verschiedene Mischungsverhältnisse von DMT und Benzoesäure. Wie erwartet, schmilzt das Eutektikum immer bei der gleichen Temperatur. Wegen den unterschiedlichen Anteilen ist jedoch die Schmelzwärme des eutektischen Peaks nicht immer gleich gross. Werden diese Werte als Funktion von der Zusammensetzung aufgetragen (vgl. Abbildung 3), ergibt sich für die eutektische Zusammensetzung der beiden Substanzen ein Wert von etwa 72 mol%. Aus den Temperaturen der Schmelzpeaks lässt sich schliesslich das Zweistoffdiagramm von DMT und Benzoesäure wie in Abbildung 4 gezeigt, aufzeichnen. Tem perature [°C] 130 Messparameter Modul: DSC821e, stehende Luft Temperaturprogramm: 70 - 160 °C mit 5 K/min Probengrösse: zwischen 4 mg und 8 mg 120 110 Solidus 100 90 0.0 0.2 0.4 0.6 Mole Fraction of Benzoic Acid 0.8 1.0 Referenzen [1] Landolt-Börnstein, Schmelzgleichgewichte , 6. Auflage, Band II/ Teil 3, Seite 1 Abbildung 4: Zweistoffdiagramm von DMT und Benzoesäure. USER COM 2/99 19