Nachhol‐Klausur Makroökonomik B Prof. Dr. Klaus Adam 13.2.2009 (VL Herbstsemester 2008) Wichtig: (1) Erlaubte Hilfsmittel: Nichtprogrammierbarer Taschenrechner, ausländische Studierende zusätzlich ein Wörterbuch nach vorheriger Überprüfung durch die Klausuraufsicht. (2) Übertragen sie Ihre Antworten auf den beiliegenden Antwortzettel, sobald sie sicher sind welche Antwort sie geben möchten. Grundlage der Benotung ist lediglich ihr Antwortzettel! (3) Sie haben 120 Minuten Zeit und können eine Maximalpunktzahl von 120 erreichen. Viel Glück! Aufgabe 1 (Verschiedenes), 14 Punkte a) Wieso ist die Staatsquote so viel höher als der Staatskonsum? (Verbale Beschreibung in Form eines Satzes genügt. Sie brauchen wirklich nur einen Satz!) (3P) b) Welchen Wert hat ungefähr das Nettofinanzvermögen aller Wirtschaftssubjekte der Europäischen Union (in Euro). Nehmen Sie dabei an die Europäische Union sei eine geschlossene Volkswirtschaft. (Als Antwort geben sie bitte eine Zahl an sowie eine verbale Begründung in Form eines Satzes. Sie brauchen wirklich nur einen Satz!) (3P) c) Wie hoch ist ‐ grob geschätzt ‐ die Summe der Exporte und Importe der Bundesrepublik Deutschland im Verhältnis zum gesamten Bruttoinlandsprodukt? (3P) d) Eine Anleihe wird in einem Jahr fällig und zahlt dann den Nominalwert von 100€ zurück und ein Zinskoupon von 4%. Nehmen Sie an die einjährigen Marktzinsen alternativer Anlageformen betragen 0%. Welchen Wert sollte die Anleihe gemäß einfacher Arbitrageüberlegungen dann heute haben? (3P) Beantworten Sie folgende Fragen mit ‚Wahr‘ oder ‚Falsch‘: e) Beim Bargeld handelt es sich um eine Stromgröße. (1P) f) Bei einer kontraktiven Offenmarktoperation vermindert die Zentralbank den Bestand an ausstehenden Wertpapieren. (1P) Musterlösung Aufgabe 1, a) Weil die Staatsquote auch die monetären Transferleistungen erfasst. b) Null. Jeder Finanzforderung steht eine entsprechende Verbindlichkeit gegenüber. c) d) e) f) 75%, alles zwischen 50 und 100% gibt volle Punktzahl. 104€ Falsch. Falsch. Aufgabe 2 (Der Geldmengenmultiplikator), 31 Punkte Nehmen Sie an die private Geldnachfrage sei gegeben durch Md = (P Y)/i wobei Md die Nachfrage nach Bargeld und Sichteinlagen, P das Preisniveau, und i den Nominalzins bezeichne. Nehmen Sie zusätzlich an, dass die privaten Haushalte einen Anteil 0<c<1 ihrer Geldes in Form von Bargeld halten möchten und einen Anteil (1‐c) in Form von Sichteinlagen. Nehmen Sie an, dass die Banken einen Anteil 0<θ<1 ihrer Sichteinlagen als Reserven in Form von Zentralbank‐Buchgeld halten müssen. Das gesamte Geldangebot seitens der Zentralbank (Bargeld + Buchgeld) sei gegeben durch H. Nehmen Sie die Variablen P,Y,c,θ,H als exogen an. a) Drücken Sie Bargeldnachfrage der privaten Haushalte als Funktion der exogenen Variablen aus. (3P) b) Drücken Sie die Zentralbankbuchgeldnachfrage als Funktion der exogenen Variablen aus. (3P) c) Benutzen Sie die Gleichgewichtsbedingung für den Zentralbankgeldmarkt und bestimmen Sie den gleichgewichtigen Zins (Leiten Sie einen Ausdruck der Form i = …. her) (5P) d) Wie hoch ist der Geldschöpfungsmultiplikator in einem System mit 100%iger Reservedeckung (θ=1)? (5P) e) Benutzen Sie Ihre Antwort aus c): Nehmen Sie an, dass das nominale Einkommen jedes Jahr um 5% ansteigt. Welcher jährliche Anstieg an Zentralbankgeld ist notwendig, um das gleichgewichtige Zinsniveau unverändert zu lassen? Welchen Einfluss hat dabei die Höhe der Reservehaltung θ? (Jeweils ein Satz als Antwort genügt!) (5P) f) Benutzen Sie nun Ihre Antwort aus c): Nehmen Sie an, dass die Präferenz für Bargeldhaltung in Folge einer Finanzkrise plötzlich nach oben geht (der Parameter c steigt an). Welchen Einfluss hat dies bei unveränderter Zentralbankgeldmenge H auf den gleichgewichtigen Zins? Leiten Sie die Ableitung di/dc her. (Die Ableitung und ein Satz als Antwort genügen!) (5P) g) Sind die Zinsauswirkungen in Antwort e) stärker oder schwächer aus wenn die Reservehaltung der Banken niedriger ist (d.h. wenn θ geringer ist)? Leiten sie die Ableitung (d2i)/(dc dθ) her. (Die Ableitung und ein Satz als Antwort genügen!) (5P) Musterlösung Aufgabe 2 a) Bargeldnachfrage ist (cPY)/i b) Zentralbankbuchgeldnachfrage ist (θ(1‐c)PY)/i c) i = (cPY+θ(1‐c)PY)/H d) Der Multiplikator ist 1/(c+θ(1‐c)) und somit für θ=1 gleich 1. e) H muss dann auch um 5% pro Jahr steigen. Die Reservehaltung hat kein Einfluss. f) di/dc=PY(1‐θ) >0 somit steigt der der Zins an. g) (d2i)/(dcdθ)=‐PY <0 somit steigen die Zinsauswirkungen mit geringerer Reservehaltung. Aufgabe 3 (AS‐AD Modell), 51 Punkte Betrachten Sie das folgende vereinfachte Modell einer Volkswirtschaft: AD: Y = A + G + M ‐P AS: P = Pe + Y ‐ Yn wobei Y die volkswirtschaftliche Produktion, A autonome Nachfragekomponenten, G die Staatsausgaben, M die Geldmenge, P das Preisniveau, Pe das erwartete Preisniveau und Yn das natürliche Produktionsniveau bezeichnen. Nehmen sie an, die Werte der fiskalpolitischen und monetären Politikvariablen seien gegeben durch M0>0 und G0>0 und der Wert der autonomen Nachfrage beträgt A0>0 wobei Yn < A0 + G0 + M0. a) Welches mittelfristige Preis‐ und Produktionsniveau (P0,Y0) erreicht die Volkswirtschaft mit dem Politikmix (M0,G0) und einer autonomen Nachfrage von A0? Drücken Sie das Ergebnis aus als Funktion der exogenen Variablen Yn ,A0 ,G0 und M0. (5P) b) Nehmen Sie an, die Volkswirtschaft startet im mittelfristigen Gleichgewicht von a) aber gerät in eine Krise in welcher die autonome Nachfrage für eine kurze Zeit plötzlich auf einen Wert A1 < A0 fällt. Was geschieht mit Produktion und Preisniveau in der kurzen Frist, wenn die Preiserwartungen der Wirtschaftsakteure unverändert gegeben sind durch Pe=P0 und die Politik nicht gegensteuert, d.h., ebenfalls unverändert gegeben ist durch (M0,G0)? Berechnen Sie das neue Gleichgewicht (P1,Y1). (10P) c) Ist P1 größer oder kleiner als P0? Ist Y1 größer oder kleiner als Y0? (5P) Hinweis: Teilaufgaben b) und c) brauchen Sie für folgende Teilaufgaben nicht gelöst haben: d) Bestimmen Sie mathematisch die notwendige Geldmenge M1, die die Preis‐ und Produktionseffekte von b) vollständig eliminieren. Nehmen sie dabei an, dass die Fiskalpolitik unverändert gegeben ist durch G0. Ist M1 größer oder kleiner als M0? (5P) e) Bestimmen Sie mathematisch die notwendige Fiskalpolitik G1, die die Preis‐ und Produktionseffekte von b) verhindern. Nehmen sie dabei an, dass die Geldpolitik unverändert gegeben ist durch M0. Ist G1 größer oder kleiner als G0? (5P) f) Was geschieht mit Produktion und Preisniveau in der kurzen Frist im Vergleich zum ursprünglichen mittelfristigen Gleichgewicht (Y0,P0), wenn die Geldpolitik in d) übersteuert, d.h. M > M1 wählt? Argumentieren Sie dabei verbal mit Hilfe der AS‐AD Kurven. (2 Sätze genügen!). (5P) g) Nehmen Sie nun an die Ökonomie befindet sich am Anfang wieder im ursprünglichen mittelfristigen Gleichgewicht (P0,Y0) von Teilaufgabe a) wobei A=A0. Betrachten Sie nun den Fall in dem die volkswirtschaftliche Krise ausgelöst wird von einem Einbruch des natürlichen Produktionsniveaus, d.h., das neue natürliche Produktionsniveau fällt auf einen Wert Yn1 < Yn. Was kann die Geld oder Fiskalpolitk in der mittleren Frist tun, um die Produktion zu stabilisieren? Begründen Sie Ihre Antwort. (Ein Satz für die Antwort und 1 Satz zur Begründung genügen!) (6P) h) Nun nehmen Sie an, die ökonomische Krise sei ausgelöst durch eine Reduktion des natürlichen Produktionsniveaus, wie in Teilaufgabe g) beschrieben. Die Geldpolitik nimmt jedoch fälschlicherweise an, dass die Krise auf einen Rückgang der autonomen Nachfrage zurückgeht und reagiert wie in Teilaufgabe d) beschrieben. Was geschieht mittelfristig mit dem Preisniveau und der Produktion im Vergleich zur Ausgangssituation? (Beschreiben Sie verbal die Effekte in 2 Sätzen. Sie müssen nichts rechnen!). (10P) Musterlösung Aufgabe 3 a) Y0 = Yn und P0 = A0 + G0 + M0 ‐ Yn b) Y1 = (A1‐A0)/2 + Yn und P1 = (A1+A0)/2 + G0 + M0 ‐ Yn c) Y1 < Y0 und P1 < P0 d) M1 = M0 + A0 – A1; M1 > M0 e) G1 = G0 + A0 – A1 G1 > G0 f) Die Geldpolitik hält dann die AD Kurve nicht konstant sondern schiebt sie weiter nach rechts. Dadurch steigen Preisniveau und Produktion beide über ihre Anfangswerte hinaus. g) In der mittleren Frist sind Geld und Fiskalpolitik machtlos und können die Produktion nicht stabilisieren. Dies ist so weil die AS Kurve in der mittleren Frist, d.h. für P=Pe, impliziert dass Y = Yn1. h) Mittelfristig fällt die Produktion auf Y = Yn1 < Yn (Begründung: siehe Antwort auf vorherige Frage) während das Preisniveau ansteigt auf P > P0. Letzteres ist das Resultat der Rechtsverschiebung der AD Kurve und der Linksverschiebung der AS Kurve. Aufgabe 4 (Phillipskurve), 22 Punkte Betrachten Sie die Phillipskurve aus der Vorlesung Π = Πe + μ +z ‐ αu wobei α>0 ein fester Parameter ist und Π die Inflationsrate, Πe die erwartete Inflationsrate, u die Arbeitslosenrate bezeichnet. Der Parameter μ>0 erfasst die Marktmacht der Unternehmen in den Produktmärkten und z>0 die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer/Gewerkschaften in den Arbeitsmärkten. a) Nehmen Sie an, die Inflation und die Inflationserwartungen sind anfänglich bei Null. Welche Arbeitslosenrate stellt sich gemäß der Phillipskurve ein? (4P) b) Nehmen Sie nun an die Zentralbank glaubt, dass die Inflationserwartungen in der Ökonomie fix gegeben und gleich Null sind. Zudem glaubt die Zentralbank, dass die Phillipskurve die Alternativen zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit zuverlässig beschreibt. Wenn die Zentralbank unter dieser Annahme die Zielfunktion –(Πt)2 – (ut)2 zu maximieren versucht, welche Inflationsrate Π* würde Sie dann wählen? Ist Π* größer oder kleiner oder gleich Null? (6P) c) Nehmen Sie nun an die Zentralbank glaubt, dass die Inflationserwartungen in der Ökonomie fix gegeben aber nun gleich Πe sind. Wiederum glaubt die Zentralbank, dass die Phillipskurve die Alternativen zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit zuverlässig beschreibt. Wenn die Zentralbank unter dieser Annahme die Zielfunktion –(Πt)2 – (ut)2 zu maximieren versucht, welche Inflationsrate Π* würde Sie dann wählen? (6P) d) In der Teilaufgabe c): für welchen Wert von Πe gilt, dass Π*=Πe , d.h. sind die Erwartungen des privaten Sektors rational? (6P) Musterlösung Aufgabe 4 a) ut = (μ+z)/α b) Π*= (μ+z)/(1+α2)>0 c) Π*= (Πe +μ+z)/(1+α2) d) Πe = (μ+z)/α2