Das Meeresreservat Cabo de Gata. In den trockenen Gegenden im Südosten der Iberischen Halbinsel stößt man zwischen Dünen und Marschland gelegentlich auf hypnotische Oasen voller Leben. Zum Meer hin, soweit das Auge reicht, Wind und Wellen, die sich als Bildhauer an der wundervollen vulkanischen Steilküste des Cabo de Gata versuchen. Am Fuß des Leuchtturms verstecken sich verführerische Sirenengesänge zwischen Spalten und Aushöhlungen in dieser schroffen und magischen Küste Almerías. Unter der Wasseroberfläche zeigt sich der Meeresgrund in Harmonie. Grüne Wiesen der Posidonia oceanica, weitläufige Sandböden und schlanke Felsformationen geben diesem komplexen Ökosystem seine Form. Die große Vielfalt von Arten, Lebensräumen und Landschaften bereichert das Meeresreservat Cabo de Gata-Níjar, das für die Fischindustrie von großem Interesse ist. Ein 4.613 Hektar großer Bereich, der seit 1995 dank einer Initiative der Abteilung für Meeresfischfang des Landwirtschaftsministeriums unter Schutz steht. Unzählige Fische verschiedener Größen und Farben finden hier einen geeigneten Ort zum Leben. Einige Arten streifen auf der Suche nach Nahrung durch das Küstengebiet, andere wollen sich in dem Halbdunkel verstecken und darauf warten, dass die Nacht hereinbricht oder dass eine unvorsichtige Beute in ihre Nähe kommt. Der Meeresgrund des Cabo de Gata gleicht einem Mosaik und ist ein idealer Ort, um Generation für Generation fortzubestehen. Genauso wie der felsige, mit verschiedenen Algen überzogen Grund bilden auch die Sandböden und Wiesen der Samenpflanzen eine große Zahl von Habitaten, die tausende ganz verschiedene Organismen beherbergen. Das Resultat ist ein komplexes und perfektes Flechtwerk, in dem die Arten im Gleichgewicht leben. Und jedes Eckchen unter Wasser hält eine Überraschung bereit: Langlebige Zylinderrosen mit langen und flinken Tentakeln, mit denen sie ihre Beute einfangen, und schöne rote Gorgonien, die aus zahlreichen Nesselkolonien gebildet werden. Auch die Algen übernehmen eine sehr wichtige Rolle. Ihre photosynthetische Aktivität ist nicht nur Lebensbasis, auch ist die Zahl von Formen und Größen der lichtliebenden Algen einer der Hauptgründe dafür, dass die Vielfalt der benthischen Lebensgemeinschaft in diesen geschützten Gewässern zunimmt. Stachelhäuter wie der Purpurstern, ein geschickter Jäger, oder Gruppen von violetten, in diesem Fall pflanzenfressenden Seeigeln, sind Beispiele für Organismen, die mit anderen konkurrieren, um einen Platz zu ergattern, an dem sie sich ernähren, verstecken und vermehren können. Das ist eine Vorstellung des Überlebenskampfes im lebendigen Mosaik, wie er jeden Tag in den Gewässern des Meeresreservats Cabo de Gata stattfindet.