MRE und deren Meldungen aus Sicht des ÖGD: Was hat sich 2013 getan, wie wird es weitergehen? 18. Dezember 2013 Jürgen Krahn – Gesundheitsamt der Stadt Darmstadt und des Landkreises Darmstadt-Dieburg Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Gesetzliche Meldegrundlagen Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg RKI 31.5.2009: Damit die Gesundheitsämter frühzeitig über besonders schwere Fälle von MRSA-Infektionen informiert werden und so schneller notwendige Maßnahmen ergreifen können, ist in Zukunft jeder Nachweis des Krankheitserregers MRSA aus Blut oder Hirnflüssigkeit von den medizinischen Untersuchungslaboratorien an die zuständigen Gesundheitsämter zu melden. IfSG ab 01.7.2009 § 7 Meldepflichtige Nachweise von Krankheitserregern (1) Namentlich ist bei folgenden Krankheitserregern, soweit nicht anders bestimmt, der direkte oder indirekte Nachweis zu melden, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen: Durch die Verordnung zur Anpassung der Meldepflicht gemäß § 7 IfSG wurde die Meldepflicht gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 1 IfSG auf den direkten Nachweis von MRSA in Blut oder in Liquor ausgedehnt. Darüber hinaus stellt das Gesundheitsamt gemäß § 25 Abs. 1 IfSG ggf. eigene Ermittlungen an. Gesetzliche Meldegrundlagen 2 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg IfSG § 6 5. … soweit nicht nach den Nummern 1 bis 4 meldepflichtig, das Auftreten a) einer bedrohlichen Krankheit oder b) von zwei oder mehr gleichartigen Erkrankungen, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird, wenn dies auf eine schwerwiegende Gefahr für die Allgemeinheit hinweist und Krankheitserreger als Ursache in Betracht kommen, die nicht in § 7 genannt sind. (3) Dem Gesundheitsamt ist unverzüglich das gehäufte Auftreten nosokomialer Infektionen, bei denen ein epidemischer Zusammenhang wahrscheinlich ist oder vermutet wird, als Ausbruch nichtnamentlich zu melden. Gesetzliche Meldegrundlagen 3 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Seit 29.11.2011 Verordnung über Meldepflicht gramnegativer Erreger mit erworbener Carbapenemresistenz: 1. Resistenz- und Materialkriterien: A) Jeder molekularbiologische Nachweis einer Carbapenemase bei gramnegativen Erregern aus allen Patientenmaterialien Der Carbapenemase-Typ (z. B. KPC-2, OXA-48, VIM-1, NDM-1) ist bei der Meldung anzugeben bzw. ggf. nachzumelden. Molekularbiologische Nachweise von Carbapenemase-Determinanten sind auch zu melden, wenn bereits eine Meldung aufgrund des Resistenzmusters (siehe Punkt 1.1b) erfolgte. Nachweise von Stämmen mit molekularbiologischem Nachweis einer Carbapenemase-Determinante sind auch dann zu melden, wenn die Definitionen für 3MRGN oder 4MRGN der KRINKO nicht erfüllt sind. b) Phänotypische Resistenznachweise (Kultur mit Antibiogramm) Nachweis aus Blut und Liquor von 4MRGN Pseudomonas aeruginosa. Nachweise aus allen Patientenmaterialien von 4MRGN Enterobacteriaceae. Nachweise aus allen Patientenmaterialien von 4MRGN Acinetobacter baumanniicomplex Es gelten die Definitionen der KRINKO! Gesetzliche Meldegrundlagen 4 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg 2. Zeitkriterien: a) Nachweise aus Blut und Liquor Nachweise aus Blut und Liquor eines 4MRGNPhänotyps von Pseudomonas aeruginosa, Enterobacteriaceae oder Acinetobacter baumanniicomplex sind immer zu melden, unabhängig von vorausgegangenen Meldungen aus anderen Materialien. b) Bei Nachweisen aus allen anderen Materialien Im Zusammenhang mit stationären Aufenthalten ist der Erstnachweis während des jeweiligen Krankenhausaufenthaltes zu melden. Bei ambulanten Behandlungen meldet das Labor den Erstnachweis. Gesetzliche Meldegrundlagen 5 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg 3. Weitere Hinweise: Die Meldung hat namentlich zu erfolgen und sollte neben den in § 9 Absatz 2 IfSG aufgeführten Inhalten (z.B. auch Gattungs- und Speziesname, Carbapenemase-Typ) das Antibiogramm beinhalten. Um Ausbruchsgeschehen frühzeitig zu erkennen und Infektketten unterbrechen zu können, ist entsprechend dem IfSG dem zuständigen Gesundheitsamt der Name der Einrichtung, in der der betroffene Patient behandelt wurde (des Einsenders) mitzuteilen. Ermittlungen Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Ermittlungen 2 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Ermittlungen GA DADI Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg • Name • Wohnort • Geburtsdatum • Klinik • Erreger • 3- oder 4-MRGN • Meldedatum • Datum Ermittlungsbogen • Rückmeldung NRZ • Bemerkungen Ermittlungen GA DADI 2 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Escherichia coli 4 MRGN 10.04.2013 10.04.2013 Carbapenem.TYP OXA48/ESBL Pseudomonas aeruginosa 4 MRGN 24.06.2013 25.06.2013 keine Carbapenemase 03.07.2013 Metallo-Betalaktamase TYP VIM-2 Pseudomonas species/fluorescens 03.07.2013 Carbapenemase OXA-23 Gruppe Acinetobacter baumannii 4 MRGN 25.07.2013 Escherichia coli + Pseudo.aerug. 3 MRGN 16.06.2013 22.07.2013 Pseudomonas aeruginosa 3 MRGN 09.10.2013 09.10.2013 Pseudom. aerug.+Esch.Coli 19.08.2013 keinen Erm. angef. Pseudomonas aeruginosa 14.01.2013 14.01.2013 02.01.2013 nicht n. Dillenb. gefaxt Pseudomonas aeruginosa keine Carbapenemase Ermittlungen GA DADI 3 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg 64 Fälle gemeldet davon 33 aus Da – Di und 31 Fälle aus anderen Landkreisen. Darmstadt-Dieburg: 33 gemeldet 15 davon ohne Carbapenemase und 6 wurden bestätigt. Andere GAs: 31 gemeldet 19 davon ohne Carbapenemase und 3 wurden bestätigt Ermittlungen GA DADI 4 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Carbapenemasen in DADI: Betalaktamase Typ QES-20 OXA-23 Gruppe OXA-48 x 2 OXA-72 Metallo-Betalaktamase TYP VIM-2 Bestätigungen jeweils durch das NRZ für Gramnegative Erreger, Abt. für medizinische Mikrobiologie der Ruhr-Uni in Bochum Ergebnisse in Hessen Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Ergebnisse in Hessen 2 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Ergebnisse in Hessen 3 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Ergebnisse D Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Entwicklung D Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Entwicklung der MRE in deutschen Krankenhäusern Quelle: Labor Limbach Europa Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg CDC Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg CDC 2 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg KPC Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg KPC 2 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Ausbruch von ESBL bildenden Klebsiella pneumoniae im Zentrum für Kinderheilkunde Klinikum Bremen Mitte im Jahr 2011 vorgelegt auf Bitte des Präsidenten des Senats der Freien Hansestadt Bremen I. Vorbemerkung Im Klinikum Bremen-Mitte wurden im Jahr 2011 bei 25 Kindern auf den Stationen 4027 und 4028 sog. ESBL bildende Keime Klebsiella pneumoniae nachgewiesen. Jedenfalls neun dieser Kinder entwickelten eine Sepsis mit einem Klebsiellen-Nachweis in der Blutkultur. Am 25. Juli 2011 starb ein in der 24. Schwangerschaftswoche geborenes Kind an einer Hirnblutung, in dessen Trachealsekret solche Keime nachgewiesen worden waren. Am 8. August 2011, am 16. Oktober 2011 und am 27. Oktober 2011 verstarben drei in der 26. und 27. Schwangerschaftswoche geborene Kinder infolge einer Sepsis (Blutvergiftung) mit ESBL bildenden Keimen Klebsiella pneumoniae. Wegen der genetischen Ähnlichkeit …… Acinetobacter Baumannii Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Deutlichen Anstieg der CarbapenemResistenz (Imipenem/Meropenem) in deutschen Krankenhäusern von 4,8 % im Jahr 2008 auf 9,3 % im Jahr 2012. Die Resistenzraten auf Intensivstationen liegen derzeit bei 15 %, im ambulanten Bereich bei 3 % In vielen Ländern, wie etwa in Griechenland oder Mexiko, sind bereits Resistenzraten von über 50 % gegenüber Carbapenemen beschrieben. Acinetobacter Baumannii 2 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Die Ursache der Carbapenem-Resistenz ist bei > 95 % der A. baumannii die Bildung einer Carbapenemase. Diese in vielen Varianten vorkommenden bakteriellen Enzyme hydrolysieren Carbapeneme sowie die meisten anderen Beta-Laktam-Antibiotika wie Penicilline, Cephalosporine und Aztreonam. Die Mehrheit der A. baumannii bildet verschiedene OXA-Carbapenemasen: OXA-58-Typ, OXA-24-Typ, OXA-23-Typ Acinetobacter Baumannii 3 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Das Übertragungspotenzial von A. baumannii in Krankenhäusern übersteigt nach neuesten Untersuchungen die Übertragbarkeit von Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA) deutlich. Schon länger ist bekannt, dass die Überlebensfähigkeit nach Austrocknung unter verschiedenen Acinetobacter-Isolaten sehr hoch ist, so dass insbesondere auch A. baumannii über Wochen hinweg auf unbelebten Materialen überleben kann. Acinetobacter Baumannii – ein Krankenhauskeim mit beunruhigendem Entwicklungspotenzial – RKI 8/2013 Screening – 1. Vorschlag Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg CPE-Screening Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Hochresistente Enterobakterien: Systematisches Screening ist notwendig: Vorbestehender Nachweis von CPE in der Anamnese, stattgehabter Kontakt zu CPE-Trägern, vorausgegangene medizinische Behandlung in Ländern mit hoher CPE-Prävalenz, Aufnahme auf eine Intensivstation, Organ- oder Stammzelltransplantation, Langliegerstatus (mehr als 14 Tage, führt zu repetitivem wöchentlichem Screening) oder Dialysepatient. DÄ 46/2013: Uniklinik Leipzig 103 Pat. betroffen, davon >30 verstorben Bis heute Stationen geschlossen CPE-Screening 2 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Übergreifendes Konzept zur Ausbruchskontrolle nötig: Die erfolgreiche Eindämmung und Beendigung des Leipziger KPC Ausbruchs, von dem bis Anfang 2013 insgesamt 103 Patienten betroffen waren, ist auf die konsequente Umsetzung eines übergreifenden Konzepts der Infektionskontrolle zurückzuführen: Systematisches PCR-basiertes Screening auf CPE bei der Krankenhausaufnahme, wiederholtes CPE-Screening bei längerem Krankenhausaufenthalt, strikte Isolation und Kohortierung von CPE-positiven Patienten beziehungsweise Kontaktpatienten mit spezieller Personalzuordnung, Optimierung des Gebrauchs von Breitspektrum-Antibiotika, insbesondere Carbapenemen (Antibiotic-Stewardship), konsequent praktizierte und kontrollierte Barrieremaßnahmen und lückenlose Compliance bei der Händehygiene. Ausblick Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Was bleibt ? Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Colistin o. ä. ??? Was bleibt ! Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg BfR 2011 Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Zum Schluss Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg Gibt es Fragen? Vielen Dank ! Kontakt Gesundheitsamt Darmstadt-Dieburg MRE-Netzwerk Südhessen: www.mre-netzwerk-suedhessen.de Tel.: 06151-3309-85 oder Ihr Gesundheitsamt Alle Mitglieder