Auswirkungen Klimawandels Auswirkungen des des Klimawandels Niederösterreich ininNiederösterreich Koordination: Beteiligte Institute: Koordination: Herbert Formayer Herbert Formayer Joanneum Research, Graz Beteiligte Institute: Wegener Center,Graz Graz Joanneum Research, Universität für Bodenkultur, Wien: Wegener Center, Graz Institut für Waldbau Universität fürfür Bodenkultur, Institut Meteorologie Wien: Institut für Waldbau Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie undMeteorologie Konstruktiven Wasserbau Institut für Institut für Wasserwirtschaft, Hydrologie und Konstruktiven Wasserbau NÖ KLIMASTUDIE 2007 Klimaprogramm Vorwort und Zusammenschau der Ergebnisse Seit erscheinen des letzten IPCC Berichtes zum globalen Klimawandel im letzten Jahr ist der menschenverusachte Klimawandel von der breiten Öffentlichkeit und auch von den politischen Entscheidungsträgern anerkannt worden. Das Wissen, dass ein gewisses Ausmaß an Klimaänderung nicht mehr verhindert werden kann, macht es notwendig, sich Gedanken über Anpassungsmaßnahmen an die lokale und sektorale Ausprägung des Klimawandels zu machen. Alle globalen Klimamodelle zeigen für Mitteleuropa und speziell für den Alpenraum einen deutlich stärkeren Temperaturanstieg als im globalen Mittel. Generell muss man mit einem 1.5 bis 2 mal so starken Anstieg der Temperatur bei uns im Alpenraum rechnen. Bereits bis in die Mitte des 21. Jahrhunderts ist mit einem weiteren Temperaturanstieg von etwa 2 Grad zu rechnen. Dies ist etwa die selbe Größenordnung wie der bisher beobachtete Temperaturanstieg seit dem Ende der „kleinen Eiszeit“ in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Neben dem Temperaturanstieg ist auch mit Veränderungen der Niederschlagsverhältnisse zu rechnen. Da jedoch die Berechnung des Niederschlages wesentlich schwieriger ist, sind die Unterschiede zwischen den Klimamodellen deutlich größer als bei der Temperatur. Dies gilt besonders im Alpenraum. Derzeit zeigen jedoch die Mehrzahl der Klimamodelle für Niederösterreich keine große Änderung der Jahresniederschlagssumme, jedoch eine Verschiebung des Niederschlages vom Sommerhalbjahr in das Winterhalbjahr. Weiters zeigt sich eine Zunahme der Niederschlagsintensität. Um jedoch konkrete Anpassungsmaßnahmen abzuleiten, braucht man sehr präzise Informationen über die zu erwartenden lokalen Klimaänderungen und je nach betrachtetem Wirtschaftssektor sind unterschiedliche meteorologische Parameter und unterschiedliche Zeitskalen maßgeblich. So sind etwa bei Investitionen im Tourismus die nächsten 10 bis 15 Jahre relevant, und hier ist die Schneesicherheit bzw. das Potenzial für künstliche Beschneiung entscheidend. Bei Betrachtungen in der Forstwirtschaft müssen hingegen zumindest die Entwicklungen der nächsten 100 Jahre mit bedacht werden, da Veränderungen in der Waldzusammensetzung nur sehr langsam umgesetzt werden können. Im Auftrage der niederösterreichischen Landesregierung und unter der wissenschaftlichen Leitung des Instituts für Meteorologie der Universität für Bodenkultur wurde ein Team von führenden österreichischen Klima- und Klimafolgenforschern zusammen gestellt, um die Auswirkungen des Klimawandels für Niederösterreich exemplarisch darzustellen. Anhand von fünf Beispielen wird in dieser Studie versucht, mögliche Auswirkungen des Klimawandels in Niederösterreich zu konkretisieren und soweit wie möglich auch Handlungsempfehlungen bezüglich Anpassungsmaßnahmen auszuarbeiten. Ausgewählt wurden hierzu die Bereiche: Heiz- und Kühlenergiebedarf Landwirtschaft Forstwirtschaft Wintertourismus Abflussverhalten von Flüssen Wegen der unterschiedlichen Zeithorizonte und der unterschiedlichen Klimakenngrößen, wurden für die Untersuchungen eine Reihe von Klimaszenarien für das jeweilige Anwendungsgebiet regionalisiert. Soweit wie möglich wurden jeweils mehrere Szenarien betrachtet. Dies ist notwendig, um die Unsicherheit in der zukünftigen Entwicklung, die zu einem großen Teil auch darin liegt, dass wir nicht wissen, wie sich die Menschheit in den nächsten Jahrzehnten verhalten wird, zumindest teilweise abzubilden. Trotz der unterschiedlichen Zeitperioden und Klimaszenarien zeigen die Studien eine gemeinsame Entwicklung in den nächsten Jahrzehnten in Niederösterreich. Durch die Verlagerung des Niederschlages aus dem Sommerhalbjahr ins Winterhalbjahr – dies zeigen alle verwendeten Klimaszenarien – und die Verlängerung der Vegetationsperiode, nimmt die Wasserverfügbarkeit im Boden speziell in der zweiten Sommerhälfte und im Herbst markant ab. Das hat speziell Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Forstwirtschaft und auch auf das Abflussverhalten der Flüsse. Diese reduzierte Wasserverfügbarkeit im Spätsommer/Frühherbst sollte aber auch in anderen Bereichen und Sektoren, die hier nicht explizit untersucht wurden (z.B. Grundwasserneubildung, Trinkwasserversorgung) mit berücksichtigt werden. Diese fünf Teilstudien sollen aufzeigen, was man derzeit durch interdisziplinäre Zusammenarbeit seriös und konkret bezüglich Auswirkungen des Klimawandels in Niederösterreich sagen kann. Sie können natürlich kein vollständiges Bild über die Auswirkungen des Klimawandels in Niederösterreich geben, da etwa Bereiche wie Gesundheit oder Biodiversität überhaupt nicht untersucht wurden. Dennoch hoffen die AutorInnen mit diesen Studien aufzuzeigen, dass der Klimawandel kein abstrakter Begriff ist, der irgendwann in der Zukunft relevant wird, sondern dass der Klimawandel jetzt stattfindet und unser Leben bereits heute konkret beeinflusst. Inhaltsangabe Zusammenfassung der Teilprojekte..............................................................................1 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich...........................................................................................................6 Klimafolgen für die Abflussbildung am Beispiel der Lainsitz......................................60 Potentielle Auswirkungen und Anpassungsmaßnahmen der Landwirtschaft an den Klimawandel im Nordosten Österreichs.........................................................96 Niederösterreichs Wald im Klimawandel Klimafolgenstudie für die Region Waldviertel...................................................................................................141 Vulnerabilität des Wintertourismus in Niederösterreich............................................272 Zusammenfassung der Teilprojekte Forst- Waldviertel Entwicklung der Wald-Produktivität für das Waldviertel unter Standardbewirtschaftung und drei Klimaänderungsszenarios relativer Produktivitätsverlust Ziel der vorliegenden Studie war es, die Verwundbarkeit und das Schadenspotential der Waldflächen in der Beispielsregion Waldviertel bezüglich einer mögliche 1 A1B Klimaänderung abzuschätzen. Auf Basis der 0.8 A2 Österreichischen Waldinventur wurden B1 0.6 repräsentative Standortseinheiten und 0.4 Bestandestypen identifiziert, welche unter 0.2 generischen Standardbewirtschaftungs0 konzepten (Waldpflege, Verjüngungs2020 2040 2060 2080 2100 20-Jahrespe riode n verfahren, Verjüngungsart, Umtriebszeit) über 100 Jahre simuliert wurden. Die Ergebnisse der Analyse sind durch zwei wesentliche Aspekte geprägt: (a) den hohen Fichtenanteil am Waldaufbau, und (b) den schon unter heutigen Klimabedingungen sehr geringen Jahresniederschlag in der Beispielregion Waldviertel. Da die verwendeten Klimaänderungsszenarios von einer Verringerung der Niederschlägen im Sommerhalbjahr um 10-20% ausgehen, führt dies auf vielen Standorten zu limitierenden Wasserversorgungsverhältnissen mit damit verbundenen Zuwachsverlusten. Dazu kommt in fichtenreichen Bestandestypen eine teilweise sehr hohen Anfälligkeiten für Borkenkäferbefall. Auch unter einem relativ optimistischen Entwicklungsszenario des Klimas im 21. Jahrhundert sind teilweise schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Waldbestände und damit die Waldbewirtschaftung zu erwarten, wobei schwere Klimafolgen vor allem ab der Mitte des 21. Jahrhunderts auftreten. Die Studie zeigt diesbezüglich den Handlungsspielraum aber auch Handlungsbedarf bezüglich gezielter adaptiver WaldbauMaßnahmen auf. Klimastudie Niederösterreich Seite 1 Landwirtschaft-Marchfeld Durch die in Klimaszenarien angezeigte Temperaturerhöhung in den nächsten Jahrzehnten wird die Verdunstung und damit der Wasserbedarf landwirtschaftlicher Kulturen allgemein zunehmen. Höhere Temperaturen beeinflussen auch die Phänologie bzw. haben mehr Hitzstress und TroRelative Ertragsänderungen bei der Somckenstress zu Folge. Dies hat Folgen für den Wasmergerste im Marchfeld. serhaushalt und die Erträge der Kulturen der relativ Ertragsänderung bei trockenen Region Weinviertel-Marchfeld. Sommergerste im Marchfeld bis zu den 2050er Jahren [%] Mit folgenden Veränderungen in der Landwirtschaft muss gerechnet werden: • Zunahme der Temperaturen, der Trockenheit und des Wassermangels im Weinviertel: • Schnellere und frühere phänologische Entwicklung der Kulturpflanzen: • Ein bis zu den 2050er Jahren früherer mittlerer Vegetationsbeginn bei Dauerkulturen und Winterungen um ca. 14 Tage: • Zunehmende Ertragstendenz bei Wintergetreide, abnehmende Ertragstendenz bei Sommergetreide: • Zunahme der zwischenjährlichen Ertragsvariabilität bei nicht bewässerten Sommerkulturen: • Zunahme der räumlichen Ertragsunterschiede auf Böden mit unterschiedlicher Wasserversorgung: • Verändertes Auftreten von Krankheiten und Schädlingen: • Veränderte Bedingungen für den Weinbau: • Abnahme des Ertragspotentials im Grünland, Futterbau, Biomasseproduktion: Mögliche Anpassungsmaßnahmen im Ackerbau: • Anpassung der Saattermine als ertragsstabilisierende Maßnahme: • Anpassung der Bodenbearbeitung wirkt ertragssteigernd: • Anpassung durch zusätzliche oder vermehrte Beregnung: • Maßnahmen zur Reduktion der unproduktiven Verdunstung wirken ertragssteigernd: • Verbesserung der Erntebedingungen: Klimastudie Niederösterreich Seite 2 Heiz- und Kühlbedarf in NÖ Kühlgradtage (18,3/18,3) Heizgradtage (20/12) Höhere Temperaturen im Sommer wirken sich unmittelbar auf den Strombedarf aus. Beispielsweise besteht an heißen Sommertagen wie etwa im Juli 2007 ein Zusatzbedarf von etwa 40 Megawatt Strom, wobei der höchste Einfluss am späten Nachmittag mit rund 100 Megawatt zusätzlicher Netzaufbringung zu beobachten ist. Die ausgewiesene Abnahme der HeizgradHeizgradtage 2041/50 Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 tage und damit den Heizenergiebetarf be800 trägt in etwa 2,5 Prozent pro Dekade, wobei 700 die einzelnen Werte je nach Region und 600 verwendetem Klimaszenario zwischen 1,5 500 und 3,5 Prozent liegen. Bei den Kühlgradta400 gen kann von einer Zunahme um etwa 20 300 Prozent pro Dekade ausgegangen werden, 200 allerdings schwanken die Werte stark zwi100 schen den einzelnen Regionen und Klima0 szenarien. Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Aus den Szenarienrechnungen geht klar Kühlgradtage 1981/90 Erwartete Zunahme 1981/90-2041/50 hervor, dass der zukünftige Heiz- und Kühl160 energiebedarf weniger durch den Faktor 120 ‚Klima’, sondern viel mehr durch technische 80 und sozio-ökonomische Entwicklungen be40 stimmt wird. Beim Heizenergiebedarf kön0 nen zusätzliche Anstrengungen im Bereich Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Energieeffizienz eine wesentlich größere Änderung der Heiz- und Kühlgradtage im Tullner Einsparung bewirken als höhere TemperaFeld in der Periode 1981/90 bis 2041/50 turen. Umgekehrt geht es beim Kühlenergiebedarf derzeit darum, den, zum einen aufgrund von Konsum- und Verhaltensänderungen, zum anderen aufgrund derzeitiger Entwicklungen in der Gebäudeplanung, stattfindenden rasanten Anstieg sowohl der klimatisierten Flächen als auch des Elektrizitätsverbrauchs entgegenzuwirken. Klimastudie Niederösterreich Seite 3 Wintertourismus – Semmering Obwohl Niederösterreich im Vergleich zu anderen Bundesländern nicht als typische Wintertourismusdestination eingestuft wird, bieten die Regionen Niederösterreichs auch im Winter zahlreiche Tourismusattraktionen. Die Nächtigungsentwicklung der letzten Jahre zeigt zudem, dass der Wintertourismus im Vergleich zur dominierenden Sommersaison an Bedeutung gewinnt. Ziel dieser Studie ist es, die Relevanz und Verletzlichkeit des (Winter)-Tourismus auf Gemeindeebene für Gesamtniederösterreich darzustellen und anhand der Gemeinde Semmering exemplarisch eine Detailuntersuchung durchzuführen. Hierzu wurden anhand sozio-ökonomischer Indikatoren Clusteranalysen durchgeführt. Diese zeigen, welche Gemeinden besonders winterabhängig und daher besonders vulnerabel gegenüber klimawandelbedingten Veränderungen sind. So sind etwa die in der Karte orange gefärbten Gemeinden besonders tourismusabhängig und die blau eingefärbten spezielle Wintertourismusgemeinden. Die Ergebnisse der Clusteranalysen aller Tourismusgemeinden Niederösterreichs lässt für die Beispielregion Semmering aufgrund der Verletzlichkeit des Tourismus in Hinblick relativ niedrigen Lage auch der Bergstation auf den Klimawandel (gemeindebezogen) sowie der ökonomischen Abhängigkeit vom Tourismus zunächst auf eine relativ hohe Verletzlichkeit in Hinblick auf Klimawandel schließen. Diese Beobachtung ist aber basierend auf den detaillierteren klimatologischen Untersuchungen zu relativieren, da aufgrund des bereits recht starken kontinentalen Einflusses im Winter die Temperaturen wesendlich kühler sind als im österreichischen Durchschnitt. Daher sind die Bedingungen am Semmering sehr gut für die künstliche Beschneiung geeignet. Selbst mit der derzeitigen Technologie sollte in den nächsten ein bis zwei Dekaden die Schneesicherheit auf den Pisten durch künstliche Beschneiung gesichert sein. Diese Gunstlage bezüglich künstlicher Beschneiung trifft auf alle niederösterreichischen Skigebiete zu. Bei der natürlichen Schneedecke muss man hingegen mit einem sukzessiven Rückgang rechnen. Klimastudie Niederösterreich Seite 4 Abflussverhalten der Lainsitz Aussagen über die Entwicklung der lokalen Niederschlagsverhältnisse aufgrund des Klimawandels sind mit wesentlich größeren Unsicherheiten verbunden als Aussagen über die Temperatur. Aber allein der Temperaturanstieg wird Auswirkungen auf das Abflussverhalten der niederösterreichischen Flüsse haben, da die Verdunstung ansteigen wird und sich die Schneeakkumulation ändert. Als Beispiel für die mögliche Entwicklung des Abflussverhaltens wurde das Einzugsgebiet der Lainsitz im Waldviertel gewählt und zwei verschiedene Klimaszenarien mithilfe eines hydrologischen Modells durchgerechnet. Das Abflussverhalten der Lainsitz ist nicht so stark von Gewitterniederschlägen bestimmt wie z.B. Flüsse aus dem Wienerwald. Daher werden hier Veränderungen der saisonalen Niederschlagsverteilung und der Effet der Schneeschmelze besonders deutlich sichtbar. Die Ergebnisse dieser Effekte sind auf andere niederösterreichische Einzugsgebiete mit ähnlicher Einzugsgröße übertragbar. Tage mit Niederwasserabfluss < NQ95 (0.46 m3/s) 40 Prozent (%) 60 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) 20 Die mittleren Abflussverhältnisse der einzelnen Monate steigen gegenüber dem Ist-Zustand bei einem Szenario (B1) immer an, während beim anderen Szenario (A1B) nur im Winter aufgrund des höheren Regenanteils eine Zunahme beobachtet wird. Bei diesem Szenario ergibt sich speziell im Spätsommer und Herbst eine markante Zunahme an Niedrigwasserständen (siehe Abbildung). In dieser Jahreszeit muss daher mit erhöhtem Trockenstress gerechnet werden. Veränderung des Niederwasserabflusses unter Klimaänderungsbedingungen an der Lainsitz. 0 Bei den Szenarien zeigt sich eine deutliche Abnahme des Abflussanteils aus Schneeschmelze. Dies resultiert aus den höheren Temperaturen und den damit verbundenen geringeren Schneehöhen. J F M A M J J A S O N D In beiden Szenarien kommt es zu einer Erhöhung der Niederschlagsintensitäten, jedoch nur in einem Szenario (B1) führt dies auch zu einer leichten Zunahme der Abflussspitzen. Im Szenario A1B wird die Zunahme der Niederschlagsintensität durch die geringere Bodenfeuchte abgepuffert. Klimastudie Niederösterreich Seite 5 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich Christoph Töglhofer Herbert Formayer Clemens Habsburg-Lothringen Franz Prettenthaler Karl Steininger Alexandra Tobin Klimastudie Niederösterreich Seite 6 Das Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel vereint als interdisziplinäres und international orientiertes Forschungszentrum die Kompetenzen der Karl-Franzens-Universität Graz im Forschungsbereich "Klimawandel, Umweltwandel und Globaler Wandel". Forschungsgruppen und ForscherInnen aus Bereichen wie Geo- und Klimaphysik, Meteorologie, Volkswirtschaftslehre, Geographie und Regionalforschung arbeiten in unmittelbarer Campus-Nähe unter einem Dach zusammen. Gleichzeitig werden mit vielen KooperationspartnerInnen am Standort, in Österreich und international enge Verbindungen gepflegt. Das Forschungsinteresse erstreckt sich dabei von der Beobachtung, Analyse, Modellierung und Vorhersage des Klima- und Umweltwandels über die Klimafolgenforschung bis hin zur Analyse der Rolle des Menschen als Mitverursacher, Mitbetroffener und Mitgestalter dieses Wandels. Das Zentrum für rund 40 ForscherInnen wird vom Geophysiker Gottfried Kirchengast geleitet; führender Partner und stellvertretender Leiter ist Volkswirt Karl Steininger. (genauere Informationen unter www.wegcenter.at) Alfred Wegener (1880-1930), Namensgeber des Wegener Zentrums und Gründungsinhaber des Geophysik-Lehrstuhls der Universität Graz (19241930), war bei seinen Arbeiten zur Geophysik, Meteorologie und Klimatologie ein brillianter, interdisziplinär denkender und arbeitender Wissenschaftler, seiner Zeit weit voraus. Die Art seiner bahnbrechenden Forschungen zur Kontinentaldrift ist großes Vorbild — seine Skizze zu Zusammenhängen der Kontinente aus Spuren einer Eiszeit vor etwa 300 Millionen Jahren als Logo-Vorbild ist daher steter Ansporn für ebenso mutige wissenschaftliche Wege: Wege entstehen, indem wir sie gehen (Leitwort des Wegener Center). Autorenteam: Karl Steininger (Leitung)1,2 Herbert Formayer4 Clemens Habsburg-Lothringen3 Franz Prettenthaler1,3 Alexandra Tobin1 Christoph Töglhofer1 Kontakt: Christoph Töglhofer [email protected] Wegener Center for Climate and Global Change University of Graz Leechgasse 25 A-8010 Graz, Austria www.wegcenter.at 1 Wegener Zentrum für Klima und globalen Wandel, Universität Graz Institut für Volkswirtschaftslehre, Universität Graz 3 Institut für Technologie- und Regionalpolitik, Joanneum Research 4 Institut für Meteorologie, Universität für Bodenkultur Wien 2 Quellenangabe Titelseitenbild: www.umweltaltersvorsorge.de Klimastudie Niederösterreich Seite 7 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 3 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 5 Einleitung 8 1 9 2 3 4 Methodische Einführung 1.1 Das Konzept der Heiz- und Kühlgradtage 9 1.2 Verwendete Klimaszenarien 9 1.2.1 Szenario: reclip:more 10 1.2.2 Szenario REMO_UBA 10 1.2.3 Trend_Szenario 12 Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage – Vergleich der Szenarien 14 2.1 Zeithorizont 2050 14 2.2 Zeithorizont 2026 14 2.3 Zusammenfassung: Änderung der Heiz- und Kühlgradtage pro Dekade 16 Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage – reclip:more 17 3.1 Vergleich von Niederösterreich mit den restlichen Bundesländern 17 3.2 Änderungen der Heizgradtage 20 3.3 Änderungen der Kühlgradtage 22 3.4 Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage auf Bezirksebene 24 3.5 Verschiebung der Heizgradtage zu Kühlgradtagen 24 3.6 Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage auf Monatsbasis 26 3.7 Zusammenfassung der Ergebnisse 27 Klimabedingte Änderungen des Heiz- und Kühlenergiebedarfs 28 4.1 Entwicklung des energetischen Endverbrauchs für Raumwärme, Klimaanlagen und Warmwasser 28 4.1.1 4.2 Derzeitiger Heizenergiebedarf Derzeitiger Kühlenergiebedarf 29 30 4.2.1 Internationale Erfahrungen 30 4.2.2 Österreich 32 4.3 Temperatureinflüsse auf die Stromversorgung in Niederösterreich 32 4.3.1 Laständerungen im Tagesverlauf 33 4.3.2 Kühlenergiebedarf im Monatsverlauf 35 4.3.3 Heizenergiebedarf 36 4.4 Zukünftiger Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 36 4.4.1 Datenbasis 36 4.4.2 Ergebnisse 37 4.4.3 EXKURS: Die Kosten zusätzlicher Gebäudekühlung 40 4.5 Zusammenfassung der Ergebnisse Klimastudie Niederösterreich Seite 8 40 5 Investitionsentscheidungen bei Heiztechnologien 5.1 Szenarien für die Investitionsrechnungen 42 42 5.1.1 Basisszenario 42 5.1.2 Zinssätze und Preise 43 5.1.3 Erhöhung der Energieabgabe 43 5.1.4 Temperaturtrend 44 5.2 Ergebnisse der Investitionsrechnungen 45 5.3 Zusammenfassung der Ergebnisse 46 6 Schlussfolgerungen 47 7 Referenzen 48 8 Anhang 50 Klimastudie Niederösterreich Seite 9 Abbildungs- und Tabellenverzeichnis Abbildung 1: Temperaturzunahme in Österreich (2041-2050 verglichen mit 1981-1990), dargestellt auf dem 20 × 20 km Gitter des VERA Datensatzes.............................................10 Abbildung 2: Veränderung der Jahresmitteltemperatur bis 2025 nach REMO-UBA A1B-Lauf. .............................................................................................................................................11 Abbildung 3: Temperaturszenarien von REMO-UBA für die drei Emissionsszenarien und das 21. Jahrhundert. Anomalien der Einzeljahre und 30-jähriger Gauss-Filter (dicke Linien). .....11 Abbildung 4: Veränderung der Jahresmitteltemperatur bis 2015 und 2035 im Winter und im Sommer nach REMO-UBA. ..................................................................................................12 Abbildung 5: Beobachteter Temperaturanstieg im Winter- und Sommerhalbjahr in Amstetten und linearer Trend. ...............................................................................................................13 Abbildung 6: Veränderung der Jahresmitteltemperatur bis 2015 im Winter und im Sommer ermittelt mittels linearer Trendfortschreibung........................................................................13 Abbildung 7: Trendszenario für Langenlebarn bei unterschiedlichen Grenztemperaturen ....15 Abbildung 8: Abnahme der HGT je nach Standort und Grenztemperatur in der Periode 2007 bis 2026 im Vergleich zur Periode 1987 bis 2006 .................................................................15 Abbildung 9: Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage per Dekade in relativen (oben) und absoluten (unten) Zahlen......................................................................................................16 Abbildung 10: Jahressummen der HGT in der Basis- und Zielperiode..................................17 Abbildung 11: Jahressummen der KGT in der Basis- und Zielperiode ..................................18 Abbildung 12: Bundesländer-Vergleich der Änderungen der HGT und KGT.........................19 Abbildung 13: Jahressummen der HGT 1981-1990..............................................................20 Abbildung 14: Jahressummen der HGT 2041-2050..............................................................20 Abbildung 15: Abnahme der HGT 1981-1990 vs. 2041-2050................................................21 Abbildung 16: Jahressummen der KGT 1981-1990 ..............................................................22 Abbildung 17: Jahressummen der KGT 2041 bis 2050.........................................................22 Abbildung 18: Zunahme der KGT 2041 bis 2050 im Vergleich zu 1981 bis 1990..................23 Abbildung 19: Vergleich der Änderung der HGT und KGT in den Bezirken ..........................24 Abbildung 20: Verschiebung der HGT zu KGT in Niederösterreich.......................................25 Abbildung 21: Besiedelungsstruktur und Topographie Niederösterreichs .............................25 Abbildung 22: Änderung der HGT und KGT im Tullner Feld .................................................26 Klimastudie Niederösterreich Seite 10 Abbildung 23: Energetischer Endverbrauch für Raumwärme und Klimaanlagen in Ö. ..........28 Abbildung 24: Jährlicher Endenergiebedarf für Raumwärme je Wohnung ............................29 Abbildung 25: Kühlenergiebedarf von Klimaanlagen in den EU-15: BAU-Projektion.............31 Abbildung 26: Regressionskoeffizienten der KGT und KGTexp für die Periode 2005 bis 2007 .............................................................................................................................................34 Abbildung 27: Einfluss der KGT auf die Elektrizitätslast der EVN an einem heißen Tag .......34 Abbildung 28: Tageszeitlicher Einfluss von Raum-Klimaanlagen auf die Elektrizitäts-last in den EU-15 ............................................................................................................................35 Abbildung 29: Durchschnittlicher Anteil der Kühlenergiebedarfes am Stromverbrauch .........35 Abbildung 30: Kühlenergiebedarf für unterschiedliche Wachstumsraten des Kühlkoeffizienten bei linearem KGT-Trend bzw. KGT-Trend-Szenario .............................................................37 Abbildung 31: Anteil von Nettoenergiepreis, Energieabgaben (MöSt, Erdgas-Abgabe) und Mehrwertsteuer im Basisszenario.........................................................................................44 Abbildung 32: HGT in Amstetten in der Periode 1971 bis 2030 ............................................45 Abbildung 33: Änderungen der jährlichen Heizkosten bei Änderungen der Zinssätze, Energiepreise, -abgaben, und der Temperatur .....................................................................45 Tabelle 1: Vergleich der Szenarien REMO_UBA und reclip:more.........................................14 Tabelle 2: Energetischer Endverbrauch 2005 für Raumheizung, Warmwasser und Klimaanlagen in Niederösterreich.........................................................................................30 Tabelle 3: Ausstattungsgrad mit Klimaanlagen [Quelle: Centre for Energy Studies 2003, in: Waide, 2004] ........................................................................................................................31 Tabelle 4: Heiz- und Kühlenergiebedarf im Jahr 2026 unter Annahme verschiedener HGT/KGT bzw. Heiz/Kühlkoeffizienten .................................................................................38 Tabelle 5: Heiz- und Kühlenergiebedarf im Jahr 2050 unter Annahme verschiedener HGT/KGT bzw. Heiz/Kühlkoeffizienten .................................................................................39 Tabelle 6: Klimabedingte Änderung des Heiz- und Kühlenergiebedarfs in den Jahren 2026 und 2050 ..............................................................................................................................39 Tabelle 7: Kosten von 15 kW Heizanlagen inkl. Montage, Installation und Lagererfordernisse .............................................................................................................................................43 Tabelle 8: Jahresdurchschnittspreise und – steuern für Öl, Gas und Strom im Jahr 2006 ....44 Klimastudie Niederösterreich Seite 11 Die Autoren danken der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik für die kostenlose Verfügungsstellung der Beobachtungsdaten. Weiters danken wir dem Deutschen Umweltbundesamt und Frau Daniela Jacob für die kostenlose Bereitstellung der REMO-UBA Szenariendaten und dem reclip:more Team für deren Szenarien. Ein ganz besonderer Dank gilt auch Herrn Robert Halbweiß und der EVN AG für die Bereitstellung der Daten zum Temperatureinfluss auf die Stromaufbringung. Klimastudie Niederösterreich Seite 12 Einleitung Der globale Klimawandel schreitet voran. Zahlreiche Studien belegen, dass in Österreich bereits in den letzten Jahrzehnten ein Temperaturanstieg deutlich beobachtbar war. Der Klimawandel und seine Folgen sind also ein Thema, welches uns schon jetzt, und nicht erst irgendwann in ferner Zukunft betrifft. In kaum einem Bereich kann der Einfluss höherer Temperaturen so unmittelbar beobachtet werden wie beim Energieeinsatz für Raumwärme und -kühlung. Besonders in diesem Bereich ist auch erkennbar, dass es sich hierbei um eine klassische Feedback-Schleife handelt. Einerseits führen höhere Temperaturen zu einer Verschiebung von Wärme- zu Kühldienstleistungen. Andererseits trägt der Energieeinsatz für Raumwärme und Klimatisierung wiederum unmittelbar zum globalen Klimawandel bei. In Österreich werden derzeit in etwa 30 Prozent des gesamten energetischen Endverbrauchs im Bereich Raumwärme und Klimaanlagen eingesetzt, wobei zur Erzeugung derzeit noch überwiegend auf fossile Brennstoffe zurückgegriffen wird. Dieses Projekt hat zum Ziel die Auswirkungen der Klimaänderung auf den Heiz- und Kühlenergiebedarf auf regionaler Ebene besser zu verstehen. Mehrere aktuelle Fragestellungen der Klima- sowie Klimafolgenforschung werden dabei für das Bundesland Niederösterreich diskutiert. Für einen Vergleich der klimatischen Bedingungen werden vier Schwerpunktregionen (Wiener Neustadt, Tullner Feld, Amstetten und Zwettl) herangezogen. In einem ersten Schritt werden die Temperatursignale aktueller Klimamodelle für die ausgewählten Schwerpunktregionen ausgewertet und in die klimatologischen Kenngrößen Heiz- und Kühlgradtage transformiert. Auf Basis dieser Daten erfolgt eine Diskussion der Unterschiede sowohl zwischen den einzelnen Klimaszenarien, als auch zwischen den verschiedenen Standorten. Anhand des Klimaszenarios reclip:more werden in der Folge die Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage flächendeckend für Niederösterreich dargestellt und mit den anderen Bundesländern verglichen. Weiters erfolgt eine Verknüpfung der meteorologischen Kenngröße Heiz- und Kühlgradtage mit dem derzeitigen Heiz- und Kühlenergiebedarf. Als Basis wird dafür einerseits auf bereits bestehende statistische Daten zum Heiz- und Kühlenergiebedarf zurückgegriffen, andererseits erfolgt zusammen mit der EVN eine detaillierte Abschätzung von Heiz- und Kühleffekten auf die Stromlast in Niederösterreich. Darauf aufbauend werden mögliche Pfade des Heiz- und Kühlenergiebedarfs in Abhängigkeit von zukünftigen technischen und sozio-ökonomischen Entwicklungen dargestellt. Zum Abschluss wird diskutiert, welche Auswirkungen die ermittelten temperaturbedingten Änderungen des Heizenergiebedarfs konkret auf Investitionsentscheidungen im Bereich Heiztechnologien haben können. Dabei werden nicht nur direkte Klimaauswirkungen einbezogen, sondern auch klimapolitische Maßnahmen, wie beispielsweise eine Erhöhung der Energieabgaben auf kohlenstoffintensive Brennstoffe. Klimastudie Niederösterreich Seite 13 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 9 1 Methodische Einführung 1.1 Das Konzept der Heiz- und Kühlgradtage Die Gradtage stellen eine Kenngröße dar, die den Einfluss des Klimaelements Temperatur auf den Heiz- und Kühlenergiebedarf wiedergibt. Das Konzept der Heiz- und Kühlgradtage wird von unterschiedlichsten Anwendergruppen wie beispielsweise Energieversorgungsunternehmen, Architekten, Ingenieuren etc. verwendet. Je nach Anwendungszweck, Klimazone und Gebäudetyp variieren die eingesetzten Definitionen. Einerseits ist beispielsweise die zugrundeliegende Raumtemperatur für Krankenhäuser oder Schwimmbäder wesentlich höher als für Produktionshallen. Andererseits sinkt die theoretische Heizgrenztemperatur mit zunehmender Gebäudedämmung, die Bedeutung von Größen wie der solaren Einstrahlung sowie interner Lasten (Personen, Elektrogeräte etc.) nimmt zu [Prettenthaler et al. 2007, S. 10]. Für die Heizgradtage (HGT) wurde im Rahmen dieses Projekt grundsätzlich die in der ÖNORM 8135 festgehaltene Definition verwendet. Gemäß dieser sind die Heizgradtage die durchschnittliche Temperaturdifferenz eines Tages zwischen einer konstanten Raumtemperatur von 20°C und dem Tagesmittel der Tem peratur der Außenluft, die unter einer theoretischen Heizgrenztemperatur von 12°C li egt [Bittermann 2005]. Für einen Zeitraum (T1,T2) können demnach mithilfe der Tagesmitteltemperaturen θt die HGT wie folgt berechnet werden: T2 HGT (T 1, T 2)= ∑ (20 − θt ) t =T 1 für Tage an denen: θt ≤ 12 Alternativ dazu wurden die Heizgradtage auch für Grenztemperaturen von 6°C bzw. 16°C berechnet, um die Einflüsse auf Gebäude mit einer hohen bzw. niedrigen thermischen Qualität der Gebäudehülle zu berücksichtigen. Im Gegensatz zu den Heizgradtagen gibt es zur Berechnung der Kühlgradtage (KGT) keine gängige Definition für Österreich, auch ist der Kühlenergiebedarf wesentlich heterogener als der Heizenergiebedarf. Während in Österreich derzeit bei vielen Wohngebäuden kein Kühlenergiebedarf besteht, muss beispielsweise in einigen Bürogebäuden mehr Kühl- als Heizenergie eingesetzt werden. Daher wurden die Kühlgradtage nach der in der internationalen Literatur dominierenden amerikanischen Definition der ‚Heating and Cooling Degree Days’ (HDD und CDD) berechnet. Diese geht von einer sogenannten ‚Balance Point Temperature’ von 65 Grad Fahrenheit (18,3 Grad Celsius) aus. Liegt die Tagesmitteltemperatur über dieser Temperatur werden Kühlgradtage ausgewiesen. T2 KGT (T 1, T 2 )= ∑ (θt − 18,3) t =T 1 für Tage an denen: θt ≥ 18,3 1.2 Verwendete Klimaszenarien Zur Berechnung der klimabedingten Änderung der Heiz- und Kühlgradtage in Niederösterreich wurden verschiedene Klimaszenarien sowie Trendfortschreibungen verwendet. Einerseits soll durch die Nutzung unterschiedlicher Szenarien die Bandbreite möglicher Entwicklungen wiedergegeben werden. Andererseits werden zur Beantwortung der spezifischer Fragestellungen verschiedene methodische Zugänge, und damit Szenarien benötigt. Beispielsweise sind Klimaszenarien wie reclip:more und REMO_UBA eher zur Beantwortung längerfristiger Fragestellungen konzipiert. Aussagen für die nahe Zukunft sind für diese mit Vorbehalt zu sehen. Für Einschätzungen bezüglich der nächsten Jahrzehnte Klimastudie Niederösterreich Seite 14 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 10 wird daher üblicherweise mit Trendanalysen gearbeitet, während diese wiederum für längerfristige Fragestellungen ungeeignet erscheinen. 1.2.1 Szenario: reclip:more Dieses Szenario wurde im Rahmen des Projektes ‚reclip:more’ von fünf österreichischen im Bereich Klimaforschung tätigen Instituten mit dem regionalen Klimamodell MM5 auf Basis des globalen Modells ECHAM5 und des Emissionsszenarios IS92a erstellt und beschreibt den Zeitraum 2041 – 2050 im Vergleich zur Periode 1981 – 1990. Winter Frühling Sommer Herbst Abbildung 1: Temperaturzunahme in Österreich (2041-2050 verglichen mit 1981-1990), dargestellt auf dem 20 × 20 km Gitter des VERA Datensatzes [Quelle: Gobiet et al. 2006] Ausgehend von diesem Klima-Änderungsszenario wurden im Projekt StartClim.2006.F die Heiz- und Kühlgradtage für Österreich in den Perioden 1981 bis 1990 und 2041 bis 2050 in einer Auflösung von 20x20 km berechnet. Zusätzlich zu diesem Szenario wurde das VERAModell des Instituts für Meteorologie an der Universität Wien verwendet, welches eine räumlich und zeitlich hoch aufgelöste Klimatologe des Alpenraums ermöglicht. Eine nähere Beschreibung der methodischen Vorgangsweise erfolgt in Prettenthaler et al. 2007, S. 15 ff. 1.2.2 Szenario REMO_UBA Als ein regionales Szenario wurden die Ergebnisse der für das Deutsche Umweltbundesamt durchgeführten Szenarienläufe des Regionalen Klimamodells REMO [Jakob et al. 2001] verwendet. Bei diesen REMO_UBA-Läufen stehen für ganz Österreich und das gesamte 21. Jahrhundert drei verschiedene Emissionsszenarien mit 10 km räumlicher Auflösung zur Verfügung. In Abbildung 2 ist der Temperaturanstieg der Jahresmitteltemperatur bis 2025 verglichen mit der Klimanormalperiode 1961-1990 für das Emissionsszenario dargestellt. Der Klimastudie Niederösterreich Seite 15 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 11 Temperaturanstieg ist mit etwa 0.5 Grad Celsius in Niederösterreich sehr gering und sogar kleiner als der bereits beobachtete Anstieg der letzen Dekaden. Abbildung 2: Veränderung der Jahresmitteltemperatur bis 2025 nach REMO-UBA A1B-Lauf. Unabhängig von den Emissionsszenarien zeigen alle drei REMO_UBA Läufe eine sehr geringe Erwärmung in den ersten 30 Jahren. In Abbildung 3 ist die Temperaturentwicklung für das gesamte 21. Jahrhundert dargestellt. Man erkennt dass bis etwa 2030 keine Erwärmung festzustellen ist. Auch die Differenzierung der verschiedenen Emissionsszenarien zeigt sich erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts. Abbildung 3: Temperaturszenarien von REMO-UBA für die drei Emissionsszenarien und das 21. Jahrhundert. Anomalien der Einzeljahre und 30-jähriger Gauss-Filter (dicke Linien). Klimastudie Niederösterreich Seite 16 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 12 Die geringe Erwärmung in den ersten drei Dekaden des 21. Jahrhunderts im Ostalpenraum scheint eine Eigenschaft des globalen Modells ECHAM5 [Röckner 2005] zu sein, welches die Randwerte für das Regionalmodell liefert, und sollte nicht überinterpretiert werden. In den ersten drei Dekaden ist der, durch den Anstieg der Treibhausgase verursachte Energiegewinn relativ gering und daher der „Klimaantrieb“ verglichen mit den modellinternen dekadischen Schwankungen noch klein. Die lokalen Szenarien an den vier ausgewählten Standorten Langenlebarn, Wiener Neustadt, Amstetten und Zwettl sind in Abbildung 4 dargestellt. Man erkennt sehr deutlich, dass die Erwärmung bis 2035 nach REMO_UBA im Winter wesentlich stärker ausgeprägt ist als im Sommer und 1 bis 1,5 °C im Winter und 0,4 bi s 0,7 °C im Sommer beträgt. Für den Zeitraum 2015 ist die Erwärmung generell gering und liegt bei 0,1 bis 0,4 °C. Erwärmung an den vier Standorten für 2015 und 2035 im Winter und im Sommer nach REMO_UBA A1B 1.6 Temperaturänderung [°C] 1.4 1.2 1 Sommer Winter 0.8 0.6 0.4 0.2 0 Zwettl_R_2015 Zwettl_R_2035 lan_R_2015 lan_R_2035 wn_R_2015 wn_R_2035 am_R_2015 am_R_2035 Standorte und Periode Abbildung 4: Veränderung der Jahresmitteltemperatur bis 2015 und 2035 im Winter und im Sommer nach REMO-UBA. 1.2.3 Trend_Szenario Aufgrund der geringen Änderungen nach REMO-UBA für den Zeitraum bis 2015 haben wir uns entschlossen, zumindest für die erste Untersuchungsperiode neben dem REMO_UBA Szenario ebenso eine lineare Trendfortschreibung als lokales Szenario zu verwenden. Hierzu wurde für Sommer (Mai bis September) und Winter (Oktober bis April) getrennt bestimmt, ob eine Erwärmung seit 1971 zu beobachten war und ein linearer Trend berechnet. Als Beispiel ist in Abbildung 5 das Ergebnis an der Station Amstetten dargestellt. Im Sommer zeigt sich ein deutlicher Trend mit einer Erwärmung von 0,55 Grad Celsius pro Dekade. Im Winter ist das Erwärmungssignal nicht so deutlich ausgeprägt und liegt bei 0,27 Grad Celsius. Klimastudie Niederösterreich Seite 17 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 13 Beobachtete Temperaturtrends im Winter und Sommerhalbjahr in Amstetten 25 Temperatur [°C] 20 Sommer Winter Linear (Sommer) Linear (Winter) y = 0.055x - 91.8 R2 = 0.42 15 10 y = 0.0278x - 50.5 R2 = 0.09 5 0 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Jahr Abbildung 5: Beobachteter Temperaturanstieg im Winter- und Sommerhalbjahr in Amstetten und linearer Trend. Die Zeitreihen wurden in der Form erstellt, dass nach dem 31.12. 2006 die Zeitreihe mit dem Wert vom 1.1.1971 plus linearem Trend für das jeweilige Halbjahr weitergeschrieben wurde. Dies bedeutet, dass eine mögliche Veränderung der interannualen Variabilität im Trendszenario nicht mit berücksichtigt wird. In Abbildung 6 sind die aus dem linearen Trend resultierenden Temperaturänderungen bis 2015 dargestellt. Das Klimaänderungssignal ist wesentlich stärker als in den REMO-UBA Szenarien und liegt bereits 2015 bei 0.6 bis 1 °C i m Winter und 1.2 bis 1.8 °C im Sommer. Im Winter sind die regionalen Unterschiede in den beobachteten Trends relativ gering. Im Sommer hingegen sind die Trends in Amstetten und Langenlebarn deutlich stärker ausgeprägt als an den beiden anderen Standorten. Erwärmung an den vier Standorten für 2015 im Winter und im Sommer lineare Trendfortschreibung 2 Sommer Winter 1.8 Temperaturänderung [°C] 1.6 1.4 1.2 1 0.8 0.6 0.4 0.2 0 Zwettl_T_2015 Lan_T_2015 Wn_T_2015 Am_T_2015 Standorte und Periode Abbildung 6: Veränderung der Jahresmitteltemperatur bis 2015 im Winter und im Sommer ermittelt mittels linearer Trendfortschreibung. Klimastudie Niederösterreich Seite 18 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 14 2 Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage – Vergleich der Szenarien 2.1 Zeithorizont 2050 Für eine Betrachtung der längerfristigen Auswirkungen der Klimaänderung auf die Heiz- und Kühlbedingungen, ist es sinnvoll die Szenarienläufe der einzelnen Klimamodelle zu vergleichen. Eine Fortschreibung des linearen Trends über einen Zeitraum von mehr als 40 Jahren scheint hingegen wenig zweckmäßig. Tabelle 1 vergleicht die anhand der Szenarien REMO_UBA und reclip:more errechneten Heiz- und Kühlgradtage: Tabelle 1: Vergleich der Szenarien REMO_UBA und reclip:more Amstetten Wr. Neustadt reclip:more REMO_UBA reclip:more REMO_UBA Langenlebarn reclip:more REMO_UBA Zwettl reclip:more REMO_UBA HGT 81/90 HGT 41/50 Änderung in Prozent 3.313 2.680 -633 -19% 3.475 3.096 -379 -11% 3.366 2.684 -682 -20% 3.335 2.807 -528 -16% 3.165 2.555 -610 -19% 3.246 2.794 -452 -14% 4.023 3.215 -809 -20% 4.212 3.743 -470 -11% KGT 81/90 KGT 41/50 Änderung in Prozent 156 339 183 117% 121 164 43 36% 153 367 213 139% 162 200 38 23% 191 413 222 116% 170 222 51 30% 57 171 114 200% 28 34 6 22% Es zeigt sich, dass beide Szenarien in dieselbe Richtung weisen, allerdings mit unterschiedlicher Intensität. REMO_UBA weist eine geringere Abnahme der Heizgradtage aus als reclip:more, wobei die Werte bei REMO_UBA je nach Standort zwischen minus 11 und minus 16 Prozent variieren, während sie bei reclip:more relativ konstant bei etwa minus 19 Prozent liegen. Besonders deutlich ist der Unterschied bei den Kühlgradtagen. REMO_UBA weist je nach Standort eine Erhöhung der Kühlgradtage um 22 bis 36 Prozent auf, reclip:more jedoch zwischen 117 und 200 Prozent. Selbst in den 2040er Jahren erkennt man also noch den „kühlen Start“ aller REMO-UBA Szenarien im Sommer, dessen Ursache im antreibenden ECHAM5 zu suchen ist. 2.2 Zeithorizont 2026 Für die in Kapitel 5 durchgeführten Investitionsrechnungen spielen vor allem Trends in der unmittelbaren Zukunft eine Rolle. Für diese Zwecke wurden die mit dem Trendszenario errechneten Heiz- und Kühlgradtage für die Periode 2007 bis 2026 der Basisperiode 1987 bis 2006 gegenübergestellt. Weiters wurde die Grenztemperatur von 12 Grad Celsius mit einer höheren (16 °C) und niedrigeren (6 °C) Grenzt emperatur verglichen. Klimastudie Niederösterreich Seite 19 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 15 4500 Trendszenario Langenlebarn 4000 3500 Heizgradtage 3000 2500 2000 1500 1000 20/16 Langenlebarn y = -10.876x + 3771.8 20/12 Langenlebarn y = -9.0162x + 3396.6 20/6 Langenlebarn y = -8.3895x + 2519.1 500 1971 1973 1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015 2017 2019 2021 2023 2025 2027 2029 0 Abbildung 7: Trendszenario für Langenlebarn bei unterschiedlichen Grenztemperaturen Abbildung 7 illustriert den Verlauf der Heizgradtage bei verschiedenen Grenztemperaturen anhand der Messstation Langenlebarn (alle weiteren Schwerpunktregionen finden sich in Anhang 3). Generell zeigt sich, dass zwischen den einzelnen Definitionen eine relativ hohe Korrelation besteht, allerdings werden bei niedrigeren Grenztemperaturen (6 °C) deutlich höhere Schwankungen zwischen den einzelnen Jahren ausgewiesen. Betrachtet man die relative Abnahme der HGT für die unterschiedlichen Definitionen so ergibt sich folgendes Bild: relative Abnahme der HGT (2007 bis 2026 im Vergleich zu 1987 bis 2006) Differenz HGT Szenario Trendfortschreibung 0% Zwettl Langenlebarn Wr_neustadt Amstetten -2% -4% Definition 20/6 -6% Definition 20/12 Definition 20/16 -8% -10% -12% Abbildung 8: Abnahme der HGT je nach Standort und Grenztemperatur in der Periode 2007 bis 2026 im Vergleich zur Periode 1987 bis 2006 Aus Abbildung 8 kann gefolgert werden, dass bei der Höhe der Abnahme zwischen den einzelnen Definitionen größere Unterschiede bestehen als zwischen den einzelnen Standorten. Dies lässt sich damit erklären, dass für die einzelnen Monate deutlich unterschiedliche Trends ausgewiesen werden und sich dementsprechend auf den Trend auswirken. Während beispielsweise bei einer Grenztemperatur von 6 °C im Wesentlichen nur die Monate November bis März einfließen, sind es bei 16 °C auch noch die Monate Klimastudie Niederösterreich Seite 20 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 16 September, Oktober, April und Mai. Die Unterschiede können also auf konzeptionelle Unterschiede zurückgeführt werden. 2.3 Zusammenfassung: Änderung der Heiz- und Kühlgradtage pro Dekade Abbildung 9 fasst die mithilfe der einzelnen Szenarien bzw. des aktuellen Trends ermittelten Änderungen für die vier Schwerpunktregionen zusammen, indem die Ergebnisse jeweils für das gleiche Zeitintervall (Dekade) ausgewiesen werden. Es handelt sich hierbei um eine lineare Annäherung, wobei der globale Temperaturanstieg generell mehr als linear erwartet wird. Nachdem in den einzelnen Untersuchungen unterschiedliche Zeitintervalle verwendet wurden, müssen die gezeigten Werte also eher als Einschätzung der Größenordnung der Veränderungen gesehen werden, und nicht so sehr als exakter Vergleich der einzelnen Szenarien. Kühlgradtage reclip:more REMO_UBA Trend-Szenario TREND 71-06 Zw et tl La ng en le ba rn W r. Am Ne st us et ta te dt n Heizgradtage -4% -3% -2% -1% 0% 0% 20% 40% 60% Änderung der Kühlgradtage per Dekade Am st et te n Änderung der Heizgradtage per Dekade Ne us ta dt reclip:more REMO_UBA W r. Trend-Szenario Zw et tl La ng en le ba rn TREND 71-06 -150 -100 -50 0 Änderung der Heizgradtage per Dekade 0 10 20 30 40 50 Änderung der Kühlgradtage per Dekade Abbildung 9: Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage per Dekade in relativen (oben) und absoluten (unten) Zahlen Klimastudie Niederösterreich Seite 21 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 17 3 Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage – reclip:more In diesem Kapitel werden die Auswirkungen des Klimawandels auf die jährliche Zahl der HGT und KGT in Niederösterreich, sowie die Höhenabhängigkeit der HGT und KGT und der Verschiebungseffekt von HGT zu KGT dargestellt. Anhand der vier Beispielregionen werden die Änderungen auch im Monatsverlauf betrachtet. Zu Beginn erfolgt ein Vergleich von Niederösterreich mit den anderen Bundesländern, um einleitend einen Überblick zu verschaffen. 3.1 Vergleich von Niederösterreich mit den restlichen Bundesländern Die Abbildung 10 und Abbildung 11 stellen die im Projekt StartClim2006.F für das österreichische Bundesgebiet ausgewiesenen HGT und KGT einerseits für die Referenzperiode des Klimaszenarios 1981 bis1990, andererseits für die Zielperiode 2041 bis 2050 dar: Abbildung 10: Jahressummen der HGT in der Basis- und Zielperiode [Quelle: Prettenthaler et al. 2007] Abbildung 10 zeigt, dass sich besonders hohe Werte in den höher gelegenen Alpenregionen finden, während in den Niederungen im Osten (Ballungszentren Wien, Linz und Graz) bzw. im Rheintal die Werte in der Referenzperiode zwischen 3100 und 3500 liegen (siehe linkes Bild). Die geringste Zahl an HGT wird für die Gegend um den Neusiedlersee ausgewiesen. Die Werte für die Zielperiode des Szenarios 2041 bis 2050 werden in der rechten Abbildung dargestellt. Überall gehen die Werte für die HGT zurück, in relativen Werten liegt die Abnahme zwischen 15 und 23 Prozent gegenüber der Basisperiode. Es zeigt sich, dass die absolute Änderung im alpinen Bereich deutlich höher ist als in den Niederungen. Allerdings liegt die Abnahme auch im Donautal, in Wien und in den niedergelegenen Regionen Niederösterreichs, des Nordburgenlands und der Südsteiermark um 600 HGT. Klimastudie Niederösterreich Seite 22 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich Basisperiode 1981 bis 1990 18 Zielperiode 2041 bis 2050 Abbildung 11: Jahressummen der KGT in der Basis- und Zielperiode [Quelle: Prettenthaler et al. 2007] Wie Abbildung 11 illustriert, werden in der Basisperiode für weite Teile des Alpenraums beinahe keine Kühlgradtage ausgewiesen (1 bis 50 KGT). Dagegen erreicht die Zahl der Kühlgradtage in den tiefer gelegenen Gebieten bis zu 300. Die höchsten Werte werden dabei für den Nordosten Österreichs, besonders für die Gegend um den Neusiedlersee ausgewiesen. Das linke Bild zeigt, wie sich die Zahl der KGT in der Zielperiode im Vergleich zum Ausgangsszenario signifikant erhöht. Nur wenige alpine Gebiete weisen (in deren Niederungen) weniger als 50 KGT auf. Die Werte um den Neusiedlersee erreichen bis zu 550 KGT. Es lässt sich erkennen, dass die absolute Zunahme in jenen Gebieten am stärksten, in denen auch in der Ausgangsperiode die meisten KGT ausgewiesen werden, also in Nordostösterreich sowie in der Südoststeiermark und dem Südburgenland. Abbildung 12 zeigt einen Vergleich zwischen Niederösterreich und den restlichen Bundesländern Österreichs. Bei der Zuteilung zu den Bundesländern und Bezirken ist zu beachten, dass zur Gewichtung der flächendeckend berechneten HGT und KGT die Anzahl der Wohnungen pro 5x5 km Rasterzelle verwendet wurde. Auch wurden die einzelnen 5x5 km Rasterzellen jeweils nur dem Bezirk mit dem flächenmäßig größten Anteil zugeordnet. Diese Vorgehensweise sollte die ausgewiesenen Werte allerdings nur minimal beeinflussen. Klimastudie Niederösterreich Seite 23 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich Kühlgradtage 1981/90 19 Erwartete Zunahme 1981/90 - 2041/50 Kühlgradtage (18,3/18,3) 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 Burgenland Wien Niederösterreich ÖSTERREICH Oberösterreich Vorarlberg Steiermark Kärnten Salzburg Tirol 0 4.500 4.000 Heizgradtage (20/12) 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 Heizgradtage 2041/50 Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 Abbildung 12: Bundesländer-Vergleich der Änderungen der HGT und KGT Abbildung 12 zeigt, dass Niederösterreich, wie auch die anderen östlichen Bundesländer Wien und das Burgenland, sowohl in der Basisperiode 1981 bis 1990 als auch der Zielperiode 2041 bis 2050, bei den jährlichen KGT über dem Österreichschnitt liegt. Niederösterreich gehört zu den wärmsten Bundesländern Österreichs, liegt jedoch aufgrund seiner höher gelegenen Landesteile (Kalkalpen, Waldviertel) im Schnitt hinter Wien und dem Burgenland. Auch die erwartete absolute Zunahme an KGT bis zur Zielperiode 2041 bis 2050 ist in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland deutlich höher als in den anderen Bundesländern Österreichs. In diesen Bundesländern nehmen die KGT überproportional zu, wogegen die Abnahme der HGT in allen Bundesländern relativ gleichmäßig verläuft. Klimastudie Niederösterreich Seite 24 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 3.2 20 Änderungen der Heizgradtage Abbildung 13: Jahressummen der HGT 1981-1990 Abbildung 13 zeigt die durchschnittlichen Jahressummen der HGT für die Periode 1981 bis 1990. Die höchsten Werte finden sich erwartungsgemäß in den höher gelegenen Regionen im Süden und im westlichen Waldviertel. Die Werte liegen dort um die 4200 bis 4500 HGT, während in den Niederungen im Osten bzw. in den Regionen Tullner Feld und Wiener Becken die Werte zwischen 3000 und 3200 HGT liegen. Abbildung 14: Jahressummen der HGT 2041-2050 Klimastudie Niederösterreich Seite 25 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 21 Abbildung 14 zeigt die Jahressummen der HGT im Vergleich dazu für die Periode 2041 bis 2050. Weite Teile Niederösterreichs, angefangen vom Donautal bis übers Tullner Feld, das Wiener Becken, das Marchfeld, das Weinviertel und die Nord-Südachse, liegen nun im Bereich von 2500 bis 2750 HGT. Weiter darunter liegen die Werte sogar im Bezirk Bruck an der Leitha, an der Grenze zum Burgenland. Abbildung 15: Abnahme der HGT 1981-1990 vs. 2041-2050 Abbildung 15 illustriert die absolute Änderung der HGT zwischen der Periode 1981 bis 1990 und der Periode 2041 bis 2050. Es zeigt sich, dass die absolute Änderung im den höheren Regionen deutlich höher ist als in den Niederungen. Allerdings liegt die Abnahme auch in den niedergelegenen Regionen um die 600 bis 650 HGT. In relativen Werten liegt die Abnahme zwischen 18 und 21 Prozent gegenüber der Basisperiode, wobei die meisten Regionen um den Median von 19,4 Prozent liegen. Klimastudie Niederösterreich Seite 26 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 3.3 22 Änderungen der Kühlgradtage Abbildung 16: Jahressummen der KGT 1981-1990 Abbildung 16 illustriert die Verteilung der durchschnittlichen KGT für die Periode 1981 bis 1990. Während in den höher gelegenen Gebieten so gut wie kaum KGT ausgewiesen sind (12 bis 50 KGT) und im Donautal, im Tullner Feld und in weiten Teilen des Weinviertels Werte zwischen 150 und 200 KGT dominieren, erreicht die Zahl an KGT in den östlichsten Teilen Niederösterreichs bis zu 250. Abbildung 17: Jahressummen der KGT 2041 bis 2050 Klimastudie Niederösterreich Seite 27 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 23 Wie Abbildung 17 illustriert, erhöht sich die Zahl der KGT in der Periode 2041 bis 2050 im Vergleich zum Ausgangsszenario signifikant. Am stärksten ist die Zunahme im Osten des Landes, wo die wärmsten Gebiete liegen, wie z.B. der Bezirk Bruck an der Leitha, wo sich die KGT von 250 auf 500 in etwa verdoppeln. Nur mehr wenige Gebiete in Niederösterreich weisen in der Zielperiode 2041 bis 2050 weniger als 150 KGT auf. Abbildung 18: Zunahme der KGT 2041 bis 2050 im Vergleich zu 1981 bis 1990 Wie Abbildung 18 zeigt, ist die absolute Zunahme in jenen Gebieten am stärksten, in denen auch in der Ausgangsperiode die meisten KGT ausgewiesen werden, also im Osten Niederösterreichs sowie im Weinviertel. Eine Betrachtung der relativen Zunahme der KGT erscheint in vielen Fällen problematisch, da diese in Regionen mit niedrigem Ausgangsniveau entsprechend hoch ist, obwohl die absolute Zunahme verhältnismäßig gering ausfällt. Klimastudie Niederösterreich Seite 28 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage auf Bezirksebene Bruck/Leitha Gänserndorf Wien Umgebung Tulln Korneuburg Mödling Baden Mistelbach Krems/Donau Sankt Pölten (Stadt) Hollabrunn Krems (Land) Wr. Neustadt (Land) Melk Wr. Neustadt Amstetten ÖSTERREICH Horn Scheibbs Neunkirchen Waidhofen/Ybbs Lilienfeld Zwettl Waidhofen/Thaya Gmünd Kühlgradtage (18,3/18,3) 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0 NIEDERÖSTERREICH Erwartete Zunahme 1981/90 - 2041/50 Kühlgradtage 1981/90 Sankt Pölten (Land) 3.4 24 4.500 4.000 Heizgradtage (20/12) 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 Heizgradtage 2041/50 Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 Abbildung 19: Vergleich der Änderung der HGT und KGT in den Bezirken Abbildung 19 vergleicht die ausgewiesenen HGT und KGT auf Bezirksebene. Der obere Teil der Grafik zeigt die Zunahme der KGT in den einzelnen Bezirken Niederösterreichs, in Relation zum niederösterreichischen und österreichischen Durchschnitt. Es lässt sich sehr gut erkennen, dass sich die Zahl der KGT in der Zielperiode 2041 bis 2050 in allen Bezirken zumindest verdoppelt. Am geringsten ist der Anstieg in den drei höher gelegenen Bezirken Gmünd, Zwettl und Waidhofen/Thaya, umgekehrt ist in diesen Bezirken die absolute Abnahme der HGT am stärksten. 3.5 Verschiebung der Heizgradtage zu Kühlgradtagen Um für die einzelnen Regionen Aussagen über die durch Temperaturänderungen bedingte Verschiebung von Heiz- zu Kühlenergiebedarf treffen zu können, wurde untersucht, in welchem Ausmaß eine Abnahme der HGT mit einer Zunahme der KGT einhergeht. Dafür wurde die Rate der Verschiebung von HGT zu KGT, in der Folge „Substitutionsverhältnis“ genannt, berechnet. Das Substitutionsverhältnis gibt bei gegebener Temperaturänderung an, wie viele HGT innerhalb eines Jahres pro zusätzlichen KGT wegfallen. Klimastudie Niederösterreich Seite 29 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 25 Abbildung 20: Verschiebung der HGT zu KGT in Niederösterreich Aus Abbildung 20 ist erkennbar, dass in jenen Gebieten, in denen die KGT am stärksten zunehmen, die geringste Abnahme der HGT erfolgt. Diese Entwicklung ist für höhere Regionen günstiger, da hier der Heizenergiebedarf im Vergleich mit den Niederungen stärker sinkt, jedoch der Kühlenergiebedarf verhältnismäßig geringer zunehmen wird. So fallen in höherliegenden Gebieten pro zusätzlichen KGT zwischen 8 und 13 HGT weg. In den Niederungen beträgt das Substitutionsverhältnis jedoch 3:1, in den wärmsten Gebieten sogar nur 2:1. Problematischerweise sind diese in gelb gehaltenen Zonen, also jene Gebiete mit dem stärksten Zuwachs an KGT und der geringsten Abnahme an HGT, die am dichtesten besiedelten Regionen. In diesen Gebieten lebt ein Großteil der niederösterreichischen Bevölkerung, wie Abbildung 21 illustriert: Abbildung 21: Besiedelungsstruktur und Topographie Niederösterreichs Klimastudie Niederösterreich Seite 30 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 3.6 26 Änderungen der Heiz- und Kühlgradtage auf Monatsbasis Für die vier Schwerpunktregionen erfolgte eine nähere Analyse der Änderungen der HGT und KGT auf Monatsbasis. Die Auswertungen werden an dieser Stelle für die Region Tullner Feld dargestellt, die Werte für alle übrigen Regionen befinden sich in Anhang 1. Es ist zu beachten, dass die ausgewiesenen Werte dem flächendeckenden Datensatz aus StartClim2006.F entnommen wurden. Die Werte wurden aus den Temperaturen der Niederungen für die jeweiligen 20x20 km Rasterzellen ermittelt und weichen daher leicht von den Temperaturdaten der einzelnen ZAMG-Messstationen in diesen Gebieten (z. B. Tullner Feld – Langenlebarn) ab. Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 Heizgradtage 2041/50 800 Heizgradtage (20/12) 700 600 500 400 300 200 100 0 Kühlgradtage (18,3/18,3) Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Erwartete Zunahme 1981/90-2041/50 Kühlgradtage 1981/90 160 120 80 40 0 Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Abbildung 22: Änderung der HGT und KGT im Tullner Feld Abbildung 22 zeigt die Ab- und Zunahme der HGT und KGT für das Tullner Feld auf Monatsbasis. Die jeweils stärkste Abnahme an HGT in den Übergangsmonaten April und Oktober hat konzeptionelle Ursachen: Die Heizperiode ist durch die Temperaturänderung kürzer, und an jedem Tag, an dem ein Tagesmittel von 12 Grad Celsius übersprungen wird, fallen neben dem Temperaturanstieg auch die 8 HGT zwischen 12 und 20 Grad Celsius weg (siehe Definition Kapitel 1.1). Im unteren Teil der Abbildung ist zu erkennen, dass neben einer Verdoppelung der KGT in den Hochsommermonaten Juli und August auch eine Ausdehnung der Kühlperiode erfolgt. So wird für die Zielperiode bereits im Mai eine ähnliche Zahl an KGT ausgewiesen, als für die Basisperiode im Juni. Gleiches gilt für den Juni in der Zielperiode, welcher einem Juli in der Basisperiode entspricht. Klimastudie Niederösterreich Seite 31 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 3.7 27 Zusammenfassung der Ergebnisse Unter Verwendung des Klimaszenarios ‚reclip-more’ ergeben sich folgende Aussagen: • Niederösterreich gehört neben Wien und dem Burgenland zu den wärmsten Bundesländern Österreich, und ist daher überdurchschnittlich vom Thema Kühlen betroffen. • Die ausgewiesene Abnahme der Heizgradtage beträgt je nach Region 18 bis 21 Prozent für die Periode 2041 bis 2050 im Vergleich mit der Basisperiode 1981 bis 1990, was einer absoluten Abnahme von ungefähr 600 Heizgradtagen in den niedergelegenen Regionen bedeutet, mit entsprechend höheren Werten in höher gelegenen Gebieten. • Bei den Kühlgradtagen ist mehr als eine Verdopplung zu beobachten, allerdings gibt es deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Regionen. In absoluten Zahlen findet die stärkste Zunahme in jenen Gebieten statt in denen auch in der Ausgangsperiode die meisten Kühlgradtage ausgewiesen werden. • Diese Entwicklung ist für höhere Regionen günstiger, da hier der Heizenergiebedarf im Vergleich mit den Niederungen stärker sinken, jedoch der Kühlenergiebedarf verhältnismäßig geringer zunehmen wird. So fallen in höherliegenden Gebieten pro zusätzlichen Kühlgradtag zwischen 8 und 13 Heizgradtage weg, während es in den Niederungen nur 2 bis 3 Heizgradtage sind. Von diesem Substitutionsverhältnis können jedoch keinesfalls direkte Aussagen über den Heiz- und Kühlenergieverbrauch abgeleitet werden. Klimastudie Niederösterreich Seite 32 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 28 4 Klimabedingte Änderungen des Heiz- und Kühlenergiebedarfs In den vorhergehenden Kapiteln wurden ausschließlich die Änderungen der meteorologischen Kenngröße HGT und KGT diskutiert. In diesem Kapitel erfolgt nun eine Verknüpfung mit dem derzeitigen Heiz- und Kühlenergiebedarf. Als Basis wird dafür einerseits auf bereits bestehende statistische Daten zum Heiz- und Kühlenergiebedarf zurückgegriffen, andererseits erfolgt zusammen mit der EVN eine detaillierte Abschätzung von Heiz- und Kühleffekten auf die Stromlast in Niederösterreich. Darauf aufbauend werden mögliche Pfade des Heiz- und Kühlenergiebedarfs in Abhängigkeit zukünftiger technischer und sozio-ökonomischer Entwicklungen dargestellt. 4.1 Entwicklung des energetischen Endverbrauchs für Raumwärme, Klimaanlagen und Warmwasser Obwohl vielfach der Eindruck entsteht, dass der energetische Endverbrauch im Gebäudesektor abnimmt (Altbausanierungen, Niedrigenergiebauweise etc.), genügt ein Blick in die Energiestatistik um gegenteiliges festzustellen. Den Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudebereich wirkt im Wesentlichen der Trend zu mehr und größeren Wohnungen entgegen. Die Anzahl der Hauptwohnsitze erhöhte sich in Österreich zwischen 1990 und 2003 um zwölf Prozent, die durchschnittliche Wohnungsgröße stieg zwischen 1990 und 2003 um 23 Prozent [Statistik Austria, in: Gugele et al. 2005]. Endenergie (in GWh) Insgesamt stieg der energetische Endverbrauch seit 1995 deutlich an. Bereinigt man die ausgewiesenen Werte der Statistik Austria um den Heizgradtagsindex der ZAMG, zeichnet sich in den letzten Jahren allerdings zumindest eine leichte Trendwende ab, wie Abbildung 23 illustriert. Energetischer Endverbrauch für Raumwärme, Klimaanlagen und Warmwasser in Österreich 100.000 90.000 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 Endenergie (in GWh) 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Heizgradtagsbereinigt 100.000 90.000 80.000 70.000 60.000 50.000 40.000 30.000 20.000 10.000 0 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Abbildung 23: Energetischer Endverbrauch für Raumwärme und Klimaanlagen in Österreich [Datenquelle: Statistik Austria, ZAMG] Für eine nähere Untersuchung des Wetter- und Klimaeinflusses auf den Heiz- und Kühlenergiebedarf sind die in Abbildung 23 dargestellten Daten jedoch nur bedingt tauglich. Erstens liegt für die einzelnen Nutzungskategorien Raumwärme, Warmwasser und Klimaanlagen jeweils eine unterschiedliche Temperatursensitivität vor, eine weitere Aufgliederung der jährlichen Daten in diese Nutzungskategorien ist nach derzeitigem Datenstand bei der Statistik Austria nicht möglich [Persönliche Auskunft von Dr. Bittermann, Klimastudie Niederösterreich Seite 33 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 29 6.6.2007]. Zweitens werden die Daten der Nutzenergieanalyse (NEA) standardmäßig nur auf nationaler Ebene ausgewertet und stehen für die einzelnen Bundesländer nicht zur Verfügung. Daher erfolgte im Rahmen dieses Projekts für Niederösterreich eine gesonderte Untersuchung des Heiz-, Warmwasser- und Kühlenergiebedarfs, wobei der Warmwasserbedarf hochgerechnet und vereinfachend als wetterunabhängig angenommen wurde. Der Heiz- und Kühlenergiebedarf wurde analytisch jeweils in den direkten Wettereinfluss (HGT und KGT), sowie in einen allgemeinen Heiz- und Kühlkoeffizienten unterteilt. Diese Koeffizienten fassen sämtliche technischen und sozio-ökonomischen Entwicklungen im Gebäudebereich zusammen, allerdings besteht wiederum eine Abhängigkeit von den Wetterbedingungen. Beispielsweise sind die Verkaufszahlen von Kühlgeräten nach mehreren heißen Sommern höher und die Bestandsänderung fließt wiederum in den Koeffizienten ein, während die KGT immer nur die Situation im jeweiligen Jahr ausdrücken. 4.1.1 Derzeitiger Heizenergiebedarf Der Energetische Endverbrauch für Raumwärme in Wohngebäuden macht den weitaus größten Anteil der in Abbildung 23 gezeigten Kategorie Raumwärme, Warmwasser und Klimatisierung aus. Aus diesem Grund wurden die für Österreich ausgewiesenen Zahlen der Statistik Austria mithilfe des in StartClim.2006.F ermittelten Heizenergiebedarfs auf Niederösterreichebene heruntergebrochen und um den energetischen Endverbrauch für Warmwasser und Kühlung korrigiert. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, dass sowohl die klimatischen Bedingungen als auch der Gebäudebestand der einzelnen Regionen in die Berechnungen miteinbezogen werden. Abbildung 24 weist die Unterschiede am Beispiel von Niederösterreich aus. Abbildung 24: Jährlicher Endenergiebedarf für Raumwärme je Wohnung Wie Abbildung 24 illustriert, ist in Niederösterreich der Endenergiebedarf für Raumwärme je Wohnung in den dichter besiedelten Regionen (wie beispielsweise entlang der SüdbahnAchse) am niedrigsten. Dieser Effekt ist einerseits durch den höheren Anteil an Ein- und Zweifamilienhäusern in ländlichen Regionen (wie beispielsweise dem Mostviertel), mit Klimastudie Niederösterreich Seite 34 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 30 entsprechend höherem Raumwärmebedarf, bedingt. Andererseits liegen die großen Ballungszentren in den tieferen und daher wärmeren Landesteilen. Diese beiden Einflussfaktoren spielen auch im Vergleich zu den restlichen Bundesländern eine wichtige Rolle. Der verhältnismäßig höhere Einfamilienhausanteil in Niederösterreich wirkt sich ungünstig auf den Endverbrauch für Raumheizung aus, während sich die durchschnittlich wärmeren Temperaturen im Winter (siehe dazu den Vergleich der HGT in Abbildung 12) günstig auswirken. Insgesamt gleichen sich diese beiden Effekte in etwa aus, sodass sich bei der gewählten Methodik ein Anteil von 20,3 Prozent am österreichischen Heizenergiebedarf ergibt, während vergleichsweise 19,1 Prozent der Gesamtbevölkerung in Niederösterreich leben. Als Basis für die Szenarien in Kapitel 4.4 wurde der energetische Endverbrauch für Warmwasser und Kühlung von den Daten der Statistik Austria abgezogen. Bei Warmwasser wurde näherungsweise von einem Bedarf von 650 kWh pro Person und Jahr bei einem Jahresnutzungsgrad von 80 Prozent ausgegangen [Frey et al. 1994]. Auf den ausgewiesenen Kühlenergiebedarf wird gesondert in den Kapiteln 4.2 und 4.3 eingegangen. Tabelle 2 fasst die errechneten Werte zusammen. Tabelle 2: Energetischer Endverbrauch 2005 für Raumheizung, Warmwasser und Klimaanlagen in Niederösterreich Energetischer Endverbrauch 2005 für Raumheizung, 91.971 GWh Warmwasser und Klimaanlagen in Österreich Energetischer Endverbrauch 2005 für Raumheizung, 18.741 GWh Warmwasser und Klimaanlagen in Niederösterreich davon energetischer Endverbrauch für Warmwasser 1.291 GWh davon energetischer Endverbrauch für Kühlung 50* GWh davon energetischer Endverbrauch für Raumheizung 17.400 GWh * Wert nur für Kühlung, alle weiteren Funktionen von Klimaanlagen bleiben unberücksichtigt bzw. sind in der Kategorie Raumheizung ausgewiesen (vgl. dazu Kapitel 4.2 und 4.3) 4.2 Derzeitiger Kühlenergiebedarf Im Gegensatz zum Energieeinsatz für Raumwärme gibt es derzeit keine statistischen Aufzeichnungen bezüglich des Kühlenergieeinsatzes in Österreich, sowie wenig österreichspezifische Literatur zu diesem Thema. In diesem Kapitel soll daher ein kurzer Überblick über internationale Erfahrungen, sowie über erste Einschätzungen für Österreich gegeben werden, während in Kapitel 4.3 in Zusammenarbeit mit der EVN eine eigene Abschätzung über den Kühlenergiebedarf in Niederösterreich erfolgt. Wichtig ist es eine Abgrenzung darüber zu geben was in der Folge unter Kühlenergie verstanden wird. Auch wenn nicht immer eine exakte Abgrenzung möglich scheint, erfolgt eine Konzentration auf den Bereich Raumkühlung. Dies bedeutet, dass einerseits nur der Gebäudesektor betrachtet wird, während die Transportkühlung bzw. die Kühlung von Lebensmitteln ausgeklammert werden. Andererseits ist die Raumkühlung wiederum nur ein Teilbereich der Klimatisierung, weil Klimaanlagen neben dem Kühlen auch eine LüftungsHeiz-, Befeuchtungs- und Entfeuchtungsfunktion aufweisen [vgl. dazu Simader et al. 2005]. 4.2.1 Internationale Erfahrungen Europaweit bzw. OECD-weit sind verschiedene Untersuchungen zum Elektrizitätsverbrauch für die Klimatisierung von Wohn- und Nichtwohnbauten vorhanden, die Hinweise über den künftigen Klimatisierungstrend in Österreich geben können. Eine nähere Übersicht über den weltweiten Klimaanlagenmarkt und die Entwicklung in Europa geben beispielsweise Hofer [2007], Simader et al. [2005], sowie Adnot et al. [2003] und Waide [2004]. Klimastudie Niederösterreich Seite 35 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 31 In den Studien mit Ländervergleich wird vielfach betont, dass zwischen den Ländern direkt vergleichbare Angaben kaum möglich sind. Vor allem bei Prognosen muss man davon ausgehen, dass Ergebnisse und Zusammenhänge aus anderen, vor allem aus nicht europäischen Ländern nicht unbesehen übernommen werden können, da Bauweisen, Heizund Kältetechniken, Einstellungen und Verhaltensweisen nicht unmittelbar übertragbar sind [vgl. Hofer 2007, S. 47]. Tabelle 3 illustriert die unterschiedliche Ist-Situation in den USA, Japan und Europa, wobei innerhalb der EU wiederum ein deutlicher Unterschied zwischen den verschiedenen Mitgliedsstaaten besteht. Tabelle 3: Ausstattungsgrad mit Klimaanlagen [Quelle: Centre for Energy Studies 2003, in: Waide, 2004] Bereich USA Japan Europa Haushalte 65 % 85% 5% Dienstleistungssektor 80 % 100 % 27 % Einigkeit herrscht in der Literatur darüber, dass für Europa ein mehr oder weniger starker Zuwachs der klimatisierten Fläche und des Elektrizitätsverbrauchs für die Klimatisierung im Nichtwohn-, und Wohnbereich zu erwarten sind. Obwohl deutliche Effizienzsteigerungen für möglich gehalten werden, können diese die hohen Zuwachsraten derzeit nicht kompensieren (siehe Abbildung 25). Raum-Klimaanlagen Andere dezentrale Systeme ‚van coil’ -Einheiten CAV- Systeme konventionelles Heizen Abbildung 25: Kühlenergiebedarf von Klimaanlagen in den EU-15: BAU-Projektion [Quelle: Adnot et al. 2003] Die in Abbildung 25 dargestellte Projektion zeigt den Kühlenergiebedarf der einzelnen Klimagerätetypen sowie im Vergleich dazu deren Heizenergiebedarf zwischen 1990 und 2020. Sowohl für zentrale, als auch dezentrale Klimaanlagen werden weitere Zuwachsraten erwartet, wobei insgesamt große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern gegeben sind. Deutlich über dem EU-Schnitt von 4 Prozent pro Jahr in der Periode 2000 bis 2020 liegen dabei südliche Länder wie Portugal (8 Prozent p.a.), Griechenland (6 Prozent p.a.), aber auch Dänemark (7 Prozent p. a.), Deutschland (6 Prozent p.a.) und Frankreich (5 Prozent p. a.). Selbst wenn letztere Länder von einem niedrigeren Pro-Kopf-Niveau ausgehen wie etwa Spanien, Italien oder Griechenland, zeigt sich deutlich, dass Klimastudie Niederösterreich Seite 36 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 32 Diskussionen rund um das Thema Kühlung und Klimatisierung keinesfalls nur auf Südeuropa reduziert dürfen. 4.2.2 Österreich Dem steigenden Energiebedarf für Raumkühlung wird auch in Österreich in den letzten Jahren vermehrt Aufmerksamkeit geschenkt. Insbesondere wenn über die Auswirkungen von sommerlichen Hitzeperioden berichtet wird, finden sich Meldungen darüber in den österreichischen Medien, wie beispielhaft in Anhang 4 gezeigt wird. Konkrete Einschätzungen des Kühlenergiebedarfes erfolgten bisher in drei Studien, deren Ergebnisse an dieser Stelle kurz zusammengefasst werden. In der bereits erwähnten EU-Studie von Adnot et al. [2003] finden sich auch Projektionen für Österreich. Demzufolge betrug der in Österreich im Jahr 2005 für Kühlzwecke im gesamten Gebäudebereich benötigte Energieeinsatz 549 Gigawattstunden bei einer insgesamt gekühlten Fläche von 26 Millionen Quadratmeter. Dieser Wert entspricht in etwa ein Prozent des Endenergieeinsatzes für Raumwärme im privaten Sektor, beziehungsweise weniger als ein Prozent des für die EU-15 angegebenen Kühlenergiebedarfs (78 100 GWh). Obwohl der Vergleich mit dem Heizenergiebedarf zeigt, dass das Thema Kühlen zur Zeit in Österreich noch eine untergeordnete Rolle spielt, weisen auch die in Adnot et al. [2003] ausgewiesenen Projektionen eine rasante Steigerung des Kühlenergiebedarfs auf. Für Österreich wird beispielsweise eine Steigerung von 296 GWh im Kyoto-Basisjahr 1990 auf in etwa 700 GWh im Jahr 2020 vorausgesagt. Damit würden im Jahr 2020 durch Kühlung in etwa 250.000 Tonnen Treibhausgase verursacht werden (in Adnot et al. [2003] werden für den zusätzlichen Kühlenergiebedarf 350g CO2/kWh, also in etwa die Emissionen eines CCGas Kraftwerkes unterstellt) Ein ähnlicher Trend geht aus Untersuchungen des oberösterreichischen Energiesparverbands hervor, welche für die Periode 2001 bis 2010 eine Steigerung des oberösterreichischen Kühlenergiebedarfs von mindestens 20 Prozent errechnet. Die Berechnungen in dieser Studie gehen dabei von der gekühlten Fläche der jeweiligen Gebäudetypen aus, für die durch Verwendung einer flächenspezifischen Kühllast der Verbrauch ermittelt wurde. Insgesamt weist die Studie einen Verbrauch von 131 GWh in der Basisperiode 2001 aus, wobei 97 GWh dem Bürosektor und 15 GWh dem Haushaltssektor zugeschrieben werden [Wegmayr et al. 2007]. Eine erste Abschätzung der Temperatursensitivität des Elektrizitätsbedarfs in Österreich wird von Nischkauer [2005] durchgeführt. Mittels einer einfachen Regressionsanalyse wird in dieser Studie die Tagesmitteltemperatur in Wien dem Tagesstromverbrauch im öffentlichen Netz gegenübergestellt. Die Ergebnisse zeigen, dass in den Wintermonaten ein Rückgang der tagesmittleren Temperatur gegenüber dem Vorjahr um einen Grad Celsius einen Verbrauchszuwachs von 1 bis 1,1 GWh bedeutet, während im Hochsommer (>21 Grad Celsius) ein Temperaturanstieg gegenüber dem Vorjahr um ein Grad Celsius einen Anstieg des Stromverbrauchs um etwa 0,5 GWh bewirkt. 4.3 Temperatureinflüsse auf die Stromversorgung in Niederösterreich Für eine nähere Analyse des derzeitigen Kühlenergiebedarfs in Niederösterreich wurde in Zusammenarbeit mit DI Halbweis vom Energieversorgungsunternehmen EVN der Temperatureinfluss auf die Stromaufbringung (Last) im Netzgebiet der EVN in der Periode Januar 2005 bis September 2007 ermittelt. Der gewählte Ansatz unterscheidet sich grundlegend von den Ansätzen von Adnot et al. [2003] und dem oberösterreichischen Energiesparverband. Bei diesen Studien wurden sogenannte Bottom-up Ansätze verwendet d. h. es wurde zuerst untersucht wie viel Gebäudefläche jeweils mit welcher Intensität gekühlt wird und diese Daten wurden in Folge Klimastudie Niederösterreich Seite 37 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 33 zu einer Gesamtzahl aggregiert. Im Vergleich dazu wird von uns ein Top-down-Ansatz gewählt, indem versucht wird die einzelnen Einflussfaktoren auf die aggregierte Elektrizitätslast zu bestimmen und daraus zu erkennen welcher Teil der Last auf Kühleffekte zurückzuführen ist. Als Basis für die Untersuchungen diente ein von der EVN für Lastprognosen verwendetes multiples lineares Regressionsmodell. Bei diesem Modell werden für jede Tagesstunde eigene Regressionsgleichungen verwendet, welche die Wirkungen einer Vielzahl von Einflussgrößen, wie beispielsweise Wochentage, Feiertage, Dunkelstunden und Temperatur, auf die Last beinhalten. Zur Ermittlung der Größenordnung des Kühleinflusses wurde das bestehende Standardmodell, welches bereits HGT mit einer Heizgrenztemperatur von 14 Grad Celsius verwendet, um die KGT mit einer Kühlgrenztemperatur von 18,3 Grad Celsius erweitert. Sowohl bei den Heizgradtagen als auch bei den Kühlgradtagen wurde jeweils ein Regressionsparameter für denselben Tag (HGT und KGT) sowie ein exponentiell geglätteter Parameter für eine Miteinbeziehung der Heiz- und Kühlgradtage der Vortage (HGTexp und KGTexp) verwendet. Die exponentielle Glättung der Temperatur bestimmte sich dabei aus dem 0,3-fachem der aktuellen Tagesmitteltemperatur zuzüglich dem 0,7-fachem der geglätteten Temperatur des Vortages. Bei der Interpretation der Ergebnisse sind außerdem folgende Faktoren zu berücksichtigen: • Linearitätsannahme: Die Verwendung von linearen Zusammenhängen bewirkt, dass keine differenzierten Aussagen über die Lastsensitivitäten bei unterschiedlichen Temperaturen gemacht werden können. Der ermittelte Koeffizient wird für alle Temperaturen ab der angenommenen Kühlgrenze festgelegt, und es können beispielsweise nur bedingt Aussagen über Laständerungen bei extremen Temperaturen gemacht werden. • Grenztemperatur: Unter der gewählten Grenztemperatur von 18,3 Grad Celsius erfolgte Kühlleistungen werden nicht berücksichtigt, kommen jedoch in der Praxis ebenso vor. Würde eine niedrigere Grenztemperatur gewählt werden, würden jedoch bereits wieder Heizleistungen die Regressionsgleichungen beeinflussen. • Nicht-temperaturabhängige Lasten: In den ausgewiesenen Werten ist jener Elektrizitätsbedarf von Klimaanlagen, welcher nicht direkt temperaturabhängig ist, wie beispielsweise für Lüftungs- oder Befeuchtungsfunktionen, nicht enthalten. Dafür können neben Kühlungseffekten bei Gebäuden auch andere temperaturbedingte Effekte wie der Mehrverbrauch von Kühlschränken bei wärmeren Innentemperaturen enthalten sein. 4.3.1 Laständerungen im Tagesverlauf Die Prüfung auf Signifikanz der Ergebnisse bei Verwendung der Regressionsparameter KGT und KGTexp ergab für 20 der 24 Stunden einen signifikanten Einfluss der KGT auf die Elektrizitätslast (Vertrauenswahrscheinlichkeit=0,94; t=2). Eine Aufnahme dieser Parameter wirkt sich günstig auf die Erklärungskraft des Regressionsmodells aus. Abbildung 26 illustriert die Regressionskoeffizienten für die einzelnen Stunden, wobei die in rot dargestellten Koeffizienten nicht-signifikant sind. Klimastudie Niederösterreich Seite 38 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 34 Regressionskoeffizienten für Kühlgradtage 6 KGT MW pro Kühlgradtag 5 KGT exp 4 3 2 1 0 -1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 -2 Tageszeit Abbildung 26: Regressionskoeffizienten der KGT und KGTexp für die Periode 2005 bis 2007 [Datenquelle: EVN 2007] Abbildung 26 zeigt für Tage mit einer Tagesmitteltemperatur von mehr als 18,3 Grad Celsius den Temperatureinfluss auf die Elektrizitätslast. Bis etwa Mittag wirken sich zum Großteil nur die Temperaturbedingungen der Vortage auf die Last aus. Auch am Nachmittag haben die Vortagestemperaturen einen ebenso großen Einfluss auf die Last wie die aktuellen Tagestemperaturen, wobei insgesamt der größte Effekt gegen 18 Uhr auftritt. Besonders abends zwischen 19 und 21 Uhr und morgens zwischen 8 und 9 Uhr sind die ausgewiesenen Werte mit Vorsicht zu interpretieren, weil hier das Regressionsmodell keine signifikanten Ergebnisse liefert. Zu diesen Zeiten weist es auch insgesamt die höchsten Standardfehler aus, das heißt, dass zu diesen Zeiten weitere Einflussgrößen auf die Elektrizitätslast einwirken, die mit dem Modell nicht oder nur ungenügend erfasst werden. Summiert man die Einflüsse der KGT und der KGTexp auf die Elektrizitätslast an einem heißen Tag (die gewählte Tagesmitteltemperatur von 30 Grad Celsius entspricht der höchsten im heurigen Jahr gemessenen Temperatur an der von der EVN verwendeten Messstation in St. Pölten), so erhält man die in Abbildung 27 gezeigten Laständerungen gegenüber einem Tag mit 18,3 Grad Celsius Tagesmitteltemperatur (entspricht in etwa einem durchschnittlichen Augusttag in der betrachteten Periode). Laständerung an heißen Tagen (30°C Tagesmitteltemperatur) Laständerung (in MW) 120 100 80 60 40 20 0 -20 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 -40 Tageszeit Abbildung 27: Einfluss der KGT auf die Elektrizitätslast der EVN an einem heißen Tag [Datenquelle: EVN 2007] Klimastudie Niederösterreich Seite 39 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 35 Aus Abbildung 27 geht hervor, dass die mittlere Netzaufbringung unter den derzeitigen Kühlkoeffizienten bei einer Tagesmitteltemperatur in Höhe von 30 Grad Celsius um rund 40 MW ansteigt, wobei ein stündlicher Zusatzbedarfseffekt von bis zu 100 MW auftreten kann. Dieser Spitzenwert entspricht in etwa 10 Prozent der Last an Werktagen. Der tageszeitliche Verlauf mit einem Peak am späten Nachmittag stimmt weitgehend mit den von Adnot et al. [1999] für Raum-Klimaanlagen berechneten Werten überein, welche in Abbildung 28 für das Jahr 1996 sowie als Projektion für 2020 ausgewiesen werden. Abbildung 28: Tageszeitlicher Einfluss von Raum-Klimaanlagen auf die Elektrizitätslast in den EU-15 [Quelle: Adnot et al. 1999] Kühlenergiebedarf im Monatsverlauf 3,0% 2,5% 2,0% 1,5% 1,0% 0,5% Sep.07 Jul.07 Aug.07 Jun.07 Apr.07 Mai.07 Mär.07 Jän.07 Feb.07 Nov.06 Dez.06 Okt.06 Sep.06 Jul.06 Aug.06 Jun.06 Apr.06 Mai.06 Mär.06 Jän.06 Feb.06 Nov.05 Dez.05 Okt.05 Sep.05 Jul.05 Aug.05 Jun.05 0,0% Mai.05 Durchschnittlicher Anteil des Kühlenergiebedarfes am Stromverbrauch 4.3.2 Abbildung 29: Durchschnittlicher Anteil der Kühlenergiebedarfes am Stromverbrauch [Datenquelle: EVN 2007] Abbildung 29 zeigt die ermittelte Summe der Regressionsparameter KGT und KGTexp relativ zum gesamten Stromverbrauch im Netzgebiet der EVN. Die Jahressummen reichen von 23 GWh im Jahr 2005, in welchem der Sommer relativ kühl war, bis 33 GWh im Jahr 2007, wobei in diesem Jahr alle drei Sommermonate Juni, Juli und August gleichermaßen ins Gewicht fallen. Der Juli 2006 sticht als Einzelmonat mit rund 16 GWh besonders hervor. In diesem Monat wurden bis auf zwei Ausnahmen stets Tagesmitteltemperaturen von über 20 Grad Celsius verzeichnet, während im Juli 2007 neben der außergewöhnlichen 7-tägigen Hitzeperiode ebenso kältere Tage zu verzeichnen waren (acht Tage unter der Kühlgrenztemperatur von 18,3 Grad Celsius). Obwohl ein direkter Vergleich der Ergebnisse wegen der verschiedenen methodischen Ansätze und Untersuchungsregionen in Adnot et al [2003] bzw. der Studie der oberösterreichischen Energiesparverbands nicht möglich ist, scheinen die ausgewiesenen Klimastudie Niederösterreich Seite 40 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 36 Werte deutlich unter den in diesen Studien angegebenen Werten zu liegen. Bezieht man die jeweiligen Werte auf die Einwohnerzahlen in Österreich [Adnot et al. 2003], Oberösterreich [Wegmayr et al. 2007] und dem Netzgebiet der EVN (ca. 80 Prozent von NÖ), so sind die ermittelten Werte für das Jahr 2007 um einen Faktor 2,5 niedriger als die Werte von Adnot et al. [2003] und um einen Faktor 4 niedriger als die Werte von Wegmayr et al. [2007]. Allerdings ist auch zu berücksichtigen, dass das Netzgebiet der EVN insgesamt deutlich ländlicher ist als die Vergleichsgebiete, weil die urbaneren Regionen südlich von Wien (Raum Baden, Wiener Neustadt) von anderen Netzversorgern betreut werden. Der Anteil der Bürogebäude und folglich der Kühllast dürfte damit im Netzgebiet der EVN deutlich unter den anderen untersuchten Regionen liegen. 4.3.3 Heizenergiebedarf Die im Regressionsmodell ausgewiesenen HGT und HGTexp geben Aufschluss über die Temperaturabhängigkeit der Last in den Wintermonaten. Anstatt der in Kapitel 1 verwendeten ÖNORM-Definition 20/12 wird von der EVN eine Heizgrenztemperatur von 14 Grad Celsius herangezogen. Aufgrund der hohen Korrelationen zwischen HGT, Dunkelstunden und elektrischen Hilfsantrieben (Umwälzpumpen, Fördereinrichtungen für Pellets/Hackgut usw.) besteht die Möglichkeit, dass sich in der Regression insgesamt Effekte zwischen diesen Regressionsparametern verschieben können. Der mithilfe der HGT und HGTexp ermittelte Temperatureinfluss ergab in den letzten 3 Jahren einen jährlichen elektrischen Bedarf in Höhe von 360 (für 2007) bis 470 GWh (für 2005 und 2006). Dieser Bedarf entspricht etwa 4,7% bis 6,2% der jährlichen Netzaufbringung (Netzebenen 3 bis 7) und liegt mehr als einen Faktor 10 über dem errechneten Kühlenergieeinfluss. Im Vergleich mit der Energiestatistik der Statistik Austria [2006] scheint der ermittelte Temperatureinfluss gut zu stimmen. Multipliziert man die für die Kategorie Raumwärme und Klimatisierung eingesetzte elektrische Energie im Jahr 2005 (4135 GWh) mit dem Anteil der Elektroheizungen in Niederösterreich im Bundesvergleich (15 Prozent) ergibt sich für Niederösterreich ein Verbrauch von 610 GWh. Nachdem etwa 80 Prozent der Haushalte im Netzgebiet die EVN liegen ergibt sich somit ein ungefährer Verbrauch von 490 GWh (inkl. Klimatisierung und Wärmepumpen). 4.4 Zukünftiger Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 4.4.1 Datenbasis In der Folge soll gezeigt werden, wie sich der Heiz- und Kühlenergiebedarf in den kommenden Jahren unter verschiedenen Rahmenbedingungen entwickeln wird. Ziel ist dabei nicht so sehr die einzelnen Einflussfaktoren auf den Energiebedarf zu analysieren, sondern vielmehr aufzuzeigen, wie sich Trends im Heiz- und Kühlverhalten unter geänderten Klimabedingungen auf diesen auswirken können. Dazu wird beim Heiz- und Kühlenergiebedarf analytisch zwischen dem direkten meteorologischen Einfluss (HGT und KGT gemäß der Szenarien in Kapitel 2), und allen weiteren Einflussfaktoren unterschieden, welche durch die Heiz- und Kühlkoeffizienten wiedergegeben werden (vgl. Kapitel 4.1). Für die Szenarien wurden die in Kapitel 2 ausgewiesen HGT und KGT für die Station Langenlebarn verwendet. Einerseits, weil die Stationsdaten gut mit der von der EVN herangezogenen Messstation in St. Pölten korrelieren. Andererseits, weil die HGT und KGT für diese Station in etwa dem bevölkerungsgewichteten Mittel für Niederösterreich entsprechen. Es wurde für die HGT und HGT jeweils ein linearer Zusammenhang mit dem Energiebedarf unterstellt. Klimastudie Niederösterreich Seite 41 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 37 Die derzeitigen Heizkoeffizienten wurden sowohl auf Basis der in Tabelle 2 ausgewiesenen Werte für alle Energieträger ermittelt (5 GWh pro HGT), als auch auf Basis der für die EVN ermittelten Sensitivitäten nur für den Heizenergieträger Elektrizität (0,2 GWh pro HGT). Ebenso wurde für Niederösterreich ein derzeitiger Kühlkoeffizient von 0,19 GWh pro KGT errechnet. Dazu sei angemerkt, dass um die von der EVN nicht abgedeckten Gebiete Niederösterreichs miteinzubeziehen, die Werte aus der Last-Analyse für das EVN-Netzgebiet bei den Heizkoeffizienten mit dem Faktor 1,26 multipliziert wurden, beim Kühlkoeffizienten um einen Faktor 1,5. Damit wird dem Umstand Rechnung getragen, dass diese Gebiete im Süden von Wien einen höheren Anteil an Bürogebäuden aufweisen. Bezüglich der zukünftigen Entwicklung der Heiz- und Kühlkoeffizienten wurden jeweils drei unterschiedliche Annahmen getroffen. Beim Kühlkoeffizienten wurde im positivsten Fall von einem Konstantbleiben ausgegangen, wobei diese Variante aufgrund der derzeitigen Zuwachsraten im Gerätebestand als sehr ambitioniert gesehen werden muss. Als Mittelvariante wurden zwei Prozent angenommen, was in etwa den derzeitigen Zuwachsraten in Adnot et al. [2003] und Wegmayr et al. [2007] entspricht. Alternativ wurde mit einer Zunahme um vier Prozent pro Jahr gerechnet, was angesichts der in Adnot et al. [2003] angeführten Wachstumsraten für Deutschland oder Frankreich durchaus auch plausibel erscheint. Beim Heizkoeffizienten wurde als günstigste Variante von einer Abnahme um zwei Prozent pro Jahr ausgegangen, was einer Halbierung des Heizenergiebedarfs in den nächsten 35 Jahren entspricht. Als Mittelvariante wurde von einem konstanten Bedarf ausgegangen, was in etwa dem derzeitigen Trend entspricht. Als Maximum wird als Extremfall ein Zuwachs von zwei Prozent pro Jahr gezeigt. Dies entspricht dem Trend in den 90er Jahren, ist aber in Hinblick auf zukünftige energie- und klimapolitische Herausforderungen als unrealistisch einzuschätzen. 4.4.2 Ergebnisse KGT-Trend-Szenario KGT-Trend linear Durchschnittlicher Jahreskühlenergiebedarf in Niederösterreich (in MWh) 250.000 200.000 4% 150.000 2% 0% 100.000 50.000 20 08 20 10 20 12 20 14 20 16 20 18 20 20 20 22 20 24 20 26 20 28 20 30 28 26 24 22 20 18 16 14 12 10 30 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 08 0 Jahr Jahr Abbildung 30: Kühlenergiebedarf für unterschiedliche Wachstumsraten des Kühlkoeffizienten bei linearem KGT-Trend bzw. KGT-Trend-Szenario Abbildung 30 zeigt die Entwicklung des Kühlenergiebedarfs unter Annahme verschiedener Wachstumsraten unter Zugrundelegung einer linearen Zunahme der durchschnittlichen KGT, sowie für das Trend-Szenario, welches die Variabilitäten zwischen den einzelnen Jahren wiedergibt. Letzteres scheint insbesondere bezüglich der Auswirkungen heißer Jahre besonders relevant. Während bei einem konstanten Kühlkoeffizienten in einem zukünftigen heißen Jahr (die KGT des Szenarios für die Jahre 2020 und 2029 entsprechen ungefähr dem Jahr 2003) etwa 100 GWh für Kühlung benötigt werden, sind es bei vier Prozent Wachstum im Jahr 2020 150 GWh, im Jahr 2029 bereits 250 GWh. Für einen besseren Überblick, wie sensibel der Kühl- und Heizenergiebedarf auf Änderungen der Koeffizienten und der meteorologischen Bedingungen reagiert, werden die Ergebnisse in Klimastudie Niederösterreich Seite 42 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 38 Tabelle 4 und Tabelle 5 jeweils für das Jahr 2026 und das Jahr 2050 zusammengefasst. Es wird dabei jeweils von einem in der Vergangenheit durchschnittlichen Sommer/Winter ausgegangen (Mittelwert 1971 bis 2006), sowie von einem durchschnittlichen Sommer/Winter bei Trend-Fortschreibung und einem Sommer der dem Sommer 2003 entspricht, bzw. einem Winter, welcher dem Winter 2006/07 entspricht. Tabelle 4: Heiz- und Kühlenergiebedarf im Jahr 2026 unter Annahme verschiedener HGT/KGT bzw. Heiz/Kühlkoeffizienten Kühlenergiebedarf elektrisch (in GWh) KGT durchschnittlicher Sommer 1971 bis 2006 Trend: durchschnittlicher Sommer 2026 Sommer wie 2003 Kühlkoeffizient (Änderung p.a.) +0% +2% +4% 37 54 78 67 97 140 81 117 170 Heizenergiebedarf elektrisch (in GWh) HGT durchschnittlicher Winter 1971 bis 2006 Trend: durchschnittlicher Winter 2026 Winter wie 2006/07 Heizkoeffizient (Änderung p.a.) -2% 0% +2% 438 644 937 385 564 822 331 485 707 Heizenergiebedarf alle Energieträger (in GWh) HGT durchschnittlicher Winter 1971 bis 2006 Trend: durchschnittlicher Winter 2026 Winter wie 2006/07 Heizkoeffizient (Änderung p.a.) -2% 0% +2% 11.070 16.249 23.672 9.710 14.253 20.764 8.350 12.258 17.857 Generell zeigt sich, dass der Kühlenergiebedarf im Jahr 2026 auch bei Annahme einer hohen Zuwachsrate des Kühlkoeffizienten nur einem kleinen Teil des gesamten Heizenergiebedarfs entspricht (1 bis 2 Prozent). Auf die Elektrizitätslast haben die Ergebnisse allerdings einen erheblichen Einfluss, weil nur ein Bruchteil des gesamten Heizenergiebedarfs, jedoch ein Großteil des Kühlenergiebedarfs mit Strom abgedeckt wird. Einerseits ist hierbei zu berücksichtigen, dass die Kühlperiode (80 Tage) durchschnittlich wesentlich kürzer als die Heizperiode (180 Tage) ist. Andererseits wird die meiste Kühlenergie zu Zeiten von Lastspitzen benötigt, während für Heizzwecke überwiegend Nachtstrom verwendet wird. Schreibt man die derzeitigen Kühllastspitzen von etwa 100 MW im Netzgebiet der EVN bzw. 150 MW in Niederösterreich beispielsweise mit einer Zuwachsrate von vier Prozent fort, so würde ein Spitzenlastbedarf von bis zu 250 MW bzw. 400 MW entstehen. Klimastudie Niederösterreich Seite 43 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 39 Tabelle 5: Heiz- und Kühlenergiebedarf im Jahr 2050 unter Annahme verschiedener HGT/KGT bzw. Heiz/Kühlkoeffizienten Kühlenergiebedarf elektrisch (in GWh) KGT durchschnittlicher Sommer 1971 bis 2006 Trend: durchschnittlicher Sommer 2050 Sommer wie 2003 Kühlkoeffizient (Änderung p.a.) 0% +2% +4% 37 87 200 86 201 464 81 189 436 Heizenergiebedarf elektrisch (in GWh) HGT durchschnittlicher Winter 1971 bis 2006 Trend: durchschnittlicher Winter 2050 Winter wie 2006/07 Heizkoeffizient (Änderung p.a.) -2% 0% +2% 270 644 1.508 216 514 1.204 204 485 1.137 Heizenergiebedarf alle Energieträger (in GWh) HGT durchschnittlicher Winter 1971 bis 2006 Trend: durchschnittlicher Winter 2050 Winter wie 2006/07 Heizkoeffizient (Änderung p.a.) -2% 0% +2% 6.816 16.249 38.075 5.443 12.975 30.403 5.142 12.258 28.722 Tabelle 5 zeigt die Ergebnisse der Szenarien für das Jahr 2050, wobei betont werden muss, dass bei Fortschreibungen über solch lange Zeiträume die Ergebnisse mit Vorbehalt interpretiert werden müssen, weil nur kleine Änderungen der angenommenen Wachstumsraten große Auswirkungen haben. Vergleicht man den Elektrizitätsbedarf für Kühlen und Heizen jedoch unter der Annahme, dass Elektrizität für Kühlzwecke weiter an Bedeutung gewinnen wird, für Heizzwecke an Bedeutung verlieren wird, so könnte eine Umkehr vom bisherigen saisonalen Muster (höchster Bedarf im Winter) erfolgen. Für konkretere Aussagen scheinen hierzu allerdings nähere Analysen notwendig. Betrachtet man nicht wie in den Tabelle 4 und Tabelle 5 die absoluten Werte, sondern nur die klimabedingten Änderungen, so ergibt sich ein deutlich differenzierteres Bild. Exemplarisch werden in Tabelle 6 die Unterschiede zwischen einem durchschnittlichen Jahr in der Periode 1971 bis 2006 und einem laut Trend durchschnittlichen Jahr 2026 bzw. 2050 gezeigt. Tabelle 6: Klimabedingte Änderung des Heiz- und Kühlenergiebedarfs in den Jahren 2026 und 2050 2050 2026 Kühlkoeffizient Änderung Kühlenergiebedarf elektrisch (in GWh) 0% +2% +4% 0% +2% +4% +30 +43 +62 +49 +115 +264 Heizkoeffizient Änderung Heizenergiebedarf elektrisch (in GWh) -2% 0% +2% -2% 0% +2% -54 -79 -115 -54 -130 -304 Heizkoeffizient Änderung Heizenergiebedarf alle Energieträger (in GWh) -2% 0% +2% -2% 0% +2% -1.360 -1.996 -2.908 -1.374 -3.274 -7.672 Klimastudie Niederösterreich Seite 44 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 40 Aus Tabelle 6 kann geschlossen werden, dass unter der Annahme von unveränderten Heizund Kühlkoeffizienten, der zusätzliche Kühlenergiebedarf jeweils etwa 40 Prozent des elektrischen Heizenergiebedarfs und nur 1,5 Prozent des gesamten Heizenergiebedarfs beträgt. Höhere Temperaturen wirken sich also auf jeden Fall günstig auf den Gesamtenergieverbrauch von Regionen wie Niederösterreich aus. Selbst wenn der Heizkoeffizient um zwei Prozent pro Jahr sinken würde und der Kühlkoeffizient um vier Prozent steigen würde, würde klimabedingt etwa fünf mal soviel Heizenergiebedarf eingespart werden, wie zusätzlicher Kühlenergiebedarf entstehen würde. Im Allgemeinen zeigt die Analyse ganz klar, dass der zukünftige Heiz- und Kühlenergiebedarf weniger durch den Faktor ‚Klima’ bestimmt sein wird, sondern durch alle übrigen Einflüsse, welche im Rahmen dieser Untersuchung in den Koeffizienten zusammengefasst wurden. Beispielsweise führt die klimabedingte Zunahme der Kenngröße KGT um 130 Prozent bis 2050 zu einer Erhöhung des Kühlenergiebedarfs um 49 GWh (von 37 auf 86 GWh). Ein gleichzeitiger Anstieg des Kühlkoeffizienten um zwei Prozent würde jedoch zusätzlich einen Anstieg um 115 GWh bewirken. Ebenso erfolgt durch die Abnahme der Heizgradtage um 20 Prozent eine Abnahme des Heizenergiebedarfs um 3000 GWh. Eine Senkung des Heizkoeffizienten um zwei Prozent pro Jahr würde eine weitere Einsparung von 7500 GWh bewirken, während eine Steigerung des Heizkoeffizienten um nur 0,5 Prozent pro Jahr die klimabedingte Einsparung wieder ausgleichen würde. 4.4.3 EXKURS: Die Kosten zusätzlicher Gebäudekühlung Angesichts des steigenden Kühlenergiebedarfs wird häufig die Frage nach den Kosten zusätzlicher Gebäudekühlung gestellt. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die verbrauchsgebundenen Kosten für den derzeit dominanten Kühlenergieträger Elektrizität nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten ausmachen. Simader et al. [2005, S. 108] gehen beispielsweise bei konventionellen Kompressionskältemaschinen für Bürogebäude von einem Anteil der Elektrizitätskosten an den Gesamtkosten von weniger als 30 Prozent aus, der Rest fällt auf Investitionskosten sowie zu einem geringen Teil auf Wartungskosten. Für Einkaufszentren betragen die Stromkosten rund 50 Prozent der Gesamtkosten. Die spezifischen Kühlkosten (pro kWh) sind im Vergleich zu den Heizkosten dementsprechend deutlich höher. In Simader et al. [2005] werden je nach Technologie, Gebäudetyp und -größe spezifische Kühlkosten von 11 bis 35 Cent ausgewiesen. Währenddessen betragen die Heizkosten für Privathaushalte derzeit etwa 10 Cent pro kWh (vgl. Kapitel 5.1), bei größeren Objekten liegen sie deutlich unter diesem Wert. Weiters ist es notwendig die Kosten zusätzlicher Infrastruktur zu berücksichtigen. Adnot et al. [1999, S. 87] schätzen beispielsweise für Italien, dass aufgrund von vermehrten Kühlspitzen bis 2020 zusätzliche 3500 MW Kapazität benötigt werden, mit etwa zwei Milliarden Euro an zusätzlichen Investitionen in die Elektrizitätsinfrastruktur. Auch wenn für Österreich zumindest in den nächsten Jahrzehnten keine Zusatzkapazitäten für Kühlzwecke benötigt werden, weil die Lastspitzen weiterhin in den Wintermonaten deutlich höher sein werden, wirken sich europaweite Kühlspitzen dennoch unmittelbar auf den Marktpreis für Elektrizität und damit auf Österreich unmittelbar aus. 4.5 Zusammenfassung der Ergebnisse • In Österreich wie auch in den EU-15 steigen derzeit sowohl die klimatisierten Flächen als auch der Elektrizitätsverbrauch für die Klimatisierung deutlich an. Schätzungen gehen in Österreich beim Elektrizitätsbedarf für Klimatisierung von Zuwachsraten im Bereich von zwei bis drei Prozent aus. • Der Kühlenergiebedarf wirkt sich unmittelbar auf die Last der EVN aus. An heißen Sommertagen (30 °C Tagesmitteltemperatur) ist die L ast durchschnittlich um etwa 40 Klimastudie Niederösterreich Seite 45 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 41 MW höher als an Tagen mit 18 °C, wobei der höchste Einfluss am späten Nachmittag mit rund 100 MW zusätzlicher Last festgestellt wurde. • Bis zu drei Prozent der monatlichen Netzaufbringung waren in der Untersuchungsperiode 2005 bis August 2007 dem Kühlenergiebedarf zuordenbar. Auf Jahresbasis beträgt dieser etwa 0,4 Prozent der Netzaufbringung bzw. rund 30 GWh. Im Vergleich dazu wurde ein jährlicher elektrischer Bedarf von etwa 400 GWh für Heizzwecke ausgewiesen. • Der Kühlenergiebedarf wird in Niederösterreich auf absehbare Zeit weiterhin nur einen Bruchteil des Heizenergiebedarfs ausmachen. Die klimabedingte Einsparung an Heizenergiebedarf ist um ein vielfaches höher als der zusätzliche Kühlenergiebedarf. Beim Energieträger Elektrizität könnte der zusätzliche Bedarf im Sommer allerdings mengenmäßig die Einsparungen an Heizenergie im Winter kompensieren. Dies scheint vor allem dahingehend problematisch, dass die Kühllast sich tageszeitlich mit der allgemeinen Lastspitze überschneidet. • Der zukünftige Heiz- und Kühlenergiebedarf wird weniger durch den Faktor ‚Klima’, sondern viel mehr durch technische und sozio-ökonomische Entwicklungen bestimmt. Beim Heizenergiebedarf können zusätzliche Anstrengungen im Bereich Energieeffizienz eine wesentlich größere Einsparung bewirken als höhere Temperaturen. Umgekehrt kann der derzeit rasante Anstieg des Kühlenergiebedarfs nicht ausschließlich mit wärmeren Sommern gerechtfertigt werden. Klimastudie Niederösterreich Seite 46 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 42 5 Investitionsentscheidungen bei Heiztechnologien In diesem Kapitel soll gezeigt werden, welche Auswirkungen die in den vorherigen Kapiteln diskutierten temperaturbedingten Änderungen des Heizenergiebedarfs konkret auf Investitionsentscheidungen im Bereich Heiztechnologien haben können. Dabei soll versucht werden bei diesen Investitionsentscheidungen nicht nur direkte Klimaauswirkungen miteinzubeziehen, sondern auch die Wirkungen von klimapolitischen Maßnahmen zur Reduktion des Kohlendioxid-Ausstoßes. Es ist wichtig die Einschränkungen, die eine solche Betrachtungsweise mit sich bringt zu kennen. Bei den vorliegenden Investitionsrechnungen wird angenommen, dass gut informierte, rationale Akteure sich für die kostengünstigste Variante entscheiden. Tatsächlich werden in der Praxis die Kosten vielfach von den Haushalten nur überschlagsmäßig, ohne Zinseffekte, oder zumindest nur statisch betrachtet. Den Investitionskosten wird vielfach aufgrund budgetärer Einschränkungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt als verbrauchsgebundenen oder betriebsgebundenen Kosten. Die Preise werden von einem bestimmten Niveau ausgehend fortgeschrieben, ohne Schwankungen oder allgemeine Preistrends explizit miteinzubeziehen. Auch können in der vorliegenden Analyse nur ökonomisch gut messbare Faktoren miteinbezogen werden. Faktoren wie regionale Umweltwirkungen (Feinstaub etc.), und Versorgungssicherheit, können ebenso wenig betrachtet werden wie Kriterien auf der emotionalen Ebene (Image, Komfort etc.). Gerade diese Kriterien sind schwer quantifizierbar und werden vielfach nur ungenügend verstanden, spielen jedoch im Kontext des steigenden Wissensstandes zum globalen Klimawandel eine zunehmende Rolle. So können sowohl positive Assoziationen (z. B. „Ich bin ein Klimaschützer“), als auch Gruppendruck (z.B. „Er hat noch immer eine Ölheizung“) wesentliche entscheidungsrelevante Kriterien sein, auf die in der Folge jedoch nicht weiter eingegangen werden kann. 5.1 Szenarien für die Investitionsrechnungen Bei der durchgeführten Investitionsrechnung wurde anhand der Durchschnittspreise des Jahres 2006 eine Basisvariante erstellt, von dieser ausgehend dann jeweils für Preis, Zinssatz, Energiebesteuerung und Temperaturentwicklung zwei abweichende Varianten gerechnet wurden. Die Kostenstrukturen der Heizsysteme im Kleinfeuerungsbereich (15 kW) stammen aus einem derzeit am Wegener Zentrum durchgeführten Forschungsprojekt [Kettner et al. 2007]. Die Berechnungen unterliegen folgenden Prämissen: • Es wird eine dynamische Investitionsrechung nach der Annuitätenmethode auf Basis realer Werte durchgeführt • Es werden keinerlei Förderungen miteinbezogen • Es wird von einer Neuinvestition ausgegangen, das heißt es werden auch die Kosten für das Brennstofflager etc. miteinbezogen. Die angegebenen Werte sind für Sanierungsmaßnahmen nicht übertragbar. Bei Ersatzinvestitionen (Austausch der alten Ölheizung durch eine neue Ölheizung etc.) entstehen in vielen Fällen deutlich geringere Kosten als bei einem Energieträgerwechsel (Hackgut statt Ölheizung etc). 5.1.1 Basisszenario Den Berechnungen wurde eine Nutzungsdauer von 20 Jahren, ein Realzinssatz von drei Prozent, sowie 1450 Volllaststunden unter durchschnittlichen klimatischen Bedingungen unterstellt. Die Preise für Heizöl und Erdgas stellen von der Statistik Austria angegebene österreichische Durchschnittspreise für das Jahr 2006 dar, die Pelletspreise entsprechen dem vom Verein proPellets veröffentlichten Durchschnittspreis für das Jahr 2006, die Preise für Hackgut sind Eigenannahmen auf Basis von in der Literatur angegebenen Werten. Klimastudie Niederösterreich Seite 47 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 43 Tabelle 7: Kosten von 15 kW Heizanlagen inkl. Montage, Installation und Lagererfordernisse Hackgut Investitionskosten (ohne Förderungen) Brennstoffpreise (2006) mittlere jährliche kapitalgebundene Kosten mittlere jährliche verbrauchsgebundene Kosten mittlere jährliche betriebsgebundene Kosten mittlere jährliche Gesamtkosten 5.1.2 Pellets Heizöl Erdgas 20.240 € 12.179 € 7.214 € 7.200 € 22 €/SRM 217 €/t 0,686 €/l 0,053 €/kWh 1.261 € 789 € 461 € 433 € 824 € 1.304 € 1.870 € 1.411 € 436 € 2.521 € 347 € 2.440 € 281 € 2.612 € 215 € 2.059 € Zinssätze und Preise Der angenommene Zinssatz ist insofern von Bedeutung, weil die Rentabilität von kapitalintensiven Investitionen mit vergleichsweise geringen laufenden Kosten, wie beispielsweise Hackgutheizungen oder Windkraftwerken, stark davon abhängt. Die niedrigen Kreditzinsen in den letzten Jahren werden neben anderen Faktoren auch als ein wesentlicher Grund für den Windkraftboom in Europa genannt [EWEA 2005]. Der langfristige Realzinssatz in Österreich schwankte seit 1993 in einem Bereich zwischen ein und sechs Prozent, wobei der Höchststand 1995 erreicht wurde und bis 2005 ein stetiger Rückgang auf ein Prozent erfolgte [BIZ 2005 in: ÖNB 2005]. Der angenommene Realzinssatz von drei Prozent entspricht dem Durchschnitt der Periode 2000 bis 2005. In den beiden Varianten wird ein hoher Zinssatz von fünf Prozent, sowie ein niedriger Zinssatz von ein Prozent unterstellt. Bei den Preisen für die Brennstoffe wird in den beiden Varianten jeweils ein um 20 Prozent höherer sowie niedriger Durchschnittspreis gegenüber dem Jahr 2006 unterstellt. Zum Ölpreis ist anzumerken, dass der Preis des Jahres 2006 im historischen Kontext einen sehr hohen Preis darstellt, allerdings herrschen äußerst unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Entwicklung vor. Während die Prognose der Investkredit bis 2012 von einem deutlichen weiteren Anstieg über dieses Niveau ausgeht, lässt die jüngste Entwicklung auf den Future-Märkten für die nächsten Jahre eine weiteres Verbleiben auf diesem Niveau erkennen, während die Konsensprognosen der Analysten von einem leichten Rückgang ausgehen [Wattaul 2006]. 5.1.3 Erhöhung der Energieabgabe Grundsätzlich zeigt sich, dass derzeit bereits eine Staffelung der Steuersätze für Heizenergieträger nach der CO2-Emissionsintensität erfolgt. Wie Tabelle 8 zeigt, wird Heizöl stärker besteuert als Erdgas, während Biomasse derzeit nur einer Besteuerung von zehn Prozent unterliegt. Auch Kohle wird seit 1.1.2004 mit fünf Cent pro Kilogramm besteuert. Klimastudie Niederösterreich Seite 48 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 44 Tabelle 8: Jahresdurchschnittspreise und – steuern für Öl, Gas und Strom im Jahr 2006 Nettopreis Energieabgabe Heizöl EL/1000l Naturgas/TOE Strom/kWh 463 € 452 € 0,09 € 108 € 69 € 0,02 € MWSt 114 € 104 € 0,02 € Steuer Steuer in % Bruttopreis insges. v. Nettopreis 222 € 48% 687 € 174 € 38% 626 € 0,05 € 56% 0,14 € Quelle: STATISTIK AUSTRIA, Stand:18.05.2007 In dieser Variante wird davon ausgegangen, dass in den nächsten Jahren eine weitere Erhöhung der Energiesteuern vorgenommen wird bzw. eine CO2-Abgabe eingeführt wird. Es wird von einer Erhöhung um 50 Prozent der derzeitigen Energieabgabe ausgegangen, wobei dies in etwa einer CO2-Abgabe von 19 Euro pro Tonne CO2 bei Heizöl, sowie 12 Euro pro Tonne CO2 bei Erdgas entspricht. Es ist zu beachten, dass die Energieabgaben unabhängig von der Entwicklung der Nettoenergiepreise sind, während die Mehrwertsteuer bei einer Erhöhung sowohl der Preise als auch der Energieabgabe proportional ansteigt. Abbildung 31 illustriert, dass die Energieabgaben nur einen relativ geringen Teil an den Jahreskosten für Energie ausmachen, zumindest bei den Rohstoffpreisen des Jahres 2006. € 2.000 € 1.800 Kosten pro Jahr € 1.600 € 1.400 € 1.200 Mehrwertsteuer € 1.000 € 800 Energieabgabe € 600 Brennstoffkosten und Grundpreis (Erdgas) € 400 € 200 €Hackgut Pellets Heizöl Erdgas Abbildung 31: Anteil von Nettoenergiepreis, Energieabgaben (MöSt, ErdgasAbgabe) und Mehrwertsteuer im Basisszenario 5.1.4 Temperaturtrend In dieser Variante wird davon ausgegangen, dass die Temperatur nicht wie in der Basisvariante konstant bleibt (Mittelwert der Periode 1987 bis 2006), sondern sich entsprechend der in Kapitel 2.2 beschriebenen Trends in den nächsten 20 Jahren (2007 bis 2026) ändern wird. Die Miteinbeziehung in das Investitionsmodell erfolgt dabei unter der Annahme, dass sich die Änderungen der HGT proportional auf die Volllaststunden und damit den Heizenergiebedarf auswirken. Abbildung 32 zeigt den ausgewiesenen Verlauf der HGT für die Investitionsperiode am Beispiel von Amstetten (die Abbildungen für die drei weiteren Regionen finden sich in Anhang 2). Es ist dabei ersichtlich, dass die Werte von REMO_UBA völlig gegen den Trend der letzten 35 Jahre verlaufen (siehe dazu Kapitel 1.2.2). Klimastudie Niederösterreich Seite 49 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 45 Heizgradtage in Amstetten 4500 Heizgradtage (20/12) 4000 3500 3000 2500 2000 1500 REMO_UBA Trendszenario 1971 bis 2006 Linear (1971 bis 2006) 1000 500 2026 2021 2016 2011 2006 2001 1996 1991 1986 1981 1976 1971 0 Abbildung 32: HGT in Amstetten in der Periode 1971 bis 2030 5.2 Ergebnisse der Investitionsrechnungen Bei der Interpretation der Ergebnisse sind nicht so sehr die absoluten Differenzen ausschlaggebend, welche sich aufgrund der spezifischen Annahmen zu Investitionskosten und laufenden Kosten ergeben, sondern vielmehr die relativen Änderungen durch die Varianten. Wichtig ist auch zu beachten, dass Zinssatz- und Temperaturänderungen immer für alle Technologien gleichermaßen gelten (mit unterschiedlich starkem Einfluss), während die Änderungen der Preise und Energieabgaben zwischen den einzelnen Technologien unterschiedlich ausfallen können (d.h. der Ölpreis kann steigen, der Pelletspreis sinken). Änderung der Energiepreise € 3.000,00 € 2.500,00 € 2.500,00 € 2.000,00 € 2.000,00 Annuität Annuität Änderung der Zinssätze € 3.000,00 € 1.500,00 € 1.000,00 € 1.500,00 € 1.000,00 € 500,00 € 500,00 €- €Hackgut Annuität Basis Pellets Zinssatz -2% Heizöl Hackgut Erdgas Annuität Basis Zinssatz +2% Alle Preise -20% Heizöl Erdgas Alle Preise +20% Änderung der Temperatur Änderung der Energieabgabe € 3.000,00 € 3.000,00 € 2.500,00 € 2.500,00 € 2.000,00 € 2.000,00 Annuität Annuität Pellets € 1.500,00 € 1.000,00 € 1.500,00 € 1.000,00 € 500,00 € 500,00 €- €Hackgut Annuität Basis Pellets Heizöl Energieabgabe +50 % Hackgut Erdgas Annuität Basis Pellets Temperaturszenario Trend Heizöl Erdgas Temperaturszenario REMO Abbildung 33: Änderungen der jährlichen Heizkosten bei Änderungen der Zinssätze, Energiepreise, abgaben, und der Temperatur Klimastudie Niederösterreich Seite 50 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 46 Abbildung 33 zeigt sehr deutlich, dass die Miteinbeziehung der klimatischen Bedingungen sich bei einem Planungshorizont von 20 Jahren nur geringfügig auf die durchschnittlichen jährlichen Gesamtheizkosten (Annuität) auswirkt, während Annahmen bezüglich der Zinssätze und Energiepreise einen starken Einfluss auf die Ergebnisse haben. Eine nähere Interpretation erfolgt in der nachfolgenden Zusammenfassung. 5.3 Zusammenfassung der Ergebnisse • Den größten Einfluss auf die Heizsystemkosten haben die Energiepreise. Unter den jetzigen Preisbedingungen sind bei Öl- und Gasheizungen in etwa 70 Prozent der Gesamtkosten verbrauchsgebundene Kosten, während es bei Holzpellets nur rund die Hälfte, bei Hackschnitzel in etwa ein Drittel sind. Dementsprechend stark wirken sich Änderungen der Energiepreise vor allem bei Heizöl und Erdgas auf die durchschnittlichen jährlichen Gesamtheizkosten aus. • Die Zinssätze haben einen entscheidenden Einfluss auf die Rentabilität von Heiztechnologien. Kapitalintensive Investitionen wie Hackschnitzelheizungen sind viel stärker von den Zinssätzen abhängig als Heizsysteme mit geringen Investitionskosten. Dahingehend begünstigten die im historischen Vergleich sehr günstigen Zinssätze der letzten Jahre Investitionen in diesem Bereich. Zinssatzerhöhungen stellen einen Risikofaktor dar, allerdings hängt der jeweilige Kalkulationszinssatz auch maßgeblich vom Verhältnis zwischen Eigenkapital und Fremdkapital ab. • Eine Erhöhung der Besteuerung von kohlenstoffintensiven Energieträgern in den nächsten Jahren ist wahrscheinlich, in welcher Form (Erhöhung der Energieabgaben, CO2-Steuer etc.) diese auch immer umgesetzt wird. Daher scheint es rational, diese in zukünftige Investitionsentscheidungen miteinzubeziehen. Da die Energieabgabe derzeit einen geringen Anteil an den verbrauchsgebundenen Kosten ausmacht, haben nur signifikante Änderungen einen spürbaren Einfluss auf Investitionsentscheidungen. • Eine Reduktion des Heizwärmebedarfs durch künftig wärmere Winter hat, zumindest im Zeithorizont von 20 Jahren, keine markanten Auswirkungen auf die durchschnittlichen jährlichen Gesamtheizkosten. Bei einer Abnahme der HGT um sechs Prozent, wie sie für Amstetten im Vergleich mit der Periode 1987 bis 2006 errechnet wurde, beträgt die Abnahme der Gesamtheizkosten für Hackgut zwei Prozent, für Öl- und Gasheizungen vier Prozent. Je höher die Brennstoffkosten sind, desto größer ist auch die klimabedingte Einsparung. Klimastudie Niederösterreich Seite 51 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 47 6 Schlussfolgerungen In Österreich wie auch in den EU-15 steigen derzeit sowohl die klimatisierten Flächen als auch der Elektrizitätsverbrauch für die Klimatisierung deutlich an. In diesem Projekt konnte für das Netzgebiet der EVN gezeigt werden, dass sich höhere Temperaturen im Sommer unmittelbar auf die Netzaufbringung auswirken. Für heiße Sommertage (30 °C Tagesmitteltemperatur) wurde mittels einer multiplen, linearen Regressionsanalyse ein Zusatzbedarf von etwa 40 Megawatt gegenüber Tagen mit 18 °C festgestellt, wobei der höchste Einfluss am späten Nachmittag mit rund 100 Megawatt zusätzlicher Netzaufbringung zu beobachten war. Insgesamt waren in der Untersuchungsperiode 2005 bis August 2007 bis zu drei Prozent der monatlichen Netzaufbringung dem Kühlenergiebedarf zuordenbar. Auf Jahresbasis beträgt dieser rund 30 Gigawattstunden bzw. 0,4 Prozent der gesamten Netzaufbringung. Um die Auswirkungen von Klimaänderungen auf den Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich bewerten zu können, wurden die Temperaturänderungen unterschiedlicher Klimaszenarien auf die meteorologischen Kenngrößen ‚Heiz- und Kühlgradtage’ umgelegt. Die ausgewiesene Abnahme der Heizgradtage beträgt in etwa 2,5 Prozent pro Dekade, wobei die einzelnen Werte je nach Region und verwendetem Klimaszenario zwischen 1,5 und 3,5 Prozent liegen. Bei den Kühlgradtagen kann von einer Zunahme um etwa 20 Prozent pro Dekade ausgegangen werden, allerdings schwanken die Werte stark zwischen den einzelnen Regionen und Klimaszenarien. Generell ist diese Entwicklung für höher gelegene Regionen günstiger, da hier der Heizenergiebedarf im Vergleich zu den Niederungen stärker sinkt, jedoch der Kühlenergiebedarf verhältnismäßig geringer zunehmen wird. Weil in Niederösterreich der Heizenergiebedarf derzeit bei weitem höher ist als der Kühlenergiebedarf (ca. Faktor 100) bewirken höhere Temperaturen eine um ein vielfaches höhere Einsparung des Heizenergiebedarfs im Vergleich zum zusätzlichen Kühlenergiebedarf. Dies gilt sogar für den Fall, dass der ausgewiesene Kühlenergiebedarf für Niederösterreich bis 2050 um vier Prozent pro Jahr steigen würde. Beim Energieträger Elektrizität könnte der zusätzliche Bedarf im Sommer längerfristig allerdings mengenmäßig die Einsparungen an Heizenergie im Winter kompensieren. Dies scheint vor allem dahingehend problematisch, dass die Kühllast sich im Gegensatz zur Heizlast tageszeitlich mit der allgemeinen Lastspitze überschneidet. Es sei auch darauf hingewiesen, dass die Einflüsse auf den Elektrizitätsbedarf in urbaneren Gebieten wie z.B. Wien deutlich höher sein. Insgesamt geht aus den Szenarienrechnungen klar hervor, dass der zukünftige Heiz- und Kühlenergiebedarf weniger durch den Faktor ‚Klima’, sondern viel mehr durch technische und sozio-ökonomische Entwicklungen bestimmt wird. Beim Heizenergiebedarf können zusätzliche Anstrengungen im Bereich Energieeffizienz eine wesentlich größere Einsparung bewirken als höhere Temperaturen. Umgekehrt geht es beim Kühlenergiebedarf derzeit darum, den, zum einen aufgrund von Konsum- und Verhaltensänderungen, zum anderen aufgrund derzeitiger Entwicklungen in der Gebäudeplanung, stattfindenden rasanten Anstieg sowohl der klimatisierten Flächen als auch des Elektrizitätsverbrauchs entgegenzuwirken. Auf Ebene der Privathaushalte spielt eine Reduktion des Heizwärmebedarfs aufgrund wärmerer Winter im Vergleich zu anderen Faktoren wie dem Zinssatz oder den Energiepreisen nur eine unwesentliche Rolle. Bei einer Abnahme der Heizgradtage um sechs Prozent in den nächsten 20 Jahren, wie sie für Amstetten im Vergleich mit der Periode 1987 bis 2006 ausgewiesen wurde, beträgt die Abnahme der Gesamtheizkosten für Hackgutheizungen zwei Prozent, für Öl- und Gasheizungen vier Prozent. Für letztere Technologien kann jedoch erwartet werden, dass die Preise in den nächsten Jahren durch klimapolitische Maßnahmen (CO2-Steuer, Erhöhung der Energieabgaben) zusätzlich steigen werden. Klimastudie Niederösterreich Seite 52 Auswirkungen des Klimawandels auf Heiz- und Kühlenergiebedarf in Niederösterreich 48 7 Referenzen Adnot J., M. Orphelin, C. Carretero, D. Marchio, P. Waide, M. Carre, C. Lopes, A. CedialGalan, M. Santamouris, N. Klitsikas, B. Mebane, M. Pressuto, E. Rusconi, H. Ritter, S. Becirspahic, D. Giraud, E. Bossoken, L. Meli, S. Cassadrini, P Auffret, 1999, Energy Efficiency of Room Air Conditioners (EERAC). Study for the D.G. for Energy (DGXVII) of the Commission of the EU. Final Report, Paris Adnot J., P. Waide, P. Riviere, D. Marchio, M. Holmstrom, J. Naeslund, J. Saba, S. Becirspahic, C. Lopes, I. Blanco, L. Perez-Lombard, J. Ortiz, N. Papakonstantinou, P. Doukas, C. Joppolo, C. Casale, G. Benke, D. Giraud, N. Houdant, P. Riviere, F. Colomines, R. Gavriliuc, R. Popecscu, S. Burchiu, B. Georges, R. Hitchin, 2003: Energy Efficiency and Certification of Central Air Conditioners (EECCAC). Study for the D.G. 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Schneider, 2007, Heiße und trockene Sommer in Oberösterreich: Auswirkungen auf Strom aus Wasserkraft und Stromverbrauch für Klimageräte, Energieinstitut, Johannes-Kepler Universität Linz Klimastudie Niederösterreich Seite 54 8 Anhang Anhang 1: Monatsverteilung der HGT und KGT in den vier Schwerpunktregionen Region Tulln (Langenlebarn) Heizgradtage 2041/50 Region Zwettl Langenlebarn Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 Heizgradtage 2041/50 Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 800 800 700 Heizgradtage (20/12) Heizgradtage (20/12) 700 600 500 400 300 200 500 400 300 200 100 100 0 0 Feb Mär Apr Mai Jun Kühlgradtage 1981/90 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Erwartete Zunahme 1981/90-2041/50 160 120 80 40 0 Jan Feb Mär Apr Jan Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Kühlgradtage (18,3/18,3) Jan Kühlgradtage (18,3/18,3) 600 Feb Mär Apr Mai Jun Kühlgradtage 1981/90 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Erwartete Zunahme 1981/90-2041/50 160 120 80 40 0 Jan Feb Klimastudie Niederösterreich Seite 55 Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Region Amstetten Region Wiener Neustadt Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 Heizgradtage 2041/50 800 800 700 700 600 600 Heizgradtage (20/12) Heizgradtage (20/12) Heizgradtage 2041/50 500 400 300 200 500 400 300 200 100 100 0 0 Feb Mär Apr Mai Jun Kühlgradtage 1981/90 Jul Aug Sep Okt Nov Erwartete Zunahme 1981/90-2041/50 160 120 80 40 0 Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Jan Dez Dez Kühlgradtage (18,3/18,3) Jan Kühlgradtage (18,3/18,3) Erwartete Abnahme 1981/90 - 2041/50 Feb Mär Apr Mai Jun Kühlgradtage 1981/90 Jul Aug Sep Okt Nov Dez Erwartete Zunahme 1981/90-2041/50 160 120 80 40 0 Jan Feb Klimastudie Niederösterreich Seite 56 Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Anhang 2: Verlauf der HGT und KGT in den vier Schwerpunktregionen Heizgradtage in Zwettl 4000 5000 3500 4500 Heizgradtage (20/12) 3000 2500 2000 1500 1000 500 REMO_UBA Trendszenario 1971 bis 2006 Linear (1971 bis 2006) 4000 3500 3000 2500 2000 1500 REMO_UBA Trendszenario 1000 1971 bis 2006 Linear (1971 bis 2006) 500 0 3500 4000 3000 3500 Heizgradtage (20/12) 4500 2500 2000 1500 Trendszenario REMO_UBA 1000 1971 bis 2006 500 2026 2021 2016 2011 2006 2001 1996 1991 Heizgradtage in Amstetten 4000 Linear (1971 bis 2006) 3000 2500 2000 1500 REMO_UBA Trendszenario 1971 bis 2006 Linear (1971 bis 2006) 1000 500 Klimastudie Niederösterreich Seite 57 2026 2021 2016 2011 2006 2001 1996 1991 1986 1981 1976 2026 2021 2016 2011 2006 2001 1996 1991 1986 1981 1976 1971 0 0 1971 Heizgradtage (20/12) Heizgradtage in Wr. Neustadt 1986 1981 1971 2026 2021 2016 2011 2006 2001 1996 1991 1986 1981 1976 1971 0 1976 Heizgradtage (20/12) Heizgradtage in Langenlebarn Anhang 3: Trendszenario für die 4 Schwerpunktregionen bei unterschiedlichen HGT-Definitionen 6000 6000 Trendszenario Zwettl 5000 5000 4000 4000 Heizgradtage 3000 2000 2000 20/16 Langenlebarn 1000 y = -10,876x + 3771,8 20/16 Zwettl 1000 y = -9,0162x + 3396,6 20/12 Zwettl y = -9,8017x + 4323,4 20/6 Langenlebarn y = -8,3895x + 2519,1 20/6 Zwettl y = -8,1654x + 3384,4 83 86 19 89 19 92 19 95 19 98 20 01 20 04 20 07 20 10 20 13 20 16 20 19 20 22 20 25 20 28 6000 Trendszenario Amstetten Trendszenario Wiener Neustadt 5000 4000 4000 Heizgradtage 5000 3000 3000 2000 2000 1000 19 19 77 80 19 19 19 71 74 77 80 19 83 19 86 19 89 19 92 19 95 19 98 20 01 20 04 20 07 20 10 20 13 20 16 20 19 20 22 20 25 20 28 19 19 19 71 74 0 6000 Heizgradtage y = -10,256x + 4719,6 20/12 Langenlebarn 0 19 3000 19 Heizgradtage Trendszenario Langenlebarn 20/16 Wiener Neustadt y = -7,2918x + 3782,6 20/12 Wiener Neustadt y = -5,6032x + 3414,2 20/6 Wiener Neustadt y = -4,1382x + 2514 0 71 74 77 80 83 86 89 92 95 98 01 04 07 10 13 16 19 22 25 28 19 19 1 9 19 19 19 1 9 19 19 19 2 0 20 20 20 2 0 20 20 20 2 0 20 20/16 Amstetten y = -12,876x + 4041,8 20/12 Amstetten y = -11,208x + 3654,3 20/6 Amstetten y = -9,8789x + 2791,8 1000 0 71 74 77 80 83 86 89 92 95 98 01 04 07 10 13 16 19 22 25 28 19 1 9 19 19 19 1 9 19 19 19 1 9 20 20 2 0 20 20 20 2 0 20 20 2 0 Klimastudie Niederösterreich Seite 58 Anhang 4: Presseberichte zu Kühlen • Zwischen fünf und zehn Prozent ist der Stromverbrauch in Ostösterreich gestiegen [Anmerkung: Aufgrund der Hitzeperiode Mitte Juli 2007]. In St. Pölten etwa sind es sieben Prozent, sagt EVN-Sprecher Stefan Zach. Klimaanlagen und Ventilatoren fressen Strom, Kühlschränke arbeiten auf Hochtouren und die vermutlich deutlich mehr hergestellten Eiswürfel werden auch nicht von allein kalt. (http://noe.orf.at/stories/208338, 18.07.2007) • Herbert Bugl von der EVN St. Pölten: "Das Problem der Energieerzeugung bei dieser Hitze ist, dass die Stromerzeugung aus Wasserkraft jetzt um zirka 30 bis 40 Prozent zurückgeht und wir vermehrt unsere Gas- und Kohlekraftwerke in Betrieb nehmen müssen." Beispiel für den Stromverbrauch: Manche Klimaanlagen verbrauchen enorm viel Strom. Eine Anlage in einem 100-Personen-Betrieb kann an einem Tag so viel Strom verbrauchen wie der Vorarlberger Durchschnittshaushalt in einem halben Jahr. (http://noe.orf.at/stories/124498/, 22.07. 2006) • An heißen Tagen werden Schätzungen des niederösterreichischen Stromerzeugers EVN zufolge 20 bis 30 Prozent mehr Strom verbraucht, in Wien steigt der Bedarf laut Wien Energie um zehn Prozent gegenüber kühleren Tagen. "Das ist nicht notwendig", meint Chorherr: "Wir sind bei den Klimaanlagen dort, wo wir beim Heizen Anfang der 70er-Jahre waren." (Karin Krichmayr/DER STANDARD-Printausgabe, 01.08.2006) • Seit einigen Jahren beobachten die Stadtwerke Hannover diese Entwicklung an heißen Sommertagen - eine Tendenz, die es bis Mitte der 90er noch nicht gab. Die Ursache für den Trend ist der zunehmende Einsatz von Lüftungs- und Klimatisierungsanlagen. Und das sowohl im Gewerbe als auch in Privathaushalten. Inzwischen nähert sich der Verbrauch an Sommertagen schon dem Bedarf im kühlen und dunklen Winter an. Konkret sind die Spitzenlastwerte bei hohen Temperaturen verglichen mit dem Volumen vor zehn Jahren um bis zu 30 auf durchschnittlich 570 Megawatt gestiegen. Die Netzlasten haben sich um nennenswerte fünf Prozent erhöht. Bei intensivem Einsatz von Kühlungs-Technik im Sommer messen die Stadtwerke Hannover heute bereits bis zu 90 Prozent der Höchstlast, die im Winter mit 630 Megawatt auftritt. Erfahrungswerte zeigen, dass sich der höhere Strombedarf nicht am ersten Tag einer Hitzeperiode einstellt, sondern vielmehr erst schrittweise im Lauf der Zeit erreicht wird. Dabei macht sich der größere Verbrauch dann nicht nur mittags bemerkbar, wenn die Sonne im Zenit steht. Bis in die Nacht hinein transportieren Lüftungsanlagen Wärme aus den Gebäuden. (www.enercity.de/sp/presse/themen/Maerkte/Stromverbrauch.html, 04. 08. 2006) • Ansturm auf Klimageräte. Gute Umsatzzahlen melden auch Hersteller von Klimaanlagen, das heurige Jahr brachte eine enorme Steigerung, sagt Mercedes Stari von der Firma MS-Klimatechnik. Die europaweite Statistik liege bei etwa 70 Prozent, für Österreich bei über 200 Prozent was seine Firma betrifft, allerdings seien darin auch technische Ausstattungen wie die Kühlung von Server-Räumen enthalten. (Ö1 Inforadio, 27.8.2007) Klimastudie Niederösterreich Seite 59 Universität für Universität Bodenkultur für Wien Bodenkultur Wien Department fürDepartment Wasser-Atmosphärefür Wasser-AtmosphäreUmwelt Umwelt Klimafolgen Klimafolgen für die fürAbflussbildung die Abflussbildung am Beispiel am Beispiel der Lainsitz der Lainsitz 1) 1) Bearbeitung Bearbeitung Hubert Holzmann Hubert Holzmann 1) 1) Thilo Lehmann Thilo Lehmann 2) 2) Herbert Herbert Formayer Formayer 2) Patrick Haas Patrick Haas2) 1) Institut für 1) Institut Wasserwirtschaft, für Wasserwirtschaft, HydrologieHydrologie und Wasserbau; und Wasserbau; Univ. für Bodenkultur, Univ. für Bodenkultur, Wien Wien 2) Institut für 2) Institut Meteorologie; für Meteorologie; Univ. für Bodenkultur, Univ. für Bodenkultur, Wien Wien Klimastudie Niederösterreich Seite 60 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite i Inhaltsverzeichnis 1 Veranlassung und Ausgangslage ............................................................................ 1 2 2.1 Untersuchungsgebiet................................................................................................ 1 Gebietsbeschreibung ................................................................................................. 1 3 3.1 3.2 Datenlage .................................................................................................................. 3 Niederschlag und Lufttemperatur.............................................................................. 3 Abfluss ...................................................................................................................... 3 4 4.1 4.1.1 4.1.2 4.1.3 4.2 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.3.1 4.2.3.2 4.2.3.3 Methodik ................................................................................................................... 3 Meteorologie ............................................................................................................. 3 Regionale Klimaszenarien......................................................................................... 3 Gebietsniederschlag und Wettergenerator ................................................................ 6 Lokale Klimaänderungsszenarien im Einzugsgebiet der Lainsitz ............................ 8 Hydrologie............................................................................................................... 12 Methodik der Schmelzberechnung.......................................................................... 12 Höhengradient der Lufttemperatur und Schneeakkumulation ................................ 13 Abflusstransformation............................................................................................. 13 Modellinput Niederschlag und Schneeschmelze..................................................... 14 Potentielle und aktuelle Verdunstung ..................................................................... 14 Systemparameter ..................................................................................................... 15 5 5.1 5.2 5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.2.7 5.2.8 5.2.9 5.2.10 5.2.11 Analyse und Interpretation der Ergebnisse........................................................... 16 Modellverifikation................................................................................................... 16 Ergebnisse der Modellszenarien.............................................................................. 19 Mittlere Maximalabflüsse ....................................................................................... 19 Mittlere Monatsabflüsse.......................................................................................... 20 Mittlere Minimalabflüsse ........................................................................................ 20 Anteile mit Niederwasserabfluss............................................................................. 21 Mittlere Maximalschmelzabflüsse und Mittlere Schmelzabflüsse.......................... 22 Mittlerer maximaler Schneewasserwert .................................................................. 23 Tage mit Schneebedeckung im Gesamtgebiet ........................................................ 24 Tage mit Schneebedeckung über 900 m. Sh. .......................................................... 25 Mittlere aktuelle Tagesverdunstung ........................................................................ 25 Tage mit Trockenstress ........................................................................................... 26 Hochwasserverteilung ............................................................................................. 27 6 Zusammenfassung und Schlussfolgerung ............................................................ 30 7 Danksagung............................................................................................................ 33 8 Literatur .................................................................................................................. 34 Klimastudie Niederösterreich Seite 61 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 1 1 Veranlassung und Ausgangslage Die katastrophalen Hochwasserereignisse auf Grund extremer Wettersituationen in den letzten Jahren haben zu einer intensiven Ursachenforschung geführt. Neben direkten anthropogenen Einflüssen auf die Abflusscharakteristik der Gewässer, z.B. durch Verbauungen, werden auch mögliche Änderungen des Klimas als Ursachen derartiger Extremereignisse genannt. Die verschiedenen Klimaänderungsszenarien gehen für Mitteleuropa von einem Anstieg der mittleren Lufttemperatur und einer Änderung der raumzeitlichen Niederschlagsverteilung aus. Daraus ergeben sich auch Änderungen in der Schneeakkumulation, der Schneeschmelze und schließlich auch im Abflussverhalten der Gewässer. Am Beispiel der Lainsitz werden für das Einzugsgebiet des Pegels Ehrendorf mögliche Auswirkungen derartiger Klimaänderungen untersucht. 2 Untersuchungsgebiet Bei der Auswahl eines geeigneten Untersuchungsgebiets wurden folgende Kriterien herangezogen: • Vorhandensein einer zentral im Gebiet gelegenen Klimastation • hinreichende Datenlage • Hochwasserschäden 2002. 2.1 Gebietsbeschreibung Die Lainsitz entspringt am Aichelberg bei Karlstift im Waldviertel in 980 m Höhe. Sie überwindet bis zum Pegel Ehrendorf ca. 493 Höhenmeter (vergleiche hierzu auch Abbildung 2.1). Der Oberlauf ist großteils reguliert, wohingegen der Unterlauf ab Gmünd alle Merkmale eines natürlichen Mäanderbaches aufweist: ausgeprägte Schlingen, Sandbänke, Altarme, Autümpel, Steilufer, Feucht- und Nasswiesen. Bei Hochwasser ist hier der gesamte Talraum überschwemmt. An der Lainsitz dominieren Wald- und Grünflächen. Eine etwas größere Siedlung gibt es an der Lainsitz erst unterhalb des Pegels Ehrendorf mit der Stadt Gmünd. Vergleiche hierzu auch Abbildung 2.2. Klimastudie Niederösterreich Seite 62 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 2 Quelle: Hydrologischer Atlas Österreichs, 2005 Abbildung 2.1: Geographische Lage Lainsitz Dicht bebaute Siedlungsflächen Locker bebaute Siedlungsflächen Weinbauflächen Ackerland Grünland Nadelwälder Laub- und Mischwälder Feuchtflächen Gletscherflächen Vegetationsarme Flächen Offene Wasserflächen Quelle: Hydrologischer Atlas Österreichs, 2005 Abbildung 2.2: Landnutzung Lainsitz Das Einzugsgebiet des Pegels Ehrendorf, welcher hier als Referenzpegel verwendet wurde, beträgt 267,6 km². Die prozentuellen Flächenanteile der verschiedenen Höhenzonen an der Gesamtfläche des Einzugsgebiets sind in nachfolgender Tabelle dargestellt. Dabei wurde eine Einteilung in 100m Zonen vorgenommen. Tabelle 2.1: Höhenverteilung Höhenzone 400 - 500 500 - 600 [m] Flächenanteil 2,6 22,6 [%] 600 - 700 700 - 800 800 - 900 31,4 19,6 12,2 Klimastudie Niederösterreich Seite 63 900 - 1000 1000 - 1100 11,0 0,6 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 3 3 Datenlage 3.1 Niederschlag und Lufttemperatur Für die Charakterisierung der hydrologischen und meteorologischen Randbedingungen wurden Beobachtungen von Niederschlag und Lufttemperatur verwendet. Diese Input – Größen wurden vom Institut für Meteorologie zur Verfügung gestellt. Zur Kalibrierung des Modells wurden Tagessummen des Niederschlags bzw. Tagesmittelwerte der Lufttemperatur für den Zeitraum Jänner 1981 bis Dezember 2001 herangezogen. Für die Abschätzung zukünftiger Veränderungen wurde Modellberechnungen für einen Zeitraum von 200 Jahren angewandt. 3.2 Abfluss Für die Modellkalibrierung standen Tageswerte des Abflusses am Pegel Ehrendorf für den Zeitraum Jänner 1980 bis Dezember 2001 zur Verfügung. Einige hydrologische Kenngrößen sind in nachfolgender Tabelle dargestellt. Tabelle 3.1: Hydrologische Kenngrößen gemäß HD Niederösterreich Einzugsgebiet MQ HQ 1 HQ 5 Pegel [km²] [m³/s] [m³/s] [m³/s] 267,6 2,20 17 35 Ehrendorf HQ 30 [m³/s] 75 HQ 100 [m³/s] 110 4 Methodik 4.1 Meteorologie 4.1.1 Regionale Klimaszenarien Basis für die Erstellung der regionalen Klimaszenarien für das Lainsitz-Einzugsgebiet bildet das globale, gekoppelte Atmosphäre-Ozean-Zirkulationsmodell ECHAM5/MPI-OM vom Max Plack Institut für Meteorologie in Hamburg (Roeckner, 2005). Da jedoch globale Modelle aufgrund ihrer groben räumlichen Auflösung die Bedingungen im Alpenraum nicht auflösen können, wurden die dynamisch regionalisierten Klimaszenarien des regionale Klimamodells REMO des Max Plack Institut für Meteorologie in Hamburg (Jacob, 2005) verwendet. Dieses REMO-UBA Szenarien liegen für den Kontrolllauf 1950-2000 (beobachtete Treibhausgaskonzentration) und die Szenarienläufe 2000-2100 für die verschiedenen IPCC SRES-Szenarien (B1, A1B, A2) vor. Aber selbst die derzeit höchstaufgelösten regionalen Klimamodelle mit etwa 10 km Gitterpunktweite sind nicht in der Lage die alpinen Verhältnisse, und hier insbesonders die Niederschlagsverhältnisse mit einer Genauigkeit wieder zu geben, die eine direkte Verwendung der Modelldaten erlaubt. In Abbildung 4.1 ist eine Evaluierung einiger regionaler Klimamodelle für den Winterniederschlag im Alpenrau, dargestellt. Alle Modelle überschätzen den Winterniederschlag, wobei REMO-UBA mit etwa 65 % Überschätzung Klimastudie Niederösterreich Seite 64 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 4 noch relativ gut abschneidet und ebenso überschätzen alle Modelle die Niederschlagshäufigkeit. Aufgrund der Qualität der Absolutwerte wird klar, dass auch von den regionalen Modellen nur die Änderungen der meteorologischen Größen unter Klimaänderungsbedingungen verwendet werden dürfen. Hierzu wird die Differenz zwischen Kontrolllauf und Szenarienlauf gebildet. Zwei Beispiele für solche Änderungen wie sie der REMO-UBA Datensatz liefert, sind in Abbildung 4.2 und 4.3 und zu sehen. Beide Bilder zeigen Ergebnisse des Modells für das A1B Szenario für Österreich. Abbildung 4.1: Niederschlagskennzahlen (Quotient Modell/Beobachtung) für den Winter im Alpenraum für verschiedene regionale Klimamodelle mit etwa 10 km Auflösung. Mea=Mittelwert, fre=Niederschlagshäufigkeit (> 1mm), int= Intensität, iqr=Interquantiläre Range, 95pct= 95 % Perzentile, n10= Anzahl an Tagen mit mehr als 10 mm Niederschlag, max3d=Maximaler Dreitagesniederschlag, Niederschlagssumme der 3 höchsten Gitterpunktsniederschlagswerten. Abbildung 4.2 zeigt die Änderung der durchschnittlichen Jahrestemperaturen der Periode 2071-2100 relativ zur Klimanormalperiode 1961-1990. Da die Temperatur räumlich relativ homogen ist, ergeben sich keine kleinräumigen Strukturen und wir sehen eine allgemeine Erwärmung im nördlichen Niederösterreich von 3.0 – 3.5 Grad im Jahresmittel. Abbildung 4.3 zeigt die Veränderung der durchschnittlichen Jahresniederschläge. Hier sind kleinräumige Strukturen erkennbar und im wesentlichen ist im nördlichen Niederösterreich eine Zunahme des Jahresniederschlags aus den REMO Daten zu erkennen. Um das Rauschen des Klimaänderungssignals zwischen einzelnen Gitterpunkten zu vermeiden, folgen wir der Empfehlung von Frau Jacobs, den Mittelwert von mehreren Gitterpunkten zu Klimastudie Niederösterreich Seite 65 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 5 verwenden. Konkret werden alle Gitterpunkte die das Lainsitzeinzugsgebiet berühren gemittelt. Abbildung 4.2: Änderung der Jahresmitteltemperatur (2071-2100 versus 1961-1990) nach REMO-UBA A1B Szenario. Abbildung 4.3: Änderung der Jahresniederschlagssumme (2071-2100 versus 1961-1990) nach REMO-UBA A1B Szenario. Klimastudie Niederösterreich Seite 66 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 6 4.1.2 Gebietsniederschlag und Wettergenerator Da aufgrund der Qualität der regionalen Klimamodelle nur das mittlere monatliche Änderungssignal verwendet werden kann, für die Niederschlag- Abflussmodellierung jedoch kontinuierliche Zeitreihen auf Tagesbasis notwendig sind, werden diese Zeitreihen künstlich mit Hilfe eines Wettergenerators erzeugt. Als Wettergenerator wurde der LARS-WG (Long Ashton Research Station Weather Generator (Semenov 1997)) ausgewählt und getestet. Ein Wettergenerator ist ein stochastisches Modell für die Generierung von synthetischen Wetterdaten, die der beobachteten Statistik entsprechen. Dies ist eine einfache und schnelle Methode um lange meteorologische Zeitreihen mit konstantem Klima zu erhalten. Anwendungen finden sich u.a. in Land -und Forstwirtschaftsmodellen, in der Hydrologie und allgemein in der Klimafolgenforschung. In einem ersten Schritt berechnet der Wettergenerator aus einer vorliegenden Beobachtungs-Zeitreihe alle notwendigen statistischen Kenngrößen wie Mittelwerte, Standardabweichung und Häufigkeitsverteilungen, von Temperatur und Niederschlag, sowie die Andauer und Häufigkeit von Trocken- oder Regenperioden. Umgekehrt kann der Wettergenerator nun aus diesen Kennwerten, Zeitreihen der Temperatur und des Niederschlags berechnen, die abgesehen von stochastischen Limitierungen, genau die statistischen Kenngrößen der Beobachtung reproduzieren. Die für den ausgewählten Standort (Weitra) ermittelte Statistik des beobachteten Wetters, dient im weiteren als Grundlage zur Berechnung der Zeitreihen von Temperatur und Niederschlag für verschiedene zukünftige Klima-Szenarien. Zur Erstellung der regionalen Klimaszenarien auf Tagesbasis, wird dem kalibrierte Wettergenerator das Klimaänderungssignal für das jeweilige Szenario (sowohl mittlere monatliche Änderungen, als auch Änderung der Länge der Trockenperioden) mitgeteilt und Zeitreihen für das neue Regionalklima erstellt. Dies erfolgt für das Klima der Klimanormalperiode 1961-1990 und für die Szenarioperiode 2071-2100 jeweils für die Emissionsszenarien B1 und A1B. Für jede der drei betrachteten Zeitscheiben mit je 30 Jahren wurden synthetische Zeitreihen mit 200 Jahren Länge erstellt. Dies erlaubt eine stabilere statistische Auswertung für seltene Ereignisse. Die Anwendung des Wettergenerators ermöglicht zwar die Transformation von mittleren Klimaänderungen in Zeitreihen auf Tagesbasis, jedoch ist eine zeitliche Verknüpfung mehrerer Wettergeneratoren innerhalb des Einzugsgebietes nicht möglich. Daher muss der Flächenniederschlag auf Tagesbasis anhand einer Station bzw. eines Wettergeneratorenlaufes geschätzt werden. Als zentrale Station wurde hierfür die Station Weitra der ZAMG (siehe Abb. 2.1) verwendet. Diese Schätzung erfolgte durch eine lineare Regression zwischen den beobachteten Flächenniederschlägen berechnet aus dem flächengewichtetem Stationsniederschlag aller 5 Niederschlagsstationen im Einzugsgebiet und des Stationsniederschlages in Weitra. Diese Regression wurde für jede Saison extra durchgeführt. Abbildung 4.4 zeigt den Zusammenhang zwischen den mittels Regressionsmodell geschätzten Flächeniederschlag und den gemessenen für Winter und Sommer. Der Sommerniederschlag lässt sich aufgrund seines hohen konvektiven (Gewitter-) Klimastudie Niederösterreich Seite 67 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 7 Anteils am Niederschlag etwas schlechter schätzen als der Winterniederschlag, dennoch kann rund 90 Prozent der beobachteten Varianz des Flächenniederschlages erklärt werden. Abbildung 4.4: Korrelation des anhand der Station Weitra geschätzten Flächenniederschlag (Modell) und den gemessenen Flächenniederschlag im Winter (DJF) und im Sommer (JJA) Dennoch bedeutet diese Einschränkung bei der Bestimmung des Flächenniederschlages eine gewisse Glättung, die sich auch auf die Eigenschaften der durch den Wettergenerator erzeugten Zeitreihen auswirkt. In Abbildung 4.5 sind diese Effekte anhand des A1B Szenarios dargestellt. Der Übergang von Stationsdaten auf Flächendaten (Abb. 4.5 oben) führt zu einer leichten Niederschlagszunahme von rund 15 mm pro Jahr und eine leichte Abnahme des Klimaänderungssignals speziell im März. Durch die Anwendung des Wettergenerators über 200 Jahre kommt noch ein zusätzlicher stochastischer Fehleranteil hinzu, was zu einer weiteren geringen Niederschlagszunahme führt. Klimastudie Niederösterreich Seite 68 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 8 Abbildung 4.5: Relative Änderung der mittleren Monatsniederschlagssummen nach REMO_UBA A1B Szenario bis Ende des 21. Jahrhunderts bestimmt für die Station Weitra (links oben), daraus abgeleiteter Flächenniederschlag (rechts oben) und den daraus mittels Wettergenerator produzierten Zeitreihen für den Flächenniederschlag. 4.1.3 Lokale Klimaänderungsszenarien im Einzugsgebiet der Lainsitz Um den Unsicherheiten bei der Erstellung von regionalen Klimaszenarien gerecht zu werden, wurden für die Niederschlags- Abflussmodellierung zwei verschiedene Realisierungen des REMO-UBA Modells gewählt und zwar die Emissionsszenarien B1 und A1B. B1 ist ein sehr optimistisches Szenario. Hierbei geht man davon aus, dass es gelingt bis zum Ende des Jahrhunderts die Treibhausgaskonzentrationen auf einem Niveau von 550 ppm zu stabilisieren. Für die globale Mitteltemperatur (siehe Abb. 4.6) ergibt sich bis Ende des Jahrhunderts ein Anstieg von 1.8 °C ( 1.2 – 2.9 °C) A1B ist ein eher realistisches Szenario. Hier geht man davon aus, dass die Treibhausgasemissionen bis in die Mitte des Jahrhunderts noch weiter stark ansteigen, danach jedoch rasch abnehmen. Innerhalb dieses Jahrhunderts kommt es noch zu keiner Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen und es wird ein Niveau von mehr als 700 ppm erreicht. Dies führt zu einen Temperaturanstieg von 2.9 °C (1.6 – 4.5 °C) Klimastudie Niederösterreich Seite 69 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 9 Abbildung 4.6: Einfluss der Emissionsszenarien auf die Entwicklung der globalen Mitteltemperatur im 21. Jahrhundert. Das B1 Szenario(Blau) entspricht einer Stabilisierung der CO2 Konzentration bei 550 ppm, das A1B Szenario erreicht am Ende des Jahrhunderts Konzentrationen von mehr als 700 ppm. (IPCC 2007) Als Zeithorizont für die lokalen Szenarien wurde das Ende dieses Jahrhundert (2071-2100) gewählt. In erster Linie weil die Unsicherheiten bei der Niederschlagsmodellierung noch sehr hoch sind und wir daher einen Zeitraum betrachten wollten in dem das Klimaänderungssignal möglichst stark ist. Weiters sieht man in Abbildung 4.6 dass vor der Mitte des Jahrhunderts die Unterschiede zwischen den Emissionsszenarien noch sehr gering sind und daher eine Differenzierung vor der Mitte dieses Jahrhundert nicht sehr Sinnvoll ist. Um die volle Unsicherheit bei den regionalen Szenarien darzustellen, müssten zusätzlich noch verschiedene regionale Klimamodelle, betrieben mit unterschiedlichen globalen Klimamodellen untersucht werden. Dies war leider im Rahmen dieser Untersuchung nicht möglich. In Abbildung 4.7 sind die Ergebnisse der mittleren Klimaänderungen auf Monatsbasis im Lainsitzeinzugsgebiet dargestellt. Nach dem A1B Szenario (linke Seite) nimmt der Niederschlag im Winter und im Frühjahr deutlich zu. In den Sommermonaten zeigt sich hingegen eine Abnahme, wobei die Niederschlagshäufigkeit doch deutlich von Mai bis Oktober abnimmt. In der Jahresniederschlagssumme ergibt sich ein leichter Anstieg, der Klimastudie Niederösterreich Seite 70 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 10 aber deutlich unter 10 Prozent liegt. Die Temperaturen steigen bei diesem Szenario um rund 3.5 °C wobei die Erwärmung im Frühjahr am geringsten und im Hochwinter und im Spätsommer am höchsten ist. Abbildung 4.7: Änderung der Monatsniederschlagssummen (Oben) der monatlichen Niederschlagshäufigkeit (Mitte) und der Monatsmitteltemperatur (Unten) für die REMOUBA Szenarien A1B (links) und B1 (rechts). Im B1 Szenario zeigen alle Monate außer dem Mai eine Niederschlagszunahme die von Oktober bis Dezember und im März besonders hoch ist. In der Jahressumme ergibt dies eine Niederschlagszunahme von mehr als 100 mm. Auffällig ist, dass trotz Niederschlagszunahmen, die Niederschlagshäufigkeit von Juni bis September abnimmt. Klimastudie Niederösterreich Seite 71 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 11 Die Temperaturen steigen bei diesem Szenario um rund 2 °C wobei die Saisonalität ähnlich wie im A1B Szenario. Durch die Klimaänderung wird nicht nur eine Änderung der mittleren Bedingungen erfolgen, sondern es können auch Änderungen der Niederschlagscharakteristik auftreten, welche für das Abflussverhalten der Flüsse relevant sein kann. Die deutlichere Abnahme der Niederschlagshäufigkeit im Sommer im Vergleich zu den Niederschlagssummen deutet bereits auf eine Zunahme der Niederschlagsintensität hin. In Abbildung 4.8 sind die Änderungen der saisonalen Extremwertstatistik für die Tagesniederschläge exemplarisch für das A1B Szenario dargestellt. Im Winter (Abb. 4.8 links oben) ergibt sich für das 100 jährige Niederschlagsereignis ein Anstieg von derzeit etwa 43 mm auf 56 mm. Im Frühjahr hingegen zeigt sich eine Abnahme von 53 auf 47. Im Sommer und Herbst (Abb. 4.8 unter) zeigt sich wieder eine Zunahme der Niederschläge von jeweils knapp 10 mm. Bis auf das Frühjahr muss man daher von einer Zunahme der Niederschlagsintensitäten auch bei Starkniederschlagsereignissen ausgehen. Abbildung 4.8: Änderung der saisonalen maximalen Tagesniederschläge für das REMO-UBA A1B Szenario Klimastudie Niederösterreich Seite 72 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 12 4.2 Hydrologie Das Hauptaugenmerk der Analyse liegt in der Quantifizierung der Abflussanteile aus Schneeschmelze und aus der Abflusstransformation des nassen Niederschlags (Regen). Die Berechnung erfolgte mit Hilfe von Computermodellen, die am IWHW-BOKU entwickelt wurden. Es wird zum einen ein Schneeschmelzmodell verwendet, das sowohl die Akkumulation des Schnees während der Winterzeit, wie auch das Abschmelzen des Schnees simuliert. Zum anderen werden die Schmelzkomponenten zuzüglich des nassen Niederschlags über ein Niederschlags-Abflussmodell zum Pegelabfluss umgeformt. Dabei finden auch Bodenkomponenten, Verdunstungsprozesse und die Interaktion mit dem Grundwasser Berücksichtigung. 4.2.1 Methodik der Schmelzberechnung Die Schmelzberechnung basiert auf dem Temperaturindexverfahren, wobei die Lufttemperatur als Eingangparameter verwendet wird. Ein erhöhter Detailliertheitsgrad in der räumlichen Gliederung wird durch Einbeziehung höhenabhängiger Temperaturgradienten und der hypsometrischen Verteilung der Teileinzugsgebiete erzielt (Koboltschnig et al., 2005). Nachfolgende Skizze veranschaulicht das Modell. Schneeakkumulation: If Ti < 0 oC wobei Ti … mittlere Lufttemperatur der Höhenstufe i Durch die Scheeakkumulation reduziert sich der abflusswirksame Niederschlag gemäß dem flächengewichteten Anteil des Neuschnees. Schneeschmelze: If Ti > = 0 oC QSi = fak*Ti Wobei qs (Schneeschmelze), fak (Temperaturindex), Abbildung 4.9: Schema der Schneeschmelzmodellierung Klimastudie Niederösterreich Seite 73 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 13 Für jede Höhenstufe erfolgt die Berechnung gemäß dem nachfolgenden Ablaufschema: • mittleren Lufttemperatur aus Beobachtungsstation bzw. aus Höheninterpolation gemäß feucht – adiabatischem Temperaturgradienten • der Schneeakkumulation in mm Wasseräquivalent, • der positiven, mittleren Tagestemperatur und • Schneeschmelze nach dem Temperaturindex-Verfahren. 4.2.2 Höhengradient der Lufttemperatur und Schneeakkumulation Für das Testgebiet wurden die Temperaturbeobachtungen der Station Weitra verwendet. Die Ermittlung der Temperaturen an den einzelnen Berechnungsschichten (Höhenzonen) erfolgte durch lineare Interpolation. Dabei konnten feucht – adiabatische Gradienten berücksichtigt werden. Wird in den einzelnen Höhenzonen eine Schwellentemperatur unterschritten, so wird der Niederschlag als Schnee gespeichert. Die Schwellentemperatur liegt zwischen 0 und 1,5 oC und wird durch Kalibrierung festgelegt. Der akkumulierte Schnee wird für jede Höhenzone in mm Wasseräquivalent angegeben. Im Falle einer Schneeakkumulation reduziert sich der wirksame Niederschlag - das ist jener Niederschlag, der in Form von Regen fällt - gemäß dem Flächenanteil jener Zonen, in denen Schneefall auftritt (Holzmann et al., 2005). Dies verdeutlicht nachfolgende Gleichung Neff = Ngeb * (Ages - As ) / Ages wobei Neff, Ngeb Ages, As (Glg. 4.1) abflusswirksamer Niederschlag, Gebietsniederschlag Gesamtfläche, Flächenanteil mit Schneefall Schätzung des Temperaturindex und der Schwellentemperatur In der Literatur werden für den Grad-Tag Faktor Werte zwischen 2,5 und 3 angegeben, wobei Extremwerte bis zu 6 auftreten können (Koboltschnig et al., 2005). Ein höherer Wert führt zu stärkeren Abschmelzintensitäten und zu einer rascheren „Aufzehrung“ der akkumulierten Schneemengen. Ein kleiner Faktor bewirkt eine Verzögerung im Abschmelzprozess. 4.2.3 Abflusstransformation Für die Transformationsberechnung der Schmelze bzw. des Niederschlags zu Abflusswerten wurde ein konzeptionelles Modell gewählt. Dieses ermöglicht die Berechnung der raschen (oberflächigen) Abflusskomponente, des Zwischenabflusses und des langsamen Basisabflusses (Holzmann & Nachtnebel, 2002). Das System ist durch zwei Speicher beschrieben, wobei der obere den Mulden- und Bodenspeicher, der untere den Grundwasserspeicher charakterisiert. Erweiternd wurde auch ein vorgeschalteter Klimastudie Niederösterreich Seite 74 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 14 Direktabflußspeicher eingeführt, der raschen Abfluß bei gefrorenem Untergrund bzw. starken Niederschlagsintensitäten ermöglicht. Die nachfolgende Skizze (Abbildung 4.) zeigt das Konzept des Modells. Verdunstung Niederschlag Schneeschmelze Direktabfluss Oberflächenspeicher Oberflächenabfluss f(bw, h1, k1) Freies Bodenwasser bw1 h1 Zwischenabfluss FK f(bw1, h2, k2) h2 Pflanzenverfügbares Bodenwasser PWP Versickerung f(bw1, h2, k3) bw2 Basisabfluss f(bw2, k4) Abbildung 4.10: Schema des Niederschlags-Abfluss-Modells Für die Anwendung ist ein Anfangszustand, das sind die Füllungsgrade der Speicher 1 und 2, sowie die Randbedingungen Input (Niederschlag und Schneeschmelze) und Senkenterm (potentielle Verdunstung) anzugeben. Der Gesamtabfluss aus dem System ergibt sich durch Summation von Direktabfluss, Oberflächenabfluss, Zwischenabfluss und Basisabfluss. Nachfolgend werden die Einzelkomponenten des Bodenabflussmodells näher beschrieben: 4.2.3.1 Modellinput Niederschlag und Schneeschmelze Der Zufluss zu Speicher 1 wird durch die Komponenten Schneeschmelze und wirksamer Niederschlag gebildet. Unter wirksamem Niederschlag wird dabei jener Niederschlag, der in flüssiger Form als Regen zu Boden fällt, verstanden. Diese Größen werden im Schneeschmelzmodul berechnet und an das nachgeschaltete Bodenmodell übergeben. 4.2.3.2 Potentielle und aktuelle Verdunstung Zur Berechnung der potentiellen Evapotranspiration wurde die Methode nach THORNTHWAITE herangezogen. Mit diesem Verfahren wird die mittlere, potentielle Monatsverdunstung berechnet. Die Berechnungsformel lautet folgendermaßen: Etpot = 16.0 (10 Tm/I)a fgeo Wobei Etpot Tm ... potentielle Monatsverdunstung in mm ... mittlere Monatstemperatur in °C Klimastudie Niederösterreich Seite 75 (Glg. 4.2) Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz I a fgeo Seite 15 ... Wärmeindex für 12 Monate ... Kennwert in Abhängigkeit von I ... Korrekturfaktor für Sonnenscheindauer (geogr. Breite). Infolge eines temporär auftretenden Feuchtedefizits der Pflanzen ist die aktuelle Verdunstung Vakt zumeist geringer als die potentielle Vpot. Je trockener der Boden, desto stärker wird die Restfeuchte in der Bodenmatrix zurückgehalten und desto größer ist der Widerstand für die Pflanzenverdunstung. Im Modell wird dieser Sachverhalt in der Weise berücksichtigt, dass bei geringerer Speicherung als es der Feldkapazität entspricht (vergleiche h2 in Abb. 1) eine lineare Reduktion der Verdunstung auftritt. Bei leerem Speicher (Welkepunkt) erfolgt keine Verdunstung mehr. Nachfolgende Gleichung verdeutlicht dies: Falls bw1 < h2: Vakt = (bw1/hr1) Vpot Falls bw1 ≥ h2: Vakt = Vpot Eine weitere Verdunstungsrestriktion tritt dann auf, wenn nennenswerter Niederschlag fällt. D.h. bei feuchtem Niederschlagswetter ist die Luft annähernd gesättigt und es erfolgt keine zusätzliche Verdunstung. Dies ist in der aktuellen Programmversion dann der Fall, wenn die Tagesniederschlagssumme größer als 4 mm ist. 4.2.3.3 Systemparameter Aus Abbildung 4. ist ersichtlich, dass für die Beschreibung des Abflussprozesses eine Kombination von linearen Speicheransätzen verwendet wurde. Für einen Einzellinearspeicher gelten nachfolgende Beziehungen. Der Abfluss ist vom aktuellen Speicherfüllungsgrad S und einer Speicherkonstante K abhängig und wird in diskreter Schreibweise folgendermaßen dargestellt Q (t ) = I (t ) ⋅ (1 − e − 1 K ) + Q (t − 1) ⋅ e − 1 K (Glg. 4.3) Folgende Speicherkonstanten sind anzugeben: K1 ... Speicherkonstante für Oberflächenabfluss K2 ... Speicherkonstante für Zwischenabfluss K3 ... Speicherkonstante für vertikale Versickerung K4 ... Speicherkonstante für Basisabfluss. Entsprechend der Reaktionszeiten sind die Speicherkonstanten unterschiedlich groß. Zusätzlich sind die Auslasshöhen h1 und h2 festzulegen. H1 definiert den maximalen Wert des Bodenspeichers. Wird h1 vom aktuellen Speicherfüllungsgrad überschritten, so tritt Oberflächenabfluss auf, d.h. erst bei vollständiger Sättigung des Bodens. H1 entspricht somit konzeptiv dem Gesamtporenvolumen des Bodens (Wassergehalt bei Sättigung). H2 legt die Höhe des Zwischenabflussauslasses fest. Gleichzeitig bestimmt diese Größe das pflanzenverfügbare Wasserdargebot. Nachfolgende Werte der Systemparameter wurden im Zuge der Modellkalibrierung abgeschätzt: Klimastudie Niederösterreich Seite 76 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 16 5 Analyse und Interpretation der Ergebnisse 5.1 Modellverifikation Zur Prüfung des Modells lagen Abflussbeobachtungen des Pegels Ehrendorf an der Lainsitz vor. Die verfügbare Beobachtungsdauer war von 1981 bis 2001. Für diesen Zeitraum wurde mit den Inputdaten der interpolierten Klimastationswerten wie auch mit der alleinigen Verwendung der Referenzstation Weitra gerechnet. Aus den Kalibrierungsläufen wurde nachfolgender Parametersatz festgelegt. Dabei werden die Berechnungsoptionen gesetzt und die Modellparameter erstellt. #Pfad der Dateistruktur pfad d:\floodriskii\ #Gletschschmelze berücksichtigt? (0 ... nein, 1 ... ja) iglaz 0 # Seehoehe der Referenztemperaturmessstelle altref 580. #Nummer (Codierung) des Berechnungsgebiets igeb 42 #Hypsometrischer Gradient (Temperaturgradient / Lapse Rate) hypgrad -0.007 # Strahlungsgradient radgrad 0.055 #Schmelztemperatur (Schwellenwert in oC) thres 0. #Grad-Tag-Faktor fuer Schnee fak 2.2 #Grad-Tag-Faktor fuer Eis fakice 6.5 #Strahlungsfaktor fuer Schnee fakrad 0.025 #Strahlungsfaktor fuer Eis fakradice 0.01 #Gewichtungsfaktor Temperaturindex-anteil alpha 0.7 #Gewichtungsfaktor Strahlungsindex-anteil beta 0.3 #Mindestniederschlag (mm), ab dem albedo zurueckgesetzt wird ansalb 5.0 #Minimumswert (Tageszahl des hydrol. Jahres) des jahreszeitlich variierenden Gradtag-Faktors (31. Janner) ishift=91+31 122 #Maximum des Tagestemperaturgang (Stunde 15h) shift 15 #Reduktionsfaktor / Streckungsfaktor des Tagesgangs (Gewichtung) reduc 1. #Jahresamplitude (+/-) des Grad-Tag-Faktors famp 1.5 #Jahrsamplitude der Schwellentemperatur tamp 0. #Methode der Schmelzberechnung meltmethod 1 #Beruecksichtigung von albedo (1=ja,0=nein) ialb 0 Klimastudie Niederösterreich Seite 77 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 17 #Verwendung von "Cold-Content" (1=ja,0=nein) icc 0 #Verwendung von Expositionsgewichtung (1=ja,0=nein) iexp 0 # Prozentanteil des direkten Schmelzabflusses proz 40. #Speicherkoeffizient des Linearspeichers für Schneeabfluss sk 3. #=== BODENPARAMETER=== Auslasshöhe Oberflächenabfluss hr1 80. #Auslasshöhe Zwischenabfluss hr2 40. #Speicherkoeffizient Oberflächenabfluss k1 5. #Speicherkoeffizient Zwischenabfluss k2 60. #Speicherkoeffizient Perkolationsabfluss k3 70. #Speicherkoeffizient Basisabfluss k4 100. #Anfangsspeichergehalt Boden bwin(1) 40. #Anfangsspeichergehalt Grundwasser bwin(2) 40. #Korrekturfaktor Verdunstung etpfak 1.0 #Korrekturfaktor Niederschlag nsfak 0.9 #=== OBERFLÄCHENABFLUSS Niederschlagsschwellenwert in mm ansoa 15.0 #Speicherkoeffizient Oberflächenabfluss oak 2. #Abflussbeiwert psioa 0.3 Die Modellgüte für ausgewählte Jahre wird in den nachfolgenden Abbildungen dargestellt. 3 2 1 0 spec. Discharge (mm/h) N-interpoliert - 1992 0 100 200 300 Time (h) 4 3 2 1 0 spec. Discharge (mm/h) N-interpoliert - 1993 0 100 200 300 Time (h) Abbildung 5.1: Gegenüberstellung des beobachteten (schwarz) und des berechneten (rot plus blau) Abflusses für die Jahre 1992 und 1993 Klimastudie Niederösterreich Seite 78 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 18 8 6 4 2 0 spec. Discharge (mm/h) 10 12 N-interpoliert - 1996 0 100 200 300 Time (h) 6 4 2 0 spec. Discharge (mm/h) 8 N-interpoliert - 1997 0 100 200 300 Time (h) Abbildung 5.2: Gegenüberstellung des beobachteten (schwarz) und des berechneten (rot plus blau) Abflusses für die Jahre 1996 und 1997 Die blau dargestellten Abflussbereiche zeigen den gemischten Abflussvorgang aus Niederschlag(rot) und der überlagerten Schneeschmelze (blau). Die Gesamtabflüsse werden mit hinreichender Genauigkeit simuliert. Fallweise treten Fehlschätzungen der extremen Abflussspitzen auf. Hinsichtlich der Auftretenswahrscheinlichkeiten von Hochwässern zeigen aber die Auswertungen der beobachteten und der simulierten Werte sehr ähnliche Ergebnisse. Dies ist in der nachfolgenden Tabelle verdeutlicht. Die Verwendung der Stationsdaten Weitra führt zu einer Unterschätzung des Abflusses. Dies wurde bei der Szenarienberechnung durch einen Korrekturfaktor berücksichtigt (vgl. Kapitel 4.1.2). Tabelle 5.1: Vergleich der Jährlichkeiten Q beobachtet 1981-2001 Jährlichkeit 2 5 10 30 100 500 Abfluss (m3/s) 13.7 21.7 27.0 35.0 43.5 54.8 90% Konfidenz 3.1 5.7 7.9 11.4 15.2 20.4 Q simuliert 1981-2001 (aus Stationsinterpolation) Jährlichkeit 2 5 10 30 100 500 Abfluss (m3/s) 13.6 21.7 27.0 35.1 43.8 55.3 90% Konfidenz 3.1 5.8 8.0 11.5 15.4 20.7 Q simuliert 1981-2001 (aus Referenzstation Weitra) Jährlichkeit 2 5 10 30 100 500 Abfluss (m3/s) 12.6 19.2 23.6 30.2 37.3 46.7 90% Konfidenz 2.5 4.7 6.5 9.4 12.6 16.9 Klimastudie Niederösterreich Seite 79 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 19 5.2 Ergebnisse der Modellszenarien Für den Vergleich möglicher Klimaänderungssignale wurden folgende Szenarien gegenübergestellt. (1) Der Ist-Zustand aus dem meteorologischen Normaljahr 1961 bis 1990, (2) das Klimaszenario B1 der REMO-UBA Daten bei optimistischer Entwicklung und (3) das realistische Klimaszenario A1B (näheres dazu in Kapitel 4.1.3). Diese Basisdaten wurden mit Hilfe des Wettergenerator in Tageswerte übergeführt. Als Modellinput für die hydrologische Modellierung wurden die berechneten Lufttemperaturwerte (Referenzhöhe Weitra) und die Tagesniederschläge generiert. Sämtliche Bilanzdaten sind Tagesmittelwerte (Abfluss) bzw. Tagessummenwerte (Niederschlag, Verdunstung). Die Ergebnisse der Abflussdaten können sich daher von den beobachteten Maxima (Hochwasserwerte), die oft nur ein kurzes Zeitintervall dauern, unterscheiden. Der Simulationszeitraum betrug 200 Jahre, um eine signifikante statistische Streuung der Zufallswerte des Wettergenerators zu gewährleisten. Die mittleren angewandten Klimabedingungen bezogen sich dabei auf den Zeitintervall zwischen 2070 und 2100. Aus den simulierten Tagesdaten der Abflüsse, der Schneeakkumulationswerte und der Schmelze wie auch aus den Systemzuständen des Bodenwasserspeichers wurden monatliche Kenngrößen errechnet und sind nachfolgend graphisch dargestellt. 5.2.1 Mittlere Maximalabflüsse Die mittleren Maximalabflüsse werden durch arithmetische Mittelbildung der maximalen Abflusswerte der einzelnen Monate errechnet. Es zeigt sich ein relativ ausgeglichener Verlauf bei allen drei Szenarien. Szenario B1 weist tendenziell etwas höhere Werte auf, speziell in den Sommermonaten Juni und Juli sind die mittleren Maximalabflüsse deutlich höher und ergeben auch das Jahresmaximum. Mittlere Maximalmonatsabfluesse 10 0 5 Abfluss (m3/s) 15 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.3: Mittlere Maximalmonatsabflüsse der Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer Klimastudie Niederösterreich Seite 80 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 20 5.2.2 Mittlere Monatsabflüsse Die mittleren Monatsabflüsse zeigen die mittleren Auswirkungen von Klimaänderungsszenarien auf das Abflussgeschehen. Szenario B1 zeigt dabei eine deutliche Erhöhung der Mittelwerte der Abflüsse. Das Jahresmaximum der Mittelwerte verschiebt sich von April auf März. Dies resultiert aus den früher eintretenden Schneeschmelzprozessen. Weiters zeigen sich deutlich höhere Abflüsse bei Szenario B1 in den Monaten Juni, Juli wie auch im Dezember. Mittlere Monatsabfluesse 4 3 0 1 2 Abfluss (m3/s) 5 6 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.4: Mittlere Monatsabflüsse der Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer 5.2.3 Mittlere Minimalabflüsse Durch arithmetische Mittelbildung der Monatsminima der einzelnen Monate erhält man die mittleren Minimalabflüsse. Zwischen dem Ist-Zustand und dem Szenario A1B ergeben sich nur geringfügige Differenzen. Lediglich während der Wintermonate von Dezember bis März zeigt A1B geringfügig höhere Abflüsse. Szenario B1 weist für alle Monate höhere Minimalabflüsse als bei den anderen Szenarien auf. Daraus lässt sich ableiten, dass Niederwasserperioden unter diesem Szenario seltener und nicht so stark auftreten. Klimastudie Niederösterreich Seite 81 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 21 Mittlere Minimalmonatsabfluesse 2 0 1 Abfluss (m3/s) 3 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.5: Mittlere minimale Monatsabflüsse der Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer 5.2.4 Anteile mit Niederwasserabfluss Als Niederwasserabfluss wird für den Beobachtungspegel Ehrendorf and der Lainsitz ein Abfluss kleiner als 460 Liter/sec angenommen. Dieser Wert ergibt sich aus der Abflusszeitreihe 1981- 2000 und repräsentiert den Q95-Wert. Dieser Schwellenwert wird an 95% der Tage dieses Zeitraumes überschritten. Diese Abflussphasen treten im Untersuchungsgebiet zwischen September und Jänner auf. Die Niederschlagssummen sind in diesem Zeitraum geringer und werden z.T. als Schnee im Einzugsgebiet zurückgehalten. Tage mit Niederwasserabfluss < NQ95 (0.46 m3/s) 40 0 20 Prozent (%) 60 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.6: Tage mit Niederwasserabfluss für Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer Klimastudie Niederösterreich Seite 82 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 22 Bei Szenario B1 treten Tage mit Niederwasserabfluss wesentlich seltener auf als im IstZustand. Die Gründe liegen im höheren Niederschlag während der Monate Oktober bis Dezember. Szenario A1B zeigt deutlich öfter Niederwassertage an. Trotz vergleichsweise ähnlichem Niederschlagsverlauf mit dem Ist-Zustand ist der Abflussbeitrag geringer. Hier dürften Auftrocknungsprozesse des Bodens eine Rolle spielen. 5.2.5 Mittlere Maximalschmelzabflüsse und Mittlere Schmelzabflüsse Sowohl die mittleren Maximalschmelzabflüsse wie auch die mittleren Schmelzabflüsse zeigen einen ähnlichen Verlauf der Szenarien zueinander. In den Monaten Dezember, Jänner und Februar liefern der Ist-Zustand und Szenario B1 gleichwertige Schmelzbeiträge. Im März und April ist unter den Ist-Bedingungen die weitaus größere Schmelze zu erwarten. Bei Szenario A1B geht die Schmelze in allen Wintermonaten deutlich zurück. Dies liegt auch an der reduzierten Schneeakkumulation aufgrund der erhöhten Lufttemperaturen. Mittlere Maximalschmelzabfluesse 4 3 2 0 1 Schmelzabfluss (m3/s) 5 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.7: Mittlere maximale Monatsabflüsse aus Schneeschmelze der Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer Klimastudie Niederösterreich Seite 83 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 23 Mittlere Schmelzabflüsse 1.0 0.0 0.5 Schmelzabfluss (m3/s) 1.5 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.8: Mittlere Monatsabflüsse aus Schneeschmelze der Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer 5.2.6 Mittlerer maximaler Schneewasserwert Der Schneewasserwert gibt den Wasseranteil der Schneedecke an. Unter Berücksichtigung einer Schneedichte von ca. 20% bis 50% ist die tatsächliche Schneehöhe um das Zwei- bis Fünffache höher anzunehmen. Der Schneewasserwert bezieht sich auf die im Einzugsgebiet tiefste Höhenzone, d.h. im Bereich des Gebietsauslasses bei Gmünd. Aufgrund der generell zu erwartenden Temperaturerhöhung bei Klimaänderung zeigen beide Szenarien B1 und A1B deutlich geringere Schneewasserwerte als beim Ist-Zustand. Bei B1 ist die Schneehöhe gegenüber dem Ist-Zustand um ca. 40% reduziert, bei Szenario A1B sogar um ca. 60%. Klimastudie Niederösterreich Seite 84 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 24 Mittlerer Maximaler Schneewasserwert 20 15 10 0 5 Schneewasserwert (mm) 25 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.9: Mittlerer maximaler Schneewasserwert für Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer 5.2.7 Tage mit Schneebedeckung im Gesamtgebiet Hier werden jene Tage ausgewiesen, an denen in allen Höhenzonen eine Schneebedeckung gegeben ist. Dabei muss zumindest ein Schneewasserwert von 5 mm überschritten sein. Im Ist-Zustand ist in den Monaten Jänner und Februar eine gesamte Schneebedeckung in 45 bis 50 % der Tage gegeben, im Dezember an ca. 30% aller Tage. Für das Szenario B1 reduziert sich der Anteil an Schneetagen für diesen Zeitraum auf 15 bis 25 %, bei Szenario A1B ist nur noch an ca. 5 bis 10 Prozent der Tage mit Schneebedeckung zu rechnen. Tage mit Schneebedeckung Gesamtgebiet (> 5 mm SWE) 40 0 20 Prozent (%) 60 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.10: Tage mit Schneebedeckung im Gesamtgebiet in Prozent für Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer Klimastudie Niederösterreich Seite 85 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 25 5.2.8 Tage mit Schneebedeckung über 900 m. Sh. In diesem Abschnitt wird der Anteil der Schneebedeckung für höhere Einzugsbereiche ausgewiesen. Es sind die Gebietsanteile höher als 900 Meter Seehöhe erfasst. Tage mit Schneebedeckung über 900 m Sh. (> 5 mm SWE) 80 60 0 20 40 Prozent (%) 100 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.11: Tage mit Schneebedeckung in Höhenlagen über 900 m Sh. in Prozent für Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer Im Zeitraum Jänner bis März ergibt sich für den Ist-Zustand eine Schneedecke an 82 bis 94 Prozent aller Tage. Im Dezember sind es 67%. Bei Szenario B1 vermindert sich dieser Anteil auf 60 bis 70% zwischen Jänner und März und auf 50% im Dezember. Szenario A1B zeigt für diese Höhenbereiche nur noch an ca. 25 bis 40 % aller Tage Schneebedeckung. 5.2.9 Mittlere aktuelle Tagesverdunstung Die potentielle Verdunstung wird anhand der mittleren monatlichen Lufttemperaturen nach der Methode nach Thornthwaite berechnet. Die aktuelle Verdunstung kann aufgrund begrenzter Bodenwasserverhältnisse reduziert sein. Dies wird im Bodenmodul des hydrologischen Modells berücksichtigt. Findet eine Auftrocknung der Bodenwasserreserven bis zur Hälfte des Speichervolumens statt, so treten reduzierte Verdunstungsbedingungen auf und es werden Trockenstressbedingungen für die Pflanzen angenommen. Die mittleren Verdunstungswerte unterscheiden sich zwischen den Szenarien nur unwesentlich. Klimastudie Niederösterreich Seite 86 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 26 Mittlere aktuelle Tagesverdunstung 2 0 1 Verdunstung (mm) 3 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.12: Mittlere Tagesverdunstung für Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer 5.2.10 Tage mit Trockenstress Tage mit Trockenstress treten vor allem im Spätsommer und Herbst auf. Bei Szenario B1 ergibt sich kaum ein Unterschied zum Ist-Zustand. Das Maximum tritt im Oktober auf. Hier muss an ca. 30% der Tage mit reduzierten Versorgungsgraden für die Pflanzen gerechnet werden. Bei Szenario A1B steigen die Anteile der Tage mit Trockenstress deutlich an. Auch hier liegt das Maximum im Oktober und weist annähern 50% der Tage aus. Aber auch in den Vegetationsmonaten August und September liegen die Werte bei 29% bzw. 38% der Tage. Tage mit Trockenstress 40 0 20 Prozent (%) 60 Ist-Zustand Szenario B1 (optimistisch) Szenario A1b (moderat) J F M A M J J A S O N D Abbildung 5.13: Anteil der Tage mit Trockenstress für Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B basierend auf 200 Jahre Simulationsdauer Klimastudie Niederösterreich Seite 87 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 27 5.2.11 Hochwasserverteilung Bei Fragen der Auswirkungen möglicher Klimaänderungen ist der Einfluss auf die Hochwasserentstehung von besonderem Interesse. Auch die Erfahrungen der letzten Hochwässer im Land Niederösterreich wurden oft in diesem Kontext diskutiert. Die vorliegende Studie hat u.a. die Zielsetzung, die geänderte Abflußcharakteristik auch in Bezug auf Hochwässer zu untersuchen. Allerdings gelten in diesem Zusammenhang folgende Einschränkungen hinsichtlich der zu erwartenden Aussageschärfe: a) Modellierung der Tagesbilanzen: Die angewandten Verfahren basieren auf Modellierung mit Tageswerten. Abflüsse werden dadurch als Tagesmittelwerte wiedergegeben. Diese eignen sich nur bedingt zur Quantifizierung von charakteristischen Hochwasserscheitelwerten vorgegebener Jährlichkeit, da in der Realität durchaus kurze Abflußspitzen mit wenigen Stunden Zeitdauer auftreten können. b) Extremereignisse Extremereignisse mit Auftrittswahrscheinlichkeiten größer als 50 Jahren lassen Abflußprozesse wirksam werden, die im verwendeten hydrologischen Konzeptmodell nur unzureichend repräsentiert sind. Dies sind z.B. Sättigungsabfluss an Teilflächen oder Wellenablauf bei Überflutung. Demgemäß sind die berechneten Extremabflüsse mit größeren Unschärfen bedacht. c) Simulation der Extremniederschläge durch den Wettergenerator Der verwendete Wettergenerator ist an der Klimanormalperiode 1961 – 1990 kalibriert. Die Simulationswerte der 200-jährigen Periode orientieren sich daher stark an den statistischen Kenngrößen dieser Zeitspanne. Generierte Extremwerte zeigen ein ausgeprägtes Persistenzverhalten. In dieser Studie wurden zwar die Jahreshochwässer (Tagesmittelwerte) berechnet und daraus Wiederkehrsintervalle ermittelt, aus den o.g. Gründen erfolgte jedoch keine Ausweisung der hohen Jährlichkeiten, da den Autoren die implizierten Unsicherheiten als zu schwerwiegend erschienen. Die Generierung der Inputdaten wie Niederschlag und Schnee beziehen sich auf mittlere Verhältnisse einer 30-jährigen Zeitspanne. Dem Ist-Zustand liegt der Zeitraum 1961-1990 (Klimanormaljahr), den Szenarien A1B und B1 der Zeitraum 2071 bis 2100 zugrunde. In der nachfolgenden Abbildung sind die beobachteten Hochwasserreihen (Jahresmaxima) 1980 bis 2000 und 1938 bis 2007 (mit Messlücken) der Größe nach aufsteigend sortiert dargestellt, weiters die berechneten Szenarien bzw. der Ist-Zustand der 200-jährigen Simulationsreihe. Die Abszisse zeigt die Anzahl der Jahre der Datenreihe. Als deutlich sichtbarer Ausreißer zeigt sich das Hochwasserereignis von 2002. Klimastudie Niederösterreich Seite 88 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 28 20 40 60 Ist-Zustand simuliert Szenario B1 Szenario A1b 1961-1990 beobachtet 1938-2007 beobachtet 0 Mittl. Tagesabfluss (m3/s) 80 HQ-Verteilung (Jahresmaxima) 0 50 100 150 200 Dauer (a) Abbildung 5.14: Aufsteigend sortierte Hochwasserdaten beobachtet und für Szenarien (1) Ist-Zustand, (2) REMO B1 und (3) REMO A1B Läßt man das extreme Hochwasser von 2002 außer Acht (Maximalwert der roten Punktreihe), so zeigen die Beobachtungsreihen ca. gleich große Maximalwerte (ca. 34 m3/s). Die Simulationsreihen weisen – auch aufgrund der längeren Zeitspanne von 200 Jahren – höhere Maximalwerte auf, wobei Szenario B1 deutlich über dem Ist-Zustand und dem Szenario A1B liegt. Das Szenario B1 zeigt bei den höheren Jahreshochwässern einen Anstieg gegenüber dem Ist-Zustand und dem Szenario A1B. Die Begründung liegt wahrscheinlich bei der erhöhten Vorbefeuchtung des Untersuchungsgebiets aufgrund der größeren Niederschlagssummen während der Sommermonate. Für eine Interpretation der Extremereignisse sind noch weiterführende Analysen notwendig, die im Rahmen dieser Studie nicht abgedeckt werden konnten. Diese Datenreihen wurden einer Extremalverteilung (Gumbel) angepaßt. Die daraus abgeleiteten Wiederkehrsintervalle sind in der nachfolgenden Tabelle dargestellt, wobei wie oben begründet, auf die Ausweisung großer Jährlichkeiten verzichtet wird. Tabelle 5.2: Tageshochwässer [m³/s] bestimmter Jährlichkeit für Beobachtungsreihen und Szenarien Jährlichkeit 2 5 10 30 13.2 20.2 24.8 31.9 Beob 1938-2007 15.2 24.8 31.2 40.8 -“- (ohne HQ2002) 14.7 21.5 26.0 32.9 Ist-Zustand 13.1 19.7 24.0 30.5 Szenario B1 17.5 25.1 30.1 37.7 Szenario A1B 15.7 21.5 25.3 31.1 Beob. 1980-2000 Klimastudie Niederösterreich Seite 89 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 29 Die Beobachtungsreihen zeigen – bei Weglassen des Extremereignisses von 2002 – recht ähnliche Ergebnisse. HQ30 Werte der Tageshochwässer liegen bei ca. 32 m3/s, die HQ100Werte bei ca. 40 m3/s. Die Berechnungsergebnisse des Ist-Zustands wie auch des Szenario A1B zeigen geringfügig kleinere Werte, liegen aber im selben Bereich. Bei Berücksichtigung des HQ 2002 steigen die Werte des HQ30 auf ca. 41 m3/s, des HQ100 auf ca. 51 m3/s. Dies zeigt deutlich, wie stark ein einzelnes Extremereignis die Hochwasserstatistik beeinflussen kann. Demgemäß sind solche Ereignisse gesondert zu analysieren. Auch bei Szenario B1 ist ein deutlicher Anstieg der Hochwässer zu beobachten, der Wert von HQ30 liegt bei ca. 38 m3/s. Die Ist-Zustandsanalyse und die Szenarienberechnungen beruhen auf dem Systemverhalten einer 30-Jahresperiode. Daraus wurde eine zufällige Realisation einer 200-jährigen Zeitreihe erzeugt. Nachfolgend wird untersucht, inwieweit die 30-Jahressequenzen innerhalb der Gesamtzeitspanne von 200 Jahren streuen. Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass die Mittelwerte der Zeitreihenabschnitte durchaus variieren. Daraus ergeben sich auch Variationen in den Berechnungsergebnissen unterschiedlicher Jährlichkeiten. Das verdeutlichen die punktierten, vertikalen Linien in Abbildung 5.16, welche die Streuung zwischen den 30-Jahrsperioden der Szenarien aufzeigen. 30 20 0 10 Jahreshochwaesser (m3/s) 40 Simulationsreihe Szenario B1 0 50 100 150 200 Jahre Abbildung 5.15: Generierte Jahreshochwässer (schwarz) und sequentielle Mittelwerte (rot) für Szenario B1 Klimastudie Niederösterreich Seite 90 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 30 60 Hochwasserwahrscheinlichkeit nach GUMBEL Basisdaten Status Quo Plottingposition nach Weibull 30 10 20 HQ-Abfluss [m3/s] 40 50 Status Quo Szenario A1B Szenario B1 Reihe 1938-2000 Gumbelverteilung 0.05 %-Niveau 1 2 4 10 20 40 100 200 400 1000 2000 4000 0.5000 0.7500 0.9000 0.9500 0.9750 0.9900 0.9950 0.9975 0.9990 0.9995 0.9998 Jaehrlichkeit und Unterschreitungswahrscheinlichkeit Abbildung 5.16: Variabilität der Hochwässer bei Verwendung von 30-Jahressequenzen In Abhängigkeit von dem gewählten Zeitreihenausschnitt ergeben sich z.B. bei Szenario B1 für das HQ30 ein Wertebereich zwischen 29 m3/s und 45 m3/s. Dies verdeutlicht nochmals die Problematik einer verbindlichen Aussage hinsichtlich der Änderungstendenz. 6 Zusammenfassung und Schlussfolgerung Die Vorliegende Studie hat zum Ziel, mögliche Auswirkungen einer Klimaänderung auf die Bereiche der Abflussbildung, der Schneeverteilung, des Bodenwasserdargebots und der Hochwasserentwicklung aufzuzeigen. Dazu wurden Klimaänderungsszenarien aus dem REMO-UBA Modell verwendet und mit Hilfe eines statistischen Wettergenerators Tagesreihen von Niederschlag und Lufttemperatur erzeugt. Die Abflussbildung, die Schneeakkumulation und Schmelze wie auch die Bodenwasserspeicherung wurden mit Hilfe eines konzeptuellen Niederschlags-Abflussmodell berechnet. Es zeigte sich anhand von Beobachtungszeitreihen, dass dieses Instrumentarium für die Beschreibung der Abflussverhältnisse gut geeignet ist, Einschränkungen ergeben sich lediglich bei den Extremereignissen. Neben der Ist-Zustands-Analyse erfolgte die Verwendung der Szenarien B1 (optimistisches Szenario) und A1B (realistisches Szenario). Die Ergebnisse beziehen sich auf Auswertungen auf Monatsbasis, d.h. die Tageswerte werden in Monatswerte (Maxima, Minima, Mittelwerte) übergeführt. Nachfolgend sind die Kernergebnisse zusammenfassend dargestellt. Klimastudie Niederösterreich Seite 91 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 31 Abflussbildung: Die mittleren Abflussverhältnisse der einzelnen Monate steigen gegenüber dem Ist-Zustand bei Szenario B1 um ca. 5 bis 20% an. Während er Wintermonate zeigt auch Szenario A1B wegen der verringerten Schneeakkumulation höhere Abflussmittelwerte. In den Sommermonaten ist – mit Ausnahme des Monats Juli - ein um 5 bis 10% geringerer Mittelabfluss bei Szenario A1B zu erwarten. Der mittlere maximale Monatsabfluss wird bei Szenario B1 in den Monaten Juni und Juli deutlich erhöht. Szenario A1B liefert ähnliche Monatswerte wie der Ist-Zustand. Die mittleren Minimalabflüsse werden bei Szenario A1B gegenüber dem Ist-Zustand in den Monaten April bis November um ca. 5 -10% kleiner. In den Wintermonaten ist dieser Wert aufgrund der höheren Regenanteile etwas größer. Szenario B1 liefert durchwegs höhere Minimalabflüsse als im Ist-Zustand, dies vor allem deutlich während der Wintermonate. Das Auftreten von Niederwasserperioden ist bei Szenario A1B um ca. 30% höher als im IstZustand. Im Oktober und November können diese Abflusszustände an ca. 40 bis 50% der Tage auftreten. Bei Szenario B1 verringert sich die Wahrscheinlichkeit von Niederwasserabfluss um ca. 30%. Schneebedeckung und Schneewasserwert: Die Abflussanteile aus Schneeschmelze nehmen bei den Klimaszenarien durchwegs ab. Dies resultiert aus den höheren Temperaturen und den damit verbundenen geringeren Schneehöhen. Die mittleren maximalen Schmelzabflüsse unterscheiden sich nicht so stark für die Monate Dezember bis Februar. Im November März und April nehmen die Schmelzraten der Szenarien A1B und B1 gegenüber dem Ist-Zustand deutlich ab. Ein ähnliches Bild zeigen die mittleren Schmelzabflüsse. Im Dezember bis Februar zeigen der Ist-Zustand und Szenario B1 ähnliche Verläufe, Szenario A1B liegt ca. 20 bis 30% unter diesen Werten. Im März und April nehmen jedoch die Schmelzabflüsse um ca. 30% (B1) und 60% (A1B) ab. Der mittlere maximale Schneewasserwert, der auch die maximale Schneehöhe je Monat widerspiegelt, reduziert sich gegenüber dem Ist-Zustand für beide Szenarien. Bei Szenario B1 reduziert sich dieser Wert um ca. 20-40%, bei Szenario A1B sogar um ca. 60-80%. Tage mit Schneebedeckung im gesamten Einzugsgebiet treten in den Monaten Jänner und Februar unter den gegebenen Klimabedingungen an 45 bis 50% aller Tage auf. Bei Szenario B1 an ca. 20% und unter Szenario A1B an nur noch max. 10% aller Tage. Klimastudie Niederösterreich Seite 92 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 32 Tage mit Schneebedeckung in Bereichen über 900 Meter Seehöhe werden unter den momentanen Klimabedingungen in der Zeit zwischen Dezember und März an 79 bis 90% aller Tage beobachtet. Für Szenario B1 reduziert sich dieser Wert auf 50 bis 70%, bei Szenario A1B auf 20 bis 30% aller Tage. Verdunstung und Trockenstress: Die aktuellen Tagesverdunstungen ändern sich nur unwesentlich. Höhere potentielle Verdunstungsraten durch höhere Temperaturen erfahren eine Einschränkung aufgrund des limitierten Bodenwasservorrates. Tage mit Trockenstress, das sind Zeiträume an denen das Bodenwasser nur eingeschränkt verfügbar ist, treten im Ist-Zustand zwischen August und November auf. Der höchste Anteil liegt im Oktober mit ca. 30% der Tage. Bei Klimaänderung verändert sich dieser Verlauf bei Szenario B1 nur unwesentlich. Szenario A1B zeigt jedoch einen deutlichen Anstieg der Tage mit Trockenstress. Der Anteil beträgt im Oktober bis zu 50%, aber auch im Vegetationszeitraum August steigt der Anteil auf ca. 30% an. Hochwasserentwicklung: Die Größe der Hochwässer liegt bei Szenario A1B in gleichen Bereichen wie im Ist-Zustand. Bei Szenario B1 ist eine Erhöhung der Hochwässer mittlerer Jährlichkeit wahrscheinlich. Sie ist durch die größere Vorsättigung des Bodens aufgrund der höheren Sommerniederschläge begründet. Im A1B Szenario können die höheren Niederschlagsintensitäten durch die generell geringere Bodenfeuchtigkeit abgefangen werden. Speziell für die Fragestellung der Entwicklung extremer Hochwässer sind noch weitere Untersuchungen hinsichtlich der Modellrepräsentativität, der Generierbarkeit durch den Wettergenerator und der methodischen Behandlung bei der Hochwasserstatistik notwendig. Klimastudie Niederösterreich Seite 93 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 33 7 Danksagung Die Autoren danken der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik und dem Hydrographischen Zentralbüro für die kostenlose Verfügungsstellung der Beobachtungsdaten. Weiters danken wir dem Deutschen Umweltbundesamt und Frau Daniela Jacob für die kostenlose Bereitstellung der REMO-UBA Szenariendaten. Dem Österreichischen Umweltbundesamt und hier besonders Martin König danken wir für die Unterstützung beim Transport der REMO-UBA Daten nach Wien. Klimastudie Niederösterreich Seite 94 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Abflussentstehung an der Lainsitz Seite 34 8 Literatur BMLFUW (ed.) 2005. Hydrologischer Atlas Österreichs. 2. Lieferung. Wien: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. ISBN 3-85437-250-7. HAFNER, N., FÜRST, J. (2005): Bodenbedeckung. In BLMFUW (ed.) Hydrologischer Atlas Österreichs. 2. Lieferung. Kartentafel 1.5. Wien: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. ISBN 3-85437-250-7. HOLZMANN, H., SCHÖNER, W., KOBOLTSCHNIG, G. (2005): Jahresbericht zum Projekt SNOWTRANS 20 Seiten, Wien Okt. 2005. Bericht an die Österr. Akademie der Wissenschaften. HOLZMANN, H., NACHTNEBEL, H.P. (2002): Abflussprognose für mittelgroße Einzugsgebiete – Methodik und Anwendungen. Österr. Wasser- und Abfallwirtschaft, 54, 9-10, 142-153. HOLZMANN, H., NACHTNEBEL, H.P. (2002): Sequential development of a conceptual hydrological model considering alpine basin processes. In: Rizzoli, A., Jakeman, A.(Eds.), Integrated assessment and decision support, Juni 2002, Lugano; Proceedings of the 1st biennial meeting of the Intern. Environmental modelling software society Lugano, Vol.1, pp. 416-421, Lugano. IPCC, 2007: Climate Change 2007 - The Physical Science Basis: Working Group I Contribution to the Fourth Assessment Report of the IPCC. Cambridge University Press. ISBN-13: 978-0521705967 JACOB, 2005: REMO A1B SCENARIO RUN, UBA PROJECT , 0.088 DEGREE RESOLUTION, RUN NO. 006211, 1H DATA. CERA-DB "REMO_UBA_A1B_1_R006211_1H", http://cerawww.dkrz.de/WDCC/ui/Compact.jsp?acronym=REMO_UBA_A1B_1_R00621 1_1H KOBOLTSCHNIG, G., HOLZMANN, H., SCHÖNER, W. (2005): Monitoring of snow- and icemelt of two small glacierized catchments in the Austrian Alps. In: European Geoscience Union: EGU General Assembly 2005, 24.-29. April 2005, Vienna; Geophysical Research Abstracts, Vol. 7; ISSN 1029-7006. KOBOLTSCHNIG, G., SCHÖNER, W., HOLZMANN, H. (2005): Monitoring und Modellierung der Schnee- und Eis schmelze eines vergletscherten Einzugsgebietes in den Hohen Tauern. In: Inst. F. Wasserbau und Wasserwirtschaft, TU-Graz: 7. Treffen jungerWissenschaftlerInnen deutschsprachiger Wasserbauinstitute (JUWI), 3.-6. August 2005 Graz; Schriftenreihe zur Wasserwirtschaft, 43, 43-48; Verlag der Technischen Universität Graz; ISBN 3-902465-22-0. ROECKNER, 2005: IPCC DDC AR4 ECHAM5/MPI-OM SRESA1B run1. CERA-DB "EH5_MPI_OM_SRESA1B_1" http://cerawww.dkrz.de/WDCC/ui/Compact.jsp?acronym=EH5_MPI_OM_SRESA1B_1 SEMENOV, M. und E. Barrow 1997: Use of a stochastic weather generator in the development of climate change scenarios. Climate Change, 35, 397-414 Klimastudie Niederösterreich Seite 95 Department für Wasser-Atmosphäre-Umwelt Institut für Meteorologie Peter-Jordan Str. 82 A-1190 Wien Endbericht des Teilprojektes : „Potentielle Auswirkungen und Anpassungsmaßnahmen der Landwirtschaft an den Klimawandel im Nordosten Österreichs (Weinviertel-Marchfeld Region)“ Im Auftrag des Amtes der NÖ Landesregierung O. Univ. Prof. Dr. Helga KROMP-KOLB (Institutsleiter) Mag. Dr. Herbert FORMAYER (wissenschaftliche Gesamtprojektleitung) A.o. Prof. Dipl.Ing. Dr. Josef EITZINGER (wissenschaftliche Teilprojektleitung) Projektmitarbeiter: Mag. Sabina THALER Dipl. Ing. Gerhard KUBU Dipl. Ing. Dr. Pablo RISCHBECK Klimastudie Niederösterreich Seite 96 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ....................................................................................................... 2 Ziele des Projektes ..................................................................................................... 3 Kapitel A ..................................................................................................................... 4 Region Marchfeld : Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf Getreide........ 4 1. Einleitung ............................................................................................................ 4 2. Methodik ............................................................................................................. 5 2.1 Die dynamische Simulation des Pflanzenwachstums (Region Marchfeld) .... 5 2.2.Modellkalibrierung und –validierung .............................................................. 7 2.3 Analyse der Klimaszenarien .......................................................................... 9 3. Ergebnisse (Region Marchfeld)......................................................................... 10 3.1. Temperatursummen und Vegetationsperioden .......................................... 10 3.2. Die Veränderung der Phänologie ............................................................... 12 3.3. Der Wasserhaushalt ................................................................................... 13 3.4. Die Veränderung des Ertragspotentials...................................................... 16 3.5. Potentielle Anpassungsmöglichkeiten im Marchfeld................................... 20 4. Literaturverzeichnis .............................................................................................. 23 Kapitel B ................................................................................................................... 25 Region Weinviertel : Analyse des Auswirkungen des Klimawandels auf agrarklimatologische Bedingungen........................................................................... 25 1. Einleitung .......................................................................................................... 25 2. Methodik ........................................................................................................... 28 2.1 Klimaszenarien ............................................................................................ 29 2.2 Abschätzung des Produktionspotentials mittels agrarmeteorlogischer Indikatoren......................................................................................................... 31 3. Literatur............................................................................................................. 38 Kapitel C -Zusammenschau ..................................................................................... 40 A - Detaillierte Abschätzung von Auswirkungen des Klimawandels und Anpassungsstrategien für das Weinviertel ............................................................ 40 B - Generelle Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und mögliche Anpassungsmassnahmen in ganz Niederösterreich.............................. 42 Klimastudie Niederösterreich Seite 97 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 3 Ziele des Projektes In diesem Projekt wurden bereits vorliegende Ergebnisse aus bisherigen Forschungsprojekten (EU-Projekt ACCELERATES und CECILIA, verschiedene Projekte der BOKU) in Bezug zu dieser Region zusammenfassend analysiert und durch zusätzliche Untersuchungen bestimmter landwirtschaftlicher Kulturen und Regionen ergänzt. Durch die in Klimaszenarien angezeigte Temperaturerhöhung in den nächsten Jahrzehnten wird die Verdunstung und damit der Wasserbedarf landwirtschaftlicher Kulturen allgemein zunehmen. Höhere Temperaturen beeinflussen auch die Phänologie bzw. haben mehr Hitzstress und Trockenstress zu Folge. Dies hat Folgen für den Wasserhaushalt und die Erträge der Kulturen der relativ trockenen Region Weinviertel-Marchfeld. Potentielle Anpassungsmaßnahmen in der Landwirtschaft wurden ebenfalls ausgelotet bzw. deren Auswirkungen auf die Reduktion des Ertrags- und Produktionsrisikos. Die Erträge der landwirtschaftlichen Kulturen unter den Klimaszenarien werden mithilfe von Wachstumsmodellen abgeschätzt (z.T. Ergebnisse aus anderen Projekten), ebenfalls die aktuelle Verdunstung der Pflanzenbestände bzw. der Bodenwassergehalte. Bei der Berechnung des Wasserbedarfes werden kulturartenspezifische Besonderheiten, wie Phänologie, Durchwurzelungstiefe und Bodenwasserspeichervermögen berücksichtigt. Die Ergebnisse aus dem Projekt liefern konkrete Angaben über : - die Verschiebung agrarökologischer Potentiale in der Region WeinviertelMarchfeld. Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, das Ertragspotential und Ertragsrisiko von wichtigen angebauten Kulturen (Winterweizen und Sommergerste). Potentielle Anpassungsmaßnahmen in der landw. Produktion, empfohlene Änderungen in den angebauten Kulturen, der Bewirtschaftung, der Landnutzung. Klimastudie Niederösterreich Seite 98 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 4 Kapitel A Region Marchfeld : Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf Getreide 1. Einleitung Das Marchfeld ist eine etwa 900 km² große Schotterebene im südlichen Weinviertel und gehört geologisch zum Wiener Becken. Es liegt am nord-westlichen Rand der pannonischen, kleinen ungarischen Tiefebene und kann im Süden von der Donau, im Osten von der March, im Norden vom Hügelland des Weinviertels und im Westen vom Bisamberg abgrenzt werden. Das Klima in dieser Region ist semi-arid und kann als ein Übergangsklima zwischen dem westeuropäischen, maritimen und dem osteuropäischen, kontinentalen Klima angesehen werden. Die Winter sind kalt und oft schneearm mit häufig scharfen Frösten, die Sommer heiß und phasenweise trocken. Die mittleren Windgeschwindigkeiten weisen auch einen Jahresgang auf. Im Sommer und Frühherbst treten besonders häufig stabile Hochdruckwetterlagen auf und die Windgeschwindigkeiten sind eher gering. Im Winter und vor allem im Frühjahr kommt es vermehrt zum Durchzug von Tiefdruckgebieten durch Mitteleuropa, die meist einen lebhafteren Wind mit sich bringen (Müller 1993). Das Marchfeld weist mit Teilen des Burgenlands die großflächigste Agrarstruktur Österreichs auf. Die durchschnittliche Betriebsgröße im Marchfeld lag 1999 bei 49 ha, bundesweit ist sie bei 19 ha (Stand 2005) (Statistik Austria 2007). Die früher in den Marchfeldgemeinden weit verbreitete Viehwirtschaft ist seit etwa den 1980er Jahren aufgegeben worden. Die Betriebe haben sich mit unterschiedlichen Strategien auf den Marktfruchtbau spezialisiert, da in dieser ebenen Region eine Mechanisierung und Intensivierung der Produktion relativ leicht möglich war. Die arbeitsintensive und unflexible Viehwirtschaft erschien den LandwirtInnen im Vergleich zum Marktfruchtbau weniger attraktiv. Das Marchfeld wird häufig als „Kornkammer Österreichs“ bezeichnet und als landwirtschaftliches Produktionsgebiet mit äußerst günstigen natürlichen Bedingungen angesehen. Dieser Meinung stimmt Rötzer (2004) nur zum Teil zu und sieht folgende Einschränkungen: - Die Niederschlagssummen im Marchfeld sind relativ gering. So fallen z.B. in GroßEnzersdorf in der Vegetationsperiode des Sommergetreides von April bis Juli im Durchschnitt 236 mm, das sind 42% des mittleren Jahresniederschlags. Vielerorts wird die Trockenheit durch die Bodenverhältnisse noch verstärkt. Höchsterträge sind daher nur auf bewässerten Flächen möglich. Die Bewässerung ist aber nur bei intensiveren Kulturen wie Feldgemüse, Erdbeeren usw. rentabel. - Innerhalb des Marchfelds sind die Standortverhältnisse sehr heterogen. Das Spektrum reicht von Kulturrohböden auf Sand oder Schotter bis zu Tschernosemen aus Löss oder Feuchtschwarzerden. - Auch die besten Böden reichen nicht an die Verhältnisse im Raum Hollabrunn im westlichen Weinviertel heran. Gute Böden im Marchfeld werden von der Finanzbodenschätzung mit einer Bodenklimazahl um 60 eingestuft, während die besten Ackerböden Österreichs (Guntersdorf bei Hollabrunn, Machland in Oberösterreich) mit 100 bewertet werden. Klimastudie Niederösterreich Seite 99 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 5 2. Methodik 2.1 Die dynamische Simulation des Pflanzenwachstums (Region Marchfeld) Seit den 1970er Jahren werden rechengestützte Simulationsmodelle für das Pflanzenwachstum für verschiedene Anwendungen entwickelt. Feldexperimente zu bestimmten Fragestellungen können damit zwar nicht ersetzt aber häufig reduziert werden, da verschiedenste Szenarien simuliert werden können. Die Durchführung von agrarwissenschaftlichen Feldexperimenten ist in der Regel sehr zeit- und kostenintensiv. Von relativ einfachen empirischen Modellen haben sich diese zu erklärenden Modellen weiter entwickelt. Die Modelle sind heute interdisziplinär und versuchen ein möglichst umfassendes Wissen über pflanzenphysiologische und physikalisch-ökologische Vorgänge zu integrieren (Rischbeck 2007). Aus den zahlreich verfügbaren Modellen wurde für dieses Projekt das dynamische Pflanzenwachstumsmodell CERES/DSSAT ausgewählt. Dieses Modell ist in der Lage Berechnungen in einer großen zeitlichen Skala von Jahren bis Jahrhunderten durchzuführen und ist somit für langfristige Klimawandelstudien sehr gut geeignet. Nach Jones (1993) ermöglicht DSSAT dem Benutzer • Daten zur Genetik von Nutzpflanzen, Bodenbeschaffenheit sowie Wetter einzugeben und zu speichern, • Daten abzurufen, zu analysieren und darzustellen, • Pflanzenwachstumsmodelle zu kalibrieren und zu evaluieren, • Managementalternativen an einem bestimmten Standort zu prüfen. • Das Modell benötigt ein Minimum an Eingabedaten wie: • Lagebeschreibung: geographische Koordinaten, Seehöhe, Ausrichtung, Neigung, Jahresmitteltemperatur, Jahresamplitude der Temperatur, etc. • Meteorologische Daten auf Tagesbasis: Globalstrahlung, Temperaturmaximum und -minimum, Niederschlag • Bodenprofile: physikalische und chemische Zusammensetzung des Bodens • Management: Datum der Saat, Bewässerung, Düngung, Pflanzendichte und Reihenabstand etc. • genetische Parameter (Sorte): Ertragspotential, Reifegruppe etc. Als Ausgabedaten erhält man eine Reihe von Informationen wie z. B. Blüte- und Reifezeitpunkt, Ertrag, aktuelle Evaporation, Transpiration sowie Evapotranspiration, Oberflächenabfluss, Drainage, Wassernutzungseffizienz der Pflanze und des Bestands, Transpirationskoeffizient, Trockenstressfaktor des Wachstums und Photosynthese, potentielle Evapotranspiration etc. Bodendaten: Als Untersuchungsgebiet für die dynamische Ertragssimulation wurde die semi-aride Region Marchfeld ausgewählt. Da die österreichische Bodenkartierung (Bundesanstalt für Bodenwirtschaft, 1993) in Marchfeld 255 verschiedene Bodenformen unterscheidet, war eine Klassifizierung notwendig. 5 Bodengruppen wurden mit Hilfe der nutzbaren Feldkapazität des effektiven Wurzelraums (Tiefe bis zu 1 m, Ausnahme Boden 5 Tiefe bis zu 1,5 m) gebildet, wobei die Klassengrenzen nach AG Boden (1996) festgelegt wurden (Tab 1). Die nutzbaren Feldkapazität des effektiven Wurzelraums ist am semiariden, grundwasserfernen Standort Marchfeld für die Pflanzenentwicklung wesentlich: Klimastudie Niederösterreich Seite 100 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 6 er determiniert größtenteils die Wasserverfügbarkeit für die Nutzpflanzen, und damit auch die Aufnahme der gelösten Nährstoffe (Rischbeck 2007). Tabelle 1: Klassengrenzen entsprechend der nutzbaren Feldkapazität des effektiven Wurzelraums (AG Boden 1996) Klassen sehr gering gering mittel hoch sehr hoch nutzbare Feldkapazität (mm) < 60 60-140 140-220 220-300 > 300 Die fünf für die Simulation gebildeten Klassen (Profile in Abbildung 1) fallen überwiegend mit den wesentlichen, landwirtschaftlich genutzten Bodenarten im Marchfeld zusammen. Abbildung 1: Repräsentative Bodenprofile für die 5 Bodenklassen (Bundesanstalt für Bodenwirtschaft 1993) (von links nach rechts: Klasse 1 bis 5) Die landwirtschaftliche Nutzfläche in Marchfeld beträgt ungefähr 760 km² und wurde folgendermaßen klassifiziert (Abb 2): Klasse 1: Fläche: 14 km² (1,9 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Marchfeld); sehr geringe nutzbare Feldkapazität; Bodenmächtigkeit: 30 cm; Bodenart: lehmiger Sand; Bodentypen: Paratschernoseme aus Flugsand über Schotter, die landwirtschaftliche Nutzung ist unbedeutend Klasse 2: Fläche: 112 km² (14,7 %); geringe nutzbare Feldkapazität; Bodenmächtigkeit: 50- 60 cm; Bodenart: sandiger Lehm; Bodentypen: Paratschernoseme und Tschernoseme über Schotter und Sand; geringwertige Ackerflächen Klasse 3: Fläche: 466 km² (61,4%); mittlere nutzbare Feldkapazität; Bodenmächtigkeit: 80-120 cm; Bodenart: sandiger Lehm; Bodentypen: graue Auböden, Tschernoseme und Feuchtschwarzerden, mittel- bis hochwertige Ackerböden Klasse 4: Fläche: 166 km² (21,9 %); hohe nutzbare Feldkapazität; Bodenmächtigkeit: 80-120 cm; Bodenart: lehmiger Schluff; Bodentypen: graue Auböden, Tschernoseme und Lössrohböden, mittel bis hochwertige Ackerböden Klasse 5: Fläche: 1,3 km² (0,2 %); sehr hohe nutzbare Feldkapazität; Bodenmächtigkeit: 150 cm; Bodenart: lehmiger Sand (ab 70 cm sandiger Lehm); Bodentypen: Tschernosemkolluvium; mittel- bis hochwertiger Ackerboden (sehr hohe nutzbare Feldkapazität aufgrund der großen Bodenmächtigkeit, die nur bei voll entwickeltem Wurzelsystem genutzt werden kann) Klimastudie Niederösterreich Seite 101 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 7 Nutzbare Feldkapazität sehr gering (< 60 mm) gering (60 - 139 mm) mittel (140 - 219 mm) hoch (220 - 299 mm) sehr hoch (> 300 mm) Quelle: Murer et al., 2004 0 2,500 5,000 10,000 Meters Abbildung 2: Die nutzbare Feldkapazität der landwirtschaftlichen Böden im Marchfeld (nach Murer et al. 2004) Klimadaten: Als Referenzstation zur Kalibrierung wurde die Wetterstation Fuchsenbigl verwendet (Seehöhe: 149 m; Koordinaten: N 48° 12’; E 16° 45’). Die täglichen Wetterdaten wurde von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für den Zeitraum 1988 bis 2006 zur Verfügung gestellt: Temperaturmaximum und -minimum (in °C), Globalstrahlung (MJm–2 d–1) sowie Niederschlag (mm) wurden hierbei verwendet. Für die Simulationen wurde ein entsprechendes GCM Klimaszenario gekoppelt mit statistischen Downscalingverfahren verwendet, um Temperatur- und Niederschlagsverhältnisse auf Tagesbasis für die Perioden 1971-2005 (Klimareferenzperiode), 2015-2035 (kurz 2025) und 2040-2060 (kurz 2050) im Marchfeld zu beschreiben. Die entsprechende Statistik wurde mittels Wettergenerator erzeugter Jahre (100) gewonnen und von Martin Dubrovsky vom Institut für atmosphärische Physik in Prag (CZ) durchgeführt (detaillierte Methode siehe Dubrovsky 2005). 2.2.Modellkalibrierung und –validierung Das Ertragsmodell wurde für regionalgängige Sorten von Winterweizen und Sommergerste für den Standort Fuchsenbigl im Marchfeld kalibriert. Daten zur Kulturführung (Saatzeitpunkt und -stärke, Vorfrucht, Düngung) sowie Ergebnisse der Versuche (Erträge, Bestandesdichte, Zeitpunkt des Ähren/Rispenschiebens) wurden hierbei verwendet, die vom BFL (von 1988 bis 2002) sowie AGES (von 1988 bis 2006) zur Verfügung gestellt wurden. Für die Simulation von Winterweichweizen wurde die Sorte Capo, als Sommergerstensorte Magda ausgewählt. Die Winterweizensorte Capo gehört zu einer mittleren bis frühen Reifegruppe und blüht in Fuchsenbigl um den 3. Juni und reift um den 8. Juli ab. Der Durchschnittsertrag in Fuchsenbigl liegt bei rund 5800 kgTM ha-1 (1989-2005) (CECILIA 2007). Die Sommergerstensorte Magda dient als Futtergerste und ist für den Anbau im Trockengebiet geeignet. Magda gehört einer mittleren Reifegruppe an, ihre Blüte tritt um den 10. Juni Klimastudie Niederösterreich Seite 102 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 8 auf und reift um den 5. Juli ab. Der Durchschnittsertrag in Fuchsenbigl liegt bei rund 5770 kgTM ha-1 (1989-1995, 1998, 2001-2002) (Rischbeck 2007). Die Abbildung 3 zeigt die Ergebnisse der Kalibration des Blühzeitpunktes sowie des Ertrages für Winterweizen. Die Qualität der Kalibrierung ist befriedigend. Die meisten Simulationsergebnisse weichen nicht mehr als 2 Tage von den tatsächlichen Blühzeitpunkten ab und nur ein Ertragswert von 16 liegt außerhalb des Toleranzbereichs von ±20% (16 Kalibrierungsjahre). Abbildung 3: Kalibration von Blühzeitpunkt und Ertrag der Winterweizensorte Capo am Standort Fuchsenbigl (Rischbeck 2007) Die Abbildung 4 zeigt ebenfalls ausreichende Ergebnisse der Kalibration des Blühzeitpunktes und des Ertrags der Sommergerstensorte Magda (10 Kalibrierungsjahre). Abbildung 4: Kalibration von Blühzeitpunkt und Ertrag der Sommergerstensorte Magda am Standort Fuchsenbigl (Rischbeck 2007) Klimastudie Niederösterreich Seite 103 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 9 2.3 Analyse der Klimaszenarien Das regionale Klimaszenario für den nordöstlichen Teil Österreichs wurde mit dem globalen Zirkulationsmodell HadCM 3 basierend auf das Emissionsszenario SRES-A2 erstellt (IPCC 2001). Synthetische Tageswetterfiles, die als Input für das Wachstumsmodell dient, wurden mit einem stochastischen Wettergenerator (Met&Roll, Dubrovski 1996) für die Klimareferenzperiode (1971-2005) sowie Szenarien 2025 und 2050 mit hoher sowie niedriger Klimasensitivität berechnet (Dubrovski et al. 2005). Eine Erhöhung der CO2-Konzentration in der Atmosphäre wurde laut Emissionsszenario bis 2025 auf 438 ppm und bis 2050 auf 532 ppm angenommen. K Änderung gegenüber Referenz (1971-2005) 5.0 4.5 5.0 HadCM (hohe Klimasensitivität) HadCM (niedrige Klimasensitivität) 4.5 4.0 4.0 3.5 3.5 3.0 3.0 2.5 2.5 2.0 2.0 1.5 1.5 1.0 1.0 0.5 0.5 0.0 0.0 JAN FEB MAR APR MAY JUN JUL AUG SEP OCT NOV DEC JAN FEB MAR APR MAY JUN JUL AUG SEP OCT NOV DEC Abbildung 5: Veränderung (in Kelvin) der mittleren monatlichen Temperaturmaxima für die Periode 2015 – 2035 (rechts) und die Periode 2040-2060 (links) im Vergleich zur Klimareferenzperiode berechnet mit dem Modell HadCM3 K Änderung gegenüber Referenz (1971-2005) 5.0 4.5 5.0 HadCM (hohe Klimasensitivität) HadCM (niedrige Klimasensitivität) 4.5 4.0 4.0 3.5 3.5 3.0 3.0 2.5 2.5 2.0 2.0 1.5 1.5 1.0 1.0 0.5 0.5 0.0 0.0 JAN FEB MAR APR MAY JUN JUL AUG SEP OCT NOV DEC JAN FEB MAR APR MAY JUN JUL AUG SEP OCT NOV DEC Abbildung 6: Veränderung (in Kelvin) der mittleren monatlichen Temperaturminima für die Periode 2015 – 2035 (rechts) und die Periode 2040-2060 (links) im Vergleich zur Klimareferenzperiode berechnet mit dem Modell HadCM3 Klimastudie Niederösterreich Seite 104 rel. Änderung gegenüber Referenz (1971-2005) Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft 40 40 30 30 20 20 10 10 0 0 -10 -10 -20 -20 Seite 10 HadCM hohe Klimasensitivität HadCM niedrige Klimasensitivität -30 -30 JAN FEB MAR APR MAY JUN JUL AUG SEP OCT NOV JAN FEB MAR APR MAY JUN JUL AUG SEP OCT NOV DEC DEC -40 -40 -50 -50 Abbildung 7: Relative Veränderung der mittleren monatlichen Niederschlagsmengen für die Periode 2015 – 2035 (links) und Periode 2040 – 2060 (rechts) im Vergleich zur Klimareferenzperiode berechnet mit dem Modell HadCM3 Die Abbildungen 5 bis 7 zeigen die Anomalien der Temperatur und des Niederschlags für das Marchfeld, die mit unterschiedlicher Klimasensitivität für die Zeiträume 2025 und 2050 berechnet wurden. Die Ergebnisse weisen je nach Sensitivität größere Schwankungen in der Intensität der möglichen Klimaänderung auf und fallen jahreszeitlich unterschiedlich aus. Zur stärksten Erwärmung wird es im Sommer und Winter kommen. In den wärmeren Jahreszeiten von April/Mai bis September können geringere und in der kälteren Jahreszeit höhere Niederschlagsmengen erwartet werden. Die 2025er und 2050er Szenarien zeigen ähnliche Saisonalitäten auf, es steigert sich jedoch die Intensität der Klimaänderung: es wird zu einer Ausweitung der warmen Jahreszeit und zu einer Verkürzung der kalten Jahreszeit mit deren charakteristischen Wetterlagen kommen. 3. Ergebnisse (Region Marchfeld) 3.1. Temperatursummen und Vegetationsperioden Es gibt eine Reihe von verschiedenen Definitionen von Temperatursumme und Vegetationsperiode, wobei für diese Arbeit folgende zwei Erklärungen verwendet wurden: Bei der Temperatursumme werden die Werte der mittleren Tagestemperatur über einem gewissen Schwellwert (meist 5 bis 10°C) betrachtet. Diese ausgewählten Mitteltemperaturen werden vom Schwellenwert subtrahiert und daraufhin aufsummiert. Hierbei wurde ein 5°C Schwellwert ausgewählt, der als phänologischer Schwellenwert für Gräser angesehen werden kann. Als Vegetationsperiode wird jener Zeitraum des Jahres definiert, indem die Pflanzen photosynthetisch aktiv sind, d.h. wachsen, blühen und fruchten. In verschiedenen landwirtschaftlichen Forschungsarbeiten wurde nachgewiesen, dass das Ergrünen der Wiesen mit dem Überschreiten der 5°C Schwelle zusammenfällt. Als Beginn der Vegetationsruhe gilt, wenn der 5. nacheinander folgende Tag eine Tagesmitteltemperatur von unter 5°C aufweist. Die Vegetationsruhe endet, wenn der 7. nacheinander folgende Tag eine Tagesmitteltemperatur von mindestens 5°C aufweist. Klimastudie Niederösterreich Seite 105 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 11 Folgende durchschnittliche Temperatursummen, Vegetationsperioden und Winterruhen konnten für die verschiedenen Klimaszenarien im Marchfeld aufgezeigt werden (Tab 2). Tabelle 2: Veränderung der Temperatursummen, Vegetationsperiode und Winterruhe für die Region Marchfeld durch den Klimawandel Szenario 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Temperatursu mme [°C] 2383 2878 2584 3248 2582 Vegetationsperiode [d] 228 249 240 260 245 Winterruhe [d] 137 116 125 105 120 Von 8% (2025 und 2050 niedrige Klimasensitivität) bis zu 36% höhere Temperatursummen (2050 hohe Klimasensitivität) können bei einem Klimawandel erwartet werden. Die Vegetationsperiode wird von 12 (2025 niedrige Klimasensitivität) bis zu 32 Tage (2050 hohe Klimasensitivität) länger. In dieser Berechnung wurde die Vegetationsperiode auf nur einem längeren Zeitraum pro Jahr eingegrenzt. Dabei werden in Zukunft aber immer häufiger kürzere Perioden auftreten, die hohe Mitteltemperaturen aufweisen. In einem weiteren Schritt wurde die Vegetationsperiode neu berechnet, wobei alle Perioden laut Definition hineinfallen. In Tabelle 3 werden die durchschnittlichen Vegetationsperioden und Winterruhen inklusiv kurzer Warmperioden sowie das durchschnittliche Auftreten pro Jahr zusammengefasst. Tabelle 3: Veränderung der Vegetationsperiode und Winterruhe inklusiv kurzer Warmperioden sowie dessen Auftreten für die Region Marchfeld durch den Klimawandel Szenario 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Vegetationsperiode [d] 236 257 248 275 254 Winterruhe [d] 129 108 117 90 111 Auftreten pro Jahr 1.59 1.62 1.71 1.93 1.61 In der Klimareferenzperiode 1971 – 2005 treten ca. 1,6 unabhängige Vegetationsperioden pro Jahr auf. Diese Anzahl kann mit jedem Klimaszenario gesteigert werden und erreicht den höchsten Wert mit 1,93 (2050 hohe Klimasensitivität). Die Vegetationsperiode selbst ist um 8 (2025 und 2050 niedrige Klimasensitivität sowie 2025 hohe Klimasensitivität) bzw. 15 Tage (2050 hohe Klimasensitivität) länger gegenüber der vorhergehenden Berechnung der Vegetationsperiode. Klimastudie Niederösterreich Seite 106 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 12 3.2. Die Veränderung der Phänologie Die Entwicklung des Winterweizens wird bei einer Klimaänderung beschleunigt, da die Kulturpflanze ein determiniertes Wachstum aufweist. Es ist deutlich erkennbar, dass die Stadien Blüte und Reife unter dem Einfluss der Klimaerwärmung früher auftreten werden (Tab 4). Tabelle 4: Die Veränderung der Phänologie von Winterweizen durch den Klimawandel (Durchschnittswerte) (Rischbeck 2007) Szenario 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Saat Tag 14. Oktober 23. Oktober 16. Oktober 28. Oktober 20. Oktober Blüte Tag 5. Juni 28. Mai 1. Juni 24. Mai 30. Mai Reife Tag 9. Juli 29. Juni 5. Juli 24. Juni 2. Juni Die Blüte des Winterweizens verschiebt sich von durchschnittlich 5. Juni auf 24. Mai (2050 hohe Klimasensitivität) bis 1. Juni (2025 niedrige Klimasensitivität). Die Reife verlagert sich im Mittel von 9. Juli auf 24. Juni (2050 hohe Klimasensitivität) bis 5. Juli (2025 niedrige Klimasensitivität). Die vegetative Phase, einschließlich der Winterruhe, verkürzt sich bis 2050 um maximal 25 Tage (2050 hohe Klimasensitivität), die generative Phase um maximal 3 Tage (2050 hohe Klimasensitivität). Den Pflanzen steht dementsprechend weniger Zeit für Photosynthese und Assimilation zur Verfügung. Die Zusammenfassung der phänologischen Daten der Kultur Sommergerste (siehe Tabelle 5) zeigt ebenfalls eine deutliche Reaktion auf den Klimawandel. Die Blüte verschiebt sich im Durchschnitt vom 10. Juni je nach Szenario auf Anfang Juni bzw. Ende Mai und auch die Reife findet früher statt. Sie verschiebt sich im Durchschnitt vom 8. Juli auf Ende Juni bzw. Anfang Juli. Die generative Entwicklung wird ebenfalls beschleunigt; sie verkürzt sich je nach Szenario um ein bis drei Tage. Tabelle 5: Die Veränderung der Phänologie von Sommergerste durch den Klimawandel (Durchschnittswerte) (Rischbeck 2007) Szenario 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Saat Tag 14. März 10. März 12. März 7. März 12. März Blüte Tag 10. Juni 1. Juni 7. Juni 28. Mai 5. Juni Klimastudie Niederösterreich Seite 107 Reife Tag 8. Juli 28. Juni 4. Juli 22. Juni 2. Juli Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 13 3.3. Der Wasserhaushalt Die Analyse des Wasserhaushalts im System Boden-Pflanze-Atmosphäre hat für das Marchfeld eine besondere Bedeutung, da das pflanzenverfügbare Bodenwasser den entscheidenden limitierenden Faktor für den Regenfeldbau in der Region darstellt. Die jährliche relative Wasserbilanz (Summe von Saat bis zur nächsten Saat) für Winterweizen bei Herbstpflugfurche ist in Abbildung 8 zusammengefasst. Abbildung 8: Jährliche (Summe von Saat bis zur nächsten Saat) relative Wasserbilanzen für Winterweizenbestand bei Herbstpflugfurche (Zeile 1-5: Bodenklassen 1-5; Spalte 1-3: 19712005, 2025 niedrige Klimasensitivität, 2050 hohe Klimasensitivität) (Rischbeck 2007) Klimastudie Niederösterreich Seite 108 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 14 Die fünf Bodenklassen haben einen deutlichen Einfluss auf die Bewegung des Bodenwassers. Bei den zwei geringwertigen landwirtschaftlichen Bodenklassen 1 und 2 führt die Drainage zu einer Grundwasserspende und stellt einen hohen unproduktiven Wasserverlust dar. In den Bodenklassen 3 bis 5 sind diese Verluste gering, die fallenden Niederschläge werden überwiegend verdunstet. Da es jedoch hauptsächlich während der kalten Jahreszeit zu einer Drainage auf diesen Böden kommt, findet keine Versalzung statt. Der Oberflächenabfluss ist in jeder Bodenklasse marginal, der auf das ebenen Gelände im Marchfeld zurückzuführen ist. Die Wassererosion stellt daher in dieser Region keine allzu große Gefahr dar. Die Evaporation hat in allen Bodenklassen den größten Anteil an der Wasserbilanz und variiert nur leicht zwischen den Klassen. Insbesondere nach der Ernte des Winterweizens findet die Evaporation statt. Das ist darauf zurückzuführen, dass nach der Hauptfrucht keine Zwischenfrüchte simuliert werden, und der Anbau der anschließenden Hauptfrucht erst im Oktober stattfindet; somit liegen die Äcker rund 3 Monate brach. Die während dieser Zeit auftretende Abtrocknung des Bodens bedeutet ein unproduktiver Wasserverlust. Die Transpiration nimmt mit der Qualität der landwirtschaftlichen Böden eindeutig zu. Sie steigert sich (Simulation: 1971-2005) von 18% in Bodenklasse 1 auf 38% in Bodenklasse 3. Der Anstieg der nutzbaren Feldkapazität bis zu einer Höhe von etwa 140 mm hat demnach - unter den Niederschlags- und Klimabedingungen im Marchfeld - Einfluss auf die Transpiration. Eine weitere Steigerung der nutzbaren Feldkapazität kann vom Winterweizenbestand nicht mehr in einer höheren Transpiration umgesetzt werden. Der Klimawandel führt ferner zu relativen Verschiebungen in der Wasserbilanz. Die Drainageverluste nehmen in Folge der ansteigenden Niederschläge während der kalten Jahreszeit zu. Im Sommer und Herbst kann man zwar auf eine Abnahme der Drainage aufgrund der trockeneren Verhältnisse rechnen, diese fallen jedoch kaum ins Gewicht. Der Oberflächenabfluss, der besonders bei Starkniederschlägen (z.B. Gewitter im Sommer) auftritt, nimmt etwas ab. Das Verhältnis zwischen Evaporation und Transpiration verschiebt sich in Folge einer Klimaänderung zugunsten der Evaporation. Die frühere Abreife des Winterweizens sowie die spätere Saat bedeuten eine längere Brachezeit und somit eine kürzere Wachstumsperiode. Betrachtet man dieses Phänomen gemeinsam mit der Erwärmung in Spätsommer und Herbst, so führen diese Ereignisse zu einer relativen Zunahme der Evaporation. Ein weiterer entscheidender Faktor ist die CO2-Düngung der Pflanzen. Sie ermöglicht einen sparsameren Wasserkonsum des Getreides und somit auch eine Abnahme der Transpiration. Der Trockenstress, dem die Pflanzen während ihres Wachstums ausgesetzt sind, nimmt mit zunehmender nutzbarer Feldkapazität ab (Rischbeck 2007). Klimastudie Niederösterreich Seite 109 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 15 Abbildung 9: Jährliche (Summe von Saat bis zur nächsten Saat) relative Wasserbilanzen für Sommergerstenbestand bei Herbstpflugfurche (Zeile 1-5: Bodenklassen 1-5; Spalte 1-3: 1971-2005, 2025 niedrige Klimasensitivität, 2050 hohe Klimasensitivität) (Rischbeck 2007) Die Abbildung 9 stellt den relativen Bodenwasserhaushalt beim Anbau von Sommergerste dar. Die Ergebnisse bei Drainage und Oberflächenabfluss sind ähnlich wie bei Winterweizen (Abb 9). Die Drainage ist hauptsächlich von der Bodenbeschaffenheit abhängig: mit zunehmender Bodenmächtigkeit und Bodenschwere nehmen die Drainagever- Klimastudie Niederösterreich Seite 110 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 16 luste ab. Der Oberflächenabfluss hat mengenmäßig auch bei Sommergerste marginale Bedeutung. Die Evaporation weist wiederum die höchsten Wasserverluste auf. Sie fällt bei Sommergerste aufgrund der späten Jugendentwicklung und des späten Bestandesschlusses zum Teil bereits im Frühjahr an, den Großteil der Jahressumme jedoch macht die Verdunstung aus der Brache nach der Ernte der Sommergerste aus. Die Transpiration steigt bei zunehmender nutzbaren Feldkapazität bis zur Bodenklasse 3; anschließend stagniert sie und die Sommergerste kann die zusätzliche nutzbare Feldkapazität nicht produktiv nutzen. Im Frühjahr haben Winterungen gegenüber Sommerungen einen Entwicklungsvorsprung. Sommerungen haben eine spätere Jugendentwicklung und blühen auch später. Die Gerste hat jedoch eine kürzere Kornfüllungsphase als Weizen (simulierte Dauer der Kornfüllung bei der Klimareferenzperiode für Winterweizen 34 Tage, für Sommergerste 28 Tage) und holt somit nach der Blüte rasch auf. Gerste reift je nach Sorte teilweise früher oder gleichzeitig mit Winterweizen ab. Der Bestandesschluss und damit eine starke Unterdrückung der Evaporation erfolgt somit bei Sommergerste später, das Feld wird aber annähernd zur gleichen Zeit geräumt. Die Evaporation fällt daher bei Sommergerste höher als bei Winterweizen aus (Rischbeck 2007). 3.4. Die Veränderung des Ertragspotentials Das Pflanzenwachstum ist sowohl vom Wetter bzw. Klima als auch von den Bodenverhältnissen abhängig. Die Ergebnisse der Erträge in Abbildung 10 und Tabelle 6 zeigen einen deutlichen Einfluss der Bodenklassen auf die Erträge. Die sandigen und seichtgründigen Bodenklassen 1 und 2 zeigen gegen über den tiefgründigeren schluffigen Tschernosemen, Auböden und Feuchtschwarzerden der Klassen 3 bis 5 Mindererträge auf. Hier bildet die nutzbare Feldkapazität den limitierenden Faktor für das Pflanzenwachstum (von Winterweizen) und es kommt aufgrund der geringen Wasserspeicherfähigkeit zu größeren Wasserverlusten durch Drainage. Die raschere Abtrocknung dieser Böden kann Trockenstress während der besonders empfindlichen Phasen der Blüte und Kornfüllung verursachen. Auf den besseren landwirtschaftlichen Böden verliert die nutzbare Feldkapazität als limitierender Faktor an Bedeutung: die Steigerung der nutzbaren Feldkapazität von 140 - 220 mm auf >300 mm führt zu keiner Ertragssteigerung. Auch auf diesen Böden stellt Wasser einen wesentlichen limitierenden Faktor dar, wobei hier jedoch die Witterung ausschlaggebend ist. Die leichten Mindererträge der Klassen 4 und 5 gegenüber der Klasse 3 sind auf niedrigere Humusgehalte zurückzuführen. Klimastudie Niederösterreich Seite 111 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 17 2025 hohe Klimasensitivität niedrige Klimasensitivität 2050 Abbildung 10: Relative Ertragsänderung des Winterweizens Capo für das HadCM 3 Szenario 2025 und 2050 im Marchfeld Trotz der steigenden Aridität nimmt die durchschnittliche Belastung von Winterweizen durch Trockenstress ab und es kann für fast jede Bodenklasse mit einem Anstieg des Ertrags gerechnet werden (Tab 6). Der negative Effekt der verkürzten Wachstumsperiode des Winterweizens wird durch eine CO2-Düngung überkompensiert. Des Weiteren führt die raschere Entwicklung zu einem Wachstum in einer potentiell feuchteren und kühleren Jahreszeit. Ertragsverluste können größtenteils bei Bodenklasse 1 erwartet werden, die im Durchschnitt von -5,3% (2025) bis -4,1% (2050) bei hoher Klimasensitivität, sowie von -0,6% (2025) bis +4% (2050) bei niedriger Klimasensitivität simuliert wurden. Eine Zunahme der Standardabweichung und somit ein höheres Ertragsrisiko sind ebenfalls zu erwarten, wobei die höchsten Abweichungen beim 2025 Szenario mit niedriger Klimasensitivität zu beobachten sind. Das ökonomische Risiko beim Anbau dieser Kultur steigt demnach bei den sandigen und seichtgründigen Böden an. Flächenmäßig ist diese Bodenklasse mit rund 2% der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Marchfeld unterbesetzt. Die Bodenklasse 2 mit rund 15% landwirtschaftlicher Nutzfläche weist hingegen einen Ertragsgewinn auf: von rund 2 % um 2025 bis zu 7% (niedrige Klimasensitivität) bzw. 10% (hohe Klimasensitivität) um 2050. Die Klimavariabilität steigt nur beim Klimaszenario 2025 mit niedriger Klimasensitivität drastisch an. Die Tschernoseme, Auböden und Feuchtschwarzerden der Klasse 3 weisen den größten Flächenanteil mit rund 61% auf. Hier kann man den höchsten Ertragsgewinn erwarten: im Durchschnitt rund 5 % um 2025 sowie 12,5% um 2050. Die Standardabweichung weicht nicht wesentlich von der Klimareferenzperiode ab. Klimastudie Niederösterreich Seite 112 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 18 Relative hohe Ertragsgewinne können auch bei Bodenklasse 4 mit ca. 22% landwirtschaftlicher Nutzfläche erwartet werden: von 4% (2025) bis 12% (2050). Eine höhere Variabilität konnte nur für die 2025 Szenarien aufgezeigt werden. Auch bei der letzten Bodenklasse kann mit einer Zunahme der Erträge gerechnet werden: von 4 (2025) auf 7% (2050). Flächenmäßig jedoch ist diese Klasse mit 0,2 % stark unterbesetzt. Tabelle 6: Simulierte Erträge in kgTM ha-1 sowie Standardabweichung des Winterweizens Capo für das HadCM 3 Szenario 2025 und 2050 Szenario 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Ertrag Std.Abw. Ertrag Std.Abw. Ertrag Std.Abw. Ertrag Std.Abw. Ertrag Std.Abw. Boden 1 3037 684 2875 754 3019 774 2911 727 3157 721 Boden 2 4303 802 4383 796 4401 961 4736 809 4615 801 Boden 3 5370 953 5674 975 5664 992 6071 1066 5998 953 Boden 4 5066 890 5226 1042 5291 989 5674 755 5707 753 Boden 5 5092 676 5342 649 5251 808 5430 760 5484 641 In Tabelle 7 sind relative Ernteausfälle sowie Mindererträge für jede Bodenklasse und Klimaszenarien zusammengefasst. Ein Ernteausfall wurde mit 50%, Mindererträge mit 20% unter dem jährlichen Durchschnittswert der Klimareferenzperiode definiert. Mit 1 % Ernteausfälle können bei allen Bodenklassen während der Referenzperiode 1971-2005 gerechnet werden. Diese Anzahl wird nur bei Bodenklasse 1 bei den 2025er Klimaszenarien sowie 2050er mit hoher Klimasensitivität überschritten. Bei den Mindererträgen weist die Bodenklasse 1 die höchsten Werte bis zu 31 % (2025 hohe Klimasensitivität) auf. Tabelle 7: Die relative Häufigkeit von Ernteausfällen und Mindererträgen des Winterweizens durch den Klimawandel Ernteausfall 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Boden 1 1 2 3 3 0 Boden 2 1 0 0 0 0 Boden 3 1 0 0 0 0 Boden 4 1 1 1 0 0 Boden 5 1 1 1 0 0 Mindererträge Referenzperiode 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Boden 1 22 31 19 28 15 Boden 2 13 11 12 7 8 Boden 3 10 9 9 6 9 Boden 4 16 9 8 3 6 Boden 5 4 2 3 1 4 Auch bei der Sommergerste haben die verschiedenen Bodenklassen einen starken Einfluss auf das Ertragsniveau (Abb 11 und Tab 8). Die Bodenfruchtbarkeit der Paratschernoseme und leichten Tschernoseme der Bodenklasse 1 und 2 sind ebenfalls geringer als die der Tschernoseme, Auböden und Feuchtschwarzerden der Klassen 3, 4 und 5. Auch hier ist die nutzbare Feldkapazität der wesentliche limitierende Faktor. Auf den besseren landwirtschaftlichen Böden gewinnen andere Faktoren wie Niederschlagsvariabilität und Klimastudie Niederösterreich Seite 113 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 19 –menge, biologische und chemische Eigenschaften des Bodens an Bedeutung. Das Ertragsverhalten der Sommergerste weist darauf hin, dass die Wasserversorgung über die nutzbare Feldkapazität des Bodens für diese Kultur relativ größere Bedeutung als für Winterweizen hat. 2025 hohe Klimasensitivität niedrige Klimasensitivität 2050 Abbildung 11: Relative Ertragsänderung der Sommergerste Magda für das HadCM 3 Szenario 2025 und 2050 im Marchfeld Wesentlich empfindlicher reagiert die Sommergerste auf einen Klimawandel. Hierbei weisen Paratschernosemen (Bodenklasse 1, 2% der landwirtschaftlichen Nutzfläche) besonders starke Einbrüche der Erträge auf (bis zu -10% beim 2025 sowie 2050er Szenario mit hoher Klimasensitivität). Die Standardabweichung und somit das Ertragsrisiko erhöht sich gegenüber der Klimareferenzperiode wesentlich (Tab 8). Bei Bodenklasse 2 (15% Flächenanteil) wurden ebenfalls Ertragsverluste simuliert: von durchschnittlich -4,7% (2025) bis -2,2% (2050) bei hoher Klimasensitivität sowie -0,9% (2025) bis -2,4% (2050) bei niedriger Klimasensitivität. Standardabweichungen erhöhen sich ebenfalls markant. Die flächenmäßige größte Bodenklasse 3 (61 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche) kann nur beim Klimaszenario 2050 mit hoher Klimasensitivität einen Ertragsgewinn von durchschnittlich 0,8% aufweisen, die anderen Szenarien zeigen Verluste auf. Die Variabilität steigt drastisch an und verdoppelt sich sogar beim 2050er Szenario mit hoher Klimasensitivität. Stagnierende Erträge aber ein stärkeres Ertragsrisiko können bei der Bodenklasse 4 mit rund 22% landwirtschaftliche Nutzfläche erwartet werden. Die letzte Bodenklasse 5 weist leichte Ertragsgewinne mit Ausnahme des 2025er Szenario mit hoher Klimasensitivität auf. Die Standardabweichung weicht kaum von der Klimareferenzperiode ab. Klimastudie Niederösterreich Seite 114 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 20 Tabelle 8: Simulierte Erträge in kgTM ha-1 sowie Standardabweichung der Sommergerste Magda für das HadCM 3 Szenario 2025 und 2050 Szenario 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Ertrag Std.Abw. Ertrag Std.Abw. Ertrag Std.Abw. Ertrag Std.Abw. Ertrag Std.Abw. Boden 1 3016 610 2759 757 2928 740 2750 875 2785 793 Boden 2 4453 562 4244 726 4417 723 4357 915 4340 766 Boden 3 5246 693 5175 929 5212 848 5286 1219 5219 905 Boden 4 4942 555 4876 888 4967 632 4932 993 4953 799 Boden 5 4805 484 4779 553 4846 448 4825 570 4854 505 Durch den Klimawandel kann mit einer Zunahme von Ernteausfällen gerechnet werden, wobei insbesondere die Bodenklasse 1 betroffen ist (Tab 9). Es ist daher über eine alternative Nutzung dieser Standorte, wie z.B. Energieholz, nachzudenken. Mindererträge werden in Zukunft mit Ausnahme der Bodenklasse 5 (2025 und 2050 niedrige Klimasensitivität) stärker zunehmen, insbesondere beim 2050er Szenario mit hoher Klimasensitivität. Tabelle 9: Die relative Häufigkeit von Ernteausfällen und Mindererträgen der Sommergerste durch den Klimawandel Ernteausfall 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Boden 1 1 7 4 6 8 Boden 2 0 0 1 2 0 Boden 3 0 1 1 4 0 Boden 4 0 1 0 4 0 Boden 5 0 0 0 0 0 Mindererträge Referenzperiode 1971-2005 2025 hohe Klimasensitivität 2025 niedrige Klimasensitivität 2050 hohe Klimasensitivität 2050 niedrige Klimasensitivität Boden 1 17 31 24 39 28 Boden 2 7 17 12 15 15 Boden 3 7 16 10 14 13 Boden 4 5 16 6 14 13 Boden 5 4 7 1 5 2 3.5. Potentielle Anpassungsmöglichkeiten im Marchfeld Eine mögliche pflanzenbauliche Maßnahme ist der Ersatz des Pfluges durch Minimalbodenbearbeitung und Direktsaat. Dieser Schritt bietet arbeitstechnische, wirtschaftliche und pflanzenbauliche Vorteile (Schlichtner 2003, Stadler et al. 2005). So trägt die Minimalbodenbearbeitung zum Erosionsschutz bei, das Bodenleben wird geschont (Hofmann 2005) und die nutzbare Feldkapazität und damit die Wasserversorgung der Pflanzen erhöht (Kosutič et al. 2001, Rischbeck 2004). In vielen semi-ariden Gebieten, wie beispielsweise in Teilen Australiens und der USA (Frazee 2006), wird die Minimalbodenbearbeitung erfolgreich zur Stabilisierung der Erträge im Getreidebau angewendet. Mögliche Nachteile der Minimalbodenbear- Klimastudie Niederösterreich Seite 115 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 21 beitung sind der verstärkte Krankheits-, wie z.B. Fusarium, und Beikraut/Beigrasdruck (Davies et al. 2006). Der Verzicht auf den Pflug führte bei den Simulationen unter Winterweizen und Sommergerste zu einer Verringerung der unproduktiven Wasserverluste aus dem Boden. Insbesondere in den leichten und seichtgründigen Bodenklassen wird die Grundwasserspende durch die erhöhte Wasserspeicherfähigkeit des gesamten Bodenprofils deutlich reduziert. Viele Simulationen zeigen bei Minimalbodenbearbeitung auch eine leichte Zunahme der Transpiration. Der Bestand ist in der Lage die höheren Bodenwassergehalte im Oberboden produktiv zu nutzen. Die Evaporation kann bei höherem Wassergehalt des Oberbodens und geringer Mulchbedeckung durch die Vorfrucht ebenfalls zunehmen. Eine Gegenüberstellung der relativen Ertragsänderungen von Herbstpflugfurche und Minimalbodenbearbeitung für Winterweizen und Sommergerste bis 2050 sind in den Abbildungen 12 und 13 zusammengefasst. Abbildung 12: Relative Ertragsänderung des Winterweizens Capo für das HadCM 3 Szenario 2050 im Marchfeld: Herbstpflugfurche und Minimalbodenbearbeitung hohe Klimasensitivität niedrige Klimasensitivität Die bessere Wasserverfügbarkeit durch die Minimalbodenbearbeitung wirkt sich (ohne Berücksichtung von phytosanitären Problemen) auch positiv auf die Erträge aus. Das simulierte Ertragspotential im Marchfeld steigert sich durch Minimalbodenbearbeitung bei gegenwärtigen Klimabedingungen (=1971-2005) bei Winterweizen, leicht von 5110 kgTM ha-1 auf 5180 kgTM ha-1 (nach Fläche gewichtetes Mittel der Erträge auf allen Bodenklassen, nur auf den Faktor Bodenbearbeitung zurück zuführen). Bei Sommergerste erhöht sich das Ertragspotential von 5030 kgTM ha-1 auf 5160 kgTM ha-1. Das Ergebnis zeigt die größere Bedeutung der nutzbaren Feldkapazität des Bodens als limitierenden Faktor des Wachstums bei Sommergerste (Rischbeck 2007). Die Minimalbodenbearbeitung kann bei beiden Getreidearten bei reduziertem Arbeits- und Energieaufwand (Schlichtner 2003, Stadler et al. 2005) sowie Erhalt der natürlichen Bodenfruchtbarkeit (Hofmann 2005) zu leicht steigenden Erträgen führen. Klimastudie Niederösterreich Seite 116 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 22 Abbildung 13: Relative Ertragsänderung der Sommergerste Magda für das HadCM 3 Szenario 2050 im Marchfeld: Herbstpflugfurche und Minimalbodenbearbeitung hohe Klimasensitivität niedrige Klimasensitivität Die Bedeutung der Minimalbodenbearbeitung als Mittel zur Vermeidung von Trockenstress nimmt im Zuge des Klimawandels insbesondere bei Sommergerste zu. Für Winterweizen verändert sich die Ertragssteigerung bei Ersatz des Pfluges durch Minimalbodenbearbeitung von +1,4% unter gegenwärtigen Klimabedingungen auf +1,1% (2025 niedrige Klimasensitivität) bis +1,7% (2025 hohe Klimasensitivität) unter Bedingungen des Klimawandels. Für Sommergerste beträgt die Ertragssteigerung +2,6% unter gegenwärtigen Klimabedingungen, dieser Wert steigt auf +2,8% (2050 hohe Klimasensitivität) bis +3,5% (2025 hohe Klimasensitivität) an. Ertragsverluste im Zuge des Klimawandels können bei Sommergerste auf den meisten Böden durch eine Umstellung auf die Minimalbodenbearbeitung vermieden werden. Die Bedeutung der Minimalbodenbearbeitung zur Verringerung von Trockenstress bei Getreide nimmt somit bei zunehmend ariden Bedingungen im Zuge des Klimawandels zu (Rischbeck 2007). Klimastudie Niederösterreich Seite 117 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 23 4. Literaturverzeichnis AG Boden (1994): Bodenkundliche Kartieranleitung, 4. Aufl., Hannover. Bundesamt und Forschungszentrum für Landwirtschaft/Institut für Pflanzenbau (19882002): Sommergetreide-Sortenversuche. Wien: Eigenverlag Bundesamt und Forschungszentrum für Landwirtschaft/Institut für Pflanzenbau (19882002): Wintergetreide-Sortenversuche. Wien: Eigenverlag Bundesanstalt für Bodenwirtschaft (1993): Bodenkartierung Kartierungsbereich GroßEnzersdorf. Herausgeber: BMLFUW CECILIA – Central and Eastern Europe Climate Change Impact and Vulnerability Assessment (2007): Report about the results of the crop yield and forest tree growth changes influenced by climate change effects, regional conditions and management systems. 1st deliverable, Work package 6: Climate change impacts on agriculture and forestry sectors. CECILIA – Central and Eastern Europe Climate Change Impact and Vulnerability Assessment (2006): Report about the results of the drought damage potential and crop water use efficiency as influenced by climate change effects and regional conditions. 2nd deliverable, Work package 6: Climate change impacts on agriculture and forestry sectors. Davies, K.; Oxley, S.; Evans, A. (2006): Crop Protection in Reduced Tillage Systems. 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Kosutič, S.; Husnjak, S.; Filipovič, D. (2001): Einfluss verschiedener Bodenbearbeitungssysteme auf die Bodenwasserverf ügbarkeit im Ap - Horizont eines Albic Luvisol und auf den Ertrag in Nordwest-Slawonien, Kroatien. Die Bodenkultur 52(3): 215-223 Klimastudie Niederösterreich Seite 118 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 24 Müller, W. (1993): Agroklimatische Kennzeichnung des Marchfelds, Beiheft 3 zu den Jahrbüchern der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Wien: Eigenverlag Murer E, Wagenhofer J, Aigner F, Pfeffer M (2004): Die nutzbare Feldkapazität der mineralischen Böden der landwirtschaftlichen Nutzfläche Österreichs. In: Schriftenreihe BAW 20. 72-78. Rischbeck, P.M. (2004): Einfluss der Bodenbearbeitung auf den Bodenwasserhaushalt. Wien: Diplomarbeit BOKU Rischbeck, P.M. (1997): Der Einfluss von Klimaänderung, Bodenbearbeitung und Saattermin auf den Wasserhaushalt und das Ertragspotential von Getreide im Marchfeld. 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Einleitung Das Weinviertel nimmt mit einer Gesamtfläche von ca. 4.600 km2 den nordöstlichen Teil Niederösterreichs ein. Die Grenze des Weinviertels verläuft im Osten entlang der Staatsgrenze von Österreich zur Slowakei, die durch die March gebildet wird. Im Norden grenzt das Weinviertel an Tschechien, wo im Wesentlichen die Thaya die Grenze bildet. Der Manhartsberg, der östlich des Kamp liegt, stellt die Grenze zum Waldviertel im Westen dar. Im Süden grenzt das Weinviertel an das Mostviertel, das Industrieviertel und Wien. Im Weinviertel liegen die Bezirke Gänserndorf, Hollabrunn, Korneuburg und Mistelbach sowie Teile der Bezirke Tulln, Horn, Krems-Land und Wien-Umgebung. Das Marchfeld nimmt mit einer Größe von ca. 970 km2 den Südosten des Weinviertels ein, siehe Abbildung 14. Abbildung 14: Das Weinviertel im Nordosten Niederösterreichs und seine Bezirke Das Weinviertel zählt zu den fruchtbarsten Gegenden Österreichs. Grundlage für die reichen Erträge sind neben dem günstigen Klima auch die tiefgründigen Böden, die sich in vielen Teilen aus Löss entwickelt haben. Der Ackerbau hat hier, wie mehrere Ausgrabungen belegen, eine etwa 8000-jährige Tradition. Klimatisch gesehen liegt das Weinviertel am Westrand der pannonisch beeinflussten Zone. Warme, trockene Sommer und kalte, schneearme Winter sind für das kontinental geprägte Klima dieses Raumes charakteristisch. Klimastudie Niederösterreich Seite 120 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 26 Die Landnutzung bzw. Bodenbedeckung des Weinviertels wird in Abbildung 15 anhand der CORINE 2000 Landnutzungsdaten dargestellt. Klar ist die große Bedeutung des Ackerbaues ersichtlich, der ca. 65 % der Fläche einnimmt. Einen weiteren wesentlichen Faktor bildet der Weinbau mit ca. 6 % Flächenanteil. Ungefähr 7 % entfallen auf gemischte landwirtschaftliche Nutzungen, Wiesen, Weiden und Flächen mit natürlicher Vegetation. Laub- Misch- und Nadelwälder finden sich zu ca. 16 %. Zu den sonstigen Flächen mit 7 % zählen urban genutzte Flächen, Gewässer, Industrie und Gewerbe sowie Abbauflächen. Abbildung 15: Landnutzung im Weinviertel nach CORINE CLC2000 Tabelle 10 zeigt die Aufteilung der Landnutzungsarten auf das Marchfeld und das restliche Weinviertel, wobei der hohe Anteil von Ackerland im Marchfeld mit 71 % im Vergleich zu 65 % im gesamten Weinviertel auffällt. Klimastudie Niederösterreich Seite 121 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 27 Tabelle 10: Landnutzung bzw. Bodenbedeckung im Marchfeld und Weinviertel aus dem CORINE Datensatz CLC2000 Bodenbedeckung Ackerland Weinbau Wiesen und Weiden Landwirtschaft gemischt Landwirtschaft mit nat. Vegetation Laub- Misch- und Nadelwald Sonstige Summe Marchfeld 2 [km ] 688 31 1 15 12 140 82 968 [%] 71 3 0 1 1 14 8 100 Weinviertel o. Marchfeld 2 [km ] [%] 2,300 63 234 6 5 0 179 5 105 3 585 16 235 6 3,643 100 Klimastudie Niederösterreich Seite 122 Weinviertel gesamt 2 [km ] [%] 2,988 65 265 6 6 0 194 4 117 3 725 16 317 7 4,610 100 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 28 2. Methodik Zur Abschätzung der Änderung des Produktionspotentials mittels agrarmeteorologischer Indikatoren wurden globale Klimadatensätze (WorldClim) mit einer räumlichen Auflösung von 2,5 Minuten verwendet. Dies entspricht im Weinviertel einer Auflösung von ca. 3,1 km in Ost- West- Richtung und ca. 4,6 km in Nord- Süd- Richtung. Abbildung 16 zeigt das Weinviertel mit dem Gewässersystem und mit den Rasterpunkten, für die monatliche Klimawerte zur Verfügung stehen. Abbildung 16: Rasterpunkte des WorldClim Datensatzes für das Weinviertel (mit Fließgewässersystem) Die Variablen sind Monatswerte von Niederschlag, Mittelwert, Maximum- und Minimumwert der Temperatur, davon wurden weitere bioklimatische Variablen abgeleitet. Die bioklimatischen Variablen repräsentieren Jahrestrends, wie die mittlere Jahrestemperatur und den Jahresniederschlag, Extreme oder limitierende Umweltfaktoren, wie Mitteltemperatur der 3 kältesten Monate, Temperatursummen der Vegetationsperiode u.a. Der Vergleich des Datensatzes für den Zeitraum 1950 – 2000 mit dem Klimadatensatz für das Szenario mit doppeltem CO2-Gehalt der Atmosphäre gibt Aufschluss über künftige Anbaubedingungen, Ertragspotentiale und zu erwartende Qualitätsmerkmale. Klimastudie Niederösterreich Seite 123 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 29 2.1 Klimaszenarien Die Daten für das aktuelle (1950 – 2000) und zukünftig erwartete Klima (bei 2-fachem CO2Gehalt in der Atmosphäre) des Weinviertels wurden aus räumlich hoch aufgelösten Weltklimadaten extrahiert. Aktuelles Klima: Der im Projekt verwendete Datensatz für das Klima der Zeitperiode 19502000 mit einer räumlichen Auflösung von 2,5 Minuten (Quelle: WorldClim) stammt aus einem noch höher aufgelösten globalen Klimadatensatz mit einer räumlichen Auflösung von 1 km2. Es wurden globale, regionale, nationale und lokale Quellen herangezogen, deren Wetterdaten nach dem „thin-plate smoothing spline algorithm“, der in der Software ANUSPLIN (Hutchinson, 2004) implementiert ist, interpoliert wurden (Hijmans, 2005). Zukünftiges Klima: Der Datensatz für das zukünftige Klima basiert auf einer hoch aufgelösten Simulation des globalen Klimas mit Hilfe eines CCM3 Modells. Unter der Annahme einer Verdopplung des CO2 Gehaltes der Atmosphäre (Govindasamy, 2003) entspricht das Ergebnis den prognostizierten Klimabedingungen im Jahr 2100. Es ist anzumerken, dass das CCM3 Modell ein Szenario mit langsamer Temperaturzunahme darstellt. Die Reclip Szenarien prognostizieren eine Erhöhung um 2°K für das Weinviertel schon für das Jahr 2050! Durch ein Downscaling- Verfahren wurde der Datensatz des zukünftigen Klimas an den Datensatz des aktuellen Klimas angepasst und auf dieselbe räumliche Auflösung von 2,5 Minuten umgerechnet. Die mittleren Jahrestemperaturen der Zeitperiode 1950-2000 reichen im Weinviertel von 8,05°C im Nordwesten bis 10,05°C im Marchfeld, siehe Abbildung 17 (links). Für das Jahr 2100 werden mittlere Jahrestemperaturen von 10,38°C im Westen des Bezirks Hollabrunn bis 12,43°C im Marchfeld an der Wiener Stadtgrenze prognostiziert, siehe Abbildung 17 (rechts). Abbildung 17: Verteilung der mittleren Jahrestemperatur [°C] 1950 – 2000 (links) und 2xCO2 (rechts) Klimastudie Niederösterreich Seite 124 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 30 Erwartete Temperatur- und Niederschlagsänderungen: Die erwartete Zunahme der Jahresmitteltemperatur differiert nur geringfügig und liegt bei 2,3°K im Westen und 2,4°K im Osten des Weinviertels, siehe Abbildung 18 (links). Die Änderungen bei den Jahresniederschlagsmengen reichen von keiner Änderung im Westen bis zu einer Abnahme um 32 mm im südöstlichen Weinviertel (Marchfeld), siehe Abbildung 18 (rechts). Abbildung 18: Änderung der Jahresmitteltemperatur [°K] (links) und Änderung der jährlichen Niederschlagsmenge [mm] (rechts) Die Betrachtung der Änderungen der mittleren monatlichen Temperatur- Maxima und Minima am Standort Fuchsenbigl zeigt vor allem in den Wintermonaten Dezember und Jänner geringere Temperaturzunahmen als in den übrigen Monaten, siehe Abbildung 19. Die Charakteristik und Verteilung der saisonalen Änderungen der Monatswerte am Standort Fuchsenbigl ist für das gesamte Weinviertel repräsentativ. K Änderung gegenüber Referenz (1950-2000) 5.0 4.5 Änderung der mittleren monatlichen Temperaturminima Änderung der mittleren monatlichen Temperaturmaxima 4.0 3.5 3.0 2.5 2.0 1.5 1.0 0.5 0.0 JAN FEB MÄR APR MAI JUN JUL AUG SEP OKT NOV DEZ Abbildung 19: Veränderung (in Grad Kelvin) der mittleren monatlichen Temperatur- Minima und Maxima für das gewählte Szenario CCM3 bei einer Verdopplung des CO2- Gehaltes in der Atmosphäre im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1950 - 2000 Klimastudie Niederösterreich Seite 125 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 31 Die relative Veränderung der mittleren monatlichen Niederschlagssummen zeigt eine deutliche Abnahme der Niederschläge in den Monaten Jänner, Februar sowie im September. Im Frühjahr werden in diesem Klimaszenario für das Weinviertel zunehmende Niederschläge prognostiziert, siehe Abbildung 20. Abbildung 20: Relative Veränderung der mittleren monatlichen Niederschlagsmengen für das gewählte Szenario CCM3 bei einer Verdopplung des CO2- Gehaltes in der Atmosphäre im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1950 - 2000 2.2 Abschätzung des Produktionspotentials mittels agrarmeteorlogischer Indikatoren Das Auftreten von Trockenheit während der Vegetationsperiode ist ein limitierender Faktor der Ertragssituation vieler Anbauprodukte. Zur Bestimmung von Trockenheit stehen unterschiedliche Methoden wie meteorologische Indizes, agrarmeteorologische Modelle oder Indizes, dynamische Ertragsmodelle und Fernerkundungsindizes zur Verfügung. Das vorhandene Datenmaterial erlaubt die Verwendung eines meteorologischen Index, und zwar des Hydrothermalindex TI nach Harlfinger und Knees (1999). T- Index : Als einfache Beziehung zur Feststellung einer monatlichen Trockenheitsgrenze wird die Gleichung von Gaussen (1955) r = 2t herangezogen, wobei r = Monatssumme des Niederschlags in mm und t = Monatsmitteltemperatur in °C bedeuten. Die Berechnung des T-Index erfolgt nach der Gleichung: TI = 3t r Klimastudie Niederösterreich Seite 126 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 32 Der Hydrothermalindex eignet sich hier, trockene Monate der Vegetationsperiode, Regionen und deren Prognosen für die Zukunft darzustellen. Die Abbildungen 21 und 22 zeigen die Verteilung des Hydrothermalindex der Monate Mai bis Juli sowie einen gemittelten Wert über die Periode Mai bis Juli für den Zeitraum 1950 bis 2000. Abbildung 21: Hydrothermalindex TI für die Monate Mai (links) und Juni (rechts) 1950 2000 Abbildung 22: Hydrothermalindex TI für die Monate Juli (links) und Vegetationsperiode Mai bis Juli (rechts) 1950 - 2000 Interpretation: In allen Darstellungen zeigt sich die Zone im nordöstlichen Großraum von Wien bzw. im westlichen Marchfeld mit einem hohen Hydrothermalindex, was vor allem auf die regional hohen Temperaturen zurückzuführen ist. Die ebenfalls mit einem signifikant erhöhten Hydrothermalindex erkennbare Zone im Pulkautal Richtung Retz ist dagegen eher durch geringe Niederschläge verursacht. Die im Juni noch moderat verlaufende Zunahme des T-Index verschärft sich im Juli beträchtlich. Klimastudie Niederösterreich Seite 127 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 33 Die Abbildungen 23 und 24 zeigen eine Prognose der zukünftigen Verteilung des Hydrothermalindex der Monate Mai bis Juli sowie einen gemittelten Wert über die Periode Mai bis Juli. Abbildung 23: Prognose für den zukünftigen Hydrothermalindex TI der Monate Mai (links) und Juni (rechts) Abbildung 24: Prognose für den zukünftigen Hydrothermalindex TI des Monats Juli (links) und der Vegetationsperiode Mai bis Juli (rechts) Interpretation: Durch die Temperaturzunahme kommt es in allen Monaten der betrachteten Vegetationsperiode Mai bis Juli zu einem deutlichen Anstieg des Hydrothermalindex und damit zu einem erhöhten Risiko von Trockenstress. Am stärksten zeigt sich dies im Juli, in dem das Szenario nicht nur eine hohe Zunahme der mittleren Temperatur, sondern auch eine Abnahme des mittleren Monatsniederschlages prognostiziert, siehe auch Abbildung 20. Schwerpunkte des Trockenstress liegen wieder im Grenzbereich zum Großraum Wien sowie im Pulkautal. Klimastudie Niederösterreich Seite 128 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 34 Die Abbildungen 25 und 26 zeigen die prognostizierte Änderung des Hydrothermalindex der Monate Mai bis Juli sowie einen gemittelten Wert über die Periode Mai bis Juni. Abbildung 25: Prognostizierte Änderung des Hydrothermalindex TI der Monate Mai (links) und Juni (rechts) Abbildung 26: Prognostizierte Änderung des Hydrothermalindex TI des Monats Juli (links) und der Vegetationsperiode Mai bis Juli (rechts) Interpretation: Die aus dem Klimaszenario abgeleiteten Änderungen des Hydrothermalindex zeigen, dass im gesamten Weinviertel eine generelle Erhöhung von Trockenstress zu erwarten ist. Lediglich im Juni kommt es aufgrund geringfügig höherer prognostizierter Monatsniederschläge zu keiner Verschlechterung der Situation. Im Juli, dem Monat mit einem an sich schon hohen Hydrothermalindex, kommt es zur größten Zunahme innerhalb der betrachteten Vegetationsperiode Mai bis Juli. Klimastudie Niederösterreich Seite 129 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 35 Maisanbau Die Temperatursumme spielt u.a. im Maisanbau eine wesentliche Rolle. In Anbaugebieten mit geringeren Temperatursummen werden Sorten mit geringeren Reifezahlen verwendet, die auch bei geringeren Temperatursummen innerhalb der Vegetationsperiode das Reifestadium erreichen. Diese Maissorten mit niedrigeren Reifezahlen weisen allerdings geringere Ernteerträge auf als Sorten mit höheren Reifezahlen. Ein weiterer Zusammenhang der Temperatursumme besteht zur Kornfeuchtigkeit zum Erntezeitpunkt (Hinterholzer, 2003). Eine Untersuchung des Verlaufs der Kornfeuchtigkeit zum Erntezeitpunkt und die Entwicklung der Temperatursummen am Standort Hatzendorf, 1970 – 2000, zeigt einen eindeutigen Trend zu geringerer Kornfeuchtigkeit bei höheren Temperatursummen. Als Bezugssorten für den Reifestandard wurden die Sorten Harrach Hybrid 388, Star 304, Raissa und Mirna verwendet. Bei einer Temperatursumme von 1000°C wurde zum Erntezeitpunkt eine Kornfeuchtigkeit von 37 % ermittelt, bei 1400°C 27 %. Damit ergibt sich statistisch bei einer Erhöhung der Temperatursumme um 100°C eine Reduktion der Kornfeuchtigkeit um 2,5 %. Hinterholzer (2003) berechnet die Temperatursumme als Summe der täglichen Tagestemperaturen vermindert um 10°C, wobei die Periode zwischen dem 20. April (Aussaat) und dem 31. Oktober (Ernte) berücksichtigt wird. Da die vorhandenen Daten auf Monatswerten basieren, wurde die Temperatursumme als Summe der mittleren Tageswerte, vermindert um 10°C, für die Monate Mai bis Oktober, berechnet. Die Verteilung der Temperatursummen der Vegetationsperiode von Mais ist in Abbildung 27 dargestellt. Abbildung 27: Temperatursumme der Vegetationsperiode von Mais im Mittel von 1950 – 2000 (links) und die Prognose (rechts) Die Untersuchung der Temperatursumme der Vegetationsperiode von Mais zeigt, dass in der Klimaperiode 1950 – 2000 vor allem im Marchfeld günstige Bedingungen geherrscht haben. Der Nordwesten des Weinviertels weist mit Temperatursummen zwischen 600 und 900 °C eindeutig kühlere Verhältnisse für den Maisanbau auf. Die Prognose für das zukünftige Klima zeigt eine Temperatursummenerhöhung von mindestens 500 °C. Damit können insbesondere im Marchfeld ertragsgünstigere Sorten mit höheren Klimastudie Niederösterreich Seite 130 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 36 Reifezahlen angebaut werden. Auch die Kornfeuchtigkeit zum Erntezeitpunkt wird im Mittel um 10 % niedriger liegen. Potentiell weitet sich das Anbaugebiet von spätreifen Maissorten auf das gesamte Weinviertel aus. Als Einschränkung ist das Wasserdargebot zu erwähnen. Zeigt das gewählte Szenario in den Monaten März bis Juni noch eine Zunahme der mittleren Monatsniederschläge, ist für den September eine Reduktion des mittleren Niederschlags um ca. 45 % prognostiziert, siehe Abbildung 19. Dies bedeutet, dass für Mais ein (erhöhter) Bewässerungsbedarf entstehen kann, bzw. dass vor allem gute Bodenstandorte mit einer hohen nutzbaren Feldkapazität (mit hohem Wasserhaltevermögen) die Erwärmung vorteilhaft umsetzen können. Weinbau Die verwendeten Klimadaten können aufgrund ihrer hohen räumlichen Auflösung auch zur Analyse der Weinbaustandorte im Weinviertel herangezogen werden. Die klimatischen Basisbedingungen für den Weinbau sind nur durch mehrere Kriterien beschreibbar (Harlfinger 2000), wie z.B.: • • • • • Wärmesumme ≥ 3500°C 14-Uhr Temperatur (Mai-September) ≥ 21,3°C Wintertemperatur ≥ - 0,3°C Jahresmitteltemperatur ≥ 9,5°C u.a. Kriterien (Parameter) Zur o.a. Wärmesumme ist zu bemerken, dass sie für den Weinbau anders als für den Maisanbau berechnet wird. Deshalb können die Darstellungen der Wärmesummen im Kapitel Maisanbau für den Weinanbau nicht verwendet werden. Beispielhaft wurde für den Weinbau das Kriterium der Wintertemperatur untersucht. Aus den vorhandenen Daten wurde als Wintertemperatur die mittlere Temperatur des kältesten Quartals (der kältesten 3 Monate) herangezogen. In Abbildung 28 ist die Verteilung der Wintertemperatur der Zeitperiode 1950 – 2000 dargestellt, in Abbildung 29 findet sich eine Gegenüberstellung der Wintertemperaturen des Zeitraumes 1950 – 2000 (links) und zukünftiger Klimaverhältnisse (rechts). In beiden Abbildungen sind die Weinbaustandorte aus dem CORINE 2000 Datensatz als rot umrandete Flächen erkenntlich. Klimastudie Niederösterreich Seite 131 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 37 Abbildung 28: Verteilung der mittleren Wintertemperatur im Zeitraum 1950 – 2000 – die rot umrandeten Bereiche zeigen die aktuellen Weinanbaugebiete des Weinviertels Abbildung 29: Verteilung der Wintertemperatur im Mittel von 1950 – 2000 (links) und die Prognose bei einer Verdopplung des CO2 Gehaltes der Atmosphäre (rechts) – die rot umrandeten Bereiche zeigen die aktuellen Weinanbaugebiete des Weinviertels Aus Abbildung 28 ist ersichtlich, dass während der Klimaperiode 1950 – 2000 die Regionen Retz, Pulkau, die Osthänge des Manhartsbergs und der Bereich Poysdorf bis Klimastudie Niederösterreich Seite 132 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 38 Schrattenberg nach dem Kriterium der Wintertemperatur an den Grenzen der bioklimatischen Eignung für den Weinbau liegen. Es ist allerdings zu erwähnen, dass Weingärten meist in lokalen klimatischen Gunstlagen liegen, damit kann die mikroklimatische Situation der meisten Weingärten durchaus günstiger beurteilt werden, als es in der flächigen Interpolationsdarstellung zur Geltung kommt. Durch die prognostizierte Erwärmung gibt es hinsichtlich des Kriteriums der Wintertemperatur für den Weinbau eindeutig eine Entspannung, siehe Abbildung 29 (rechts). Abbildung 30 zeigt, wie der Anstieg der Wintertemperaturen auf das Weinviertel verteilt ist. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass in diesem Szenario die Zunahme der Wintertemperatur im Weinviertel mit 1,67 – 1,75 °K wesentlich unter dem Anstieg der mittleren Jahrestemperatur (Abbildung 17) mit 2,31 - 2,42 °K liegt. Abbildung 30: Mittlere Änderung der Wintertemperatur ( in Grad Kelvin) zwischen 1950 – 2000 und der Prognose für das Klima bei einer Verdoppelung des CO2 Gehaltes der Atmosphäre 3. Literatur Formayer, H.; Harlfinger, O.; Mursch-Radlgruber, E.; Nefzger, E.; Groll, N.; Kromp-Kolb, H. (2004): Objektivierung der geländeklimatischen Bewertung der Weinbaulagen Österreichs in Hinblick auf deren Auswirkung auf die Qualität des Weines am Beispiel der Regionen um Oggau und Retz; Im Auftrag des Bundesministeriums für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft; Forschungsprojekt Nr. 1265 Gaussen, H. (1955): Determination des climats par laméthods des courbes ombrothermiques. C.R. Acad.Sci., 236: 1075. Govindasamy, B.; Duffy, P. B.; Coquard, J. (2003): High-resolution simulations of global climate, part 2: effects of increased greenhouse cases. Climate Dynamics 21: 391–404 Harlfinger, O.; Knees, G. (1999): Klimahandbuch der Österreichischen Bodenschätzung. Mitteilung der Österreichischen Bodenkundlichen Gesellschaft. Heft 58, 196. Klimastudie Niederösterreich Seite 133 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 39 Harlfinger, O. (2000): Die klimatischen Bedingungen für den Qualitätsweinbau in Österreich; Der Förderungsdienst; 48, Heft 9, S 77-80 Harlfinger, O.; Koch, E.; Sscheifinger, H. (2002): Klimahandbuch der österreichischen Bodenschätzung. 2. Teil Hijmans, R.J.; Cameron, S.E.; Parra, J.L.; Jones, P.G.; Jarvis, A. (2005): Very high resolution interpolated climate surfaces for global land areas. International Journal of Climatology 25: 1965-1978 (2005) Hijmans, R.J.; Guarino, L.; Jarvis, A.; O´Brien, R.; Mathur, P.; Bussink, C.; Cruz, M.; Barrantes, I.; Rojas, E. (2005): Manual for DIVA-GIS Version 5.2 Hinterholzer, J. (2003): Höhere Temperatursummen lassen Mais früher abreifen; Fachzeitschrift Mais, Ausgabe 1/2003 Hutchinson, MF. (2004): Anusplin Version 4.3. Centre for Resource and Environmental Studies. The Australian National University: Canberra, Australia. StartClim2004.C (2004): Analyse der Auswirkungen der Trockenheit 2003 in der Landwirtschaft Österreichs - Vergleich verschiedener Methoden; ARC Seibersdorf research, Institut für Meteorologie, BOKU, Institut für Vermessung, Fernerkundung, und Landinformation, BOKU Klimastudie Niederösterreich Seite 134 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 40 Kapitel C -Zusammenschau A - Detaillierte Abschätzung von Auswirkungen des Klimawandels und Anpassungsstrategien für das Weinviertel • Zunahme der Temperaturen, der Trockenheit und des Wassermangels im Weinviertel: Das Marchfeld und das Weinviertel zählen zu den trockensten landwirtschaftlichen Produktionsgebieten Österreichs, wobei neben der mittleren Temperaturerhöhung um mind. 2°C bis zu den 2050ern vor allem eine zunehmende Trockenheit (z.T. auch durch einen leichten Niederschlagsrückgang) unter den Klimaszenarien der 2025er und 2050er Jahre ertragslimitierend wirkt, mit einem zunehmenden Gradienten von West nach Ost. Der Nutzwassermangel (z.B. für Bewässerung) wird in Regionen mit wenig Grundwasserreserven bzw. ohne Zugang zu externer Versorgung (wie beim Marchfeldkanal) zunehmen. • Schnellere und frühere phänologische Entwicklung der Kulturpflanzen: Eine Erhöhung der für die Pflanzenentwicklung bedeutenden Temperatursummen bis zu den 2050er Jahren um ca. ein Drittel ist zu erwarten (beschleunigte und frühere Entwicklung der Pflanzen durch die Temperaturzunahme). Damit wären zum Beispiel höhere Reifezahlen bei Mais möglich als auch 2 Hauptkulturen in vielen Jahren (soweit die Wasserversorgung durch Bewässerung sichergestellt ist). • Ein bis zu den 2050er Jahren früherer mittlerer Vegetationsbeginn bei Dauerkulturen und Winterungen um ca. 14 Tage: Damit verbundene frühere Blühtermine bei Dauerkulturen könnten das Spätfrostrisiko wegen der längeren nächtlichen Abkühlung erhöhen. Hier sind sicherlich insbesondere Kaltluftseelagen betroffen. Sommerkulturen können entsprechend früher angebaut werden. • Annahmen zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Erträge: Die simulierten Ergebnisse für die Klimaszenarien der 2025er und 2050er Jahre sind unter der Annahme des ertragssteigernden CO2-Düngungseffektes, von angepassten Saatterminen, gleichbleibender Produktionstechnik, heute angebauter Sorten und ohne Berücksichtigung von Ertragseinbussen durch Krankheiten und Schädlinge zu verstehen. • Zunehmende Ertragstendenz bei Wintergetreide, abnehmende Ertragstendez bei Sommergetreide: Die Simulationen für das Marchfeld zeigen für dass Wintergetreide bis zu den 2050er Jahren eine leicht zunehmende Ertragstendenz, bei Sommergetreide (Sommergerste) eine leicht abnehmende Ertragstendenz (der mittleren Erträge). Letztere ist eine Folge der abnehmenden Wachstumsperiode bei Sommergetreide (beschleunigte Entwicklung) und zunehmenden Wassermangels vor allem bei Sommerkulturen. • Zunahme der zwischenjährlichen Ertragsvariabilität bei nicht bewässerten Sommerkulturen: Sommergerste zeigte in unseren Simulationen eine Zunahme der Ertragsvariabilität. Aus anderen Quellen zeigt sich dies auch für andere Sommerkulturen wie z.B. Mais. Es darf also bei Sommerkulturen generell mit einer Zunahme der Ertragsschwankungen zwischen den Jahren gerechnet werden. Die Ursache dafür ist eine Zunahme der Trocken- und Hitzeperioden (zunehmender Trocken- und Hitzestress) im Sommerhalbjahr. • Zunahme der räumlichen Ertragsunterschiede auf Böden mit unterschiedlicher Wasserversorgung: Unter den künftigen Klimaszenarien erfolgt eine stärkere Differenzierung der Erträge auf Böden mit guter bzw. schlechter Wasserversorgung. Böden mit z.B. schlechter Wasserspeicherfähigkeit im Wurzelraum werden aufgrund zunehmender Trockenheiten verhältnismäßig stärkere Ertragseinbussen zu verzeichnen haben. Es erfolgt damit auch eine stärkere räumliche und regionale Differenzierung, abhängig von den Bodeneigenschaften. Die Böden mit relativ schlechter Wasserspeicherfähigkeit (die 2 Klimastudie Niederösterreich Seite 135 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 41 schlechteren definierten Bodenklassen mit Ertragseinbussen bei Sommergetreide) sind im Marchfeld mit einem Flächenanteil von ca. 17 % vertreten. • Anpassung der Saattermine als ertragsstabilisierende Massnahme: Die langfristige Anpassung der Saattermine (früher bei Sommerkulturen, später bei Wintergetreide) stellt eine effektive Anpassung zur Erhaltung des derzeitigen Ertragsniveaus dar. Ansonsten wäre mit deutlichen Ertragseinbussen zu rechnen. • Anpassung der Bodenbearbeitung wirkt ertragssteigernd: Ein Wechsel von der Pflugbearbeitung zur Minimalbodenbearbeitung bewirkt im Klimagebiet des Marchfeldes ebenfalls im Mittel eine Ertragssteigerung, sowohl bei Winter- (bis 2%) als auch bei Sommergetreide (bis 4%) aufgrund der höheren Bodenwasserspeicherfähigkeit bei Minimalbodenbearbeitung. • Anpassung durch zusätzliche oder vermehrte Beregnung: Es ist mit einer deutlichen Zunahme des Wasserbedarfes in der landwirtschaftlichen Bewässerung zu rechnen, einerseits bei Kulturen die derzeit schon bewässert werden (insbes. Sommerkulturen wie Zuckerrübe, Kartoffel und Gemüse), andererseits durch zusätzliche Bewässerungen, soweit die Wasserreserven zur Verfügung stehen (wie z.B. aus dem Marchfeldkanal). In vielen Regionen des Weinviertels muss mit zunehmender Wasserknappheit insbesondere für die landwirtschaftliche Bewässerung gerechnet werden. • Massnahmen zur Reduktion der unproduktiven Verdunstung wirken ertragssteigernd: Es lässt sich weiters schlussfolgern, dass im Weinviertel und im Marchfeld verdunstungsreduzierende Maßnahmen eine mittlere Ertragssteigerung bei allen Kulturen bewirkt. Dazu zählen insbesondere die Reduktion der Windgeschwindigkeit durch Windschutzhecken und die Aufbringung von Mulchdecken zur Reduktion der unproduktiven Verdunstung besonders im Sommerhalbjahr, da die Sommerbrache für den Grossteil der Wasserverluste im Gesamtjahr verantwortlich ist. • Verbesserung der Erntebedingungen: Durch trockenere Bedingungen im Sommerhalbjahr verbessern sich die Erntebedingungen vor allem ab Juli bis Oktober (bei frühreifendem Getreide wahrscheinlich gleichbleibende Erntebedingungen). Durch höhere Temperatursummen wird z.B. bei Mais eine deutliche Reduzierung der Kornfeuchte erreicht. Das kann auch für Getreide angemommen werden. • Verändertes Auftreten von Krankheiten und Schädlingen: Durch trockenere und wärmere Bedingungen im Sommerhalbjahr reduziert sich das Risiko für Pilzkrankheiten. Damit verbunden ist ein niederigeres Auswuchsrisiko bzw. geringeres Fusariumbefallsrisiko. Andererseits besteht die Gefahr eines zunehmenden Schaddruckes durch schon vorhandene (z.B. mehr Generationen als bisher) oder neue Schädlinge (weitere räumliche Verbreitung), vor allem thermophiler Insekten. Der Schaddruck durch Maiszünslerbefalls oder des Maiswurzelbohrers wird in der Region Weinviertel zum Beispiel zunehmen. Auch bei Dauerkulturen (Obst- und Weinbau) ist mit zunehmendem Befallsdruck durch thermophile Insekten zu rechnen, was im einzelnen aber noch kaum genauer untersucht ist. • Veränderte Bedingungen für den Weinbau: Durch trockenere und wärmere Bedingungen werden die thermischen Ansprüche des Weinbaus, besonders in den klimatischen Grenzlagen, in Zukunft besser erfüllt werden. In den bestehenden Weinanbaugebieten werden sich Änderungen in den Qualitäten ergeben (durch z.B. eine Zunahme des Mostgewichtes), langfristig sind auch Sortenverschiebungen oder neue Anbaugebiete denkbar. Auf Klimastudie Niederösterreich Seite 136 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 42 manchen Standorten (schlechte Bodenwasserspeicherkapazität und zu geringer Wurzelraum) ist auch im Weinbau mit einer Zunahme des Trockenstresses (oder zunehmendem Bewässerungsbedarf) zu rechnen. Auch Änderungen in der Produktionstechnik sind durch wesentlich frühere Erntetermine, mehr Hitzeperioden (z.B. weniger Laubentfernung - Laubbeschattung der Trauben), höheres Frostrisiko (Frostschutzmassnahmen) durch sehr frühe Vegetationsperioden, neues Schädlingsauftreten etc. zu erwarten. • Abnahme des Ertragspotentials im Grünland, Futterbau, Biomassproduktion : An Standorten ohne Grundwassereinfluss im Wurzelraum und ohne zusätzliche Beregnung wird das Ertragspotential bei Kulturen mit hohem Wasserbedarf (zugleich meist hohe Biomassproduktion) im Weinviertel zurückgehen. B - Generelle Auswirkungen des Klimawandels auf die Landwirtschaft und mögliche Anpassungsmassnahmen in ganz Niederösterreich Allgemein • Weitere Zunahme der mittleren Temperaturen um ca. 2°C in den nächsten 40 Jahren, allerdings saisonal unterschiedlich : im Sommer etwas stärker und im Winter etwas schwächer. Das bedeutet eine räumliche Verschiebung der Temperaturzonen da die dieselbe Temperaturzone um 400m höher wandert. Extreme Hitzeperioden und Trockenheiten im Sommer werden häufiger (ca. Vervierfachung). • Deutliche Zunahme der Wasserverluste durch zunehmende Verdunstung. • Gleichbleibende oder eine leichte Abnahme der Jahresniederschläge (regional eher eine Zunahme je näher man den Alpen ist (Alpenvorland), im Wald- und Weinviertel eher eine Stagnation bis Abnahme um bis zu 20%). Auch hier saisonal unterschiedlich : Im Sommer eine deutliche Abnahme, im Winter eine Zunahme. Die Extremniederschlagsereignisse werden ebenfalls zunehmen. • Zunahme der Dauer der Vegetationsperiode um 8 Tage/10Jahre in den nächsten Jahrzehnten. • Die Zunahme von klimatischen Extremereignissen (insbes. Hitzeperioden und Trockenheit, aber auch Starkniederschlag, Frostschäden, möglicherweise Hagel) bewirkt generell eine Zunahme der jährlichen Ertragsschwankungen in der landwirtschaftlichen Produktion (egal ob die mittleren Erträge zu- oder abnehmen). • Die regionalen Unterschiede im Ertragspotential nehmen zu, aufgrund unterschiedlicher Wasserversorgung (z.B. Bodenwasserspeichervermögen) generell. Standorte schlechter Böden verlieren gegenüber Standorten mit guten Böden. Klimastudie Niederösterreich Seite 137 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 43 Ackerbau / einjährige Kulturpflanzen • Sommerkulturen (Sommergetreide, Mais, Zuckerrübe, Sonnenblume, Kartoffel, usw.) werden zunehmend von Wassermangel bzw. Hitzestress und Trockenschäden betroffen sein und im Ertragspotential stagnieren bis zurückgehen (ausser bei Bewässerung), insbesondere im Wald und Weinviertel und auf leichten Böden mit wenig Wasserspeicher. • Winterkulturen (z.B. Winterweizen) werden im mittleren Ertragspotential eher leicht zunehmen, da sie die Winterfeuchte in den Böden besser nutzen. • Mögliche Ausbreitung neuer Unkrautarten (in der Steiermark bereits beobachtet) • Bei bewässerten Kulturen ein zunehmender Wasserbedarf, möglicherweise müssen auch bisher nicht bewässerte Kulturen bewässert werden. (Beim Wasserbedarf in der Bewässerung spielt allerdings die Bewässerungsmethode eine grosse Rolle, hier gibt es in Österreich noch grosse Einsparungspotentiale, welche diese Effekte kompeniseren könnte) • Deutliche Änderungen bei Schädlingen und Krankheiten : Vor allem wärmeliebende Insekten könnten zunehmend Probleme bereiten (neue Schädlinge, raschere Ausbreitung oder mehr jährliche Generationen). Beispiele : Engerlinge, Maiszünsler, Maiswurzelbohrer etc.. Pilzkrankheiten könnten in den trockeneren Regionen eher zurückgehen. • Die Entwicklung der Pflanzen beschleunigt sich, damit werden auch an die Phänologie gebundene Arbeiten immer früher stattfinden (früherer Anbau, frühere Erntetermine, Verschiebung bei den Pflegemassnahmen). Auch Änderungen in den Pflegemassnahmen sind denkbar (z.B. im Weinbau) oder auch zusätzliche Arbeit/Kosten durch mehr notwendige Bewässerung. Durch heissere Sommer wird es insgesamt zwar mehr Feldarbeitstage geben, die Arbeitsspitzen werden aber immer früher stattfinden. Im Frühjahr kann es dadurch z.B. beim Anabu vermehrt Probleme bei der Bodenbefahrbarkeit geben, durch frühere Erntetermine im Mittel wahrscheinlich kaum eine Verbesserung der Erntbedingungen usw.. Grünlandgebiete (mit Tierhaltung) • Durch eine verlängerte Wachstumsperiode erhöht sich das Ertragspotential im Dauergrünland (mehr Schnitte möglich als bisher), vorausgesetzt dass die Wasserversorgung im Sommer nicht limitierend wirkt. Die Grenze hierfür kann ungefähr bei 800 mm Jahresniederschlag angesetzt werden, wodurch z.B. das Alpenvorland eher begünstigt, das Waldviertel eher benachteiligt sein wird. Auch hier spielt das Bodenwasserspeichervermögen eine zusätzlich wichtige Rolle. • Auch im Grünlandbereich wird es eine Zunahme der jährlichen Ertragsschwankungen geben, wodurch ein erhöhter Lagerbedarf für Tierfutter (insbes. Heu, Silage) entsteht. Klimastudie Niederösterreich Seite 138 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 44 • Zunahme von Hitzeschäden im Grünland, auch in den niederschlagsreicheren Regionen. • Mehr Hitzestress und Ausfälle durch Hitzetod bei Stalltieren, Leistungsabfall bei Hitzperioden. Höhere Ansprüche insbes. an die Stallklimatisierung (ev. höhere Energiekosten oder Umstellung auf Freilaufställe nötig). • Auswirkungen auf die Futterqualität bzw. Grünlandartenzusammensetzung ungewiss. Dauerkulturen (Weinbau, Obstbau, Biomasseproduktion) • Verschiebung der Phänologie (Austrieb, Blüte, Reife) bzw. der damit verbundenen Arbeiten zu früheren Zeitpunkten (im Mittel ca. 4 Tage pro Jahrzehnt). • Zunahme der Spätfrostgefahr und der Gefahr starker Frostschäden im Frühjahr, insbesondere in den Jahren mit sehr früh beginnender Vegetationsperiode. Frostschutzmassnahmen können dadurch an Bedeutung gewinnen. • Regional möglicherweise mehr Gefahr durch Hagelschlag durch zunehmende Gewittertätigkeit. • Mehr Schadpotential durch Insekten, aber eher Rückgang von Pilzkrankeiten. • Stärkere Bodenerosionsgefahr in Reihenkulturen mit offenem Boden durch mehr Starkniederschläge. Langfristig eine deutliche Akkumulation von Bodenstrukturschäden möglich. • Sorten- und Qualitätsverschiebungen insbes. im Weinbau denkbar. Langfristig auch eine Verschiebung von Anbauregionen denkbar. • Zunehmender Bewässerungsbedarf auch bei Dauerkulturen (insbes. Obstbau, junge Weinkuturen) • Zunahme von Hitzeschäden und Trockenschäden, wo keine Bewässerung. • Das Potential der Erträge in der Biomasseproduktion wird in den niederschlagsarmen Regionen (Waldviertel, Weinviertel) ähnlich wie beim Grünland eher zurückgehen, da diese Kulturen einen relativ hohe Wasserbedarf haben. In den niederschlagsreicheren Regionen wird sich das Biomasseproduktionspotential absehbar verbessern. Empfohlene Anpassungsmassnahmen in der Landwirtschaft (sowohl betrieblich als auch überbetrieblich) • Der Ackerbau ist hinsichtlich seiner Anpassungsfähigkeit im Gegensatz zu anderen Produktionssystemen (Grünland, Dauerkulturen) am anpassungsfähigsten (rascher Kulturarten- oder Sortenwechsel möglich), keine übrwiegend langfristig gebundenen Investitionen bzgl. der Produktionsart. Klimastudie Niederösterreich Seite 139 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Landwirtschaft Seite 45 • Grundsätzlich reduziert eine vielfältigere Produktion („mehrere Standbeine“) das Produktionsrisiko oder das Risiko von Totalausfällen, sowohl auf eine Region als auch auf den Einzelbetrieb bezogen. • Eine kleinstrukturierte Landwirtschaft ist in der Regel anpassungsfähiger, da flexibler. • Langfristige Sicherstellung der Wasserversorgung für die landwirtschaftliche Bewässerung, insbes. im Weinviertel / Marchfeld, tw. Waldviertel. • Verbesserung der Effizienz bestehender Bewässerungssysteme birgt noch grosses Potential in Österreich („Mit weniger Wasser mehr Biomasse möglich „). Eventuell eine Föderung von entsprechenden Investitionen denkbar. • Verdunstungschutzmassnahmen jeglicher Art können den Wasserhaushalt wesentlich verbessern : Windschutzhecken, Mulchdecken, Reduzierte Bodenbearbeitung, Verbesserung der Bodebstruktur, usw. • Genügend Versicherungsmöglichkeiten für klimatische Extremereignisse oder Absicherung durch speziell eingerichtete Fonds falls die Versicherungen nicht mehr abdecken können. • Umstellung von Fruchtfolgen : In den trockenen Regionen mehr Winterungen als Sommerungen anbauen. • Züchtung und Anbau neuer stresstoleranterer Sorten (Hitzestress, Trockenstress, Wasserverbrauch) • Anbau wärmeliebenderer (spätreifender) Sorten, die auch ein höheres Ertragspotential haben. • Anpassung (Vorverlegung im Frühjahr, Verschiebung im Herbst) der Abautermine. In niederschlagsreicheren Regionen zunehmend 2 Hauptfrüchte (z.B. Geteide) denkbar. • Konsequente Schutzmassnahmen gegen Bodenerosion (möglichst wenig lange offene Bodenoberflächen) • Nachdenken über Alternativen zur Grünlandproduktion in den Grenzregionen für Grünland (diese Regionen werden als erstes und am ehesten betroffen sein). Klimastudie Niederösterreich Seite 140 Niederösterreichs Wald im Klimawandel Klimafolgenstudie für die Region Waldviertel 7. Dezember 2007 Ao Univ.Prof. Dr Manfred J. Lexera, Dr Rupert Seidla, DI Werner Rammera, Dr Herbert Formayerb a Institut für Waldbau, Department für Wald- und Bodenwissenschaften b Institut für Meteorologie, Department für Wasser-AtmosphäreUmwelt Universität für Bodenkultur Peter Jordan Straße 82 1190 Wien Kontakt: [email protected] 1 Klimastudie Niederösterreich Seite 141 Danksagung Danksagung Die Autoren bedanken bedanken sich sich bei bei Frau FrauMag. DI Franziska Kunyik vom Amt Amt der der NÖ NÖ Franziska Kunyik Landesregierung, Gruppe Gruppe Raumordnung, Raumordnung,Umwelt Umweltund undVerkehr, Verkehr,Abteilung AbteilungUmweltwirtschaft Umweltwirtschaft und Raumordnungsförderung für für die die administrative administrative Betreuung und und das das kooperative kooperativeKlima Klima während der Arbeiten. Arbeiten. Bei Landesforstdirektion Niederösterreich, bedanken bedanken wir wir uns uns für für Bei Herrn Herrn Dr. Dr. Reinhard Hagen, Landesforstdirektion das Interesse an an den den Arbeiten Arbeiten und und hilfreiche hilfreiche Hinweise Hinweise zur zur Waldbewirtschaftung Waldbewirtschaftung im im das Interesse Waldviertel. Waldviertel. Für Studie wurde wurde Information Information der der Österreichischen Österreichischen Waldinventur Waldinventur verwendet. verwendet. Wir Wir Für diese Studie bedanken uns uns bei bei Dr. Dr. Harald Mauser und und Dr. Dr. Klemens Schadauer Schadauer vom vom BundesforschungsBundesforschungsund Ausbildungszentrum Ausbildungszentrum für für Wald, Wald, Naturgefahren und Landschaft Landschaft (BFW) (BFW) für für die die langjährige langjährige gute Kooperation und die die Möglichkeit, Möglichkeit, Daten der Waldinventur Waldinventur für für Forschungszwecke Forschungszwecke nutzen nutzen zu können. lexer, lexer, m.j., m.j.,seidl, seidl,r.,r.,rammer, rammer,w.w. Klimastudie Niederösterreich Seite 142 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 1 Inhaltsverzeichnis 1. HINTERGRUND UND PROBLEMSTELLUNG 3 2. ZIELSETZUNG 6 3. DATEN 8 3.1 Österreichische Waldinventur 8 3.2 Bodenparameter 11 3.3 Klima 12 3.3.1 Aktuelles Klima 12 3.3.2 Klimaänderungsszenarios 12 4. METHODEN 4.1 18 Das Waldökosystemmodell PICUS v1.41 18 4.1.1 Wachstum 19 4.1.2 Verjüngung 20 4.1.3 Baummortalität 22 4.1.4 Biogeochemisches Bodenmodul 22 4.1.5 Störungseinfluss durch Borkenkäfer 23 4.1.6 Management 26 4.1.7 Evaluierung von PICUS v1.41 27 4.2 Initialisierung von Bestand und Standort 29 4.3 Waldbewirtschaftung 34 4.3.1 Allgemeines 34 4.3.2 Umsetzung 35 4.4 Indikatoren der Vulnerabilität Klimastudie Niederösterreich Seite 143 39 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 2 5. ERGEBNISSE 39 5.1 Allgemeines 39 5.2 Waldviertel 40 5.3 Standortseinheiten 45 5.3.1 Standortseinheit STO-10 45 5.3.2 Standortseinheit STO-20 48 5.3.3 Standortseinheit STO-30 51 5.3.4 Standortseinheit STO-40 55 5.3.5 Standortseinheit STO-50 59 5.3.6 Standortseinheit STO-60 62 5.3.7 Standortseinheit STO-70 65 5.3.8 Standortseinheit STO-80 69 5.3.9 Standortseinheit STO-90 72 5.4 Indikator für die Wasserversorgung 75 5.5 Kohlenstoffspeicherung 77 6. ENTWICKLUNG AUSGEWÄHLTER BEISPIELSBESTÄNDE 79 6.1 Fichtenbestand B11 auf Standortseinheit STO-10 78 6.2 Fichtenbestand B41 auf Standortseinheit STO-40 80 6.3 Kiefernbestand B71 auf Standortseinheit STO-70 82 6.4 Laubmischbestand B53 auf Standortseinheit STO-50 84 7. DISKUSSION UND FOLGERUNGEN 87 6.1 Methodischer Ansatz 87 6.2 Vulnerabilität der Wälder im Waldviertel 91 LITERATURVERZEICHNIS 95 ANNEX 99 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 119 TABELLENVERZEICHNIS 128 Klimastudie Niederösterreich Seite 144 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 1. Seite 3 HINTERGRUND UND PROBLEMSTELLUNG Im Verlauf des 20. Jahrhunderts erwärmte sich die bodennahe Atmosphäre um 0.74 Grad. Ein großer Teil dieser Erwärmung stammt aus den letzten 30 Jahren und wird auf die anthropogen bedingte Zunahme von Treibhausgasen wie CO2 in der Atmosphäre zurückgeführt (IPCC 2001, IPCC 2007). In Österreich hat sich die Jahresdurchschnittstemperatur im letzten Jahrhundert um 1.8° Grad und damit 2-3 mal stärker als jene der Nordhalbkugel erhöht. Aufgrund der langen Lebenszeit des CO2 und anderer Treibhausgase gilt ein weiteres halbes Grad Erderwärmung bereits heute als unvermeidbar, selbst wenn der globale Treibhausgasausstoß schlagartig auf Null zurückgefahren würde (IPCC 2007). Das IPCC sieht es im kürzlich veröffentlichten 4. Klimabericht als hoch wahrscheinlich an („mehr als 90% Wahrscheinlichkeit“), dass sich das Klima in den kommenden Jahrzehnten bedingt durch das vom Menschen verursachte Ansteigen der Treibhausgase in der Atmosphäre verändern wird. Die wahrscheinliche zukünftige Klimaentwicklung für Österreich geht dabei von einem deutlichen Temperaturanstieg zwischen 2°C und 5°C im 21. Jahrhundert aus, wobei zusätzlich mit einer Änderung der Niederschlagsverhältnisse (Verteilung innerhalb eines Jahres, Extremereignisse, Jahresniederschlgssumme) gerechnet werden muss. Waldökosysteme sind von derartigen klimatischen Veränderungen besonders betroffen. Während landwirtschaftliche Produktionssysteme rasch genug angepasst werden könnten, ist dies in der Waldbewirtschaftung unmöglich. Hauptgründe dafür sind die Geschwindigkeit mit welcher die prognostizierte Klimaänderung voranschreiten könnte und die meist lange Vorlaufzeit von Waldbaumassnahmen bis zum Wirksamwerden. Drastische Umweltveränderungen in nur wenigen Jahrzehnten machen eine natürliche Anpassung über genetische Prozesse oder natürliche Migration von Baumarten de facto unmöglich. Bildlich ausgedrückt wird ein Keimling von heute im Baumholzstadium deutlich geänderte Umweltbedingungen vorfinden. In der Bewirtschaftung von Wäldern kommt der langfristigen Planung schon seit jeher gerade aufgrund der Langlebigkeit von Waldökosystemen bzw. der langen Produktionszeiträume Wirtschaftsbereichen. eine größere Wesentliche Bedeutung Inhalte zu des als in vielen heutigen anderen allgemeinen Nachhaltigkeitsverständnisses stammen u.a. aus diesem Grund aus dem Bereich der Forstwirtschaft. Managemententscheidungen welche heute getroffen werden, beeinflussen in der Regel gleichermaßen den Erfolg der Bewirtschaftung wie die Klimastudie Niederösterreich Seite 145 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 4 Dynamik des Ökosystems weit über das Arbeitsleben des Bewirtschafters hinaus. Zu Unsicherheiten in Bezug auf die zukünftige Marktsituation oder Holzverwendung bzw. die Ansprüche an die Waldbewirtschaftung allgemein, kommt mit der Möglichkeit einer tiefgreifenden klimatischen Veränderung in der waldbaulichen Entscheidungsfindung zunehmend die Unsicherheit in bezug auf sich ändernde Umweltbedingungen. Ex-ante Analysen für das 21. Jahrhundert deuten unter möglichen Klimaänderungsszenarien auf eine deutliche Verschiebung der Wuchspotentiale der Baumarten hin (e.g. Lexer et al. 2005a, Lexer et al. 2006). Darüber hinaus ist damit zu rechnen das es unter geänderten Klimabedingungen vermehrt zu biotischen und abiotischen Störungen kommen wird, deren Auftreten schon bisher stark die nachhaltige Waldbewirtschaftung beeinflusst hat. Neben einer- noch unsicheren- möglichen Erhöhung der Sturmhäufigkeit und –stärke und einer befürchteten Zunahme von Trockenperioden mit Auswirkungen auf Waldökosysteme sind vor allem die zu erwartenden Wechselwirkungen zwischen biotischen Schädlingen und einem geänderten Klimasystem als steigende Bedrohung für die Forstwirtschaft hervorzuheben. Die bereits in den letzten Jahren zu beobachtende Ausbreitung der Borkenkäferschäden in den hochalpinen Raum ist nur ein Indiz für die mögliche Explosion von Kalamitäten unter Klimaänderung durch ein Zusammenspiel von erhöhter Überlebenswahrscheinlichkeit und Reproduktionsfähigkeit der Schadorganismen sowie einer verminderten Wirtsresilienz durch zusätzlichen Stress (z.B. Trockenheit). Diese genannten Faktoren würden sich signifikant auf aktuell praktizierte Waldbau-Konzepte und deren Erfolgswirksamkeit auswirken. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, das durch geänderte Ökosystemdynamik unter Klimaänderung auch und vor allem Funktionen einer nachhaltige Waldbewirtschaftung (sustainable forest management, SFM sensu MCPFE 1998, 2003) welche über die nachhaltige Holzproduktion hinausgehen, beeinträchtigt werden können (e.g., Schutzfunktionen, Wasserproduktion, Kohlenstoffspeicherung). Insbesondere der Alpenraum mit seinen vielfältigen Nutzungsinteressen und sensiblen Ökosystemen ist hier besonders gefährdet. Im Zuge einer umfassenden Betrachtung einer funktional nachhaltigen Forstwirtschaft (SFM) unter Klimaänderung sind aber auch die sich potentiell daraus ergebenden Chancen für die Forstwirtschaft miteinzubeziehen. Um langfristig unter dem Nachhaltigkeitsprinzip erfolgreiche Waldwirtschaft betreiben zu können und die Waldfunktionen nachhaltig zu erfüllen, müssen daher mögliche klimatische Veränderungen in Bewirtschaftungskonzepte miteinbezogen werden. Dabei sind zwei grundlegende Aspekte zu unterscheiden: Klimastudie Niederösterreich Seite 146 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft (1) Seite 5 das Identifizieren der möglichen Auswirkungen einer Klimaänderung auf Waldökosysteme und deren Bewirtschaftung (Impact-Studien, Vulnerabilitätsstudien), und (2) die Erarbeitung von möglichen adaptiven Bewirtschaftungsstrategien zur Minderung negativer bzw. Ausnutzung positiver Auswirkungen einer Klimaänderung. Beispiele für Impact-Studien in Europa sind unter anderem die Arbeiten von Lexer et al. (2001) für Österreich, Lindner und Cramer (2002) und Lindner et al. (2002) für Deutschland oder Brzeziecki et al. (1995) für die Schweiz. Kellomäki et al. (2000) geben einen Überblick zu dem Thema auf europäischer Ebene. Adaptive Bewirtschaftungsstrategien Bewirtschaftungskonzepte bzw. wiederum Zielsetzungen an haben zum sich Ziel, verändernde Rahmenbedingungen anzupassen und damit die Voraussetzung für eine nachhaltig erfolgreiche Waldressourcenbewirtschaftung zu schaffen. Mit der quantitativen Analyse von adaptiven Konzepten zur Waldbewirtschaftung in Hinblick auf Klimaänderung beschäftigen sich in Europa unter anderem die Arbeiten von Lindner (2000) sowie Lasch et al. (2005) und Fürstenau et al. (2006) in Deutschland und Seidl et al. (2005b, 2007a) in Österreich. Schlüsselelemente sowohl für Vulnerabilitätsstudien als auch für die Entwicklung von adaptiven Waldbewirtschaftungskonzepten sind u.a. die Unsicherheit in bezug auf die Größenordung als auch den zeitlichen Ablauf einer Klimaveränderung. Dabei sind verschiedene Quellen für Unsicherheit zu unterscheiden. In einer regionalen Vulnerabilitätsstudie wird das Klima als exogene Größe betrachtet, es gibt also keine Rückkoppelung von Vegetationszustand auf das Klima. Globale Klimamodelle (GCMs) simulieren das Klimageschehen in relativ grober räumlicher Auflösung (ca. 200km Gitternetzweite) und verwenden dazu als „Treiber“ Szenarien der zukünftigen Treibhausgasemissionen, die wiederum von Annahmen in bezug auf die ökonomische Entwicklung abhängig sind. Das IPCC hat ein Set an Emissionsszenarien erstellt, die von globalen Klimamodellen verwendet werden, um transiente Klimasimulationen für das 21. Jahrhundert zu rechnen. Unterschiedliche Klimamodelle interpretieren die Signale der Emissionsszenarios fallweise unterschiedlich was zu Unterschieden in den simulierten Klimaentwicklungen führen kann. Die regionale und lokale Interpretation von Ergebnissen globaler Klimamodelle bereitet derzeit ebenfalls noch erhebliche methodische Probleme. Aus diesen Gründen ist es wichtig, dass die in bezug auf das Klimastudie Niederösterreich Seite 147 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft zukünftige Klima bestehende Unsicherheit durch die Seite 6 Verwendung mehrerer Klimaänderungsszenarien berücksichtigt wird. Ein weiterer Grund für Unsicherheit in den Analysen liegt in nicht vollständigem Verständnis der betrachteten Systeme, in vorliegendem Fall eben Waldökosysteme. Die für Analysen verwendeten Simulationsmodelle sind Abstraktionen der Wirklichkeit und bringen in bezug auf Modellstruktur und Modellparameter teilweise erhebliche Unsicherheiten in Klimaänderungsstudien ein. Die Kredibilität eingesetzter Modelle ist naturgemäß von erfolgreich verlaufenden Modellevaluierungsexperimenten abhängig. Im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens („sustainable development“) ist die Analyse von Auswirkungen einer Klimaänderung jedoch ein unverzichtbarer Schritt, um in Folge informierte Entscheidungen über erfolgversprechende adaptive Bewirtschaftungskonzepte treffen zu können. 2. ZIELSETZUNG Allgemeines Ziel der vorliegenden Studie ist es, für das Land Niederösterreich die Vulnerabilität (i.e., Schadenspotential, Verwundbarkeit) der Waldflächen in einer Beispielsregion in Bezug auf eine mögliche Klimaänderung abzuschätzen und so die Voraussetzungen für die Entwickung möglicher adaptiver Waldbaukonzepte zu schaffen. Als Analysezeitraum wurden 100 Jahre gewählt um sowohl das Signal einer Klimaveränderung eindeutig abbilden zu können als auch die Auswirkungen von waldbaulichen Managementeingriffen darstellen zu können. Als Beispielsregion wurde das Waldviertel ausgewählt. Unter Vulnerabilität wird im gegenständlichen Kontext der Grad der Anfälligkeit eines Systems (hier Waldökosysteme im Waldviertel unter definiertem Bewirtschaftungskonzept) in Bezug auf negative Auswirkungen der Klimaänderung bzw. die Unfähigkeit eines Systems, solche Auswirkungen zu bewältigen verstanden (siehe EEA 2005, IPCC 2001). Folglich ist die Vulnerabilität eines Systems eine Funktion der Art, Stärke und des Ausmaßes der Klimavariation, welcher das System ausgesetzt ist sowie der systemimmanenten Sensitivität und Adaptionsfähigkeit (EEA 2005). Klimastudie Niederösterreich Seite 148 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 7 Die Konzeption der Studie ist dermaßen angelegt, dass zwei potentielle Anwendungs-aspekte der durch das Vorhaben gewonnenen Erkenntnisse im Vordergrund stehen: (1) Anwendungsaspekt „Politik-Beratung“: Hier ist die Anforderung, sass die Erkenntnisse der Studie repräsentativ für die ausgewählte Beispielsregion sein sollen. Dies wird in der vorliegenden Studie erreicht durch die Verwendung des Stichprobennetzes der Österreichischen Waldinventur. Die Vulnerabilität bei heutiger „Standardbewirtschaftung“ kann so zur Ableitung von Instrumenten der Forstpolitik beitragen sowie zur weiteren fokussierten Planung von adaptiven Massnahmen dienen. (2) Anwendungsaspekt „Waldbau-Praxis“: Anhand der auch für Anwendungsaspekt (1) verwendeten Stichprobenpunkte der Österreichischen Waldinventur werden repräsentative Standorts- / Bestandestypen extrahiert. Vulnerabilität bei heutiger „Standardbewirtschaftung“ wird für diese repräsentativen Standorts-/Bestandestypen dargestellt und ermöglicht es jedem interessierten Waldbesitzer anhand von repräsentativen Beispielen für seinen Besitz relevante Information abzurufen. Der Anwendungsaspekt (2) kommt natürlich erst bei Entwicklung adaptiver Waldbaukonzepte voll zur Wirkung. In vorliegender Studie liegt der Schwerpunkt deshalb auf dem in (1) genannten Aspekt. Die Erweiterung der Analysen in bezug auf (2) sowie die Erarbeitung alternativer adaptiver Bewirtschaftungskonzepte ist durch das gewählte Konzept jederzeit und effizient möglich. Im Speziellen erfordert dies für die gegenständliche Studie die Umsetzung der folgenden Teilziele: (1) Aufbereitung von Daten der Österreichischen Waldinventur um mittels statistischer Verfahren (i) repräsentative Standortstypen und (ii) repräsentative Bestandestypen ausscheiden zu können. (2) Aufbereitung der biometrischen Daten der Waldinventur um repräsentative Bestände initialisieren zu können. (3) Bereitstellung von quantitativen Bodendaten Waldökosystemmodells PICUS. Klimastudie Niederösterreich Seite 149 zur Initialisierung des Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 8 (4) Bereitstellung von Klimaszenarios in mindestens monatlicher Auflösung für den Analysezeitraum 2000-2100. Dieser Datensatz soll das aktuelle Klima- und mindestens zwei transiente Klimaänderungsszenarien umfassen. (5) Definition einer „Standardbewirtschaftung“ für alle erfassten repräsentativen Bestandestypen im Waldviertel. (6) Durchführung der Simulationsläufe. (7) Auswertung und Interpretation der Simulationsergebnisse. 3. DATEN 3.1 Österreichische Waldinventur Die Österreichische Waldinventur (ÖWI) erhebt auf einem systematischen Stichprobenraster (Traktabstand 2.75 km, Trakte quadratisch mit 200m Seitenlänge und je einer Probefläche in den Eckpunkten) Informationen über den Österreichischen Wald (Gabler und Schadauer 2006). Sehr detaillierte Erhebungen über Waldbestand und Vegetation werden durch Meta-Daten über Standortsverhältnisse und vorherrschende Humusformen und Bodengruppen ergänzt (Schieler und Hauk 2001). Im Zuge der ÖWI werden jedoch keine Laboranalysen hinsichtlich Bodenchemie, -struktur oder -masse durchgeführt. Für die Analysen in der gegenständlichen Studie wurde die ÖWIErhebungsperiode 2000/2002 verwendet. Es fanden der Standortsvektor sowie die Baumdaten ab BHD = 5cm Verwendung. Der für dieses Projekt abgegrenzte geografische Raum „Waldviertel“ beinhaltet 561 Inventurpunkte (Abbildung 3-1). Davon sind 557 Punkte (99.3%) WirtschaftswaldHochwald. Die Altersklassenverteilung (Abb. 3-3) zeigt einen deutlichen Überhang bei Beständen der 3. Altersklasse (60-80 Jahre) und einen erheblichen Anteil von älteren Beständen. Klimastudie Niederösterreich Seite 150 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 9 Abbildung 3-1: Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel. 35.0% 30.0% Anteil 25.0% 20.0% 15.0% 10.0% 5.0% 0.0% 200 300 400 500 600 700 800 900 Seehöhe [m] Abbildung 3-2: Verteilung der Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel über Seehöhenstufen. Klimastudie Niederösterreich Seite 151 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 10 relativer Anteil 0.250 0.200 0.150 0.100 0.050 0.000 1 2 3 4 5 6 7 8 Altersklassen Abbildung 3-3: Verteilung der Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel über Altersklassen. Anzahl ÖWI-Punkte 120 Laub LaubNadel 100 NadelLaub 80 Nadel 60 40 20 0 NadelLaub 2 3 4 AKL 5 6 7 Laub 8 9 Abbildung 3-4: Verteilung der Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel über Altersklassen und Mischungstypen. Typ Nadel: Anteil Nadelbäume >90% Grundfläche, Typ Nadel/Laub: Anteil Nadel>51% & <=90%, Typ Laub/Nadel: Anteil nadel >10% & <= 50%, Typ laub: Anteil nadel <=10%. Klimastudie Niederösterreich Seite 152 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 11 Silikat-Kie Wkie-Bi-Moorw ald Ser-Es Bah-Es Li-Mischw ald Kie-StEi bodenaurer Ei EiHbu Bu Fi-Ta-Bu Fi-Ta mont. Fi subalp.Fi 0.000 0.100 0.200 0.300 0.400 0.500 relativer Anteil Abbildung 3-5: Verteilung der Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel über potentiell natürliche Waldtypen. Während der überwiegende Teil der aktuellen Bestände aus Nadelbaumarten (hauptsächlich Fichte und Weisskiefer) besteht (Abb. 3-4), zeigt Abb. 3-5 die Verteilung der als potentiell natürlich angesprochenen Waldtypen der Waldinventur. Den weitaus größten Anteil habe dabei Eichenwaldtypen, Buchenwald und Fichten/Tannen/BuchenWald. 3.2 Bodenparameter Zur Initialisierung der Simulationsruns mit PICUS v1.41 ist die Kenntnis wichtiger Bodenparameter notwendig (vgl. Kapitel 4.1.4). Da quantitative Bodenmerkmale zur Waldökosystemsimulation nicht von der ÖWI erhoben werden, ist die Ergänzung der Datenbasis erforderlich. Aufbauend auf zahlreichen Vorarbeiten der Arbeitsgruppe werden pH-Wert, Wasserspeicherkapazität des Mineralbodens, C- und N-Pools in Auflage und Mineralboden sowie eine Reihe modellspezifischer Parameter für das biogeochemische Bodenmodul in PICUS aufbauend auf den Arbeiten von Lexer und Klimastudie Niederösterreich Seite 153 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 12 Hönninger (1998), Lexer et al. (1999) und Seidl et al. (2007d) geschätzt und für die Simulation bereitgestellt. 3.3 Klima 3.3.1 Aktuelles Klima Das aktuelle Klima (ohne Klimaänderung) wird durch die Messperiode 1961-1990 repräsentiert. In Vorprojekten wurden ausgehend vom Stationsnetz der ZAMG mittels geostatistischer Methoden Temperatur- und Niederschlagswerte, Dampfdruckdefizite bzw. relative Feuchtewerte sowie Indikatoren der Globalstrahlung (e.g., Sonnenscheindauer, Bewölkung) oder fallweise die Globalstrahlung direkt auf sämtliche Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur interpoliert (Haas et al. unveröffentlicht, Lexer et al. 2000). Diese 30-jährigen Perioden wurden von allfälligen Trends bereinigt und sodann über stochastische Verfahren eine 100-jährige Klimazeitreihe generiert, die nun die Periode 1961-1990 repräsentieren. 3.3.2 Klimaänderungsszenarios Es werden drei transiente Klimaänderungsszenarios über jeweils 100 Jahre (2000-2100) verwendet, um die Unsicherheit in bezug auf die zukünftigen Klimaverhältnisse zu repräsentieren. Verwendet werden Ergebnisse von transienten Simulationsläufen des globalen Klimamodells ECHAM5 (Roeckner 2005), das am Hamburger Klimarechenzentrum entwickelt und verwendet wird. Den ECHAM5 – Klimasimulationen liegen die IPCC Emissionsszenarien A1B, B1 und A2 zugrunde (Abbildung 3-6). Die drei gewählten Szenarien beziehen sich auf die in IPCC (2000) beschriebenen globalen Emissions- und Entwicklungspfaden A1B, A2 und B1. Szenario A1B repräsentiert schnelles ökonomisches Wachstum, eine bis ins Mitte des 21. Jahrhunderts wachsende Weltbevölkerung sowie die rasche Einführung neuer Technologien. In Szenario A2 wird von einer sehr heterogenen Entwicklung der Welt bei stark ansteigender Weltbevölkerung und geringem Technologietransfer ausgegangen. B1 unterstellt das gleiche Entwicklungsmuster der Weltbevölkerung wie A1B, jedoch wird darin von einem drastischen Wandel in Richtung Service- und Informationsgesellschaft mit niedriger Ressourcenintensität und sauberen Technologien ausgegangen. Klimastudie Niederösterreich Seite 154 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 13 A2 A1B B1 Abbildung 3-6: Szenariofächer des IPCC in bezug auf die Temperaturveränderung (global). Markiert die in gegenständlicher Studie verwendeten Emissionsszenarios A1B, A2 und B1. Quelle: IPCC (2007). Es wurden die Daten der dem Waldviertel am nähesten gelegenen Gitterzellen des Klimamodells verwendet, um wiederum über invers distanzgewichtete Interpolationsverfahren die Anomalien (das sind die Differenzen bzw. die Verhältnisse zwischen einem Basislauf des Klimamodells ECHAM5 ohne Klimaänderungssignal und den Ergebnissen eines Emissionsszenarios) der Klimaänderungsszenarios auf die Inventurpunkte der ÖWI zu transferieren. In den Abbildungen 3-7 bis 3-9 werden für die Gitterzelle, deren Mittelpunkt dem Waldviertel am nächsten liegt, die Temperaturanomalien für das Gesamtjahr sowie das Sommer- und Winterhalbjahr dargestellt. Klimastudie Niederösterreich Seite 155 Seite 14 6 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 2 -2 0 °C 4 A1B A2 B1 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Jahr 8 Abbildung 3-7. Änderung der Jahresmitteltemperatur im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in °C. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. 2 -4 -2 0 °C 4 6 A1B A2 B1 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Jahr Abbildung 3-8. Änderung der Temperatur im Sommerhalbjahr im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in °C. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. Klimastudie Niederösterreich Seite 156 Seite 15 8 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 2 -4 -2 0 °C 4 6 A1B A2 B1 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Jahr Abbildung 3-9. Änderung der Temperatur im Winterhalbjahr im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in °C. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. Die Szenarios A1B und A2 sind gegen Ende des 21. Jahrhunderts deutlich wärmer als das Szenario B1 (vgl. Tabelle 3-1). Tabelle 3-1. Mittelwerte (2070-2100) der Anomalien in den drei Klimaänderungsszenarien über alle Inventurpunkte im Waldviertel. Delta T: Änderung der Temperatur in °C, %NS: prozentuelle Veränderung des Niederschlages in %. Szenario Jahresmittel Delta T Sommerhalbjahr (°C) Winterhalbjahr Jahresmittel NS Sommerhalbjahr (mm) Winterhalbjahr Wert 4.06 3.89 4.24 -27 -67 40 A1B Std.Abw. 1.07 1.31 1.43 138 127 76 Wert 3.93 3.79 4.08 -40 -78 39 A2 Std.Abw. 1.17 1.49 1.36 153 122 80 Wert 2.94 2.86 3.02 -3 -44 41 B1 Std.Abw. 1.00 1.29 1.47 160 124 103 In den Abbildungen 3-10 bis 3-12 sind die prozentuellen Veränderungen im Niederschlag dargestellt. Während der Jahresniederschlag in allen drei Szenarien bloß um bis zu 10% höher ausfällt, sinken die Niederschläge im Sommer in allen Szenarien um bis zu 20%, während sie im Winterhalbjahr um bis zu 30% ansteigen. Es zeichnet sich kein klares Muster zwischen den drei Klimaänderungsszenarien ab (vgl. dazu auch Tabelle 3-1). Klimastudie Niederösterreich Seite 157 100 110 120 130 Seite 16 A1B A2 B1 70 80 90 % Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Jahr Abbildung 3-10. Änderung des Niederschlags (Gesamtjahr) im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in Prozent. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. 100 40 60 80 % 140 A1B A2 B1 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Jahr Abbildung 3-11. Änderung des Niederschlags (Sommerhalbjahr) im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in Prozent. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. Klimastudie Niederösterreich Seite 158 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 100 140 A1B A2 B1 40 60 80 % Seite 17 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Jahr Abbildung 3-12. Änderung des Niederschlags (Winterhalbjahr) im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in Prozent. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. In Abbildung 3-13 wird zur Veranschaulichung das räumliche Muster der Temperaturanomalien in allen drei Klimaänderungsszenarien auf Basis der ÖWI Trakte im Waldviertel dargestellt. In allen drei Szenarios tritt als Grundmuster eine stärkere Erwärmung in den südlichen Teilen des Waldviertels auf. Klimastudie Niederösterreich Seite 159 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Szenario A1B Seite 18 Szenario B1 Änderung Jahresmitteltemperatur 2070 – 2100 (°C) Szenario A2 Abbildung 3-13: Räumliche Verteilung der Klimaänderungsszenarien (Jahresmittel 2070-2100). 4. Temperaturanomalien in den drei METHODEN 4.1 Das Waldökosystemmodell PICUS v1.41 Das Waldökosystemmodell PICUS wird am Institut für Waldbau seit 1996 (u.a. Lexer und Hönninger 1997, Lexer und Hönninger 2001) entwickelt und sukzessive weiterverbessert und ergänzt. Eine frühe Modellversion (PICUS v1.2) wurde im Rahmen der ersten und bisher einzigen flächigen Klimaänderungsfolgen-Studie für den österreichischen Wald Klimastudie Niederösterreich Seite 160 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 19 (Lexer et al. 2002, Lexer et al. 2001, Lexer et al. 2002) eingesetzt. Mit der Modellversion v1.3 wurde ein wesentlicher Schritt gesetzt, um das Modell in bezug auf die physiologisch orientierte Biomassenzuwachsschätzung robuster und zuverlässiger zu machen (Seidl et al. 2005). Neben einer Vielzahl von kleineren strukturellen Änderungen bestand der wesentliche Fortschritt in der Kombination des aus der Literatur bekannten bestandesweisen Biomassenproduktions-modelles 3PG (Landsberg und Waring 1997) und dem Waldentwicklungsmodell PICUS v1.2, das auf Einzelbaumbasis Walddynamik in Abhängigkeit von Umwelteinflüssen simuliert. Die in der vorliegenden Studie eingesetzte Modellversion PICUS v1.41 ist eine Weiterentwicklung der Version 1.31 (Seidl et al. 2005a) und baut wie diese einerseits auf PICUS v1.21 (Lexer und Hönninger, 2001) und andererseits auf dem physiologisch basierten Produktionsmodell 3PG (Landsberg und Waring, 1997) auf. PICUS simuliert Waldentwicklung in bewirtschafteten und unbewirtschafteten Wäldern auf einem Gitternetz von 10x10m2 grossen „patches“ (Kleinflächen). Die vertikale Dimension wird durch Kronenzellen von je 5m Höhe repräsentiert. Derzeit können in Vollversion (d.h. alle im Modell inkludierten Prozesse werden in der Simulation benutzt) ca. 7 ha simultan simuliert werden. Interaktionen zwischen patches gibt es durch das 3dimensionale Lichtmodell und die Verbreitung von Samen. Etablierung von Verjüngungspflanzen und Baummortalität in der Modellversion v1.41 sind den Formulierungen der Modellversion PICUS v1.2 (Lexer und Hönninger, 2001) sehr ähnlich. Wesentlich erweitert wurde hingegen das Wachstumsmodul. Weiters wurde ein Management-Modul hinzugefügt, um realistisch Managementeingriffe (Ernte von Baumindividuen, Naturverjüngung, Aufforstung) simulieren zu können. Schließlich wurde in Seidl et al. (2007b) ein adaptiertes Modul zur Simulation von Borkenkäferschäden in Fichtenbeständen vorgestellt. In der Folge werden die wesentlichen Modellkomponenten kurz vorgestellt. Für Details wird auf die entsprechende Literatur verwiesen. 4.1.1 Wachstum Prinzipiell werden auch in der Modellversion v1.41 zwei Komponenten unterschieden, die bei der Simulation von Baum- und Bestandeswachstum zusammenwirken: (a) das bisher verwendete gap-model Modul aus PICUS v1.2 (hier als bottom-up Modul bezeichnet), welches die Entwicklung von Einzelbäumen innerhalb einer Klimastudie Niederösterreich Seite 161 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 20 Baumpopulation in Abhängigkeit von Umweltfaktoren (Licht, Temperatur, Wasserund Nährstoffversorgung) beschreibt, und (b) ein auf Bestandesniveau operierendes physiologisch basiertes Modell das pro Jahr einen Schätzer für die Nettoprimärproduktion des Gesamtbestandes liefert (hier als top-down Modul bezeichnet). Diese Komponente beruht auf dem 3PGModell von Landsberg und Waring (1997). Verbunden sind diese beiden Module über den Blattflächenindex des simulierten Bestandes, der sich aus der Summe der Blattflächen der Einzelbäume aus dem bottomup Modul ergibt (Blattfläche je Einzelbaum ist eine Funktion der Baumdimension [BHD] sowie des Lichtregimes in dem das Individuum wächst und das seine Kronenlänge bestimmt. Das top-down Modul liefert auf Monatsbasis einen Schätzwert für die Bestandes-NPP eines Jahres. Es gilt nun, den Bestandesweise geschätzten Wert für die NPP auf die einzelnen Baumindivduen im Bestand aufzuteilen. Dazu wird die realisierte Konkurrenz aus dem bottom-up Modul verwendet. Die Differenz aus Biomassenzuwachs bottom-up und top-down wird proportional zum bottom-up geschätzten vorläufigen Biomassenzuwachs auf die Einzelbäume verteilt. Die Abbildung 4-1 zeigt schematisch die wesentlichen Modellkomponenten sowie die Interaktion von bottom-up und top-down Modul. Für Deatils der Umsetzung wird auf Seidl et al. (2005a) verwiesen. 4.1.2 Verjüngung Verjüngung bis 130cm Höhe wird in 4 Höhenklassen abgebildet. Baumartenspezifischer Einwuchs in die unterste Höhenklasse (0-10cm) ist ein stochastischer Prozess und hängt von Anzahl der verfügbaren keimfähigen Samen je Baumart, dem Lichtangebot am Waldboden sowie der prinzipiell bestockbaren Fläche auf einem patch ab. Ob sich eine Baumart in einem bestimmten Jahr verjüngt, wird durch einen Zufallsgenerator entschieden. Wachstum Höhenzuwachspotentiales, durch die welches Höhenklassen in wird Abhängigkeit in von Abhängigkeit Lichtangebot eines und Umweltbedingungen modifiziert wird, geschätzt. Erreichen die Individuen 130cm Höhe, werden sie als Individuen in PICUS initialisiert. Unter 130cm Höhe wird jede Baumart in einer Höhenklasse durch ein repräsentatives Individuum definiert. Details finden sich u.a. in Woltjer et al. (2007). Klimastudie Niederösterreich Seite 162 BB Entnahme NS WD WD Streu SOM Streu Humus Bodendynamik M O Mortalität Wachstum Verjüngung Vegetationsdynamik patch i patch i patch i Rad Nav LA Seite 21 Bodenstruktur pH WHC Physiolog. Stoffprod. Bestand NPP VPD unterirdisch oberirdisch Klimastudie Niederösterreich Seite 163 Abbildung 4-1: Wesentliche Modellkomponenten von PICUS v1.41. LA: Blattfläche. NPP: Nettoprimärproduktion. WHC: Wasserhaltefähigkeit des Bodens. Nav: pflanzenverfgbarer Stickstoff. WD: verholzter Bestandesabfall. SOM: organische Bodenbestandteile. BB: Borkenkäfer. Interaktion Verbindung Prozessparameter Eingabegröße Modellkomponente Management Kriterien BA Jahr Biotische Störung gen. i gen. i Klima Temp Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 22 4.1.3 Baummortalität Es wird wie schon in der Version PICUS v1.2 eine intrinsische und eine stressbedingte Baummortalität unterschieden (e.g. Keane et al. 2001). Erstere ist eine Art Hintergrundmortalität, die lt. Konzept „zufällige“ Mortalität darstellt (Blitzschlag, Krankheiten). Die intrinsische Mortalität nimmt mit zunehmendem Baumalter zu. Die stressbedingte Mortalität basiert auf der Annahme, dass ein mehrere Jahre hintereinander unter ein zu definierendes Minimum abfallender BHD-Zuwachs ein Indikator für Stress ist und eine erhöhte Sterbewahrscheinlichkeit zur Folge hat. Es entscheidet ein Zufallsgenerator, ob ein Indivduum in einer bestimmten Simulationsperiode (= 1 Jahr) stirbt. 4.1.4 Biogeochemisches Bodenmodul Eine wesentliche Erweiterung von PICUS bedeutete die Implementierung eines dynamischen biogeochemischen Bodenmoduls zur Schliessung der C- und N-Kreisläufe. Das Bodenmodul des Ökosystemmodells TRACE (Currie et al. 1999) wurde aufgrund folgender Kriterien ausgewählt: (a) eine vergleichbare zeitliche Auflösung wie PICUS v1.3 (b) ein vergleichbarer Komplexitätsgrad (c) Erfahrungen mit dem Modell von Kollegen in Österreich (Michael Englisch, persönliche Mitteilung) (d) eine verfügbare gute Dokumentation der Modellalgorithmen (e) Verfügbarkeit des source codes (http://www.sitemaker.umich.edu/currielab/download_ecosystem_models) Im Wesentlichen wurden die Bodenprozesse unverändert von TRACE übernommen. Eine detaillierte Beschreibung findet sich in Currie et al. (1999), Currie und Nadelhoffer (1999), Currie und Aber (1997) und Currie und Helmers (2003). TRACE (Tracer biogeochemisches Redistribution Among Prozessmodell, Compartments welches den in Ecosystems) Wasser-, ist Kohlenstoff- ein und Stickstoffkreislauf von Waldökosystemen simuliert (Currie et al. 1999). Das Modell besteht aus einer Weiterentwicklung des DOCMOD Bodenprozessmodells (Currie und Klimastudie Niederösterreich Seite 164 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 23 Aber 1997) in Kombination mit den oberirdischen Komponenten des PnET-Modells (Aber et al. 1997). Abbildung 3-2 gibt einen Überblick über die wichtigsten Pools und Flüsse in TRACE. Das Bodenmodul unterscheidet im wesentlichen zwei Bodenhorizonte, Auflage und Mineralboden. Das Modell differenziert generell zwischen Bestandesabfall, verholztem Bestandesabfall und humosem Bodenmaterial. Der Bestandesabfall wird in der Auflage in drei funktionale Pools mit unterschiedlichen Abbauraten differenziert, verholzte Teile werden nach dem Durchmesser in groben und feinen verholzten Bestandesabfall unterteilt. Stickstoff-Umsetzungsprozesse wie Mineralisierung, Nitrifizierung und mikrobielle Stickstoffassimilation werden im Modell abgebildet, NH4 und NO3 werden explizit simuliert. Die tatsächliche Evapotranspiration (AET) wird als Indikator zur Modellierung des Effekts von Temperatur und Feuchtigkeit auf die Abbauraten herangezogen. Zusätzlich ist ein generelles Feature des Modells die Möglichkeit, 15NTracer und ihre Verteilung im Ökosystem zu simulieren (siehe dazu Currie et al 1999, Currie und Nadelhoffer 1999). Pflanzliche Stickstoff-Aufnahme erfolgt aus beiden Bodenhorizonten in Abhängigkeit von der Feinwurzelverteilung, dem Stickstoffbedarf der Pflanzen und Konkurrenz mit anderen Bodenprozessen. In Tabelle 3-1 werden die wichtigsten Parameter für das Bodenmodul dargestellt und kurz charakterisiert. 4.1.5 Störungseinfluss durch Borkenkäfer Das Borkenkäfer-Submodell besteht im Wesentlichen aus vier Komponenten: (1) es werden den vorgestellten Modellkonzepten von Schopf et al. (2004) folgend die potentiell möglichen Generationen von Ips typographus (inklusive Geschwisterbruten) ausgehend von geographischen Koordinaten (Langtag/Kurztagbedingungen) und Klimadaten geschätzt. (2) Die Prädisposition von Waldbeständen wird anhand von vier Indikatoren (Alter, Fichtenanteil, Bestandesdichte, Trockentage in der Vegetationsperiode [i.e., Tage mit einem Matrixpotential im Wurzelhorizont <-2.0 bar]) geschätzt. Dabei wird sowohl auf das Risikomodell von Lexer (1996) als auch auf Netherer und Pennerstorfer(2001) und Netherer und Nopp (2005) aufgebaut. Klimastudie Niederösterreich Seite 165 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 24 (3) Prädispositionsindex und Generationenzahl bestimmen das Risiko eines Borkenkäferschadens je Zeitintervall (i.e., Jahr). Eine gleichverteilte Zufallszahl bestimmt, ob ein Schaden eintritt oder nicht. Für ersteren Fall wird das Schadensmodell aus Lexer (1996) zur Schätzung der Schadintensität verwendet. (4) Schliesslich muss der geschätzte periodische Schaden (Stammzahl/ha) im simulierten Bestand identifiziert werden. Dazu wird im Wesentlichen die Logik aus Lexer und Hönninger (1998) verwendet. Zuerst wird derjenige patch identifiziert, der gemäß dem Prädispositionsindex am gefährdetsten ist, um diesen patch ein 20-Radius gezogen und innerhalb dieser Grenzen jede Fichte mit BHD >10cm als Borkenkäferschaden ausewiesen, solange bis die geschätzte Schadenshöhe erreicht ist. Reicht ein Borkenkäferherd nicht aus, die gesamt Schadhöhe zu decken, werden sinngemäß weitere Befallsherde ausgewählt. Auf diese Weise kann sehr gut das charakteristische Schadbild einer Borkenkäferkalamität simuliert werden. Abbildung 4-2 zeigt die wesentlichen Elemente des Borkenkäfer-Submodelles. Dieser Ansatz verwendet in hohem Detaillierungsgrad modellintern generierte Indikatoren für die Abschätzung der Prädisposition von Beständen (vgl. z.B. Netherer und Nopp 2005) und führt als zweite Komponente die Abschätzung der Entwicklungsgunst für Ips typographus mit. Was das vorliegende Modul besonders auszeichnet, ist die Kombination dieser beiden Komponenten um den „Ausgang“ eines Zusammentreffens von hoher Entwicklungsgunst für Borkenkäfer und prädisponierten Beständen zu Gradationsphase schätzen. von Ips Dabei wird typographus empirisches zur Datenmaterial Schätzung der aus einer entsprechenden Modellparameter verwendet. Die generierten Ergebnisse in bezug auf Schadholz durch Borkenkäfer sollten nicht als Prognosen des konkreten Kalamitätsholzanfalles verstanden werden, sondern als Gefährdungsindex interpretiert werden. In der vorliegenden Studie wurde jede Simulation 10x wiederholt, um wegen der hohen Stochastizität des Borkenkäfermoduls robuste Schätzwerte berechnennzu können. Klimastudie Niederösterreich Seite 166 pBB(% spruce) 0 10 50 BA [m²/ha] 30 Gen Gen 2 2 potential BB generations potentiellel BK - Generationen 0 0 BTemp T0 BTemp T0 557 557 4 4 start start 0 0 0 20 100 100 DD DD [IV-IX] [IV-IX] 50 50 60 age 40 80 150 150 100 G2 G2 6 6 8 8 10 10 stop stop 12 12 RndNr RndNr Seite 25 Seite 167 24m 24m 20 20 40 40 80 80 Lexer (1996) 100 120 140 100 120 140 stand hazard index stand hazard index 60 60 Abbildung 4-2: Schematische Darstellung der wesentlichen Komponenten des Borkenkäferstörungsmoduls in PICUS v1.41. spatial distribution of damage spatial distribution of damage 100m 100m damage intensity NiederösterreichSchadensintensität damage intensity [u.a.Klimastudie Schopf et al. (2004)] SB1_G2 SB1_G2 SB2_G1 SB2_G1 bark-temp bark-temp air-temp air-temp SB1_G1 SB1_G1 month month G1 G1 pBB P(BK) Lexer (1996) & Netherer und Nopp-Mayr (2005) 70 0.6 0.8 1.0 % spruce 0.0 0.2 0.4 pBB(age) pBB(DD) pBB(DD) 0.4 0.8 stand predisposition Bestandes-Prädisposition [BPI] pBB(BA) TT[°C] [°C] 0.0 0.0 0.0 0.4 0.4 0.8 0.8 0.0 0.0 0.4 0.8 -5-5 5 5 1515 Modul „Biotische Störung“ %% stems stems damaged damaged 0.4 0.8 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 0.0 0.0 0.4 0.4 0.8 0.8 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 26 4.1.6 Management In PICUS v1.41 ist ein Management-Modul integriert, das die Simulation aller gängigen Durchforstungs- und Verjüngungsverfahren auf realistische Weise erlaubt. Es kann auf jedes Baumindividuum ab 130cm Höhe separat zugegriffen werden. In den Jungwuchsklassen unter 130cm Höhe können Anteile an Baumarten in den Höhenklassen angesprochen werden. Managementeingriffe können theoretisch in beliebiger Kombination in jedem Simulationsjahr umgesetzt werden. Der Standardansatz sieht die Spezifikation von Entnahmen (relativ in bezug auf Volumen, Stammzahl oder Grundfläche; absolut in bezug auf Volumen, Stammzahl oder Grundfläche) in fünf relativen Durchmesserklassen je Baumart vor (Abbildung 4-3). 100% verbleibend Volumen 80% Entnahme 60% 40% 20% 0% 1 2 3 4 relative BHD-Klasse 5 Abbildung 4-3: Schema zur Spezifizierung von waldbaulichen Eingriffen dargestellt am Beispiel einer Auslesedurchforstung. Genutzte Baumindividuen können entnommen werden oder als Totholz im Bestand verbleiben. Die Angabe von Anteilen an Biomassekompartimenten, die als Schlagrücklass im Bestand verbleiben ist flexibel möglich. Die Standardeinstellung sieht vor, dass Schaftderbholz ab 7cm Durchmesser entnommen wird, bei Laubbäumen auch entsprechendes Kronenholz (vgl. Einzelstammsortentafeln). Neben Entnahmen sind auch Naturverjüngung und Kunstverjüngung in flexibler Weise zu simulieren. Bei Naturverjüngung ist zu anzugeben, ob Sameninput von ausserhalb des simulierten Bestandes erfolgt und in welchen baumartenspezifischen Mengen. Bei Naturverjüngung erfolgt die räumliche Verortung der Jungwuchspflanzen in Abhängigkeit von Lichtangebot am Waldboden und der simulierten Samenverfügbarkeit auf den patches. Kunstverjüngung ist zur Gänze vom Benutzer zu spezifizieren Klimastudie Niederösterreich Seite 168 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 27 (Stammzahlen, Pflanzverbände, Mischungsformen im Rahmen der 10x10m2-Auflösung des Modells. 4.1.7 Evaluierung von PICUS v1.41 Die hier angewendete Modellversion PICUS v1.41 wurde in mehreren detaillierten Evaluierungsstudien getestet. Hier werden nur wesentliche getestete Aspekte angeführt und im Weiteren auf die Literatur verwiesen. Wachstum in strukturierten Mischbeständen wurde anhand von Dauerversuchsflächen analysiert (Seidl et al. 2005). Die Tests zeigten eine ausgezeichnete Fähigkeit, Wachstum in strukturierten Mischbeständen über ca. 30 Jahre widerzugeben. Die dabei erzielte Genauigkeit lag zumindest in Bereichen, wie sie für empirische Waldwachstumsssimulatoren für vergleichbare Bestände erzielt werden. Zusätzlich wurde in Vorbereitung auf die gegenständliche Studie auf Inventurpunkten der Österreichischen Waldinventur (ÖWI) die Gesamtwuchsleistung von Reinbeständen über 100 Jahre unter aktuellem Klima simuliert und mit beobachteten Bonitätsdaten verglichen (Abbildung 4-4). 15 P.abies P.sylvestris F.sylvatica Q.robur 5 10 3 dgz 100 simuliert (m ha a −1 −1 ) 1:1 5 10 15 −1 −1 dgz 100 ÖWI (m ha a 3 ) Abbildung 4-4: Vergleich simulierter und beobachteter Schaftderbholzproduktivitäten (dgz100) auf Inventurpunkten der Österreichischen Waldinventur. Simulation mit PICUS v1.41. Quelle: Seidl et al. (2007d). Von besonderer Relevanz im gegenständlichen Projekt ist die plausible Reaktion von Baumindividuen und Beständen auf Umweltfaktoren. In einer Modellvergleichsstudie Klimastudie Niederösterreich Seite 169 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 28 wurde PICUS mit dem detaillierten physiologischen Wachstumsmodell BIOMASS (McMurtrie et al. 1990) in bezug auf die simulierte Reaktion von Baumarten auf eine Klimaänderung verglichen. Das Ergebnis zeigte eine im wesentlichen idente Responseoberfläche. PICUS schätzte im Experiment die Sensitivität von Picea abies gegenüber Trockenheit etwas höher ein als BIOMASS (vgl. Lindner et al. 2005, Seidl et al. 2005a). Bisher anhand empirischer Daten nicht intensiv überprüft ist das BorkenkäferModul. Seidl et al. (2007e) vergleichen in einem grossflächigen Experiment die simulierten Borkenkäferschäden in Fichtenbeständen mit den aus den bezirksweise vorliegenden Angaben zu aufgetretenen Schäden. Abbildung 4-5 zeigt ausgewählte Resultate dieses Evaluierungsexperiments. 0.0 0.5 1.5 2.0 1995-1999 2000-2004 ) 1990-1994 1.0 6 predicted damage ( 10 m 3 6 3 1.5 6 3 6 1.0 4 3 4 4 2 0.5 75 0.0 5 7 57 b=0.943 18 0.0 2 2 0.5 1.0 1.5 8 1 b=0.418 2.0 8 0.0 observed damage (10 m 6 1 0.5 b=1.159 1.0 1.5 2.0 ) 3 Abbildung 4-5: Simulierte versus beobachtete Schäden unter aktuellem Klima durch Fichtenborkenkäfer. 1 = Burgenland, 2 = Kärnten, 3 = Niederösterreich, 4 = Oberösterreich, 5 = Salzburg, 6 = Steiermark, 7= Tirol, 8 = Vorarlberg) in drei Vergleichsperioden (b gibt die Steigung der Regressionsgeraden (schwarze Linie) an; strichlierte Linie: 1:1-Linie). Quelle: Seidl et al. (2007e). Die Ergebnisse von Seidl et al. (2007c,e) zeigen, dass es auf regionaler Ebene sehr gut möglich ist, mittels des in PICUS integrierten Borkenkäferstörungsmoduls aufgetretene Schäden zu reproduzieren, solange keine anderen Störungsfaktoren wie etwa Sturm mit den Borkenkäferstörungen interagieren (siehe dazu im mittleren Panel von Abb. 4-5 den Datenpunkt „3“ der wesentlich durch Windwürfe und Schneebruchschäden beeinflusst wurde). Daraus kann der Schluss gezogen werden, dass der Einsatz der Modellversion PICUS v1.41 in Szenariosimulationen bei Berücksichtigung dieser Limits sinnvoll möglich ist. Klimastudie Niederösterreich Seite 170 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 4.2 Seite 29 Initialisierung von Bestand und Standort Die 561 Inventurpunkte im Waldviertel könnten theoretisch als je eine Simulationsentität (Kombination aus Standort und Bestand) aufgefasst werden. Dies würde bedeuten, dass zahlreiche einander sehr ähnliche Fälle simuliert werden würden, die sich in den Ergebnissen kaum voneinander unterscheiden würden. Um Rechenzeit zu sparen wird daher in dieser Studie davon ausgegangen, dass es möglich ist, mittels statistischer Verfahren der Clusteranalyse ähnliche Fälle in der Population der Inventurpunkte zu identifizieren und zu gruppieren. Diese relativ homogenen Gruppen könnten dann von jeweils einem Fall repräsentiert werden. Dieser Ansatz würde eine enorme Effizienzsteigerung bei der Durchführung der Simulationen bringen. Neben diesem Vorteil müssten allfällige Nachteile wie Verringerung der Variabilität in den Ausgangsbedingungen und abruptere zeitliche Veränderungen durch Wegfall von Variabilität in Kauf genommen werden. Ein weiterer Vorteil des Ansatzes besteht darin, dass die identifizierten repräsentativen Bestandes-/Standortskombinationen als Entscheidungsgrundlage für die praktische Waldbewirtschaftung verwendet werden könnten. Abbildung 4-6 zeigt schematisch das oben dargestellte Konzept. ÖWI Simulation Boden ÖWBZI N, C, ph, WHC ÖWI Seidl et al. (2007) Lexer et al. (1999) Lexer & Hönninger (1998) Bestand N/ha Clusteranalyse Bodengruppe PNWG Seehöhe Exposition Neigung Relief Gründigkeit Wasserhaushalt (...) Wuchsklasse Alter Baumartenanteile Grundfläche BHD-Verteilung Massenmittelstamm (dg) (...) BHD Baumarten (n/ha) BHD-Verteilung Abbildung 4-6a: Schema für die Ausscheidung von homogenen Gruppen in bezug auf Standort und Bestandesaufbau auf Basis von Merkmalen der Österreichischen Waldinventur. Klimastudie Niederösterreich Seite 171 Höhe (m) 10 20 40 bhd (cm) 30 Höhenkurve Stammzahl 50 Beobachtung Ausgleich 60 Inventurdaten ÖWI 30 20 10 20 40 bhd (cm) 30 50 10 Höhe (m) 20 bhd (cm) 30 Klimastudie Niederösterreich Seite 172 5 60 60 ModellInitialisierung 10 20 30 40 50 10 Durchme sserverteilung Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft kumul. rel. Häufigkeit N/ha N/ha 0.8 0.4 0.0 150 100 50 0 100 150 50 0 Abbildung 4-6b: Schema für die Herstellung des Initialisierungszustandes von Beständen aus Daten der Österreichischen Waldinventur. Seite 30 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 31 Von den 561 Erhebungspunkten, die im Waldviertel auf „Wald“ entfielen, wurden 27 ausgeschieden, da sie in der Ergebungsperiode 2000/02 als Blössen nicht eindeutig einem initialen Bestandestyp zuzuordnen gewesen wären und damit das zu unterstellende Management nicht aus dem initialen Bestandeszustand ableitbar gewesen wäre. Weiters wurden alle stark wasserbeeinflussten Böden (Stauwasser, Tagwasser) ausgeschieden, da die Simulation solcher Standorte das Treffen zusätzlicher Annahmen bedeutet hätte. Die verbleibenden 426 ÖWI-Punkte wurden einer hierarchisch-genesteten Clusteranalyse unterzogen, auf deren Grundlage 9 Standortstypen statistisch ausgeschieden wurden (Tabelle 4-1). Innerhalb aller der einem Standortstyp zugeordneten Inventurpunkte werden wiederum möglichst homogene Untergruppen in bezug auf den Bestandesaufbau identifiziert und durch einen ausgewählten Bestand (i.e., Medoid) repräsentiert (Tabelle 4-2). Klimastudie Niederösterreich Seite 173 Seite 32 Tm 5.89 5.83 6.69 6.77 6.93 7.13 7.69 7.16 7.66 STO 10 20 30 40 50 60 70 80 90 NSmin 540.66 480.17 595.75 521.69 585.46 509.57 616.83 545.91 636.77 515.13 647.88 575.48 644.40 539.62 788.74 706.00 773.60 691.37 NSm nutzbare Feldkapazität. 20.14 19.85 20.13 19.84 19.68 19.58 19.53 18.85 18.90 TAMP SHmin SHmax 15.14 22.67 14.85 19.19 8.06 15.84 19.21 20.16 20.03 CN(min) 224.41 249.30 297.87 224.27 282.82 256.40 262.54 243.78 252.15 NFK 5.11 5.51 4.11 3.73 5.33 4.15 3.93 3.71 3.88 Ph 0.00 0.00 79.00 0.00 0.00 78.00 0.00 0.00 1.00 BE(arm) Klimastudie Niederösterreich Seite 174 414.29 300.00 500.00 511.11 400.00 700.00 413.92 200.00 500.00 514.63 400.00 700.00 561.36 300.00 900.00 592.50 400.00 800.00 608.20 400.00 800.00 805.56 700.00 900.00 792.19 600.00 900.00 SH 21.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 41.00 0.00 0.00 0.00 18.00 0.00 BE Podsol (Lockersed.) 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 2.00 0.00 0.00 0.00 PsGl 0.00 0.00 0.00 0.00 44.00 0.00 0.00 0.00 0.00 BE(reich) 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 61.00 0.00 63.00 0.00 18.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 0.00 SemiSonstige podsol Tabelle 4-1: Über Clusteranalysen formierte Standortstypen im Waldviertel. TAMP = Temperaturamplitude (annuell), SH = Seehöhe, NFK = Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft cluster 11 12 13 14 21 22 23 31 32 33 34 35 41 42 43 44 45 46 51 52 53 54 55 61 62 63 64 65 66 71 72 73 74 75 81 82 83 84 91 92 93 STO 10 10 10 10 20 20 20 30 30 30 30 30 40 40 40 40 40 40 50 50 50 50 50 60 60 60 60 60 60 70 70 70 70 70 80 80 80 80 90 90 90 40 48 32 15.38 40 16 40 32 27.25 29.68 40 36 28 40 8 44 28 20 32 36 48 38.7 52 10.21 42.84 41.8 32 40 24 8 40 52 60 20 60.05 77.42 45.57 3.17 20 56 4 BA [m²] 623.32 1089.46 938.82 2206.12 678.39 89.71 843.57 321.87 1769.18 1760.14 479.2 358.25 944.4 764.34 156.98 547.73 963.07 190.12 962.3 365.65 965.98 2000.1 821.24 2380.95 1273.79 1580.92 241.24 1099.41 297.46 274.2 967.92 1013.09 874.58 279.12 1290.14 2508.37 2264.66 476.19 282.07 1319.05 92.22 nStem 0.06 0.04 0.03 0.01 0.06 0.18 0.05 0.10 0.02 0.02 0.08 0.10 0.03 0.05 0.05 0.08 0.03 0.11 0.03 0.10 0.05 0.02 0.06 0.00 0.03 0.03 0.13 0.04 0.08 0.03 0.04 0.05 0.07 0.07 0.05 0.03 0.02 0.01 0.07 0.04 0.04 gx min. Bhd [mm] 193 160 170 64 203 325 147 285 51 67 220 263 140 192 224 215 115 290 121 250 197 85 206 61 58 84 370 153 254 164 168 119 177 247 104 69 67 92 211 120 235 dg Bhd-Spreitung [cm] [cm] 28.58 23.3 23.68 17.6 20.83 29.3 9.42 6.6 27.40 26.4 47.65 33.3 24.57 21.5 35.58 19.2 14.00 30.6 14.65 19.0 32.60 26.0 35.77 19.9 19.43 18.4 25.81 15.4 25.47 7.9 31.98 27.3 19.24 29.4 36.60 14.3 20.58 17.1 35.41 20.2 25.15 34.3 15.70 26.6 28.39 22.1 7.39 2.5 20.69 50.8 18.35 32.5 41.10 15.7 21.52 22.5 32.05 16.2 19.27 8.1 22.94 20.4 25.56 35.9 29.55 29.9 30.20 17.2 24.34 30.8 19.82 34.7 16.01 26.5 9.20 0.0 30.05 24.4 23.25 35.4 23.50 0.0 Anteil Fi 100 17 25 100 100 75 20 100 100 0 30 0 0 100 0 55 29 0 100 67 0 0 0 100 96 33 13 70 100 0 100 15 73 0 93 38 9 0 40 86 0 Klimastudie Niederösterreich Seite 175 max. Bhd [mm] 426 336 463 130 467 658 362 477 357 257 480 462 324 346 303 488 409 433 292 452 540 351 427 86 566 409 527 378 416 245 372 478 476 419 412 416 332 92 455 474 235 Anteil Ta 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 20 0 33 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 82 0 0 0 0 Anteil Ki.w. 0 83 0 0 0 0 80 0 0 0 70 0 100 0 50 45 0 0 0 0 0 0 0 0 0 67 88 30 0 0 0 8 27 100 7 62 0 0 40 14 0 Seite 33 Anteil Lä 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 50 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 9 0 0 0 0 Tabelle 4-2: Mittels Clusteranalysen formierte repräsentative Bestandestypen in den Standortseinheiten. Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Anteil Ki.s. 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Anteil sNH 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 79 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Anteil Bu 0 0 75 0 0 25 0 0 0 0 0 100 0 0 0 0 0 80 0 0 0 21 100 0 4 0 0 0 0 0 0 77 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Anteil Ei 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 25 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Anteil sLH 0 0 0 0 0 0 0 0 0 100 0 0 0 0 0 0 71 0 0 0 75 0 0 0 0 0 0 0 0 100 0 0 0 0 0 0 0 100 20 0 100 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 34 4.3 Waldbewirtschaftung 4.3.1 Allgemeines Aus Kapitel 4.2 gehen insgesamt 41 Bestandestypen in 9 Standortseinheiten hervor. Die Zuordnung von operationalen Bewirtschaftungskonzepten zu den 41 Bestandestypen stellt eine beträchtliche Herausforderung dar. Direkt sind eingesetzte Waldbaukonzepte durch Grossrauminventuren nicht beobachtbar. Waldbauliche Behandlungseinheit ist üblicherweise der Bestand. In der ÖWI werden jedoch mittels WZP und fixem Probekreis relativ kleine Subpopulationen von Waldbäumen beprobt, die in den meisten Fällen keinen einfachen Rückschluss darauf zulassen, was auf der Ebene des dem Erhebungspunkt zugehörigen Bestandes das Waldbaukonzept gewesen ist. Die auf den Inventurpunkten empirisch feststellbaren Abgänge in Form von Stockinventuren ergeben zwar die Entnahme je Inventurperiode, es ist jedoch damit nicht die Kenntnis damit verbunden, welches Waldbaukonzept bei der Entnahme zur Anwendung gelangte. Eine Möglichkeit stellt die statistische Ableitung von Entnahmemustern bzw. Eingriffswahrscheinlichkeiten je Bestandestyp dar (vgl. Sterba et al. 2000). Ein weiterer Aspekt ist jedoch die mangelnde Extrapolierbarkeit der gefundenen empirischen Erntemodelle wegen der starken Abhängigkeit - insbesondere im Kleinwald - des Nutzungsverhaltens von Marktpreisen, Nachfrage und Störungen. Als alternativer Ansatz wurde ein „Standardmanagement“ für die repräsentativen Bestandestypen erarbeitet, das einem geregelten Management nach einem stark vereinfachten praxisnahen waldbaulichen Vorgehen entspricht. Regionale oder lokale Besonderheiten, waldbauliche Versuchsbehandlungen oder aussetzender Betrieb werden im „Standardmanagement“ nicht berücksichtigt. Die Pflege- und Ernteeingriffe erfolgen über eine explizit nach Simulationsjahren vorgegebenen Zeitachse in Entnahmen (zu entnehmende Stammzahlen bzw. % entnommenes Volumen) je relativer Durchmesserklasse je Baumart. Die einzelnen zu simulierenden Bestände werden in diese Zeitachse eingehängt, wobei ein Kombinationskriterium aus Alter (die Altersklasse je Baumart ist in der ÖWI gegeben), Oberhöhe und mittlerem Durchmesser verwendet wird. Für jeden repräsentativen Bestand werden zwei Management-Pfade simuliert, Altersklassenwald (AKL) mit flächiger Nutzung (Kahlhieb) und Kunstverjüngung (Variante Kunstverjüngung), und AKL mit Lichtung und Naturverjüngung (Variante Naturverjüngung). Kunstverjüngung wird jedoch nur für auch in der Praxis plausibel über Klimastudie Niederösterreich Seite 176 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 35 Pflanzung verjüngte Baumarten simuliert, also z.B. nicht für Buche und Kiefer als bestandesbildende Baumarten. 4.3.2 Umsetzung Je nach Bestandestyp (Baumartenmischung) und Standortstyp wurden als realistisch eingeschätzte Umtriebszeiten definiert (Tabelle 4-3). Tabelle 4-3: Umtriebszeiten (U) für Mischungstypen. Für Fichte und Kiefer wurden zwei Umtriebszeiten in Abhängigkeit des Standortstyps definiert. U Fi FiTa FiKi FiBu Ta Ki KiFi KiLä Bu BuFi BuTa Ei sLH 100 120 120 120 120 100 120 140 120 120 120 120 120 200 100 Jeder repräsentative Bestandestyp wurde einem Mischungstyp zugeordnet. Für diese Mischungstypen Behandlungspläne wurden sodann erstellt. Zu über diesem 100 Jahre operationale waldbauliche Zweck wurden archetypische waldbauliche Pflegeeingriffe (vgl. Tabelle 4-4) und Ernteeingriffe über relative Entnahmen aus 5 relativen Durchmesserklassen definiert (Tabelle 4-4). Für Aufforstung und Stammzahlreduktionen finden sich die erforderlichen Pflanzenzahlen in Tabelle 4-5. Tabelle 4-6 zeigt schliesslich für Mischungstypen die kompletten regulären Behandlungspläne gemäß „Standardbewirtschaftung“. Tabelle 4-4: Charakterisierung in der Simulation verwendeter waldbauliche Pflegeeingriffe. Bezeichnung Beschreibung Aufforstung Nach Kahlschlag wird in die Höhenklasse 30-80cm des Verjüngungsmoduls gepflanzt. Mehrere Baumarten werden in gruppengrossen Reinbestandszellen eingebracht. Nachbesserung Sollte eine im Verjüngungsziel vorhandene Baumart in der Naturverjüngung völlig ausfallen, wird in gruppengrossen Reinbestandszellen nachgebessert. Jungwuchspflege Wird nur in Naturverjüngungen durchgeführt. Es werden (i) Protzen beseitigt; (ii) die Mindeststammzahl gecheckt und wenn nötig nachgebessert sowie (iii) das Verjüngungsziel in Bezug auf die Baumarten-Mischung kontrolliert. Dickungspflege Es wird eine Stammzahlreduktion durchgeführt, welche als Zielund Steuergröße eine baumartenspezifische N/ha heranzieht. Die Baumarten werden gemäß dem Bestockungsziel reguliert (Mischungsregulierung). Die entnommenen Individuen verbleiben auf der Fläche. Klimastudie Niederösterreich Seite 177 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 36 Tabelle 4-5: Relative Entnahmen (Volumen) aus 5 relativen Durchmesserklassen (BHDmax – BHDmin) für Ernteeingriffe. DKL1 = die relativ schwächste Durchmesserklasse. Bezeichnung Auslesedurchforstung ADF Strukturdurchforstung SDF Vorratspflege VPF Lichtwuchsdurchforstung LDF Lichtung Schattbaumarten LIS Lichtung Lichtbaumarten LIL Zielstärkennutzung ZSN Kahlschlag KLS DKL1 DKL2 DKL3 DKL4 DKL5 1.00 0.15 0.15 0.15 0.15 0.30 0.45 1.00 0.20 0.25 0.10 0.30 0.35 0.50 0.10 1.00 0.30 0.35 0.10 0.35 0.35 0.50 0.25 1.00 0.20 0.25 0.05 0.25 0.30 0.40 0.55 1.00 Tabelle 4-6: Stammzahlen je Hektar für Aufforstung und nach erfolgter Stammzahlreduktion (Vollbestockung). Baumart Fichte Tanne Lärche Kiefer Buche Ahorn, Esche Eiche&Hainbuche Begründungsstammzahl Stammzahlreduktion (DPF) auf 2500 2500 1700 3500 5500 1600 2200+1700 1900 1900 1200 1900 2700 1200 1700+ Zusätzlich werden zu den fixen Managementplänen dynamische Zusatzregeln definiert um von Standardsituationen abweichende Bestandeszustände besser berücksichtigen zu können. - geringe Entnahmemengen: Es wird eine minimale Entnahmemenge definiert, welche aufgrund der im Waldviertel generell guten Erschliessung bei 20 Vfm/ha angesetzt wird. Blockige Standorte und Sonderstandorte werden dabei nicht berücksichtigt. Unterschreitet eine geplante Entnahme diese Schwelle, wird sie ersatzlos gestrichen. Die nächste Entnahme wird nicht vorgezogen, kompensiert aber über die relative Eingriffsstärke bis zu einem gewissen Grad den Entfall der vorhergegangenen. Klimastudie Niederösterreich Seite 178 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft - Seite 37 hoher stehender Vorrat: Eine obere Vorratsgrenze ab welcher die Eingriffe intensiviert werden, wird nicht angewandt, da (i) nicht auf allen Punkten von einer fachlich geregelten Bewirtschaftung ausgegangen werden kann (aussetzender Betrieb) sowie die Referenzdaten dazu fehlen. - Totholz: Stehendes Totholz welches im Jahr der Entnahme oder im Jahr davor abgestorben ist, wird im Zuge der Entnahme mitgenommen. Andere dazwischen abgestorbene werden als Totholz im Wald belassen. In die Berechnung der Entnahmesumme bezüglich der min. Entnahmesumme wird etwaig zu entnehmendes Totholz miteinberechnet. - Borkenkäferschaden (moderat): Im Fall eines nicht bestandesauflösenden Käferschadens werden die vom Käfer getöteten am Ende des jeweiligen Simulationsjahres entfernt. Dabei werden ebenfalls an Umweltstress oder Konkurrenzdruck gestorbene Individuen entnommen. Für Käferschäden gilt aufgrund von Forstschutzüberlegungen und Forstgesetz keine minimale Entnahmemenge. Wäre in einem Jahr mit Käferschaden bzw. in den beiden darauffolgenden Jahren ein regulärer Eingriff geplant gewesen, so wird der im Jahr des Käferschadens vorgezogen. Vorziehen heißt hier, das der nächste Eingriffszeitpunkt davon nicht betroffen ist, i.e. die gesamte Umtriebszeit des Bestandes bleibt gleich (außer das Ereignis passiert unmittelbar vor der Räumung/ dem Kahlschlag, dann wird sie um max. 2 Jahre verkürzt). - Borkenkäferschäden (Kalamität): Im Fall von kalamitären Borkenkäferschäden kommt es zu einer Räumung des Bestandes und in weiterer Folge einer Neubegründung gemäss Behandlungsprogramm/ Bestockungsziel. Eine Kalamität wird dabei entweder über die Frequenz des Schadens oder über die Schadintensität definiert. Kam es in den letzten fünf Jahren in jedem Jahr zu einem Borkenkäferschaden (ungeachtet dessen Intensität), so erfolgt eine Räumung und Neubegründung des Bestandes. Als Alternativkriterium dient die kumulierte jährliche Schadintensität in Prozent der Bestandesgrundfläche: Wenn die Summe der fünf jährlichen Schadprozente über 50% liegt, kommt es ebenfalls zu einem Kahlhieb und einer Neubegründung des Bestandes. Klimastudie Niederösterreich Seite 179 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 38 Tabelle 4-7: Übersicht über die waldbaulichen Behandlungsprogramme in Mischungstypen. Eingriffe (siehe Tabellen 4-4 und 4-5) im entsprechenden Bestandesalter. NV=Naturverjüngung. Akronyme siehe Tabelle 4-5. MT NV PFL JPF DPF ADF1 ADF2 ADF3 VPF LDF LIL/S KLS Fi100 Fi100 nein ja 1 - 10 20 20 40 40 55 55 70 70 85 - - 90 100 100 Fi120 Fi120 nein ja 1 - 10 20 20 45 45 60 60 75 75 95 90 - 110 120 120 FiTa FiTa nein ja 1 - 10 20 20 45 45 60 60 75 75 95 90 - 110 120 120 FiKi FiKi nein ja 1 - 10 20 20 45 45 60 60 75 75 95 90 - 110 120 120 FiBu FiBu nein ja 1 - 10 20 20 45 45 60 60 75 75 95 90 - 110 120 120 Ta Ta nein ja 1 - 10 20 20 40 40 55 55 70 70 85 - - 90 100 100 Ki120 ja - 10 20 45 60 75 90 - 110 120 Ki140 ja - 10 25 55 70 85 105 - 125 140 KiFi ja - 10 20 45 60 75 90 - 110 120 KiLä ja - 10 20 45 60 75 90 - 110 120 Bu ja - 10 20 50 65 80 - 95 110 120 BuFi ja - 10 20 50 65 80 - 95 110 120 BuTa ja - 10 20 50 65 80 - 95 110 120 Ei Ei nein ja 1 - 10 20 20 60 60 80 80 100 100 130 130 160 160 185 200 200 SLH SLH nein ja 1 - 10 20 20 45 45 60 60 75 75 - 85 - 90 100 100 Klimastudie Niederösterreich Seite 180 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 39 4.4 Indikatoren zur Abschätzung der Vulnerabilität Für die gegenständliche Studie wurde vereinbart, als Indikatoren für KlimaänderungsImpacts fogende waldspezifische Indikatoren zu verwenden: • Vorrat Derbholz nach Baumarten(-gruppen) • Nutzungsmengen Derbholz nach Baumarten(-gruppen) • periodische Produktivität in Derbholz nach Baumarten(-gruppen) (Vorratsveränderung + Nutzung + Mortalität) • Schadholz durch Borkenkäfer (Prozent der Produktivität) • Kohlenstoffseicherung im Waldökosystem ober-/unterirdisch (Tonnen C) 5 ERGEBNISSE 5.1 Allgemeines Dargestellt werden im Ergebnisteil für das Waldviertel insgesamt sowie für jeden der 9 Standortseinheiten in 20-Jahresperioden und unter 4 Klimaszenarien (aktuelles Klima BL, Klimaänderungsszenarien A1B, A2, B1) für die Bewirtschaftungsvariante Naturverjüngung (vgl. Kapitel 4.3.2) der Vorrat insgesamt, Vorrat nach Baumarten, periodischer Zuwachs insgesamt und nach Baumarten, Holzerntemengen nach Baumarten, Borkenkäferschäden und Kohlenstoffpools im Waldökosystem. Wichtig bei der Interpretation der dargestellten Ergebnisse ist folgender Umstand: Das Standardbewirtschaftungskonzept je Bestandestyp wird über den kompletten 100jährigen Simulationszeitraum umgesetzt, gleich ob die Ergebnisse nun als positiv oder negativ empfunden werden. In diesem Sinne sind etwa auch im Verlauf der Simulation stark zurückgehende Vorräte zu interpretieren. Wenn z.B. ein Standardbewirtschaftungskonzept die Aufforstung von 100% Fichte vorsieht, ungünstige Umweltbedingungen jedoch die Entwicklung zum Stangen- und in weiterer Folge Baumholz entweder stark verzögern oder gar unmöglich machen, wird kein Wechsel des Bewirtschaftungskonzepts vorgenommen! Dieses Vorgehen ermöglicht in weiterer Folge die Identifizierung des Adaptionsbedarfs sowie die Wirkung solcher adaptiven Massnahmen! Klimastudie Niederösterreich Seite 181 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 40 Die Ergebnisse für die Bewirtschaftungsvariante Kunstverjüngung sind im Anhang dargestellt. Die Unterschiede zwischen den VariantenNatur- und Kunstverjüngung erwiesen sich wenn auf der Ebee der Standortseinheiten oder Waldviertel insgesamt als eher gering. Auf Bestandesebene können sich allerdings durch das unterschiedliche Zusammenwirken von Eingriffszeitpunkt in der Baumholzphase in Kombination mit der fortschreitenden Klimaentwicklung in den transienten Klimaänderungsszenarien teilweise beträchtliche Unterschiede ergeben. Eine Detailanalyse hätte jedoch den Rahmen der vorliegenden Studie beträchtlich überstiegen. Hier word auf mögliche weiterführende Analysen verwiesen. Zur Veranschaulichung wird für einige ausgewählte Bestandestypen Entwicklung und Produktivität dargestellt. 5.2 Aus Gesamtes Waldviertel Abbildung 5-1 ist ersichtlich, dass ausgehend von einem aktuellen Durchschnittsvorrat von ca. 340 Vfm/ha unter „Standardbewirtschaftung“ (Variante Naturverjüngung) und aktuellem Klima die Vorräte gegen Ende des 21. Jahrhuderts auf ca. 270 Vfm/ha abnehmen. Die Ursache dafür dürfte vor allem in der stärkeren simulierten Nutzung im Vergleich zur bisherigen Praxis zu finden sein. Anahnd der periodischen Zuwächse ist auch ersichtlich, dass der durchschnittliche Zuwachs im Verlauf des 21. Jahrhunderts leicht zunimmt und bei etwa 10 m3/ha*Jahr liegt. Die Erntemengen sind natürlich aufgrund der geringen Anzahl der simulierten Bestände bei gleichzeitig fixierten Eingriffszeitpunkten wenig ausgeglichen und variieren zwischen den Perioden beträchtlich. 0 0 10 100 20 200 30 300 40 NVJ_10 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] Klimastudie Niederösterreich Seite 182 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 41 0 0 50 50 100 150 250 200 _ 2020 2040 2060 2080 2100 Entnahme [m3/ha/20 Jahre] Baseline A2 2020 2040 2060 2080 2100 Zuwachs [m3/ha/20 Jahre] A1B B1 Abbildung 5-1: periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (oben links), periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (oben rechts), Holzerntemengen (unten links) und Zuwächse (unten rechts) in Beständen des Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Die Borkenkäferschäden betragen unter aktuellem Klima zwischen 8% und 25% der regulären Erntemengen und damit in plausiblem Rahmen. Die Schäden steigen allerdings unter Klimaänderungsbedingungen beträchtlich an (+ 50-100%). Die regulären Erntemengen sind eher wenig sensitiv auf die Klimaszenarios. Bei den Zuwächsen erweist sich das Szenario A1B als am meisten limitierend. Gegen Ende des 21. Jahrhunderst gehen die laufenden Zuwächse zurück auf Werte zwischen 3 5m3/ha*Jahr (Szenarios A1B und B1 respektive). Die Vorräte (Abbildung 5-2) nehmen unter Klimaänderungsbedingungen im Vergleich zu aktuellem Klima deulich im Laufe der Zeit ab. Klimastudie Niederösterreich Seite 183 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 250 150 0 50 0 50 150 250 350 A1 350 BL Seite 42 A2 B1 250 150 0 50 0 50 150 250 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-2: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen des Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima (obenlinks), A1B (oben rechts), A2 (unten links), B1 = ). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Stieleiche, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche, gelb = Lärche, lila = Esche. Die Untergliederung der Vorräte nach Baumarten zeigt, dass unter Klimaänderungsbedingungen der Anteil der Fichte deutlich zu Gunsten der Kiefer abnimmt (Abb. 5-2). Unter dem extremsten Klimaänderungsszenario A1B werden die Vorräte unter den Annahmen des „Standardmanagements“ sehr niedrig und betagen in der Periode 2080-2100 nur mehr rund 110 m3/ha. Klimastudie Niederösterreich Seite 184 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 50 100 0 0 50 100 200 A1 200 BL Seite 43 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 50 100 0 0 50 100 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-3: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Stieleiche, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche, gelb = Lärche, lila = Esche. Die regulären Holzerntemengen liegen unter den Szenarios A1B und A2, teilweise auch unter B1 ab der dritten Periode (2060-2080) deutlich unter denen des Basisszenarios BL (Abb. 5-3). Ein ähnliches Bild zeigt Abbildung 5-4. Die periodischen Zuwächse gehen unter allen Klimaszenarios vom aktuellen Wert von ca. 10 m3/ha*Jahr auf ca. 7m3/ha*Jahr am Anfang der Analyseperiode zurück. Unter den Szenarios A1B und A2 sinken die Zuwächse später im Laufe des 21. Jahrhunderts noch deutlich weiter ab. Klimastudie Niederösterreich Seite 185 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 150 100 50 0 0 50 100 150 200 A1 200 BL Seite 44 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 100 50 0 0 50 100 150 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-4: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen des Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Stieleiche, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche, gelb = Lärche, lila = Esche. Klimastudie Niederösterreich Seite 186 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 45 5.3 Standortseinheiten 5.3.1 Standortseinheit STO-10 Standortseinheit STO-10 ist ein tief- bis mittelmontaner, mäßig produktiver Standort auf Semipodsol. STO-10 ist flächenmäßig der am häufigsten ausgeschiedene Standortstyp im Waldviertel mit insgesamt 64 Inventurpunkten und einer repräsentierten Fläche von 30.300 ha. Die simulierten Bestände sind Fichten-, Kiefern/Fichten- und ein kleinerer Anteil Buchen/Fichtenbetände. In Abbildung 5-5 sind die mittleren Periodenvorräte sowie 0 0 10 200 30 400 50 600 die Borkenkäferschäden dargestellt. 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B A2 B1 Abbildung 5-5: periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Anhand der Vorräte ist deutlich zu erkennen, dass aktuell auf STO-10 die ersten drei AKL domnieren. Dieses Muster wird duch die kleine Anzahl der repräsentativen Bestände weiter verstärkt. Unter den Klimaänderungsszenarios sind die Vorräte immer geringer als unter aktuellem Klima. Am stärksten sind die Vorratsabnahmen unter A1B. Dieser Trend verstärkt sich im Laufe des 21. Jahrhunderts. Die Borkenkäferschäden nehmen mit Ausnahme der letzten Periode 2080-2100 bis 2060 zu, danach wieder ab. Hauptverantwortlich für diese Entwicklung ist wiederum das initiale Altersklassengefüge sowie der sukkzessive abehmende Anteil der Fichte am Bestandesaufbau durch fortwährende Kalamitäten. Aus Abb. 5-6 wird ersichtlich, Klimastudie Niederösterreich Seite 187 dass sich unter Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 46 Klimaänderungseinfluss die Baumartenverteilung relativ zugunsten von Kiefer und Buche verändert. Gründe dafür sind starke Einbussen der Fichtenproduktivität und häufige Kalamitäten durch Fichtenborkenkäfer. Abbildung 5-7 zeigt die Erntespitze in der Periode 2060-2080. Die periodischen Zuwächse nehmen unter den Klimaänderungsszenarios deutlich ab (um ca. 50% unter Szenario A1B am Ende des Jahrhunderts. Die laufenden Zuwächse sind mit Werten unter aktuellem Klima zwischen 7 und 12 m2/ha*Jahr sehr plausibel, sinken unter dem Klimaänderungsszenario A1B auf etwa 3-5 m3/ha*Jahr ab (Abbildung 5-8). 300 0 100 0 100 300 500 A1 500 BL A2 B1 300 0 100 0 100 300 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-6: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Klimastudie Niederösterreich Seite 188 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 300 0 100 0 100 300 500 A1 500 BL Seite 47 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 300 0 100 0 100 300 500 B1 500 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-7: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. [ ] 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 50 0 0 50 150 250 B1 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-8: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Klimastudie Niederösterreich Seite 189 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 48 5.3.2 Standortseinheit STO-20 Standortseinheit STO-20 ist ein tief- bis mittelmontaner, mäßig produktiver Standort auf Semipodsol. STO-20 umfasst insgesamt 18 Inventurpunkte und eine repräsentierte Fläche von 8535 ha. Die simulierten Bestände sind Fichten-, Fichten/Kiefern- und Fichten/Buchenbestände. In Abbildung 5-9 sind die mittleren Periodenvorräte sowie die 0 0 10 100 30 300 50 periodisch kumulierten Borkenkäferschäden dargestellt. 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline A2 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B B1 Abbildung 5-9: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-20 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Unter den Klimaänderungsszenarios sind die Vorräte bis 2060 nur unwesentlich kleiner als unter aktuellem Klima. Erst in der letzten Periode liegen die Vorräte unter den Klimaänderungsszenarien deutlich unter den Werten des aktuellen Basisklimas. Am stärksten sind die Vorratsabnahmen unter A1B. Die Borkenkäferschäden nehmen mit Ausnahme der letzten Periode 2080-2100 bis 2060 zu, danach wieder ab. Hauptverantwortlich wiederum das initiale Altersklassengefüge sowie der sukkzessive abehmende Anteil der Fichte am Bestandesaufbau durch fortwährende Kalamitäten. Aus Abb. 5-10 wird ersichtlich, dass sich die Baumartenverteilung gegen Ende der Analyseperiode deutlich zugunsten der Kiefer und zulasten der Fichte verändert. Klimastudie Niederösterreich Seite 190 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 300 200 100 0 0 100 200 300 400 A1 400 BL Seite 49 A2 B1 300 200 100 0 0 100 200 300 400 2000 2020 2040 2060 2080 2100 400 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-10: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] in Beständen der Standortseinheit STO-20 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Abbildung 5-11 zeigt die Erntespitzen in der ersten Periode sowie in der Periode 2060-2080. Die periodischen Zuwächse nehmen unter den Klimaänderungsszenarios leicht ab. Die laufenden Zuwächse sind mit Werten unter aktuellem Klima sehr plausibel, sinken unter A1B und A2 auf etwa 30% des Wertes im Basisklima ab. Szenario B2 ist moderater und weist einen relativ ausgeglichenen Nitzungsgang auf. Klimastudie Niederösterreich Seite 191 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 100 200 300 400 A1 0 0 100 200 300 400 BL Seite 50 2020 2040 2060 2080 2100 2040 2060 2080 2100 2080 2100 100 200 300 400 B1 0 0 100 200 300 400 A2 2020 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-11: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-20 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, smaragd = Kiefer, grün = Buche. Klimastudie Niederösterreich Seite 192 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 200 50 100 0 0 50 100 200 300 A1 300 BL Seite 51 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 200 50 100 0 0 50 100 200 300 B1 300 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-12: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-20 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. 5.3.3 Standortseinheit STO-30 Standortseinheit 30 umfasst 62 Inventurpunkte, die insgesamt 28.900 ha Waldfläche repräsentieren. Die Standorsteinheit umfasst Standorte der sub- und tiefmontanen Höhenstufe, der dominiernde Bodentyp ist Semipodsol. Der durchschnittliche Jahresniederschlag unter aktuellem Klima ist mit 644 mm deutlich geringer als in den Einheiten STO-10 und STO-20. Die repräsentativen Bestandestypen auf STO-30 umfassen Fichtenbestände, Kiefern/Fichtenbestände und Bestände mit sonstigem Laubholz (u.a. Linde, Ahorn, Birke). Abbildung 5-13 spiegelt deutlich die limitierende Wirkung mangelnder Wasserversorgung unter den Klimaänderungsszenarien auf STO-30 wider.Während unter aktuellem Klima die Vorräte nach einer nutzungsbedingten Absenkung wieder auf ursprüngliches Niveau ansteigen, sinken sie gegen Ende des 21. Jahrhunderts unter den Klimastudie Niederösterreich Seite 193 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 52 Klimaänderungsszenarios auf bis zu 30% des Wertes unter aktuellem Klima ab. Dies korrespondiert mit starj ansteigenden Borkenkäferschäden in der zweiten Hälfte des Analysezeitraumes. Es zeigt sich kein klarer Trend zwischen den Klimaänderungsszenarios in bezug auf die Höhe der Borkenkäferschäden. Dies kann mit einer zu geringen Anzahl an Wiederholungen in den Simulationsexperimenten zusammenhängen, die nicht ausreichen, um die grosse Variabilität in den stochastisch 0 0 100 200 300 10 20 30 40 50 simulierten Borkenkäferschäden auszugleichen. 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline A2 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B B1 Abbildung 5-13: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Abbildung 5-14 ergänzt die Information aus Abb. 5-13 insofern als aufgezeigt wird, dass aufgrund der starken Störungstätigkeit unter dem simulierten Bewirtschaftungskonzept es zu einer Baumartenverschiebung zulasten der Fichte und zugunsten von Kiefer und Buche kommt. Klimastudie Niederösterreich Seite 194 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 250 150 0 50 0 50 150 250 350 A1 350 BL Seite 53 A2 B1 250 150 0 50 0 50 150 250 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-14: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] in Beständen der Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke. Die regulären Nutzungsmengen sind natürlich stark beeinflusst von den initialen Bestandesverhältnissen. Es zeigen sich eher geringe Unterschiede zwischen allen vier Klimaszenarien (Abbildung 5-15). Bei den periodischen Zuwächsen wird jedoch wiederum deutlich, wie stark der Klimaeinfluss in den Szenarien A2, B1 und insbesondere A1B ist. Die Produktivitäten sinken auf bis zu 25-30% der Werte unter aktuellem Klima ab. Auf STO-3 leistet die Baumart Fichteam Ende der Analyseperiode kaum noch einen nennesnwerten Beitrag zur Produktivität (Abbildung 5-16). Klimastudie Niederösterreich Seite 195 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 50 100 0 0 50 100 200 A1 200 BL Seite 54 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 100 50 0 0 50 100 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-15: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke. Klimastudie Niederösterreich Seite 196 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 200 50 100 0 0 50 100 200 300 A1 300 BL Seite 55 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 200 50 100 0 0 50 100 200 300 B1 300 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-16: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke. 5.3.4 Standortseinheit STO-40 Die Standortseinheit STO-40 umfasst 80 Inventurpunkte, was einer Fläche von 37900ha entspricht. Es handelt sich um Standorte in der submontanen und tiefmontanen Höhenstufe nach Kilian et al. (1994). Der bei weitem überwiegende Bodentyp ist eine arme Braunerde, vereinzelt fallen auch pseudovergleyte Bödenin diese Einheit. Die Niederschlagsverhältnisse unter aktuellem Klima entsprechen etwa der Standortseinheit STO-30. Die Bestände, die auf diesem Standortstyp stocken werden in der Simulation durch Fichten- und Kiefernbestände, Mischungen aus sonstigen Laubhölzern/Fichte, Kiefer/Lärche und Buche/Tanne repräsentiert. Auch die Vorratsentwicklung entspricht vom Grundmuster dem Standortstyp STO30. Die Standardbewirtschaftung bringt den Vorrat unter aktuellem Klima von ca. 330 m3/ha im Jahr 2000 auf etwa 270 m3/ha in der letzten Periode des Analysezeitraums. Unter den Klimaänderungsszenarios auf bloss 50-100 m3/ha in der letzten 20Klimastudie Niederösterreich Seite 197 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 56 Jahresperiode. Dabei ist das Szenario A1B dasjenige mit dem höchsten Impakt. Die Borkenkäferschäden sind unter aktuellem Klima relativ niedrig. Dies dürfte eine Folge desdoch relativ hohen Anteils von Mischbeständen auf diesem Standortstyp sein. Unter Klimaänderungsbedingungen jedoch kommt es zu einem drastischen Ansteigen der Kalamitäten (um bis zu 300%) in der ersten 20-Jahresperiodebis 2020. Danach sinken die Schäden wieder rasch ab und bleiben i.A. auf niedrigem Niveau. Eine Ausnahme stellt das Szenario B1 dar, in dem es gegen Ende der 100-Jahresperiode wieder zu 0 0 20 100 40 200 60 300 einem Anstieg der Schäden kommt. 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline A2 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B B1 Abbildung 5-17: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit ST-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Dieses Ergebnis ist leicht verständlich, betrachtet man Abbildung 5-18. In den Klimaänderungsszenarios A1B und A2 ist der Fichtenanteil ab etwa Mitte des folgenden Jahrhunderts so niedrig, dass die Borkenkäfergefahr praktisch keine grosse Rolle mehr spielt. Die Nutzungsmengen aus regulären Nutzungen sinken von anfänglich etwa 12 3 m /ha auf 2-3 m3/ha pro Jahr in den Szenarien A1B und A2 ab (Abb. 5-19). Unter Szenario B1 erreichen die Nutzungen etwa die Höhe des Baseline Szenarios (aktuelles Klima). Klimastudie Niederösterreich Seite 198 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft [ Seite 57 ] 250 150 50 0 0 50 150 250 350 A1 350 BL A2 B1 250 150 50 0 0 50 150 250 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-18: Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Beständen der Standortseinheit STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Klimastudie Niederösterreich Seite 199 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 100 50 0 0 50 100 200 A1 200 BL Seite 58 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 100 50 0 0 50 100 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-19: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Die periodischen Zuwächse sinken unter A1B und A2 besonders rasch ab auf ca. 25% der Produktivität in der ersten 20-Jahresperiode. Der Fichtenanteil am Zuwachs geht in der zweiten Hälfte der Analyseperiode stark zurück. Klimastudie Niederösterreich Seite 200 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft [ Seite 59 ] 150 100 50 0 0 50 100 150 200 A1 200 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 100 50 0 0 50 100 150 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-20: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. 5.3.5 Standortseinheit STO-50 Die Standortseinheit STO-50 umfasst 44 Inventurplots. Dies entspricht einer Waldfläche von 20865 ha. Die Standorte des typs STO-50 befinden sich in der submontenen und tiefmontanen Höhenstufe (Kilian et al. (1994). Es handelt sich ausschliesslich um bessere Braunerden. Die Niederschlagssummen unter aktuellem Klimaentsprechen denen der Standortseinheiten STO-30 Niederschlagssummen unter aktuellem Klima und STO-40. Die Minima der liegen bei STO-50 etwas tiefer. Repräsentative Bestände sind für STO-50 Fichtenbestände, Fichten/Tannen-, sonstiges Laubholz/Eichen-, sonstiges Nadelholz/Buchen- und Buchenbestände. Klimastudie Niederösterreich Seite 201 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 60 0 0 100 20 40 300 60 _ 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B A2 B1 Abbildung 5-21: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Die Vorräte unter aktuellem Klima bleiben in etwa auf der Höhe des Jahres 2000, steigen im Laufe der Analyseperiode moderat an bis auf etwa 400m3/ha in der letzten 20Jahresperiode. Unter den Klimaänderungsszenarien sinken die Vorräte um ca. 50% ab. Die Borkenkäferschäden steigen erst an, dann sinken sie wieder ehe sie in der letzten 20-Jahresperiode wiederum ansteigen. 300 200 100 0 0 100 200 300 400 A1 400 BL A2 B1 300 200 100 0 0 100 200 300 400 2000 2020 2040 2060 2080 2100 400 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-22: Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Beständen der Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. Klimastudie Niederösterreich Seite 202 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 61 Die Nutzungsmengen entwickeln sich für Standortseinheit STO-50 in den einzelnen Klimaszenarios sehr ähnlich (vgl. Abbildung 5-23). [ ] 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 50 0 0 50 150 250 B1 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-23: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Die periodischen Zuwächse in Standortseinheit STO-5 stellen ein interessantes Bild dar. Unter aktuellem Klima steigen die Zuwächse periodenweise bis auf 300 m3/ha an. Das zeitliche Muser tritt in den Szenarios A2 und B1 in sehr ähnlicher Form auf. Nur in A1B kommt es i.A. zu einem ständigen Absinken der Zuwächse, dies geschieht jedoch langsam und auf noch immer relativ hohem Niveau (ca. 150m3/ha). Klimastudie Niederösterreich Seite 203 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft [ Seite 62 ] 250 150 0 50 0 50 150 250 350 A1 350 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 250 150 0 50 0 50 150 250 350 B1 350 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-24: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. 5.3.6 Standortseinheit STO-60 Die Standortseinheit STO-60 umfasst 41 Inventurplots. Dies entspricht einer Waldfläche von etwa 19400 ha. Die Standorte des Typs STO-60 befinden sich in der submontanen und tiefmontanen Höhenstufe (Kilian et al. (1994). Es handelt sich ausschliesslich um Podsole. Der Niederschlag unter aktuellem Klima ist mit den in bezug auf die klimatischen Bedingungen ähnlichen Standortseinheiten STO-30, STO-40 und STO-50 vergleichbar, jedoch tendenziell niedriger. Bei den repräsentativen Bestandestypen für STO-60 handelt es sich um Fichtenbestände, teilweise mit geringem Buchenanteil, Kiefern-/Fichtenbestände und Fichten-Kiefernmischungen. Die durchschnittlichen Vorräte unter aktuellem Klima sinken aufgrund der Interaktion von „Standardbewirtschaftung“ und der initialen Altersklassenstruktur ab, erreichen aber nicht mehr die Werte des Ausgangsjahres 2000 (Abbildung 5-25). Unter den Klimaänderungsszenarien zeigt sich i.A. dasselbe Grundmuster, jedoch liegen die durchschnittlichen Vorräte die letzten 60 Jahre des Analysezeitraumes nur bei etwa 3040% der Werte unter aktuellem Klima. Klimastudie Niederösterreich Seite 204 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 63 Die Borkenkäferschäden unter aktuellem Klima betragen relativ konsistent etwa 1 m3/ha*Jahr. Unter Klimaänderungsbedingungen steigen die Borkenkäferschäde auf das doppelte an, sinken dann aber aufgrund des ständig abnehmenden Fichtenanteils in anfälligen Altersklassen wieder etwa auf die Höhe der Schäden unter aktuellem Klima ab, in der letzten 20-Jahresperiode liegen die Schäden unter den Klimaänderungsszenarien sogar niedriger als unter aktuellem Klima (Abb. 5-25). 0 0 100 200 300 10 20 30 40 50 _ 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B A2 B1 Abbildung 5-25: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Abbildung 5-26 zeigt den sehr hohen initialen Kiefernanteil im Jahr 2000. Unter den Klimaänderungsszenarien sinkt der Anteil der Fichte unter dem „Standardmanagement“ aufgrund der ungünstigen Umweltbedingungen und der ständigen Borkenkäferschäden gegen Null ab. Die Nutzungsmengen liegen in der zweiten Hälfte des 100-jährigen Analysezeitraumes unter den Klimaänderungsszenarios deutlich niedriger als unter aktuellem Klima (Abb. 5-27). Während die periodischen Zuwächse unter aktuellem Klima relativ konstant zwischen 7.5 und 8.5 m3/ha*Jahr liegen, sinken die Zuwächse unter den Klimaänderungsbedingungen in etwa auf ein Drittel der Werte unter aktuellem Klima ab. Das Szenario A1B erweist sich wiederum als das bedrohlichste. Klimastudie Niederösterreich Seite 205 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft [ Seite 64 ] 250 150 0 50 0 50 150 250 350 A1 350 BL A2 B1 250 150 0 50 0 50 150 250 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-26: Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Beständen der Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. [ ] 50 0 0 50 100 150 200 250 A1 100 150 200 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 50 0 0 50 100 150 200 250 B1 100 150 200 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-27: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Klimastudie Niederösterreich Seite 206 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 100 50 0 0 50 100 150 A1 150 BL Seite 65 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 100 50 0 0 50 100 150 B1 150 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-28: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. 5.3.7 Standortseinheit STO-70 Die Standortseinheit STO-70 liegt auf Seehöhen zwischen 200 und 500m in der kollinen und submontanen Höhenstufe nach Kilian et al. (1994). Die durchschnittliche Niederschlagsmenge unter aktuellem Klima liegt bei 585mm/Jahr mit Extremwerten, die knap über 500mm/Jahr liegen. Es handelt sich um Standorte aufarmen Braunerden. Insgesamt wurden 79 Inventurpunkte dem Standortstyp STO-70 zugeordnet. Dues entspricht einer Waldfläche von über 37400ha. Die Bestände auf dieser Standortseinheit werden durch Kiefern- und Fichten-/Kiefernbestände, Fichtenbestände, Bestände aus sonstigem Laubholz und zu einem geringem Anteil /Kiefernmischungen repräsentiert. Klimastudie Niederösterreich Seite 207 aus Buchen-/Fichten- Seite 66 0 0 10 100 20 200 30 40 300 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline A1B A2 B1 Abbildung 5-29: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Unter den Annahmen der Standardbewirtschaftung sinken die durchschnittlichen Vorräte unter aktuellem Klima von anfänglich ca. 300m3/ha auf ca. 250 m3/ha ab, wobei natürlich der initiale Altersklassenaufbau zu berücksichtigen ist, der einen relativ hohen Anteil von Baumholzbeständen aufweist. Unter den Klimaänderungsszenarien liegen die durchschnittlichen Vorräte ständig 10-20% unter den Werten des aktuellen Klimas (Abbildung 5-29). Die Borkenkäferschäden sinken schon unter aktuellem Klima im Verlauf der Analyseperiode durch sukzessive geringeren Fchtenanteil in den Beständen auf sehr niedrige Werte ab. Derselbe Trend wird in den Klimaänderungsszenarien sichtbar, mit initial deutlich höheren Schäden (Abbildung 5-29). Aus Abbildung 5-30 wird ersichtlich, warum die Klimaänderungsszenarien im Vergleich zu anderen Standortseinheiten relativ moderate Impacts verursachen: Der Fichtenanteil beträgt auch unter aktuellem Klima nur etwa 30%, mit hohen Anteilen von Kiefer, Eiche und Buche. Unter den Bedingungen der Klimänderungsszenarios und den Annahmen des „Standardbewirtschaftungskonzeptes“ speilt die Fichte auf diesem Standortstyp im Verlauf des 21. Jahrhunderts quasi keine Rolle mehr. In der Regel bauen am Ende der Analyseperiode Kiefer und Eiche mit beigemischter Buche die Wälder des Standortstyps STO-70 auf. Klimastudie Niederösterreich Seite 208 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL Seite 67 A2 B1 150 50 0 0 50 150 250 2000 2020 2040 2060 2080 2100 250 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-30: Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Beständen der Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. Bei den periodischen Nutzungsmengen zeigen sich nur geringfügige Unterschiede zwischen den Klimaszenarios. Die periodischen Zuwächse zeigen sehr ähnlche Entwicklungstrends in allen Szenarios (Abbildung 5-32). Unter dem extremsten Klimaänderungsszenario A1B betragen die Zuwächse durchschnittlich 61% der Werte unter aktuellem Klima, unter dem mildesten Klimaänderungsszenario B1 etwa 71%. Verantwortlich für diesen Rückgang ist hauptsächlich die teilweise eingeschränkte Wasserversorgung durch geringer werdende Niederschläge. Klimastudie Niederösterreich Seite 209 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 50 100 200 300 A1 0 0 50 100 200 300 BL Seite 68 2020 2040 2060 2080 2100 2040 2060 2080 2100 2080 2100 50 100 200 300 B1 0 0 50 100 200 300 A2 2020 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-31: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. 50 100 150 200 A1 0 0 50 100 150 200 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2040 2060 2080 2100 2080 2100 50 100 150 200 B1 0 0 50 100 150 200 A2 2020 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-32: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. Klimastudie Niederösterreich Seite 210 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 69 5.3.8 Standortseinheit STO-80 Beim Standortstyp STO-80 handelt es sich um einen flächenmäßig kleineren Typ der durch 18 Inventurpunkte repräsentiert wird. Des entspricht etwa 8500ha Waldfläche. Die Standorte dieses Typs liegen zwischen 400 und 700m Seehöhe in der submontanen und tiefmontanen Höhenstufe nach Kilian et al. (1994). Bei den Bodentypen dieser Standortsgruppe handelt es sich um keinen einheitlichen Typ. Es kommen Braunlehme ebenso vor wie stauwasserbeeinflusste Böden. Unter aktuellem Klima liegen die Niederschlagswerte durchschnittlich bei knapp unter 600mm/Jahr, Extremwerte liegen bei 521mm/Jahr. Die Bestände dieser Standortsgruppe werden durch Fichten/Kiefernbestände, Kifern-/Fichtenmischungen und durch einen geringen Anteil von Tannen-/Fichtenbeständen und sonstigen Laubholzmischungen repräsentiert. Die Bestände gehören fast ausnahmslos älteren Altersklassen an. Dies wird auch aus Abbildung 5-33 ersichtlich, wo die Vorräte im Jahr 2000 in der ersten 20-Jahresperiode auf das Niveau einer 1. AKL absinken. Im Verlauf der Analyseperiode erfolgt wiederum ein Vorratsaufbau. Die Entwicklung der Borkenkäferschäden über den Analysezeitraum ist besonders charakteristisch wegen des homogenen Altersklassenaufbaus und 0 0 10 200 30 400 50 korreliert eng mit dem Vorratsanteil der Fichte. 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline A2 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B B1 Abbildung 5-33: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Klimastudie Niederösterreich Seite 211 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 300 100 0 0 100 300 500 A1 500 BL Seite 70 A2 B1 300 100 0 0 100 300 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-34: Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Beständen der Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, dunkelblau = Bergahorn, blassblau = Esche, orange = Stieleiche. Bei den baumartenspezifisch dargestellten Durchschnittsvorräten (Abbildung 5-34) wird esichtlich, dass die Tanne, die mit einem kleineren Anteil vertreten ist, offenbar durch die Nuzungsregeln des Standardbewirtschaftungskonzepts nicht ausreichend gefördert wurde und ihren Anteil am Waldaufbau nicht halten kann. Dies ist eindeutig als Effekt der Bewirtschaftung zu interpretieren. Die Klimabedingungen entsprechen i.A. durchaus noch den Anforderungen der Tanne. Der Anteil der Fichte wird unterden Klimaänderungsszenarien sukzessive kleiner. Die Holzerntemengen differieren nicht wesentlich zwischen den Klimaszenarios (Abbildung 5-35). Die simulierten periodischen Zuwächse gehen unter den drei Klimaänderungsszenarios deutlich zurück, unterscheiden sich jedoch zwischen den drei Szenarios nicht wesentlich (Abbildung 5-36). Klimastudie Niederösterreich Seite 212 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 300 0 100 0 100 300 500 A1 500 BL Seite 71 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 300 0 100 0 100 300 500 B1 500 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-35: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, blassblau = Esche, orange = Stieleiche. . 0 0 50 100 150 200 250 A1 50 100 150 200 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 50 0 0 50 100 150 200 250 B1 100 150 200 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-36: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, blassblau = Esche, orange = Stieleiche. Klimastudie Niederösterreich Seite 213 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 72 5.3.9 Standortseinheit STO-90 Die Standortseinheit STO-90 umfasst 21 Inventurpunkte, die etwa einer Waldfläche von 9960ha entsprechen. Die Standorte dieserEinheit liegen in der kollinen und submontanen Höhenstufe nach Kilian et al. (1994) in Seehöhen zwischen 300 und 500m. Bei den Bodentypen handelt es sich um Braunerden, überwiegend auf Lockersedimenten. Die jährlichen Niederschlagssummen betragen im Mittel unter aktuellem Klima 540mm, in extremen Jahren unter 500mm. Die Bestände in dieser Standortseinheit sind übewiegend Mischbestände aus zumindest Fichte und Kiefer, fallweise mit Anteilen an Laubholz. Ein erheblicher Anteil der Bestände sind reine Laubholzmischungen. 0 0 10 100 20 200 30 40 300 _ 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline A1B A2 B1 Abbildung 5-37: Periodische Durchschnittsvorräte [Vfm/ha] (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Aus Abbildung 5-37 wird deutlich, dass auf Standorten dieser Einheit die Fichte schon unter aktuellem Klima so störungsanfällig ist, dass es in vielen Fällen nicht möglch ist, unter den Annahmen des Standardbewirtschaftungskonzepts die Vorräte zu erreichen, die die Inventurergebnisse fallweise für 2000/2002 ausweisen. In vielen Fällen erreichen fichtendominierte Bestände nur ein Bestandesalter von 60-80 Jahren, bevor sich die Bestandesstruktur aufzulösen beginnt. Die drei Klimaänderungsszenarien verschärfen diese Tendenz zusätzlich, wobei neben den Schäden aufgrund von Borkenkäferkalamitäten in Fichte auch teilweise starke Produktivitätseinbußen für alle Baumarten zu verzeichnen sind. Klimastudie Niederösterreich Seite 214 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 73 Wie auch aus Abbildung 5-38 zu entnehmen ist, ist Fichte ab ca. Mitte des laufenden Jahrhunderts unter den Annahmen des Standardbewirtschaftungskonzepts unter den Szenariobedingungen A1B aus den Beständen verschwunden. Auch unter den Szenarios A2 und B1 vermag die Fichte keine wesentliche Rolle am Bestandesaufbau mehr zu spielen. 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL A2 B1 150 50 0 0 50 150 250 2000 2020 2040 2060 2080 2100 250 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-38: Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Beständen der Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche. Die regulären Nutzungen gehen unter Klimaänderungsbedingungen drastisch zurück, da einerseits Fichte im Wesentlichen nur mehr aus Kalamitätsnutzungen geerntet wird und junge laubholzreiche Bestandesentwicklungsphasen weniger Nutzungsanfall zur Folge haben (Abbildung 5-39). Das Grundmuster der periodischen Zuwächse bleibt über alle Klimaszenarios hinweg erhalten (Abbildung 5-40). Das heisst, es kommt etwa zur Hälfte des 100jährigen Analysezeitraumes zu einem Maximum. Die absolute Höhe der Produktivität nimmt natürlich in den Klimaänderungsszenarios ab, da Fichte ausfällt und auch die andern baumarten unter den trockeneren Bedingungen zu leiden haben. Klimastudie Niederösterreich Seite 215 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft [ Seite 74 ] 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 50 0 0 50 150 250 B1 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-39: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche. [ ] 50 100 150 200 A1 0 0 50 100 150 200 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2040 2060 2080 2100 2080 2100 50 100 150 200 B1 0 0 50 100 150 200 A2 2020 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung 5-40: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche. Klimastudie Niederösterreich Seite 216 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 5.4 Seite 75 Indikator für die Wasserversorgung Einen raschen Überblick über den Einfluss der Klimaszenarien auf die Wasserversorgung in den Beständen des Waldviertels ermöglicht der in PICUS kalkulierte Wasserversorgungsindex SMI („soil moisture index“). Er gibt an, welcher Anteil des potentiellen Evapotranspirationsbedarfs die Vegetation nicht decken kann. Werte gegen Null zeigen an, dass i.A. keine Einschränkung der Wasserversorgung gegeben ist. Bei der Interpretation der in diesem Kapitel dargestellten SMI-Kennwerte ist zu berücksichtigen, dass für die gegenständliche Studie Klimadaten in monatlicher Auflösung verwendet wurden. Aufgrund dieser relativ groben zeitlichen Auflösung stellen die Kennwerte einen ersten Überblick über die Beeinflussung der Wasserversorgung durch Klimaänderungsszenarien dar. In Abbildung 5-41 sind sämtliche verwendeten Standortseineiten unter dem aktuellen Klima gegenübergestellt. Es zeichnen sich sehr gut 4 unterschiedliche Gruppen in bezug auf die Wasserversorgung ab: STO-1 und STO-2 mit im weentlichen unter aktuellem Klima nicht limitierter Wasserversorgung, STO-3, 4 und 5 mit mäßig limitierter Wasserversorgung, STO-6, 7 und 8 mit spürbarer Einschränkung der Wasserversorgung sowie STO-9 mit bereits unter aktuelm Klima stark limitierendem 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 Wasserangebot. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Abbildung 5-41: Wasserversorgungsindex (SMI auf der y-Achse) für das aktuelle Klima (BL) in allen Standortseinheiten. SMI zeigt das Wasserversorgungsdefizit der Vegetation an. Steigende SMI-Werte zeigen Limitierung der Wasserversorgung an. Dargestellt sind Ergebnisse der Bewirtschaftungsvariante „Naturverjüngung“. Klimastudie Niederösterreich Seite 217 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft STO 2 0.0 0.0 0.2 0.2 0.4 0.4 0.6 0.6 STO 1 Seite 76 BL A1B A2 B1 BL A2 B1 A2 B1 STO 4 0.0 0.0 0.2 0.2 0.4 0.4 0.6 0.6 STO 3 A1B BL A1B A2 B1 BL Abbildung 5-42a: Wasserversorgungsindex (SMI auf der y-Achse) für das aktuelle Klima (BL) und drei Klimaänderungsszenarien in Standorts-einheiten des Waldviertels. SMI zeigt das Wasserversorgungsdefizit der Vegetation an. Steigende SMI-Werte zeigen Limitierung der Wasserversorgung an. Dargestellt sind Ergebnisse der Bewirtschaftungsvariante „Naturverjüngung“. 0.0 0.2 0.4 0.6 STO 5 BL A1B A1B A2 B1 Klimastudie Niederösterreich Seite 218 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft STO 7 0.0 0.0 0.2 0.2 0.4 0.4 0.6 0.6 0.8 STO 6 Seite 77 BL A1B A2 B1 BL A2 B1 A2 B1 STO 9 0.0 0.0 0.2 0.2 0.4 0.4 0.6 0.6 0.8 STO 8 A1B BL A1B A2 B1 BL A1B Abbildung 5-42b: Wasserversorgungsindex (SMI auf der y-Achse) für das aktuelle Klima (BL) und drei Klimaänderungsszenarien in Standortseinheiten des Waldviertels. SMI zeigt das Wasserversorgungsdefizit der Vegetation an. Steigende SMI-Werte zeigen Limitierung der Wasserversorgung an. Dargestellt sind Ergebnisse der Bewirtschaftungsvariante „Naturverjüngung“. 5.5 Kohlenstoffspeicherung In Bezug auf die Rolle des Waldes im Klimaschutz ist es von Interesse die in situ Speicherung von Kohlenstoff im Waldökosystem zu betrachten. Insbesondere unter dem Einfluss einer Klimaänderung ist dieser Aspekt von Interesse, da sowohl die oberirdischen als auch die unterirdischen Kohlenstoffpools direkt oder indirekt von einer Klimaänderung betroffen sein können. Abbildung 5-43 zeigt die durchschnittlichen CPools in lebender Biomasse (oberirdisch) sowie C in Totholz und im Boden für das gesamte Waldviertel. Während die oberirdische lebende Biomasse unter aktuellem Klima und Standardbewirtschaftung über den Analysezeitraum zwar periodisch leicht schwankt aber i.A. aber stabil bei ca. 220 tC/ha bleibt, Klimastudie Niederösterreich Seite 219 kommt es unter den Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 78 Klimaänderungsszenarien zu einem Abbau der C-Pools. Verglichen mit dem von Weiss et al. (2000) ermittelten Durchschnittswert für den österreichischen Wald im Jahr 1990 (ca. 202 tC/ha) liegen die bestände im Waldviertel leicht daüber. Die Abnahme der Speicherleistung geht dabie vor allem auf die Reduktion der oberirdischen lebenden Biomasse zurück (vgl. Kapitel 5.2). Die C-Pools im Totholz und im Boden bleiben sgrössenordnungsmäßig stabil oder steigen sogar leicht an. Hier ist allerdings anzumerken, dass dieses Ergebnis vor allem durch den ständigen und verstärkten Input von Streu und Totholz unter den Klimaänderungsszenarien zustande kommt. I.A. beschleunigt sich der Durchsatz von C in den bodenbürtigen Prozessen, fallweise durch trockene Bedingungen (im Modell indiziert durch weite Verhältnisse von potentieller und aktueller Evapotranspiration) verlangsamt. Einige C-Pools im Boden nehmen ebenfalls deutlich ab, doch werden diese Verluste bilanzmäßig wettgemacht 100 150 50 0 50 0 2000 2020 2040 2060 2080 2100 A2 B1 50 0 0 50 100 150 200 250 2000 2020 2040 2060 2080 2100 100 150 200 250 A1B 200 250 BL 100 150 200 250 durch vermehrten Input aus lebender oberirdischer Biomasse. 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-43: Gesamter Kohlenstoff im Waldökosystem [tC/ha für das gesamte Waldviertel) unter aktuellem Klima (BL) und drei transienten Klimaänderungsszenarien (A1B, A2, B1). Grün = C in lebender oberirdischer Biomasse, orange = C in Totholz und Boden. Klimastudie Niederösterreich Seite 220 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 79 5. Entwicklung ausgewählter Beispielsbestände In diesem Abschnitt werden exemplarisch zur Veranschaulichung einige repräsentative Bestandestypen aus den Standortsgruppen im Detail dargestellt. Wichtig ist der Umstand, dass es sich hier um einzelne Simulationsruns handelt, die natürlich stark von der Modellstochastik beeinflusst werden. In den Ergebniskapiteln zu den einzelnen Standortsgruppen und dem gesamten Waldviertel sind jeweils mindestens 10 Wiederholungen aggregiert worden. Fichtenbestand B11 auf Standortstyp STO-10 Der Bestandestyp B11 ist ein Fichtenreinbestand im Baumholzalter mit 40m2/ha Basalfläche, 623 Individuen/ha und einem Mittelstamm von BHD=28.5cm (Abb. 5-44). STO-10 weist ein relativ kühles Klima auf, hat aber mit bloss 773mm durchschnittlichem Jahresniederschlag bereits unter aktuellem Klima für einen Fichtenbestand eine sehr angespannte Wasserversorgungssituation. Unter den Klimaänderungsszenarien würde sich potentiell die Erwärmung durchaus günstig auf das Wachstum auswirken, diese Vorteile werden aber durch die dann eingeschränkte Wasserversorgung ausgeglichen 10 TH 2000 BBT SJ DPF BBC PRZ 2020 2040 2060 BBT BBT 2080 0 0 200 20 400 30 600 40 und ins Gegenteil umgekehrt (Abb. 5-45). 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-44: Fichtenbestand (B11) auf einem Standort der Strandortsgruppe STO-10. Links: Vorratsentwicklung [Vfm/ha] unter aktuellem Klima und Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=100 Jahre). Rechts: Entwicklung des Mitteldurchmessers [cm]. Klimastudie Niederösterreich Seite 221 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 80 Die Produktivität geht unter den Klimaänderungsbedingungen teilweise stark zurück (unter Szenario A1B um über 30%), die Nutzungen aus Borkenkäferkalamitäten steigen 1500 1000 500 0 0 500 1000 1500 stark an (knapp 30% unter Szenario A1B, 25% unter Szenario B1). BB GWL BB GWL BB GWL BB 0 0 500 500 1000 1000 1500 1500 GWL Abbildung 5-45: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 (GWL) und Borkenkäferschaden (BB) bei Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=100Jahre) [m3/ha] in einem Fichtenbestand (B11) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-10. Oben links: Aktuelles Klima, oben rechts: Szenario A1B, unten links: Szenario A2, unten rechts: Szenario B1. Klimastudie Niederösterreich Seite 222 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 81 Kiefernbestand B41 auf Standortstyp STO-40 Der Bestandestyp B41 ist ein Kiefernreinbestand auf einem Standort der Standortsgruppe STO-40. Bei einer Basalfläche von BA=28m2/ha, einer Stammzahl von 944 Individuen/ha weist der Bestand einen Mittelstamm von BHD=19.4cm im Jahr 2000 auf. In Abbildung 5-46 ist sehr gut das Konzept der Standardbewirtschaftung „variante naturverjüngung“ zu erkennen mit Lichtung und nachfolgender Räumung. TH 2000 TH TH 2020 SJ DPF CC PRZ 2040 2060 2080 0 0 TH 5 100 10 200 20 300 30 400 Vorrat [m3/ha] 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-46: Kiefernbestand (B41) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-40. Links: Vorratsentwicklung [Vfm/ha] unter aktuellem Klima und Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=120Jahre). Rechts: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 unter aktuellem Klima; rechts: Entwicklung des Mitteldurchmessers [cm]. . Die Baumart Kiefer reagiert nicht so stark auf die reduzierten Niederschlagsmengen inden Klimaänderungsszenarios im Vergleich zur Fichte (vgl. Kapitel 6.1). Unter aktuellem Klima eine eher mäßige Kiefernbonität, wird die Produktivität unter dem Szenario um ca. 18% reduziert, unter dem Szenario B1 um etwa 6%. Zu berücksichtigen ist, dass in den Simulationen für alle Baumarten ausser der Fichte keine Störungen bzw. Schadorganismen berücksichtigt wurden, die simulierten gewissermassen ein Potential darstellen. Klimastudie Niederösterreich Seite 223 Produktivitäten also Seite 82 0 0 200 200 400 400 600 600 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft BB GWL BB GWL BB GWL BB 0 0 200 200 400 400 600 600 GWL Abbildung 5-47: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 (GWL) und Borkenkäferschaden (BB) bei Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=100Jahre) [m3/ha] in einem Kiefernbestand (B41) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-40. Oben links: Aktuelles Klima, oben rechts: Szenario A1B, unten links: Szenario A2, unten rechts: Szenario B1. Klimastudie Niederösterreich Seite 224 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 83 Kiefernbestand B71 auf Standortstyp STO-70 Bei Bestand B73 handelt es sich um einen Mischbestand aus anfänglich Buche, Fichte und Kiefer. Die Kiefer konnte im Zuge des schirmschlagartigen Naturverjüngungsverfahrens im dargestellten Simulationslauf nicht im Bestand gehalten werden (Abbildung 5-48). Der Bestand stockt auf einem Standort der Standortseinheit STO-70 in der kollin-submontanen Höhenstufe mit geringen 585mm 2060 2100 BBC 2000 BBT DPF 2020 2040 TH 2060 2080 0 0 TH 10 20 30 100 200 300 400 40 50 Jahresdurchschnittsniederschlag unter aktuellem Klima. 2100 2000 2020 2040 2080 Abbildung 5-48: Mischbestand (B73) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-70. Links: Vorratsentwicklung [Vfm/ha] unter aktuellem Klima und Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=120Jahre). Rechts: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 unter aktuellem Klima; rechts: Entwicklung der baumartenspezifischen Mitteldurchmesser [cm]. Oliv = Fichte, grün = Buche, türkis = Kiefer. Dies führt unter aktuellen Klimabedingungen zu einer Gesamtproduktivität von knapp 700 m3 Derbholz per Hektar (Abbildung 5-49). Die Borkenkäferschäden halten sich unter aktuellen Klimabedingungen in Grenzen. Auf diesem Tieflagenstandort reduziert sich unter dem Klimaänderungsszenario A1B die Gesamtproduktivität unter der Standardbewirtschaftung um 43%. Davon beträgt der Zuwachsverlust der Fichte 80%, für Kiefer 26%. Unter dem Szenario B1 geht die Gesamtproduktion um 28% zurück, davon Fichte um 50%, Kiefer um 20%. Klimastudie Niederösterreich Seite 225 Seite 84 0 0 200 200 400 400 600 600 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft GWL BB GWL BB GWL BB 400 200 0 0 200 400 600 BB 600 GWL Abbildung 5-49: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 (GWL) und Borkenkäferschaden (BB) bei Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=100Jahre) [m3/ha] in einem Mischbestand (B73) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-70. Oben links: Aktuelles Klima, oben rechts: Szenario A1B, unten links: Szenario A2, unten rechts: Szenario B1. Oliv = Fichte, grün = Buche, türkis = Kiefer. Klimastudie Niederösterreich Seite 226 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 85 Laubmischbestand B53 auf Standortstyp STO-50 Der Laubmischbestand B53 besteht im Initialisierungsjahr 2000 aus 170m3/ha Birke, 75m3/ha Eichen und Hainbuche im Nebenbestand. Die Birke wird zum Teil in einem Durchforstungseingriff 2010 entfernt, teilweise wird sie vor allem durch Hainbuche aber auch Eiche im Hauptkronendach stark konkurrenziert und geht sukzessive zurück (Abbildung 5-50). Der sich entwickelnde Eichen-Hainbuchenbestand baut unter dem aktuellen Klima und der Standardbewirtschaftung bis zu 250m3/ha Derbholz auf und erreicht im Simulationsjahr BHD-Werte von über 70cm. Hintergrund für diese hohe Produktivität ist der Standort selbst: es handelt sich um einen submontan-tiefmontan 20 40 150 60 250 80 gelegenen Standort mit gut nährstoffversorgten Braunerdeböden. 50 TH 2000 TH 2020 2040 2060 2080 0 0 TH 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung 5-50: Mischbestand (B53) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-50. Links: Vorratsentwicklung [Vfm/ha] unter aktuellem Klima und Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=200Jahre). Rechts: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 unter aktuellem Klima; rechts: Entwicklung der baumartenspezifischen Mitteldurchmesser [cm]. Grün = Hainbuche, grau = Birke, orange = Eiche. Aus Abbildung 5-51 ist eine moderate Produktivitätseinbusse unter den Klimaänderungsszenarios zu erkennen. Für das extremste Szenario A1B bedeutet dies einen Produktivitätsverlust von ca. 12%, unter den Szenarios A2 und B1 sind die Produktivitätsrückgänge geringer un betragen zwischen 6% und 7%. Interessantes Detailergebnis ist, dass die Produktivität der Eiche im Szenario B1 am grössten ist, am geringsten im Szenario A1B. Dies zeigt deutlich die Wechselwirkung zwischen günstigerem Temperaturregime für den tiefmontanen Standort (Szenario B1) und der im Szenario A1B wirksam werdenden eingeschränkten Wasserversorgung. Klimastudie Niederösterreich Seite 227 100 200 300 400 Seite 86 0 0 100 200 300 400 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft GWL BB GWL BB GWL BB 0 0 100 200 300 400 BB 100 200 300 400 GWL Abbildung 5-51: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 (GWL) und Borkenkäferschaden (BB) bei Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=200 Jahre) [m3/ha] in einem Mischbestand (B53) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-50. Oben links: Aktuelles Klima, oben rechts: Szenario A1B, unten links: Szenario A2, unten rechts: Szenario B1. orange = Eiche, grün = Hainbuche, grau = Birke. Klimastudie Niederösterreich Seite 228 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 7. Seite 87 DISKUSSION UND FOLGERUNGEN Im Folgenden werden die wesentlichen methodischen Annahmen angeführt sowie daraus entstehende Einschränkungen diskutiert. In einem weiteren Teil dieses Kapitels wird auf die Vulnerabilität der Wälder im Waldviertel unter der „Standardbewirtschaftung“ sowie möglichen Implikationen einer Klimaveränderung eingegangen. 7.1 Methodischer Ansatz Der in der gegenständlichen Studie gewählte methodische Ansatz basiert auf dem Waldökosystemmodell PICUS v1.41. Dieses Modell wurde in den letzten Jahren mehrfach erfolgreich evaluiert und in Klimafolgenanalysen eingesetzt. Die Beschreibung von Baum- und Bestandeswachstum wurde u.a. anhand von Dauerversuchsflächen in strukturierten Mischbeständen erfolgreich getestet. Baumarten in den analysierten Beständen waren vor allem Fichte, Tanne, Kiefer und Buche. Andere Baumarten, die in der gegenständlichen Studie zum Waldviertel eine Rolle spielen können (u.a. Stieleiche, Bergahorn, Esche, Birke), konnten bis dato nicht in dem Ausmass anhand empirischer Langfristdaten getestet werden. Im Rahmen der für die gegenständliche Studie durchgeführten Simulationen zu Laubmischbeständen traten keine Probleme zu tage. I.A. kann daraus gefolgert werden, dass das Modellverhalten generell als überaus plausibel bezeichnet werden kann. Simulation von Borkenkäferschäden Die Berücksichtigung von simulierten Schäden durch Borkenkäfer in den Analysen stellt einerseits eine Novität dar, andererseits muss angemerkt werden, das das komplexe Wirt-Antagonisten-Schädling-System um Ips typographus in dem verwendeten Modellansatz zwar mit hohem Detaillierungsgrad ausgeführt, jedoch wesentliche biologische Prozesse entweder stark vereinfacht oder sehr hoch aggregiert beinhaltet. Ein weiterer Aspekt liegt in den Besonderheiten des Einsatzes auf Inventurpunktbasis mit Abständen zwischen Erhebungstrakten von mehreren Kilometern. Populationsdynamik der Schädlinge auf plot-Basis explizit zu berücksichtigen ist daher eine kaum befriedigend lösbare Aufgabe. In dem verwendeten Ansatz werden daher die auf den Inventurtrakten simulierten Bestände als voneinander unabhängig betrachtet und infolge dessen auch eine das Bestandesniveau überschreitende Populationsdynamik von Ips typographus nicht berücksichtigt. Klimastudie Niederösterreich Seite 229 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 88 Wechselwirkungen zwischen Wirt, Antagonisten und Borkenkäfer sind teilweise derzeit nicht vollständig aufgeklärt und dementsprechend gross ist die Unsicherheit in den entsprechenden Simulationsergebnissen. Auf der anderen Seite ist der Störungsfaktor Ips typographus einer der wichtigsten Risikofaktoren in fichtenreichen Waldökosystemen. Die Nichtberücksichtigung der Schäden durch Borkenkäfer hätte in den Augen der Verfasser einen grösseren Nachteil bedeutet, als das Vermeiden der in den Ergebnissen mitgeführten Unsicherheit. Die dargestellten Indikatoren zu Borkenkäferschäden sollten daher als Gefährdungsindex verstanden werden und nicht als bestandesscharf abzugrenzende Prognosen zukünftiger Schäden. Dass andere, ebenfalls potentiell wichtige Störfaktoren keine explizite Berücksichtigung finden, muss entsprechend bei der Interpretation der Resultate berücksichtigt werden. Bodendaten für die Waldökosystemsimulation Die Anwendung eines komplexen Waldökosystemmodells wie es PICUS v1.41 darstellt auf der Basis von Daten einer Grossrauminventur stellt eine besondere Herausforderung dar. Gründe dafür sind: (a) es stehen aus der Inventur selbst kaum brauchbare Bodenparameter zur Initialisierung des Bodenmoduls in PICUS sowie zur Ableitung wichtiger Modellparameter zur Verfügung, (b) die Initialisierung eines zu simulierenden Bestandes aus den Baumdaten eines Erhebungspunktes (i.e., plot) kann zu grob unrealistischen Bestandesbildern führen. Der Aspekt (a) wurde von der Arbeitsgruppe in den letzten Jahren wiederholt aufgegriffen und entsprechende Ansätze zur Schätzung fehlender Bodenparameter vorgestellt. In der gegenständlichen Studie wird auf diese Vorarbeiten zurückgegriffen. Erst durch diese Möglichkeit wurde die Durchführung der Analysen in der vorgestellten Art möglich. Die Initialisierung von realistischen Bestandeszuständen aus Inventurdaten einzelner Erhebungsplots lieferte durchwegs sehr plausible und realistische Bestandesstrukturen. In einigen Fällen dürfte das gewählte Vorgehen zu geringfügigen Überschätzungen der initialen Vorräte geführt haben, die in späterer Folge im Rahmen der Simulation nicht mehr ganz erreicht werden konnten. Die Mischungsform für die simulierten Bestände ist aus den Daten der Waldinventur ebenfalls kaum zu rekonstruieren. Dies bedeutet, dass sich die initialen Bestandeszustände im wesentlichen aus zufällig-stochastisch Baumpositionen ergeben. Klimastudie Niederösterreich Seite 230 generierten Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 89 Klimadaten Die für die Analysen erforderlichen Klimadaten auf den Inventurpunkten standen entweder bereits aus Vorprojekten zur Verfügung (aktuelles Klima aus der Zeitreihe 1961-1990) oder wurden im Rahmen des gegenständlichen Projektes generiert. Die invers distanzgewichtete Interpolation der Anomalien von mehreren GCM-Gitterzellen im Umfeld des Waldviertels unter drei transienten Klimaänderungsszenarios des globalen Klimamodells ECHAM5 unverhältnismäßigem stellen Aufwand für einen guten detailliertere Kompromiss prozessorientierte dar zwischen Ansätze und ökonomischem Vorgehen. Für zukünftige Analysen wäre die Verfügbarkeit von mesoscaligem Klimaoutput eines regionalen Klimamodells (RCM) wünschenswert. Die Verwendung dreier Klimaänderungsszenarios ermöglicht sehr gut die Abschätzung der Robustheit analysierter Managementoptionen gegenüber unsicheren klimatischen Bedingungen. Generell formuliert stellt das Szenario A1B die relativ ungünstigste zukünftige klimatische Entwicklung dar, A2 eine intermediäre Entwicklung und das Szenario B1 die moderateste Klimaentwicklung. Repräsentative Bestandestypen in Standortseinheiten Die hierarchische Clusterung von Standorten und Beständen verdient hier ebenfalls Erwähnung. Die identifizierten 9 Standortstypen sind i.A. gut differenziert und sinnvoll abgrenzbar. Die innerhalbder 9 Standortstypen verwendeten 41 repräsentativen Bestände ermöglichten es, auf ökonomische Weise die Flächenrepräsentativität der Waldinventur zu erhalten, ohne sehr ähnliche Fälle mehrfach simulieren zu müssen. Die durch die Verwendung dieser 41 repräsentativen Bestandestypen verursachte starke Vereinfachung des Altersklassenrahmens bzw. der Bestandestypen hatte in der gegenständlichen Studie keine wesentlichen negativen Auswirkungen, wie aus den sehr plausiblen Ergebnissen zum Basisklima ersehen werden kann. Ein wesentlicher Grund dürfte u.a. die relative Homogenität der Bestände im Waldviertel sein. Fichte und Kiefer bauen einen grossen Teil aller Bestände auf, ergänzt durch Laubbaumarten. Bestandestypen mit wesentlichen Anteilen von Laubbaumarten neben Eiche und Buche sind über insgesamt sechs repräsentative Bestandestypen vertreten, die insgesamt 11% der repräsentierten Waldfläche im Waldviertel darstellen. Diese Laubbaumarten wurden in Tabelle 4-2 (Seite 33) als sonstiges Laubholz zusammengefasst. In der Simulation selbst werden in dieser Baumartengruppe Birke, Esche, Bergahorn und Hainbuche simuliert. Klimastudie Niederösterreich Seite 231 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 90 Definition eines „Standardbewirtschaftungskonzeptes Die a priori Definition von Bestandesmanagement – Konzepten für 41 Bestände stellt eine wesentliche Komponente in der Analyse dar. Die Verwendung von aus Inventurdaten abgeleiteten Nutzungsregeln von Sterba et al. (2000) erschien wenig erfolgsversprechend, da aus einer Periode der Inventur abgeleitet und dementsprechend stark durch Holzpreise und sonstige temporäre Phänomene beeinflusst und somit nicht sinnvoll auf 100 Jahre Analysezeitraum zu extrapolieren. Als Alternative wurde ein generisches „Standardbewirtschaftungskonzept“ in zwei Verjüngungsvarianten (Naturbzw. Kunstverjüngung) definiert. Die Determinanten dabei waren die Umtriebszeit, die für Baumarten(mischungen) und Standorte festgelegt wurden sowie der Mischungstyp. Dargestellt in diesem Bericht wurden ausschliesslich Altersklassenkonzepte. Die beiden Verjüngungsvarianten unterschieden sich zwar teilweise auf Bestandesebene, wenn aggregiert zu Standortseinheiten oder das gesamte Waldviertel stellten sich die beiden Varianten sehr ähnlich dar. Aus diesem Grund wurden in vorliegendem Bericht auch im Hauptteil nur die Ergebnisse zur Naturverjüngungsvariante dargestellt. Die Kunstverjüngungsvariante findet sich im Annex. Wichtig bei der Interpretation der Ergebnisse sind die Regeln, die für das Standardbewirtschaftungskonzept“ erstellt wurden für Baumartenwahl in Verjüngungsphasen und im Kalamitätsfall. Im Wesentlichen handelt es sich um Fortschreibungen des aus dem Initialzustand abgeleiteten Mischungstyps einige wenige Ausnahmen bestehen für initiale Laubmischwaldtypen mit hohem Pionierbaumartenanteil. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass unabhängig von Erfolg oder Misserfolg das Standardbewirtschaftungskonzept in der Simulation über den kompletten Analysezeitraum umgesetzt wurde (es erfolgt keine „Anpassung!!). Dies kann in weiterer Folge zu drastischen Auswirkungen in bezug auf die betrachteten Indikatoren (z.B. Vorrat, Zuwachs, Nutzungsmenge, etc.) führen und die Notwendigkeit von Änderungen im Managementkonzept anzeigen.. Dieser Ansatz ist zur Analyse der „impacts“ unter (postulierter) „aktueller“ Bewirtschaftung erforderlich. Darauf aufbauend könnte nun die Entwicklung von adaptiven Massnahmen erfolgen. Klimastudie Niederösterreich Seite 232 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 91 7.2 Vulnerabilität von Wäldern im Waldviertel Das Waldviertel aus der Sicht der vorliegenden Analyse ist durch zwei wesentliche Aspekte geprägt: (a) der hohe Fichtenanteil am Waldaufbau, und (b) der schon unter heutigen Klimabedingungen sehr geringe Jahresniederschlag. Unter den Klimaänderungsszenarios in dieser Studie mit um 10-20% verringerten Niederschlägen im Sommerhalbjahr führt dies auf vielen Standorten zu die Vegetation limitierenden Wasserversorgungsverhältnissen mit damit verbundenen Zuwachsverlusten und in fichtenreichen Bestandestypen zu teilweise sehr hohen Anfälligkeiten für Borkenkäferbefall. Die Entwicklung der Produktivität (ausgedrückt in periodischem Bruttozuwachs Derbholz) im Waldviertel ist in Abbildung 6-1 dargestellt. Während bis in die Mitte des 21. Jahrhunderts sehr geringe Unterschiede zwischen den drei Klimaänderungsszenarios auftreten, differieren die drei Szenarios ab ca. 2060 doch deutlich mit A1B als extremstes relativer Produktivitätsverlust Szenario gefolgt von A2 und schliesslich B1. 1 A1B 0.8 A2 B1 0.6 0.4 0.2 0 2020 2040 2060 2080 2100 20-Jahresperioden Abbildung 6-1: Entwicklung der Produktivität (Vorratsveränderung + Nutzung + Mortalität in [Vfm]) für das gesamte Waldviertel unter Standardbewirtschaftung (Variante Naturverjüngung) und drei Klimaänderungsszenarios (A1B, A2, B1). Beim Vorrat sind die Unterschiede zwischen den Klimaänderungsszenarien geringer, kontrastieren jedoch ab ca. 2060 ebenfalls deutlich (Abbildung 6-2). Wird die Waldbewirtschaftung unter den Annahmen des Standardbewirtschaftungskonzeptes bis 2100 weitergeführt, betragen die durchschnittlichen Vorräte/ha nur mehr zwischen 33% (Szenario A1B) und 53% (Szenario B1) der Vorräte, die sich unter dem aktuellen Klima im Jahr 2100 ergeben würden. Klimastudie Niederösterreich Seite 233 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 92 Der Fichtenanteil entwickelt sich bis etwa 2050 in den Klimaszenarien relativ einheitlich. Im Baseline-Szenario BL (d.h. keine Klimaveränderung, das 21. Jahrhundert wird repräsentiert durch das Klima der Periode 1961-90) beträgt der Fichtenanteil unter den Annahmen des Standardbewirtschaftungskonzeptes im Waldviertel zwischen 61% und 71% (Abbildung 6-3). Die Fluktuation ist dabei bedingt durch den initialen Altersklassenaufbau in Behandlungskonzepten Kombination für Standardbewirtschaftungskonzept. mit die den definierten einzelnen Im extremsten Umtriebszeiten Bestandestypen der und laut analysierten Klimaänderungsszenarios A1B sinkt der Anteil der Fichte am Waldaufbau bis 2100 auf knapp unter 30%. Die Unterschiede zum Szenario A2 sind dabei relativ gering. Unter den Bedingungen des Klimaänderungsszenarios B1 beträgt der Fichtenanteil am Ende des 21.Jahrhunderts deutlich höhere 45%. relative Veränderung 1,2 A 1B 1 A2 0,8 B1 0,6 0,4 0,2 0 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Ze it Abbildung 6-2: Entwicklung des Vorrats [Vfm] für das gesamte Waldviertel unter Standardbewirtschaftung (Variante Naturverjüngung) und 3 Klimaänderungsszenarios (A1B, A2, B1). Klimastudie Niederösterreich Seite 234 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Anteil Fichte (Vfm) 0,8 Seite 93 Firel(BL) Firel(A 1B) 0,6 Firel(A 2) Firel(B1) 0,4 0,2 0 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Ze it Abbildung 6-3: Entwicklung des Fichtenanteils am Vorrat [Vfm] für das gesamte Waldviertel unter Standardbewirtschaftung (Variante Naturverjüngung) und 4 Klimaszenarios (aktuelles Klima: BL; drei Klimaänderungsszenarios: A1B, A2, B1). Aus diesen Ergebnissen lässt sich folgern: (1) die Bestände im Waldviertel sind bei unverändert fortgeführtem Bewirtschaftungskonzept (siehe „Standardbewirtschaftung“) vulnerabel in bezug auf alle analysierten Klimaänderungsszenarios. Dies bedeutet, dass auch unter einem relativ optimistischen Entwicklungstrend des Klimas im 21. Jahrhundert wie er vom Szenario B1 repräsentiert wird, in diesem Fall teilweise schwerwiegende negative Auswirkungen auf die Waldbestände und damit die Waldbewirtschaftung zu erwarten sind. (2) Die Auswirkungen in den kommenden 3 Dekaden sind dabei wesentlich weniger stark ausgeprägt und unterscheiden sich in vielen Aspekten nicht wesentlich zwischen den drei analysierten transienten Klimaänderungsszenarios. Ab etwa der Mitte des 21. Jahrhunderts treten fortlaufend schwerere Folgewirkungen auf. (3) Es lassen sich aufgrund der vorliegenden Analysen Bereiche des Waldviertels identifizieren, die unter dem Standardbewirtschaftungsszenario unterschiedlich stark anfällig gegenüber den negativen Auswirkungen eines Klimaänderung sein werden. Erschwerend kommt auf den Standoren des Waldviertels hinzu, dass bereits unter heutigen Niederschlagsverhältnissen die Wasserversorgung der Klimastudie Niederösterreich Seite 235 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 94 Waldvegetation in wesentlichen Teilen der Waldflächen häufig nur mehr eingeschränkt gegeben ist. Eine weitere Verringerung und allfällige saisonale Verlagerung der Niederschläge hat somit unmittelbare und starke Auswirkungen auf die Waldökosysteme. Insbesondere die Baumart Fichte ist sensitiv auf die Einschränkung der Wasserversorgung mit resultierender erhöhter Anfälligkeit gegenüber Schadorganismen wie etwa Borkenkäfer. (4) Unter Berücksichtigung Baumartenanteils des lässt diese heutigen Altersklassenaufbaus erwartete Entwicklung und unter Klimaänderungseinfluss Spielraum für gezielte adaptive Waldbau-Massnahmen. Dabei sind die teilweise langen Vorlaufzeiten bis zum Wirksamwerden von waldbaulichen Massnahmen zu berücksichtigen. Dabei sind insbesondere heute junge und besonders vulnerable Bestandestypen (fichtenreiche Bestände auf heute schon schlecht wasserversorgten Standorten) prioritär zu berücksichtigen. (5) Aufbauend auf den Erkenntnissen der vorliegenden Studie lassen sich erfolgversprechende gezielte Anpassungsmassnahmen ausarbeiten und alternative Konzepte vergleichend darstellen. Damit wären sowohl für die Forstpolitik wesentliche Entscheidungsgrundlagen gegeben und für den Waldbesitzer waldbautechnisch praktikable und erfolgversprechende Konzepte zur Auswahl vorgegeben. Klimastudie Niederösterreich Seite 236 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 95 Literaturverzeichnis Aber, J. D., Ollinger S. V., Driscoll C. T., 1997. Modeling nitrogen saturation in forest ecosystems in response to land use and nitrogen deposition. Ecol. Model. 101, 61-78. Brzeziecki, B., Kienast, F., Wildi, O., 1995. Modelling potential impacts of climate change on the spatial distribution of zonal forest communities in Switzerland. J. Veg. Sci. 6, 257-268. Currie, W.S., Aber, J.D., 1997. Modeling leaching as a decomposition process in humid montane forests. Ecology 78, 6, 1844-1860. Currie, W.S., Helmers, D., 2003. A user guide for the TRACE model. Version 4.1.2. Natural Resources and Environment, University of Michigan, p. 68. available online http://www.sitemaker.umich.edu/currielab/download_ecosystem_models (2007-12-06). Currie, W.S., Nadelhoffer, J.K., 1999. Dynamic redistribution of isotopically labeled cohorts of Nitrogeninputs in two temperate forests. 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Variante Kunstverjüngung. 300 500 A1 0 100 0 100 300 500 BL A2 B1 300 0 100 0 100 300 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-2: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-1 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 241 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 300 0 100 0 100 300 500 A1 500 BL Seite 100 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 300 0 100 0 100 300 500 B1 500 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-3: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 1 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 50 0 0 50 150 250 B1 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-4: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-1 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 242 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 101 2. Standortseinheit STO-2 _ 0 10 0 100 30 300 50 500 _ 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline A1B A2 B1 0 2000 2020 2040 2060 2080 2100 A2 B1 0 100 200 300 400 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 0 100 200 300 400 500 A1 100 200 300 400 500 BL 0 100 200 300 400 500 Abbildung A-5: Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-2 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-6: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-2 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 243 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 300 200 100 0 0 100 200 300 400 A1 400 BL Seite 102 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 300 200 100 0 0 100 200 300 400 B1 400 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-7: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 1 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 50 0 0 50 150 250 B1 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-8: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-1 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 244 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 103 3. Standortseinheit STO-3 _ 0 0 100 20 40 300 60 _ 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B A2 B1 Abbildung A-9: Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-3 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. 300 200 100 0 0 100 200 300 400 A1 400 BL A2 B1 300 200 100 0 0 100 200 300 400 2000 2020 2040 2060 2080 2100 400 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-10: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-3 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, hellgrau = Birke. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 245 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 50 0 0 50 100 150 200 250 A1 100 150 200 250 BL Seite 104 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 50 0 0 50 100 150 200 250 B1 100 150 200 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-11: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 3 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, hellgrau = Birke. Variante Kunstverjüngung. 50 100 0 0 50 100 200 A1 200 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 50 100 0 0 50 100 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-12: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-3 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, hellgrau = Birke. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 246 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 105 0 0 20 100 200 40 300 60 4. Standortseinheit STO-4 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline A1B A2 B1 Abbildung A-13: Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-4 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. 250 150 0 50 0 50 150 250 350 A1 350 BL A2 B1 250 150 0 50 0 50 150 250 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-14: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-4 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, gelb = Lärche, türkis = Kiefer, grün = Buche, blau = Bergahorn. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 247 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 50 100 0 0 50 100 200 A1 200 BL Seite 106 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 50 100 0 0 50 100 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-15: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 4 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, gelb = Lärche, türkis = Kiefer, grün = Buche, blau = Bergahorn. Variante Kunstverjüngung. 0 0 50 100 150 200 250 A1 50 100 150 200 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 0 0 50 100 150 200 250 B1 50 100 150 200 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-16: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-4 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, gelb = Lärche, türkis = Kiefer, grün = Buche, blau = Bergahorn. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 248 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 107 0 0 20 200 40 400 60 80 600 5. Standortseinheit STO-5 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline A1B A2 B1 Abbildung A-17: Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-5 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. 300 0 100 0 100 300 500 A1 500 BL A2 B1 300 0 100 0 100 300 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-18: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-5 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, grün = Buche, orange = Eiche, grellgrün = Hainbuche, hellgrau = Birke. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 249 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL Seite 108 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 50 0 0 50 150 250 B1 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-19: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 5 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, grün = Buche, orange = Eiche, grellgrün = Hainbuche, hellgrau = Birke. Variante Kunstverjüngung. 250 150 0 50 0 50 150 250 350 A1 350 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 250 150 0 50 0 50 150 250 350 B1 350 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-20: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-5 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, grün = Buche, orange = Eiche, grellgrün = Hainbuche, hellgrau = Birke. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 250 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 109 6. Standortseinheit STO-6 0 0 10 100 30 200 50 300 _ 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B A2 B1 Abbildung A-21: Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-6 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. 250 150 0 50 0 50 150 250 350 A1 350 BL A2 B1 250 150 0 50 0 50 150 250 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-22: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-6 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 251 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 50 0 0 50 100 150 200 250 A1 100 150 200 250 BL Seite 110 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 0 0 50 100 150 200 250 B1 50 100 150 200 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-23: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 6 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer. Variante Kunstverjüngung. 50 100 150 200 A1 0 0 50 100 150 200 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2040 2060 2080 2100 2080 2100 50 100 150 200 B1 0 0 50 100 150 200 A2 2020 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-24: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-6 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 252 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 111 0 0 10 50 20 100 30 40 200 7. Standortseinheit STO-7 2020 2040 2060 2080 2100 Zuwachs [m3/ha/20 Jahre] Baseline 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B A2 B1 Abbildung A-25: Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-7 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL A2 B1 150 50 0 0 50 150 250 2000 2020 2040 2060 2080 2100 250 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-26: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-7 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Eiche, grellgrün = Hainbuche, hellgrau = Birke. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 253 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 50 100 0 0 50 100 200 A1 200 BL Seite 112 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 50 100 0 0 50 100 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-27: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 7 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Eiche, grellgrün = Hainbuche, hellgrau = Birke. Variante Kunstverjüngung. 150 100 50 0 0 50 100 150 200 A1 200 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 100 50 0 0 50 100 150 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-28: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-7 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Eiche, grellgrün = Hainbuche, hellgrau = Birke. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 254 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 113 0 0 10 200 30 400 50 8. Standortseinheit STO-8 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B A2 B1 Abbildung A-29: Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-8 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. 300 100 0 0 100 300 500 A1 500 BL A2 B1 300 100 0 0 100 300 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 500 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-30: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-8 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grau = Esche. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 255 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 200 100 0 0 100 200 300 A1 300 BL Seite 114 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 200 100 0 0 100 200 300 B1 300 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-31: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 8 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grau = Esche. Variante Kunstverjüngung. 50 0 0 50 100 150 200 250 A1 100 150 200 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 50 0 0 50 100 150 200 250 B1 100 150 200 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-32: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-8 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grau = Esche. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 256 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 115 0 0 10 100 20 200 30 40 300 9. Standortseinheit STO-9 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B A2 B1 Abbildung A-33: Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-9 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL A2 B1 150 50 0 0 50 150 250 2000 2020 2040 2060 2080 2100 250 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-34: Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-9 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, orange = Eiche, grün = Buche, blau = Bergahorn. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 257 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 150 50 0 0 50 150 250 A1 250 BL Seite 116 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 50 0 0 50 150 250 B1 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-35: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 9 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, orange = Eiche, grün = Buche, blau = Bergahorn. Variante Kunstverjüngung. 50 100 150 200 250 A1 0 0 50 100 150 200 250 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2040 2060 2080 2100 2080 2100 50 100 150 200 250 B1 0 0 50 100 150 200 250 A2 2020 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-36: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-9 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, orange = Eiche, grün = Buche, blau = Bergahorn. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 258 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 117 0 0 10 100 20 200 30 300 40 10. Gesamtfläche Waldviertel 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Vorrat [m3/ha] Baseline 2020 2040 2060 2080 2100 Borkenkäferschaden [m3/ha/20 Jahre] A1B A2 B1 Abbildung A-37: Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Gesamtfläche unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. 250 150 0 50 0 50 150 250 350 A1 350 BL A2 B1 250 150 0 50 0 50 150 250 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 350 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 2000 2020 2040 2060 2080 2100 Abbildung A-38: Periodische Durchschnittsvorräte in den Beständen der Gesamtfläche unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Eiche, grellgrün = Hainbuche, blau = Bergahorn, hellgrau = Birke, grau = Esche. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 259 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft 0 0 50 100 150 200 250 A1 50 100 150 200 250 BL Seite 118 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 0 0 50 100 150 200 250 B1 50 100 150 200 250 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-39: Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in den Beständen der Gesamtfläche unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Eiche, grellgrün = Hainbuche, blau = Bergahorn, hellgrau = Birke, grau = Esche. Variante Kunstverjüngung. 150 100 50 0 0 50 100 150 200 A1 200 BL 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2080 2100 2080 2100 150 100 50 0 0 50 100 150 200 B1 200 A2 2060 2020 2040 2060 2080 2100 2020 2040 2060 Abbildung A-40: Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in den Beständen der Gesamtfläche unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, dunkelgrün = Tanne, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Eiche, grellgrün = Hainbuche, blau = Bergahorn, hellgrau = Birke, grau = Esche. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 260 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 119 Abbildungsverzeichnis Abbildung 3-1 Abbildung 3-2 Abbildung 3-3 Abbildung 3-4 Abbildung 3-5 Abbildung 3-6 Abbildung 3-7 Abbildung 3-8 Abbildung 3-9 Abbildung 3-10 Abbildung 3-11 Abbildung 3-12 Abbildung 3-13 Abbildung 4-1 Abbildung 4-2 Abbildung 4-3 Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel. Verteilung der Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel über Seehöhenstufen. Verteilung der Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel über Altersklassen. Verteilung der Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel über Altersklassen und Mischungstypen. Verteilung der Erhebungspunkte der Österreichischen Waldinventur in der Region Waldviertel über potentiell natürliche Waldtypen. Szenariofächer des IPCC in bezug auf die Temperaturveränderung (global). Markiert die in gegenständlicher Studie verwendeten Emissionsszenarios A1B, A2 und B1. Quelle: IPCC (2007). Änderung der Jahresmitteltemperatur im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in °C. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. Änderung der Temperatur im Sommerhalbjahr im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in °C. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. Änderung der Temperatur im Winterhalbjahr im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in °C. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. Änderung des Niederschlags (Gesamtjahr) im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in Prozent. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. Änderung des Niederschlags (Sommerhalbjahr) im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in Prozent. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. Änderung des Niederschlags (Winterhalbjahr) im Vergleich zum Basisklima (Periode 1961-90) in Prozent. Dicke Linie: 30-jähriges laufendes Mittel. Mittelpunkt der dargestellten Gitterzelle von ECHAM5: Lon: 15.00°, Lat: 49.42°. Räumliche Verteilung der Temperaturanomalien in den drei Klimaänderungsszenarien (Jahresmittel 2070-2100). Wesentliche Modellkomponenten von PICUS v1.41. LA: Blattfläche. NPP: Nettoprimärproduktion. WHC: Wasserhaltefähigkeit des Bodens. Nav: pflanzenverfgbarer Stickstoff. WD: verholzter Bestandesabfall. SOM: organische Bodenbestandteile. BB: Borkenkäfer. Schematische Darstellung der wesentlichen Komponenten des Borkenkäfer-störungsmoduls in PICUS v1.41. Schema zur Spezifizierung von waldbaulichen Eingriffen dargestellt am Beispiel einer Auslesedurchforstung. Klimastudie Niederösterreich Seite 261 8 8 9 9 10 12 13 13 14 15 15 16 17 18 24 25 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Abbildung 4-4 Abbildung 4-5 Abbildung 4-6 Abbildung 5-1 Abbildung 5-2 Abbildung 5-3 Abbildung 5-4 Abbildung 5-5 Abbildung 5-6 Abbildung 5-7 Abbildung 5-8 Abbildung 5-9 Seite 120 Vergleich simulierter und beobachteter Schaftderbholzproduktivitäten (dgz100) auf Inventurpunkten der Österreichischen Waldinventur. Simulation mit PICUS v1.41. Quelle: Seidl et al. (2007d). Simulierte versus beobachtete Schäden unter aktuellem Klima durch Fichtenborkenkäfer. 1 = Burgenland, 2 = Kärnten, 3 = Niederösterreich, 4 = Oberösterreich, 5 = Salzburg, 6 = Steiermark, 7= Tirol, 8 = Vorarlberg) in drei Vergleichsperioden (b gibt die Steigung der Regressionsgeraden (schwarze Linie) an; strichlierte Linie: 1:1-Linie). Quelle: Seidl et al. (2007e). Schema für die Ausscheidung von homogenen Gruppen in bezug auf Standort und Bestandesaufbau auf Basis von Merkmalen der Österreichischen Waldinventur. periodische Durchschnittsvorräte (oben links), periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (oben rechts), Holzerntemengen (unten links) und Zuwächse (unten rechts) in Beständen des Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen des Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima (obenlinks), A1B (obenr echts), A2 (unten links), B1 = ). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Stieleiche, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche, gelb = Lärche, lila = Esche. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Stieleiche, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche, gelb = Lärche, lila = Esche. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen des Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, orange = Stieleiche, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche, gelb = Lärche, lila = Esche. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, smaragd = Kiefer, grün = Buche. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit 20 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Klimastudie Niederösterreich Seite 262 26 27 28 38 39 40 41 42 43 43 44 45 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Abbildung 5-10 Abbildung 5-11 Abbildung 5-12 Abbildung 5-13 Abbildung 5-14 Abbildung 5-15 Abbildung 5-16 Abbildung 5-17 Abbildung 5-18 Abbildung 5-19 Abbildung 5-20 Abbildung 5-21 Abbildung 5-22 Seite 121 Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, smaragd = Kiefer, grün = Buche. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, smaragd = Kiefer, grün = Buche. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit 10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, smaragd = Kiefer, grün = Buche. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen der Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit ST-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Beständen der Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Standortseinheit STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Beständen der Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Klimastudie Niederösterreich Seite 263 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 57 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Abbildung 5-23 Abbildung 5-24 Abbildung 5-25 Abbildung 5-26 Abbildung 5-27 Abbildung 5-28 Abbildung 5-29 Abbildung 5-30 Abbildung 5-31 Abbildung 5-32 Seite 122 Birke, orange = Stieleiche. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Beständen der Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Beständen der Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungs-szenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, orange = Stieleiche. Klimastudie Niederösterreich Seite 264 58 59 60 61 61 62 63 64 65 65 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Abbildung 5-33 Abbildung 5-34 Abbildung 5-35 Abbildung 5-36 Abbildung 5-37 Abbildung 5-38 Abbildung 5-39 Abbildung 5-40 Abbildung 5-41 Abbildung 5-42 Seite 123 Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Beständen der Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungs-szenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen der Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Beständen der Periodische Durchschnittsvorräte [m3/ha]in Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche, grau = Birke, blau = Bergahorn, orange = Stieleiche. Wasserversorgungsindex (SMI) für das aktuelle Klima (BL) in allen Standortseinheiten. Steigende MI-Werte zeigen Limitierung der Wasserversorgung an. Definition SMI: Vegetationsperiode von Nadelbäumen. Simulationen aus der Bewirtschaftungsvariante „Naturverjüngung“. (Datenpunkte: 30Jahre * 7 Wiederholungen * (n) Bestände pro Standortseinheit). Wasserversorgungsindex (SMI) für das aktuelle Klima (BL) und drei Klimaänderungsszenarien in Standorts-einheiten des Waldviertels. Steigende SMI-Werte zeigen Limitierung der Wasserversorgung an. Definition SMI: Vegetationsperiode von Nadelbäumen. Simulationen aus der Bewirtschaftungsvariante „Naturverjüngung“. (Datenpunkte: Jahre 2070-2100 * 7 Wiederholungen * (n) Bestände pro Standortseinheit). Klimastudie Niederösterreich Seite 265 66 67 68 68 69 70 71 71 72 73 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Abbildung 542a Abbildng 5-42b Abbildung 5-43 Abbildung 5-44 Abbildung 5-45 Abbildung 5-46 Abbildung 5-47 Abbildung 5-48 Abbildung 5-49 Abbildung 5-50 Seite 124 Wasserversorgungsindex (SMI) für das aktuelle Klima (BL) und drei Klimaänderungsszenarien in Standortseinheiten des Waldviertels. Steigende SMI-Werte zeigen Limitierung der Wasserversorgung an. Definition SMI: Vegetationsperiode von Nadelbäumen. Simulationen aus der Bewirtschaftungsvariante „Naturverjüngung“. (Datenpunkte: Jahre 2070-2100 * 7 Wiederholungen * (n) Bestände pro Standortseinheit). Wasserversorgungsindex (SMI auf der y-Achse) für das aktuelle Klima (BL) und drei Klimaänderungsszenarien in Standortseinheiten des Waldviertels. Steigende SMI-Werte zeigen Limitierung der Wasserversorgung an. Definition SMI: Vegetationsperiode von Nadelbäumen. Simulationen aus der Bewirtschaftungsvariante „Naturverjüngung“. (Datenpunkte: Jahre 2070-2100 * 7 Wiederholungen * (n) Bestände pro Standortseinheit). Gesamter Kohlenstoff im Waldökosystem [tC/ha für das gesamte Waldviertel) unter aktuellem Klima (BL) und drei transienten Klimaänderungsszenarien (A1B, A2, B1). Grün = C in lebender oberirdischer Biomasse, orange = C in Totholz und Boden. Fichtenbestand (B11) auf einem Standort der Strandortsgruppe STO-10. Links: Vorratsentwicklung unter aktuellem Klima und Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=100 Jahre). Rechts: Entwicklung des Mitteldurchmessers. Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 (GWL) und Borkenkäferschaden (BB) bei Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=100Jahre) [m3/ha] in einem Fichtenbestand (B11) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-10. Oben links: Aktuelles Klima, oben rechts: Szenario A1B, unten links: Szenario A2, unten rechts: Szenario B1. Kiefernbestand (B41) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-40. Links: Vorratsentwicklung unter aktuellem Klima und Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=120Jahre). Rechts: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 unter aktuellem Klima; rechts: Entwicklung des Mitteldurchmessers. Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 (GWL) und Borkenkäferschaden (BB) bei Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=100Jahre) [m3/ha] in einem Kiefernbestand (B41) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-40. Oben links: Aktuelles Klima, oben rechts: Szenario A1B, unten links: Szenario A2, unten rechts: Szenario B1. Mischbestand (B73) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-70. Links: Vorratsentwicklung unter aktuellem Klima und Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=120Jahre). Rechts: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 unter aktuellem Klima; rechts: Entwicklung der baumartenspezifischen Mitteldurchmesser. Oliv = Fichte, grün = Buche, türkis = Kiefer. Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 (GWL) und Borkenkäferschaden (BB) bei Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=100Jahre) [m3/ha] in einem Mischbestand (B73) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-70. Oben links: Aktuelles Klima, oben rechts: Szenario A1B, unten links: Szenario A2, unten rechts: Szenario B1. Oliv = Fichte, grün = Buche, türkis = Kiefer. Mischbestand (B53) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-50. Links: Vorratsentwicklung unter aktuellem Klima und Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=200Jahre). Rechts: Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 unter aktuellem Klima; rechts: Entwicklung der baumartenspezifischen Mitteldurchmesser. Grün = Hainbuche, grau = Birke, orange = Eiche. Klimastudie Niederösterreich Seite 266 74 76 77 78 79 80 81 82 83 84 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Abbildung 5-51 Seite 125 Schaftderbholzproduktion von 2000-2100 (GWL) und Borkenkäferschaden (BB) bei Standardbewirtschaftung „Naturverjüngung“ (U=200 Jahre) [m3/ha] in einem Mischbestand (B53) auf einem Standort der Standortsgruppe STO-50. Oben links: Aktuelles Klima, oben rechts: Szenario A1B, unten links: Szenario A2, unten rechts: Szenario B1. orange = Eiche, grün = Hainbuche, grau = Birke. 85 Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-10 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-20 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-20 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-20 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-20 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante 90 ANNEX Abbildung A-1 Abbildung A-2 Abbildung A-3 Abbildung A-4 Abbildung A-5 Abbildung A-6 Abbildung A-7 Abbildung A-8 Abbildung A-9 Abbildung A10 Klimastudie Niederösterreich Seite 267 90 91 91 92 92 93 93 94 94 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Abbildung A11 Abbildung A12 Abbildung A13 Abbildung A14 Abbildung A15 Abbildung A16 Abbildung A17 Abbildung A18 Abbildung A19 Abbildung A20 Abbildung A21 Abbildung A22 Seite 126 Kunstverjüngung. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der 95 Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. 95 Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-30 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte 96 Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit 96 STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. 97 Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der 97 Standortseinheit STO-40 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte 98 Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit 98 STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. 99 Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der 99 Standortseinheit STO-50 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte 100 Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit 100 STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimastudie Niederösterreich Seite 268 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Abbildung A23 Abbildung A24 Abbildung A25 Abbildung A26 Abbildung A27 Abbildung A28 Abbildung A29 Abbildung A30 Abbildung A31 Abbildung A32 Abbildung A33 Seite 127 Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-60 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-70 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-80 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen von Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 269 101 101 102 102 103 103 104 104 105 105 106 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Abbildung A34 Abbildung A35 Abbildung A36 Abbildung A37 Abbildung A38 Abbildung A39 Abbildung A40 Seite 128 Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen von Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen der Standortseinheit STO-90 unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte (links) und periodisch kumulierte Borkenkäferschäden (rechts) in Beständen des gesamten Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien. Variante Kunstverjüngung. Periodische Durchschnittsvorräte in Beständen des gesamten Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Holzerntemengen [m3/ha/20 Jahre] in Beständen des gesamten Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Periodische Zuwächse [m3/ha/20 Jahre] in Beständen des gesamten Waldviertels unter aktuellem Klima und drei transienten Klimaänderungsszenarien (BL = aktuelles Klima, A1B, A2, B1). Baumartencode: oliv = Fichte, türkis = Kiefer, grün = Buche. Variante Kunstverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 270 106 107 107 108 109 110 110 Niederösterreichisches Klimaprojekt – Forstwirtschaft Seite 129 Tabellenverzeichnis Tabelle 3-1 Tabelle 4-1 Tabelle 4-2 Tabelle 4-3 Tabelle 4-4 Tabelle 4-5 Tabelle 4-6 Tabelle 4-7 Mittelwerte (2070-2100) der Anomalien in den drei Klimaänderungsszenarien über alle Inventurpunkte im Waldviertel. Delta T: Änderung der Temperatur in °C, %NS: prozentuelle Veränderung des Niederschlages in %. Ausgeschiedene Standortstypen und zugehörige repräsentative Bestandestypen. Umtriebszeiten (U) für Mischungstypen im Waldviertel. Charakterisierung in der Simulation verwendeter waldbauliche Pflegeeingriffe. Relative Entnahmen (Volumen) aus 5 relativen Durchmesserklassen (BHDmax – BHDmin) für Ernteeingriffe. DKL1 = relativ schwächste Durchmeserklasse. Stammzahlen je Hektar für Aufforstung und nach erfolgter Stammzahlreduktion (Vollbestockung). Übersicht über die waldbaulichen Behandlungsprogramme in Mischungstypen. Eingriffe (siehe Tabellen 4-3 und 4-4) im entsprechenden Bestandesalter. NV=Naturverjüngung. Übersicht über die waldbaulichen Behandlungsprogramme in Mischungstypen. Eingriffe (siehe Tabellen 4-4 und 4-5) im entsprechenden Bestandesalter. NV=Naturverjüngung. Klimastudie Niederösterreich Seite 271 15 32 33 35 35 36 36 38 Klimastudie Niederösterreich Seite 272 141 Impressum Im Auftrag von: Amt der NÖ Landesregierung Abteilung Umweltwirtschaft und Raumordnungsförderung - RU3 Landhausplatz 1 3109 St. Pölten Ausgearbeitet von: MitarbeiterInnen: JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH Institut für Technologie- und Regionalpolitik (InTeReg) Elisabethstraße 20 A-8010 Graz Telefon: +43 (0)316 876 1488 Mag. Dr. Petra Amrusch Mag. Helmut Gassler D.I. Clemens Habsburg-Lothringen Mag. Dr. Franz Prettenthaler, M.Litt Maga. Nadja Vetters Fax: +43 (0)316 876 1480 e-Mail: [email protected] http://www.joanneum.at/rtg Universität für Bodenkultur Wien Department für Wasser-Atmosphäre-Umwelt Institut für Meteorologie (BOKU-Met) Peter Jordan Str. 82 A-1190 Wien Telefon: +43 1 47654 5600 Fax: +43 1 47654 5610 e-Mail: [email protected] http://www.boku.ac.at Jänner 2008 Mag. Dr. Herbert Formayer Mag. Dr. Patrick Haas Michael Hofstätter Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 1 INHALT TABELLENVERZEICHNIS ..................................................................................................................3 ABBILDUNGSVERZEICHNIS .............................................................................................................4 1 EINLEITUNG ................................................................................................................................7 2 NATURRÄUMLICHE AUSGANGSSITUATION..........................................................................8 2.1 2.2 3 Geographie............................................................................................................................8 Meteorologie....................................................................................................................... 11 SOZIOÖKONOMISCHE AUSGANGSSITUATION.................................................................. 14 3.1 Tourismus/Wintertourismus in Niederösterreich............................................................... 14 3.1.1 Tourismusintensität .................................................................................................... 17 3.1.2 Bedeutung der Saisonen............................................................................................ 21 3.1.3 Bedeutung des Schitourismus ................................................................................... 28 3.2 Beschäftigung..................................................................................................................... 32 3.3 Infrastruktur ........................................................................................................................ 36 4 METHODIK ................................................................................................................................ 39 4.1 Klimatologisch .................................................................................................................... 39 4.1.1 Beobachtungsdaten.................................................................................................... 39 4.1.2 Regionale Klimaänderungsszenarien........................................................................ 39 4.1.3 Wettergenerator.......................................................................................................... 43 4.1.4 Schneemodellierung................................................................................................... 44 4.1.5 Berechnung der Beschneiungszeit auf Stundenbasis .............................................. 46 4.1.6 Berechnungsablauf und Auswerteverfahren ............................................................. 49 4.2 Ökonomisch ....................................................................................................................... 52 4.2.1 Clusteranalyse ............................................................................................................ 52 5 ERGEBNISSE DER CLUSTERANALYSE ............................................................................... 53 5.1 Vorgehensweise................................................................................................................. 53 5.2 Ergebnisse.......................................................................................................................... 54 5.2.1 Clusteranalyse 1 ......................................................................................................... 54 5.2.2 Clusteranalyse 2 ......................................................................................................... 58 6 CASE STUDY............................................................................................................................ 61 6.1 Die Case Study Region...................................................................................................... 61 6.1.1 Rückblick auf die Entwicklung der Tourismusregion Semmering............................. 62 6.1.2 Gemeinde und Bevölkerung....................................................................................... 64 6.1.3 Sozioökonomische Ausgangssituation und Beschäftigung ...................................... 65 6.1.4 Tourismus ................................................................................................................... 68 6.2 Lokale Klimaszenarien und Schneemodellierung für die Region SemmeringHirschenkogel ................................................................................................................................ 69 6.2.1 Lokales Klimaänderungssignal .................................................................................. 69 6.2.2 Klimatische Differenzierung innerhalb des Skigebietes ............................................ 70 6.2.3 Möglichkeiten der Beschneiungstechnologie ............................................................ 77 Klimastudie Niederösterreich Seite 274 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 2 6.2.4 6.3 7 Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Wintersportregionen in Niederösterreich 78 Schlussfolgerungen für die Case Study Region ............................................................... 79 BIBLIOGRAPHIE ....................................................................................................................... 81 Klimastudie Niederösterreich Seite 275 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 3 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Beherbergungen im Bundesländervergleich 2006.................................................... 16 Tabelle 2: Vergleich der Tourismusintensität in sommer- bzw. winterdominierten Gemeinden in Österreich. 21 Tabelle 3: Anzahl der Nächtigungen der Winter- und Sommersaison 2006 im Bundesländervergleich...................................................................................................................... 24 Vergleich der Gemeinden in Niederösterreich (Kriterium Saisonschwerpunkt)....... 27 Tabelle 4: Tabelle 5: Vergleich der Gemeinden in Niederösterreich (Kriterium Liftinfrastruktur)............... 28 Tabelle 6: Vergleich der Gemeinden in Niederösterreich (Kriterien Saisonschwerpunkt und Liftinfrastruktur) in Hinblick auf Beschäftigung ................................................................................. 32 Tabelle 7: Eckdaten im Beherbergungs- und Gaststättenwesen (ÖNACE H) 2005................. 35 Tabelle 8: Schigebiete (Gemeinden) mit einer Transportleistung (Personenhöhenmeter pro Stunde) > 100.000 in Niederösterreich............................................................................................. 38 Tabelle 9: Vergleich von Modell und Beobachtung bezüglich der Anzahl der Tage in der Winterperiode (Nov.-April) an denen eine bestimmte Schneehöhe erreicht oder überschritten wurde 46 Tabelle 10: Evaluierung der Schätzung der Beschneiungsstunden an den Stationen Gmunden und Feuerkogel. (Jänner, Grenzwert –4°C) ..................................................................................... 49 Tabelle 11: Variablen der Clusteranalyse: Abkürzungen und Erläuterungen. ............................ 53 Tabelle 12: Clusteranalyse 1: Ausprägung der Clustervariablen Mittelwerte, Standardabweichung und Variationskoeffizient innerhalb der sechs Gemeindegruppen.............. 55 Tabelle 13: Clusteranalyse 2: Ausprägung der Clustervariablen Mittelwerte, Standardabweichung und Variationskoeffizient innerhalb der sechs Gemeindegruppen.............. 59 Tabelle 14: Überblick über Merkmale der Case Study-Gemeinde Semmering .......................... 61 Tabelle 15: Abgaben – Ertragsanteil der Gemeinde Semmering pro Kopf 2005 (in €).. ............ 64 Tabelle 16: Arbeitsstätten und Beschäftigte in Semmering 1991/2001....................................... 65 Tabelle 17: Semmering - Arbeitsstätten und Beschäftigte nach Abschnitten der ÖNACE 1995 und groben Beschäftigtengrößengruppen........................................................................................ 65 Tabelle 18: Semmering - Arbeitsstätten und Beschäftigte nach Abschnitten der ÖNACE 1995 und Stellung im Beruf........................................................................................................................ 66 Tabelle 19: Semmering – Erwerbspersonen nach beruflichen und wirtschaftlichen Merkmalen. 66 Tabelle 20: Semmering – Wohnbevölkerung nach beruflichen und wirtschaftlichen Merkmalen. 67 Tabelle 21: Semmering – Erwerbspendler nach Pendelziel (Volkszählung 2001). .................... 67 Tabelle 22: Semmering - Entwicklung der Bettenkapazitäten ..................................................... 68 Klimastudie Niederösterreich Seite 276 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 4 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Abbildung 2: Kalkalpen Abbildung 3: Abbildung 4: Darstellung der Seehöhenklassen nach Gemeindehauptort ...................................8 Digitales Höhenmodell von Niederösterreich mit Darstellung der Nördlichen 9 Höhenheterogenität der Siedlungspunkte einer Gemeinde.................................. 10 Mittlerer Jahresniederschlag in Österreich 1961-1990. Datenquelle ÖKLIM-ZAMG 12 Abbildung 5: Jahresmitteltemperatur in Österreich 1961-1990 .................................................. 12 Abbildung 6: Wintermitteltemperatur in Österreich 1961-1990................................................... 13 Abbildung 7: Mittlere Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke 1961-1990 .............................. 13 Abbildung 8: Nächtigungsentwicklung im Bundesländervergleich 1997 - 2006 ........................ 17 Abbildung 9: Durchschnittliche Zahl der Nächtigungen in Österreich 2000 - 2004 ................... 18 Abbildung 10: Durchschnittliche Zahl der Nächtigungen in Niederösterreich 2002 - 2006 ..... 18 Abbildung 11: Nächtigungsentwicklung in Niederösterreich 1972 -2006 ................................. 19 Abbildung 12: Zahl der Ankünfte in Niederösterreich 1972 -2006............................................ 19 Abbildung 13: Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Niederösterreich 1972 -2006................ 20 Abbildung 14: Nächtigungsdichte in Österreich (Nächtigungen pro Einwohner und Jahr)...... 20 Abbildung 15: Nächtigungsdichte gesamt in Niederösterreich (Nächtigungen pro Einwohner und Jahr) 21 Abbildung 16: Durchschnittlicher Anteil der Nächtigungen in den Wintersaisonen der Jahre 2000 – 2005 in Österreich................................................................................................................. 22 Gemeinden mit Wintertourismusdominanz in Österreich (Verhältnis der Abbildung 17: Winternächtigungen zu Sommernächtigungen)............................................................................... 23 Abbildung 18: Zu- oder Abnahme der Nächtigungszahlen der Wintersaisonen vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2005 in Österreich ....................................................................................................... 23 Abbildung 19: Nächtigungsdichte in der Wintersaison in Österreich (Nächtigungen pro Einwohner und Jahr) ......................................................................................................................... 24 Abbildung 20: Saisonschwerpunkt in Niederösterreich 1972 - 2006........................................ 25 Abbildung 21: Aufteilung der Gemeinden in Niederösterreich nach Nächtigungsschwerpunkt (Durchschnitt 2002-2006 in %) ......................................................................................................... 25 Abbildung 22: Anteil der Nächtigungen in der Wintersaison in Niederösterreich (Durchschnitt 2002 – 2006 in %) 26 Abbildung 23: Entwicklung der Nächtigungen in den Sommersaisonen 2001/2005 in Niederösterreich 26 Abbildung 24: Entwicklung der Nächtigungen in den Wintersaisonen 2001/2005 in Niederösterreich 27 Abbildung 25: Nächtigungsentwicklungen in den Wintersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich (Vergleich Gemeinden mit/ohne Lifte).................................................................. 28 Abbildung 26: Nächtigungsentwicklung in den Wintersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich (Vergleich Liftgemeinden & Nachbargemeinden vs. Restl. Gemeinden) ........... 29 Abbildung 27: Nächtigungsentwicklung in den Wintersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich 29 Abbildung 28: Nächtigungsentwicklungen in den Sommersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich (Vergleich Gemeinden mit/ohne Lifte).................................................................. 30 Abbildung 29: Nächtigungsentwicklung in den Sommersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich (Vergleich Liftgemeinden & Nachbargemeinden vs. Restl. Gemeinden) ........... 30 Klimastudie Niederösterreich Seite 277 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 5 Abbildung 30: Entwicklung der Bettenkapazitäten in den Wintersaisonen in Niederösterreich (Vergleich Gemeinden mit/ohne Lifte).............................................................................................. 31 Abbildung 31: Entwicklung der Bettenkapazitäten in den Sommersaisonen in Niederösterreich (Vergleich Gemeinden mit/ohne Lifte).............................................................................................. 31 Abbildung 32: Konzentration der Beschäftigung in Österreich (Anteil der Beschäftigten im Tourismussektor an den Gesamtbeschäftigten auf Gemeindeebene im Vergleich zum entsprechenden Anteil im Österreichdurchschnitt). ......................................................................... 33 Abbildung 33: Anteil der Beschäftigten im österreichischen Tourismussektor an den Gesamtbeschäftigten im Tertiärsektor ............................................................................................. 33 Abbildung 34: Lokation Tourismus an Tertiärbeschäftigung in Niederösterreich..................... 34 Abbildung 35: Anteil Beschäftigte im Tourismus an Gesamtbeschäftigten in Niederösterreich (in %). 34 Abbildung 36: Beschäftigte im Beherbergungs- und Gaststättenwesen in Niederösterreich, 1997-2005 35 Abbildung 37: Maximale Transportleistung aller Haupt-, Kleinseilbahnen und Schlepplifte (Personenhöhenmeter pro Stunde) und Anzahl der Anlagen in Niederösterreich ......................... 37 Abbildung 38: Maximale Transportleistung aller Haupt-, Kleinseilbahnen und Schlepplifte in Österreich (Personenhöhenmeter pro Stunde)................................................................................ 37 Abbildung 39: 2035: Veränderung der durchschnittlichen Jahrestemperaturen bezogen auf die Klimanormalperiode 1961 – 1990, gemittelt über 30 Jahre, Szenario A 1B. .................................. 40 Abbildung 40: 2035: Veränderung der durchschnittlichen Jahresniederschlägen bezogen auf die Klimanormalperiode 1961 – 1990, gemittelt über 30 Jahre, Szenario A 1B. ............................ 41 Abbildung 41: Verlauf der Wintertemperaturen bezogen auf die Referenzperiode 1971 – 2000 gemittelt über ganz Österreich. Einzeljahre (dünn) und 30 jährige Mittel (dick) für die Emissionsszenarien B1, A1B und A2............................................................................................... 42 Abbildung 42: Verlauf der Sommertemperaturen bezogen auf die Referenzperiode 1971 – 2000 gemittelt über ganz Österreich. Einzeljahre (dünn) und 30 jährige Mittel (dick) für die Emissionsszenarien B1, A1B und A2............................................................................................... 42 Abbildung 43: Häufigkeitsverteilung des Winterniederschlags (Nov.-April) - Schladming 1961 – 1990. 43 Relativer Fehler je Niederschlagskategorie in [%]............................................. 43 Abbildung 44: Abbildung 45: Vergleich der Schneehöhen modelliert vs. beobachtet – Planai 1981 – 1990. 45 Abbildung 46: Zusammenhang zwischen Temperatur, relativer Feuchte und Feuchttemperatur (Tf) und die jeweilige Eignung für die künstliche Beschneiung mit derzeitiger Standardtechnologie. 47 Abbildung 47: Monatsmittelwerte der gereihten stündlichen Temperatur für Jänner an der Station Zell am See. Dazu in Farbe die angepassten Polynome bzw. der Verlauf der linearen Interpolation. Strichliert: Möglicher Grenzwert für künstliche Beschneiung. ................................... 48 Abbildung 48: Berechnete und mittels Modell geschätzte Monatsummen der Beschneiung an den Stationen Feuerkogel und Gmunden im Jänner, für den Schwellwert –4 °C. ......................... 49 Abbildung 49: Clusteranalyse 1 – Räumliche Verteilung der Cluster ....................................... 54 Abbildung 50: Clusteranalyse 2: Räumliche Verteilung der Cluster ......................................... 58 Abbildung 51: Bevölkerungsentwicklung Semmering 1869 - 2006 .......................................... 64 Abbildung 52: Nächtigungsentwicklung Sommer- und Wintersaison, Semmering.................. 68 Abbildung 53: Klimaänderungssignal des Niederschlags im Gebiet Semmering/Hirschenkogel. Differenz zwischen den Perioden 2006-2035 „2020“ und 2036-2065 „2050“ gegenüber dem Zeitraum 1976-2005 REMO-UBA Szenario A 1B. .......................................................................... 69 Klimastudie Niederösterreich Seite 278 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 6 Abbildung 54: Klimaänderungssignal der Temperatur im Gebiet Semmering/Hirschenkogel. Differenz zwischen den Perioden 2006-2035 „2020“ und 2036-2065 „2050“ gegenüber dem Zeitraum 1976-2005 REMO-UBA Szenario A 1B. .......................................................................... 70 Abbildung 55: Mittlere Anzahl an Tagen (Median) mit einer natürlichen Schneedecke von mehr als 30 cm in den zwei Höhenlagen. ........................................................................................ 71 Abbildung 56: Mittlere Anzahl an Tagen (Median) mit einer natürlichen Schneedecke von mehr als 5 cm in den zwei Höhenlagen. .......................................................................................... 71 Abbildung 57: Anzahl an Tagen mit einer natürlichen Schneedecke von mindestens 30 cm in den drei Höhenlagen im Winter (Dezember, Januar und Februar)................................................. 72 Abbildung 58: Median der Beschneiungsstunden für die Klimaperiode 1976-2005. ............... 73 Abbildung 59: Beschneiungsstunden im Frühwinter (November und Dezember) an den beiden Standorten im Zeitraum 1976-2005.................................................................................................. 74 Abbildung 60: Beschneiungsstunden im Frühwinter (November und Dezember) an den beiden Standorten im Zeitraum 2006-2035, Szenario. ................................................................................ 74 Abbildung 61: Beschneiungsstunden im Frühwinter (November und Dezember) an den beiden Standorten im Zeitraum 2035-2065, Szenario. ................................................................................ 75 Abbildung 62: Semmering: Szenarien der potenziellen Schneeschmelze am Semmering Pass für die Wintermonate Dezember, Jänner und Februar. ................................................................... 75 Abbildung 63: Szenarien der Ausfälle an Skierdays für drei Wiederkehrswahrscheinlichkeiten und differenziert nach Ursache des Ausfalls: Median...................................................................... 76 Abbildung 64: Szenarien der Ausfälle an Skierdays für drei Wiederkehrswahrscheinlichkeiten und differenziert nach Ursache des Ausfalls. 5 jähriges Ereignis. .................................................. 77 Abbildung 65: Szenarien der Ausfälle an Skierdays für drei Wiederkehrswahrscheinlichkeiten und differenziert nach Ursache des Ausfalls. 20 jähriges Ereignis. ................................................ 77 Abbildung 66: Szenarien der Ausfälle an Skierdays für drei Wiederkehrswahrscheinlichkeiten und differenziert nach Ursache des Ausfalls. 20 jähriges Ereignis. ................................................ 78 Klimastudie Niederösterreich Seite 279 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 7 1 Einleitung Im Vergleich zu anderen industrialisierten Nationen erwirtschaftet Österreich einen sehr hohen Anteil seines BIP/Kopf im Tourismussektor. Die starke Abhängigkeit der österreichischen Wirtschaft vom Tourismus bedingt eine hohe Vulnerabilität gegenüber durch Klimawandel bedingten Veränderungen. Darüber hinaus gewinnt der Wintertourismus im Vergleich zum Sommertourismus immer mehr an Bedeutung, zumindest in Hinblick auf das erzielte Einkommen. Die Schneeverhältnisse vor Weihnachten können beispielsweise einen enormen Einfluss auf die Wirtschaftsprognosen für die laufende Saison, aber auch auf die Arbeitslosenzahlen des gesamten Jahres haben. Niederösterreich ist demgegenüber sehr viel stärker als Sommertourismusland positioniert und wird vor allem international kaum als typische alpine Wintertourismusdestination wahrgenommen. Dieser Umstand, der angesichts von sich häufenden Hiobsbotschaften für den Wintertourismus, als beruhigend für die niederösterreichische Tourismusbranche als ganze gesehen werden könnte, darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wesentliche Infrastrukturen für den Wintertourismus in den letzten Jahren aufgebaut wurden, deren ökonomische Auslastung gemeinsam mit der hohen Beschäftigungskonzentration im Tourismus in diesen meist peripher-ländlichen Regionen dennoch auch Anlass zur Sorge um die Zukunft des Wintertourismus geben. Es ist daher nur folgerichtig, dass ein systematischer Ansatz zur Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels auf das Land Niederösterreich auch eine gründliche und flächendeckende Untersuchung zu diesem Thema mit einschließt. Um diese Forschungsziele zu erreichen, werden alle niederösterreichischen Gemeinden in Hinblick auf ihre Vulnerabilität gegenüber Klimaveränderungen untersucht. Die wichtigsten Fragen hierbei beziehen sich auf die Faktoren, die die Vulnerabilität dieser Gemeinden bestimmen, sowie die Möglichkeiten des sozioökonomischen Systems diese Vulnerabilität durch geringere Abhängigkeit von sich verändernden Klimabedingungen zu verringern. Aufbauend auf derartige Analysen kann beispielsweise eine zielgerichtete Suche nach geeigneten Anpassungsstrategien erfolgen, wobei nicht nur technische Maßnahmen sondern auch Optionen betrachtet werden könnten, die die Flexibilität des sozioökonomischen Systems erhöhen. Da das Projekt eine flächendeckende Klimatologie aller auf diese Art erhobene verwundbaren Gebiete des Niederösterreichischen Wintertourismus nicht leisten kann, wir sodann eine Beispielgemeinde (Semmering) herausgegriffen und für diese realistische regionale Klimaszenarien aus GCM-Modellen abgeleitet und anschließend untersucht, welche geänderten Rahmenbedingungen für den Wintertourismus diese Szenarien erwarten lassen. Die Forschungsergebnisse sollen Gemeinden und politischen Entscheidungsträgern wertvolle Informationen bieten sowie Handlungsbedarf aufzeigen. Die Methodik, die in diesem Projekt entwickelt und angewendet wird kann weiters dazu dienen, auch anderen interessierten Gemeinden zu ermöglichen, ähnliche Studien durchzuführen. Klimastudie Niederösterreich Seite 280 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 8 2 Naturräumliche Ausgangssituation 2.1 GEOGRAPHIE Abbildung 1: Darstellung der Seehöhenklassen nach Gemeindehauptort Abbildung 1: stellt alle Gemeinden Österreichs nach der Zugehörigkeit des jeweiligen Gemeindehauptortes zu neun Höhenklassen dar. Nachdem einige meteorologische Parameter (etwa Schneefall- und ganz allgemein Temperaturgrenzen) höhenabhängig sind, stellt diese Zusammenfassung von politischen Gemeinden zu Gruppen vergleichbarer Seehöhe einen Aspekt der unterschiedlichen Ausgangsbedingungen österreichischer Gemeinden für Tourismus-aktivitäten dar. Aus diesem Grund wurde dieser Parameter auch in die Clusteranalysen, wie in Kapitel 5 dargestellt, aufgenommen. Für das Land Niederösterreich zeigt sich eine deutliche Trennung in die flachen Bereiche des Nordostens und Ostens (Weinviertel) sowie des Südostens (Industrieviertel) während hingegen die westliche Landeshälfte (Waldviertel und Mostviertel) von zwei Gebirgszügen geprägt ist. Klimastudie Niederösterreich Seite 281 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus Abbildung 2: 9 Digitales Höhenmodell von Niederösterreich mit Darstellung der Nördlichen Kalkalpen Im Nordwesten liegt das Granitplateau der Böhmischen Masse, die geologisch älteste Landschaft Österreichs, welche durchschnittliche Höhen von 400 bis 800m aufweist. Die höchsten Erhebungen sind der Tischberg und der Groß Peilstein mit ca. 1.060m. Im Süden wird die Böhmische Masse durch die Donau begrenzt. Daran anschließend erstrecken sich die Nördlichen Kalkalpen (Niederösterreich-Steirische Kalkalpen) mit den Ybbstaler Alpen (Hochkar, Ötscher), Türnitzer Alpen (Mariazeller Bürgeralpe), Guttensteiner Alpen und der Rax-Schneeberg-Gruppe. Der Schneeberg mit 2.076m ist die höchste Erhebung des Landes Niederösterreich und als einziger Zweitausender des Landes zugleich auch der Östlichste der Alpen. Weitere vor allem für den Wintertourismus wichtige Berge sind die Rax (höchste Erhebung auf niederösterreichischem Gebiet: 1.943m), der Ötscher (1.893m) sowie das Hochkar (1.808m). Klimastudie Niederösterreich Seite 282 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus Abbildung 3: 10 Höhenheterogenität der Siedlungspunkte einer Gemeinde Die Legende ist als Differenz zu lesen (höchster - niedrigster Siedlungspunkt im Gemeindegebiet) Abbildung 3: zeigt einen Indikator, der als Annäherung an einen weiteren Aspekt von geographischen Rahmenbedingung für den Tourismus in Gemeinden interpretiert werden kann: Je größer die Differenz aus höchstem Siedlungspunkt und niedrigstem Siedlungspunkt einer Gemeinde, desto stärker erstreckt sich der Siedlungsraum in vertikaler Hinsicht. Landschaftsnutzungen wie Wandern, Schiwandern und Schifahren gewinnen ihre Attraktivität zwar zunächst aus den Höhenunterschieden im Naturraum. Inwieweit Siedlungsaktivitäten diesen Höhenlagen folgen, entscheidet aber unter anderem darüber, wie intensiv diese menschlichen Aktivitäten vor Ort ökonomisch genutzt werden können. Für Niederösterreich zeigt die Abbildung nur zwei Regionen mit nennenswerten Höhendifferenzen innerhalb der Gemeindesiedlungspunkte. Dies sind zum einen der Bereich der Ybbstaler Alpen (Hochkar, Ötscher) im Bezirk Scheibbs und zum anderen das WechselGebiet am südlichen Ende von Niederösterreich. Die Gemeinde Kleinzell (Bezirk Lilienfeld) sticht aufgrund der 1.399m hohen Reisalpe hervor. Das Semmeringgebiet hebt sich wegen seiner Passlage nicht besonders hervor. Klimastudie Niederösterreich Seite 283 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 11 2.2 METEOROLOGIE Österreich liegt in der Westwindzone der gemäßigten nördlichen Breiten. Die wichtigsten Feuchtequellen für Österreich sind der Atlantik und das Mittelmeer. Der Niederschlag weist einen starken Jahresgang auf, wobei die Niederschlagsmaxima im Sommer auftreten. Rund die Hälfte des Jahresniederschlages fällt in den Monaten Mai bis August. Die Niederschlagscharakteristika in den einzelnen Regionen sind sehr unterschiedlich. So reicht die Spannbreite der Jahresniederschlagssummen von knapp 500 mm in Marchfeld und Weinviertel bis zu 2.500 mm in Vorarlberg (Abbildung 4:). Dies hat zwei Hauptursachen: Einerseits liegt Österreich im Übergangsbereich vom atlantisch zum kontinental beeinflussten Klima. Dies bewirkt, dass in den östlichsten Regionen nur rund die Hälfte des Jahresniederschlages der westlichsten Regionen fällt. Andererseits wirken die Alpen stark modifizierend auf die Niederschlagsverteilung. In den Gebieten nördlich des Alpenhauptkammes führen hauptsächlich atlantische Fronten, die in westliche bis nordwestliche Strömungen eingebettet sind, zu Niederschlag. Hierbei verursacht die Stauwirkung der Alpen sehr hohe Niederschlagssummen und große Intensitäten (Abbildung 4:). In den Gebieten südlich des Alpenhauptkammes treten hingegen Niederschläge großteils in Verbindung mit einem Mittelmeertief auf. Im Sommerhalbjahr spielen in ganz Österreich auch konvektive Niederschläge (Gewitter) eine wichtige Rolle. Die Temperaturverteilung in Österreich ist stark durch die Alpen geprägt. Die Jahresmitteltemperaturen reichen von mehr als 10 °C im östlichen Flachland bis hin zu unter –4°C an den höchsten Berggipfeln (Abbildung 5:). Generell kann man in Österreich eine Abnahme der Temperatur um rund 6 – 7 °C je 1000 m Seehöhe beobachten, wobei jedoch während der Wintermonate durch ausgeprägte Temperaturinversionen diese Temperaturabnahme mit der Höhe besonders in den Alpinen Tal- und Beckenlagen gestört ist. Im Winter kann man daher erst ab einer Seehöhe von rund 1500 m mit einer konstanten Temperaturabnahme mit der Höhe rechnen. Dies erkennt man auch in der Karte der Wintermitteltemperatur (Abbildung 6:). Das Klagenfurter und Grazer Becken sind deutlich kühler als vergleichbare Höhenlagen im Donautal. Die Temperaturverteilung ist natürlich auch hauptverantwortlich für den Aufbau einer Schneedecke. In den warmen Flachlandregionen ergeben sich im Mittel weniger als 75 Tage mit einer geschlossenen Schneedecke, in den Akkumulationsregionen der Gletscher hingegen bleibt der Schnee das ganze Jahr liegen (siehe Abbildung 7:). Für die niederösterreichischen Skigebiete mit dem stark kontinentalen Einfluss bedeutet dies, dass das Temperaturniveau für die Konservierung von Schnee aber auch für die Kunstschneeproduktion sehr günstig ist. Weiters stammen die Luftmassen die in Niederösterreich im Winter Schnee bringen hauptsächlich aus dem Nordsee- und Ostseeraum, welche wesentlich kälter sind als Luftmassen vom Atlantik oder dem Mittelmeerraum. Daher ist der Anteil an Schnee am Gesamtniederschlag im Winter deutlich höher als in anderen Teilen Österreichs. Durch den kontinentalen Einfluss sind jedoch auch die Niederschlagsmengen außerhalb einzelner Stauregionen relativ gering, wodurch der Aufbau einer natürlichen Schneedecke teilweise erst im Jänner erfolgt. Klimastudie Niederösterreich Seite 284 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus Abbildung 4: Mittlerer Jahresniederschlag in Österreich 1961-1990. Datenquelle ÖKLIMZAMG Datenquelle ÖKLIM-ZAMG Abbildung 5: Jahresmitteltemperatur in Österreich 1961-1990 Datenquelle ÖKLIM-ZAMG Klimastudie Niederösterreich Seite 285 12 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus Abbildung 6: Wintermitteltemperatur in Österreich 1961-1990 Datenquelle ÖKLIM-ZAMG Abbildung 7: Mittlere Anzahl an Tagen mit einer Schneedecke 1961-1990 Datenquelle ÖKLIM-ZAMG Klimastudie Niederösterreich Seite 286 13 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 14 3 Sozioökonomische Ausgangssituation 3.1 TOURISMUS/WINTERTOURISMUS IN NIEDERÖSTERREICH Das Tourismus- und Freizeitangebot in Niederösterreich Die begünstigte Lage und Erreichbarkeit des Bundeslandes Niederösterreich ergibt sich durch die Nähe zu den Nachbarstaaten Slowakei, Ungarn und Tschechien sowie zur Bundeshauptstadt Wien. Das Tourismusland Niederösterreich ist als sehr heterogen zu bezeichnen und bietet auch landschaftlich und kulturell eine große Vielfalt. Das Bundesland teilt sich in 6 unterschiedliche Tourismusdestinationen, die gesondert in der Form von GmbHs ihr Tourismus- und Freizeitangebot organisieren (Amt der NÖ Landesregierung), ein: • Das Waldviertel • Das Weinviertel • Donau Niederösterreich • Wienerwald • Das Mostviertel • die Region Wiener Alpen in Niederösterreich mit der Semmeringbahn als Weltkulturerbe, wobei den höchsten Bekanntheitsgrad die Wachau (Weltkulturerbe) und der Wienerwald aufweisen (Merkl, 2004). Die niederösterreichischen Tourismusregionen mit ihren reichhaltigen Attraktionen zählen zu den ältesten Tourismuslandschaften Österreichs. Seit dem Jahr 1999 versucht das Bundesland sich als das so genannte „Land des Genießens und der Lebenskultur“ eine differenzierte Wettbewerbsposition zu verschaffen, wobei ein breites Angebot, Qualitätsverbesserung und Effizienzsteigerung Ziel der Tourismusstrategie der letzten Jahre war (Amt der NÖ Landesregierung). Kultur, Kulinarik und Wein, Gesundheit, sowie Natur- und Bewegungsräume werden als Kernkompetenzen des Bundeslandes genannt, auf denen die Produktdifferenzierung aufbaut, wobei folgende Bereiche akzentuiert werden: • Gesundheitstourismus (z.B. Baden, Bad Schönau, Moorbad Harbach) • Kultur (z.B. in Krems/Wachau, Tulln, St. Pölten) (Kulturlandschaften und Kulturgüter, wie z.B. die Semmeringbahn als Welt UNESCO) • Naturlandschaften • Tourismus im Alpenraum Klimastudie Niederösterreich Seite 287 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 15 Obwohl Niederösterreich nicht zu den hochalpinen Bundesländern Österreich zählt, bietet das Bundesland ein breites Angebot für alpine Touristen in der Sommer- und Wintersaison. Die Schigebiete in Niederösterreich befinden sich vor allem im südlichen Teil des Bundeslandes (vergleiche Abbildung 37: und Tabelle 8: in Kapitel 3.3). Hier einige Beispiele: • Das Hochkar: Das Hochkar ist im Winter mit 20 km Pistenlandschaft und 9 Aufstiegshilfen als größtes Schisportzentrum Niederösterreich bekannt und wird auch im Sommer von Wanderern und alpinen Sportlern frequentiert. Zusätzlich bietet das Hochkar Touristenattraktionen wie z.B. die „Hochkarhöhle“. • Ötscherland: Lackenhof am Ötscher (810m bis zu einer Höhe von 1.410 m) mit 5 Schleppliften und 3 Seilbahnen gilt als bekanntester Wintersportort im Ötscherland. • Das Schigebiet Hirschenkogel liegt zwischen Niederösterreich und der Steiermark (bis zu einer Höhe von 1.340 Metern über dem Meeresspiegel). Das Schigebiet bietet neben einem Schlepplift und einer Sesselbahn die einzige Gondelbahn auf Bundeslandebene. Als besondere Attraktion des Hirschenkogels kann weiters die europaweit stärkste Flutlichtanlage angeführt werden, die den Tages- und Nachtschibetrieb ermöglicht. • Die Gemeindealpe offeriert Schifahrern präparierte Pisten bis zu einer Höhe von 1.626 Metern über dem Meeresspiegel, die mit 2 Seilbahnen sowie einem Tellerlift für Kinder und Anfänger als Übungslift ausgestattet sind. • St. Corona am Wechsel auf 850 Metern Höhe über dem Meeresspiegel liegt am Fuße des Kampsteins. Die Bergstation auf einer Höhe von 1.422 Metern über dem Meeresspiegel kann mit einem Vierersessellift erreicht werden. Zusätzlich werden ein weiterer Sessellift und zwei Schleppliftanlagen angeboten. • Auf dem Annaberg in den Mostviertler Alpen wurden 9 Lifte errichtet, darunter 2 Vierersesselbahnen mit Förderbandeinstieg, ein Doppelsessellift sowie sechs Schlepplifte. Zusätzlich zum Schisport werden auch weitere Wintersportarten, wie etwa Eisstockschießen, Langlaufen, Tourengehen, Schneeschuhwandern, Pferdeschlittenfahren angeboten. • Auf dem Königsberg/Hollenstein an der Ybbs sind Abfahrten von 15 km mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden befahrbar, die mit 4 Schleppliften, einem Tellerlift und einem Kleinkinderlift ausgestattet sind. • Die Rax ist ein kleineres, jedoch sehr beliebtes Schigebiet und bietet im Winter eine gut funktionierende Liftinfrastruktur (Schlepplift und Seilbahn). • Die Gutensteiner Alpen gelten als besonders beliebtes Wander- und Klettergebiet für die Einwohner der Großräume Wien, Wiener Neustadt und St. Pölten im Sommer. Im Winter werden die Südosthänge des Unterbergs als Schisportgebiete genutzt. • Im Grenzgebiet zu Oberösterreich befindet sich in der Nähe von Waidhofen an der Ybbs das Schigebiet „Forsteralm“. Insgesamt erschließen acht Lifte (1 Sessellift, 6 Schlepplifte und ein Übungslift) 18 Pistenkilometer. Klimastudie Niederösterreich Seite 288 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 16 Obwohl die Regionen Niederösterreichs im Vergleich zu anderen Bundesländern nicht als typische Wintersportregionen eingestuft werden, bietet der Alpenraum sowohl im Sommer als auch im Winter Tourismusattraktionen. Die Zielgruppen im alpinen Sommertourismus sind hauptsächlich Wanderer und das jüngere sportlich aktive Segment, während im Winter die Produktgestaltung vorwiegend auf Wintersportler abzielt (siehe Amt der NÖ Landesregierung). Die Nächtigungsentwicklungen der letzten Jahre zeigen, dass der Wintertourismus im Gegensatz zum Sommertourismus (siehe dazu auch Abbildung 11:) mehr an Bedeutung gewonnen hat. Dennoch werden durch die einsaisonale Prägung einiger Betriebe die Kapazitäten nicht voll ausgelastet. Eine Erklärung für die im Allgemeinen steigende Bedeutung der Wintersaison schreiben Insider auch Erfolgen in der Attraktivierung der Produktgestaltung im Winter zu (siehe etwa Merkl, 2004). Die deutlich überdurchschnittlich hohen Nächtigungszahlen 2002-2006 in Schi- und Wellnessgemeinden steigerten aufgrund ihrer hohen Wertschöpfungswirksamkeit die Bedeutung des Wintertourismus sowie des ganzjährigen Gesundheitstourismus und stellen daher in Hinblick auf die Ostöffnung seit Jahren besondere Schwerpunkte der Verkaufsförderung dar (siehe Merkl, 2004). Der Gesundheitstourismus ist ebenfalls ein nicht unerheblicher Wirtschaftsfaktor, wobei Ärzte, Privatpatienten sowie Krankenkassen die kaufentscheidende Gruppen sind (siehe Amt der NÖ Landesregierung). Ein weiterer Trend liegt in der Verknüpfung des vielfältigen kulturellen Angebots mit dem Wirtschaftstourismus, der ein besonders hohes Wachstum verzeichnet (siehe Madl, 2006). Ein einschneidendes Charakteristikum der Tourismuswirtschaft in Niederösterreich in den letzten Jahren stellt auch die Tendenz zum Tagestourismus dar, die in der sinkenden durchschnittlichen Nächtigungsdauer reflektiert wird. Tabelle 1: zeigt, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer von 2,7 Tagen in 2006 unter dem bundesweiten Durchschnitt liegt und Niederösterreich nach dem Burgenland im Vergleich zu den restlichen Bundesländern die geringste Nächtigungsanzahl aufweist. Tabelle 1: Beherbergungen im Bundesländervergleich 2006 2006 Ankünfte Nächtigungen Ø Aufenthaltsdauer 777.737 2.576.448 3,3 Kärnten 2.467.001 12.300.769 5,0 Niederösterreich 2.238.520 6.071.534 2,7 Oberösterreich 2.169.337 6.607.795 3,0 Salzburg 5.442.248 23.272.876 4,3 Steiermark 2.771.668 9.746.139 3,5 Tirol 8.533.283 41.689.733 4,9 Vorarlberg 1.805.798 7.753.620 4,3 Wien 3.928.870 9.349.005 2,4 30.134.462 119.367.919 4,0 Burgenland Österreich Datenquelle: Statistik Austria Der Tages- und Ausflugstourismus verstärkt die Relevanz der Zusammenarbeit von Regionen untereinander sowie intensivierter Marketingmaßnahmen im Osten (Merkl, 2004). Besondere Zielgruppen im Ausflugstourismus sind Ausflügler aus Wien und Niederösterreich Klimastudie Niederösterreich Seite 289 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 17 (Amt der NÖ Landesregierung). Die sinkende durchschnittliche Aufenthaltsdauer kann bei parallelem Anstieg der Beschäftigten- und Touristenanzahl auch als Hinweis auf die Qualitätssteigerung des touristischen Angebots interpretiert werden, die in der Positionierungsstrategie 2010 des Landes Niederösterreich verankert ist. Aufgrund der Dynamik der internationalen Märkte wird im Rahmen der Positionierungsstrategie ein komplexes Zielsystem mit konkreten Teilzielen verfolgt, wobei zusammenfassend folgende Komponenten genannt werden (siehe Amt der NÖ Landesregierung): Wirtschaftlichkeit (z.B. Steigerung der Tourismusumsätze mit dem zugrunde liegenden Ziel der Erhöhung der Auslastung, der Nächtigungszahlen sowie der Arbeitsplätze), Markt- und Gästeziele (Verbesserung von Image und Wiederbesuchsabsicht) und Prozessziele auf Betriebs- und Organisationsebene. Abbildung 8: in Mio. 45 Nächtigungsentwicklung im Bundesländervergleich 1997 - 2006 Nächtigungsentwicklung im Bundesländervergleich 40 Tirol 35 Salzburg 30 Kärnten Steiermark 25 Wien 20 Vorarlberg 15 Oberösterreich 10 Niederösterreich 5 Burgenland 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT) 3.1.1 Tourismusintensität Die folgenden Abbildungen zeigen neben den Absolutzahlen der Nächtigungen einen weiteren wesentlichen Parameter, der für die meisten regionalökonomischen Charakterisierungen von Gebieten zur Bestimmung der Tourismusintensität herangezogen wird: Nächtigungen pro Einwohner und Jahr (Nächtigungsdichte). Die im nachfolgenden Kapitel 3.1.2 dargestellten Karten zur Winterdominanz legen eine These nahe, die auch durch nähere Analyse bestätigt wird: der Wintertourismus ist in Österreich insgesamt weitgehend nächtigungsintensiver als der Sommertourismus. Diese Tatsache verdankt sich zum Teil der geringeren Bevölkerungszahl in den Berggemeinden. Aber ein Blick auf die Absolutzahlen in Abbildung 9: zeigt, dass mit Ausnahme der und verschiedenen Kärntner Seengemeinden die Städtedestinationen Wintertourismusgemeinden insgesamt am stärksten frequentiert werden. Klimastudie Niederösterreich Seite 290 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus Abbildung 9: 18 Durchschnittliche Zahl der Nächtigungen in Österreich 2000 - 2004 Folgende Abbildung veranschaulicht deutlich, dass auch in Niederösterreich hauptsächlich alpine Regionen, wie z.B. die Schigebiete Hochkar, Ötscher im Nordwesten und der Semmering im Nordosten sowie die Kurgemeinden (Baden, Moorbad/Harbach) in 2002-2006 die höchsten durchschnittlichen Nächtigungszahlen verzeichneten. Abbildung 10: Durchschnittliche Zahl der Nächtigungen in Niederösterreich 2002 - 2006 Klimastudie Niederösterreich Seite 291 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 19 Obwohl das Tourismusland Niederösterreich insgesamt im Sommer stärker als im Winter frequentiert wird, zeigt die nachstehende Abbildung 11:, dass die Nächtigungsentwicklung in der Sommersaison im Vergleich zur Wintersaison an Bedeutung verliert. Abbildung 11: Nächtigungsentwicklung in Niederösterreich 1972 -2006 4.500.000 4.000.000 3.500.000 3.000.000 2.500.000 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 Nächtigungen Wintersaison Nächtigungen Sommersaison 19 73 19 77 19 82 19 87 19 92 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 - Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT) Abbildung 12: illustriert den insgesamt positiven Aufwärtstrend in der Zahl der Ankünfte 19722006. Da die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in den letzten Jahren drastisch gesunken ist (siehe Abbildung 13:), kristallisiert sich ein deutlicher Trend zum Tages- bzw. Ausflugstourismus heraus. Abbildung 12: Zahl der Ankünfte in Niederösterreich 1972 -2006 1.600.000 1.400.000 1.200.000 1.000.000 800.000 600.000 400.000 200.000 Ankünfte Wintersaison Ankünfte Sommersaison 19 73 19 77 19 82 19 87 19 92 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 - Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT) Klimastudie Niederösterreich Seite 292 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 20 Abbildung 13: Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Niederösterreich 1972 -2006 8,0 7,0 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 Ø Aufenthaltsdauer Wintersaison 1,0 Ø Aufenthaltsdauer Sommersaison 19 73 19 77 19 82 19 87 19 92 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 0,0 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT) Abbildung 14: illustriert die Nächtigungsdichte, d.h. die Nächtigungen pro Einwohner und Jahr in Österreich, die in Westösterreich stark konzentriert ist. Im Vergleich dazu stellt Abbildung 15: die Nächtigungsdichte in Niederösterreich dar, wobei sich ein ähnliches Bild wie bei den Gesamtnächtigungen in Österreich ergibt. Eine Erklärung dafür stellen die geringen durchschnittlichen Einwohnerzahlen in den Schisportgemeinden dar, woraus sich auch eine wesentlich stärkere relative ökonomische Bedeutung des Tourismus in diesen Gemeinden ableiten lässt. Abbildung 14: Nächtigungsdichte in Österreich (Nächtigungen pro Einwohner und Jahr) Klimastudie Niederösterreich Seite 293 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 21 Abbildung 15: Nächtigungsdichte gesamt in Niederösterreich (Nächtigungen pro Einwohner und Jahr) 3.1.2 Bedeutung der Saisonen Vergleich der Tourismusintensität in sommer- bzw. winterdominierten Gemeinden in Österreich. Vergleich Gemeinden mit Sommer- bzw. alle Gem. mit Gem. mit > 50% Gem. mit > 50% Winterschwerpunkt Nächtigungen Winternächt. Sommernächt. Anzahl 1.571 247 1.324 Gemeinden Durchschnittl. EW-Zahl 4.384 1.999 4.829 Summe Einwohner 6.887.948 493.836 6.394.112 Summe Nächtigungen 59.194.925 39.509.357 19.685.568 Wintersaison Anteil (%) 100 67 33 2004/2005 Nächtigungsdichte 9 80 3 Summe Nächtigungen 59.578.497 21.287.724 38.290.773 Sommersaison Anteil (%) 100 36 64 2005 Nächtigungsdichte 9 43 6 Summe Nächtigungen 119.241.539 60.989.017 58.252.522 Jahr 2005 Anteil (%) 100 51 49 Nächtigungsdichte 17 124 9 Tabelle 2: Datenquelle: Statistik Austria und eigene Berechnungen Klimastudie Niederösterreich Seite 294 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 22 Betrachtet man gesamt Österreich, so ist die Nächtigungsdichte im Sommer annähernd gleich hoch bzw. leicht höher wie die Nächtigungsdichte im Winter. Nur 247 der 2357 österreichischen Gemeinden erzielen jedoch mehr als 50% der Nächtigungen in der Wintersaison. Mehr als die Hälfte aller Nächtigung in Österreich finden in diesen Gemeinden mit mehr als 50% der Nächtigungen im Winter statt. Tabelle 2: gibt einen Überblick über die unterschiedliche Intensität des Tourismus in den sommer- bzw. winterdominierten Gemeinden Österreichs. Ausschließlich im Sommer erfolgreiche Tourismusgemeinden sind in Abbildung 16: gut durch die grüne Einfärbung erkennbar, wie etwa das oberösterreichische Salzkammergut zwischen Mondsee und Traunsee, die Wachau, die Gemeinden um den Neusiedlersee, das Gros der Kärntner Tourismusgemeinden etc., während es beispielsweise Gemeinden am Arlberg und in den Ötztaler Alpen auf annähernd 100% der Nächtigungen in der Wintersaison bringen. Die Dominanz des Wintertourismus in vielen Alpengemeinden wird noch deutlicher in Abbildung 17: zum Ausdruck gebracht, welche sich auf die Darstellung von Werten in Gemeinden mit mindestens 50% Nächtigungsanteil in der Wintersaison konzentrieren. Abbildung 16: Durchschnittlicher Anteil der Nächtigungen in den Wintersaisonen der Jahre 2000 – 2005 in Österreich Im Westen Österreichs liegt der deutliche Saisonschwerpunkt im Winter, wie der in Abbildung 16: dargestellte durchschnittliche Anteil der Nächtigungen in der Wintersaison in den letzten Jahren zeigt. Das Verhältnis der Winternächtigungen zu den Sommernächtigungen (siehe Abbildung 17:) ist ebenfalls in Westösterreich (Vorarlberg, Salzburg und Tirol) stark akzentuiert. Das Schigebiet Hochkar erweist sich als die Gemeinde mit der stärksten Wintertourismusdominanz in Niederösterreich. Klimastudie Niederösterreich Seite 295 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 23 Abbildung 17: Gemeinden mit Wintertourismusdominanz in Österreich (Verhältnis der Winternächtigungen zu Sommernächtigungen). Abbildung 18: zeigt ein geographisch deutlich uneinheitliches Bild der Zu- oder Abnahmen der Nächtigungszahlen der Wintersaison vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2005. Im Osten Österreichs ist eine stärkere Polarisierung zwischen Gewinnern und Verlieren in Hinblick auf die Veränderung in den Nächtigungszahlen zu beobachten. Abbildung 18: Zu- oder Abnahme der Nächtigungszahlen der Wintersaisonen vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2005 in Österreich Dabei können im Allgemeinen größere Schwankungen im Osten Österreichs und eine stabilere Auslastung im Westen, das heißt in den eher winterdominierten bzw. Klimastudie Niederösterreich Seite 296 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 24 Ganzjahrestourismusgemeinden, die wie in Abbildung 17: erkennbar wesentlich höhere absolute Nächtigungszahlen aufweisen, festgestellt werden. Das ausgesprochen heterogene Bild, das Verbesserungen bei der touristischen Infrastruktur ebenso widerspiegelt wie Abnahmen, die unter Umständen auf ungünstige Witterungslagen zurückgeführt werden können, verlangt jedoch eine genauere Analyse im Detail, wie sie mit Ausnahme von Regressionsmethoden vor allem mithilfe der, aufgrund der Clusteranalyse vorgenommenen Gruppenbildung sinnvoll ist. Abbildung 19: stellt die starke Konzentration der Nächtigungsdichte in der Wintersaison in Süd- und Westösterreich (Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Kärnten) dar. Abbildung 19: Nächtigungsdichte in der Wintersaison in Österreich (Nächtigungen pro Einwohner und Jahr) Anzahl der Nächtigungen der Winter- und Sommersaison 2006 im Bundesländervergleich Nächtigungen Nächtigungen 2006 Winter Sommer Tirol 24.738.751 16.823.228 Salzburg 12.680.634 9.565.855 Vorarlberg 4.616.379 3.116.473 Steiermark 4.426.132 5.202.736 Wien 3.817.686 5.445.693 Kärnten 3.447.218 8.816.214 Oberösterreich 2.204.409 4.073.964 Niederösterreich 2.096.181 3.620.037 Burgenland 697.227 1.769.797 Tabelle 3: Datenquelle: Statistik Austria Klimastudie Niederösterreich Seite 297 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 25 Abbildung 20: Saisonschwerpunkt in Niederösterreich 1972 - 2006 80 70 60 50 40 30 20 Anteil Sommersaison an Nächtigungen gesamt 10 Anteil Wintersaison an Nächtigungen gesamt 19 73 19 77 19 82 19 87 19 92 19 97 19 98 19 99 20 00 20 01 20 02 20 03 20 04 20 05 20 06 - Abbildung 20: veranschaulicht den Saisonschwerpunkt in Niederösterreich. Der Anteil der Nächtigungen im Sommer an der Gesamtanzahl in den Jahren 1972-2006 ist höher als im Winter, wobei die Wintersaison anteilsmäßig einen leichten Aufwärtstrend verzeichnet. Abbildung 21: Aufteilung der Gemeinden in Niederösterreich nach Nächtigungsschwerpunkt (Durchschnitt 2002-2006 in %) Abbildung 21: zeigt, dass die Nächtigungsschwerpunkte in den Gemeinden Niederösterreichs uneinheitlich polarisiert sind: Der Anteil der Nächtigungen in der Wintersaison ist besonders stark in den Schisportgebieten Hochkar, Ötscher und Semmering konzentriert. Klimastudie Niederösterreich Seite 298 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 26 Abbildung 22: Anteil der Nächtigungen in der Wintersaison in Niederösterreich (Durchschnitt 2002 – 2006 in %) Die folgende Abbildung 23: illustriert die relativ starke Polarisierung in Gewinner und Verlierer an Nächtigungen in den Gebirgsregionen im Sommer 2005 im Vergleich zu 2001 in Niederösterreich. Abbildung 24: zeigt ein ähnliches Bild für den Wintertourismus, jedoch mit einer allgemein positiveren Entwicklung in den Nächtigungszahlen. Abbildung 23: Entwicklung der Nächtigungen in den Sommersaisonen 2001/2005 in Niederösterreich Klimastudie Niederösterreich Seite 299 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 27 Abbildung 24: Entwicklung der Nächtigungen in den Wintersaisonen 2001/2005 in Niederösterreich Tabelle 4: Vergleich der Gemeinden in Niederösterreich (Kriterium Saisonschwerpunkt) Kriterium Saisonschwerpunkt Gemeinden Alle Gemeinden mit Nächtigungen zw. Winter 02Sommer 06 Ohne Gemeinden ohne Nächtigungen Anzahl Gemeinden Durchschnittliche EW-Zahl Gemeinden mit mehr als 50% der Nächtigungen im Winter Gemeinden mit mehr als 50% der Nächtigungen im Sommer 322 13 309 3.540 2.463 3.585 Summe EW 1.139.886 32.021 1.107.865 Summe Nächtigungen 5.668.881 453.673 5.215.209 ØAnteil Nächtigungen 100 8 92 ØNächtigungsdichte 5,0 Summe Nächtigungen NaWiØ_02-06 2.036.464 ØAnteil Nächtigungen NaWiØ_02-06 100 ØNächtigungsdichte NaWiØ_02-06 1,8 Nächtigungen Sommer Summe Nächtigungen Ø 2002- 2006 NaSoØ_02-06 3.632.417 ØAnteil Nächtigungen NaSoØ_02-06 100 ØNächtigungsdichte NaSoØ_02-06 3,2 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT); Berechnungen JR-InTeReg 14,2 4,7 272.601 1.763.863 13 87 8,5 1,6 181.072 3.451.346 5 95 5,7 3,1 Nächtigungen Ø Winter 02-Sommer 06 Nächtigungen im Winter Ø 2002-2006 Klimastudie Niederösterreich Seite 300 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 3.1.3 28 Bedeutung des Schitourismus Tabelle 5: Vergleich der Gemeinden in Niederösterreich (Kriterium Liftinfrastruktur) Kriterium Liftinfrastruktur Ohne Gemeinden ohne Nächtigungen Gemeinden Anzahl Gemeinden Alle Gemeinden mit Nächt. zw. WI 02-SO 06 322 Durchschnittliche EW-Zahl Nächtigungen Ø Winter 02-Sommer 06 Gemeinden ohne Lifte lt. Statistik 273 Gemeinden mit Lift(en) lt. Statistik 49 3.540 3.821 1.973 Summe EW 1.139.886 1.043.215 96.671 Summe Nächtigungen 5.668.881 4.620.098 1.048.784 davon im Sommer (%) 64 66 55 ØAnteil Nächtigungen 100 81 19 ØNächtigungsdichte 5,0 Summe Nächtigungen NaWiØ_02-06 2.036.464 Nächtigungen im ØAnteil Nächtigungen Winter NaWiØ_02-06 100 Ø 2002-2006 ØNächtigungsdichte NaWiØ_02-06 1,8 Summe Nächtigungen NaSoØ_02-06 3.632.417 Nächtigungen Sommer ØAnteil Nächtigungen Ø 2002- 2006 NaSoØ_02-06 100 ØNächtigungsdichte NaSoØ_02-06 3,2 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT); Berechnungen JR-InTeReg 4,4 10,8 1.564.398 472.066 77 23 1,5 4,9 3.055.700 576.717 84 16 2,9 6,0 Eine Betrachtung der Nächtigungsentwicklung in Abbildung 25: zeigt, dass die Übernachtungen von 1997 bis 2006 in den Gemeinden mit Liftinfrastruktur in der Wintersaison stagnierten im Gegensatz zu den Gemeinden ohne Liftinfrastruktur. Eine mögliche Erklärung für das unplausible Ergebnis können durch die verhältnismäßig hohen Investitionen in Liftkapazitäten im Vergleich zu relativ geringen Investitionen in die Qualität und Bettkapazitäten von Unterkünften (siehe auch Abbildung 30: und Abbildung 31:) begründet werden. Abbildung 25: Nächtigungsentwicklungen in den Wintersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich (Vergleich Gemeinden mit/ohne Lifte) 2.500.000 Nächtigungsentwicklung Wintersaison 1997-2006 2.000.000 1.500.000 Gemeinden mit Lift(en) Gemeinden ohne Lifte gesamt 1.000.000 500.000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT); eigene Berechnungen Klimastudie Niederösterreich Seite 301 2006 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 29 Ein eher positives Ergebnis zeigt hingegen die folgende Abbildung 26: unter Einbeziehung der Nachbargemeinden zu den Liftgemeinden: Die Verringerung der Übernachtungen in den letzen 4 Jahren in den Gemeinden mit Liftinfrastruktur ist unter Einbezug der Nachbargemeinden quantitativ weniger erheblich bzw. weist die Zunahme der Nächtigungen in den Lift- und Nachbargemeinden Übernachtungen von 1997 bis 2006 insgesamt einen positiveren Trend auf. Abbildung 26: Nächtigungsentwicklung in den Wintersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich (Vergleich Liftgemeinden & Nachbargemeinden vs. Restl. Gemeinden) 2.500.000 Nächtigungsentwicklung Wintersaison 1997-2006 2.000.000 1.500.000 1.000.000 Liftgemeinden&Nachbargemeinden restl. Gemeinden gesamt 500.000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT); eigene Berechnungen Der positive Aufwärtstrend in den restlichen Gemeinden wird in Abbildung 27: gesondert sichtbar. Abbildung 27: Nächtigungsentwicklung in den Wintersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich Nächtigungsentwicklung Wintersaison 1997-2006 2.000.000 Gemeinden mit Lift(en) Nachbargemeinden restliche Gemeinden gesamt 1.500.000 1.000.000 500.000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT); eigene Berechnungen Klimastudie Niederösterreich Seite 302 2006 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 30 Die nachstehende Abbildung 28: veranschaulicht den offensichtlichen Verlust an Attraktivität der Liftgemeinden in der Sommersaison, die mittels der negativen Nächtigungsentwicklung von 1997 bis 2006 demonstriert wird. Abbildung 28: Nächtigungsentwicklungen in den Sommersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich (Vergleich Gemeinden mit/ohne Lifte) 4.000.000 Nächtigungsentwicklung Sommersaison 1997-2006 3.500.000 3.000.000 2.500.000 Gemeinden mit Lift(en) Gemeinden ohne Lifte gesamt 2.000.000 1.500.000 1.000.000 500.000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT); eigene Berechnungen In Abbildung 29: tritt unter gemeinsamer Betrachtung der Lift- und Nachbargemeinden die negative Entwicklung in der Sommersaison deutlich akzentuiert hervor. Bemerkenswert ist hier die beinahe symmetrische Entwicklung zu den restlichen Gemeinden. Abbildung 29: Nächtigungsentwicklung in den Sommersaisonen 1997 – 2006 in Niederösterreich (Vergleich Liftgemeinden & Nachbargemeinden vs. Restl. Gemeinden) 4.000.000 Nächtigungsentwicklung Sommersaison 1997-2006 3.500.000 3.000.000 2.500.000 2.000.000 1.500.000 1.000.000 Liftgemeinden&Nachbargemeinden restl. Gemeinden gesamt 500.000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT); eigene Berechnungen Klimastudie Niederösterreich Seite 303 2006 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 31 Abbildung 30: Entwicklung der Bettenkapazitäten in den Wintersaisonen in Niederösterreich (Vergleich Gemeinden mit/ohne Lifte). Entwicklung Betten Wintersaison 35.000 30.000 25.000 20.000 Gem. mit Lift(en) Gem. ohne Lifte gesamt 15.000 10.000 5.000 0 1992 2002 2004 2006 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT); eigene Berechnungen Die Abbildung 30: setzt die abnehmende Entwicklung der Bettenkapazitäten in den Wintersaisonen von 1992 bis 2006 in den Gemeinden mit vorhandenen Liftkapazitäten der insgesamt positiven Entwicklung der Bettenanzahl entgegen, wobei hier nicht auf die Qualität der installierten Bettenkapazität hin untersucht wurde. Analog werden in Abbildung 31: für die Sommersaison die Entwicklungen der Bettenkapazitäten im Vergleich dargestellt, wobei ähnliche Schlüsse wie in Abbildung 30: gezogen werden können. Abbildung 31: Entwicklung der Bettenkapazitäten in den Sommersaisonen in Niederösterreich (Vergleich Gemeinden mit/ohne Lifte). Entwicklung Betten Sommersaison 35.000 30.000 25.000 20.000 Gem. mit Lift(en) Gem. ohne Lifte gesamt 15.000 10.000 5.000 0 1992 2002 2004 Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT); eigene Berechnungen Klimastudie Niederösterreich Seite 304 2006 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 32 3.2 BESCHÄFTIGUNG Die in Abschnitt 3 erläuterte und in den Abbildungen für Gesamtösterreich dargestellte Konzentration von touristischen Angeboten spiegelt sich naturgemäß auch in der Beschäftigungssituation auf Gemeindeebene wider. Abbildung 32: stellt diesbezüglich einen Parameter dar, der im Zusammenhang mit den Risiken des Klimawandels für den Tourismus eine zum Teil problematisch hohe Abhängigkeit des Arbeitsmarktes vieler österreichischer Gemeinden vom Tourismus erkennen lässt. In den verschiedenen Rotschattierungen sind all jene Gemeinden dargestellt, deren Beschäftigtenanteil im Tourismus gemessen an den Gesamtbeschäftigten über dem entsprechenden Wert des Österreichdurchschnitts von rund 6,5% liegt. In extremen Fällen kann dieser Wert das ca. 12,5 fache des Durchschnitts, also über 80% der Gesamtbeschäftigung annehmen. Höhere Konzentration der Beschäftigten im Tourismussektor kann aufgrund der starken Witterungsabhängigkeit des Tourismus als ein wesentlicher Faktor für zunehmende ökonomische Vulnerabilität im Hinblick auf Klimaveränderungen für eine Gemeinde im Vergleich zum Österreichdurchschnitt gewertet werden. In Abbildung 33: ist der jeweilige „absolute“ Anteil der Beschäftigten im Tourismussektor an den Gesamtbeschäftigten im Tertiären Sektor dargestellt. Bezugnehmend auf die Bedeutung der Kriterien „Saisonschwerpunkt“ und „Vorhandensein von Liftinfrastruktur“, die in den vorhergehenden Abschnitten dargestellt wurde, wird in Tabelle 6 deren Bedeutung in Hinblick auf Beschäftigung im Tourismus quantitativ zusammengefasst. Vergleich der Gemeinden in Niederösterreich (Kriterien Saisonschwerpunkt und Liftinfrastruktur) in Hinblick auf Beschäftigung Kriterium Kriterium "Saisonschwerpunkt" "Liftinfrastruktur" Alle Gemeinden Gemeinden Gemeinden Gemeinden Gemeinden mit mehr als mit mehr als ohne Lift(e) mit Lift(en) mit Nächt. 50% der 50% der lt. Statistik lt. Statistik in den Nächtigungen Nächtigungen Jahren 2002- im Sommer im Winter 2006 Anzahl Gemeinden 322 309 13 273 49 Durchschnittliche EW-Zahl 3.540 3.585 2.463 3.821 1.973 Summe EW 1.139.886 1.107.865 32.021 1.043.215 96.671 Summe Beschäftigte 461.717 452.832 8.885 434.162 27.555 Summe Beschäftigte im Tourismus 25.786 24.807 979 22.785 3.001 Anteil Beschäftigte im Tourismus 5,6 5,5 11,0 5,2 10,9 Tabelle 6: Datenquelle: Tourismusstatistiken (ST.AT), BMVIT; Berechnungen JR-InTeReg Klimastudie Niederösterreich Seite 305 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 33 Abbildung 32: Konzentration der Beschäftigung in Österreich (Anteil der Beschäftigten im Tourismussektor an den Gesamtbeschäftigten auf Gemeindeebene im Vergleich zum entsprechenden Anteil im Österreichdurchschnitt). Die nachstehende Abbildung 33: demonstriert die extreme Abhängigkeit einiger alpiner österreichischer Gemeinden von der Tourismusbeschäftigung. Die Beschäftigten in den Gemeinden Rohrmoos, Schladming, Kitzbühel oder Ober- und Untertauern stechen beispielsweise deutlich als besonders tourismusabhängig hervor, oft sind bis zu drei Viertel aller Beschäftigten im Tourismussektor tätig. Abbildung 33: Anteil der Beschäftigten im österreichischen Tourismussektor an den Gesamtbeschäftigten im Tertiärsektor In Niederösterreich liegt die starke regionale Konzentration der Tourismusbeschäftigung vor allem in den gebirgigen Gebieten und der Wachau, wie Abbildung 34: veranschaulicht. Klimastudie Niederösterreich Seite 306 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 34 Abbildung 34: Lokation Tourismus an Tertiärbeschäftigung in Niederösterreich Abbildung 35: Anteil Beschäftigte im Tourismus an Gesamtbeschäftigten in Niederösterreich (in %). Im Vergleich zu den Gemeinden, die bundesweit als am meisten tourismusabhängig eingestuft werden (siehe Abbildung 32: und Abbildung 33:), weisen die niederösterreichischen Gemeinden in Abbildung 35: eine geringere Abhängigkeit auf. Die Gemeinden mit der höchsten Tourismusabhängigkeit in Niederösterreich sind lokal sehr begrenzt. Die wertschöpfungswirksame Funktion der Tourismus- und Freizeitwirtschaft erweist sich jedoch auch in Niederösterreich als unentbehrliche Wirtschaftskomponente. Im Jahre 2005 trug das Beherbergungs- und Gaststättenwesen mit 1.005 Mio. € rund 3% zur Klimastudie Niederösterreich Seite 307 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 35 direkten Bruttowertschöpfung bei. In Hinblick auf die stagnierende Agrarwirtschaft ist der Tourismus in Niederösterreich zusätzlich für die Beschäftigungsstabilität in ländlichen Regionen von Bedeutung. Die Beschäftigung in diesem Wirtschaftszweig ist seit dem Jahr 2000 kontinuierlich im Steigen begriffen (siehe Abbildung 36:). Dasselbe gilt für die Zahl der Betriebe, die von 5.306 im Jahr 2000 auf 6.175 Betriebe im Jahr 2005 anstieg. Bei den Betriebserlösen pro Beschäftigtem liegt Niederösterreich im Jahr 2005 im Österreichvergleich auf dem vorletzten Rang. Gemeinsam mit den relativ konstanten Zahlen hinsichtlich des wertschöpfungsintensiveren Nächtigungstourismus weisen diese Entwicklungen auf die vergleichsweise hohe Bedeutung des Tagestourismus (auch bedingt durch die Nähe zu Wien), aber auch auf Qualitätssteigerungen im Tourismussektor hin. Eckdaten im Beherbergungs- und Gaststättenwesen (ÖNACE H) 2005 Bruttolöhne und Betriebserlöse pro Betriebserlöse pro -gehälter pro Beschäftigtem Zahl der unselbständig Betrieb Region insgesamt Betriebe Beschäftigtem in € 45.113 273.702 52.804 16.224 Österreich 1.492 179.062 42.013 14.728 Burgenland 4.481 206.581 49.286 15.921 Kärnten 6.175 214.426 44.254 14.684 Niederösterreich 5.440 217.835 47.996 14.736 Oberösterreich 4.663 327.596 60.198 17.313 Salzburg 6.175 211.760 45.421 14.583 Steiermark 7.879 327.748 62.964 18.070 Tirol 2.085 359.094 60.634 17.294 Vorarlberg 6.723 368.786 53.250 16.695 Wien Tabelle 7: Datenquelle: Statistik Austria, Leistungs- und Strukturstatistik 2005, erstellt am 21.8.2007 Abbildung 36: Beschäftigte im Beherbergungs- und Gaststättenwesen in Niederösterreich, 1997-2005 35.000 Beschäftigte insgesamt 30.000 davon Unselbständig Beschäftigte 25.000 20.000 15.000 10.000 5.000 0 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Quelle: Statistik Austria, Wirtschaftsatlas Österreich (Abfrage Jänner 2008). Klimastudie Niederösterreich Seite 308 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 36 3.3 INFRASTRUKTUR Einen wichtigen Indikator für die Bedeutung des Wintertourismus stellt die bestehende Wintersportinfrastruktur in Form von Aufstiegshilfen dar. Diese Informationen müssen demnach auf Gemeindeebene verfügbar gemacht werden, um auch in die Clusteranalyse einfließen zu können. Als Datengrundlage für die Berechnungen in Kapitel 5 wurden die Teile II und III „Seilbahnen“ und „Schlepplifte“ – der Eisenbahn- und Seilbahnstatistik der Republik Österreich für den Berichtszeitraum 2001/2002, herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (2003) herangezogen. Die darin enthaltenen Informationen wurden dem Projektteam dankenswerterweise von Herrn Robert Wallner (BMVIT, Sektion II, Abteilung SCH3) in elektronischer Form zur Verfügung gestellt. Für die Clusteranalyse wurde die Anzahl der Seilbahnen und Schlepplifte als Indikator herangezogen. Neben Angaben zur maximalen Förderleistung enthält die Seilbahnstatistik unter anderem auch detaillierte Informationen über die Anlagenverhältnisse sowie Betriebszeiten und Verkehrsleistungen. Zwar sind in der Statistik auch Ort der Talstation und Ort der Bergstation vermerkt, da diese jedoch größtenteils nicht offiziellen Gemeinde- oder Ortschaftsnamen entsprechen, ist eine Zuordnung zu politisch-administrativen Gebietsabgrenzungen wie Gemeinden, Bezirken oder NUTS 3-Regionen nicht unmittelbar möglich. Daher musste zunächst eine Verortung der Daten auf Gemeindeebene erfolgen. Diese Verortung erfolgte in erster Linie über den Betreiber der einzelnen Anlage, der ebenfalls in der Seilbahnstatistik erfasst ist. Dazu wurden zunächst alle in Österreich erfassten Seilbahnbetreiber und deren Firmensitze erhoben. Diese Informationen wurden anschließend mit der Seilbahnstatistik verknüpft. Durch die unterschiedlichen Schreibweisen waren jedoch umfangreiche händische Korrekturen notwendig. Durch die Verortung der einzelnen Anlagen über deren Betreiber ergibt sich folgende Einschränkung: In jenen Fällen, in denen Firmensitz und Standort der Seilbahn bzw. des Schlepplifts nicht übereinstimmen, werden die Anlagen der Gemeinde des Firmensitzes zugeordnet. Diese falschen Zuordnungen wurden größtenteils händisch korrigiert, eine vollständige Verifizierung der Verortung kann jedoch auf Grund des Datenumfangs (von der Seilbahnstatistik wurden für den Berichtszeitraum 2001/2002 insgesamt 2.246 Schlepplifte, 463 Kleinseilbahnen und 493 Hauptseilbahnen erfasst) nicht durchgeführt werden. Eine weitere Einschränkung ergibt sich bei der Verwendung der verorteten Daten für die Clusteranalyse: Bei Gemeinden, die Teil einer Schiarena sind, das heißt Zugang zu einem Schigebiet und daher zu Förderkapazitäten haben, die über die Gemeindegrenzen hinausgehen, fließen nur jene Förderkapazitäten in die Analyse mit ein, die direkt der jeweiligen Gemeinde zugeordnet werden können. Die vorhandene (im Sinne von den Besuchern des Schigebiets zur Verfügung stehende) Wintersportinfrastruktur wird für diese Gemeinden somit zum Teil unterschätzt (jede Anlage wird nur einmal gezählt). In den folgenden Abbildungen ist sowohl die Anzahl als auch die maximale Transportleistung der Haupt- und Kleinseilbahnen und Schlepplifte (gemessen in Personenhöhenmeter pro Stunde) auf Gemeindeebene für Niederösterreich und im Österreichvergleich dargestellt. Klimastudie Niederösterreich Seite 309 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus Abbildung 37: Maximale Transportleistung aller Haupt-, Kleinseilbahnen und Schlepplifte (Personenhöhenmeter pro Stunde) und Anzahl der Anlagen in Niederösterreich Quelle: BMVIT (2007), Eisenbahn- und Seilbahnstatistik der Republik Österreich. Abbildung 38: Maximale Transportleistung aller Haupt-, Kleinseilbahnen und Schlepplifte in Österreich (Personenhöhenmeter pro Stunde) Quelle: BMVIT (2007), Eisenbahn- und Seilbahnstatistik der Republik Österreich. Klimastudie Niederösterreich Seite 310 37 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 38 Die Schigebiete konzentrieren sich auf Grund der landschaftlichen Gegebenheiten in den alpinen Regionen im Süden Niederösterreichs. Im Österreichvergleich zählen auch die größeren Schigebiete in Hinblick auf die Kapitalintensität (Anzahl und Kapazität der Anlagen) zu den mittelgroßen bis kleineren Schigebieten. In Tabelle 8: sind die größten niederösterreichischen Schigebiete (gemessen nach der Transportleistung) aufgelistet. Die Daten, die in den obigen Karten bzw. in der nachstehenden Tabelle dargestellt sind, beziehen sich bereits auf die neue Ausgabe der Seilbahnstatistik (Datenstand bei Schleppliften ist Juni 2006, bei Seilbahnen Juni 2007). Diese Daten waren erst nach Abschluss der Berechnungen in Kapitel 5 verfügbar und konnten daher nicht mehr berücksichtigt werden. Tabelle 8: Schigebiete (Gemeinden) mit einer Transportleistung (Personenhöhenmeter pro Stunde) > 100.000 in Niederösterreich Gemeinde Göstling an der Ybbs Gaming Mönichkirchen Semmering Waidhofen an der Ybbs 1 Mitterbach am Erlaufsee Aspangberg-Sankt Peter Sankt Corona am Wechsel Annaberg Hollenstein an der Ybbs Pernitz/Muggendorf Lunz am See Puchenstuben Reichenau an der Rax Sankt Aegyd am Neuwalde Puchberg am Schneeberg Lilienfeld Bad Großpertholz Sankt Martin Kirchberg am Wechsel Rohr im Gebirge Sankt Anton an der Jeßnitz Allhartsberg Hohenberg Trattenbach Ramsau Kasten bei Böheimkirchen Rappottenstein Waidhofen an der Thaya Anzahl Seilbahnen Anzahl Schlepplifte 6 3 3 2 1 2 1 2 3 1 1 1 - 5 5 2 2 7 5 2 2 6 5 4 3 6 3 2 2 3 3 2 4 2 1 2 1 1 1 2 1 Seehöhe höchste SeilbahnBergstation 1.799 1.437 1.505 1.331 1.078 1.626 1.432 1.420 1.298 Maximale Förderleistung im Winter (Pers./h je Richtung) 1.545 1.120 1.134 17.302 9.624 6.650 6.750 8.570 6.011 3.386 5.050 7.562 4.695 3.920 2.950 4.880 2.645 2.440 2.665 400 2.409 2.930 1.590 2.530 1.646 750 1.200 800 730 1.000 1.704 1.340 Transportleistung (Pm/h) 3.524.870 2.438.921 1.895.450 1.809.300 1.392.150 1.382.969 1.360.620 1.346.560 1.305.999 784.240 759.800 693.140 668.960 540.425 502.800 459.860 264.400 233.591 212.490 211.220 204.640 164.610 153.750 147.600 124.800 124.100 112.000 108.936 107.200 Datenquelle: BMVIT 2007 1 Das Schigebiet „Forsteralm“ selbst liegt eigentlich flächenmäßig in Oberösterreich und ist daher bei den oben stehenden Abbildungen der Gemeinde Gaflenz zugeordnet. Klimastudie Niederösterreich Seite 311 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 39 4 Methodik 4.1 KLIMATOLOGISCH In der vorliegenden Studie wurden die klimatologischen Schneebedingungen und Temperaturverhältnisse in Hinblick auf Schneesicherheit und die Möglichkeit einer künstlichen Beschneiung untersucht. Die Verhältnisse der Standorte Ramsau, Schladming, Planai-Mittelstation, und PlanaiBergstation wurden für die Vergangenheit (1961-1990, 1973-2002) untersucht und im Anschluss diese vorliegenden Stationsbeobachtungen durch statistisches Downscaling von REMO UBA-Klimaszenarien auch auf zukünftige Perioden projiziert (2006-2035, 2036-2065). 4.1.1 Beobachtungsdaten Der verwendete Basisdatensatz für die Untersuchung der „Case study“ Region Semmering bilden die Wetterstation in Semmering Ort, welche für die Talstation des Skigebietes repräsentativ ist und jene am Hirschenkogel, welche die Bedingungen an der Bergstation widerspiegeln. Beide Stationen werden von der Zentralanstalt für Meteorologie betrieben. Bei der Station im Ort gibt es Daten seit 1961 aber bis heute wurde diese Station mehrmals verlegt, zeitweise liefen zwei Stationen parallel, aber andererseits gibt es beim Niederschlag sogar wieder Lücken. Vom Hirschenkogel wiederum gibt es erst Messungen seit 1994. Eine vollständige Abdeckung mit Messbeobachtungen besteht daher erst seit diesem Zeitpunkt. Um dennoch 30 jährige Klimatologien zu berechnen, wurden die fehlenden Daten durch Interpolation unter Einbeziehung der Station Rax geschätzt. 4.1.2 Regionale Klimaänderungsszenarien Als zweiter Arbeitsschritt müssen für die ausgewählte Zielregion lokale Klimaänderungsszenarien auf Tagesbasis für den Zeitraum 2005 bis 2050 erarbeitet werden. Hierbei werden die Ergebnisse aus dynamischen Downscaling-Verfahren verwendet. Als dynamisches Szenario wurden am Max Planck Institut für Meteorologie in Hamburg im Auftrage des Deutschen Umweltbundesamtes (UBA Deutschland) mit dem regionalen Klimamodell REMO transiente Klimaszenarien von 2000 bis 2100 mit 10 km räumlicher Auflösung für die SRES Emissionsszenarien B1, A1B und A2 berechnet. Aus den Klimaänderungsszenarien werden die lokalen Klimaänderungen (Referenzperiode 19762005) für Temperatur und Niederschlag auf Tagesbasis bestimmt und auf die lokalen Gegebenheiten der Zielregionen in den verschiedenen Seehöhenstufen übertragen. Die Daten vom Deutschen Umweltbundesamt (UBA) mit den Ergebnissen der Regionalszenarien der Klimaänderungen auf Tagesbasis wurden besorgt und für die weitere Verwendung aufbereitet. Die Daten sind mit dem regionalen Klimamodell REMO am Max Plack Institut für Meteorologie in Hamburg erstellt worden (Jacob, 2005). Der Kontrolllauf und die Szenarienläufe vom regionalen Modell REMO werden von einem globalen, gekoppelten Atmosphäre-Ozean-Zirkulationsmodell (z.B. ECHAM5/MPI-OM) angetrieben. Das Klimastudie Niederösterreich Seite 312 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 40 Globalmodell sowie in weiterer Folge auch REMO benutzen für den Kontrolllauf die beobachteten Treibhausgaskonzentrationen und für die Szenarienläufe die Treibhausgaskonzentrationen für die Zukunft aus den verschiedenen IPCC Szenarien. Änderungen der meteorologischen Größen unter Klimaänderungsbedingungen werden als Differenz zwischen Kontrolllauf und Szenarienlauf erfasst. Zwei Beispiele für solche Änderungen wie sie der REMO-UBA Datensatz liefert, sind in Abbildung 39: und Abbildung 40: zu sehen. Beide Bilder zeigen Ergebnisse vom REMO-UBA Modell für das A1B Szenario. Abbildung 39: zeigt die Änderung der durchschnittlichen Jahrestemperaturen bezogen auf die Klimanormalperiode 1961-1990 für das Mittel der Periode 2020-2050. Hier sieht man somit die Zunahme der Temperatur für die letzten 30 Jahre unseres Untersuchungszeitraumes. Da die Temperatur räumlich recht homogen ist, ergeben sich keine kleinräumigen Strukturen und wir sehen eine allgemeine Erwärmung im Norden Österreichs von 0.5-1 Grad und im Süden und Westen von 1-1.5 Grad. In Teilen Kärntens und Osttirols ist sogar eine Zunahme von 1.5 – 2 Grad zu sehen. Abbildung 40: zeigt die Veränderung der durchschnittlichen Jahresniederschläge. Hier sind häufiger kleinräumige Strukturen erkennbar und im Wesentlichen ist eine Zunahme im Norden Österreichs aus den REMO Daten zu erkennen. Abbildung 39: 2035: Veränderung der durchschnittlichen Jahrestemperaturen bezogen auf die Klimanormalperiode 1961 – 1990, gemittelt über 30 Jahre, Szenario A 1B. Klimastudie Niederösterreich Seite 313 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 41 Abbildung 40: 2035: Veränderung der durchschnittlichen Jahresniederschlägen bezogen auf die Klimanormalperiode 1961 – 1990, gemittelt über 30 Jahre, Szenario A 1B. Die REMO Daten werden in weiterer Folge verwendet um lokale Szenarien für Semmering zu erstellen. Um robustere Aussagen tätigen zu können, werden Temperatur und Niederschlag über zumindest neun benachbarte Gitterpunkte gemittelt. Mit den statistischen Änderungen dieser Parametern dieser Zeitreihen werden dann in den ausgewählten Gemeinden mit einem Wettergenerator synthetische Zeitreihen erstellt und daraus die relevanten meteorologischen Parameter untersucht. Klimastudie Niederösterreich Seite 314 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 42 Abbildung 41: Verlauf der Wintertemperaturen bezogen auf die Referenzperiode 1971 – 2000 gemittelt über ganz Österreich. Einzeljahre (dünn) und 30 jährige Mittel (dick) für die Emissionsszenarien B1, A1B und A2 REMO-UBA Szenarien für ganz Österreich im Winter 8.0 Temperaturänderung 6.0 DJF_B1 DJF_A1B DJF_A2 30j mean 30j mean 30j mean 4.0 2.0 0.0 2001 2011 2021 2031 2041 2051 2061 2071 2081 2091 -2.0 -4.0 Abbildung 42: Verlauf der Sommertemperaturen bezogen auf die Referenzperiode 1971 – 2000 gemittelt über ganz Österreich. Einzeljahre (dünn) und 30 jährige Mittel (dick) für die Emissionsszenarien B1, A1B und A2 REMO-UBA Szenarien für ganz Österreich im Sommer 8.0 Temperaturänderung 6.0 4.0 JJA_B1 JJA_A1B JJA_A2 30j mean 30j mean 30j mean 2.0 0.0 2001 2011 2021 2031 2041 2051 2061 2071 -2.0 -4.0 Klimastudie Niederösterreich Seite 315 2081 2091 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 4.1.3 43 Wettergenerator Als Wettergenerator wurde der LARS-WG (Long Ashton Research Station Weather Generator (Semenov 1997)) ausgewählt und getestet. Ein Wettergenerator ist ein stochastisches Modell für die Generierung von synthetischen Wetterdaten, die der beobachteten Statistik entsprechen. Dies ist eine einfache und schnelle Methode um lange meteorologische Zeitreihen zu erhalten bzw. ist dann auch notwendig, wenn bestehende Reihen zu kurz sind. Anwendungen finden sich u.a. in Land -und Forstwirtschaftsmodellen, in der Hydrologie und allgemein in der Klimafolgenforschung. Zwei Beispiele der Validierung von LARS-WG sind in Abbildung 43: und Abbildung 44: zu sehen. Abbildung 43: zeigt einen Vergleich der Häufigkeitsverteilungen von Beobachtungsdaten und Daten generiert mit LARS-WG. Die Ergebnisse zeigen den Winterniederschlag in Schladming und stimmen sehr gut überein. Abbildung 44: zeigt die Fehler dieses Vergleichs aufgegliedert in einzelne Klassen. Abbildung 43: Häufigkeitsverteilung des Winterniederschlags (Nov.-April) - Schladming 1961 – 1990. Abbildung 44: Relativer Fehler je Niederschlagskategorie in [%]. Klimastudie Niederösterreich Seite 316 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 44 Das synthetische Wetter umfasst im Falle von LARS-WG die Parameter: Niederschlagsereignis (ja/nein), Niederschlagsmenge, Häufigkeit und Andauer von Niederschlags- oder Trockenepisoden, Maximumtemperatur, Minimumtemperatur und Strahlung. Um das Wetter zu simulieren, verwendet LARS-WG semi-empirische Verteilungen, die aus Beobachtungsdaten erzeugt werden. Die Verteilung besteht jeweils aus 10 Intervallen, woraus dann mittels Zufallszahlengenerator ein Wert für das synthetische Wetter bestimmt wird. Mit semi-empirischen Verteilungen wird die Dauer der trockenen/feuchten Serien und die Strahlung ermittelt. Die Minimum- und MaximumTemperaturen werden durch ein anderes Verfahren erzeugt. Dabei werden die saisonalen Zyklen des Mittelwerts und die Standardabweichung mit finiten Fourierreihen der Ordnung 3 und die Residuen durch eine Normalverteilung simuliert. Mit LARS-WG werden dann in weiterer Folge ein synthetischer Kontrolllauf und synthetische Szenarien erstellt. Aus den Differenzen der Szenarien und dem Kontrolllauf ist es dann möglich die relativen Änderungen zu bestimmen. Diese Differenzen werden dann herangezogen um die Zeitreihen der Beobachtungen der ausgewählten Gemeinden zu modifizieren und dort Szenarien zu erhalten. Somit werden die Änderungen vom REMO Modell auf die einzelnen Gemeinden übertragen. 4.1.4 Schneemodellierung Die Kenngrößen Temperatur und Niederschlag können direkt aus den lokalen Klimaänderungsszenarien übernommen und analog zu den historischen Beobachtungen ausgewertet werden. Da Schnee jedoch eine kumulative Größe ist, kann sie mittels statistischer Verfahren nicht direkt aus globalen Klimamodellen abgeleitet werden. Bei regionalen Klimamodellen wird der Schnee zwar direkt mitberechnet, aufgrund der groben Auflösung von 10 km selbst der derzeit besten regionalen Modelle kann jedoch der Schnee für unsere Anwendung nicht direkt verwendet werden. Um dennoch jene Klimakenngrößen, die Schneeinformation beinhalten, für die Szenarien berechnen zu können, wird deshalb für die ausgewählten Skiregionen ein Schneemodell (USACE, 1998) mit den Beobachtungsdaten an die Zielregion in drei Höhenstufen (Talbereich, Bergstation und knapp über der winterlichen Inversionshöhe) angepasst und validiert. Dieses Schneemodell benötigt als Eingabedaten die Temperatur und den Niederschlag auf Tagesbasis und wurde in Österreich für hydrologische Fragestellungen bereits erfolgreich angewandt (Nachtnebel und Fuchs, 2000). Um robuste Angaben über die sich durch den Klimawandel ändernde Schneesicherheit machen zu können, wird ein Wettergenerator (LARS-WG, Semenov, 1998) eingesetzt. Hierzu werden für den Wettergenerator die benötigten klimatischen Kenngrößen in drei Höhenstufen für die Periode 1961-1990, 1976-2005 und den verschiedenen regionalen Klimaänderungsszenarien bestimmt. Anschließend wird für die jeweilige Periode bzw. das jeweilige Szenario eine 50jährige Zeitreihe mit täglichen Daten für Niederschlag und Temperatur erzeugt und das Schneemodell betrieben. Diese Schneezeitreihen werden hinsichtlich Schneesicherheit untersucht und miteinander verglichen. Klimastudie Niederösterreich Seite 317 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 45 Zur Modellierung der Schneehöhe wurde das "Modular Modeling System“ ausgewählt. Das "Modular Modeling System" wurde von George Lavesley (U.S. Geological Survey, University of Colorado at Boulder, [email protected]) entwickelt und liegt in seiner entgültigen Version 1.1.7 vor (mehr Information findet sich z.B. unter http://wwwbrr.cr.usgs.gov/mms/). Das Modell wurde konzipiert um Abflussmengen aus Niederschlag und Schmelzwasser eines Einzugsgebiets zu bestimmen. Aufgrund seines modularen Aufbaus und der Verwendung der Sprachen C bzw. Fortran, ist es jedoch möglich, nur ausgewählte Komponenten zu verwenden und diese bei Bedarf auch selbst zu modifizieren. Eines dieser Kernmodule, das zur Berechnung der Schneeakkumulation und -schmelze dient, wurde von M. Fuchs (Fuchs 1998) erweitert, und wird von uns in dieser Studie verwendet. Der Vorteil dieses Moduls liegt in der Verwendung von nur zwei Eingabegrößen (Lufttemperatur und Niederschlagsmenge), alle anderen notwendigen Größen wie z.B. die Sonnenstrahlung und Energieflüsse werden automatisch berechnet oder abgeleitet. Um lokale Gegebenheiten optimal zu erfassen, kann jeder Standort einzeln an die vorliegenden Beobachtungen der Schneehöhen angepasst werden. Da in Schladming ausreichend lange Datenreihen vorliegen, wurde das Modell hier getestet und validiert. Abbildung 45: Vergleich der Schneehöhen modelliert vs. beobachtet – Planai 1981 – 1990. Abbildung 45: zeigt die Gegenüberstellung der Zeitreihen von beobachteter Schneehöhe und modellierter, für den Zeitraum 1981-1990 an der Bergstation der Planai (1950 m). Sowohl die Akkumulation von Neuschnee, als auch der Abschmelz- und Setzungsprozess werden vom Modell gut wiedergegeben. In Tabelle 9: ist die Anzahl der Tage in der Winterperiode (1.11.-20.4., 181 Tage) dargestellt, an denen eine bestimmte Schneehöhe erreicht oder überschritten wurde. Es zeigt sich auch hier eine gute Übereinstimmung der Beobachtung mit dem Modell, wenn auch die Anzahl der aperen Tage signifikant voneinander abweicht. Der Grund dafür ist, dass in Schladming die Anzahl der Tage groß ist, an denen einige wenige cm Neuschnee auf aperen Boden fallen, und die Dauer dieser dünnen Schneedecke vom Modell systematisch unterschätzt wird. Klimastudie Niederösterreich Seite 318 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus Tabelle 9: 46 Vergleich von Modell und Beobachtung bezüglich der Anzahl der Tage in der Winterperiode (Nov.-April) an denen eine bestimmte Schneehöhe erreicht oder überschritten wurde Schladming APER > 5cm > 20 cm > 30 cm > 50 cm > 75 cm > 100 cm Beobachtung 79.2 92.1 55.2 36.4 11.4 0.6 0.0 Modellierung 59.4 99.2 55.0 30.7 7.1 0.5 0.1 Da in dem Schneemodell auch an Tagen ohne Schneedecke die „potenzielle Schmelzmenge“ berechnet wird, kann das Schneemodell auch die künstliche Beschneiung mit berücksichtigen. Hierzu wird in einem ersten Schritt das Schneemodell mit Tmin, Tmax und Niederschlag betrieben, um die natürliche Schneedecke zu bestimmen. In einem zweiten Schritt wird für jeden Tag die Menge an Kunstschnee bestimmt (abhängig von der Anzahl an Beschneiungsstunden und der „Schlagkraft“ der Beschneiungsanlage) und die Summe aus Kunst- und Naturschnee berechnet. 4.1.5 Berechnung der Beschneiungszeit auf Stundenbasis Bisherige Arbeiten bezüglich Schneesicherheit in Skigebieten beziehen sich ausschließlich auf die natürliche Schneedecke wie etwa die Studie der OECD (Abegg, 2006), oder arbeiten oft mit grob vereinfachten Klimakenngrößen wie den Tagesmitteltemperaturen und der Abschätzung von Beschneiungstagen (z.B. Steiger 2006), was mit den realen Beschneiungsmethoden in den Skigebieten sehr wenig zu tun hat. Um eine praxisnahe Bestimmung der Beschneiungszeiten zu erreichen, musste ein Modell entwickelt werden, das die Berechnung von Beschneiungsstunden nur aus Standardklimakenngrößen ermöglicht. Theoretisch hängt es von der Feuchttemperatur ab, ob eine Beschneiung möglich ist oder nicht. Die Feuchttemperatur kann man mittels eines befeuchteten und ventilierten Thermometer messen, aber auch aus der Temperatur und der relativen Luftfeuchtigkeit berechnen. Praktisch kann bei einer Feuchttemperatur über 0 Grad nicht mehr beschneit werden, jedoch ist es schon ab einer Feuchttemperatur über –2 Grad nicht sehr sinnvoll, da die Schneequalität sehr schlecht ist (Vereisung) und große Schmelzverluste auftreten. Ein genauer Zusammenhang ist von Hofstätter in Abbildung 46: zusammengestellt worden (Hofstätter, 2007). Aufgrund der bei uns im Winter typischen Luftfeuchteverhältnissen, kann man grob davon ausgehen, dass optimale Beschneiungsbedingungen nur bei Temperaturen unter –4°C vorherrschen und nur bei sehr trockenen Bedingungen mit Luftfeuchtigkeiten unter 45 % kann bei wärmeren Bedingungen beschneit werden. Diese Zusammenhänge erlauben es Schwellwerte für die optimalen Beschneiungsbedingungen allein anhand von Temperaturwerten abzuleiten. Ab -6 C ist man faktisch unabhängig von der Luftfeuchtigkeit, meistens geht es ab –4°C, und darüber nur unter trockenen Bedingungen. Klimastudie Niederösterreich Seite 319 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 47 Abbildung 46: Zusammenhang zwischen Temperatur, relativer Feuchte und Feuchttemperatur (Tf) und die jeweilige Eignung für die künstliche Beschneiung mit derzeitiger Standardtechnologie. Ziel der hier entwickelten Methode ist jene Zeit eines Tages zu ermitteln in der die Temperatur unterhalb eines gewissen Grenzwertes liegt und damit eine künstliche Beschneiung möglich ist. Um diese Zeiten alleine aus Temperaturminimum und –maximum ableiten zu können ist es notwendig, den zeitlichen Verlauf der Temperatur aus den stündlichen Beobachtungsdaten abzuleiten. Um nicht zeitliche Verschiebungen im täglichen Temperaturgang berücksichtigen zu müssen, werden zu Beginn die 24 stündlichen Werte (jeweils aus dem Zeitraum 14-13 Uhr MEZ) jedes einzelnen Tages in ansteigender Reihenfolge sortiert. Die Auswahl dieses Zeitfensters ermöglicht das Auswerten zusammenhängender Kälteepisoden die naturgemäß in den Nacht- und frühen Morgenstunden am wahrscheinlichsten auftreten. Danach erfolgt ein Normieren der stündlichen Temperaturen eines jeden einzelnen Tages, um einen relativen Temperaturverlauf zu erhalten, bei dem die Temperatur der Stunde 1 bei 0 startet und nach 24 Stunden beim Tageshöchstwert 1 endet: T′nm = ( Tnm − Tn1) * ( Tn 24 − Tn1) wobei: T′nm = Tnm = n= m= −1 Temperaturmatrix sortiert und normiert (0,1) Temperaturmatrix sortiert Index für den Tag Index für die Stunde des Tages (0,24) Klimastudie Niederösterreich Seite 320 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 48 Anschließend wird auf Monatsbasis jede Stunde des Tages gemittelt. Der Verlauf dieses gereihten und normierten Tagesganges kann mittels Polynom 8ten Grades sehr genau geschätzt werden. Um die Unterschiede zwischen bewölkten und klaren Witterungsbedingungen zu berücksichtigen wurde noch zusätzlich zwischen Tagen mit starkem Tagesgang und solchen mit geringem Tagesgang unterschieden. In Abbildung 47: ist der Verlauf der Temperaturen für die Station Zell am See im Jänner dargestellt. Abbildung 47: Monatsmittelwerte der gereihten stündlichen Temperatur für Jänner an der Station Zell am See. Dazu in Farbe die angepassten Polynome bzw. der Verlauf der linearen Interpolation. Strichliert: Möglicher Grenzwert für künstliche Beschneiung. Durch die Anwendung des Polynoms auf das aktuelle Temperaturminimum und – maximum, können für jeden Tag der gereihte Temperaturverlauf, und damit natürlich auch die Zeiten unter einem bestimmten Grenzwert bestimmt werden. Eine Evaluierung des Modells zeigte eine gute Übereinstimmung zwischen aus Stundendaten berechnete und mittel Modell geschätzten Beschneiungsstunden. Die mittleren Absoluten Fehler liegen großteils unter 5 %. Ergebnisse für die Bergstation Feuerkogel und die Talstation Gmunden sind in Tabelle 10: zusammengestellt und in Abbildung 48: dargestellt. An der guten Übereinstimmung der Standardabweichung erkennt man, dass nicht nur die mittleren Monatssummen gut getroffen werden, sondern auch die Variabilität von Tag zu Tag stimmt. Klimastudie Niederösterreich Seite 321 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 49 Tabelle 10: Evaluierung der Schätzung der Beschneiungsstunden an den Stationen Gmunden und Feuerkogel. (Jänner, Grenzwert –4°C) (1) R² (2) Mittel Obs (3) Mittel Modell (4) std Obs (5) std Modell MAE Feuerkogel 0.9972 211.8 209.3 144.6 146.4 8.2 Gmunden 0.9960 110.4 110.5 107.6 107.4 6.8 Stationen (6) 1: Korrelation zwischen den aus Stundendaten berechneten und den aus Temperaturminimum und –maximum geschätzten Beschneiungsstunden je Tag. 2: Mittlere Anzahl an Beschneiungsstunden berechnet aus Stundendaten 3: Mittlere Anzahl an Beschneiungsstunden geschätzt. 4: Standardabweichung der Beschneiungsstunden berechnet aus Stundendaten. 5: Standardabweichung der Beschneiungsstunden geschätzt. 6: Mittlerer absoluter Fehler. Abbildung 48: Berechnete und mittels Modell geschätzte Monatsummen der Beschneiung an den Stationen Feuerkogel und Gmunden im Jänner, für den Schwellwert –4 °C. 4.1.6 Berechnungsablauf und Auswerteverfahren Die erarbeiteten Modellkomponenten erlauben eine Berechnung der Schneelage auf Tagesbasis für vier ausgesuchte Standorte innerhalb des Skigebietes unter Berücksichtigung der künstlichen Beschneiung. Der Ablauf der Arbeitsschritte ist auf der nächsten Seite schematisch dargestellt. Klimastudie Niederösterreich Seite 322 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 50 Lokales Klima Regionale Klimaänderung Zeitreihen von Tmin, Tmax und Niederschlag auf Tagesbasis an 4 Standorten von 1961 bis 2002. Tmin, Tmax und Niederschlag auf Tagesbasis gemittelt aus 8 Gitterpunkten des REMO-UBA A1B Laufes über Schladming für den Zeitraum 1961 bis 2065 Beobachtete Klimaänderung Lokales Klimaänderungssignal Kalibrierung der Wettergenerators an 4 Standorten für die Klimaperioden 1961-1990 und 1973-2002. Berechnung von je 200 Jahren Zeitreihen Kalibrierung der Wettergenerators mit den REMO-UBA Daten für die Perioden 1973-2002, 2006-2035 und 2036-2065 Bestimmung der Differenzen Lokale Szenarien Lokale Kalibrierung plus Änderungssignal des Wettergenerators an 4 Standorten. Berechnung von je 200 Jahren Zeitreihen für die Klimabedingungen 2006-2035 und 2036-2050 Schneemodell Betrieb des Schneemodells an 4 Standorten für die Klimabedingungen 1961-1990, 1973-2002, 2006-2035 und 2036-2050. Schwellwerte für Beschneiung sind 0, 1, 2, 3 und 4 °C und Mindestunterschreidungsdauer von 4 bzw. 6 Stunden Auswertung Statistische Kenngrößen: Perzentile 5, 10, 20, 25, 50, 75, 80, 90 und 95 Auswerteperioden: Saison, Monat, Weihnachten, Feberhälfte Auswertung der Schneehöhen: 0, 5, 20, 30, 50, 75 und 100 cm Auswertung Beschneiungsstunden Schwellwerte 0, 1, 2, 3 und 4 °C Auswertung der Skierdays Klimastudie Niederösterreich Seite 323 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 51 Bei Verwendung von Annahmen über die Schlagkraft der Beschneiungsanlagen im Winter können zusätzlich zur Auswertung der Beschneiungsstunden auch Szenarien über die Schneehöhe auf den Pisten und damit auch Berechnungen der Skierdays erfolgen. Als Skierday ist definiert, wenn ein Skipassinhaber zumindest einmal mit der Seilbahn fährt. Ein Ausfall eines Skierdays ist damit gleichbedeutend mit zum Skifahren ungeeigneten Bedingungen. Als Kriterium für einen Ausfall eines Skierdays verwenden wir starken Regen oder zu wenig Schnee auf der Piste, beides im Mittelstationsbereich. Als starker Regen gelten Tage mit mehr als 5 mm Regen im Mittelstationsniveau. Als Grenzwert für den Schnee wurde ein Wasseräquivalent (WÄ) von 50 mm (Natur- und Kunstschnee) im Mittelstationsbereich angenommen. Bei geringerer Schneelage ist mit Problemen bei der Pistenpräparierung zu rechnen. Annahmen über die Schlagkraft bezüglich Beschneiung waren: Die Grundbeschneiung mit ~ 30 cm Kunstschnee (150 mm WÄ) benötigt etwa 10 Tage. Daraus leiten wir eine mittlere Beschneiungskapazität von 0.5 mm WÄ pro Beschneiungsstunde ab. Die Beschneiung findet zwischen 1. November und 15. Februar immer statt sobald es von den Temperaturen geht, wobei bei sehr hoher Schneelage (> 250 mm WÄ) erst ab –6 °C beschneit wird. Derzeit wird eine Reaktionszeit von etwa 4 Stunden angesetzt, daher werden nur Beschneiungsstunden verwendet, wenn die Schwellwertunterschreitung länger als 4 Stunden ist. Für die Auswertung der Schneelage, Beschneiungszeiten, Skierdays und Schmelzmengen wurde nicht das arithmetische Mittel, sondern die Perzentile verwendet, da nicht nur die mittleren Bedingungen günstig sein müssen, sondern in möglichst jeder Saison. Hierzu wurde eine Reihe von Perzentilen berechnet (siehe Ablaufschema), spezielle Aufmerksamkeit wurde aber den Werten 50, 80 und 95 gewidmet. Der Wert 50 entspricht dem Median. Bei diesem Wert liegt die Hälfte aller Werte darunter und die andere Hälfte darüber. Die 80er Perzentile wird sehr häufig für Risikountersuchungen verwendet. Diese entspricht einem Ereignis mit einer 5 jährigen Wiederkehrswahrscheinlichkeit. Derartige Ereignisse müssen verkraftet werden können, da sie doch recht häufig auftreten. Die 95er Perzentile entspricht einem 20 jährigen Ereignis. Derartige Ereignisse können schon als extrem bezeichnet werden, dennoch dürfen sie nicht außer Acht gelassen werden. Klimastudie Niederösterreich Seite 324 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 52 4.2 ÖKONOMISCH 4.2.1 Clusteranalyse Im Zuge der sozioökonomischen Untersuchungen wurde eine Clusteranalyse aller niederösterreichischen politischen Gemeinden durchgeführt. Ziel der Analyse ist die Einteilung der Gemeinden in Gruppen (Cluster), die die unterschiedliche ökonomische Bedeutung des Tourismussektors widerspiegeln. Die Gemeinden sollen dabei auf eine Weise zu Gruppen zusammengefasst werden, die die größtmögliche Ähnlichkeit der einzelnen Objekte innerhalb jeder Gruppe und die geringstmögliche Ähnlichkeit der Gruppen zueinander sicherstellt. Als Methode zur Generierung der Gemeindegruppen wurde das multivariate Verfahren der Clusteranalyse herangezogen 2. Die Bildung der Gruppen (Cluster) im Zuge der Clusteranalyse erfolgt über Ähnlichkeits- oder Distanzmaße, die die Ähnlichkeit bzw. Unterschiedlichkeit zwischen je zwei Objekten quantifizieren, sowie über einen Clusteralgorithmus, der die Objekte auf Grund ihrer Ähnlichkeits- oder Distanzwerte zu Gruppen zusammenfasst. Als Distanzmaß wurde für die gegenständliche Clusteranalyse die quadrierte euklidische Distanz 3, als Algorithmus für den Fusionierungsprozess das hierarchische „Ward-Verfahren“ festgelegt. Beim Ward-Verfahren handelt es sich um ein hierarchisches agglomeratives Verfahren: Ausgehend von der feinstmöglichen Partition (jedes Objekt bildet einen Cluster) werden die Gruppen sukzessive zusammengefasst, wobei einmal gebildete Gruppen nicht mehr aufgelöst werden (es werden keine Objekte zwischen den Gruppen ausgetauscht). Dieses Verfahren wurde u. a. auf Grund seiner Eigenschaft ausgewählt, möglichst homogene Gruppen zu bilden. Im Zuge der Gruppenbildung werden Schritt für Schritt Objekte bzw. Gruppen so zusammengefasst, dass sich die Fehlerquadratsumme (Summe der quadrierten Abweichungen der Werte vom Mittelwert der Werte der Variablen in der Gruppe) einer Gruppe insgesamt am wenigsten erhöht. Um eine Gewichtung unterschiedlich skalierter Variablen zu vermeiden bzw. starke Unterschiede der Ausprägungsniveaus der einzelnen Variablen auszugleichen, wurden die Daten nach „Z-Scores“ standardisiert. Dies erfolgt durch Subtraktion des Mittelwertes μ jeder Variable vom jeweiligen Standardabweichung σ : z i = alle Variablen: Wert xi − μ σ xi und anschließende Division durch die . Für die auf diese Weise errechneten Werte gilt für μ = 0 und σ = 1 . Vor Beginn der Clusteranalyse wurde zudem eine Korrelationsanalyse durchgeführt um aus der Menge der interessierenden Variablen jene auszuscheiden, die zu hoch untereinander korrelieren. 2 3 Einen methodischen Überblick bietet beispielsweise Backhaus et al. (2000). d k ,l 2 = J ∑ xkj − xlj 2 wobei x kj , xlj : Wert der Variable j bei Objekt k, l (j=1,2, …, J). j =1 Klimastudie Niederösterreich Seite 325 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 53 5 Ergebnisse der Clusteranalyse 5.1 VORGEHENSWEISE In die Clusteranalyse flossen die in Tabelle 11: aufgelisteten Merkmale ein. Für jede der 322 Gemeinden mit Nächtigungen in den Jahren 2002 bis 2006 wurden die Ausprägungen dieser Variablen erhoben und zu einer Datenmatrix zusammengefasst. Die Ausprägungen der einzelnen Merkmale auf Gemeindeebene sind in Kapitel 3 als Karten dargestellt. Der Anteil der Sommernächtigungen ist ein Indikator für die relative Bedeutung des Winterbzw. Sommertourismus in der jeweiligen Gemeinde. Der Anteil der Beschäftigung im Tourismussektor informiert über die Bedeutung des Tourismussektors als Arbeitgeber, das heißt auch über die Abhängigkeit des lokalen Arbeitsmarktes vom Tourismus. Die Anzahl an Nächtigungen soll die Intensität der touristischen Nutzung sowie die allgemeine Bedeutung des Nächtigungstourismus für die Gemeinden widerspiegeln. Die Höhenlage bzw. die Höhenerstreckung der Gemeinden lässt Rückschlüsse auf die Art der möglichen touristischen Nutzungen zu und ist vor allem auch in Hinblick auf weitere meteorologische Analysen von Bedeutung. Die Anzahl der Seilbahnen und Lifte gibt Auskunft über die Bedeutung dieser Wintersportinfrastruktur als Teil des touristischen Angebots der Gemeinde bzw. der Region. Tabelle 11: Variablen der Clusteranalyse: Abkürzungen und Erläuterungen. VARIABLEN CLUSTERANALYSE Erläuterung Nächtigungen (absolut) Durchschnitt über die vergangenen 5 Jahre (2002-2006) Durchschnitt über die vergangenen 5 Jahre (2002-2006) Beherbergungs- und Gaststättenwesen Anteil Nächtigungen in der Sommersaison (in %) Anteil der Beschäftigung im Tourismussektor 4 an den Gesamtbeschäftigten (in %) Höhenerstreckung (in m) Anzahl der Aufstiegshilfen Differenz zwischen höchstem und niedrigstem Punkt im Gemeindegebiet Nur verwendet bei Clusteranalyse 2 Anzahl der Seilbahnen und Schlepplifte Nur verwendet bei Clusteranalyse 1 Insgesamt wurden zwei Clusteranalysen durchgeführt, wobei einmal die vorhandene Wintersportinfrastruktur direkt über die Anzahl der Seilbahnen und Schlepplifte berücksichtig wurde und bei der zweiten Analyse die Höhenerstreckung als Indikator für landschaftliche Gegebenheiten und die Art der möglichen touristischen Nutzung eingeflossen ist. 4 Betrachtet wird hierbei Abschnitt H - Beherbergungs- und Gaststättenwesen der ÖNACE Grundsystematik der Wirtschaftstätigkeiten. Klimastudie Niederösterreich Seite 326 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 54 Von den 572 niederösterreichischen Gemeinden wurden nur jene in die Clusteranalysen einbezogen, die im Durchschnitt der vergangenen 5 Jahre Nächtigungen verzeichnet bzw. gemeldet hatten. Insgesamt blieben somit jene 251 Gemeinden ohne relevanten Nächtigungstourismus unberücksichtigt. Im Zuge des Gruppierungsvorgangs wurde die Anzahl der Cluster zunächst auf 5 bis 10 Gemeindegruppen eingeschränkt. Nach Analyse und Interpretation dieser Clusterergebnisse wurden schließlich 6 Gruppen als endgültiges Ergebnis festgelegt. Diese Gruppenzahl ermöglicht eine sinnvolle Abgrenzung und Interpretation der Cluster, wobei die Zahl der Cluster auf einem überschaubaren Niveau bleibt. Diese Ergebnisse werden im folgenden Abschnitt detailliert dargestellt und beschrieben. 5.2 ERGEBNISSE 5.2.1 Clusteranalyse 1 In der nachstehenden Karte wurde das Clusterergebnis der ersten Analyse, d.h. die geographische Verteilung der 6 unterschiedlichen Cluster in Niederösterreich, visualisiert. Diese Darstellung ermöglicht auch einen Vergleich mit der räumlich unterschiedlichen Ausprägung jener Variablen, die in die Clusteranalyse miteinbezogen wurden (siehe Kapitel 2 und 3). Für die erste Clusteranalyse der Nächtigungsgemeinden ergibt sich folgendes somit Bild: Abbildung 49: Clusteranalyse 1 – Räumliche Verteilung der Cluster Klimastudie Niederösterreich Seite 327 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 55 In der Karte weiß gefärbt sind die Nichttourismusgemeinden (Gemeinden ohne Nächtigungen in den vergangenen 5 Jahren). In der nachfolgenden Tabelle sind die Gruppenmittelwerte der analysierten Merkmale und die zugehörigen Standardabweichungen bzw. Variationskoeffizienten 5 als Maß für die Streuung innerhalb der Gruppen zusammengefasst. Die in der ersten Spalte in fetter Schrift hervorgehobenen Variablen wurden für die Clusteranalyse herangezogen, die restlichen Variablen geben zusätzliche Informationen über die Tourismusaktivität in den jeweiligen Clustern. Tabelle 12: Clusteranalyse 1: Ausprägung der Clustervariablen - Mittelwerte, Standardabweichung und Variationskoeffizient innerhalb der sechs Gemeindegruppen. GEMEINDEN MIT NÄCHTIGUNGEN Cluster Nächti- Regionale Sommer Variablen Einwohner Nächtigungen Ø 0206 Anteil der Nächtigungen im Sommer (%) Anteil der Beschäftigten im Tourismus (%) Anzahl Seilbahnen und Schlepplifte Nächtigungsdichte im Winter (N/EW) Nächtigungsdichte im Sommer (N/EW) Seehöhe des Gemeindehauptortes Höhenerstreckung Auslastung 2006 MW σ VK MW σ VK MW σ VK MW σ VK MW σ VK MW σ VK MW σ VK MW σ VK MW σ VK MW σ VK gungszentren 11.638 10.072 87 243.372 81.951 34 59 7 13 10 6 64 0,0 0,0 53 66 123 63 73 117 327 193 59 240 136 55 18 33 6 Anzahl Gemeinden 5 Variationskoeffizient = 5.644 6.698 119 15.151 20.233 134 60 5 9 7 4 64 0,0 0,0 2 5 277 3 6 235 297 140 47 206 161 78 22 14 64 2.576 2.567 100 7.185 11.971 167 80 9 11 8 5 56 0,1 0,3 329 1 1 101 2 3 107 389 172 44 290 219 75 12 6 55 2.297 1.115 49 22.330 24.885 111 68 7 10 13 6 48 2,9 1,0 34 3 4 107 6 6 92 510 111 22 839 379 45 14 8 55 Tourismusabhängig 1.157 557 48 18.004 17.639 98 74 12 16 31 11 34 0,3 0,6 189 4 4 103 12 11 94 415 192 46 423 239 56 18 10 - 107 145 17 37 Zentren "light" Sommer & Winter σ % μ Klimastudie Niederösterreich Seite 328 Top Winter Gem. mit Nächtigungen 1.077 1.046 97 53.221 38.306 72 47 9 19 36 13 35 6,2 3,2 51 32 23 70 29 20 67 741 204 28 890 278 31 23 11 - 3.540 4.892 138 17.705 38.483 217 71 13 18 11 10 92 0,4 1,4 326 3 14 391 6 15 266 377 185 49 324 278 86 17 13 - 10 322 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 56 In der letzten Tabellenzeile ist abzulesen, wie viele Gemeinden dem jeweiligen Cluster zugeordnet wurden. Für jede der Variablen, die in die Clusteranalyse eingeflossen sind, wird der Mittelwert innerhalb der Cluster dargestellt, wobei der Wert jeder einzelnen Gemeinden in diesem Cluster natürlich von diesem Mittelwert abweichen kann. Zum Beispiel weicht unter Umständen eine Gemeinde in einer Variable beträchtlich vom Mittelwert der Gruppe ab, wurde jedoch auf Grund der Ähnlichkeit in den anderen Variablen dieser Gruppe zugeordnet. Die nicht hervorgehobenen Variablen in der Tabelle dienen als zusätzliche Information, sind jedoch nicht in die Clusteranalyse eingeflossen. In der letzten Spalte sind die Mittelwerte für alle 322 Gemeinden mit Nächtigungen als Vergleichswerte angegeben. 5.2.1.1. Beschreibung der Cluster Nächtigungszentren Die Gemeinden dieses Clusters heben sich vor allem durch die Summe der jährlichen Nächtigungen hervor. Mit durchschnittlich rund 240.000 Nächtigungen pro Jahr sind in diesem Cluster jene sechs Gemeinden mit den höchsten absoluten Nächtigungszahlen in Niederösterreich zusammengefasst. Neben den Kur- bzw. Thermenstandorten Baden, Moorbad Harbach und Bad Schönau sind dies Krems an der Donau, Schwechat als Flughafenstandort sowie die Gemeinde Vösendorf. Da die Nächtigungszahlen in diesen Gemeinden insbesondere in der Wintersaison wetterunabhängig sind, besteht im Allgemeinen keine klimarelevante Vulnerabilität. Regionale Zentren Neben der Landeshauptstadt Sankt Pölten befinden sich auch 10 Bezirkshauptstädte in diesem Cluster. Auch in diesen Gemeinden ist Wintersport orientierter Nächtigungstourismus kaum von Bedeutung, in keiner der 107 Gemeinden sind Schilifte vorhanden. Im Schnitt handelt es sich um größere Orte bzw. Städte mit geringer Abhängigkeit des lokalen Arbeitsmarktes vom Tourismus. Durchschnittlich sind rund 7% der Beschäftigten im Tourismussektor tätig. Auch die sehr geringe Nächtigungsdichte in beiden Saisonen spiegelt die in der Regel nicht intensive touristische Nutzung in den Gemeinden dieses Clusters wider. Die höchsten Nächtigungszahlen erzielen neben Sankt Pölten und den Bezirkshauptstädten Kur- und Thermenstandorte wie Bad Vöslau oder Bad Pirawarth bzw. Grimmenstein in der Buckligen Welt, die auf Grund der Ähnlichkeit, die in allen anderen Variablen gegeben ist, ebenfalls in diesen Cluster fallen. Gemeinsam ist den Gemeinden auch die im Schnitt geringe Höhenlage sowie die geringe Höhenerstreckung des Gemeindegebiets. Sommer "light" Gemeinden In den 145 Gemeinden dieses Clusters ist Tourismus, insbesondere Wintertourismus, ebenfalls von untergeordneter Bedeutung. Die Nächtigungsdichte ist mit einem Maximum von 18 Nächtigung pro Einwohner bzw. einem Schnitt von 3 Nächtigungen pro Einwohner sehr gering. Die Nächtigungen werden hauptsächlich im Sommer erzielt. Die vereinzelt vorhandenen Schlepplifte haben keine bedeutende Nächtigungswirksamkeit in der Wintersaison. Die Gemeinden Klosterneuburg, Tulln, Melk, Litschau, Senftenberg, Langenlois, Raabs an der Thaya sind jene Gemeinden mit den höchsten absoluten Nächtigungszahlen, wobei nur im Senftenberg und Litschau von einer intensiven touristischen Nutzung gesprochen werden kann. Bei anderen Klimastudie Niederösterreich Seite 329 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 57 Gemeinden mit vergleichweise höherem Beschäftigungsanteil handelt es sich vorwiegend um Tagesausflugsziele. Sommer & Winter Gemeinden Die Gemeinden dieses Clusters konzentrieren sich im Süden Niederösterreichs in der Destination Wiener Alpen in Niederösterreich und im südlichen Mostviertel bzw. im Westen des Waldviertels. In allen Gemeinden ist ein kleines bis mittelgroßes Schigebiet vorhanden, wobei der Nächtigungsschwerpunkt dennoch bei allen Gemeinden im Sommer liegt. Die Schigebiete reichen nicht über mittlere Lagen hinaus, womit in Hinblick auf veränderte klimatische Rahmenbedingungen in der Wintersaison von einer hohen Vulnerabilität gesprochen werden kann. Die nächtigungsintensivsten Ziele dieses Clusters liegen in der Region Rax-Schneeberg bzw. im Wechselgebiet. Zudem ist in fast allen Gemeinden eine leicht überdurchschnittliche Konzentration der Beschäftigung im Tourismus gegeben. Mit einer maximalen Nächtigungsdichte von rund 13 Nächtigungen pro Einwohner in der Wintersaison in Puchberg am Schneeberg liegt die Intensität der touristischen Nutzung vor allem in der Wintersaison jedoch bedeutend unter den Top Winterdestinationen Niederösterreichs bzw. im Rest von Österreich. Tourismusabhängige Gemeinden Die 37 Gemeinden dieses Clusters sind vor allen durch eine sehr hohe wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismus charakterisiert. Im Schnitt ist rund ein Drittel der Erwerbstätigen unmittelbar im Tourismussektor tätig. Vor allem in den kleineren Gemeinden dieses Typs ist dieser Anteil zum Teil noch bedeutend höher. Die Gemeinden konzentrieren sich vor allem entlang der Donau, im Wienerwald sowie in den Wiener Alpen. Der Nächtigungsschwerpunkt liegt deutlich in der Sommersaison, die vereinzelt vorhandenen Kleinstschigebiete mit ein oder zwei Schleppliften sind nur von regionaler Bedeutung, d.h. in der Regel mit keiner bedeutenden Nächtigungswirksamkeit verbunden. Die Nächtigungsdichte ist v.a. in den ausgeprägten Sommerdestinationen hoch, womit insgesamt trotz der hohen Abhängigkeit vom Tourismus im Allgemeinen keine hohe Vulnerabilität hinsichtlich klimabedingter Veränderungen in der Wintersaison (wohl aber hinsichtlich konjunktureller Nachfrageschwankungen) diagnostiziert werden kann. Top Winter Gemeinden Die niederösterreichischen Top Wintergemeinden liegen im südlichen Mostviertel sowie im Wechsel- und Semmeringgebiet. Der Nächtigungsschwerpunkt liegt mit Ausnahme der Gemeinden Mitterbach am Erlaufsee und Puchenstuben klar in der Wintersaison, die Nächtigungsdichte in der Wintersaison liegt mit durchschnittlich 30 Nächtigungen pro Einwohner nach den Kur- und Thermenstandorten im Niederösterreichvergleich an der Spitze. Die intensive touristische Nutzung spiegelt sich auch in der Beschäftigungsstruktur wider, wo mit durchschnittlich 36% mehr als jeder dritte Arbeitsplatz unmittelbar vom Tourismus abhängig ist. Die höchsten Bergstationen reichen bis auf ca. 1.800m, der Großteil liegt jedoch unterhalb von 1.500m. Für diese Gemeinden muss somit von einer erhöhten ökonomischen Verwundbarkeit in Hinblick auf schneearme Winter bzw. von einem erhöhten Anpassungsbedarf ausgegangen werden. Klimastudie Niederösterreich Seite 330 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 5.2.2 58 Clusteranalyse 2 Bei der zweiten Clusteranalyse floss wie oben dargestellt, anstatt der Variable „Anzahl der Aufstiegshilfen“ die Höhenerstreckung des Gemeindegebiets in die Analyse mit ein. In der nachstehenden Karte wurde das Clusterergebnis der ersten Analyse, d.h. die geographische Verteilung der 6 unterschiedlichen Cluster in Niederösterreich, visualisiert. Die Erklärungen zu Karte und Datentabelle folgen jenen der Clusteranalyse 1 und werden daher an diese Stelle nicht wiederholt. Abbildung 50: Clusteranalyse 2: Räumliche Verteilung der Cluster Klimastudie Niederösterreich Seite 331 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 59 Tabelle 13: Clusteranalyse 2: Ausprägung der Clustervariablen - Mittelwerte, Standardabweichung und Variationskoeffizient innerhalb der sechs Gemeindegruppen. GEMEINDEN MIT NÄCHTIGUNGEN Cluster Nächti- Regionale Sommer Variablen MW Einwohner σ VK MW Nächtigungen Ø 02σ 06 VK Anteil der MW Nächtigungen im σ Sommer (%) VK Anteil der MW Beschäftigten im σ Tourismus (%) VK MW Höhenerstreckung σ VK MW Nächtigungsdichte im σ Winter (N/EW) VK MW Nächtigungsdichte im σ Sommer (N/EW) VK MW Seehöhe des σ Gemeindehauptortes VK MW Anzahl Seilbahnen und σ Schlepplifte VK MW σ Auslastung 2006 VK Anzahl Gemeinden gungszentren 11.638 10.072 87 243.372 81.951 34 59 7 13 10 6 64 240 136 57 53 66 123 63 73 117 327 193 59 0,0 0,0 55 18 33 6 Zentren "light" 5.575 6.893 124 14.778 20.865 141 59 5 9 7 4 61 210 155 74 2 4 247 2 5 208 300 134 45 0,1 0,4 735 21 14 66 3.065 2.971 97 8.399 13.003 155 80 9 12 7 4 59 199 106 53 1 0 93 2 3 108 363 180 50 0,1 0,3 357 12 7 53 99 124 Sommer TourisWinter musBerge abhängig 2.084 1.087 886 549 43 50 43.380 21.873 41.016 21.763 95 99 64 70 17 15 26 22 16 32 8 11 46 34 1.279 463 112 238 9 51 9 9 11 16 117 180 10 15 7 15 73 100 553 476 94 240 17 51 4,6 1,0 3,8 1,9 82 178 16 19 8 10 46 53 11 46 Sommer Gem. mit „light“ Nächtigungen Berge 1.810 3.540 1.021 4.892 56 138 7.029 17.705 9.015 38.483 128 217 75 71 8 13 10 18 10 11 5 10 47 92 616 324 171 278 28 86 2 3 7 14 318 391 4 6 8 15 196 266 469 377 122 185 26 49 0,6 0,4 0,9 1,4 161 326 11 17 10 13 89 74 36 6 5.2.2.2. Beschreibung der Cluster Da die Ergebnisse der zweiten Analyse für die Cluster „Nächtigungszentren“, „Regionale Zentren“ und „Sommer light“ weitgehend mit jenen der ersten Analyse übereinstimmen, wird hier nur auf die Cluster „Sommer & Winter & Berge“, „Sommer light Berge“ und „Tourismusabhängig“ eingegangen. Diese drei Cluster, insbesondere jene Gemeinden mit einer ausgeprägteren Wintersaison, konzentrieren sich im Süden Niederösterreichs in den Destinationen Mostviertel, Wienerwald und Wiener Alpen in Niederösterreich. Während der Wintersaison findet in diesen drei Gemeindetypen im Schnitt ein Drittel aller Nächtigungen in Niederösterreich statt. Diese drei Gemeindegruppen trennen in den alpinen Regionen Niederösterreichs die nächtigungsstärkeren Gemeinden mit Liftinfrastruktur und großer Höhenerstreckung von den stärker Klimastudie Niederösterreich Seite 332 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 60 sommerdominierten Gemeinden sowie jenen, die auf Grund ihrer Beschäftigungsstruktur eine überdurchschnittlich hohe Abhängigkeit vom Tourismus aufweisen. Sommer & Winter & Berge In den 11 Gemeinden dieses Clusters werden im Schnitt rund 12% der gesamten Nächtigungen in Niederösterreich während der Wintersaison verzeichnet. Die Landschaft ist gekennzeichnet durch die große Höhenerstreckung der Gemeinden, die zwischen rund 1.100m und knapp 1.500m liegt. Der Anteil der Beschäftigung im Tourismussektor liegt bei durchschnittlich 16%. In diesem Cluster sind 9 der 15 größten Schigebiete in Niederösterreich versammelt, dennoch liegt der Anteil der Nächtigungen in diesen Gemeinden während der Wintersaison durchschnittlich nicht über 40%. Mit einem Beschäftigungsanteil zwischen 20 und 33% sind die größeren Schigebiete auch stark vom Tourismus abhängig. Wie oben beschrieben führt dies zusammen mit der vergleichsweise niederen Lage zu einer erhöhten Vulnerabilität bzw. einem erhöhten Anpassungsbedarf. Sommer „light“ & Berge Weniger intensiv ist die touristische Nutzung der Gemeinden dieses Typs, insbesondere die Wintersaison ist in den 36 Gemeinden dieses Cluster nur von untergeordneter Bedeutung. Im Schnitt bringt die Wintersaison rund ein Viertel der jährlichen Nächtigungen. Die Nächtigungsdichte ist im Winter mit durchschnittlich 2 Nächtigungen pro Einwohner sehr gering (mit Ausnahme der Gemeinde Breitenstein im Semmeringgebiet, die auch auf Grund ihrer geringen Einwohnerzahl eine höhere Intensität erreicht). Die Schigebiete in diesem Cluster zählen zu den kleineren in Niederösterreich und entfalten im Vergleich zu dem vorhergehenden Cluster nur eine geringe Nächtigungswirksamkeit. Die Konzentration der Beschäftigung liegt mit durchschnittlich 10% knapp unter dem niederösterreichischen Schnitt (bezogen auf Gemeinden mit Nächtigungen). Tourismusabhängige Gemeinden Die Gemeinden dieses Clusters sind wiederum durch eine sehr hohe Beschäftigungskonzentration in der Tourismusbranche gekennzeichnet. Rund ein Drittel aller Erwerbstätigen ist direkt im Beherbergungs- und Gaststättenwesen tätig. Vor allem in den kleineren Gemeinden wird ein Anteil von bis zu 60% erreicht. Im Schnitt liegt der Anteil der Winternächtigungen in Gemeinden dieses Typs bei rund 30%, betrachtet man nur die tourismusabhängigen Gemeinden in alpinen Regionen liegt der Schnitt bei knapp unter 50%. Vor diesem Hintergrund ist eine sehr hohe Verwundbarkeit in Hinblick auf Nachfrageschwankungen im Tourismus gegeben. Als tourismusabhängig wurden auch einige der größeren Schigebiete im südlichen Niederösterreich eingestuft. Dazu zählen beispielsweise die Gemeinden Annaberg, St. Corona am Wechsel, Puchenstuben, Mönichkirchen, Rohr im Gebirge sowie die Case Study Gemeinde Semmering. In der Case Study wird aus klimatologischer Sicht untersucht in wie weit durch die hohe ökonomische Vulnerabilität gekoppelt mit der niedrigen Höhenlage der Schigebiete (Höhenlage unterhalb von 1.500m) in Zukunft Herausforderungen in Hinblick auf schneearme Winter bzw. notwendige und mögliche Beschneiungsintensität zu bewältigen sein werden. Klimastudie Niederösterreich Seite 333 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 61 6 Case Study 6.1 DIE CASE STUDY REGION Als Case Study Region wurde in Übereinstimmung mit dem Auftraggeber das Schigebiet am Semmering ausgewählt. Zum Einen haben datentechnische Gründe im Bereich der meteorologischen und klimatologischen Analysen dafür gesprochen, aber vor allem die Tatsache, dass diese Region bereits heute wesentlich von künstlicher Beschneiung abhängig ist, hat den Ausschlag für die Auswahl dieser traditionsreichen Tourismusregion gegeben. Der Hauptort der Gemeinde Semmering liegt auf einer Seehöhe von 950 m über dem Meeresspiegel. Seit dem letzten Jahrhundert ist der Semmering ein bekanntes Ferienziel der Bevölkerung des Großraumes Wien und blieb bis heute ein beliebter Urlaubsort. Weltberühmt wurde der Semmering durch die Semmeringbahn als Teilstrecke der Südbahn in Österreich und wurde 1998 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Sowohl die Strecke als auch der Lokomotivbau stellen historisch bedeutende Wenden in der Lokomotivgeschichte dar. Neben den kunst- und kulturgeprägten Hotels, gilt der Ort sowohl als Erholungs- und Ausflugsgebiet im Sommer und Winter. Er wird von Wintersportlern und Wanderern im Sommer besonders geschätzt. Durch die geographische Nähe zur Bundeshauptstadt und leichte Erreichbarkeit aus anderen Orten Österreichs stellt der Semmering ein historisch bedeutendes Tourismusgebiet dar, das heute auch zunehmend durch Kongress- und Wirtschaftstourismus geprägt ist. In der nachstehenden Tabelle sind die wichtigsten Merkmale der ausgewählten Gemeinde bzw. des Schigebietes zusammengefasst dargestellt. Tabelle 14: Überblick über Merkmale der Case Study-Gemeinde Semmering Semmering Einwohner (VZ 2001) Tourismus Nächtigungsdichte Anteil Winter Anteil Sommer Arbeitsstätten Beschäftigte gesamt Beschäftigte tertiärer Sektor Beschäftigte Tourismus % Besch. Tourismus/Gesamt % Besch. Tourismus/Tertiär Lokation Gesamt Lokation Tertiär Förderleistung (Pers./h) Transportleistung (Pm/h) Lifte davon Schlepplifte Pistenkilometer Seehöhe Schigebiet Arbeitsmarkt Schigebiet 642 167,4 54% 46% 60 503 460 192 38,2 41,7 4,8 5 6.750 1.809.300 4 2 14km 1.000 – 1.360m Datenquelle: Statistik Austria, BMVIT Klimastudie Niederösterreich Seite 334 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 6.1.1 62 Rückblick auf die Entwicklung der Tourismusregion Semmering 6 Die Paßlandschaft um den Semmering (980 m) an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark erlangte gegen Ende des 19. Jh./Anfang des 20. Jh. internationalen Ruf als eines der bedeutendsten Tourismuszentren der k.u.k. Monarchie. In der touristischen Bedeutung ließ sich der Semmering vergleichen mit Tourismuszentren wie dem Seebad Opatija (im heutigen Kroatien), dem alpinen Kurort Bad Gastein oder der aristokratischen Sommerfrischeregion im Salzkammergut. Die ersten Ansätze für eine touristische "In WertSetzung" der Region finden sich bereits in der Biedermeierzeit, als die Schönheit der "wilden" Berglandschaften um Rax (2.007 m) und Schneeberg (2.076 m) beschrieben und in Gemälden dargestellt wurde. Wie auch bei anderen mondänen Tourismuszentren dieser Epoche finden sich die Voraussetzungen für den touristischen Aufstieg des Semmerings in philosophisch-geistigen Strömungen (Idealisierung und Romantisierung des Gegensatzes der schroffen Bergwelt und den parkähnlichen Mittelgebirgsformen), in sozio-ökonomischen Faktoren (Nachfrage von Seiten des Adels und des Bürgertums, die Ausgleich von den beengten Verhältnissen der Städte suchten) und technologischen Entwicklungen (Anbindung an die Eisenbahn) sowie in Bezug auf geographische Verhältnisse (Nähe zu Wien und später auch Budapest). Zunächst war es der Ort Payerbach-Reichenau (490 m) am Nordportal des Semmerings, der von diesen Entwicklungen profitieren konnte. Die Paßhöhe am Semmering wurde dagegen erst einige Jahrzehnte nach Fertigstellung der Semmeringbahn (1854) touristisch entwickelt, konnte dann jedoch binnen kurzem den anderen Tourismusorten den Rang ablaufen. Anfang der 80er Jahre des 19. Jh. entstanden dann schließlich die ersten Luxushotels im Stil der charakteristischen Grand Hotels dieser Epoche. Neben den Hotelbauten entstanden zusätzlich noch private Villen, Kurhäuser (z.B. das "Kurhaus Semmering" als "Sanatorium im Rivierastil") sowie sonstige touristische Infrastrukturen wie Cafes. Zwischen den einzelnen Hotels kam es gleichsam zu einem Wettlauf an Größe, luxuriöser Ausstattung und architektonischer Wirkung. Die Eröffnung des Panhans im Jahr 1913 markiert - knapp vor Ausbruch des 1. Weltkrieges - gleichzeitig Höhepunkt und Schlusspunkt dieser Epoche. Der Semmering war auch eine Pionierregion in Österreich was den Wintertourismus betrifft. Dem betriebswirtschaftlichen Kalkül, die Öffnungs- und Saisonzeiten der Hotels und Gasthöfe möglichst zu verlängern, kam dabei die zunehmende sportliche Begeisterung an den winterlichen Verhältnissen des Gebirges zugute. Neben dem Rodel- und Bobsport sowie dem Eislaufen war der Semmering auch eine der ersten Regionen des alpinen Skisports in Österreich. Der Mürzzuschlager Hotelier Toni Schruf sowie Max Kleinoschegg bestiegen 1891 mit dem Stuhleck (1.782 m) den ersten "echten" Berg Österreichs im Winter mit Skiern. Bereits kurz darauf wurden die ersten Skirennen veranstaltet sowie entsprechende Sportvereine gegründet und der Semmering auch im Winter ein beliebtes Tourismusziel. Bereits vor dem ersten Weltkrieg wurden spezielle technische Infrastrukturen für den Wintersport errichtet (Bobbahn im Jahr 1907, Pinkenkogel-Rodelbahn 1910, LiechtensteinSprungschanze 1912). Diese Sportanlagen galten bis in die 30er Jahre europaweit zu den modernsten ihrer Art. 6 Verwendete Quellen: Kos, W. (1992): Die Eroberung der Landschaft. Semmering, Rax, Schneeberg. Katalog zur niederösterreichischen Landesausstellung, Schloß Gloggnitz, 1992. Wien: Falter. Klimastudie Niederösterreich Seite 335 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 63 Durch den Zusammenbruch der Monarchie kam es auch im Semmeringgebiet zu einigen grundsätzlichen Strukturveränderungen. Jene relativ homogene Gesellschaft, die am Semmering ein geschütztes Territorium zum Ausleben ihres Reichtums vorgefunden hat, war in ihrem politischen und ökonomischen Grundfesten erschüttert. Die Spekulationen um die Panhans-Aktien und der mehrfache Besitzerwechsel dieses Hotels kann als ein Zeichen der krisenhaften Erscheinungen betrachtet werden. Allerdings brachte der Zerfall der Monarchie noch kein Ausbleiben der traditionellen Gästeschichten aus Budapest oder Prag. Beispielsweise gab es im Jahr 1923 neben 12.710 Gästemeldungen aus Österreich (davon 9.529 aus Wien) über 13.000 aus dem Ausland (davon aus Ungarn alleine 5.261). Auch brachten die späten 20er Jahre eine gewisse Erholung. Mit 38.000 Gästen kam es im Jahr 1928 zu einem neuen Rekord. Auch infrastrukturell wurde ausgebaut, im Jahr 1932 beispielsweise das Alpenstrandbad des Panhans, das als erstes alpines Hallenschwimmbad auch international für Aufsehen sorgte. Im Jahr 1937 lag der Semmering immerhin an 6. Stelle aller österreichischen Fremdenverkehrsorte (noch vor Bad Ischl oder Kitzbühel). Berücksichtigt man die Nächtigungsintensität (auf 1.816 Einwohner kamen ca. 240.000 Nächtigungen) lag der Semmering sogar an der Spitze des österreichischen Tourismus. In der Nachkriegszeit konnte der Semmering nicht mehr an seine frühere internationale Bedeutung als Tourismuszentrum anknüpfen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Zunächst war die Zweiteilung in eine sowjetische (Niederösterreich) und britische (Steiermark) Besatzungszone hinderlich für die nötigen Modernisierungs- und Erweiterungsinvestitionen. Auch verlagerte sich das Gewicht der touristischen Nachfrage. Der geographische Vorteil des Semmerings - die Nähe zu Wien und zu Ungarn, gleichsam als nähester Alpenort verwandelte sich in einen Nachteil. Die politische Blockbildung schnitt den Semmering von einem Teil seines "natürlichen" Einzugspotenzials ab. Das - im Vergleich zur BRD "verspätete" Wirtschaftswunder in Ostösterreich ließ die Nachfrage nach gehobenen Tourismusdienstleistungen niedrig bleiben. Hingegen konnte Westösterreich von der Nähe zur rasch wachsenden deutschen Nachfrage profitieren. Auch die naturräumlichen Nachteile des Semmeringgebiets (geringe Höhenlage, begrenzte Ausbaumöglichkeiten für den Wintersport aufgrund der topographischen Gegebenheiten, unsichere Schneeverhältnisse etc.) wurden zunehmend deutlich. Dies umso mehr, als bei steigenden Einkommen und erhöhter Mobilität (Motorisierung) die WienerInnen ebenfalls vermehrt Sommer- wie Winterurlaub in Westösterreich (bzw. in Italien) verbrachten. Der Semmering wurde damit zunehmend zu einer reinen Ausflugsdestination degradiert. Die großzügigen Hotels gerieten in wirtschaftliche Schwierigkeiten und Schließungen waren die Folge. Die Veralterung der Infrastruktur ging mit einem Verfall der Bausubstanz (residential und commercial blight) einher, wodurch die Region noch unattraktiver wurde. Versuche, mit Unterstützung der öffentlichen Hand die Region touristisch zu revitalisieren (Renovierung Panhans, Aufbau einer Fremdenverkehrsschule in den 80er Jahren), waren zunächst nur von Teilerfolgen begleitet. Durch die "Ostöffnung" Ende der 80er Jahre wurde es allerdings wieder prinzipiell möglich, die klassische Zielgruppe der Ungarn anzusprechen. Auch wenn aufgrund der Kaufkraftunterschiede die Nächtigungswirksamkeit begrenzt blieb, wurden ungarische Gäste insbesondere im (Winter-)Ausflugssegment wieder eine signifikante Gästeschicht. In den letzten Jahren wurde auch die touristische Infrastruktur weitgehend saniert bzw. modernisiert (Ersatz der alten Sesselliftanlagen am Hirschenkogel (1.324 m) und am Hühnerkogel/Stuhleck (1.380 m) durch moderne Anlagen (Gondelbahn am Klimastudie Niederösterreich Seite 336 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 64 Hirschenkogel, 4er-Sesselbahn am Stuhleck, mechanische Beschneiungsanlagen). Organisatorische Innovationen (Sonderzüge, Marketing unter dem Schlagwort "Zauberberg", neue Zielgruppe Seminartourismus, Organisation von Großveranstaltungen wie vor allem der Damen-Skiweltcup etc.) ließen wieder eine neue Aufbruchsstimmung entstehen. Es bleibt jedoch noch abzuwarten, inwieweit der Semmering an seine alte Tradition als auch international bedeutsame Tourismusregion anknüpfen kann. 6.1.2 Gemeinde und Bevölkerung Die Abbildung 51: zeigt sehr schön den beständigen Aufstieg der Bevölkerungsanzahl in der Gemeinde Semmering von der Gründerzeit bis zum Ende der Monarchie. Seither war eine ständige Abnahme in den Bevölkerungszahlen zu beobachten, die sich erst im Jahr 2001 umkehrte. Seither ist eine leicht positive Tendenz in der Bevölkerungsentwicklung zu verzeichnen. Abbildung 51: Bevölkerungsentwicklung Semmering 1869 - 2006 Bevölkerungsentwicklung 1869 - 2006, 1869=100 1400 1200 1000 800 Semmering 600 Neunkirchen (Pol. Bezirk) 400 NÖ (BL) 200 0 1869 1880 1890 1900 1910 1923 1934 1939 1951 1961 1971 1981 1991 2001 2006 Quelle: Statistik Austria Wie Tabelle 15: erkennen lässt, ist in der Gemeinde Semmering die lohnsummenabhängige Gemeindesteuer deutlich höher im Vergleich zum politischen Bezirk aber auch zum restlichen Bundesland. Tabelle 15: Abgaben – Ertragsanteil der Gemeinde Semmering pro Kopf 2005 (in €).. Gemeindesteuer pro Kopf in € Gemeinde 1.249 Pol. Bezirk 827 Bundesland 909 Datenquelle: Statistik Austria 2007, Ein Blick auf die Gemeinde Klimastudie Niederösterreich Seite 337 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 6.1.3 65 Sozioökonomische Ausgangssituation und Beschäftigung Tabelle 16: erfasst den positiven Trend in der Beschäftigtenanzahl von 1991 bis 2001 einhergehend mit der Zunahme der Arbeitsstätten um einen Betrieb. Zwei größere Hotelbetriebe mit zwischen 20 und 99 Beschäftigten sind die größten Arbeitgeber der Gemeinde. Tabelle 16: Arbeitsstätten und Beschäftigte in Semmering 1991/2001. Jahr Veränderung 2001 1991 1991-2001 (in %) Arbeitsstätten 60 59 1,7 Beschäftigte 503 446 12,8 Datenquelle: Statistik Austria 2007: Ein Blick auf die Gemeinde. Tabelle 17: Semmering - Arbeitsstätten und Beschäftigte nach Abschnitten der ÖNACE 1995 und groben Beschäftigtengrößengruppen. Arbeitsstätten ÖNACE 1995 Arbeitsstättenzählung 2001 Davon mit … unselbst. Beschäftigten Insg. Insg. 0-4 Insgesamt C Bergbau und Gewinnung von Steinen u. Erden D Sachgütererzeugung E Energie- und Wasserversorgung F Bauwesen G Handel; Reparatur v. Kfz u. Gebrauchsg H Beherbergungs- u. Gaststättenwesen I Verkehr und Nachrichtenübermittlung J Kredit- und Versicherungswesen K Realitätenwesen, Unternehmensdienstl. L Öffentl. Verwaltung, Sozialversicherung M Unterrichtswesen N Gesundheits-, Veterinäru. Sozialwesen O Erbring.v.sonst. öffentl.u. pers. Dienstl. Beschäftigte 5 - 19 20 99 100 - 200 + 199 mehr 7 0 0 60 40 13 0 3 0 2 0 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 6 5 1 20 13 9 Darunter unselbst. Beschäftigte 503 470 0 0 0 43 0 40 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 19 15 5 2 0 0 192 175 6 2 1 0 0 87 83 1 1 0 0 0 0 4 4 5 4 1 0 0 0 19 17 2 5 0 2 2 1 0 2 0 0 0 0 23 67 23 67 4 3 1 0 0 0 17 15 5 4 0 1 0 0 32 31 Datenquelle: Statistik Austria. Klimastudie Niederösterreich Seite 338 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 66 Tabelle 18: Semmering - Arbeitsstätten und Beschäftigte nach Abschnitten der ÖNACE 1995 und Stellung im Beruf. ÖNACE 1995 Arbeitsstättenzählung 2001 Insgesamt C Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden D Sachgütererzeugung E Energie- u. Wasserversorgung F Bauwesen Arbeitsstätten Tätige BetriebsInhaber Mithelf. Familienangeh. Angest./ Beamte 60 31 2 243 200 0 3 0 2 0 1 0 28 0 0 0 0 0 6 Arbeiter Lehrlinge Heimarbeiter Insges. 26 1 503 0 12 0 0 0 0 0 43 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 3 1 14 1 0 0 19 20 17 0 27 124 24 0 192 9 4 0 79 4 0 0 87 1 0 0 3 1 0 0 4 5 2 0 2 15 0 0 19 2 5 0 0 0 0 11 59 12 7 0 0 0 1 23 67 4 2 0 10 5 0 0 17 5 1 0 10 19 2 0 32 G Handel; Reparatur v. Kfz u. Gebrauchsgütern H Beherbergungs- u. Gaststättenwesen I Verkehr u. Nachrichtenübermittlung J Kredit- und Versicherungswesen K Realitätenwesen, Unternehmensdienstl. L Öffentl. Verwaltung, Sozialversicherung M Unterrichtswesen N Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen O Erbring. v. sonst. öffentl. u. pers. Dienstl. Datenquelle: Statistik Austria. Tabelle 19: Semmering – Erwerbspersonen nach beruflichen und wirtschaftlichen Merkmalen. Volkszählung 2001 Erwerbspersonen Land- u. Forstwirtschaft Fischerei u. Fischzucht Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erde Sachgütererzeugung Energie- u. Wasserversorgung Bauwesen Handel; Reparatur v. Kfz u. Gebrauchsgüter Beherbergungs- u. Gaststättenwesen Verkehr u. Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungswesen Realitätenwesen, Unternehmensdienstl. Öffentl. Verwaltung, Sozialversicherung Unterrichtswesen Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen Erbringung v. sonst. öffentl. u. pers. Dienstl. Private Haushalte Exterritoriale Organisationen Erstmals Arbeit suchend Insg. 281 2 0 0 38 1 20 24 48 39 2 29 23 20 20 12 0 0 3 % 100 0,7 0 0 13,5 0,4 7,1 8,5 17,1 13,9 0,7 10,3 8,2 7,1 7,1 4,3 0 0 1,1 Datenquelle: Statistik Austria. Klimastudie Niederösterreich Seite 339 männl. 163 1 0 0 28 1 19 8 18 31 0 17 21 4 4 8 0 0 3 weibl. 118 1 0 0 10 0 1 16 30 8 2 12 2 16 16 4 0 0 0 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 67 Tabelle 20: Semmering – Wohnbevölkerung nach beruflichen und wirtschaftlichen Merkmalen. Volkszählung 2001 Wohnbevölkerung Land- u. Forstwirtschaft Fischerei u. Fischzucht Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erde Sachgütererzeugung Energie- u. Wasserversorgung Bauwesen Handel; Reparatur v. Kfz u. Gebrauchsgüter Beherbergungs- u. Gaststättenwesen Verkehr u. Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungswesen Realitätenwesen, Unternehmensdienstl. Öffentl. Verwaltung, Sozialversicherung Unterrichtswesen Gesundheits-, Veterinär- u. Sozialwesen Erbringung v. sonst. öffentl. u. pers. Dienstl. Private Haushalte Exterritoriale Organisationen Erstmals Arbeit suchend Nicht Erwerbspersonen Insg. 610 2 0 0 50 1 27 29 60 55 2 56 26 31 28 15 0 0 3 225 % 100 0,3 0 0 8,2 0,2 4,4 4,8 9,8 9 0,3 9,2 4,3 5,1 4,6 2,5 0 0 0,5 36,9 männl. 285 1 0 0 34 1 21 13 24 37 0 27 24 10 8 9 0 0 3 73 weibl. 325 1 0 0 16 0 6 16 36 18 2 29 2 21 20 6 0 0 0 152 Datenquelle: Statistik Austria. Eine deutliche Sprache im Hinblick auf die regionale Bedeutung der Gemeinde Semmering und den Arbeitsmarkt spricht die Pendlerstatistik, wie in Tabelle 21: dargestellt: Den 130 Auspendlern stehen 379 Einpendler gegenüber. Tabelle 21: Semmering – Erwerbspendler nach Pendelziel (Volkszählung 2001). Entfernungskategorie darunter: TagesNichttagesArbeitsgemeinde männlich pendler pendler Insgesamt 257 150 . . ERWERBSTÄTIGE AM WOHNORT 41 23 . . Nichtpendler 86 41 86 Gemeinde-Binnenpendler 130 86 110 20 AUSPENDLER 52 34 48 4 in and. Gemeinde des Pol.Bez. 28 18 24 4 in and. Pol.Bez. des Bundesl. 49 33 38 11 in anderes Bundesland 22 14 18 4 STEIERMARK 24 16 18 6 WIEN 1 1 1 ins Ausland 379 173 355 24 EINPENDLER 164 82 159 5 aus and. Gemeinde des Pol.Bez. 33 14 33 Gloggnitz 26 14 26 Ternitz 21 10 17 4 aus and. Pol.Bez. des Bundesl. Klimastudie Niederösterreich Seite 340 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 68 194 181 175 77 62 506 196,9 198,1 aus anderem Bundesland STEIERMARK Mürzzuschlag Mürzzuschlag Spital am Semmering ERWERBSTÄTIGE AM ARBEITSORT Index des Pendlersaldos Index der Pendlermobilität 81 72 69 32 20 237 158 172,7 179 172 172 76 61 . . . Datenquelle: Statistik Austria. 6.1.4 Tourismus Die nachstehende Abbildung 52: lässt einen leichten Anstieg in den Nächtigungen in der Wintersaison in der Gemeinde Semmering in den letzten 4 Jahren erkennen. Seit 1972 weist die Nächtigungsentwicklung in der Wintersaison einen leicht schwankenden Verlauf auf, während die Nächtigungen im Sommer einen negativen Trend aufzeigen. Abbildung 52: Nächtigungsentwicklung Sommer- und Wintersaison, Semmering. 140000 120000 100000 80000 Nächt. 60000 40000 20000 Sommer Winter 0 1972 1977 1982 1987 1992 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Quelle: Statistik Austria (ISIS-Datenbank). Die entsprechende Kapazitätsentwicklung der Betten (Tabelle 22:) spiegelt die Zahlen der Nächtigungsentwicklung wider: Von 1992 bis 2002 wurde ein Anstieg in den Bettenkapazitäten verzeichnet, zwischen 2002 und 2004 gab es einen leichten Rückgang, seit 2004 ist wiederum ein positiver Trend zu beobachten. Zudem geht klar hervor, dass alle Betriebe auf Ganzjahresöffnung ausgerichtet sind. Tabelle 22: Semmering - Entwicklung der Bettenkapazitäten Bettenkapazität Sommer Bettenkapazität Winter 1992 627 627 2002 764 764 2004 746 746 Datenquelle: Statistik Austria Klimastudie Niederösterreich Seite 341 2006 770 770 15 9 3 1 1 . . . Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 69 Das Schigebiet Hirschkogel „Zau[:ber:]g Semmering“ 7 ist mit insgesamt 4 Aufstiegshilfen – einer Kabinenbahn, einem 4er-Sessellift, einem Schlepplift sowie einem Teppichlift – ausgestattet. Die 14 Pistenkilometer teilen sich auf je 6,5 km leichte und mittelschwere sowie 1 km schwere Pisten auf, die sich zwischen 1.000 und 1.360m Seehöhe erstrecken. Auf der anspruchsvollen FIS-Weltcup-Piste Panorama finden jeden zweiten Winter Rennen des alpinen FIS Weltcup der Damen statt. In den letzten Jahren wurden umfangreiche Investitionen in Beschneiungsanlagen getätigt. Mit Hilfe modernster Beschneiungstechnik und einer starken Kapazitätserhöhung der Maschinen will man hohe Schneesicherheit garantieren. 6.2 LOKALE KLIMASZENARIEN UND SCHNEEMODELLIERUNG FÜR DIE REGION SEMMERING-HIRSCHENKOGEL 6.2.1 Lokales Klimaänderungssignal Für die Semmeringregion ergeben sich aus den REMO-UBA A1B Szenarien für beide Szenariozeiträume Niederschlagszunahmen in allen Jahreszeiten (siehe Abbildung 53:). Diese ist im Herbst besonders ausgeprägt und beträgt knapp unter 20 % um 2020 und etwa 25 % um 2050. Abbildung 53: Klimaänderungssignal des Niederschlags im Gebiet Semmering/Hirschenkogel. Differenz zwischen den Perioden 2006-2035 „2020“ und 2036-2065 „2050“ gegenüber dem Zeitraum 1976-2005 REMO-UBA Szenario A 1B. Änderung der saisonalen Niederschlagsmengen (Prozent) für den Zeitraum 2020 und 2050. (REMO-UBA; A1B) 30 2020 Relative Änderung (%) 25 2050 20 15 10 5 0 DJF MAM JJA SON Saison Bei der Temperatur zeigen sich deutliche Unterschiede im Klimaänderungssignal. Um 2020 ist die Temperaturerhöhung im Winter mit etwa 1.3 °C am stärksten. Im Frühjahr zeigt sich 7 http://www.zauberberg.at Klimastudie Niederösterreich Seite 342 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 70 sogar eine leichte Abkühlung. Im Sommer beträgt die Erwärmung etwa 0.5 °C und im Herbst etwa 1 °C. Um die Jahrhundertmitte ist die Erwärmung wesentlich stärker (siehe Abbildung 54:). Das Maximum zeigt sich wieder im Winter mit etwa 2.5 °C, in den anderen Monaten bewegt sie sich zwischen 1.2 und 1.8 °C. Abbildung 54: Klimaänderungssignal der Temperatur im Gebiet Semmering/Hirschenkogel. Differenz zwischen den Perioden 2006-2035 „2020“ und 2036-2065 „2050“ gegenüber dem Zeitraum 1976-2005 REMO-UBA Szenario A 1B. Änderung der saisonalen Mitteltemperatur (°C) für den Zeitraum 2020 und 2050. (REMO-UBA; A1B) 3 2020 Temperaturänderung (°C) 2050 2 1 0 DJF MAM JJA SON -1 Saison 6.2.2 Klimatische Differenzierung innerhalb des Skigebietes Die natürliche Schneelage zeigt eine deutliche Seehöhenabhängigkeit. Eine Schneedecke von mindestens 30 cm, welche die OECD-Studie bezüglich Schneesicherheit verwendet hat (Abegg 2006), kommen im Semmering Ort im Mittel (Median) selbst im Jänner und Februar an weniger als 10 Tagen (Abbildung 55:) vor, an der Bergstation hingegen erreichen speziell im Februar und März rund 25 Tage diesen Wert. Der Median für den ganzen Winter beträgt im Semmering Ort nicht einmal 20 Tage, aber bereits im Mittelstationsbereich werden 120 Tage und am Hirschenkogel sogar 160 Tage erreicht. Klimastudie Niederösterreich Seite 343 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 71 Abbildung 55: Mittlere Anzahl an Tagen (Median) mit einer natürlichen Schneedecke von mehr als 30 cm in den zwei Höhenlagen. Damit die Landschaft ein winterliches Erscheinungsbild bietet, ist jedoch nur eine geringe Schneedecke notwendig. Bei den Tagen mit einer Schneedecke von mindestens 5 cm sieht es am Semmering unter den derzeitigen klimatischen Bedingungen noch recht gut aus. In den Wintermonaten Dezember bis Februar wird dieser Schwellwert auch im Tal an mehr als 20 Tagen überschritten. Abbildung 56: Mittlere Anzahl an Tagen (Median) mit einer natürlichen Schneedecke von mehr als 5 cm in den zwei Höhenlagen. Für den Wintertourismus sind aber nicht die mittleren Bedingungen relevant, da die Schneesicherheit möglichst jeden Winter gewährleistet werden soll. Daher spielt die interannuale Variabilität eine wesentliche Rolle. In Abbildung 57: ist in einer „Box and Whiskers“ Darstellung diese Variabilität der natürlichen Schneedecke von 30 cm dargestellt. Bei der „Box and Whiskers“ Darstellung befinden sich 50 Prozent aller Daten im Wertebereich der Box (Grenzen 20er bzw 80er Perzentile), innerhalb der Querstriche 90 Prozent (Grenzen 5er bzw. 95er Perzentile), die Kreuze markieren die Extreme und die rote Line markiert den Median. Zusätzlich wird das arithmetische Mittel als Zahl dazugeschrieben. Für Semmering Ort ergibt sich, dass in der Hälfte aller Jahre weniger als 16 Tage Klimastudie Niederösterreich Seite 344 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 72 vorkommen, in 5 Prozent aller Jahre werden die 30 cm gar nie erreicht, aber eben so oft gibt es mehr als 75 derartige Tage und beim Maximum erreichen alle Tage diesen Grenzwert. Bei der Bergstation hingegen liegt der Median schon über 40 Tagen und im Maximum werden an jedem Tag im Winter die 30 cm überschritten. Es hat aber zumindest auch ein Jahr gegeben, wo weniger als 20 Tage erreicht wurden. Abbildung 57: Anzahl an Tagen mit einer natürlichen Schneedecke von mindestens 30 cm in den drei Höhenlagen im Winter (Dezember, Januar und Februar). Im Gegensatz zur natürlichen Schneelage zeigen die möglichen Beschneiungsstunden keine derart klare Seehöhenabhängigkeit. Dies liegt daran, dass bei Niederschlag meist eine gute Durchmischung und damit nahezu feuchtadiabatische Verhältnisse herrschen. Für die Beschneiungszeiten kommen aber auch die stabil geschichteten Hochdrucklagen in Frage und hier stellen sich in den Alpinen Tälern im Winter Inversionswetterlagen ein. In Abbildung 58: sind die mittleren Monatssummen an Beschneiungsstunden für den Schwellwert -4 °C für die 2 Höhenstufen dargestellt. Es zeigt sich, dass im Passbereich im Dezember dieselben Beschneiungsverhältnisse herrschen wie an der Bergstation. Klimastudie Niederösterreich Seite 345 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 73 Abbildung 58: Median der Beschneiungsstunden für die Klimaperiode 1976-2005. Median der Bescheiungsstunden für die Klimaperiode 1977-2006 und den Schwellwert -4 °C 700 Semmering Hirschenkogel Beschneiungsstunden 600 500 400 300 200 100 0 11 12 1 2 3 4 Monat Die unterstellten lokalen Klimaszenarien wirken sich sowohl auf die natürliche Schneedecke, als auch auf das Potenzial für die künstliche Beschneiung aus. Speziell im Früh- und Hochwinter führt die Erwärmung zu einer doch erheblichen Reduktion an Tagen mit einer Schneedecke von mindestens 30 cm vor allem bei der Bergstation. Bereits bis 2020 werden im Passbereich im Mittel überhaupt keine Tage mit einer Schneedecke von 30 cm vorkommen und 2050 auch keine mehr mit mehr als 5 cm. Die Auswirkungen auf die potenziellen Beschneiungsstunden sind in Abbildung 59: für beide Seehöhenbereiche für die Beschneiung ab einer Grenztemperatur von –4 °C und 4 Stunden Reaktionszeit für den besonders kritischen Zeitraum der Grundbeschneiung (Zeitraum 1. November bis 31. Dezember) zusammengefasst. Für diesen Zeitraum sind die mittleren Bedingungen am Pass und an der Bergstation etwa gleich gut mit etwa 400 Stunden derzeit, bis 2020 sinken diese auf rund 270 Stunden und bis 2050 sogar bis unter 200 Stunden. Bei einem derzeitigen Bedarf an etwa 200 Stunden für die Durchführung einer Grundbeschneiung ergeben sich bis 2020 noch keine Probleme in mittleren Jahren. Die 5er Perzentile, also ein Ereignis das alle 20 Jahre vorkommt, liegt an der Passhöhe derzeit bei 150 Stunden, 2020 bereits knapp unter 100 und sie beträgt 2050 nur noch etwa 50 Stunden. Dies bedeutet, dass man mit der derzeitigen Beschneiungstechnologie bereits heute in Extremjahren Schwierigkeiten hat. Klimastudie Niederösterreich Seite 346 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus Abbildung 59: Beschneiungsstunden im Frühwinter (November und Dezember) an den beiden Standorten im Zeitraum 1976-2005. Abbildung 60: Beschneiungsstunden im Frühwinter (November und Dezember) an den beiden Standorten im Zeitraum 2006-2035, Szenario. Klimastudie Niederösterreich Seite 347 74 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 75 Abbildung 61: Beschneiungsstunden im Frühwinter (November und Dezember) an den beiden Standorten im Zeitraum 2035-2065, Szenario. Neben der Reduktion der potenziellen Beschneiungsstunden wird durch die Erwärmung natürlich auch die Schneeschmelze erhöht. In Abbildung 62: sind die Szenarien für die potenzielle Schneeschmelze in mm Wasserräquivalent für den Mittelstationsbereich zusammengefasst. Derzeit muss man in mittleren Jahren mit einer Abschmelzung von rund 200 mm im Winter (DJF) rechnen. Bis 2020 wird dies auf etwa 250 mm ansteigen und bis 2050 sogar bei über 330 mm sein. Dies bedeutet, dass um 2050 mehr als zwei Grundbeschneiungen während des Winters wegschmelzen. Abbildung 62: Semmering: Szenarien der potenziellen Schneeschmelze am Semmering Pass für die Wintermonate Dezember, Jänner und Februar. SEMMERING PASS: Potenzielle Schneeschmelze im Winter (DJF) 500 450 Heute 2020 2050 Wasseräquivalent [mm] 400 350 300 250 200 150 100 50 0 Median 5 jährig 20 jährig Periode Klimastudie Niederösterreich Seite 348 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 76 Mit der angenommenen Schlagkraft der eingesetzten Beschneiungstechnologie am Semmering konnte direkt der Ausfall an Skierdays berechnet werden. In Abbildung 63: sind die Saisonergebnisse (DJF) dieser Ausfälle, aufgeschlüsselt nach der Ursache dargestellt. In mittleren Jahren muss man derzeit mit etwa 2 Wochen an Ausfällen im Hochwinter rechnen, um 2020 sind es schon mehr als 3 Wochen und 2050 sind es schon 5 Wochen. Derzeit sind die Ausfälle trotz Beschneiung mehr als zur Hälfte auf Regen zurückzuführen, 2020 ist bereits mit etwa 2 Wochen und 2050 sogar schon 4 Wochen Ausfall wegen Schneemangel zu rechnen. Alle fünf Jahre (Abbildung 64: Mitte) muss man auch derzeit schon mit etwa 18 Tagen Ausfall an Skierdays wegen Schneemangel trotz Beschneiung rechnen. Dies erhöht sich bis 2020 auf 33 Tage und 2050 auf 65 Tage. Damit muss man zur Jahrhundertmitte alle 5 Jahre damit rechnen, dass 2 von 3 Tagen im Winter wegen Schneemangels trotz Beschneiung ausfallen. Bei zwanzigjährigen Ereignissen muss man schon derzeit mit einem Ausfall von etwas mehr als 30 Tagen rechnen, 2020 sind es schon über 50 Tage und 2050 fallen alle Tage aus. Abbildung 63: Szenarien der Ausfälle an Skierdays für drei Wiederkehrswahrscheinlichkeiten und differenziert nach Ursache des Ausfalls: Median SEMMERING PASS: Median der Ausfälle an Skierdays im Winter (DJF), differenziert nach Regen bzw. Schneemangel, heute und Szenarios (Grenzwert -4 °C) 90 Heute 2020 2050 80 Anzahl an Skierdays 70 60 50 40 30 20 10 0 Gesamt Regen Ausfallsursache Klimastudie Niederösterreich Seite 349 Schnee Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 77 Abbildung 64: Szenarien der Ausfälle an Skierdays für drei Wiederkehrswahrscheinlichkeiten und differenziert nach Ursache des Ausfalls. 5 jähriges Ereignis. SEMMERING PASS: Ausfälle an Skierdays im Winter (DJF) mit denen man alle 5 Jahre rechnen muß, differenziert nach Regen bzw. Schneemangel, heute und Szenarios (Grenzwert -4 °C). 90 Heute 2020 2050 80 Anzahl an Skierdays 70 60 50 40 30 20 10 0 Gesamt Regen Schnee Ausfallsursache Abbildung 65: Szenarien der Ausfälle an Skierdays für drei Wiederkehrswahrscheinlichkeiten und differenziert nach Ursache des Ausfalls. 20 jähriges Ereignis. SEMMERING PASS: Ausfälle an Skierdays im Winter (DJF) mit denen man alle 20 Jahre rechnen muß, differenziert nach Regen bzw. Schneemangel, heute und Szenarios (Grenzwert -4 °C). 90 Heute 2020 2050 80 Anzahl an Skierdays 70 60 50 40 30 20 10 0 Gesamt Regen Schnee Ausfallsursache 6.2.3 Möglichkeiten der Beschneiungstechnologie Erst die künstliche Beschneiung erlaubt es fast allen alpinen Skigebieten eine einigermaßen sichere Öffnung der Skipisten für den gesamten Winter zu garantieren. Ohne künstliche Beschneiung würde die hohe interannuale Variabilität des Winterwetters im Alpenraum Klimastudie Niederösterreich Seite 350 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 78 keinen permanenten Betrieb speziell im Frühwinter erlauben. Wie viel an zusätzlichen Skierdays eine Beschneiungsanlage bringt hängt von zwei Faktoren ab: • Schlagkraft (Anzahl der Schneekanonen, Leistung der Pumpen, Reaktionszeit, ...) • Grenztemperatur In Abbildung 66: sind die Ergebnisse für Semmering bei einer Umstellung der derzeitigen Beschneiungstechnologie, die erst bei –4 °C optimal beschneien kann, hin zu einer Technologie, welche dies bereits bei – 1 °C kann. Dies entspricht etwa dem Umstieg auf Zusatzstoffe bei der Beschneiung. Unter heutigen Bedingungen führt dieser Umstieg sowohl bei mittleren als auch bei schlechten Jahren zu einem Anstieg der Beschneiungsstunden von etwa 350 Stunden. Um 2020 sind es in mittleren Jahren immer noch mehr als 300 Jahre bei schlechten Jahren jedoch nur mehr knapp über 200 Stunden. 2050 sind die Gewinne sehr ähnlich wie um 2020. Damit reichen schon fast die zusätzlich gewonnenen Beschneiungsstunden aus, um eine Grundbeschneiung durchführen zu können. Abbildung 66: Szenarien der Ausfälle an Skierdays für drei Wiederkehrswahrscheinlichkeiten und differenziert nach Ursache des Ausfalls. 20 jähriges Ereignis. SEMMERING PASS: Gewinn von Beschneiungsstunden im NOV/DEZ für das heutige Klima und Szenarien bei Übergang von -4°C zu -1°C 400 Median 5 jährig 20 jährig Beschneiungsstunden 350 300 250 200 150 100 50 0 Heute 2020 2050 Periode 6.2.4 Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Wintersportregionen in Niederösterreich Um exakte Aussagen über ein Skigebiet treffen zu können, müssen explizite Analysen mit lokalen Beobachtungsdaten durchgeführt werden, da etwa die Niederschlagsbedingungen durch lokale Staueffekte sehr unterschiedlich sein können. Natürlich beeinflusst auch die Klimastudie Niederösterreich Seite 351 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 79 Seehöhenerstreckung des Skigebietes sehr stark die Schneesicherheit und das Potenzial für die Schneeproduktion. Dennoch können einige der in Semmering abgeleiteten Ergebnisse auf die anderen Skigebiete in Niederösterreich übertragen werden. Die sehr günstigen Temperaturbedingungen für die künstliche Beschneiung sind großteils in ganz Niederösterreich zu finden, da der kontinentale Einfluss das gesamte Bundesland betrifft. Im Waldviertel dürften die Bedingungen sogar noch eine Spur günstiger sein, hingegen dürften sich die Bedingungen entlang der Alpen gegen Westen hin leicht verschlechtern. Weiters herrschen in ganz Niederösterreich ähnliche Temperaturverhältnisse bei Niederschlag. Besonders ergiebige Niederschläge fallen im Winter in Niederösterreich bei einer Anströmrichtung aus Norden. Hierbei werden feuchte Luftmassen von der Nordsee herangeführt. Diese sind in der Regel recht kalt. Daher liegt auch die Schneefallgrenze bei derartigen Niederschlägen sehr tief. Diese Wetterlagen sind nicht so häufig wie atlantische Fronten, daher fällt zwar weniger Niederschlag als in den atlantisch beeinflussten Regionen, dafür fällt ein hoher Anteil des Niederschlages im Winter in Form von Schnee. Auch hier zeigt sich entlang der Alpen ein leichter Ost/West Gradient, da der atlantische Einfluss gegen Westen hin zunimmt. Zusammenfassend kann man sagen, dass für die Skigebiete im Raum Semmering/Wechsel sehr ähnliche Bedingungen herrschen wie direkt in Semmering. In den Skigebieten im Mostviertel sind die Beschneiungsbedingungen etwas schlechter, dafür gibt es höhere Winterniederschläge und damit mehr Naturschnee in höheren Lagen. Im Waldviertel wiederum sind die Niederschlagsbedingungen ähnlich wie am Semmering und das Beschneiungspotenzial etwas höher. 6.3 SCHLUSSFOLGERUNGEN FÜR DIE CASE STUDY REGION Die Clusteranalyse 1 weist die Gemeinde Semmering in der Gruppe „Top Winter“ aus und das Skigebiet ist auch von der Liftinfrastruktur zu recht dort zugeordnet: es verfügt über die vierthöchste Transportleistung im Land, auch liegt der Nächtigungsschwerpunkt (54%) zumindest leicht im Winter. Aufgrund der relativ niedrigen Lage auch der Bergstation sowie der ökonomischen Abhängigkeit vom Tourismus (vgl. Clusteranalyse 2) ist zunächst dem Befund einer relativ hohen Vulnerabilität in Hinblick auf Klimawandel zuzustimmen. Diese Beobachtung ist aber aufgrund der detaillierteren klimatologischen Untersuchungen zu relativieren. Vergleicht man die Anzahl an - mit verbesserter Technologie auch im Jahre 2050 noch erzielbaren - Beschneiungsstunden mit jenen anderer Schigebiete in durchaus inneralpiner Lage, so muss von einem leichten Vorteil des Semmeringgebietes gesprochen werden. Darüber hinaus ist aber auch anzumerken, dass sich das Schicksal des Semmeringgebietes insgesamt nicht auf den Erfolg des Schigebietes reduzieren lässt. Zwar haben die Nächtigungen im Winter jene im Sommer in den späten 90er Jahren überholt, insgesamt aber ist die Marke Semmering doch sehr stark mit den Inhalten der klassischen Klimastudie Niederösterreich Seite 352 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 80 Sommerfrische aufgeladen, der ja gerade im Kontext der steigenden Sommertemperaturen in den Ballungsräume neue Chancen prognostiziert werden können. Genau diese relativ gleichmäßige Jahresauslastung wird für die Region auch notwendig sein: Denn die meteorologische Möglichkeit der Beschneiung ist zwar ein Pluspunkt für die Region, die hohen Kosten dieser Betriebsform sind aber tendenziell dennoch nur in großen Wintersportgebieten über Skaleneffekte langfristig finanzierbar. Die mittel- bis langfristige Prosperität der Tourismusregion Semmering wird also sehr wesentlich auch davon abhängen, ob es gelingt, die Sommersaison entsprechend zu attraktivieren und damit eine breitere Nächtigungsbasis zur Verfügung zu haben, auf welche die Modelle einer Kostenteilung der hohen Beschneiungskosten im Winter aufsetzen können. Die Attraktivität des Semmering kann aber nicht ohne jene der Gesamtdestination, für welche die Gemeinde sicher ein wesentliches Flaggschiff darstellt, gesteigert werden, weshalb hier noch ein kurzer Ausblick auf die gesamte Destination gegeben werden soll. Die Destination „Wiener Alpen in NÖ“ umfasst eine Vielzahl von Gemeinden (darunter auch etliche ohne nennenswerten Tourismus), die – mit wenigen Ausnahmen – von Ausflugstourismus (sowie von Zweitwohnungsurlaubern) geprägt sind. Bei den Ganzjahresgemeinden finden sich einige Skigebiete von regionaler Bedeutung, die in den vergangenen Jahren aufgrund der Ostöffnung nun auch die neuen Märkte (v.a. Ungarn und Slowakei) erfolgreich ansprechen können. Diese Markterschließung hat in den vergangenen Jahren die notwendige Modernisierung (Erneuerung alter Anlagen; technische Beschneiung) erleichtert, so dass hier ein durchaus dynamischer Erneuerungsprozess in Gang gesetzt werden konnte. Zu diesen Traditionsorten mit Schigebieten mittlerer Größenordnung zählen neben der Gemeinde Semmering v.a. auch Mönichkirchen und St. Corona/Wechsel. Diese Schigebiete sind aufgrund ihrer geringen Höhenlage zwar verwundbar, profitieren klimatisch aber von ihrer Lage am Alpenostrand (Einflussbereich osteuropäischer Kältehochs, die in fast jedem Winter längere durchgehende Beschneiungsperioden ermöglichen). Ein Destinationsprofil, das auf eine Neudefinition der klassischen Sommerfrische und als relativ weit in den Osten vorgeschobener und sehr gut erreichbarer Posten alpiner „Schneekompetenz“ setzt, gibt demnach Hoffnung, dass eine auf den ersten Blick relativ hohe wirtschaftliche Verwundbarkeit mit einiger Anstrengung in einen Erfolg umgewandelt werden kann. Klimastudie Niederösterreich Seite 353 Klimaprojekt Niederösterreich – Vulnerabilität des Wintertourismus 81 7 Bibliographie Abegg B., 1996: Klimaänderung und Tourismus? Klimafolgenforschung am Beispiel des Wintertourismus in den Schweizer Alpen. Schlussbericht NFP 31. vdf Zuerich. Amt der NÖ Landesregierung, Abteilung für Wirtschaft, Tourismus und Technologie. Kursbuch Tourismus 2010. Backhaus, K., B. Erichson, W. Plinke und R. Weiber, 2000: Multivariate Analysemethoden. 9. Auflage. Berlin: Springer. BMVIT, 2003: Eisenbahn- und Seilbahnstatistik der Republik Österreich für den Berichtszeitraum 2001/2002. 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